| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 131 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        
                     
                        
                           H. Grüneberg und E. Hardt's Erzeugung gespannter Dämpfe
                              									mittels Kalk.
                           Gleichwie Honigmann (1883 250
                              									* 429) die bei der Absorption von Abdampf durch gesättigte Salzlösungen frei
                              									werdende Wärme zur Erzeugung gespannter Dämpfe benutzt, wollen H. Grüneberg und E. Hardt
                              									in Köln (D. R. P. Kl. 13 Nr. 27482 von 23. August 1883) die beim Löschen von
                              									gebranntem Kalk auftretende Wärmeentwickelung zu dem gleichen Zwecke nutzbar machen.
                              									Wenn für den so erhaltenen gelöschten Kalk hinreichende Verwendung vorhanden ist, so
                              									bietet dieses Verfahren den Vortheil, daſs die Kosten für das Wiedereindampfen des
                              									Hydrates in Wegfall kommen. Eine Werthverminderung erleidet der Kalk dann durch
                              									diese Benutzung nicht.
                           
                        
                           Crane's Blechschere.
                           Die umstehend abgebildete Hebelschere von Ch. W. Crane
                              									in Batavia, Jowa, dient vor Allem zum Auschneiden länglicher Schlitze in Blech;
                              									dieselbe kann aber auch zum Abscheren und Theilen von Blech in Streifen oder zum
                              									Schneiden von Draht benutzt werden. Der Scherbacken und der Hebel bilden ein Stück;
                              									dasselbe ist am vorderen Ende winkelig abgebogen und in die Angel für die Handhabe ausgeschmiedet;
                              									an dem anderen Ende ist das Scherblatt scharf abgesetzt und durch eine Zahnlücke von
                              									dem runden, im Gelenke excentrisch sitzenden Theile getrennt. Die Drehebene der
                              									Schere ist lothrecht, die Achse des Gelenkes befindet sich an der hinteren Kante des
                              									Werktisches. Der Bewegung des Scherbackens entsprechend ist in der Werkbank eine
                              									Furche ausgespart und dieselbe von zwei Stahlblättern b
                              									und c seitlich begrenzt; diese bilden die unteren
                              									Scherbacken. Beim Niederdrücken der Schere trifft diese das auf dem Tische
                              									aufruhende Blech zuerst mit dem scharfen Ende a, schert
                              									es durch und bildet einen länglichen Schlitz, dessen Abmessung entweder eine der
                              									vorhandenen Abstufungen des Scherblattes bildet, oder welche von einem Stöckchen d begrenzt wird. Das Stöckchen wird in einer Nuth des
                              									Schlitzes in der Werkbank geführt, wie aus der oberen Figur zu ersehen, und kann an
                              									verschiedenen Stellen festgeklemmt werden. Mit demselben schmalen Messer ist es
                              									möglich, auch breitere Schlitze zu bilden, indem durch Vorrücken der Blechtafel
                              									mehrere schmale Streifen nach einander ausgeschnitten werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 253, S. 132
                              
                           Der Apparat dient als gewöhnliche Blechschere, wenn zuvor die Stahlschiene c losgeschraubt und entfernt wurde. In Folge der
                              									excentrischen Befestigung des Endtheiles der Schere im Gelenke ist es möglich, Draht
                              									abzuzwicken (vgl. obere Figur); hierbei werden aber die Enden immer stark gedrückt.
                              									(Nach dem Scientific American, 1883 Bd. 49 S. 338.)
                           
                        
                           Herstellung von Maschinentheilen u. dgl. mit harten
                              									Arbeitsflächen.
                           Die bisherige Methode, Zapfen, Bolzen und ähnliche runde Maschinentheile aus
                              									Feinkorneisen oder weichem Stahl herzustellen und nach der Fertigbearbeitung durch
                              									Einsetzen und direkt darauf folgendes Ablöschen in Wasser oberflächlich hart zu
                              									machen, hat zwei wesentliche Nachtheile: einmal wird das Material krystallinisch und
                              									es haben daher die Gegenstände nur geringe Festigkeit; dann aber ist auch die Härte
                              									nur eine oberflächliche, ungleichmäſsige und nicht der Glashärte auch nur annähend
                              									nahekommende. Nach längerem Gebrauche zeigen die so hergestellten Zapfen eine
                              									ungleiche Abnutzung und arbeiten sich oval, indem das unterliegende weiche Material
                              									bei der geringen Dicke der harten Schicht nachgibt, selbst in den Fällen, wo die
                              									gehärtete Oberfläche ein Abschleiſsen verhindert. Treibt man die Temperatur beim
                              									Einsetzen so hoch, daſs die Kohlung tiefer eindringt und die Rinde eine höhere Härte
                              									annimmt, so werden die Stücke bekanntlich so brüchig, daſs ihre Verwendung für
                              									Maschinen höchst bedenklich ist. (Vgl. dagegen Glaser
                              									1884 252 388.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 253, S. 132
                              
                           Um diesen Uebelständen zu begegnen, bringt die Firma A.
                                    										Mannesmann in Remscheid (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 24882 vom 18. Februar 1883)
                              									folgendes Verfahren in Vorschlag: In eine Guſsschale (Coquille) wird harter Stahl gegossen und sofort nach dem Guſse ein
                              									mehrtheiliger Eisenkern, wie derselbe beistehend im Schnitte abgebildet ist,
                              									eingestoſsen, welcher allfälligem äuſseren Drucke nachgeben kann. Dieser Kern zwingt
                              									den flüssigen Stahl, in Form einer Röhre in der Guſsschale in die Höhe zu steigen.
                              									Sobald sich um den theilbaren Kern eine genügend dicke erstarrte Stahlschicht
                              									gebildet hat, wird der Kern herausgezogen, die entstehende Höhlung mit weichem Stahle vollgegossen, sofort ein zweiter
                              									kleinerer theilbarer Eisenkern eingestoſsen und nach dem Erstarren des flüssigen
                              									Stahles entfernt. Man erhält also auf diese Weise dickwandige Guſsstahlröhren,
                              									auſsen hart und innen weich. Durch Umwechselung des Stahles und Eisens oder weichen Stahles können
                              									in gleicher Weise äuſserlich weiche und innen harte Röhren hergestellt werden.
                              									Sollen Zapfen und Bolzen aus Stahl hergestellt werden, so fällt das Einstecken des
                              									zweiten theilbaren Kernes fort, so daſs man in diesem Falle massiven, auſsen harten,
                              									innen weichen combinirten Guſsstahl erhält.
                           Dieser „combinirte Guſsstahl“ hat nun noch den Nachtheil, daſs beim Härten
                              									vermöge der verschiedenen Contraction des harten und weichen Materials an der
                              									Verbindungsfläche beider sehr bedeutende Spannungen entstehen, welche bei gröſseren
                              									Abmessungen leicht ein Losschälen der Verbindungsfläche herbeiführen kann und die
                              									Festigkeit und Haltbarkeit der daraus hergestellten Gegenstände entsprechend
                              									vermindert. Dieser Nachtheil wird beseitigt und der Stahl zur Fabrikation von
                              									Zapfen, Bolzen und Büchsen geeigneter gemacht, indem derselbe längere Zeit der
                              									Gelbglühhitze ausgesetzt wird. Dabei findet ein Ausgleich des Kohlenstoffgehaltes
                              									der benachbarten Theile statt, so daſs die Uebergänge weniger schroff werden. Die
                              									Härtespannung theilt sich dann auf einen gröſseren Querschnitt und wird ein
                              									Losschälen der harten Theile dadurch vermieden.
                           Sollen aus dem so behandelten Stahle Bolzen oder Zapfen gefertigt werden, so sind
                              									dieselben zunächst auf gewünschte Gröſse und Form zu schmieden, auf Maſs abzudrehen
                              									und durch Abschrecken der rothglühenden Stücke, am besten in Kochsalzlösung, zu
                              									härten. Sollen dagegen Büchsen o. dgl. hergestellt werden, so sind die beschriebenen
                              									röhrenförmigen Blöcke über einen Dom im Gesenke auszuschmieden, zu bearbeiten und
                              									wie oben zu härten. Die so hergestellten Stücke sollen eine vollkommene Glashärte
                              									erlangen, so daſs die Feile sie nicht angreift; sie sind deswegen dem Verschleiſse
                              									weniger unterworfen, besitzen eine groſse Festigkeit und lassen sich im gehärteten
                              									Zustande trotz der einseitigen Glashärte richten.
                           
                        
                           Erzeugung von gemusterten Haardecken auf Stoffen.
                           Ganz ähnlich wie Nos d'Argence und Chendelier (vgl. 1878 220 *
                              									13 bezieh. * 252) stellen auch A. Labrosse und J. Richard in Sedan (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 24678 vom 13.
                                 									März 1883) gemusterte Haardecken her, indem sie den Stoff durch einen nach dem
                              									Muster durchlochten Blechcylinder hindurch mit Hilfe einer Walze aufrauhen. Diese
                              									Einrichtung kann gleich auf dem Webstuhle oder auf der Schermaschine angebracht
                              									sein. Der Mustercylinder erhält eine innere Verzahnung und wird durch ein kleines
                              									Getriebe mit dem Stoffe bewegt. Man zieht auch den Stoff über eine gravirte Walze,
                              									oberhalb welcher die Aufrichtwalze liegt.
                           Feodor Beer in Liegnitz (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 24597 vom
                                 									31. December 1882) erzielt die Muster durch Ausscheren der vertieften Stellen. Ein
                              									flache Schablone oder ein Mustercylinder, je nachdem eine Quer- bezieh. eine
                              									Langschermaschine zur Anwendung kommt, wird auf den Stoff gepreſst und die Messer
                              									scheren dann die freien Stellen aus. Es kann auch ebenso ein Tisch verwendet werden,
                              									in welchen das Muster vertieft gravirt ist. (Vgl. Giering 1879 234 * 113.)
                           Auf eine andere Weise, ohne Zuhilfenahme eines Rauh- oder Schercylinders, stellt W. Spindler in Berlin nach der Deutschen Allgemeinen Polytechnischen Zeitung, 1883 S. 538 vertiefte
                              									Muster auf Stoffen her. Das Muster wird mittels Handformen oder Maschinen mit einer
                              									breiigen Masse aufgedruckt und wird der Stoff dann einige Zeit sich selbst
                              									überlassen, damit die Masse ihre theils beizende, theils lösende, theils verfilzende
                              									Wirkung ausüben kann. Beim nachfolgenden Waschen und Dämpfen des Stoffes kommen dann
                              									die Muster zum Vorscheine. Die aufzudruckenden Massen bestehen: aus pastenförmigen
                              									Mischungen von Stärke oder anderen Masse gebenden Stoffen mit ätzenden Alkalien, mit
                              									oder ohne Zusatz von Beizsalzen; aus Mischungen von Stärke mit Säuren, mit oder ohne
                              									Beizsalze, aus Mischungen von Stärke mit Beizsalzen allein. Als Agenden kommen z.B.
                              									Natronlauge, Salzsäure, Salpetersäure, Zinnsalz, doppelchromsaures Kali zur
                              									Verwendung. Als zweckmäſsig erweisen sich z.B. Mischungen von 2 Th. Stärke, 3 Th.
                              									Wasser und 1½ Th. Zinnsalz, oder für andere Gewebe 5 Th. Stärke, 2 Th. Wasser, 3 Th.
                              									Salzsäure und 1 Th. Zinnsalz.
                           
                        
                           
                           W. Kaiser's selbstthätiger Feuermelder mit
                              									Controlapparat.
                           Der selbstthätige Feuermelder, welchen Wilh. Kaiser, in
                              									Firma L. Artner in Wien, zur vorjährigen elektrischen
                              									Ausstellung geschickt hatte, arbeitet nach dem Praktischen
                                 										Maschinen-Constructeur, 1884 * S. 73 mit Arbeitsstrom, indem beim Eintritte
                              									einer gewissen Temperatur das Quecksilber in einem mit groſser geschwärzter Kugel
                              									versehenen Thermometer den elektrischen Strom eines Minotto-Elementes durch einen
                              									Elektromagnet schlieſst, dessen Ankerhebel durch einen zweiten Hebel ein
                              									Signalscheibchen sichtbar macht und zugleich ein Leclanché-Element durch eine
                              									Lärmklingel schlieſst. Um aber trotz der Arbeitsstromschaltung die Beschaffenheit
                              									und Dienstbereitschaft der Leitung unter beständiger Controle zu halten (wie auch
                              										Ravaglia, vgl. 1884 251
                              									165), stellt Kaiser durch ein Graphitstäbchen eine
                              									Nebenschlieſsung zu dem Thermometer her und schaltet in den Stromkreis einen zweiten
                              									Elektromagnet ein, dessen kreuzförmiger polarisirter Anker schon durch den
                              									schwachen, bloſs durch das Graphitstäbchen geschlossenen Zweigstrom, welcher in dem
                              									ersten Elektromagnete eine Anziehung des Ankers nicht zu bewirken vermag, so weit
                              									gedreht wird, daſs er einen zweiten Schlieſsungskreis des Leclanché-Elementes durch
                              									die Lärmklingel offen hält. Wird dagegen die Arbeitsstromleitung irgendwo
                              									unterbrochen, so dreht eine Spiralfeder den polarisirten Anker, auf dessen Achse sie
                              									wirkt, so weit zurück, daſs das an dem einen Stabe des Kreuzes angebrachte
                              									Signalscheibchen dem Wächter sichtbar wird und dieser Stab an seinem anderen Ende
                              									sich an eine Contactschraube legt und hier das Leclanché-Element durch die
                              									Lärmklingel schlieſst, während der zweite Stab des Kreuzes nunmehr über den Kernen
                              									des Elektromagnetes steht.
                           
                        
                           Elektrischer Leitungswiderstand von Metallen und
                              									Legirungen.
                           L. Weiller hat nach der Revue
                                 										industrielle, 1884 S. 242 am 7. Mai d. J. der Société internationale des Electriciens in Paris Mittheilung über eine
                              									Reihe von Versuchen gemacht, welche theils in seiner Fabrik in Angoulême, theils in
                              									der Fabrik von Bréguet angestellt worden sind. Die
                              									Versuche wurden mit den besonders vorbereiteten Stäben ausgeführt. Dieselben wurden
                              									mit 13mm Durchmesser gegossen, derart abgetrennt,
                              									daſs sich das Korn auf dem Bruche erkennen lieſs, und zu Draht gezogen, wenn das
                              									Metall es erlaubte. Die Länge wurde bei den Versuchen dadurch festgestellt, daſs die
                              									Stäbe in V-förmige Schneiden gelegt wurden, welche in unveränderlicher Entfernung
                              									von einander angebracht waren und als Stromzuleiter dienten. Die Versuche ergaben
                              									als specifisches Leitungsvermögen für:
                           
                              
                                 Reines Silber
                                 100
                                 
                              
                                 Reines Kupfer
                                 100
                                 
                              
                                 Siliciumbronze-Telegraphendraht
                                   98
                                 
                              
                                 Legirung aus 1 Th. Kupfer und 1 Th. Silber
                                   86,65
                                 
                              
                                 Reines Gold
                                   78
                                 
                              
                                 Reines Aluminium
                                   54,2
                                 
                              
                                 Siliciumbronze-Telephondraht
                                   35
                                 
                              
                                 Reines Zink
                                   29,9
                                 
                              
                                 Phosphorbronze-Thelephondraht
                                   29
                                 
                              
                                 Legirung aus 1 Th. Gold und 1 Th. Silber
                                   16,1
                                 
                              
                                 Schwedisches Eisen
                                   16
                                 
                              
                                 Reines Bancazinn
                                   15,45
                                 
                              
                                 Aluminiumbronze zu 10 Proc
                                   12,6
                                 
                              
                                 Siemens-Stahl
                                   12
                                 
                              
                                 Reines Platin
                                   10,6
                                 
                              
                                 Reines Blei
                                     8,88
                                 
                              
                                 Reines Nickel
                                     7,89
                                 
                              
                                 Antimon
                                     3,88
                                 
                              
                           Der reine Silberdraht von 1mm Durchmesser besitzt bei 0° einen Widerstand von 19,37 Ohm auf 1km.
                           L. Weiller fügt hieran eine von Preece gegebene Tabelle über das Leitungsvermögen einiger Kabel in Procent
                              									des Vermögens von reinem Kupfer:
                           
                           
                              
                                 1851
                                 Dover-Calais
                                   42
                                 
                              
                                 1852
                                 Port-Patrick-Donaghadee
                                   46
                                 
                              
                                 1856
                                 Transatlantisches Kabel
                                   50
                                 
                              
                                 1857
                                 Rothes-Meer Kabel
                                   75
                                 
                              
                                 1861
                                 Malta-Alexandria
                                   87
                                 
                              
                                 1863
                                 Persischer Golf
                                   89,14
                                 
                              
                                 1865
                                 Transatlantisches Kabel
                                   96
                                 
                              
                                 1883
                                 Irisches Meer
                                   97,9
                                 
                              
                                 –
                                 Reines Kupfer
                                 100
                                 
                              
                           
                        
                           Verfahren zur Verwerthung Phosphor haltiger
                              									Metallschlacken.
                           Das von G. Rocour in Lüttich (vgl. 1883 249 445) angegebene Verfahren hat im Zusatzpatente Nr.
                              									25258 vom 5. April 1883 folgende Abänderung erfahren. Beim reducirenden Schmelzen
                              									der Phosphor haltigen Metallschlacke im Schachtofen erhält man einen Lech mit 20 bis
                              									20,5 Proc. Phosphor. Derselbe wird zu feinem Pulver zerkleinert und mit einer
                              									bestimmten Menge ebenfalls fein zerkleinerten, wasserfreien, schwefelsauren Natrons
                              									gemischt und zwar im Verhältnisse von 3 oder 7 Th. zu 1 Th. des in dem Leche
                              									enthaltenen Phosphors. Das Gemisch wird in einem mit möglichst wenig oxydirender
                              									Flamme brennenden Ofen auf Rothglut gebracht, in Folge dessen ein groſser Theil des
                              									Phosphors unter Wärmeentwickelung in phosphorsaures Natron übergeht, während ein
                              									Theil des Eisens und Mangans sich in Phosphate, Schwefelverbindungen und Oxyde
                              									umsetzt. Die Masse wird dann aus dem Ofen genommen und mit Wasser behandelt, um
                              									durch Krystallisation das phosphorsaure Natron aus der Flüssigkeit zu gewinnen,
                              									welches durch spätere Auskrystallisirung nicht ausgeschiedenausgegeschieden werden kann. Der unlösliche Rückstand wird, wenn derselbe noch eine
                              									beträchtliche Menge unlösliches Eisen- und Manganphosphat enthält, getrocknet, fein
                              									zerkleinert und im Verhältnisse zu dem darin enthaltenen Eisenphosphate mit einer
                              									neuen Menge schwefelsauren Natrons und mit Kohlenpulver gemischt.
                           Die Mischung gelangt dann im Flammofen bei reducirender Flamme zur Rothglut, wodurch
                              									das schwefelsaure Alkali in die Schwefelverbindung übergeht und letztere unter dem
                              									Einflüsse sehr hoher Temperatur und unter Umrühren der Masse das Eisen- und
                              									Manganphosphat in das Alkaliphosphat und die metallischen Schwefelverbindungen
                              									umwandelt.
                           Die abgekühlte, mit Wasser behandelte Masse ergibt auf diese Weise eine neue Menge
                              									löslichen, krystallisirbaren Alkaliphosphates. Der unlösliche Rückstand kann nach
                              									der Röstung, durch welche der Schwefel ausgeschieden wird, als an Mangan reiches
                              									Eisenerz verwendet werden. Das Alkaliphosphat findet Verwendung bei der Herstellung
                              									künstlichen Düngers. Es kann auch die Auslaugung der Masse zwischen den beiden
                              									hinter einander folgenden Behandlungen im Flammofen unterbleiben, so daſs nur eine
                              									Auslaugung stattfindet, die auf einmal das Alkaliphosphat ergibt.
                           Diese Behandlungsweise soll eine schnellere und hinsichtlich der Herstellungskosten
                              									eine billigere sein; die Reactionen sind jedoch nicht so vollkommen und verliert man
                              									dabei eine gröſsere Menge nicht in Alkaliphosphat umgewandelten Phosphors.
                           An Stelle des schwefelsauren Alkalis kann man auch Soda oder Potasche verwenden, oder
                              									die salpetersauren Verbindungen derselben Basen; die Sulfate sollen jedoch mit mehr
                              									Vortheil angewendet werden.
                           Der Phosphorlech kann auch folgendermaſsen behandelt werden. Nach Maſsgabe seiner
                              									Herstellung im Kupol- oder Hochofen oder nach seiner Umschmelzung im Kupolofen
                              									verbläst man ihn in einer Bessemerbirne mit basischem Futter unter Zusatz von 2 oder
                              									4 Th. Dolomit oder Kalk auf 1 Th. in dem Leche enthaltenen Phosphor. Um das
                              									Schmelzen der sich bildenden Phosphorsäure haltigen Metallschlacke zu befördern,
                              									kann man etwas Alkali zusetzen; nur muſs man dabei Sorge tragen, den Kalk nach und
                              									nach und zwar nach Maſsgabe der Verbrennung des Phosphors zuzufügen, welcher die
                              									nöthige Hitze zu seiner Umsetzung in Phosphorsäure haltige Metallschlacke liefert.
                              									Es ist vorzuziehen, den
                              									Kalk vorher zu erhitzen. Vor dem vollständigen Entphosphoren des metallischen Bades
                              									gieſst man die Phosphorsäure haltige Metallschlacke ab und setzt nun aufs Neue Kalk
                              									zu, um das vollständige Entphosphoren des Metallbades nach dem basischen Verfahren
                              									zu erzielen. Man erhält eine Phosphorsäure haltige Metallschlacke, welche
                              									verhältniſsmäſsig nur wenig Eisen oder Mangan enthält, aber ein um so gröſseres
                              									Verhältniſs an Phosphorsaure, als der Zusatz an Kalk gering und die Temperatur sehr
                              									hoch gewesen ist. Diese Schlacke soll zerkleinert direkt als Düngemittel, oder nach
                              									Behandlung mit Säuren als Superphosphat verwendet werden.
                           Das zweite angegebene Verfahren der Behandlung des Phosphorlechs liefert den Phosphor
                              									in Form eines Handelsartikels von geringerem Werth, als der aus der Behandlung mit
                              									schwefelsauren Alkalien hervorgehende. Unter gewissen Umständen kann jedoch der
                              									Werth des Metalles im Leche, das in derselben Hitze in Stahl umgewandelt wird,
                              									diesen Werthunterschied angeblich ausgleichen.
                           
                        
                           Zur Kultur des Zuckerrohres.
                           In Pernambuco tritt eine Pilzkrankheit des Zuckerrohres auf, wobei die Stämme dicht
                              									mit dem Mycelium eines Pilzes wie mit einem weiſsen Filz überzogen sind; auch das
                              									Innere des Zuckerrohres ist völlig von diesem Mycelium durchdrungen. Nach De Bary ist dieser Pilz Schizophyllum commune Fries. W. Knop (Landwirthschaftliche
                                 										Versuchsstationen, 1884 Bd. 30 S. 277) hat nun Aschenanalysen von krankem
                              									(I und II) und gesundem Rohr (III) ausgeführt und enthielten die bei 1000
                              									getrockneten Proben:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,810
                                 1,065
                                 1,450
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,060
                                 0,245
                                 0,120
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,162
                                 0,463
                                 0,225
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 0,070
                                 0,142
                                 0,120
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,080
                                 0,107
                                 0,095
                                 
                              
                                 Chlor
                                 0,289
                                 0,310
                                 0,313
                                 
                              
                                 Kali
                                 0,861
                                 0,915
                                 0,895
                                 
                              
                                 Natron
                                 0,001
                                 0,015
                                 0,045
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Aschengehalt
                                 2,333
                                 3,262
                                 2,963.
                                 
                              
                           Mangan und Eisen sind bei diesen Analysen nicht bestimmt, weil
                              									es bei der geringen Menge, in welcher sie im Rohre vorhanden sind, bei Gegenwart von
                              									Phosphorsäure nicht mehr möglich ist, dieselben quantitativ zu scheiden.
                           Die durch obige Analysen festgestellten Schwankungen in den Mineralbestandtheilen
                              									sind nicht gröſser, als sie bei einer Grasspecies auf einem und demselben Felde in
                              									verschiedenen Jahren vorkommen können, gleichgültig, ob die Pflanzen gesund oder
                              									krank sind. Die Gehalte an Chlor sind in allen drei untersuchten Sorten auffallend
                              									hoch im Vergleiche mit denen aller übrigen bis jetzt analysirten Landpflanzen. Der
                              									Gehalt an Magnesia ist auffallenderweise höher als der an Kalk. Die Aschenprocente
                              									betragen beim Zuckerrohre, bei gesundem wie krankem, weniger als bei allen bisher
                              									analysirten Kulturpflanzen. Diese Pflanze nimmt also unter allen Kulturpflanzen den
                              									Boden am wenigsten in Anspruch.
                           Offenbar steht die Pilzkrankheit in keinem nachweisbaren Zusammenhange mit der
                              									Ernährung der Pflanze durch die in dem Boden von Pernambuco vorhandenen Nährstoffe
                              									und ist auch nicht bedingt durch andere unnütze oder schädliche Beimengungen von
                              									Bestandtheilen der Bodenflüssigkeit und des Bodens, wie durch bezügliche Analysen
                              									festgestellt wurde.