| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 92 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Arrowsmith's Sicherung für Schraubenwellen.
                           Um den verhängniſsvollen Folgen eines Bruches im Wellenstrange bei Schraubenschiffen
                              									möglichst vorzubeugen, schlägt nach dem Engineer, 1885
                              									Bd. 60 * S. 51 Arrowsmith in Manchester vor, wenigstens
                              									die am meisten gefährdeten Theile des Stranges, also das der Maschine nächstliegende
                              									Stück desselben und die in der Sternbüchse ganz unzugänglich liegende eigentliche
                              									Schrauben welle hohl anzuordnen und in der Höhlung einen im Falle eines Bruches als
                              									Nothwelle dienenden cylindrischen Kern unterzubringen. Dieser Kern ist mit der
                              									denselben umgebenden eigentlichen Welle nicht verkeilt, überträgt daher, so lange
                              									diese nicht zerstört ist, keine Arbeit und wird nicht auf Verwindung beansprucht.
                              									Bei einem Bruche der Welle bleibt daher der innere Kern auch unversehrt und kann
                              									zunächst die beiden Stücke der Hauptwelle in ihrer Lage erhalten und so weiterer
                              									Zerstörung vorbeugen. Sodann lassen sich aber auch die beiden Stücke der Hauptwelle
                              									durch Schrauben, welche zu beiden Seiten der Bruchstelle durch die Wandungen
                              									hindurchgeführt werden, mit dem Kerne verkuppeln, so daſs dieser im Stande ist,
                              									wenigstens soviel Kraft zu übertragen, um das Schiff steuerfähig- zu erhalten.
                           
                        
                           Hentschel's Heizbatterie für Eisenbahnwagen.
                           Josef
                                    											Hentschel in Wien (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 32208 vom 23. September 1884) hat
                              									Heizkästen construirt, welche in den Boden der Eisenbahnwagen eingelassen werden und
                              									diese durch Dampfluftheizung erwärmen sollen. Die Heizkästen sind mit cylindrischem
                              									doppeltem Blechmantel und doppeltem Blechboden versehen; der Zwischenraum des
                              									ersteren ist mit schlechten Wärmeleitern ausgefüllt und in den des letzteren kann
                              									die Auſsenluft eintreten und gelangt hieraus durch den durchlöcherten oberen Boden
                              									sowie durch einige durchlöcherte lothrechte Röhren in das Innere des Heizkastens. In
                              									denselben sind als Heizkörper mehrere linsenförmige Zellen über einander angeordnet,
                              									in welche Dampf eingelassen wird. Die zuströmende Auſsenluft soll nun die Linsen
                              									umspülen und dann erwärmt durch den mit Oeffnungen versehenen Deckel des Heizkastens
                              									in den Wagenraum treten. Für eine gute Ausnutzung der Heizfläche ist aber die
                              									Anordnung derselben in mehreren über einander liegenden, fast wagerechten Ebenen
                              									höchst unzweckmäſsig; auch dürfte die Herstellung der Heizkasten zu kostspielig und
                              									ihre Dichtung sehr schwierig sein. (Vgl. Peschlow 1880
                              										237 288.)
                           
                        
                           Carpentier's galvanisches Element mit kreisender
                              									Flüssigkeit.
                           J. Carpentier hat nach den Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S. 849 ein galvanisches Element mit einer Flüssigkeit (Bichromat) hergestellt, bei welchem
                              									die Flüssigkeit nach dem Gesetze des Hebers kreist und sich an den Elektroden
                              									ersetzt. Im Inneren eines Kohlencylinders wird ein Zinkstab aufgehängt und, wenn
                              									durch die Thätigkeit des Elementes das Zink sich löst und die Dichte der dasselbe
                              									umgebenden Flüssigkeit dadurch gröſser wird, so senkt sich dieselbe und es flieſst
                              									dafür frische Flüssigkeit aus dem ringförmigen Raume zwischen der Kohle und dem
                              									diese enthaltenden Glasgefäſse durch eine Anzahl von Löchern, welche in der Kohle
                              									nahe an deren oberen Rande angebracht sind, in den inneren Raum ein. Man kann
                              									mehrere Elektrodenpaare in einem gemeinschaftlichen Glase unterbringen, trennt sie
                              									dann jedoch durch Scheidewände aus Kautschuk oder Glas, welche oben und unten mit
                              									kleinen Oeffnungen zur Förderung des Kreislaufes der Flüssigkeit versehen
                              									werden.
                           
                        
                           Einfluſs der Gebirge auf Wärmevertheilung, Niederschläge und
                              									Winde.
                           Wie J. Hann in der Wochenschrift
                                 										des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1885 S. 102 zeigt,
                              									haben die Berggipfel im Allgemeinen wesentlich mildere Winter als die Thäler, aber
                              									kühlere Sommer. Daſs die Wärmeabnahme mit der Höhe im Winter geringer ist, erklärt
                              									sich dadurch, daſs man mit der Erhebung über die Thalsohle nicht selten in mildere
                              									Luft kommt, und zwar hat sich gezeigt, daſs diese Erscheinung dann eintritt, wenn
                              									sich das betreffende Alpengebiet in einem sogen. Barometermaximum befindet. Ein
                              									solches Gebiet ist immer durch vollkommene Windstille ausgezeichnet; die Luft sinkt langsam aus der
                              									Höhe herunter und flieſst nach allen Seiten ab. Die Temperatur ist dann im
                              									Alpengebiete höher als in den umliegenden Niederungen. So hatte im December 1879
                              									Wien in der zweiten Kälteperiode – 17°, während die Temperatur auf den Höhen der
                              									Raxalpe beim Carl Ludwigs-Hause 0° betrug.
                           Die Ursache der gröſseren Regenmengen im Gebirge ist darin zu suchen, daſs die Berge
                              									als mechanisches Hinderniſs wirken und die Luftströmungen zwingen, in die Höhe zu
                              									steigen. Beim Aufsteigen der Luftmasse dehnt sich dieselbe aus, leistet dabei eine
                              									Arbeit und erkaltet. Diese dynamische Erkältung ist die Hauptursache der
                              									Niederschläge und nicht, wie früher geglaubt wurde, die Mischung kalter und warmer
                              									Luftschichten. Je höher die Temperatur der aufsteigenden Luft ist, eine desto
                              									ausgiebigere Verdichtung der Wasserdämpfe und Abkühlung findet beim Aufsteigen
                              									statt. Wo sich die Luft zuerst abkühlt, dort wird die Niederschlagsmenge am
                              									stärksten sein, und je mehr die Luft abgekühlt ist, desto geringer ist der
                              									Niederschlag.
                           Damit hängt wohl der Umstand zusammen, daſs in den hohen Lagen der Alpen der Schnee
                              									nur in feinen Eisnadeln fällt. Das Zunehmen der Regenmenge mit der Höhe verursacht
                              									die gröſsere Häufigkeit der Niederschläge. Während die Menge mit der Höhe abnimmt,
                              									steigert sich die Häufigkeit und dies kommt daher, daſs fast alle Luftmassen
                              									genöthigt sind, ihren Wasserdampf in den hohen Lagen abzusetzen.
                           Gebirge erzeugen aber auch eigene Luftströmungen in Folge der Lufterwärmung, Nachts
                              									thalabwärts, am Tage thalaufwärts und dadurch örtliche Niederschläge.
                           Im Arlbergtunnel steht die Luft von etwa 9 bis 11 Uhr Vormittags still, dann aber
                              									bricht Westwind durch. Das Thal, in welches sich der Tunnel gegen Westen öffnet, hat
                              									eine Seehöhe von 560m, das Rheinthal, von welchem
                              									aus die Winde hereinbrechen, hat eine Höhe von nur 430m und die Achse des Tunnels liegt ungefähr in einer Höhe von 1300m. Dagegen liegt die Ostseite des Tunnels bei
                              									Landeck 800m hoch und senkt sich das Innthal nur
                              									langsam gegen Innsbruck, welches 600m hoch liegt.
                              									Es dehnt sich daher auf der Westseite eine Luftsäule von 800m aus, auf der Ostseite dagegen eine solche von
                              									nur 500m.
                           Die durch die Temperaturerhöhung dt einer Luftsäule von
                              									der Höhe h und Temperatur T bewirkte Drucksteigerung berechnet sich aus
                              										d\,p=\frac{b\,h}{29,3\,T^2}\,d\,t. Diese Formel gibt für die
                              									Westseite dp = 0,212 dt,
                              									für die Ostseite dp = 0,133 dt. Rechnet man mit den gröſsten Unterschieden, welche für die
                              									Temperaturzunahmen zwischen 7 Uhr und 2 Uhr auf. beiden Seiten beobachtet wurden,
                              									nämlich 5,7° für die West-, 7,7° für die Ostseite, so ergibt sich noch immer ein
                              									Ueberdruck von 0mm,2 Quecksilbersäule für die
                              									Westseite, so daſs sich daraus das Auftreten eines wesentlichen Luftzuges wohl
                              									erklärt. In Wirklichkeit dürfte die Erwärmung beiderseits in der Regel nicht so
                              									verschieden sein und daher auch ein stärkerer Druck mit erschied auftreten.
                           Es erscheint sonach für die natürliche Lüftung eines
                                 										Tunnels im Allgemeinen als ein günstiger Fall, wenn sich derselbe in zwei
                              									verschieden hoch gelegene Thäler öffnet.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Glasmalereien.
                           V. Blüthgen in Freienwalde (Oesterreichisch-Ungarisches
                              									Patent Kl. 32 vom 21. Juni 1884) verwendet zur Nachahmung von Glasgemälden gefärbtes
                              									Collodium oder Gelatine, welche, durch Aufgieſsen oder guſsartiges Auftragen auf die
                              									Gegenstände gebracht, wieder durchsichtige oder durchscheinende Farbschichten bilden
                              									und wobei die Begrenzungen bei Glasplatten durch Metallfolie, auf helioplastischem
                              									Wege oder durch die vorher aufgegossene Farbschicht gebildet werden kann, indem im
                              									letzten Falle das Ueberflüssige durch Ausschneiden und Fortnehmen entfernt wird.
                           
                        
                           Ueber die Löslichkeit einiger Salze in Wasser.
                           G. A. Raupenstrauch (Monatshefte der Chemie, 1885 S.
                              									563) hat die Löslichkeit einiger Salze bei verschiedenen Temperaturen untersucht.
                              									Von seinen Ergebnissen kommen hier folgende in Betracht.
                           
                           Die Löslichkeit des Chlornatriums in 100 Th. Wasser
                              									ist:
                           
                              
                                 
                                 Löslichkeit nach
                                 
                              
                                 Temp.
                                 
                                    Raupenstrauch
                                    
                                 
                                    Andreae
                                    
                                 
                              
                                     0°
                                 35,571
                                 35,63
                                 
                              
                                 10
                                 35,684
                                 35,69
                                 
                              
                                 20
                                 35,853
                                 35,83
                                 
                              
                                 30
                                 36,079
                                 36,03
                                 
                              
                                 40
                                 36,361
                                 36,32
                                 
                              
                                 50
                                 36,699
                                 36,67
                                 
                              
                                 60
                                 37,091
                                 37,06
                                 
                              
                                 70
                                 37,541
                                 37,51
                                 
                              
                                 80
                                 38,046
                                 38,00.
                                 
                              
                           Zum Vergleiche sind die bezüglichen Zahlen von Andreae aus dem Journal für
                                 										praktische Chemie, 1884 Bd. 29 S. 456 beigesetzt.
                           Die Versuche mit Gyps ergaben folgende Zahlen für schwefelsaures Calcium:
                           
                              
                                 Temp.
                                 Löslichkeit
                                 Temp.
                                 Löslichkeit
                                 
                              
                                     0°
                                 0,1765
                                   50°
                                 0,2083
                                 
                              
                                 10
                                 0,1922
                                 60
                                 0,2032
                                 
                              
                                 20
                                 0,2039
                                 70
                                 0,1960
                                 
                              
                                 30
                                 0,2107
                                 80
                                 0,1868
                                 
                              
                                 40
                                 0,2115
                                 90
                                 0,1757.
                                 
                              
                           Gyps, bei 125 bis 130° gebrannt, nimmt das Krystallwasser leicht wieder auf und zeigt
                              									schon nach 2½stündigem Schütteln die Löslichkeit des ungebrannten Gypses. Gyps, bei
                              									250° und darüber gebrannt, ist löslicher als Krystallwasser haltiger; bei 250°
                              									gebrannt, zeigt die Lösung schon nach 10 Tagen den normalen Gehalt, bei Rothglut
                              									gebrannt, erst nach 10wöchentlichem Stehen. Je höher also die Temperatur war, bei
                              									welcher er gebrannt wurde, um so längere Zeit ist erforderlich, bis die Lösung auf
                              									den normalen Gehalt herabgeht.
                           
                        
                           Verfahren zum Reinigen von Gerbstofflösungen.
                           Nach J.
                                    											Doutreleau und Comp. in Graville
                              										(D. R. P. Kl. 12 Nr. 32632 vom 16. Oktober 1884)
                              									werden Gerbstoff haltige Flüssigkeiten dadurch gereinigt, daſs man sie mit Lösungen
                              									von Aluminiumthiosulfat oder von solchen Salzen, welche Aluminiumthiosulfat bilden
                              									(wie schwefelsaure Thonerde oder Alaun und Natrium- oder Bariumthiosulfat), versetzt
                              									und erwärmt.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Cocablätter.
                           In der Fabrik von E. Merck in Darmstadt wurde aus
                              									Cocablättern neben Cocaïn ein bis dahin unbekanntes Alkaloid erhalten, welches ein
                              									Benzoylecgonin, C16H19NO4, ist. Nach Z. H. Skraup (Monatshefte für Chemie, 1885 S. 556) wird dasselbe durch
                              									Salzsäure in Ecgonin und Benzoesäure gespalten. In Methylalkohol gelöstes
                              									Benzoylecgonin gibt beim Erhitzen mit Natriummethylat und Jodmethyl Cocaïn. – W. Merck (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1885 S. 2264) erreichte denselben Zweck durch Erhitzen des
                              									Benzoylecgonin mit Jodmethyl und Kali: C16H19NO4 + CH3J + KOH = C17H21NO4 + KJ + H2O oder mit Jodmethyl und Methylalkohol. Das so
                              									synthetisch hergestellte Cocaïn hat genau dieselben Eigenschaften wie das als Heilmittel geschätzte natürliche Cocaïn.
                           
                        
                           Zur Prüfung des Rosenöles.
                           F. A. Flückiger (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S.
                              									185) mischte 0g,5 eines unzweifelhaft echten
                              									Rosenöles aus Kazanlik mit 2g,5 Chloroform und
                              										10g Weingeist von 0,83 sp. G. Es schieden sich
                              										47mg, also 9,2 Proc. Stearopten aus. Von Schimmel und Comp. in Leipzig hergestelltes Rosenöl gab
                              									28,8 Proc. Stearopten. Hanbury fand in verschiedenen
                              									Rosenölen 4,3 bis 68 Proc.
                           Zur Prüfung von Rosenöl kann an eine Bestimmung des Stearoptens nicht gedacht werden,
                              									obschon dieselbe eigentlich wohl zu empfehlen wäre. Denn je mehr des geruchlosen
                              									Stearoptens ein Oel enthält, desto weniger wird der allein werthvolle riechende,
                              									flüssige Antheil betragen, vorausgesetzt, daſs keine Fälschung vorläge; dies ist
                              									aber immer der Fall, bis gewissenhafte Fabriken den Artikel in die Hand
                              									nehmen, wozu, wie erwähnt, in Leipzig ein guter Anfang gemacht worden ist.
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Mangans in Legirungen.
                           Zur Bestimmung des Mangans in Legirungen fällt Diehl
                                 										(Chemische Industrie, 1885 S. 206) Eisen und Mangan zusammen, glüht, wiegt
                              									und bestimmt das Eisen, so daſs sich Mangan aus dem Unterschiede beider Bestimmungen
                              									ergibt. Dabei hat sich gezeigt, daſs nur die kohlensauren und organischsauren
                              									Alkalien, welche durch Oxydationsmittel alkalisch werden können, zu hohe Zahlen
                              									ergeben, weil Alkali in das Mangansuperoxyd eingeht, welches sich nicht auswaschen
                              									läſst. Dagegen sind Alkalien mit starken Mineralsäuren, sowie Ammonsalze
                              									unschädlich. Man hat bei Legirungen daher nur mittels Schwefelwasserstoff die
                              									Metalle abzuscheiden und kann in den meisten Fällen im Filtrate das Mangan mit dem
                              									Eisen mittels Brom und Ammon fällen. Die Bestimmung des Eisens in dem geglühten
                              									Niederschlage von Mn3O4 + Fe2O3
                              									ist einfach und genau, besonders wenn man nach dem Lösen und Eindampfen in Salzsäure
                              									mit ausgekochtem Wasser aufnimmt und die Ausscheidung des Jodes mit Jodkalium im
                              									Kohlensäurestrome vor sich gehen läſst. In 1½ Tagen kann man eine genaue Mangan- und
                              									Eisenbestimmung ausführen.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Antimoniate.
                           Nach Versuchen von G. v. Knorre (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1885 S. 2353) entspricht die Zusammensetzung des
                              									antimonsauren Kaliums bei 100° getrocknet der Formel: K2H2Sb2O7.2H2O, die des
                              									sauren Salzes: 2K2O3Sb2O5 + 7H2O, des antimonsauren Natriums, kalt gefällt, der Formel Na2H2Sb2O7.6H2O.
                           
                        
                           Zur Erkennung von Stickstoffsäuren und Chlor.
                           Nach H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1885 S.
                              									277) ist Diphenylamin das schärfste Reagens auf
                              									Stickstoffsäuren; Verfasser löst 1g Diphenylamin
                              									in 30cc wasserfreien Alkohol und setzt 180cc reine Schwefelsäure zu. Man gieſst nun in ein
                              									Reagensglas 3 bis 4cc der zu prüfenden Flüssigkeit
                              									und läſst von der Diphenylaminsulfatlösung 1 bis 1cc,5 in der Weise eintlieſsen, daſs diese Lösung an der Innenwand sanft
                              									niedergleitet und sich am Grunde der zu prüfenden Flüssigkeit ansammelt. Sind Spuren
                              									der Stickstoffsäuren, Nitrate oder Nitrite gegenwärtig, so färbt sich hierbei
                              									gewöhnlich die ganze Diphenylaminsulfatlösungsschicht blau. Noch geringere Spuren
                              									der Stickstoffsäuren erkennt man durch Mischen der Flüssigkeiten und
                              									Einflieſsenlassen von 1cc Schwefelsäure; die
                              									Berührungsschicht färbt sich jetzt blau.
                           Freies Chlor gibt dieselbe Reaction, nicht aber die
                              									folgende mit Phenol, welche darin besteht, daſs man die zu untersuchende Flüssigkeit
                              									mit Salzsäure stark sauer macht, etwa mit ⅓ Vol. der 25 procentigen Salzsäure
                              									versetzt, nun einige Phenol- oder Carbolsäurekrystalle dazu gibt und bis auf 80 bis
                              									90° erhitzt. Bei Gegenwart jener Stickstoffsäuren tritt rothe oder dunkle Färbung
                              									ein. Dieses Reactionsverfahren wird bedeutend verschärft, wenn man reine
                              									Schwefelsäure zuflieſsen läſst.
                           
                        
                           Dimethylamidoazobenzol als Indicator.
                           Nach B. Fischer (Archiv der Pharmacie, 1885 Bd. 223 S.
                              									434) ist der bei der Verwendung von Methylorange als Indicator in der Alkalimetrie
                              									auftretende Farbenübergang aus Orange in Nelkenroth weniger scharf als die gleiche
                              									Umwandelung des Citronengelb von Dimethylamidoazobenzol, C6H5.N2.C6H4N(CH3)2.
                           Zur Darstellung desselben löst man 9,3 Th. (1 Mol.) Anilin in 30 Th. (2 Mol.) 25
                              									procentige Salzsäure und trägt in die mit Wasser verdünnte und gut abgekühlte
                              									Flüssigkeit unter Umrühren eine Lösung von 7g (1
                              									Mol.) Natriumnitrit in Wasser ein. Die so erhaltene Flüssigkeit gieſst man nach
                              									kurzer Zeit m eine Lösung von 12g (1 Mol.) Dimethylanilin in 15g Salzsäure ein, läſst ein wenig stehen und fügt
                              									alsdann so viel Natriumacetat (etwa 30g) hinzu,
                              									daſs die Flüssigkeit deutlich nach Essigsäure riecht. Die sich abscheidenden
                              									Krystalle erhält man durch einmaliges Umkrystallisiren aus Alkohol in reinem
                              									Zustande; ihr
                              									Schmelzpunkt liegt bei 115°. Zur Anwendung löst man den Farbstoff in 200 Th.
                              									Spiritus. Gegen Kohlensäure ist auch dieses Reagens unempfindlich.
                           
                        
                           Zur Unterscheidung aromatischer Diamine.
                           Nach E. Lellmann (Liebig's Annalen, 1885 Bd. 228 S. 248)
                              									sind Orthodiamine von ihren Isomeren dadurch zu unterscheiden, daſs die Dirhodanate
                              									der ersteren beim Erhitzen auf 120 bis 130° Thioharnstoffe der allgemeinen Formel
                              										CxHy(NH)2CS
                              									bilden, welche durch heiſse alkalische Bleilösung nicht
                                 										entschwefelt werden, zum Unterschiede von den unter denselben
                              									Operationsbedingungen entstehenden Verbindungen CxHy(NHCSNH2)2 der Meta- und Parareihe, welche eine
                              									solche Lösung sofort schwärzen. Man versetzt daher ein Salz des zu untersuchenden
                              									Diamins in wässeriger Lösung mit Rhodanammonium, dampft zur Trockne, erhitzt 1
                              									Stunde lang auf etwa 120°, wäscht gut mit Wasser aus und behandelt sodann den
                              									Rückstand mit alkalischer Bleilösung. War ein Orthodiamin vorhanden, so bleibt
                              									selbst die siedende Lösung wasserhell, während bei Meta- und Paraabkömmlingen
                              									augenblicklich Schwärzung eintritt.
                           Wird die Probe mit 2 Mol. Allylsenföl verbunden, so tritt, wenn ein Orthodiamin
                              									vorhanden ist, nach dem Schmelzen sofort kristallinisches Erstarren des gröſseren
                              									Theiles des Röhrcheninhaltes ein, oder letzterer zerfällt unter Abscheidung einer
                              									geringen Menge Flüssigkeit. Zur Sicherheit kann man auch einige Decigramm des
                              									Productes bis zur Zersetzung erhitzen, den festen Rückstand vom flüssigen durch
                              									Abpressen befreien, ersteren einmal umkrystallisiren und mit alkalischer Bleilösung
                              									behandeln; es darf keine Schwärzung eintreten, da beim Orthodiamin folgender Vorgang
                              									stattfindet: CxHy(NHCSNHC3H5)2 = CxHy(NH)2CS + CS(NHC3H5)2.
                           Bei einem Metadiamin tritt dagegen vollständiges bleibendes Flüssigwerden ein; zur
                              									Prüfung schmilzt man den Thioharnstoffabkömmling vorsichtig in einem
                              									Schwefelsäurebade, welches 5 bis 8° über die mit dem Capillarröhrchen beobachtete
                              									Schmelztemperatur erhitzt ist; die Schmelze erstarrt in der Regel nach dem Entfernen
                              									des Bades glasig und läſst sich nach einmaligem Umkrystallisiren wieder als
                              									unverändertes Product erkennen. Lag ein Paradiamin vor, so tritt ebenfalls
                              									vollständiges Schmelzen, aber auch gänzliche Zersetzung ein.
                           
                        
                           Das Bleichen der Wolle mit Wasserstoffsuperoxyd.
                           Nach C. H. Löbner (Deutsches Wollengewerbe, 1885 S. 485)
                              									muſs die zum Bleichen mit Wasserstoffsuperoxyd bestimmte Wolle rein gewaschen sein.
                              									Verdünnt man das käufliche Wasserstoffsuperoxyd mit 10 Th. Wasser, so genügt ein
                              									Aufenthalt der Wolle von 30 bis 40 Minuten im Bleichbade. Die Wolle muſs genügend
                              									Spielraum in der Kufe haben, um leicht bewegt werden zu können, da dies den
                              									Bleichprozeſs beschleunigt. Bei 15 facher Verdünnung muſs man die Wolle etwas
                              									länger, etwa 1 Stunde im Bade verweilen lassen. Die dem Bleichbade entnommene Wolle
                              									setzt an der Luft, so lange sie noch feucht ist, den Bleichprozeſs fort und
                              									empfiehlt es sich deshalb, dieselbe nicht zu schnell abzutrocknen. Wo es die
                              									Einrichtung zuläſst, trockne man im Freien unter Einwirkung der Sonne, dann erhält
                              									man das schönste Ergebniſs. Zu groſse Hitze im Trockenraume ist besser zu
                              									vermeiden.
                           Arbeitet man mit verdünntem Bleichwasser, so kann man
                              									die geringe Menge Indigocarmin, welche zur Erzeugung eines reinen Weiſs nothwendig
                              									ist, dem Bleichbade unmittelbar hinzufügen. Verwendet man dagegen concentrirtes Bleichwasser, so muſs man auf einem
                              									besonderen Bade abtönen, weil jenes sehr bald auch den Indigo entfärbt. Ohne Indigo
                              									aber erhält man auch mittels Wasserstoffsuperoxyd kein wirkliches Weiſs auf Wolle,
                              									weil gebleichte Schafwolle noch nicht weiſs ist. Bei stark gelben Wollen thut man
                              									gut, dem Bade noch einige Tropfen aufgelöstes Methylviolett hinzuzufügen; man
                              									verhütet dadurch, daſs das Weiſs einen grünlichen Stich bekommt.