| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, Miszellen, S. 140 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Der höchste Schornstein.
                           Auf der Bleihütte des Mechernicher
                                 										Bergwerks-Aktien-Vereins wurde, wie die Kölnische
                                 										Zeitung mittheilt, im Sommer vorigen Jahres mit dem Baue eines neuen
                              									Schornsteines begonnen, welcher vor Eintritt der Herbststürme die Höhe von 23m erreichte. Am 14. April d. J. wurde der
                              									Weiterbau wieder aufgenommen und am 19. September bei einer Gesammthöhe von 134m,6 beendet. Derselbe ist in folgenden Abmessungen
                              									ausgeführt: Der Grundbau aus Bruchsteinen, 11m im
                              									Quadrat, hat die Höhe von 3m,5; der Sockel, 10m im Quadrat, nebst dem aus dem Vierecke ins
                              									Achteck übergehenden Theile aus Ringofen-Ziegelsteinen bestehend, hat die Höhe von
                              										10m und der Schaft, in runder Form aus
                              									Radialsteinen ausgeführt, ist 121m,1 hoch; mithin
                              									beträgt die Gesammthöhe 134m,6. Der äuſsere
                              									Durchmesser des Schaftes beträgt unten 7,5, oben 3m,5; der innere Durchmesser unten 3m,5
                              									und oben 3m. Da nun der berühmte Schornstein der
                              									Chemischen Fabrik St. Rollox zu Glasgow eine Gesammthöhe von 132m,5 hat (vgl. 1867 185
                              									* 441. 1885 256 517), so dürfte die Ehre des Besitzes des
                              									höchsten Schornsteines nunmehr Deutschland zufallen.
                           
                        
                           Muffenverbindung für geschweiſste Rohre.
                           Für gröſsere Leitungen von 0m,5 Durchmesser und
                              									darüber stellen Schulz, Knaudt und Comp. in Essen Rohre
                              									aus Schweifseisen- und Fluſseisenblechen her, indem die gebogenen Bleche einfach
                              									zusammengeschweiſst werden. Da solche Rohre weder gezogen, noch in Kaliberwalzen
                              									oder freihändig über einem Dorne geschweiſst werden können, so sind dieselben weder
                              									im Durchmesser ganz gleich groſs, noch genau rund zu erhalten, so daſs ihre
                              									Verbindung durch gewöhnliche einfache oder Doppelmuffen, Flanschen oder Laschenringe
                              									nicht gut durchführbar ist. Die genannte Maschinenfabrik walzt deshalb an dem einen
                              									Rohrende auf einem passenden Walzwerke einen Muff an, in Folge dessen das
                              									eingeführte, unrunde und auch vielleicht im Durchmesser verschiedene Rohrende durch
                              									eine Kegelfläche a zu einem dichten Anschlusse kommen
                              									muſs. Diese Kegelfläche, welche ungleich widerstandsfähiger als das biegungsfähige
                              									Rohrende ist, preſst letzteres zu einer allseitigen Anlage zusammen, welche auch
                              									dann noch zu erreichen sein wird, wenn selbst der Muff nicht ganz rund ist, oder die
                              									Achsen der zwei Rohre behufs Legung in Curven einen stumpfen Winkel mit einander
                              									bilden. Die Ausfüllung des Muffes zur Dichtung erfolgt mit einem gewöhnlichen Mittel
                              									auf bekannte Weise. (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 30757 vorn 31. Mai 1884.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 258, S. 140
                              
                           
                        
                           Zur Statistik der Schachtförderseile.
                           Die Deutsche Seilerzeitung, 1885 8. 297 bringt einen
                              									Auszug aus der Seilstatistik des Oberbergamt-Bezirkes Dortmund für das J. 1884,
                              									welchem die folgenden Zahlen entnommen sind. In den ausgegebenen Fragebogen sind mit
                              									groſser Sachkenntniſs alle in Betracht kommenden Gesichtspunkte berücksichtigt und
                              									die Antworten bieten in Folge dessen reiches Material für die Seiltechnik.
                           Von 2369 Schachtförderseilen, welche innerhalb der 13 Jahre 1872 bis 1884 abgelegt wurden, sind 186, also 7,85 Proc. während des
                              									Betriebes gerissen. Es rissen nämlich:
                           
                              
                                 von
                                 207
                                 Guſsstahlbandseilen
                                 19,
                                 d. s.
                                   9,18 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 147
                                 Eisenbandseilen
                                 19
                                 „
                                 12,9
                                 
                              
                                 „
                                 74
                                 Aloëbandseilen
                                 6
                                 „
                                   8,11
                                 
                              
                                 „
                                 8
                                 Hanfbandseilen
                                 –
                                 „
                                     –
                                 
                              
                                 „
                                 1118
                                 Guſsstahlrundseilen
                                 42
                                 „
                                   3,75
                                 
                              
                                 „
                                 815
                                 Eisenrundseilen
                                 100
                                 „
                                   12,3
                                 
                              
                           
                           Insgesammt sind plötzlich gerissen:
                           
                              
                                 im J.
                                 1872
                                 von
                                 114
                                 abgelegten
                                 Schachtförderseilen
                                 22,
                                 also
                                 19,3 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 1873
                                 „
                                 198
                                 „
                                 „
                                 22
                                 „
                                 14,1
                                 
                              
                                 „
                                 1874
                                 „
                                 156
                                 „
                                 „
                                 19
                                 „
                                   9,64
                                 
                              
                                 „
                                 1875
                                 „
                                 226
                                 „
                                 „
                                 19
                                 „
                                   8,40
                                 
                              
                                 „
                                 1876
                                 „
                                 227
                                 „
                                 „
                                 15
                                 „
                                   6,91
                                 
                              
                                 „
                                 1877
                                 „
                                 178
                                 „
                                 „
                                 16
                                 „
                                   8,98
                                 
                              
                                 „
                                 1878
                                 „
                                 202
                                 „
                                 „
                                 19
                                 „
                                   9,40
                                 
                              
                                 „
                                 1879
                                 „
                                 172
                                 „
                                 „
                                   9
                                 „
                                   5,32
                                 
                              
                                 „
                                 1880
                                 „
                                 170
                                 „
                                 „
                                   8
                                 „
                                   4,70
                                 
                              
                                 „
                                 1881
                                 „
                                 165
                                 „
                                 „
                                   8
                                 „
                                   4,85
                                 
                              
                                 „
                                 1882
                                 „
                                 194
                                 „
                                 „
                                 15
                                 „
                                   7,73
                                 
                              
                                 „
                                 1883
                                 „
                                 187
                                 „
                                 „
                                   8
                                 „
                                   4,27
                                 
                              
                                 „
                                 1884
                                 „
                                 190
                                 „
                                 „
                                   6
                                 „
                                   3,16
                                 
                              
                           Diese Zusammenstellung zeigt, daſs die Zahl der während des Betriebes plötzlich
                              									gerissenen Förderseile innerhalb der bezeichneten 13 Jahre mit wenigen
                              									Unterbrechungen abgenommen hat.
                           
                        
                           Verlust an Baumwollgewicht durch Verpackung und
                              									Verunreinigung.
                           Beim Einkaufe von roher Baumwolle nach dem Ballengewichte muſs der durch
                              									Unreinigkeiten und fremde Beimengungen (Ballenhülle und Schnürung oder Reifen)
                              									verursachte Gewichtsverlust berücksichtigt werden, über welchen auf einer kürzlich
                              									stattgehabten Versammlung amerikanischer Baumwollspinner folgende dem Engineering, 1885 Bd. 40 S. 183 entnommene Angaben
                              									gemacht wurden. Dieselben sind von einer Spinnerei, welche wöchentlich 300 Ballen
                              									Baumwolle verspinnt, aufgestellt und zeigen die nachstehenden Zahlen die
                              									Gewichtsverluste von 1000 untersuchten guten und schlechten Ballen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Beste
                                 Schlechteste
                                 
                              
                                 Gewichtsverlust
                                 durch
                                 Schnürung u. dgl.
                                 1,34 Proc.
                                   1,40 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Packhüllen
                                 2,34
                                   2,31
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Sand u. dgl
                                 2,78
                                 32,38
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Der Gesammtverlust
                                 
                                 6,46 Proc
                                 36,09 Proc.
                                 
                              
                           Der Gesammtgewichtsverlust betrug in 7 auf einander folgenden
                              									Zeitabschnitten von je 6 Monaten: 14,74, 15,91, 13,75, 14,70, 13,76, 12,47, 13,10,
                              									also im Durchschnitte 14,06 Proc.
                           
                        
                           Hutchinson's Verfahren zur Herstellung von Gummirohren.
                           Die beim Verlassen der Preſsmaschine noch weichen und klebrigen Gummirohre müssen
                              									sehr behutsam behandelt werden, um dieselben nicht auszudehnen, da sie in die
                              									ursprüngliche Länge nicht mehr zurückgehen. Bisher werden die Gummirohre daher mit
                              									Seifensteinpulver bestreut, welches hängen bleibt, und nach dieser Vorbereitung zur
                              									Vulkanisirung in einen Kessel gebettet und der Wirkung von Kesseldampf ausgesetzt.
                              									Bei diesem Verfahren bleiben nun die Gummirohre staubig und matt. Zur Erzielung
                              									eines in- und auswendig glatten Gummirohres für Gasleitungen u. dgl. bringt deshalb Myron H. Hutchinson
                              									in Mannheim (* D. R. P. Kl. 39 Nr. 32983
                                 										vom 4. März 1885) in der Rohrwandung der Länge des Rohres noch Drähte
                              									oder Fäden an, welche das Rohr hindern, sich auszudehnen, und erlauben, daſs man
                              									dasselbe senkrecht aufhängt. In dieser Stellung wird das Rohr dann innen und auſsen
                              									gefirniſst und bei trockener Hitze vulkanisirt. Die
                              									Herstellung solcher Rohre kann auf der bekannten Maschine zum Decken von
                              									Kabeldrähten erfolgen.
                           
                        
                           Elektrische Beleuchtung von Spinnereien und Webereien.
                           Auf einer kürzlich stattgehabten Versammlung amerikanischer Baumwollfabrikanten
                              									berichtete Th. Livermore über die elektrische
                              									Beleuchtung der Amoskeag Mill. Es brennen in derselben
                              									500 Bogenlampen zur einen Hälfte Brush'schen, zur
                              									anderen Hälfte Weston'schen Systemes. In dem 377
                              									Baumwollkarden mit den zugehörigen Streckwerken enthaltenden Saale von 5760qm Bodenfläche brennen 14 Lampen täglich 1 Stunde
                              									10 Minuten; der Spinnsaal von 4180qm Bodeniläche mit
                              									44000 Spindeln besitzt 26 Lampen mit gleicher täglicher Brennzeit, ein Websaal von
                              									gleicher Bodenfläche mit 800 Webstühlen, welche durch Riemen von unterirdisch
                              									liegender Transmission ihren Antrieb erhalten, wird mit 50 Lampen, die täglich 5
                              									Stunden 10 Minuten brennen, erleuchtet u.s.f. Während eines Jahres wurden 22825
                              									Kohlenstifte mit einer Brenndauer von je 7 Stunden 8 Minuten und einem Preise von
                              									9,5 Pf. das Stück verbraucht. Die durchschnittliche Brenndauer aller Lampen der
                              									Fabrik beträgt 3 Stunden 40 Minuten und die durchschnittlichen Kosten jeder Lampe
                              									stellen sich, wenn für Bedienung der Beleuchtungsanlage, Schmiermittel u. dgl. 10
                              									Proc., für Abnutzung der Betriebseinrichtung 210 M. für le jährlich und 5 Proc.
                              									Tilgung gerechnet werden, auf 72,2 Pf. täglich. Die Anzahl der in einer Stunde
                              									Ocbm.112 Kohlengas verbrauchenden Gasflammen auf eine Bogenlampe waren 13,7, so daſs
                              									die Kosten jeder Bogenlampe gleich denen von 5cbm,3154 täglichem Leuchtgasverbrauche gleichkommen.
                           Weiter gibt H. F. Lippitt in Moonsocket zum Vergleiche
                              									die jährlichen Kosten der verschiedenen Beleuchtungen von drei Spinnereien mit
                              									verschiedener Spindelzahl:
                           
                              
                                 54000
                                 Spindeln bei aus Erdöl erzeugtem Leuchtgas = 10740 M.
                                 
                              
                                 41000
                                 Spindeln bei Kohlengas von 33 Pf. für 1cbm = 11684 M.
                                 
                              
                                 26000
                                 Spindeln bei Glühlampenbeleuchtung = 9400 M.
                                 
                              
                           Jedoch ist dabei zu berücksichtigen, daſs in der letzten
                              									Spinnerei bedeutend höhere Nummern gesponnen werden, also eine gute Beleuchtung
                              									erfordert wird. Hiernach gibt Lippitt die Ersparniſs
                              									bei der elektrischen Beleuchtung zu 30 Proc. gegenüber dem Gaslichte an. Für die Boston Manufacturing Company in Waltham, eine Fabrik,
                              									welche mit zuerst die elektrische Beleuchtung einführte, gibt Lippitt an, daſs die Kosten des elektrischen Lichtes
                              									denen der Gasbeleuchtung, wo 1cbm Gas 15 Pf.
                              									kostet, gleich seien, ein Ergebniſs, welches dem oben angeführten der Amoskeag Mill ungefähr gleich kommt. (Nach Engineering, 1885 Bd. 40 S. 183.)
                           
                        
                           Elektrisirung metallener Capillarröhren beim Durchflieſsen von
                              									Flüssigkeiten unter hohem Druck.
                           Krouchkoll hat durch Versuche, welche in den Comptes rendus, 1885 Bd. 100 S. 1213 erwähnt sind,
                              									festgestellt, daſs metallene Capillarröhren, wenn sie von Flüssigkeiten durchflössen
                              									werden, erst dann elektrisirt werden, wenn der Druck in der Flüssigkeit 15at übersteigt. Die Elektrisirung tritt aber nicht
                              									ein, wenn die Flüssigkeit eine Salzlösung desselben Metalles ist, woraus die Röhre
                              									besteht.
                           
                        
                           Verhalten der flüssigen atmosphärischen Luft.
                           Nach Versuchen von S. v. Wroblewski (Monatshefte für
                                 										Chemie, 1885 S. 240 und 621) entweicht beim Sieden der atmosphärischen Luft
                              									zuerst wesentlich Stickstoff. Dem entsprechend steigt bei 741mm Druck die Temperatur von – 191° auf – 187°. Reiner Sauerstoff siedet bei – 181,5°, Kohlenoxyd
                              									bei – 190°.
                           
                        
                           Ueber Feuerlöschgranaten.
                           Die neuerdings vielfach angepriesenen Feuerlöschgranaten sollen meist gewaltige
                              									Mengen von Gasen entwickeln, welche Zimmerbrände u. dgl. löschen. E. Geißler (Pharmaceutische Centralhalle, 1885 S. 447)
                              									hat nun bei Untersuchung von 3 Sorten Granaten folgende Zusammensetzungen
                              									gefunden.
                           Hayward's Original-Feuer-Lösch-Hand-Granate. Eine kugelige Flasche aus schwach
                              									grünem Glase, welche sammt Inhalt 1120g wiegt; das
                              									Gewicht des Inhaltes, welcher eine gelbliche, schwach trübe Flüssigkeit darstellt,
                              									beträgt 750g. Die Flüssigkeit ist eine wässerige
                              									Lösung, welche 15,7 Proc. Chlorcalcium und 5,6 Proc. Chlormagnesium neben den
                              									gewöhnlichen Verunreinigungen dieser Salze enthält.
                           Harden's Feuerlösch-Granate. Eine nicht ganz kugelige Flasche von blauem Glase.
                              									Gesammtgewicht 900g. Der 555g schwere Inhalt, eine gelbliche, schwach trübe
                              									Flüssigkeit, ist eine wässerige Lösung von 19,46 Proc. Chlornatrium und 8,88 Proc.
                              									Chlorammonium. (Von Branddirektor Kayser in Essen am
                              									12. August 1885 mit
                              									diesen Löschgranaten ausgeführte Versuche ergaben nach dem Feuerwehrmann, daſs dieselben fast gar keine Wirkung besitzen.)
                           Schönberg's Feuertodt
                                 										(Feuerlöschflasche). Eine kugelige Flasche von halbweiſsem Glase mit
                              									Gesammtgewicht von 700g. Die schwach trübe, fast
                              									farblose, 440g wiegende Flüssigkeit enthält 1,66
                              									Proc. Soda und 6,43 Proc. Kochsalz.
                           Von nennenswerthen Gasentwickelungen kann also keine Rede sein, so daſs die Wirkung
                              									dieser Granaten nur gering ist (vgl. 1882 245 37). Einzig
                              									zu loben ist das elegante Aussehen der Granaten, dieses aber lassen sich die
                              										„Erfinder“ in einer Weise bezahlen, daſs man wohl von Schwindelpreisen
                              									sprechen kann. Es kosten nämlich das Dutzend der Granaten 46 M., das Dutzend der
                              									Löschflaschen 20 M., während die betreffenden Salze kaum ebenso viel Pfennig werth
                              									sind.
                           Die als „Cyanit“, als einzig wahre feuerfeste angepriesene Anstrichmasse ist
                              									lediglich rohes Wasserglas.
                           
                        
                           Ueber die Löslichkeit des Kalkes in Wasser.
                           Nach einer Mittheilung in der Pharmaceutischen
                                 										Centralhalle, 1885 S. 442 wird die Löslichkeit des Kalkes in Wasser um so
                              									geringer, je länger die Berührung von Kalk und Wasser dauert. Beim Löschen von 50g gebranntem Marmor mit 25g Wasser und Schütteln mit 11 Wasser enthielt 11
                              									des Filtrates nach 2 Minuten 1g,37, nach einem Tag
                              										1g,288 und nach 3 Tagen 1g,249 CaO. Beim Schütteln von ungelöschtem Kalk
                              									mit Wasser lösten sich bei 0° bis 2g,4 CaO, bei
                              									12° bis 1g,8. Es scheint somit, als ob sich das
                              									Calciumoxyd als solches gelöst habe.
                           
                        
                           Zur Verwerthung von Schlacken.
                           Nach F. W. Martino in Sheffield (Englisches Patent 1884
                              									Nr. 2354) soll die bei der Entphosphorung erhaltene basische Schlacke gepulvert, mit
                              									1 bis 4 Proc. saurem Alaunkuchen gemischt und geglüht werden. Dieses saure Pulver
                              									wird in Abwässer gerührt, das durch Absetzen geklärte Wasser soll dann nochmals mit
                              									gepulverter Schlacke erhitzt und nach dem Abziehen von dem Niederschlage unter
                              									Zusatz von Schlacke und Kalk gekocht werden, um das Ammoniak zu gewinnen. Die
                              									Niederschläge aus den 3 Behältern sollen schlieſslich mit Schwefelsäure
                              									aufgeschlossen zum Düngen verwendet werden.
                           R. Bosse (Stahl und Eisen, 1885 S. 447) empfiehlt
                              									Thonerde haltige, in Wasser abgeschreckte und dann gemahlene Schlacke mit Kalk
                              									gemischt als so genannten Puzzolancement. 100 Th.
                              									Schlacke mit Luftkalk, oder Wasserkalk gemischt, sollen folgende Zugfestigkeiten
                              									gegeben haben:
                           
                              
                                 0
                                 Luftkalk
                                   0k/qc
                                 0
                                 Wasserkalk
                                   0k/qc
                                 
                              
                                 25
                                 „
                                 11
                                 25
                                 „
                                   5,75
                                 
                              
                                 50
                                 „
                                 17
                                 50
                                 „
                                 12,53
                                 
                              
                                 75
                                 „
                                 13,5
                                 75
                                 „
                                 17,35
                                 
                              
                                 100
                                 „
                                   9,5
                                 100
                                 „
                                 14,04
                                 
                              
                           Die Zusammensetzung dieser Hochofenschlacke wird nicht angegeben, sondern nur
                              									bemerkt, daſs mit den in Deutschland vorherrschenden, an Thonerde armen Schlacken
                              									kein brauchbarer Cement herzustellen sei. So lange nicht nähere Angaben über diese
                              									Schlacke vorliegen, wird man die angeblichen Vorzüge dieses Productes dem
                              									Portlandcemente gegenüber mit Vorsicht aufzunehmen haben.
                           
                        
                           Maſsanalytische Bestimmung des Phenoles mit Brom.
                           Nach C. Weinreb (Monatshefte für Chemie, 1885 S. 506)
                              									bildet sich bei Einwirkung von Bromwasser auf Phenol nicht Tribromphenol, wie Landolt (1871 202 277)
                              									angibt, sondern Tribromphenolbrom, C6H2Br3OBr. Daſs Koppeschaar (1876 221 466)
                              									bei der Titration richtige Zahlen erhält, erklärt sich daraus, daſs das
                              									Tribromphenolbrom beim Zusätze von Jodkalium Tribromphenolkalium bildet: C6H2Br3OBr + 2KJ = C6H2Br3OK + KBr + J2. Dennoch ist die Titration des Phenols mit Brom
                              									für reines Phenol brauchbar und würden bei Anwendung des von Koppeschaar vorgeschlagenen Salzes (5 NaBr + NaBrO3) anstatt Bromwasser genauere Zahlen erhalten werden. Für
                              									rohe Carbolsäure oder Theeröl ist diese Titrationsmethode nicht anwendbar. Abgesehen
                              									davon, daſs das Theeröl auſser Phenol Homologe desselben und andere Verbindungen,
                              									welche auf Brom einwirken, enthält, gelingt es nicht leicht, das Phenol dem Theeröle
                              									mittels Wasser vollkommen zu entziehen. Läſst man hingegen das Theeröl als solches
                              									auf Bromwasser einwirken, so wirkt letzteres nur oberflächlich auf die
                              									Theerölkügelchen ein.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Nitrozimmtaldehyd.
                           Trägt man, wie L. Diehl und A.
                                 										Einhorn in den Berichten der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1885 S. 2335 mittheilen, in ein Gemisch von 500g Schwefelsäure und 20g Salpeter tropfenweise 25g Zimmtaldehyd
                              									unter Umrühren ein und sorgt dabei durch Abkühlung des Gefäſses dafür, daſs die
                              									Temperatur nicht zu hoch wird, so findet vollständige Auflösung des Zimmtaldehyds
                              									statt und beim Eingieſsen der Lösung in Wasser scheidet sich ein Gemenge von o- und
                              									p-Nitrozimmtaldehyd in Flocken aus. Zur Reinigung saugt man dasselbe ab und
                              									krystallisirt es aus heiſsem Alkohol nach vorheriger Behandlung mit Thierkohle um.
                              									Das Gemenge der Nitrozimmtaldehyde wird in absolutem Alkohol bei Siedetemperatur
                              									gelöst und der heiſs gesättigten Flüssigkeit ungefähr das gleiche Maſstheil
                              									Natriumbisulfitlösung unter Umrühren zugegeben. Man vermeidet nunmehr jedes Erwärmen
                              									und läſst sofort erkalten, was deshalb nothwendig ist, weil die Bisulfitverbindungen
                              									gegen Wärme äuſserst empfindlich sind und die des o-Nitrozimmtaldehyds dadurch sogar
                              									mit Leichtigkeit vollständig in Chinolin übergeführt werden kann.
                           Beim Erkalten der Lösung fällt ein groſser Theil der Bisulfitverbindung des
                              									p-Nitrozimmtaldehyds von selbst aus. Die vollkommene Abscheidung derselben erreicht
                              									man jedoch nur durch Eintragen von recht viel Kochsalz. Die hiermit versehene Lösung
                              									läſst man vortheilhaft 12 Stunden stehen und saugt dann die Mutterlauge von der
                              									vollständig ausgefällten Bisulfitverbindung des p-Nitrozimmtaldehyds und dem
                              									überschüssigen Kochsalze ab; sie enthält jetzt nur noch die Bisulfitverbindung des
                              									o-Nitrozimmtaldehyds, welche ungewöhnlich leicht in der alkoholischen Flüssigkeit
                              									löslich ist. Die Bisulfitverbindungen werden in wässeriger Lösung durch Zusatz von
                              									Schwefelsäure zersetzt, wobei sich die gröſste Menge des Zimmtaldehyds in Flocken
                              									abscheidet. Der Rest wird der sauren Flüssigkeit durch Benzol entzogen.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Orthonitroacetophenon.
                           Nitrirt man nach C. Engler (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1885 S. 2238) Acetophenon bei 30 bis 40°, so erhält man einen
                              									Syrup, aus welchem nach dem Waschen mit Wasser und Sodalösung nach einiger Zeit
                              									m-Nitroacetophenon auskrystallisirt. Das zurückbleibende Oel besteht wesentlich aus
                              										Orthonitroacetophenon.
                           Dibromacetophenon erhält man am bequemsten durch
                              									allmählichen Zusatz der berechneten Menge Brom zu dem in Eisessig gelösten
                              									Acetophenon, Erwärmen der vorher kalt gestandenen Mischung auf 65 bis 70° und
                              									Einguſs in kaltes Wasser. Die zuerst als ölige Masse sich ausscheidende
                              									Bromverbindung erstarrt nach kurzer Zeit zu krystallinischen Kuchen und kann durch
                              									Umkrystallisiren aus Petroleumäther leicht rein erhalten werden.
                           Dibrommetanitroacetophenon C6H4(NO2).CO.CHBr2, stellt man durch Eintragen
                              									der Dibromverbindung in Salpetersäure von mindestens 1,4 sp. G. dar; da die Reaction
                              									sehr leicht weiter geht, namentlich sehr leicht Nitrobenzoesäure gebildet wird, so
                              									nimmt man die Einwirkung am besten in kleinen Mengen vor. Das Product wird in kaltes
                              									Wasser gegossen und erstarrt nach einiger Zeit zu einer krystallinischen Masse,
                              									welche nach dem Umkrystallisiren aus Alkohol in schönen, gelblich gefärbten,
                              									tafelförmigen, bei 59° schmelzenden Krystallen erhalten wird.