| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 399 | 
| Download: | XML | 
                     
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Neuer Schnurspanner für Indicatorschnüre; von Dreyer,
                              									Rosenkranz und Droop in Hannover.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 255, S. 399
                              
                           D. W. Ernsting in Bremen hat unter Kl. 34 * Nr. 24 723
                              									vom 3. Mai 1883 eine Vorrichtung zum selbstthätigen Festklemmen von
                              									Rollvorhangschnüren u. dgl. patentirt erhalten. Nach diesem Klemmer haben Dreyer, Rosenkranz und Droop in Hannover den
                              									nachstehend veranschaulichten Schnurspanner für Indicatorschnüre hergestellt; die
                              									Textfigur zeigt die Einrichtung am Ende bezieh. in der Mitte einer Schnur
                              									angebracht. Ein Zug in der Richtung des Pfeiles P
                              									klemmt durch den Backen H die Schnur sofort sicher
                              									fest; ein Zug im Sinne des Pfeiles R löst dieselbe
                              									sogleich wieder. Der Einschnitt X verhütet, daſs der Schnurspanner beim
                              									Aushaken sich nicht auf der Schnur verschieben kann, indem man vorher die Schnur in
                              									diesem Schlitze X in der gezeichneten Weise
                              									einklemmt.
                           
                        
                           Neuere Lüftungseinrichtungen für Schiffsräume.
                           Auf zahlreichen englischen und amerikanischen Dampfern ist nun, wie im Engineer, 1884 Bd. 58 * S. 254 mitgetheilt wird, die
                              									Lüftung der Schiffsräume mit Hilfe der Green'schen
                              									Strahlapparate (vgl. 1876 222 16. 1880 237 * 290. 1883 247 * 202)
                              									eingerichtet worden und zwar wird hierbei durch eingetriebene Preisluft in die Räume
                              									frische Luft eingeführt und die Abluft aus denselben entfernt. Beispielsweise wird
                              									eine Einrichtung mitgetheilt, bei welcher in der Minute durch ein Rohr von 0m,36 Durchmesser 85cbm Luft mittels eines Strahles auf ⅓at
                              									Ueberdruck verdichteter Luft gefördert wurden: das Rohr war hierbei an der Düse auf
                              										0m,2 Durchmesser zusammengezogen und es wurden
                              										4cbm Preſsluft in der Minute verbraucht; die
                              									Luftgeschwindigkeit im Rohre betrug also ungefähr 12m. In der gleichen Zeitschrift * S. 290 ist ferner eine Lüftungsanlage für
                              									Schiffsräume von J. Webb mitgetheilt, bei welcher durch
                              									die Räume nahe der Decke Röhren von 0,05 bis 0m,10
                              									Durchmesser gelegt werden, die mit kleinen Löchern versehen sind und sämmtlich in
                              									den Dampfmantel des Schornsteins führen und in diesem ein Stück aufwärts gehen;
                              									diese Röhrentheile erfahren somit eine Erwärmung und es entsteht hierdurch ein
                              									Auftrieb in denselben, durch welchen die verbrauchte Luft aus den Räumen abgesaugt
                              									wird. Zur Einführung frischer Luft gehen Röhren von auſsen lothrecht abwärts in die
                              									Räume und sind ebenfalls mit Löchern versehen, aus welchen entsprechend der
                              									abgesaugten Luftmenge frische Luft in die Räume strömt, Damit nun bei hoher See kein
                              									Wasser in diese Frischluftröhren gelangen und so in die Schiffsräume flieſsen kann,
                              									sind die Röhren krümmerartig abgebogen und mit auf dem Deckel befestigten Kasten
                              									umgeben. Das abgebogene Ende jeden Rohres ist kegelförmig erweitert und enthält ein
                              									Ventil aus Ulmenholz mit Korkeinlage oder hohl aus Blech hergestellt. Sobald durch
                              									Wellenschlag Wasser in die Kasten gelangt, hebt sich das Ventil als Schwimmer und
                              									schlieſst die Mündung des Frischluftrohres.
                           Das Zwillingsschiff Castalia, welches nunmehr zu dem
                              									Schiffshospital von Long-Reach gehört, ist aus diesem Anlasse mit einer
                              									Lüftungsanlage unter Anwendung Boyle'scher
                              									Schlotaufsätze (vgl. 1883 247 * 27) versehen worden, wie
                              									im Sanitary Record, 1884 Bd. 6 * S. 239 mitgetheilt
                              									wird. Für die Absaugung der Abluft aus den Kajüten sind 20 Saugköpfe der früher
                              									beschriebenen Einrichtung, welche zur Verhütung des Wassereinfalles bei hoher See
                              									oder durch Regen mit Wasserfängen versehen sind, von 1m,8 Durchmesser aufgestellt und durch Röhren von 0,75 bis 1m,2 Durchmesser mit den zu lüftenden Räumen
                              									verbunden; ferner sind zur Entfernung der Abluft aus den Abtritten, Wasch- und
                              									Baderäumen o. dgl. 16 gleichartige Saugköpfe von 1m,2 Durchmesser angebracht. Die frische Luft wird den Räumen durch mittels
                              									Klappen regelbare Oeffnungen in der Schiffswandung zugeführt; die Frischluft tritt
                              									in die Räume fein vertheilt durch die durchbrochen gebildeten Schnurleisten; im
                              									Winter wird die Luft vorher über Heiſswasserröhren geleitet und dadurch erwärmt.
                              									Durch Versuche ergab sich, daſs die Raumluft 12mal in der Stunde erneuert wurde und
                              									in der Stunde durch die ganze Anlage 135000cbm
                              									Luft eingeführt wurden.
                           Die Entfernung des bei hohem Seegange in den Schachtaufsatz eingedrungenen Wassers
                              									will Alex. Huber in Köln (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 24640
                              									vom 26. Januar 1883, Zusatz zu Nr. 21377) durch Anordnung von Wassersäcken an den
                              									beiden Röhren für die Entfernung der Abluft und die Einführung von Frischluft
                              									erreichen. Im Hauptpatente hat Huber seinen früher zur
                              									Absaugung von Abluft angegebenen Schachtaufsatz (vgl. 1883 250 * 363) auch zur Einpressung von Frischluft eingerichtet (vgl. Conr. Müller 1884 254 *
                              									190), indem durch Windfangwände, welche auf den Kanten einer zweiten, mit ihrer
                              									Grundfläche gegen oben gekehrten Pyramide stehen und in einen Trichter ragen,
                              									Auſsenluft abgefangen wird, welche dann in einem das Abluftrohr umgebenden zweiten
                              									Rohre nach dem zu lüftenden Räume geleitet wird. Zur besonderen Verwendung dieses
                              									doppelt wirkenden Schlotaufsatzes für Schiffslüftung führt Huber die beiden Röhren nicht unmittelbar vom Aufsatze abwärts in den
                              									betreffenden Seitenraum, sondern leitet dieselben seitlich ab und läſst sie dann in
                              									das Innere des Schiffes hinabsteigen. Die schräg liegenden Rohrtheile stehen nun
                              									durch Ausschnitte an ihrer unteren Fläche mit zwei in einander liegenden
                              									Wassersäcken in Verbindung; die etwas tiefer angeordnete Ausfluſsöffnung des
                              									äuſseren Wassersackes ist mit einer durch Gegengewicht angedrückten Klappe versehen,
                              									welche sich öffnet, wenn Wasser durch den Schlotaufsatz in die Röhren gedrungen und
                              									von diesen in die Wassersäcke geflossen ist, und somit das Wasser ablaufen läſst.
                              									Damit an den Wandungen des inneren Rohres nicht Wasser neben dem Ausschnitte
                              									vorbeiläuft, sind in diesem Rohre an dieser Stelle sichelartige Rippen angebracht,
                              									welche das Wasser nach dem Ausschnitte leiten- ferner sind in dem Räume zwischen den
                              									Röhren an dem Ausfluſsrohre Längsrippen angeordnet, welche verhüten, daſs das Wasser
                              									bei groſsen Schiffsschwankungen aus den Wassersäcken zurück in das äuſsere Rohr
                              									geschleudert wird.
                           Zur Entfernung der Abluft aus den Schiffsräumen wird ferner von J. Barton in Sidney, wie im Scientific American, 1884 Bd. 51 * S. 338 berichtet wird, vorgeschlagen,
                              									den nothwendigen Auftrieb durch ein Lockfeuer zu erzeugen, welches durch eine
                              									vorhandene oder besonders anzulegende Feuerung dargestellt wird; die Abluftröhren
                              									sollen in den Feuerraum unter dem Roste münden, so daſs durch den Zug des
                              									Rauchrohres bezieh. durch die Erwärmung desselben eine Absaugung der Abluft durch
                              									das Feuer hindurch nach dem Rauchrohre der Feuerung entsteht.
                           
                        
                           Die elektrische Beleuchtung der kgl. Theater in
                              									München.
                           Am 18. Januar d. J. hat die Vorstellung in den beiden kgl. Theatern zu München zum
                              									ersten Male bei elektrischer Beleuchtung stattgefunden. Die nun vollendete Anlage
                              									ist, abgesehen von den neuen elektrischen Centralstationen, welche gegenwärtig von
                              									der Deutschen Edison-Gesellschaft in Berlin ausgeführt
                              									werden, die bisher gröſste Beleuchtungseinrichtung dieser Art in Deutschland (vgl.
                              									1884 253 * 330).
                           Die Maschinenanlage, in welcher der elektrische Strom erzeugt wird, besteht aus 6
                              									groſsen Edison-Dynamomaschinen, von denen fünf je 450 Edisonlampen von je 16
                              									Normalkerzen und eine 250 Edisonlampen gleicher Leuchtkraft zu betreiben vermögen.
                              									Die kleinere dieser Maschinen ist hauptsächlich für die Tagesbeleuchtung
                              									bestimmt.
                           Diese elektrischen Maschinen werden durch drei raschgehende Behältermaschinen
                              									(Compound-Dampfmaschinen), welche besonders für elektrische Beleuchtungszwecke
                              									construirt sind und zusammen etwa 350e besitzen,
                              									in Bewegunggesetzt. Der erforderliche Dampf wird von 3 Kesseln mit je 85qm Heizfläche geliefert. In denselben sollen
                              									oberbayerische Kohlen, welche sich für Gasbeleuchtung nicht eignen, nunmehr
                              									ebenfalls als Lichtlieferungsmaterial zur Verwendung kommen.
                           Da in den Theatern je nach Bedarf Hunderte von Lampen entzündet oder ausgelöscht
                              									werden müssen, ohne daſs eine vorherige Verständigung mit dem Wartpersonal in dem in
                              									einiger Entfernung auſserhalb der Theater angeordneten Maschinenhause möglich ist,
                              									so sind die Einrichtungen in dem Räume, wo die Elektricität erzeugt wird, ähnlich
                              									wie bei elektrischen Centralstationen getroffen. Es sind Apparate vorhanden, welche
                              									entsprechend der jeweilig nöthigen Strommenge das beliebige Ein- und Ausschalten
                              									sowohl der Dampf-, wie der Dynamomaschinen während des vollen Betriebes, ohne daſs
                              									auch nur das geringste Schwanken des Lichtes dabei eintritt, ermöglichen. Eine
                              									Anzahl verschiedener optischer und akustischer Beobachtungsapparate zeigen dem
                              									Maschinisten jederzeit die Zahl der jeweilig brennenden Lampen, die Menge des von
                              									jeder Maschine gelieferten Stromes, die Lichtstärke, mit welcher im Theater die
                              									Lampen brennen, etwaige Fehler, welche durch Beschädigung in den Leitungen entstehen
                              									sollten, u. dgl. an.
                           Der elektrische Strom wird durch 8 Kabel von je 315qmm Kupferquerschnitt, welche zuerst mit einer dicken Isolirmasse, dann
                              									mit einem Bleimantel, hierauf mit getheerter Jute-Umspinnung, darüber mit starken
                              									Eisen drahten und schlieſslich mit einer Asphaltschicht umhüllt sind und 1m unter der Erde liegen, nach den etwa 280m entfernten Theatern geleitet.
                           In den Theatern vertheilt sich der Strom durch ein Leitungsnetz von über 50km Länge, in welchem zahlreiche Umschaltungen und
                              									Sicherheitsschaltungen zur Verhütung jeder Erwärmung der Leitungsdrähte angebracht
                              									sind, nach 2500 Edisonlampen von je 16 Kerzenstärken, welche die beiden Bühnen und
                              									die Zuschauerräume erhellen. In beiden Theatern befindet sich eine gröſsere Anzahl
                              									von Regulirapparaten, welche gestatten, die Lampen in kleineren oder gröſseren
                              									Gruppen, allmählich oder plötzlich, dunkel oder hell zu drehen. Ein damit in
                              									Verbindung stehender Rheostat mit etwa 20km langem
                              									Neusilberdraht bewirkt, daſs stets nur die dem benöthigten Leuchtgrade entsprechende
                              									Elektricitätsmenge erzeugt und zu den Lampen geleitet wird.
                           Der Hauptregulirapparat des Hoftheaters befindet sich unter der Bühne neben dem
                              									Souffleurkasten, von welchem Platze aus derjenige, welcher den Apparat handhabt, die
                              									Bühne übersehen und so die von demselben erzeugten Wirkungen beobachten kann. Es
                              									können von diesem Apparate aus die Soffiten, die Coulissen, die Versatz- und
                              									Transparentstücke, die Mondbeleuchtungen, die Rampe, der Kronleuchter und die
                              									Festbeleuchtung, entweder einzeln oder zu beliebigen Gruppen geschaltet, geregelt
                              									werden; auſserdem ist aber auch noch in jeder Coulissengasse eine besondere
                              									Regulirvorrichtung angebracht, welche gestattet, die an der betreffenden Stelle
                              									befindlichen Beleuchtungsgegenstände von der zugehörigen Coulissengasse oder vom
                              									Hauptregulator aus oder von beiden gleichzeitig zu regeln.
                           Die verschiedenartige Färbung des Lichtes geschieht nicht, wie bisher, nur an wenigen
                              									Stellen der Bühne, sondern nach einem dem Obermaschinenmeister Lautenschläger patentirten Systeme in einer neuen und
                              									vorzüglichen Weise an sämmtlichen Beleuchtungsgegenständen. (Vgl. 1884 253 * 336. * D. R. P. Kl. 21 Nr. 25808 vom 24. Juni
                              									1883.)
                           Die Effectbeleuchtung mittels Bogenlichtes kann unmittelbar von den Leitungen für
                              									Versatz- und Transparentbeleuchtung in jeder Coulissengasse entnommen werden, so
                              									daſs hierfür keine getrennte elektrische Maschinenanlage erforderlich ist.
                           Die Einrichtungsarbeiten waren dadurch erschwert und verzögert, daſs der Betrieb der
                              									Theater durch dieselben nicht gestört werden durfte.
                           
                        
                           Fettflecke bei Fichtensohlleder.
                           W. Eitner (Gerber, 1884 S.
                              									207) zeigt durch entsprechende Versuche, daſs die Fettflecke auf den Fichtenterzen
                              									durch Fett entstehen, das der Haut von der Aaseite her anhaftet und wegen
                              									ungenügender Reinigung vor dem Aeschern dabei in Kalkseife verwandelt wird, welche
                              									nun in die Haut eindringt. Man kann daher die Fettflecke durch sorgfältiges Reinigen
                              									der Haut vor dem Aeschern vermeiden, oder besser dadurch, daſs man den Aescher ganz
                              									entfallen läſst, dafür das Abgehen der Haare durch Schwefelnatrium veranlaſst,
                              									wonach man das Fett beim Ausscheren gleichzeitig mit dem Fleische abnimmt. Dadurch
                              									wird die Entfernung des Fettes gründlicher und auch auf bequemere Weise vor sich
                              									gehen, als wenn die Haut vor dem Aescher von Fett befreit wird. Bleibt beim
                              									Ausscheren an der Fleischseite fettreiches Zellgewebe sitzen, so tritt während der
                              									Gerbung und beim Austrocknen der Leder aus den Fettzellen, welche durch die Gerbung
                              									zusammengezogen, also gepreſst werden, das Fett aus und wird begierig von dem
                              									Ledergewebe angezogen und aufgenommen. Es kommen solche Durchfettungen auch bei
                              									geschwitzten Sohlledern vor, wo also das Fett nicht in Form von Kalkseife in die
                              									Haut gebracht werden kann, in welchem Falle nur ein mangelhaftes Ausscheren der
                              									Häute die Schuld an dem Fehler trägt.
                           Bei der Enthaarung rechnet Eitner auf 1k Grünhaut 4g
                              									Schwefelnatrium (vgl. 1875 218 355 und 308), welche in
                              										200cc Wasser gelöst werden. Die Lösung wird
                              									mit Kalk entsprechend verdickt, so daſs der ganze Schwödebrei eine dünnflüssige
                              									Masse bildet; es kommen je nach Güte des Kalkes auf 1 Th. Schwefelnatrium 3 bis 5
                              									gebrannter Kalk. Häute, welche mit dieser Mischung tüchtig bestrichen wurden, lassen
                              									in 2 bis 3 Stunden vollständig Haare, Grundhaare und Gneist, können leicht
                              									enthaart werden und erfahren weiters dieselbe Behandlung wie Häute nach dem Aescher.
                              									Häute, welche in angegebener Weise für die Gerbung vorbereitet wurden, werden nach
                              									derselben keine Spur von den jetzt so häufig vorkommenden Fettflecken zeigen.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Melasse.
                           Syrup von Rohrzucker, welcher aus Melasse mittels Strontian hergestellt war, hatte
                              									sich mit zahllosen feinen Nadeln erfüllt, welche, wie B.
                                 										Tollens (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1885 S. 26) fand, keine Aehnlichkeit mit gewöhnlichem
                              									Rohrzucker hatten. Um die Krystalle zu gewinnen, wurden 3k,7 Melasse mit 1750g Alkohol von 95 Proc. und 400g Wasser,
                              									so daſs die Flüssigkeiten sich mischten, verrührt, wodurch ermöglicht wurde, die
                              									Masse zu filtriren, ohne daſs die Krystalle sich erheblich lösten. Der so erhaltene
                              									Krystallbrei lieferte nach starkem Auspressen und nach vielfachem Umkrystallisiren
                              									gegen 60g weiſse Nädelchen. Diese an der Luft
                              									getrockneten Krystalle schmolzen bei raschem Erhitzen auf 100°, jedoch nicht bei
                              									100° und sogar nicht bei 130°, wenn sie vorher längere Zeit bei 60 bis 80°
                              									getrocknet worden waren. Ueber Schwefelsäure verloren die Krystalle 3,2 bis 3,4
                              									Proc., Wasser, worauf das Gewicht unverändert blieb und bei nachher erfolgendem
                              									Erhitzen auf 1000 noch so viel Wasser fortging, daſs der Gesammtverlust 14,7 bis 15
                              									Proc. betrug. Die Elementaranalyse führte zur Formel C12H22O11.3H2O,
                           Die Polarisation ergab für eine 9,5986procentige Lösung im Landolt-Laurent'schen Apparate, sowie eine solche von 5g zu 50cc im Schmidt und Haensch'schen Halbschattenapparate eine
                              									specifische Drehung (α)D =
                              									102,5 bis 103°, wobei sich Birotation nicht zeigte. Durch Erhitzen der obigen
                              									9,6procentigen Lösung mit etwas Schwefelsäure wurde die Polarisation auf weniger als
                              									die Hälfte herabgedrückt, nämlich auf 45°. Fehling'sche
                              									Lösung wurde erst nach vorherigem Erhitzen der Verbindung mit Säuren reducirt. Diese
                              									Eigenschaften stimmen zu denjenigen eines von Loiseau
                              										(Comptes rendus, 1876 Bd. 82 S. 1058) hergestellten
                              									Zuckers, der Raffinose.
                           Dieses Vorkommen der Raffinose erklärt den auffälligen Umstand, daſs bei der
                              									Untersuchung einiger in neuester Zeit hergestellten Zuckerproducte letztere stärker
                              									polarisiren, als ihrem Gehalte an Rohrzucker entspricht. Zu diesen Producten gehört
                              									besonders ein ungewöhnlich krystallisirt auftretender Rohrzucker, welcher aus
                              									Rübenmelasse mit Hilfe von Strontiumhydrat gefällt und nach Trennung von der
                              									genannten Base krystallisirt worden ist; denn es berechnen sich zuweilen nach der
                              									Polarisation, obgleich die Probe augenscheinlich nicht ganz rein ist, 100 oder gar
                              									mehr als 100 Proc. reiner Zucker. Diese Eigenschaft, höher zu polarisiren, ist nun
                              									den Melassen, welche von den oben genannten Zuckern stammen, in noch höherem Maſse
                              									zu eigen, ohne daſs bisher der Grund der hohen Polarisation bekannt gewesen ist, so
                              									daſs der Name „Pluszucker“ für die hypothetische Ursache des genannten
                              									Umstandes gebräuchlich ist. Dieser gesuchte „Pluszucker“ ist also ganz oder
                              									vorwiegend die stärker als Rohrzucker drehende Raffinose.
                           Es scheint, daſs die Raffinose ebenfalls die merkwürdige Eigenschaft zeigt, die
                              									Krystallisation des Rohrzuckers so zu beeinflussen, daſs die Krystalle sich auf
                              									andere Weise, als es gewöhnlich geschieht, ausbilden, so daſs sie mehr in die Länge
                              									gezogen säulenartig erscheinen.
                           
                        
                           Untersuchung einer Salpetererde aus Turkestan.
                           Im Gebiete des Khanats von Chiwa auf dem linken Ufer des Amu-Darjas, südwestlich vom
                              									Fort Nukus ist eine Fläche von etwa 4qkm mit einer
                              									Schicht Salpetererde bedeckt, welche nach N. Ljubawin
                              										(Journal der russischen chemischen Gesellschaft,
                              									1884 S. 617) folgende Zusammensetzung hat:
                           
                              
                                 In Wasser
                                 lösliche
                                 Bestandtheile
                                 27,89 Proc.
                                 
                              
                                 In Salzsäure
                                 „
                                 „
                                 17,14
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   5,73
                                 
                              
                                 Unlösliche Bestandtheile
                                 48,42
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 99,18
                                 
                              
                           
                           Der in Wasser lösliche Theil enthielt:
                           
                              
                                 Salpetersaures Kalium
                                   5,52 Proc.
                                 
                              
                                 Salpetersaures Natrium
                                   4,05
                                 
                              
                                 Salpetersaures Magnesium
                                   1,04
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 12,90
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Calcium
                                   3,25
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Magnesium
                                   0,66
                                 
                              
                                 Gesammtmenge der Nitrate
                                 10,61
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Steinkohlentheeres.
                           K. E. Schulze (Liebig's
                                 										Annalen, 1885 Bd. 227 S. 143) hat das sogen. Grünöl, welches durch
                              									Filtration vom Rohanthracen gewonnen wird, unter Druckverminderung fractionirt. Bei
                              									80° ging wesentlich Wasser über, bis 125° ein dünnflüssiges, nach Xylenolen
                              									riechendes Oel, bis 150° ein ähnliches, dickflüssigeres Oel, bis 200° ein rothes
                              									Oel, welches Krystalle aus α- und β-Naphtol abschied.
                           Beim Erhitzen der Steinkohlen entstehen zunächst Phenole. Diese Phenole spalten
                              									theilweise Wasser ab und geben so Veranlassung zur Bildung hochsiedender
                              									Kohlenwasserstoffe; theils werden dieselben reducirt und ergeben niedrig siedende
                              									Kohlenwasserstoffe, theils werden die Molekühle ganz gespalten und liefern so das
                              									Leuchtgas, theils entgehen sie, sobald ein Gleichgewichtszustand zwischen den
                              									verschiedenen Reactionen eingetreten ist, un-zersetzt der Einwirkung der hohen
                              									Temperatur.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung gelber Azofarbstoffe.
                           Nach Angabe der Société anonyme des matteres colorantes de
                                    										St. Denis in Paris (D. R. P. Kl. 22 Nr. 29991 vom 25. März 1884) entstehen
                              									Azofarbstoffe, welche Pflanzenfaser echt gelb färben, so daſs dieselbe einem
                              									Seifenbade von 60° widerstehen kann, durch die Einwirkung der Para- oder der
                              									Metadiazobenzoësäure auf Diphenylamin oder Monobenzylanilin.
                           Man löst z.B. 5k para- oder metaamidobenzoësaures
                              									Natron in 200l Wasser, welchem man eine Lösung von
                              										6k,6 33procentiges Natriumnitrit in Wasser
                              									hinzufügt. Alsdann säuert man die Mischung mit 9k,4 Schwefelsäure von 53° B. an, welche letztere zuvor mit Wasser verdünnt
                              									wurde, und trägt durch die Hinzufügung von Eis dafür Sorge, daſs die Temperatur der
                              									Mischung stets unter 20° bleibt. Diese Mischung gieſst man dann auf 5k,3 Diphenylamin oder Monobenzylanilin, welche in
                              										170l angesäuertem Wasser vertheilt sind. Nach
                              									Verlauf von 5 bis 8 Tagen ist die Reaction beendet. Der gebildete, in Wasser
                              									unlösliche Farbstoff wird durch Filtriren gesammelt, dann gewaschen und
                              									getrocknet.
                           Der durch die Einwirkung der Metadiazobenzoësäure auf Diphenylamin oder
                              									Monobenzylanilin erhaltene Farbstoff ist gelber als der durch Einwirkung der
                              									Paradiazobenzoësäure erhaltene; letzterer nähert sich mehr dem Orangegelb.
                           Um mit diesen Farbstoffen z.B. auf Baumwolle schöne gelbe oder orangegelbe
                                 										Farben zu erzeugen, wird der Farbstoff mit Stärkekleister oder
                              									Tragantschleim verdickt und dann mit der nöthigen Menge Soda, Kali oder Ammoniak
                              									versetzt, um den Säurefarbstoff in ein Salz umzuwandeln. Man kocht, läſst wieder
                              									erkalten und fügt Essigsäure im Ueberschusse hinzu. Der unlösliche Säurefarbstoff
                              									wird auf diese Weise wieder frei, aber in einem Zustande, welcher für seine Fixirung
                              									auf Baumwolle sehr geeignet ist. Als Beizmittel ist essigsaures Chromoxyd am
                              									vortheilhaftesten. Nach dem Drucken wird gedämpft. Die Farbe erhält erst ihren
                              									vollen Glanz in einem Seifenbade, dessen Temperatur bis 60° gesteigert werden kann.
                              									Wenn man ein Gelb erhalten will, welches schon nach einfachem Waschen lebhaft wird,
                              									so muſs man ein Aluminiumsalz als Beizmittel verwenden. Diese gelben Farbstoffe mit
                              									Chrom als Beizmittel vereinigen sich sehr gut mit künstlichem Alizarinroth.