| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 435 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Wilh. Lorenz's Patronenhülsen für schwere Geschütze.
                           Statt der bisherigen Kartuschbeutel fertigt W. Lorenz in
                              										Karlsruhe (* D. R. P. Kl. 72 Nr.
                                 										26123 vom 8. April 1883) für schwere Geschütze, z.B. für 8cm,4 Feldgeschütze, Patronenhülsen aus Metall, die
                              									entweder aus einem Stücke gezogen sind, wie dies auch anderwärts bereits geschehen
                              									ist, oder welche aus zwei Theilen, dem Hülsenmantel a
                              									und dem Bodenstulpen b (Fig. 11 bis
                              										14 Taf. 31), bestehen. Die Art der Zusammenfügung dieser beiden Theile,
                              									welche durch Anpressen oder durch Annieten. erfolgt, ist aus den Zeichnungen
                              									ersichtlich. Beim Abfeuern pressen die Pulvergase die Verbindungsstellen noch mehr
                              									zusammen, indem sie die Hülse ausdehnen und den Boden an den Verschluſstheil des
                              									Geschützes andrücken, wodurch auch ein gasdichter Abschluſs erzielt wird. Die
                              									vorspringenden Bodenränder e dienen zum Ansätze eines
                              									Mechanismus behufs Herausziehen der abgeschossenen Hülsen. Mit patentirt wurde die
                              									Herstellung der Hülsen aus einer beim Abfeuern schmelzenden Legirung. Deren Zweck
                              									ist nicht angegeben; vortheilhaft für das Geschütz, die Treffsicherheit und Wirkung
                              									dürfte sie kaum sein.
                           
                        
                           Benutzung inländischer und acclimatisirter Hölzer für
                              									Industriezwecke.
                           Es ist eine mehrfach festgestellte und beklagte Thatsache, daſs der gröſste Theil
                              									unserer Holzarbeiter auſser den landläufigen Hölzern (wie Fichte, Buche, ferner
                              									Nuſs, Eiche, Esche, Erle, Rothbuche u. dgl.) nur sehr selten andere einheimische
                              									Holzarten verwenden, dagegen mit besonderer Vorliebe zu auſsereuropäischen Hölzern
                              									greifen, welche, eine Zeitlang beachtet, dann ebenso schnell der Vergessenheit
                              									anheimfallen. Es ist nicht zu leugnen, daſs diese Vorliebe zum groſsen Theile auf
                              									den werthvollen Eigenschaften, namentlich aber auf dem oft prächtigen Farbenspiele
                              									der in heiſsen Klimaten erwachsenen Hölzer sich gründet, wodurch beim Publikum
                              									entschieden eine gröſsere Kauflust hervorgerufen wird; andererseits muſs aber
                              									erwähnt werden, daſs die Nichtbeachtung der heimischen Holzgattungen auch darin zu
                              									suchen ist, daſs viele Holz-Industrielle über die Eigenschaften und die
                              									Verwendbarkeit der Mehrzahl unserer Holzgewächse gar nicht unterrichtet sind. Zum
                              									Theile mag noch die Schuld am Holzhandel liegen, welcher auſser den genannten
                              									landläufigen Holzarten die anderen, weniger dem Massenverbrauche unterliegenden
                              									Gattungen in viel zu
                              									geringem Maise berücksichtigt. Die Forstwirthe werden von der Nachfrage beeinfluſst,
                              									daher denselben kein Vorwurf gemacht werden kann, obwohl sie für die industrielle
                              									Verwerthung minder begehrter Hölzer wenigstens vielfach Anregung bieten könnten.
                           In dieser Richtung fördert das Technologische Gewerbemuseum,
                                 										Section für Holzindustrie in Wien die Interessen der betreffenden Kreise in
                              									hervorragendem Maſse, wie u.a. die auf dessen Anregung ausgeführten Versuche über
                              									die Verwendung des Kastanienholzes als Schnitzstoff
                              									(vgl. dessen Mittheilungen, 1883 S. 90) lehren. Als
                              									weiteren Beweis, daſs es möglich ist, einheimische Holzarten in der geschilderten
                              									Weise zu verwerthen, führt A. W. Kubelka a. a. O. 1884
                              									S. 42 an. Es handelte sich hierbei um die weitere Einführung des sogen. Kleebaumholzes (Goldregen, Cytisus Laburnum L.), welches von Vielen gar nicht gekannt, von den
                              										„Wissenden“ aber in Wien – nur zu Stöcken und Pfeifenröhren – in geringen
                              									Mengen verarbeitet wird. Alle, denen Arbeiten aus diesem Holze vorgewiesen wurden,
                              									bezeichneten es als höchst wünschenswerth, daſs gröſsere Mengen dieses Rohstoffes
                              									auf den Markt kämen; Viele verlangten sofort Proben. Die Eigenschaften des
                              									Kleebaumholzes, besonders dessen schöne Farbe, Textur und Politurfähigkeit, machen
                              									es besonders für den Drechsler werthvoll; die daraus erzeugten Galanteriewaaren
                              									erscheinen sehr gefällig und dürften entschieden auch in weiteren Kreisen Beifall
                              									finden.
                           Bei dieser Gelegenheit sei noch auf ein gemeinverständlich geschriebenes, recht
                              									empfehlenswerthes Buch verwiesen: Die Technologie der
                                 										Drechslerkunst. Die Lehre von den Rohstoffen und deren Verarbeitung.
                              									Herausgegeben von der Handels- und Gewerbekammer für das Erzherzogthum Oesterreich
                              									unter der Enns. Bearbeitet in deren Auftrage von Prof. Eduard Hanausek. 312 S. in gr. 8. (Wien 1884. Karl
                                 										Gerold's Sohn.)
                           
                        
                           Lang's Drahtseile.
                           Nach Engineering, 1883 Bd. 36 S. 537 sollen Drahtseile,
                              									welche nach Lang's Vorschlage von G. Cradock und Comp. in Wakefield für Dampfpflüge und
                              									Bergwerksförderungen angefertigt werden, eine beträchtlich längere Dauer gezeigt
                              									haben als solche, welche in üblicher Weise hergestellt sind. Nach Lang werden die Litzen in gleichem Sinne, wie das Seil
                              									zugeschlagen, während man sonst dem Seile die entgegengesetzte Drehung der Litzen
                              									gibt. Durch diese Aenderung soll erreicht werden, daſs die der Abnutzung ausgesetzte
                              									Oberfläche der Drähte gröſser und so die Abnutzung selbst weniger schädlich
                              									wird.
                           
                        
                           Georg Miles' Querschneider für Papiermaschinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 252, S. 435
                              
                           Ein ganz neuer, eigentümlicher Papierschneider ist von Georg
                                 										Miles in Wellesley Hills, Mass. (Nordamerikanisches Patent Nr. 289923, vgl.
                              										Papierzeitung, 1884 S. 280) angegeben worden. Wie
                              									aus der nebenstehenden Abbildung hervorgeht, ähnelt dieser Papierschneider völlig
                              									einem Corliſs-Einlaſsventile. Das Papier S wird unter
                              									dem Fuſse E des Gehäuses A
                              									durch sine zugleich als Gegenhalter dienende Platte B
                              									hingeführt und im gegebenen Augenblicke durch einen aus der durch entsprechendes
                              									Verdrehen des Drehschiebers D freigegebenen schmalen
                              									Spalte b hervorquellenden Luftstrom an der scharfen
                              									Kante der Platte B plötzlich abgebrochen. Die
                              									erforderliche Preisluft von ziemlich hoher Spannung wird durch a herzugeleitet.
                           Dieselbe Einrichtung wird auch als Abschneideapparat für Rotationsdruckmaschinen
                              									empfohlen.
                           
                        
                           Beeman's Hohlschlüssel.
                           Um bei Rohr- oder Hohlschlüsseln das häufig vorkommende Versagen in Folge Verstopfung
                              									der Bohrung durch Schmutz des Schlüssels o. dgl. zu umgehen, schlägt Beeman im Engineer, 1884 Bd. 57 * S. 235 vor,
                              									die Höhlung bis in den Griff hinein ganz durchzuführen. Schmutztheilchen würden sich
                              									dann beim Gebrauche ganz von selbst hindurch schieben, und sollte sich je ein
                              									Pfropfen in der Bohrung festsetzen, so könnte er einfach hindurch gestoſsen werden,
                              									während bei unseren einseitig geschlossenen Schlüsseln die Entfernung des Schmutzes
                              									immer mühsam genug ist. Leider wird nicht angegeben, wie diese Schlüssel bei
                              									Massenfabrikation herzustellen sind; das Durchbohren würde bei einigermaſsen langen
                              									Schlüsseln doch recht kostspielig werden.
                           
                        
                           Die Ausmündung der Rauch- und Ventilationsrohre und deren
                              									Abdeckung.
                           In der Deutschen Bauzeitung, 1883 S. 174 ff.
                              									veröffentlicht Brüning (vgl. Saugkappe 1883 250 * 362) bemerkenswerthe Ergebnisse angestellter
                              									Versuche über das Verhalten verschiedener Schornsteinköpfe oder Luftsauger.
                           Zunächst fand Brüning bei den Untersuchungen über den
                              									Stoſs, daſs ein senkrecht auf eine Fläche treffender Strom auf der Rückseite
                              									derselben einen Strom in umgekehrter Richtung erzeugt und daſs im Allgemeinen die
                              									von dem Strome unmittelbar getroffene Fläche eines Körpers geringer ist als die
                              									indirekt, getroffene. Ferner untersuchte Verfasser die Einwirkung eines Luftstromes
                              									auf offene vertikale Röhren und fand, daſs horizontale und Unter-Winde in letzteren
                              									stets einen Zug hervorrufen, sobald der Luftstrom die Ausmündung trifft; ist
                              									letzteres nicht der Fall, so wird der Zug nur in geringem Maſse befördert. Bei
                              									Röhren, deren Ausmündungen nicht so hoch sind, daſs sie in dem direkten Strome des
                              									herrschenden Windes liegen, sondern etwa in der Verlängerung der vorderen Dachfläche
                              									oder etwas tiefer, können Zugstörungen eintreten; dagegen sind gegen solche
                              									diejenigen Röhren gesichert, welche an der First ausmünden und solche, welche, wenn
                              									sie in der Dachfläche liegen, verhältniſsmäſsig hoch sind. Abwärts gerichtete Winde
                              									erzeugen viel häufiger eine Benachtheiligung des Zuges eines Schornsteines oder
                              									Saugschlotes als horizontale oder aufwärts gerichtete Luftströme und zwar bei
                              									steilen Dächern in gröſserem Maſse als bei flachen; am ungünstigsten wirken solche
                              									Winde, wenn deren Richtung zur Dachfläche senkrecht steht, weil dann eine
                              									Verdichtung der Luft eintritt und die gepreiste Luft einen Ausweg durch das Rohr
                              									nach einem weniger verdichteten Räume sucht. Brüning
                              									fand ferner, daſs die von einem horizontalen Windstrome auf ein offenes Rohr
                              									ausgeübte Saugwirkung gröſser ist als die Wirkung der Mehrzahl der Sauger, welche
                              									als Schlotbekrönung zur Erhöhung des Zuges Verwendung finden.
                           Aus einer groſsen Zahl von Versuchen, welche mit 25 derartigen Schornsteinköpfen oder
                              									Luftsaugern an verschiedenen Dachformen ausgeführt wurden, folgert Brüning: 1) Ein offenes Rohr ist nur da anwendbar, wo
                              									dasselbe an oder durch die First und etwas über dieselbe hinaus geführt wird, für
                              									andere Lagen nur dann, wenn stark geneigte Abwinde nicht zu erwarten sind. 2) Wenn
                              									Windströmungen mit starken Neigungen zu erwarten sind, empfiehlt es sich, passende
                              									Rohraufsätze anzuwenden, ebenso wenn eine Vermehrung des Zuges beabsichtigt wird. 3)
                              									Die Saugkappen wirken am besten und gleichmäſsigsten, wenn sie hoch angebracht
                              									werden, so daſs der Einfluſs der Dachneigungen nicht mehr merkbar wird; sollen sie
                              									auf der dem Winde abgewendeten Seite angeordnet werden, so erhalten sie am
                              									vortheilhaftesten eine derartige Höhe, daſs sie in der Verlängerung der vorderen
                              									Dachfläche oder nur wenig tiefer liegen. – Bei diesen Schluſsfolgerungen ist jedoch
                              									angenommen, daſs die betreffenden Gebäude nicht in der Nähe höherer Gegenstände sich
                              									befinden, da jede Fläche, welche sich dem Winde entgegenstellt, eine Ablenkung
                              									desselben bewirkt; am nachtheiligsten wirken senkrechte oder überhängende Wände. Brüning folgert in dieser Richtung aus seinen Versuchen
                              									folgendes: 1) Je näher ein Rohr an einer senkrechten Wand steht, um so ungünstiger
                              									ist der Zug. 2) Je höher eine Wand ist, um so weiter muſs das Rohr abstehen. 3) Bei
                              									geringer Entfernung von der Wand muſs das Rohr im Verhältnisse höher geführt werden
                              									als bei gröſseren. 4) Die seitliche Ausdehnung der Wand ist weniger schädlich als
                              									diejenige nach oben. 5) Die Ausmündung des Rohres liege nicht tiefer zur
                              									Wandoberkante als die Hälfte der Entfernung von der Wand; bei gröſseren Weiten kann
                              									das Maſs auf ¾ vergröſsert werden. 6) Befinden sich an den Seiten gleich hohe Wände, so soll das Rohr
                              									besser oberhalb als unterhalb der Wandkanten ausmünden. 7) Liegen die Seitenwände
                              									weit aus einander, so ist die ungünstige Einwirkung geringer, als wenn sie nahe
                              									zusammen sind. Diese Folgerungen gelten für horizontale Windrichtung und senkrechte,
                              									normal zu letzterer stehende Wände. Bei Unter-Winden ändern sich diese Vorschriften
                              									nicht; für Ober-Winde können sie auch als gültig angenommen werden, wenn die
                              									Ausmündung des Rohres in solche Höhe gelegt ist, daſs ihre Entfernung an der durch
                              									die Wandoberkante zur Windrichtung parallel gezogenen Linie nicht gröſser als die
                              									halbe Entfernung des Rohres von der Wand ist.
                           Für die Anordnung mehrerer Rohre, welche neben einander durch die Dachfläche geführt
                              									werden müssen, empfiehlt Brüning, die Rohre zu
                              									vereinigen und das Sammelrohr mit einer Saugkappe zu bekrönen, wenn man für alle
                              									Fälle eine nahezu gleiche Wirkung der Windströmung auf die Zugerhöhung aller Rohre
                              									erzielen will; der Unterschied, welcher sich aus der verschiedenen Länge der Rohre
                              									ergibt, kann an der Mündung regulirt werden.
                           
                        
                           Verfahren zur Erhöhung des Wärmeleitungsvermögens von
                              									Regeneratorfüllungen u. dgl.
                           Um dem Steinmateriale der Wärmespeicher (Regeneratoren) ein erhöhtes
                              									Wärmeleitungsvermögen zu ertheilen und dasselbe zu befähigen, eine gröſsere
                              									Wärmemenge aufzunehmen, schlägt R. M. Baden in
                              										Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 24 Nr.
                                 										26504 vom 7. August 1883) vor, in das Mauerwerk derselben Eisenkörper
                              									einzubetten. Da Eisen etwa 10 mal besser die Wärme leitet als feuerfester Stein und
                              									auch seine Wärmecapacität eine gröſsere ist, so kann hierdurch der erstrebte Zweck
                              									wohl erreicht werden.
                           Das Eisen soll nun entweder in regelmäſsigen Stücken mit den Steinen in Verband
                              									gelegt bezieh., wenn wegen zu hoher Temperatur eine rasche Oxydation der
                              									freiliegenden Eisenflächen zu befürchten ist, ganz in das Steinmaterial eingebettet,
                              									oder aber in kleineren unregelmäſsigen Stücken, welche durch Granulation oder
                              									sonstige mechanische Zerkleinerungsverfahren gewonnen werden, schon bei der
                              									Anfertigung feuerfester Ziegel u. dgl. der Masse beigemengt werden.
                           
                        
                           Whitley's Verfahren zur Herstellung von
                              									Fluſseisenblechen.
                           Nach einer Mittheilung in Stahl und Eisen, 1884 S. 296
                              									sind von J. Whitley in Leeds umfangreiche Anlagen
                              									geschaffen worden, um nach einem neuen Verfahren mit Hilfe der Centrifugalkraft
                              									Fluſseisenbleche für Schiffsbauzwecke, Kessel u. dgl. herzustellen.
                           Ein hohler Metallcylinder, welcher mit feuerfestem Material ausgekleidet ist, dreht
                              									sich mit groſser Geschwindigkeit um eine wagrechte Achse. Eine mit Löchern versehene
                              									Rinne geht der ganzen Länge nach durch diese Trommel; durch dieselbe wird weiches
                              									Fluſseisen eingegossen und vertheilt sich durch die Löcher ausflieſsend gleichmäſsig
                              									über die ganze Länge der Trommel. Indem dasselbe nun durch die Centrifugalkraft an
                              									die Wandungen des umlaufenden Gefäſses gepreſst wird, bildet das Eisen nach dem
                              									Erstarren einen Cylinder, der noch warm aus der Form genommen, mittels einer Säge
                              									der Länge nach aufgeschnitten und zu Blech ausgewalzt wird.
                           Wie Whitley mittheilt, stellt derselbe z.B. Schiffsblech
                              									dar, indem er in einer solchen umlaufenden Trommel von ungefähr 1m,5 Durchmesser und 1m,5 Länge einen Cylinder von 25mm
                              									Wandstärke gieſst und denselben nach dem Aufschneiden zu einer Blechtafel von 9m,15 Länge, 1m,5
                              									Breite und 13mm Dicke auswalzt. Mit einer 2m,75 langen Form soll kürzlich sogar ein Cylinder
                              									von 1500k glücklich fertig gestellt worden sein.
                              									Es ist anzunehmen, daſs nach diesem Verfahren Bleche guter Beschaffenheit
                              									hergestellt werden können, da die ungleichmäſsige Erwärmung dicker Guſsblöcke
                              									umgangen ist und die Vortheile des Centrifugalgusses zur Erzeugung dichten Metalles
                              									beitragen können.
                           Ohne Zweifel bezieht sich dieses Verfahren auf * D. R. P. Kl. 31 Nr. 13163 vom 2.
                              									März 1880 (vgl. 1882 244 * 273).
                           
                              Z.
                              
                           
                        
                           
                           H. R. Meyer's Herstellung unterirdischer elektrischer
                              									Leitungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 252, S. 438
                              
                           Um unterirdisch geführte elektrische Leitungen besonders gut zu isoliren, will H. R.
                                    											Meyer in Liverpool (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 25126 vom 3. August 1882) die Drähte in
                              									isolirende Führungen H einbetten, welche aus Glas,
                              									Porzellan, Terracotta, Papiermasse, Cement oder Thon bestehen und durch Asphalt,
                              									Pech, Harz, Stearin oder sonstige wasserdichte und schlecht leitende Mittel unter
                              									einander gedichtet sind. Die Führungen liegen in einzelnen Kastenabtheilungen,
                              									welche in mehreren Schichten über einander angeordnet sein können. Die einzelnen
                              									Kastenabtheilungen sind an ihren Stoſsstellen mit schwalbenschwanzförmigen
                              									Ausschnitten versehen, so daſs mittels hier eingeführter Verbindungsstücke C eine leicht herstellbare und lösbare Verbindung
                              									erzielt wird. Die in die Führungen gelegten Leitungen werden mit schlecht leitenden
                              									Stoffen überdeckt. Werden die einzelnen Kästen über einander aufgebaut, so müssen
                              									die Stoſsstellen abwechselnd gedeckt werden. Die unterste Kastenlage wird auf einem
                              									Brett- oder Steinfundamente gelagert und befestigt. Wo eine Leitung nach der
                              									Erdoberfläche zur Gebrauchsstelle abzuzweigen ist, wird der die Elektricität nach
                              									oben ableitende Draht aus den Kästen durch ein Rohr geführt, welches entweder
                              									seitlich durch die Kastenwand, oder den die Kästen oben abschlieſsenden Deckel geht.
                              									Diese Rohrstutzen sind mit einer isolirenden Hülse gegen den Deckel abgedichtet. Der
                              									Draht wird oberhalb des Deckels abgeschnitten und mit dem weiterführenden isolirten
                              									Drahte verlöthet, welcher durch ein mit Asphalt o. dgl. ausgegossenes Bleirohr
                              									geführt wird; dieses sitzt auf einer die Löthstelle umgebenden und diese deckenden
                              									Schutzkappe aus Blech. Das Rohrstück selbst wird durch eine Mutter über dem Deckel
                              									festgehalten. In vielen Fällen, z.B. bei Anlage einer elektrischen
                              									Straſsenbeleuchtung, wird man nur die unterste Kastenlage bis an den Endpunkt der
                              									Leitung durchgehen lassen, während die oberen Kastenlagen da aufhören können, wo die
                              									in ihr isolirten Drähte sämmtlich nach oben an ihren Bestimmungsort geführt
                              									sind.
                           
                        
                           Ueber die Elektricität der Flamme.
                           Entgegen den Ausführungen von J. Kollert (Annalen der Physik, 1884 Bd. 21 * S. 244) zeigt J. Elster (daselbst Bd. 22 S. 123), daſs die sogen.
                              									Flammen-Elektricität nur ein ganz specieller Fall einer allgemeineren
                              									Naturerscheinung ist. Unabhängig von der Flamme werden Gase in Berührung mit
                              									glühenden Körpern positiv elektrisch. Daher muſs sich die die Flamme umhüllende
                              									Luftschicht gegen das Innere ebenfalls positiv verhalten. Die Flamme ist lediglich
                              									ein Strom heiſser Gase, welcher die in ihn eingeführten glühenden Körper oder die in
                              									ihm enthaltenen, suspendirten glühenden Theilchen negativ elektrisirt. Sind die die
                              									Flamme ableitenden Elektroden nicht glühende Metalle, so wird die Erscheinung
                              									dadurch bedeutend verwickelter, daſs der heiſse Luftstrom alsdann die Elektricität
                              									der sich auf den Metallen stets bildenden, im eigentlichen Sinne elektrolytisch
                              									erregenden Oberflächenschichten fortführt, so daſs am Elektrometer nur die Summe
                              									oder Differenz der Wirkung gemessen werden kann. Die Elektricitätserregung der Gase
                              									an glühenden Körpern ist als eine Wirkung der Berührung bezieh. der Reibung
                              									aufzufassen.
                           
                        
                           Ueber die Verdichtung der Kohlensäure an blanken
                              									Glasflächen.
                           R Bunsen (Annalen der
                                 										Physik, 1883 Bd. 20 S. 545) fand, daſs die Verdichtung der Kohlensäure an
                              									einer groſsen, mittels Glasfäden hergestellten Oberfläche nach Verlauf von 3 Jahren
                              									noch nicht vollendet sei; im ersten Jahre verschwanden 43cc, im zweiten 15cc, im dritten 12cc. Weiter findet
                              									Verfasser, daſs mit steigender Temperatur eine Beschleunigung, mit abnehmender eine
                              									Verzögerung der Gasverdichtung erfolgt und daſs bei allmählichen Druck- und
                              									Temperaturänderungen eine bemerkbare Loslösung der an der Glasoberfläche verdichteten Kohlensäure nicht
                              									stattfindet.
                           H. Kayser erklärt daselbst, 1884 Bd. 21 * S. 495 diese
                              									auffallenden Resultate damit, daſs an dem von Bunsen
                              									verwendeten Apparate Schliffstücke mit Fettdichtung vorhanden waren, daſs aber durch
                              									diese die Gase langsam diffundiren. Kohlensäure diffundirt durch die Fettschicht
                              									rascher als Luft.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Alkaloide.
                           Zur Herstellung von Pikrotoxin wurden nach E. Schmidt (Liebig's
                                 										Annalen, 1884 Bd. 222 S. 313) die grob gepulverten und durch warmes
                              									Auspressen von der Hauptmenge des vorhandenen Fettes befreiten Kokkelskörner
                              									wiederholt mit Wasser ausgekocht, die colirten heiſsen Auszüge mit einer zur
                              									Ausfällung genügenden Menge Bleiacetatlösung versetzt, das Filtrat durch
                              									Schwefelwasserstoff entbleit und die abermals filtrirte Flüssigkeit auf ein kleines
                              									Volumen eingeengt. Die nach mehrtägigem Stehen ausgeschiedenen Krystallmassen wurden
                              									alsdann durch Absaugen und Waschen mit kaltem Wasser möglichst von der Mutterlauge
                              									befreit und hierauf durch Umkrystallisiren, zunächst aus kochendem Wasser und
                              									schlieſslich aus siedendem starkem Alkohol unter Anwendung von etwas Thierkohle
                              									gereinigt. Das dem Rohpikrotoxin beigemengte Cocculin
                              									bleibt bei dem Umkrystallisiren aus starkem Alkohol ungelöst, bezüglich scheidet
                              									sich sofort aus der heiſsen alkoholischen Lösung aus.
                           Das Pikrotoxin bildet farblose, bei 199 bis 200° schmelzende Nadeln von stark
                              									bitterem Geschmacke und stark giftiger Wirkung. In kaltem Wasser ist das Pikrotoxin
                              									ziemlich schwer löslich: bei 15° wie 1 : 400, bei 20° wie 1 : 350. Kochendes Wasser,
                              									ebenso Alkohol lösen reichliche Mengen Pikrotoxin auf; dagegen ist es in Aether und
                              									in Chloroform verhältniſsmäſsig nur wenig löslich. Die wässerige Lösung ätzender
                              									Alkalien und auch Ammoniak lösen beträchtliche Mengen dieses Bitterstoffes auf. In
                              									seinem Verhalten gegen Reagentien, ja sogar gegen einzelne anscheinend indifferente
                              									Lösungsmittel, wie gegen Benzol und Chloroform, zeigt das Pikrotoxin die
                              									eigenthümliche, von der Mehrzahl der früheren Beobachter übersehene Eigenschaft,
                              									leicht in Pikrotin und Pikrotoxinin zu zerfallen: C30H34O13 =
                              										C15H16O6 + C15H18O7. Das
                              									Pikrotoxinin und das Pikrotin sind nicht als Gemengtheile, sondern als
                              									Spaltungsproducte des Pikrotoxins zu betrachten, deren Bildung erst durch das
                              									anhaltende Kochen dieses Bitterstoffes mit gröſseren Mengen Benzol veranlaſst wird.
                              									Das Pikrotin, C15H18O7, ist nicht giftig, während schon sehr
                              									geringe Mengen Pikrotoxinin hinreichen, Fische zu tödten.
                           Die Analyse des bereits oben erwähnten Cocculins führte
                              									nach E. Löwenhardt (daselbst S. 353) zu der Formel C19H26O10. Ob diese in weiſsen Nadeln krystallisirende, in
                              									kaltem Wasser, Alkohol und Aether fast unlösliche Verbindung identisch ist mit der
                              									von Barth in den Kokkelskörnern aufgefundenen,
                              									säure-artigen Verbindung C9H12O5 oder mit dem
                              										Anamirtin von Barth
                              									und Kretschy muſs erst noch festgestellt werden.
                           
                        
                           Verfahren zur Gewinnung von Ammoniak.
                           R.
                                    											Tervet in Clippens, Nordbritanien
                              										(D. R. P. Kl. 75 Nr. 27200 vom 10. Oktober 1883)
                              									empfiehlt zur Gewinnung von Ammoniak aus Kohlen, Kohlenschiefern oder anderem
                              									Kohlenstoff haltigem Materiale oder den bei deren Destillation abfallenden Kokes und
                              									Aschen, durch oder über diese Stoffe einen Strom von Wasserstoff zu leiten, während
                              									sie der Destillation unterliegen. Das Wasserstoffgas kann auf beliebige Weise
                              									hergestellt sein, z.B. durch Erzeugung von Wassergas oder durch die Zersetzung von
                              									über hoch erhitzte oder glühende Körper (wie während der Destillation über glühende
                              									Kokes) geleitetem Kohlenwasserstoffgas.
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung von Kupferchlorid in
                              									Kupferlösungen.
                           In Claudet's Silberextractionsverfahren ist ein Gehalt
                              									der Lösungen an Cu2Cl2 sehr schädlich, weil dasselbe beim Fällen des Silbers mit Jodzinklösung
                              										in Cu2J2 übergeführt wird
                              										(Cu2Cl2 + ZnJ2 = ZnCl2 + Cu2J2) und so einen Ueberschuſs von Jod erfordert.
                           Rawson (Chemical News, 1884
                              									Bd. 49 S. 161) prüfte folgende 3 Methoden zur Kupferchloridbestimmung: 1) Oxydation
                              									mit Kaliumbichromat, wobei Ferridcyankalium als Indicator verwendet wird. 2) Zufügen
                              									von sulfocyansaurem Kali und Auflösen des entstandenen wolkigen Niederschlages mit
                              									einer Lösung von Fe2Cl6 von bekanntem Gehalte. 3) Oxydation durch Permanganat. – Nur die letzte
                              									der 3 Methoden ergab genaue Resultate.
                           
                        
                           Ueber die durch Verdichten von Petroleumgas erhaltenen
                              									flüssigen Kohlenwasserstoffe.
                           Wenn die gasförmigen Kohlenwasserstoffe, welche durch Erhitzen von Erdöl auf hohe
                              									Temperatur entstehen, zusammengepreſst werden, so wird nach G. Williams (Chemical News, 1884 Bd. 49 S. 197) eine wesentlich aus Benzol
                              									und Toluol und gewissen Olefinen bestehende Flüssigkeit condensirt. Verfasser gibt
                              									folgende Analysen von so erhaltenen Kohlenwasserstoffen:
                           
                              
                                 Spec. Gew.
                                 Procentgehalt an Benzol und Toluol
                                 
                              
                                 0,850
                                 65,6
                                 
                              
                                 0,835
                                 54,2
                                 
                              
                                 0,840
                                 52,0
                                 
                              
                                 0,830
                                 45,2
                                 
                              
                                 0,840
                                 44,4
                                 
                              
                                 0,800
                                 37.8
                                 
                              
                                 0,760
                                 24,6
                                 
                              
                           
                        
                           Trennung von Azofarbstoffen gemischter
                              									Naphtolsulfosäuren.
                           Statt die Naphtolsulfosäuren zu trennen und Azofarbstoffe aus den reinen Säuren
                              									darzustellen, kann man nach Dahl und Comp. in
                              										Barmen (D. R. P. Kl. 22 Nr. 26308 vom
                                 										6. Mai 1883) gewisse Azoverbindungen durch die verschiedene Löslichkeit
                              									ihrer Thonerde-, Kalk-, Baryt- und Strontiansalze von einander scheiden. Dies ist
                              									besonders anzuwenden bei Azofarbstoffen, welche dargestellt sind aus einem Gemenge
                              									der α- und β-Monosulfosäure des β-Naphtols mit
                              									Diazonaphtalin-monosulfosäure und Diazoazobenzolmonosulfosäure, sowie aus einem
                              									Gemenge der Di- und Trisulfosäure des β-Naphtols mit
                              									Diazonaphtalinmonosulfosäure, Diazoazobenzol und Diazoazobenzolmonosulfosäure.
                           50k Farbstoff, dargestellt aus α-Diazonaphtalinmonosulfosäure und den gemischten α- und β-Monosulfosäuren
                              									des β-Naphtols, werden z.B. in etwa 1cbm Wasser heiſs gelöst; es wird so lange eine
                              									Lösung von schwefelsaurer Thonerde und Ammoniak zugegeben, als noch ein Niederschlag
                              									beim Erkalten erfolgt. Man läſst nun erkalten und filtrirt von dem Thonerdelacke des
                              									Farbstoffes der β-Sulfosäure des β-Naphtols ab. Im Filtrate fällt man den Farbstoff der
                              										α-Sulfosäure des β-Naphtols mit Kochsalz aus.
                           Von dem aus den gemischten Di- und Trisulfosäuren des β-Naphtols und Diazoazobenzolmonosulfosäure dargestellten Farbstoffe werden
                              									ebenfalls 50k in etwa 1cbm Wasser heiſs gelöst und so lange mit einer
                              									Lösung von schwefelsaurer Thonerde und Ammoniak versetzt, als noch ein Niederschlag
                              									beim Erkalten erfolgt. Man läſst erkalten und filtrirt von dem Thonerdelacke des
                              									Farbstoffes der β-Naphtoldisulfosäure ab. Im Filtrate
                              									fällt man den Farbstoff der β-Naphtoltrisulfosäure mit
                              									Kochsalz aus.
                           Wendet man zur Trennung des Farbstoffes, der aus gemischter a- und β-Monosulfosäure des β-Naphtols und α-Diazonaphtalinmonosulfosäure gewonnen ist, anstatt Thonerde einen
                              									Ueberschuſs von Chlorcalcium an, so scheidet sich das Kalksalz des Farbstoffes der
                              										α-Sulfosäure des β-Naphtols beim Erkalten in Krystallen aus.