| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 256 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Wassersäulen-Reversir-Maschine im k. k. Werner-Schachte zu
                              									Joachimsthal.
                           Im k. k. Werner-Schachte zu Joachimsthal war zum Betriebe der Förderung und
                              									Wasserhaltung seit 1856 eine Schwamkrug'sche
                              									Partialturbine verwendet, welche neuerdings durch eine Wassersäulenmaschine mit
                              									veränderlicher Füllung, System Philipp Mayer in Wien
                              									(vgl. auch 1884 252 * 225. 254
                              									136) ersetzt wurde. Wie nun A. Mixa in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1884 * S. 383 mittheilt, ist diese Maschine liegend angeordnet
                              									und enthält 2 Cylinder von je 300mm Bohrung; der
                              									Kolbenhub beträgt 600mm. Das Kraftwasser wird
                              									durch eine 55m lange Rohrleitung von 263mm innerem Durchmesser bei einem Gefälle von 32m,7 in der Menge von 60l für die Secunde zugeleitet. Am Ende der
                              									Rohrleitung befindet sich ein Einlaſshahn mit Durchgangsöffnungen von 200mm Durchmesser, welcher beiden Cylindern das
                              									Wasser zuführt. Die Vertheilungsschieber sind entlastet und mittels
                              									Umsteuerungshebel und Stephenson'scher Coulisse
                              									verstellbar, womit der Vorwärts- bezieh. der Rückwärtsgang der Maschine eingeleitet
                              									wird. Der Umsteuerungshebel kann durch eine Handkurbel und Steuerschraube von
                              									groſser Steigung rasch vor und zurück gebracht werden. Die von den genannten
                              									Treibcylindern mit zwei unter 90° versetzten Kurbeln in Bewegung gesetzte Welle
                              									trägt ein Schwungrad von 2m,5 Durchmesser und ein
                              									kleines Zahnrad von 0m,6 Durchmesser und 22
                              									Zähnen, welches in ein an der Seilkorbwelle befestigtes groſses Zahnrad von 3m,39 Durchmesser und mit 126 Holzzähnen versehen
                              									eingreift. Die zwei Treibkörbe haben einen Durchmesser von je 2m,5 und 0m,8
                              									Breite; der feste Korb ist mit einer starken Bandbremse versehen, welche gleichfalls
                              									vom Stellerständer mittels eines Tritthebels in Thätigkeit gesetzt und auch nach
                              									Bedarf durch eine am Steuerständer angebrachte zweite Schraube fest angezogen werden
                              									kann. Der bewegliche Seilkorb sitzt nicht, wie sonst gebräuchlich, unmittelbar auf
                              									der Welle, sondern auf einem an derselben festgekeilten Mitnehmer, wodurch eine
                              									Schonung der Welle bewirkt werden soll. Die Verbindung des Seilkorbes mit dem
                              									Mitnehmer geschieht durch eine starke Stahlschiene, welche durch zwei Handräder
                              									mittels Schrauben gehoben und in einen der 12 Ausschnitte des Mitnehmers gesenkt
                              									werden kann, so daſs rasch und in einfacher Weise eine Auslösung bezieh. Kuppelung
                              									erfolgt; im ersteren Falle wird der Korb durch eine gewöhnliche Backenbremse
                              									festgehalten, im zweiten Falle kann wegen der erwähnten 12 Ausschnitte des
                              									Mitnehmers eine genaue Einstellung der Förderschale erfolgen.
                           Die Maschine ist für eine Fördertiefe von 500m,
                              									eine Nutzlast von 600k und ein Seilgewicht von
                              										800k berechnet. Als Förderseil wurde ein
                              									Stahldrahtseil von 20mm Durchmesser angenommen;
                              									die Fördergeschwindigkeit beträgt 0m,8. Die
                              									Seilkörbe machen 6 Umdrehungen in der Minute. Da die Maschinenanlage im Schachte
                              									selbst 34m unter dem Tagförderstollen, über
                              									welchem sich in einer Entfernung von 18m die
                              									Seilscheiben befinden, eingebaut wurde, so erwies sich die Anordnung einer Leitrolle
                              									für die Führung des Oberseiles auf den Seilkorb als nothwendig. Diese Leitrolle
                              									besteht aus einer Scheibe von 1m,5 Durchmesser,
                              									welche 10m über der Maschine in einer Ausweitung
                              									des Schachtes eingebaut wurde. Die Welle der Leitrolle verschiebt sich, der
                              									Aufwickelung des Seiles auf die Fördertrommel folgend, in den Lagern. Wie in der
                              									genannten Quelle mitgetheilt wird, bewährt sich diese Anordnung gut; es lauft das
                              									Seil ruhig und wickelt sich auf dem Seilkorbe regelmäſsig auf. Der Winkel, um
                              									welchen das Seil bei dem Ueberführen auf den Seilkorb durch die Leitrolle gebrochen
                              									wird, beträgt 166°. Es wurden Versuche mit der Maschine bei Leergang und bei beladen
                              									er Schale bei verschiedenen Wassermengen vorgenommen, welche gute Erfolge ergeben
                              									haben; namentlich wird hervorgehoben, daſs trotz der für Wassersäulenmaschinen
                              									groſsen Kolbengeschwindigkeit von 1m,2 kein Stoſs
                              									wahrnehmbar war. Die mitgetheilten Indicatordiagramme, welche unter verschiedenen
                              									Voraussetzungen abgenommen wurden, zeigen einen normalen Verlauf der Expansions- und
                              									der Compressionscurven, woraus sich ergibt, daſs die selbstthätige Regelung der
                              									Luftmenge in den Expansionswindkesseln richtig erfolgt; der Druck sinkt regelmäſsig
                              									bis zur Atmosphärenlinie und steigt bei der Compression bis nahe zur
                              									Anfangspressung.
                           
                        
                           J. H. Taylor's Kolbendichtung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 255, S. 257
                              
                           Bei der nach dem Engineer, 1884 Bd. 58 S. 369
                              									wiedergegebenen Kolbendichtung von J. H. Taylor in
                              									Southampton ist ein unmittelbarer Federdruck auf die Kolbenringe gegen die
                              									Cylinderwand ganz weggelassen. Nur indem, wie sich aus der nebenstehenden Figur
                              									ergibt, die den Druck der Kolbenringe auf Boden und Deckel A des Kolbens durch die Ringe C
                              									hervorrufenden Federn F durch die schräge Auflegefläche
                              										c zwischen den Kolbenringen B und den Ringen C auch nach auſsen wirken,
                              									besteht dieser nothwendige Druck. Die Federn F werden
                              									durch eingesteckte Röhren, welche mittels Zapfen o in
                              									dem unteren Ringe C gehalten werden, in ihrer Lage
                              									gesichert. Die Regelung der Spannung der Federn F
                              									geschieht durch Unterlegscheiben e.
                           
                        
                           Neuerung an Rammen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 255, S. 257
                              
                           Bei den Dampframmen, welche zu den Gründungsarbeiten für die städtischen Zollbauten
                              									in Hamburg verwendet werden, gelangt nach dem Wochenblatt
                                 										für Architekten und Ingenieure, 1884 S. 521 statt des früher gebräuchlichen
                              									Wreultaues zum Halten des Pfahles am Mäkler ein sogen. Passepartout, d. i. ein
                              									eiserner Führungsring zur Anwendung, welcher den Pfahl etwas unterhalb des
                              									Kopfringes umfaſst und andererseits in geeigneter Weise am Mäkler gehalten und
                              									geführt ist. Diese „Passepartouts“ sollen sich auch bestens bewähren.
                           
                        
                           Bestimmung des specifischen Gewichtes von Gasen und
                              									Dämpfen.
                           Nach F. Lux in Ludwigshafen (Englisches Patent, 1884 Nr.
                              									15970) befindet sich in einem mit eingeschliffenen Glasstopfen verschlossenen und
                              									mit Wasser, Erdöl oder einer sonstigen Flüssigkeit zur Hälfte gefüllten Glascylinder
                              									eine Art Aräometer mit sehr dünner Spindel, an deren oberem Ende eine hohle,
                              									verhältniſsmäſsig groſse, geschlossene Glaskugel angebracht ist. Die
                              									Gewichtsveränderungen, welche diese Glaskugel innerhalb Gasen oder Dämpfen von
                              									verschiedenen specifischen Gewichten oder Drucken erleidet, verändern das
                              									hydrostatische Gleichgewicht und werden daher durch Steigen oder Sinken des
                              									Apparates angezeigt; die an der Spindel angebrachte Gradeintheilung gestattet, das
                              									betreffende specifische Gewicht oder den Druck unmittelbar abzulesen. Der
                              									Glascylinder ist mit 2 Ansätzen zum Zu- und Ableiten der zu prüfenden Gase oder
                              									Dämpfe versehen, so daſs dieselben fortwährend durch den Apparat hindurchgeleitet
                              									und deren Eigengewichte oder Drucke in jedem Augenblicke und ohne weitere Arbeit
                              									abgelesen werden können.
                           
                        
                           Ueber die Absorption von Wärmestrahlen durch
                              									Wasserdampf.
                           Umfassende Versuche von W. C. Röntgen (Annalen der Physik, 1884 Bd. 23 S. 1 und 259) ergeben,
                              									daſs Wasserdampf ultrarothe Strahlen (Wärme) bedeutend stärker absorbiren, als dies
                              									bei Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff der Fall ist.
                           
                        
                           
                           Billiges Flaschenglas.
                           Eine groſse Flaschenfabrik im nordöstlichen England verwendet nach dem Sprechsaal, 1884 S. 638 ein Gemenge aus 50 Th.
                              									Fluſssand, 20 Th. Thonerde, 25 Th. Kalk und 5 Th. Mergel. Dasselbe wird in groſsen
                              									gemauerten Behältern mit Meerwasser, welches zur Fluthzeit aufgepumpt wird,
                              									eingesumpft und nach vollständiger Durchtränkung und Sättigung zu den Frittöfen
                              									geschafft, deren vier an den Glasofen angebaut sind. In diesen Frittöfen wird die
                              									Masse unter zeitweiliger Bearbeitung mit der Krücke ganz durchgeglüht und erst dann
                              									aus dem Ofen herausgeschafft und an den Mauern aufgehäuft, wenn es Zeit zum Einlegen
                              									ist; es dienen also die Salze des Meerwassers als natürlichste und billigste
                              									Fluſsmittel. (Vgl. Gottsein, 1884 253 339.)
                           Jeder Ofen hat 4 Hafen, von je 1000k Fassung, die
                              									Schmelzen gehen glatt von statten und sind regelmäſsig in etwa 12 Stunden beendet.
                              									Das Glas ist dunkelgelb und gut zum Arbeiten; letzteres geht ungemein rasch, so daſs
                              									jeden Tag der Woche eine Ausarbeit ermöglicht ist; an Sonn- und Festtagen wird nicht
                              									gearbeitet.
                           Die Wagenladung von 10t des zur Feuerung
                              									verwendeten Kohlengrieses kostet frei Hütte nur 20 M.; dieser Kohlenabfall wird in
                              									einfachster Weise auf Planrosten verbrannt, denen die nöthige Verbrennungsluft durch
                              									ausgemauerte, gewölbte Gänge zugeführt wird. Die Roststangen sind, der
                              									Beschaffenheit der Kohle angemessen, mit lose gefügten Steinen überdeckt, durch
                              									welche Asche und Schlacke in dünnen Strahlen in den Keller fallen. Die Anlage
                              									umfaſst 9 Glasöfen mit den zum Betriebe erforderlichen Kühl- und Temperöfen.
                           
                        
                           Verfahren zur Trennung des Kainites vom Steinsalz.
                           J. F. Löfasz in Staſsfurt (D. R. P. Kl. 75 Nr. 29223 vom
                                 									8. Januar 1884) kocht rohen Kainit, welcher sich auf einem Siebe in einer offenen
                              									Pfanne befindet, mit einer heiſs gesättigten Kainitlösung. Der Kainit zerfällt dabei
                              									zu Pulver, welches bei öfterem Durchrühren durch das Sieb fällt und sich auf dem
                              									Boden des Gefäſses ansammelt. Sobald das Niederfallen des Kainitpulvers nachgelassen
                              									hat, entfernt man dasselbe aus der Flüssigkeit, bringt wieder rohen Kainit auf das
                              									Sieb, zerkocht diesen u.s.w. Die Kochgefäſse sind sa eingerichtet, daſs bei Pfannen
                              									über offenem Feuer ein Anbrennen nicht stattfinden kann und daſs sowohl das
                              									Kainitpulver, als auch der Rückstand seiner Zeit bequem entfernt werden kann, ohne
                              									die Arbeit unterbrechen zu müssen.
                           
                        
                           Ueber den Siegburgit.
                           Das mit diesem Namen belegte fossile Harz, welches mit 50 bis 70 Proc. Sand zu
                              									nierenförmigen Gebilden verbunden in dem Braunkohlensande vorkommt, der bei Siegburg
                              									und Troisdorf über Braunkohlenflötzen lagert, gibt nach H.
                                 										Klinger (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1884 S. 2742) bei der trockenen Destillation Styrol,
                              									Zimmtsäure, weniger Benzol und Toluol. Das Harz ist demnach als fossiler Storax zu
                              									betrachten.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Rübenmelasse.
                           Alkoholische Abfalllauge von der Verarbeitung der Melasse nach dem Elutionsverfahren
                              									wurde nach E. O. v. Lippmann (Deutsche Zuckerindustrie, 1884 S, 1435) mit Schwefelsäure neutralisirt,
                              									entgeistet, die zurückbleibende dicke trübe Masse mit Bleizucker versetzt,
                              									abfiltrirt, die Lösung abermals stark eingedampft und die dickflüssige Masse in
                              									einen starken Ueberschuſs hochprocentigen Alkoholes eingetragen. Sofort schied sich
                              									eine groſse Menge eines gummösen zähen Niederschlages aus, welcher sich durch
                              									Erwärmen der Lösung noch vermehrte. Nach einiger Zeit wurde die Flüssigkeit
                              									abgegossen und der Niederschlag noch mehrmals mit neuen Mengen heiſsen starken
                              									Alkoholes digerirt und schlieſslich am Rückfluſskühler ausgekocht. Derselbe wurde
                              									hierbei noch zäher und klebriger; er erwies sich in Wasser löslich, wurde aus der
                              									concentrirten Lösung durch Bleiessig theilweise gefällt und schied aus Fehling'scher Lösung einen dunkeln schleimigen
                              									Niederschlag ab, enthielt also wahrscheinlich hauptsächlich Dextran.
                           
                           Beim Verdunsten der alkoholischen Lösungen hinterblieb ein ziemlich heller Syrup, der
                              									in siedendem Wasser vollkommen löslich war, mit Bleiessig tropfenweise versetzt,
                              									eine nicht unbedeutende Fällung ergab und hierauf durch Kochen mit Knochenkohle fast
                              									völlig entfärbt werden konnte. Das stark eingedickte Filtrat, welches beim Stehen
                              									wieder nachdunkelte, schied nach einiger Zeit Krystalle ab; als deren Menge nicht
                              									weiter zunahm, wurde die Mutterlauge abgegossen und noch weiter concentrirt, worauf
                              									sich nach mehreren Wochen eine zweite Krystallisation bildete. Beide wurden durch
                              									wiederholtes Umkrystallisiren gereinigt und schlieſslich die Substanzen in farblosen
                              									Nadeln und Blättchen erhalten; die erste Krystallisation erwies sich als Tyrosin, die zweite als ein Gemenge von Tyrosin und Leucin, aus welchem Leucin, welches in Alkohol
                              									beträchtlich löslicher ist, leicht abgeschieden werden konnte.
                           Es ist bemerkenswerth, daſs auch die bleichen Schöſslinge der Rüben in den Mieten
                              									diese Abbauproducte der Albuminate: Asparagin, Leucin und Tyrosin enthalten.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Salicylsäure.
                           Werden nach R. Schmitt in Dresden (D. R. P. Kl. 12 Nr.
                                 									29939 vom 24. Juni 1884) die trockenen Phenolate der Alkalien und Erdalkalien bei
                              									gewöhnlicher Temperatur der Einwirkung von trockener Kohlensäure so lange
                              									ausgesetzt, als Absorption stattfindet, so bilden sich quantitativ die Alkali-
                              									bezieh. Erdalkalisalze des sauren kohlensauren Esters, speciell aus dem
                              									Phenolnatrium Phenylnatriumcarbonat: C6H5ONa + CO2 = C6H5O.CO.NaO.
                           Werden diese Salze auf 120 bis 140° in einem luftdicht verschlieſsbaren
                              									Hochdruckkessel einige Stunden erhitzt, so geht die molekulare Umsetzung in das
                              									einfach salicylsaure Salz ohne Abspaltung von Phenol quantitativ vor sich;
                              									Phenylnatriumcarbonat z.B. lagert sich in salicylsaures Natrium um: C6H5O.CO.NaO = C6H4.COONa.OH. Das so
                              									erhaltene salicylsäure Salz wird in Wasser gelöst, die Salicylsäure durch eine
                              									Mineralsäure gefällt und durch Umkrystallisiren gereinigt. Oder es werden die
                              									Phenolate der Alkalien und Erdalkalien scharf getrocknet in einen Kessel gefüllt;
                              									hierauf wird durch eine Druckpumpe so lange trockene Kohlensäure eingepumpt, als zur
                              									Bildung der phenylkohlensauren Salze nöthig ist. Während des Einpumpens der
                              									Kohlensäure muſs der Kessel gut gekühlt werden. Derselbe wird dann geschlossen,
                              									während die Kohlensäure noch nicht vollständig absorbirt und noch Ueberdruck
                              									vorhanden ist. Hierauf überläſst man die Masse einige Stunden sich selbst, um die
                              									vollständige Umwandlung der Phenolate in die phenylkohlensauren Salze zu
                              									ermöglichen. Der Kessel wird dann einige Stunden in einem Luftbade auf 120 bis 140°
                              									erhitzt, um die Umsetzung in normal salicylsaure Salze zu bewirken.
                           Die trockenen Phenolate werden ferner in einen Kessel gefüllt, dann wird so viel
                              									feste Kohlensäure eingeschüttet, als zur Bildung der phenylkohlensauren Salze nöthig
                              									ist, der Apparat schnell geschlossen und weiter wie vorhin verfahren.
                           
                        
                           Ueber die Zersetzung des Stalldüngers.
                           Nach Versuchen von P. Dehérain (Comptes rendus, 1884 Bd. 99 S. 45) ist die Oxydation des Strohes im
                              									Stalldünger an der Luft durch die Gegenwart eines Fermentes bedingt. Es wurden zwei
                              									Kolben mit Stroh beschickt, mit Wasser angefeuchtet, zugeschmolzen und einige Tage
                              									bei 40° stehen gelassen. Der eine Kolben, welchem ein wenig Chloroform zugesetzt
                              									war, enthielt wenig Kohlensäure, der andere dagegen enthielt keinen Sauerstoff mehr,
                              									aber reichlich Kohlensäure. Treibt man ferner einen Luftstrom bei 40° durch einen in
                              									genannter Weise beschickten Kolben, so findet reichliche Entwickelung von
                              									Kohlensäure statt und in der Flüssigkeit sind zahlreiche Vibrionen enthalten.
                           Dehérain stellte fest, daſs im Strohe, wie überhaupt in
                              									den Pflanzentheilen, gewöhnlich keine Anaerobenfermente vorkommen; so wurde z.B. in
                              									mit Stroh und Lösungen von Alkalicarbonaten und Alkaliphosphaten beschickten
                              									Flaschen zuweilen die Entwickelung von Kohlensäure, Kohlenwasserstoff oder statt des
                              									letzteren Wasserstoff wahrgenommen; meist aber entwickelte sich kein Gas und war
                              									erstere Erscheinung wohl von zufällig anwesenden Fermentkeimen hervorgerufen.
                           
                           Zuweilen erfolgt eine Buttersäuregährung, wenn Mist mit alkalisch gehaltenen
                              									Flüssigkeiten bei 40° behandelt wird, worauf sich dann Wasserstoff anstatt des
                              									Kohlenwasserstoffes 'entwickelt, während die Flüssigkeit reichliche Mengen
                              									Buttersäure enthält. Ob sich Kohlenwasserstoff bei gleichzeitiger Entstehung von
                              									Buttersäure bilden kann, ist noch nicht sicher. Auch findet sich selten Wasserstoff
                              									neben Kohlenwasserstoff, oder doch nur der eine neben dem anderen in Spuren.
                           Mit diesen Beobachtungen stimmen die Untersuchungen von Tappeiner (Bulletin de la Société chimique,
                              									Bd.38 S. 43) überein, welcher nachgewiesen hat, daſs im Dünger der Pflanzenfresser
                              									eine saure und eine neutrale Gährung zu unterscheiden ist, wobei neben der
                              									Entwickelung von Kohlensäure, Wasserstoff und Kohlenwasserstoff die Cellulose
                              									angegriffen wird. Da die Stallmist-Anaeroben nur im mit Jauche benetzten Strohe
                              									entstehen, so ist anzunehmen, daſs dieselben die Zersetzungserscheinungen des
                              									Düngers hervorrufen.
                           
                        
                           Desinfectionsmittel.
                           Bruère empfiehlt im Bulletin de
                                 										Rouen, 1884 S. 725 als neues ökonomisches Desinfectionsmittel das
                              									Doppelchlorür von Zink und Mangan. Beide Verbindungen werden, getrennt, längst
                              									angewendet.
                           
                        
                           Verfahren, um Cement für stereochromatische Bemalung tauglich
                              									zu machen.
                           Zur Vorbereitung des Cementes wird nach G. v. Koch und
                              										R. Adamy in Darmstadt (D. R. P. Kl. 80 Nr. 29670
                                 									vom 18. April 1884) bei Guſsstücken die Form mit einer Mischung von 30 bis 50 Proc.
                              									reinem Cement und entsprechend 70 bis 50 Proc. fein gemahlenem Bimssteinsand
                              									ausgestrichen, alsdann in gewöhnlicher Weise eine Mischung von ⅓ Cement und ⅔ grobem
                              									Sand nachgefüllt und festgestampft. Nach der Herausnahme aus der Form werden die
                              									Stücke am besten einige Tage feucht gehalten. Beim Verputzen von Fugen wird dieselbe
                              									Mischung aus Cement und Bimsstein angewendet und vor zu raschem Trocknen
                              									entsprechend geschützt. Vor der Bemalung wird die Oberfläche des Cementes mit
                              									verdünnter Salzsäure, Phosphorsäure oder Fluorwasserstoffsäure abgewaschen und nach
                              									dem Trocknen mit Wasserglaslösung getränkt. Die Bemalung geschieht mittels Pinsel,
                              									die Fixirung durch Anspritzen einer 2procentigen Wasserglaslösung.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung violetter Farbstoffe.
                           Nach Angabe der Badischen Anilin- und Sodafabrik in
                              									Ludwigshafen (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr. 29943 vom 10. Juli 1884, vgl. 1884 252 344) werden zur Herstellung von Methylviolett in
                              										100k Dimethylanilin 18 bis 20k Chlorkohlenoxyd bei 20° eingeleitet und nach
                              									24stündigem Stehen fernere 50k Dimethylanilin und
                              										30k gepulvertes Chlorzink eingetragen. Dann
                              									wird unter beständigem Rühren bei 40 bis 50° Chlorkohlenoxyd bis zur Gewichtszunahme
                              									von 20k eingeleitet und die Reaction durch
                              									6stündiges Erwärmen auf 50° zu Ende geführt. Aus der erhaltenen Farbstoffschmelze
                              									wird in bekannter Weise durch Uebersättigen mit Natronlauge und Destillation mit
                              									Wasserdampf die Farbstoffbase abgeschieden und solche zweckmäſsig in ihr Sulfat
                              									umgewandelt. Aus der heiſsen Lösung des letzteren kann man durch Zusatz von Kochsalz
                              									das schön krystallisirende Chlorhydrat des Methylviolett abscheiden.
                           In derselben Weise verfährt man bei der Darstellung der entsprechenden violetten
                              									Farbstoffe aus Diäthylanilin und Methyläthylanilin.