| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 304 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Schmierapparat für Wagenachsen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 255, S. 304
                              
                           Um die Achsen gewöhnlicher Landfuhrwerke jederzeit bequem schmieren zu können, ohne
                              									jedesmal das betreffende Rad abnehmen zu müssen, ist nach dem Scientific American, 1884 Bd. 51 S. 322 von H. Keller in Corpus Christi (Texas) das nachstehend
                              									dargestellte Schmiergefäſs angegeben worden. Wie aus der Abbildung hervorgeht, ist
                              									das Schmiermittel in einem auf der Achse befestigten cylindrischen Behälter
                              									enthalten, welcher sich mit einem fein durchbohrten Schnabel durch den Anlauf des
                              									Achsschenkels hindurch fortsetzt und in einer entsprechenden Aussparung des
                              									letzteren ausmündet. In diesem Behälter verschiebt sich öldicht an den Wandungen
                              									anschlieſsend ein Kolben B, welcher mittels einer durch
                              									denselben hindurchgeführten Schraubenspindel A mit
                              									Handrad C nach Bedarf vorgeschoben werden kann und
                              									hierbei einen genau bemeſsbaren Theil des Schmiermittels durch den schnabelförmigen
                              									Fortsatz des Behälters unmittelbar zwischen die Laufflächen des Achsschenkels und
                              									der Radnabe hinausdrängt. Soll der Behälter von Neuem gefüllt werden, so wird der Kolben B so weit zurückgeschraubt, bis derselbe hinter die mit
                              									Schraubverschluſs versehene Einfüllöffnung D zu stehen
                              									kommt, in welcher Stellung das Einfüllen des Schmiermittels leicht erfolgen kann.
                              									Sobald die Einfüllöffnung geschlossen wird, ist der Apparat wieder betriebsfähig.
                              									Damit während der Nichtbethätigung der Vorrichtung das Oel nicht ausläuft, mündet
                              									die Bohrung in dem Fortsatze des Gefäſses an höchster Stelle des letzteren ein.
                           
                        
                           Herstellung von Gegenständen aus plastischer Masse mit
                              									eingelegtem Blech.
                           Zum Zwecke der Herstellung verstärkter Gegenstände aus plastischer Masse wird nach
                              									dem Vorschlage von L. Mayer in Stuttgart (D. R. P. Kl.
                                 									38 Nr. 30149 vom 7. Mai 1884) zwischen die zur Verwendung kommenden Massen ein roh
                              									durchlöchertes Blech eingelegt, nachdem vorher in einzelne Löcher desselben eine
                              									Holz-, Hanf- o. dgl. Faser gezogen und auf beiden Seiten ausgebreitet wird. Die
                              									Verbindung wird dann durch Pressung hergestellt. Durch das zwischengelegte Blech mit
                              									durchgezogenen Fasern erhält die Masse eine gehörige Verbindung und Verstärkung. Die
                              									Gegenstände können Flächen in beliebiger Dicke und Ausdehnung bilden und ihre
                              									Verwendung z.B. zum Belegen von Wänden, Fuſsböden, als Büffetplatten u. dgl. finden;
                              									dieselben können profilirt sein und Reliefs mit Verzierungen erhalten, um für
                              									Gesimse, Verzierungen an Häusern, Denkmälern und Grabsteinen, zur Verschalung von
                              									eisernen Säulen u.a. verwendet zu werden, somit theilweisen Ersatz für
                              									Bildhauerarbeit zu leisten.
                           
                        
                           H. Smith's elektrische Straſsenbahn.
                           Nach dem Scientific American Supplement, 1884 * S. 7345
                              									hat Holroyd Smith auf einem Felde in der Nähe der
                              									Fabrik von Smith, Baker und Comp. in Manchester eine
                              									Straſsenbahn für elektrischen Betrieb von etwa 100m Lange und 1m,43 Spurweite ausgeführt
                              									und einen Wagen in natürlicher Gröſse gebaut, welcher darauf laufen soll. In dem
                              									Straſsendamme sind zunächst hölzerne Querschwellen eingelegt- auf diesen stehen
                              									bockförmige eiserne Träger, welche aus je zwei gerippten Ständern auf
                              									gemeinschaftlicher Grundplatte bestehen; an der Innenseite ist an jedem Ständer eine
                              									Winkelschiene so angeschraubt, daſs die beiden Winkelschienen die mittlere
                              									Längsschiene der Bahn bilden und einen Schlitz zwischen sich lassen, durch welchen
                              									der dem Wagen den Strom zuführende Contactträger hindurchgreift. Den Contact selbst
                              									machen zwei Paar schraubenförmig geriffelter, neben einander liegender Walzen,
                              									welche durch Federn aus einander gedrängt werden und sich deshalb mit ihrer
                              									Auſsenseite an die Innenseite zweier kupferner Halbröhren anpressen, die als
                              									Stromzuführer dienen; diese Halbröhren liegen jede in einer halbkreisförmigen
                              									Erweiterung jedes Ständers, gegen diesen durch einen Holzklotz isolirt; sowie die
                              									Walzen auf ein Hinderniſs, z.B. eingedrungenen
                              									Straſsenschmutz, stoſsen, drehen sie sich leicht um ihre Achse und streichen so den
                              									Schmutz durch den unteren Schlitz zwischen den beiden Halbröhren in einen gröſseren
                              									Hohlraum hinab, welcher in den Ständern selbst und in der Ausfüllung aus künstlichem
                              									oder natürlichem Stein zwischen je zwei Trägern entlang der Bahn hergestellt wird
                              									und einen fortlaufenden Abzugskanal bildet, um den Schmutz und das Wasser nach dem
                              									allgemeinen Straſsenkanale abzuführen. Den Contactträger verbinden zwei durch den
                              									Schlitz der Mittelschiene hindurchgreifende Stahlplatten mit dem Wagen; die Platten
                              									sind aber gegen das Trägergestelle isolirt und zwischen denselben laufen isolirte
                              									Kupferstreifen vom Contactkörper nach einem stellbaren Blocke an den die Platten
                              									oben umfassenden eisernen Backen; der Block trägt zugleich die Klemmschraube für den
                              									nach dem Motor führenden Leitungsdraht; von den Backen aber läuft für jede
                              									Bewegungsrichtung ein Lederriemen nach dem Wagengestelle, welcher fest genug ist, um
                              									den Contactträger fortzuziehen und auch leichte Hindernisse, wie Schmutz u. dgl., in
                              									dem Schlitze zu beseitigen, bei ernsteren Hindernissen aber reiſst, wobei durch
                              									Entfernung der Klemmschraube vom Blocke die elektrische Leitung unterbrochen wird
                              									und der Wagen still stehen bleibt. Nach Beseitigung des Hindernisses kann die elektrische Leitung
                              									rasch und leicht wiederhergestellt werden. Die Rückleitung des Stromes bilden die
                              									Laufschienen für die Wagenräder.
                           
                        
                           Galvanisches Element von de Lalande und Chaperon.
                           Nach dem Portefeuille économique des machines, 1884 Bd.
                              									9 * S. 191 bildet in dem Elemente von de Lalande und
                              										Chaperon eine Zinkplatte den negativen Pol und als
                              									Erregungsflüssigkeit dient eine Kupferoxyd haltige, 30 oder 40procentige Kalilauge,
                              									welche in unmittelbarer Berührung mit der den positiven Pol bildenden Eisen- oder
                              									Kupferplatte steht. Der durch den Strom frei werdende Sauerstoff geht an das Zink
                              									und das Zinkoxyd löst sich leicht in dem Alkali; der Wasserstoff dagegen reducirt
                              									das Kupferoxyd und schlägt metallisches Kupfer nieder. Ist das Element offen, so
                              									findet keine Reaction statt, weil Zink und Eisen von der Kalilösung nicht
                              									angegriffen werden. Das Element wird in verschiedenen Formen ausgeführt. Die eine
                              									enthält in einem luftdicht verschlossenen Glase am Boden eine Kupferplatte, umgeben
                              									von Kupferoxyd und getragen von einem Kupferdrahte, welcher durch den Deckel
                              									hindurchgeht; der amalgamirte Zinkstab geht durch eine Oeffnung in der Mitte des
                              									Deckels; als Ventil ist am Deckel eine geschlitzte Kautschukröhre angebracht. Bei
                              									einer anderen Form ist das Gefäſs eine Guſseisenflasche mit einem Ansätze, woran der
                              									positive Poldraht befestigt wird; das Zink wird dabei als Cylinder oder als
                              									zusammengerolltes Blech verwendet. Die elektromotorische Kraft wird zu 0,8 bis 0,9
                              									Volt angegeben; der innere Widerstand ist klein, etwa ⅓ Ohm bei Polplatten von 1qdc Fläche in 5cm Abstand von einander.
                           
                        
                           Glas mit Kupferlüster für Stecknadeln u. dgl.
                           C. v. Marx und J.
                                 										Wallensteiner (Gewerbeblatt aus Württemberg,
                              									1885 S. 22) haben die im Handel vorkommenden schön kupferigen Glas köpfe auf
                              									Stecknadeln untersucht:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 45,29
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                   1,50
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 37,04
                                 
                              
                                 Kalk
                                   3,38
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,95
                                 
                              
                                 Natron
                                   6,01
                                 
                              
                                 Kali
                                   1,18
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   3,09
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                   2,76
                                 
                              
                                 Wismuthoxyd
                                   0,082.
                                 
                              
                           Dem entsprechend wurden folgende zwei Glassätze
                              									zusammengestellt:
                           
                              
                                 Feiner Quarzsand (Silbersand)
                                 45,0
                                 –
                                 
                              
                                 Gewöhnliches Kalknatronglas
                                 –
                                 24,5
                                 
                              
                                 Kieselguhr
                                 –
                                 28,5
                                 
                              
                                 Mennige
                                 36,0
                                 35,0
                                 
                              
                                 Soda (99 proc.)
                                 11,0
                                   4,0
                                 
                              
                                 Kalisalpeter
                                   2,0
                                     2,25
                                 
                              
                                 Braunstein
                                     3,25
                                   3,0
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                   2,5
                                   2,5
                                 
                              
                                 Salpetersaures Wismuth
                                     0,25
                                     0,25.
                                 
                              
                           Die gut gemengten Glassätze wurden in einem Thontiegel niedergeschmolzen, die
                              									geschmolzene Masse wurde durchgerührt und noch einige Zeit im Flusse erhalten. Nach
                              									dem Erkalten war ein fast schwarzes, an den Kanten grünes, durchsichtiges Glas
                              									gewonnen, welches sich leicht in der Gebläselampe an Stahlnadeln zu kugeligen
                              									Knöpfen anschmelzen lieſs, die zunächst das dunkle Aussehen des Glasflusses hatten.
                              									Bringt man nun aber die geschmolzene Glasmasse, sobald sie nicht mehr roth glüht, in
                              									den inneren Theil der Gebläseflamme, so nimmt die Masse in wenigen Secunden den
                              									glänzenden Kupferlüster vom Aussehen des polirten Kupfers an.
                           
                        
                           Phosphatvorkommen in Frankreich.
                           Nach P. de Gasparin (Comptes
                                 										rendus, 1884 Bd. 99 S. 839) enthält die Gangart, welche die Versteinerungen
                              									des Gault in den Departements der Drôme und der Isère einschlieſst, nur auf 0m,95 Phosphorsäure, während nach Lory diese Versteinerungen selbst 16 bis 30 Proc.
                              									enthalten. Verf. erklärt diese verschiedene Vertheilung der Phosphorsäure dadurch,
                              									daſs Wasser mit einem reichen Gehalte an löslichen Phosphaten durch die die
                              									Versteinerungen umgebende, später zu Sandstein umgewandelte sandige Schicht bis zu
                              									den damals noch nicht versteinerten, sondern nur ihrer organischen Substanz
                              									beraubten Knochen oder Muschelschalen durchgesickert und hier eine Ablagerung der
                              									Phosphorsäure durch Wechselzersetzung erfolgt ist.
                           Eine Ammonites-Art aus einem Steinbruche von Saint-Etienne du Grès bei Tarascon
                              									zeigte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                     7,98
                                 
                              
                                 Calciumcarbonat
                                   90,38
                                 
                              
                                 Magnesiumcarbonat
                                     0,76
                                 
                              
                                 Kaliumcarbonat
                                     0,04
                                 
                              
                                 Sesquioxyde
                                     0,79
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                     0,05
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00,
                                 
                              
                           enthält also nur wenig Phosphorsäure. Dagegen enthielten auf
                              									Kilometer lange Strecken die Kreidefelsen bei Viviers am rechten Rhôneufer, ferner
                              									bei Saint-Maximin am Var 20 bis 34 Proc. Phosphorsäure und bei Quissac, welches
                              									nicht dem Neocom, sondern dem Oxford angehört, enthält ein von Eisen freier, aber
                              									Thonerde haltiger Kalkstein 22 Proc. Phosphorsäure. Nach Erschöpfung der dichten
                              									Phosphatlager wird man diese Phosphorsäure haltigen Ammoniten- und Coprolithenlager
                              									verwenden können; jedoch ist dies vor der Hand unnöthig, da Spanien sehr reiche und
                              									ausgedehnte Phosphatlager besitzt. Ein Stück eines Felsens von Pennaflores bei
                              									Sevilla enthält z.B. 40 Proc. Phosphorsäure.
                           
                        
                           Gewinnung von Salzsäure aus Chlorcalcium.
                           E. Solray in Brüssel (D. R. P. Kl. 12 Nr. 29 846 vom 7.
                                 									Mai 1884) hat gefunden, daſs wenn man ein Gemisch von Chlorcalcium mit Kieselsäure
                              									und mit Thonerde in solchen Verhältnissen herstellt, daſs darin das Chlorcalcium der
                              									theoretisch nöthigen Menge an Kieselsäure und Thonerde entspricht, eine Masse
                              									erhalten wird, welche sich bei der zur Reaction nöthigen Temperatur erweicht und
                              									zusammenballt, so daſs der Apparat nur schwierig in Thätigkeit zu erhalten ist.
                              									Setzt man andererseits mehr Kieselsäure und Thonerde zu, so wird die Masse zwar in
                              									gewünschtem Grade schwer schmelzbar, andererseits aber auch untauglich zur Erzeugung
                              									von Cement oder einer anderen chemischen Verwerthung.
                              									Der Rückstand ist nicht mehr basisch und zart genug. Dagegen gelingt es, beide
                              									Bedingungen zu erfüllen, wenn man dem Gemische noch einen genügend groſsen Theil des
                              									Rückstandes aus einer früheren Behandlung zusetzt. Die neue Mischung besitzt
                              									genügenden Widerstand gegen die Wärme, trotzdem dieselbe ebenso viel Kalk enthält
                              									als die mit den theoretischen Mengen von Chlorcalcium und Kieselsäure oder Thon
                              									haltigen Materialien hergestellte.
                           Nicht alle Arten der Kieselsäure sind von gleich günstiger Wirkung auf den Verlauf
                              									der Reaction. Sand z.B. ist wenig geeignet, da sich mit demselben kein genügend
                              									gleichartiges Gemisch herstellen läſst, so daſs die Reaction nur Mangelhaft
                              									verläuft. Am besten eignen sich für den vorliegenden Zweck chemisch gefällte
                              									Kieselsäure, an Kieselsäure reicher Thon, Infusorienerde, Bergmehl oder
                              									Kieselguhr.
                           
                        
                           Ueber Antipyrin.
                           Nach L. Knorr (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 2032) entsteht Methyloxychinizin
                              									durch Condensation gleicher Moleküle Phenylhydrazin und
                              										Acetessigester unter Austritt von Wasser und
                              									Alkohol nach der Gleichung: C6H5N2H3 + C6H10O3 = H2O + C2H5OH + C10H10N2O.
                           Wird es mit überschüssigem Phenylhydrazin auf 170° oder besser zum Sieden erhitzt, so
                              									treten 2 Moleküle unter Verlust von 2 Wasserstoffatomen zum Dimethyloxychinizin
                              									zusammen. Dieses geht unter Verlust zweier Wasserstoffotome in einen blauen Farbstoff über, welcher sich durch Reduction
                              									wieder in
                              									Dimethyloxychinizin überführen läſst. Bei dieser Reaction treten die beiden
                              									Stickstoffe der Imidogruppe in Azoverbindung, denn die am Stickstoff alkylirten
                              									Dichinizine zeigen die Farbstoffbildung nicht.
                           Die bei der Methylirung des Methyloxychinizins gebildete Base C11H12N2O wird aus Toluol oder Aether in schönen,
                              									glänzenden Blättchen vom Schmelzpunkt 113° erhalten.
                           Das Dimethyloxychinizin oder Antipyrin hat eine kräftige
                              									antipyretische Wirkung. Besondere Vorzüge des Antipyrins vor anderen Fiebermitteln
                              									sind neben seiner leichten Löslichkeit, welche auch die subcutane Injection erlaubt,
                              									das Ausbleiben übler Nebenwirkungen, selbst bei Dosen bis zu 10g. Gegen Malaria wirkt Antipyrin nicht. Besondere
                              									Beachtung verdient die physiologische Untersuchung der aus dem Dimethyloxychinizin
                              									gewonnenen Antipyrine, da dieselben zwei im Pyridinkern verkettete Chinolinmoleküle
                              									enthalten, wie sie nach den neueren theoretischen Anschauungen ähnlich im Chinin
                              									vorausgesetzt werden. In wässeriger Lösung wird Antipyrin durch Eisenchlorid, wie
                              									die meisten Chinizinabkömmlinge, tief roth gefärbt,
                              									durch Salpetrigsäure entsteht in verdünnter Lösung eine blaugrüne Färbung, in concentrirter Lösung die Ausscheidung grüner
                              									Krystalle. Diese Reaction beruht auf der Bildung einer Isonitrosoverbindung. Die Eisenchlorid-Reaction ist wahrnehmbar bis zu
                              									einer Verdünnung von 1 : 100000, die Reaction mit Salpetrigsäure bis zu einer
                              									Verdünnung von 1 : 10000. Antipyrin zeigt alle Reactionen des Methyloxychinizins,
                              									welche die Methylengruppe verändern; es condensirt mit Aldehyden und liefert mit
                              									Salpetrigsäure eine Isonitrosoverbindung. Concentrirte Salpetersäure verwandelt das
                              									Antipyrin in ein schön krystallisirendes Nitroantipyrin.
                           Zu einer sauren Antipyrinlösung wurde die berechnete Menge Nitritlösung gegeben.
                              									Sofort nahm die Lösung eine tief smaragdgrüne Farbe an und nach kurzer Zeit schied
                              									sich das Isonitrosoantipyrin, C11H11N3O2, in grünen Krystallen ab, welche in Wasser und
                              									verdünnten Säuren unlöslich sind.
                           Methyloxychinizin löst sich in Phenylhydrazin leicht auf. Wird die Lösung kurze Zeit
                              									zum Sieden erhitzt so scheiden sich in der Hitze rautenförmige Krystalle von der
                              									Zusammensetzung C20H18N4O2
                              									aus, welche in fast allen Lösungsmitteln, auſser in Alkali, unlöslich sind. Dieses
                              									Dimethyloxychinizin besitzt die meisten Eigenschaften des Methyloxychinizins, ist
                              									Säure und Base, seine Salze mit Säuren werden jedoch mit Wasser zersetzt. Aus der
                              									alkalischen Lösung wird es durch Kohlensäure gefällt. Durch Erhitzen mit Jodmethyl
                              									und Methylalkohol können 2 Methyle eingeführt werden. Das so gewonnene Diantipyrin, C22H22N4O2, hat den Schmelzpunkt 250°.
                           Unter dem Einflüsse der Salpetrigsäure oder Salpetersäure entsteht aus dem
                              									Dimethyloxychinizin das Dichinizinblau, C20H16N4O2, welches also
                              									aus dem Dimethyloxychinizin nach folgender Gleichung entstanden ist: C20H18N4O2 + O = H2O + C20H16N4O2. Die alkalische Lösung des Dimethyloxychinizins
                              									wird mit überschüssiger Nitritlösung versetzt und dann in verdünnte Schwefelsäure
                              									gegossen; es scheidet sich sofort das Dichinizinblau in blauen Flocken aus.
                              									Dieselben werden mit Wasser gewaschen und zweckmäſsig zur Trennung von etwas
                              									unverändertem Dimethyloxychinizin in Chloroform aufgenommen. Nach dem Verdunsten des
                              									Chloroforms bleibt das Dichinizinblau in feinen Nädelchen zurück.
                           Der Farbstoff ist unlöslich in Wasser, verdünnten Säuren, verdünntem Alkali, schwer
                              									löslich in Alkohol und Aether. In Chloroform und concentrirter Schwefelsäure löst er
                              									sich leicht mit prachtvoll indigblauer Farbe. Die Lösungen zeigen ein ähnliches
                              									Spectrum, wie Indigolösungen. Von starkem Alkali und starker Säure wird das
                              									Dichinizinblau beim Kochen unter Veränderung aufgenommen, durch Chlor und heiſse
                              									Salpetersäure entfärbt. Durch reducirende Mittel, wie Zink und Essigsäure oder
                              									Natriumamalgam, wird es zu dem farblosen Dimethyloxychinizin reducirt, welches durch
                              									Oxydation die Farbe wieder erhält. Das Dichinizinblau besitzt keine Affinität zur
                              									Faser.