| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 139 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Eigenthümlicher Bruch stählerner Dampfkessel.
                           Obschon man gegenwärtig nach einer Reihe von Jahren, seit welcher die Verwendung von
                              									Fluſsstahl zu Dampfkesseln, namentlich für Marinezwecke, sich eingebürgert hat, das
                              									Verhalten dieses Materials bei der Verarbeitung und beim Betriebe genau zu kennen
                              									glaubt, kommen doch noch manchmal Fälle vor, in welchen man völlig unerwartete Erfahrungen damit zu
                              									machen hat. Ein solches höchst seltsames, geradezu räthselhaftes Verhalten
                              									stählerner Schiffskessel ist im Engineer, 1885 Bd. 60 *
                              									S. 447 mitgetheilt.
                           Es handelt sich hierbei um zwei Sätze stählerner Kessel – zu je 3 Stück – sämmtlich
                              									von cylindrischer Gestalt mit wagerechten Dampfsammlern. Das hierzu verwendete
                              									Material, welches einer angesehenen Bessemerhütte entstammte, war allen vom
                              									Handelsamte und Lloyd vorgeschriebenen Proben unterzogen worden und hielt alle die
                              									bei der Kesselfabrikation vorkommenden Arbeiten, als Flanschen; Biegen, Schweiſsen,
                              									ohne jeden Schaden aus. Beide Kesselsätze waren zu vollständiger Zufriedenheit
                              									während 2½ Jahren in Betrieb; alsdann aber ergaben sich Anzeichen, daſs eine
                              									vollständige Aenderung der Natur des Materials Platz gegriffen haben müſste. Die
                              									Construction der Kessel gab keinerlei Anlaſs, das merkwürdige Verhalten des
                              									Materials darauf zurückzuführen; es waren cylindrische Röhrenkessel mit je drei
                              									geschweiſsten Feuerbüchsen an jedem Ende, welche zusammen in je eine besondere
                              									Verbrennungskammer münden. Bei Inbetriebsetzung der Kessel wurden die gewöhnlichen
                              									Maſsregeln beobachtet. Zink wurde nach Vorschrift der Admiralität in Blöcken in den
                              									Kessel eingelegt und die Kesselsteinansätze sorgfältig abgekratzt, namentlich an der
                              									Rückseite der Verbrennungskammer, da man bei ähnlichen eisernen Kesseln früher die
                              									Erfahrung gemacht hatte, daſs sich diese Wände leicht ausbauchten, wenn die
                              									Kesselsteinschicht über 1mm,6 stark wurde.
                           Die erste Beschädigung zeigte sich an der einen ebenen Platte einer
                              									Verbrennungskammer, in welcher ein etwa 750mm
                              									langer Riſs entstand, welcher 3 bis 1mm,6 weit
                              									klaffte; derselbe entstand plötzlich im Monate August, 3 Wochen nach dem Abblasen
                              									des Kessels, während an dem Kessel mit Ausnahme des Reinigens keinerlei Arbeit
                              									ausgeführt wurde. Die zweite Beschädigung ergab sich, ebenfalls nach 2½ jährigem
                              									Dienst, bei dem zweiten Dampfer; es entstand hier, ebenfalls in der
                              									Verbrennungskammer, ein ganz ähnlich gelegener Riſs (parallel zu einer senkrechten
                              									Nietreihe zur Verbindung der 3 Theile, woraus die Platte bestand), von etwa 680mm Länge, ebenfalls 14 Tage nach Abblasen des
                              									Kessels, und zwar mit so lautem Knalle, daſs ein eben dort beschäftigter
                              									Kesselschmied davon beinahe taub wurde.
                           In Folge dieser beiden ganz ähnlichen Brüche beschloſs man, die übrigen Platten durch
                              									Schläge mit einem 4k schweren Hammer zu prüfen.
                              									Das Ergebniſs war die Entstehung einer Reihe weiterer Risse theils parallel, theils
                              									quer zu den Nietreihen, welche aber die Gröſse der ersten nicht erreichten, sondern
                              									in der Länge von etwa 100 bis 300mm schwankten.
                              									Bei einigen dieser Risse zeigte sich zunächst in deren Richtung ein eigenthümlicher
                              									schwarzer Schatten von etwa 13mm Breite und nach
                              									einem weiteren Schlage wurde ein schwacher Riſs, wie ein Haar, sichtbar, welcher
                              									sich allmählich zur vollen Länge und Weite vergröſserte; andere Risse entstanden
                              									sofort bei dem ersten Schlage, alle aber ohne lautes Krachen. Gelegentlich entdeckte
                              									man auch Risse zwischen den Nietlöchern von verschiedenen Stirnblechen, Stützen u.
                              									dgl.; kurz man erkannte, daſs sich Ungewöhnliches vollziehe, obschon früher niemals
                              									Anzeichen von Sprödigkeit des Materials entdeckt worden waren.
                           Ein paar Monate später erfolgte auf dem Dampfer Nr. 2 ein Riſs in allmählicher Weise,
                              									während der Kessel unter Dampf stand; man merkte den Vorgang erst, als das Wasser
                              									aus dem Aschenfalle floſs. Fast gleichzeitig entstand auf dem Dampfer Nr. 1 die
                              									ernsthafteste aller Beschädigungen, ein 550mm in
                              									der Umfangsrichtung um die eine Feuerbüchse laufender Riſs. Der Kessel war seit 14
                              									Tagen abgeblasen und ein Junge saſs gerade auf der betreffenden Stelle der
                              									Feuerbüchse, um dieselbe zu reinigen. Der Knall war so laut, daſs man dem
                              									Oberingenieur meldete, einer der Kessel sei explodirt, obschon sie abgeblasen
                              									seien.
                           Schon vor diesen Ereignissen hatte man aus allen den zersprungenen Platten in
                              									Gegenwart eines Beauftragten des Handelsamtes Probestreifen geschnitten; aber sowohl
                              									die damit veranstalteten Prüfungen, wie die chemische Analyse des Materials gaben
                              									keinerlei bestimmten Anhalt zur Erklärung des seltsamen Verhaltens desselben. Der
                              									untersuchende Chemiker hatte den Stahl als ein Material von mittlerer Güte
                              									erklärt.
                           
                           Seltsam war auch das Verhalten der zersprungenen Theile. Als man versuchte, das eine
                              									Stück einer solchen Platte abzuschlagen, dehnte sich der Riſs beim ersten Schlage
                              									ungefähr um 100mm weiter nach dem Rande aus, so
                              									daſs nur noch 64mm zusammenhängend blieben; in
                              									diesem Stücke aber lieſs sich das Blech nach der Richtung des Risses flach
                              									zusammenbiegen und wieder gerade strecken, ohne daſs sich der Riſs irgend
                              									verlängerte. Bei einer anderen Platte, deren Riſs sich beim ersten Schlage noch etwa
                              										25mm verlängert hatte, konnte der
                              									zusammenhängende Theil in gleicher Art erst umgebogen, dann gestreckt und nach der
                              									anderen Seite flach zusammengelegt werden, ohne weiter zu reiſsen, während ein
                              									vorstehendes Stück an anderer Stelle beim ersten Hammerschlage abbrach.
                           In Folge dieser Erscheinungen wurde beschlossen, die Kessel durch neue, ebenfalls von
                              									Stahl, zu ersetzen. Als man anfing, die alten Kessel zu zerschlagen, zeigten sich
                              									schon beim Abschlagen der Nietköpfe die Stutzen zwischen Kessel und Dampfsammler
                              									nach allen Seiten zersprungen; nicht einer derselben konnte als ganzes Stück
                              									entfernt werden. Ebenso zersprang bei dieser Arbeit eine der Mantelplatten des
                              									Kessels; als man die Feuerbüchsen von den Kesselstirnplatten abschlug, zersprangen
                              									letztere nach allen Richtungen, die Flanschen brachen ab und ebenso sprangen von den
                              									Feuerbüchsen durch die Nietlöcher hin vollständige Reifen ab. Beim Losmachen einer
                              									der Kesselmantelplatten fiel dieselbe von oben auf den Erdboden und brach mitten
                              									durch. Die Platte war 19mm stark. Die eine Hälfte
                              									wurde auf Unterlagen gelegt und ein Gewicht von 1t
                              									aus einer Höhe von 2m,15 darauf herabfallen
                              									gelassen. Die Platte brach dabei durch zwei parallele Risse in 3 Stücke, deren eines
                              									wieder quer in 2 Theile zersprang.
                           Bei der Herstellung der Kessel hatte sich das Material, wie schon bemerkt, vorzüglich
                              									gehalten; die Löcher in den Mantelblechen und sonstigen runden Theilen (Flanschen)
                              									waren gebohrt, in den oberen Platten gestanzt worden, die Feuerbüchsen hatten nach
                              									dem Schweiſsen ein sorgfältiges Ausglühen erfahren. Aulserdem war das Material
                              									zeitweilig durch die Beamten des Handelsamtes und des Lloyd geprüft worden.
                           Es wäre zu versuchen, ob sich etwa irgend welche vernünftige Gründe für die Risse in
                              									diesen Kesseln finden lassen; ohne solche müſste die unangenehme Thatsache anerkannt
                              									werden, daſs es möglich sei, ein Material zu Kesseln zu verarbeiten, welches sich
                              									nach einiger Zeit als gänzlich unzuverlässig erweist, obschon es alle die
                              									ausgedehnten und strengen Proben trefflich bestanden hat. Allgemein wird zugegeben,
                              									daſs weicher Stahl heutzutage längst über Versuchsanwendungen bezüglich seiner
                              									Eignung zu Dampfkesseln hinaus sei, und die Besitzer der erwähnten Dampfer haben
                              									sich ebenfalls wieder für stählerne Kessel entschieden, trotzdem sie mit den
                              									ersteren eine Menge von Unbequemlichkeit und Aufenthalt gehabt haben, abgesehen von
                              									den groſsen unvorhergesehenen Kosten der Anschaffung neuer Kessel. (Vgl. Stromeyer S. 46 d. Bd.)
                           
                        
                           Becher aus Glas oder Thon für Hebewerke.
                           An Stelle der aus Holz, Blech, Leder o. dgl. hergestellten Becher, welche mittels
                              									Schrauben an den endlosen Gurten der Hebewerke für Getreide, Mehl u. dgl. befestigt
                              									werden, wollen H. Ebstein Söhne in Murow, Schlesien (*
                              									D. R. P. Kl. 35 Nr. 35542 vom 14. November 1885) Becher aus Glas oder Thon benutzen
                              									und dieselben an den Gurten durch Verschnürung
                              									befestigen. Diese Becher sollen den Vorzug besitzen, in Folge ihrer Glätte das
                              									aufgenommene Gut leicht und vollständig abzugeben und in besonderen Fällen chemische Einflüsse des Eisens auf das zu hebende Gut
                              									zu vermeiden. Die Dauerhaftigkeit der Becher wird jedoch an einen besonders
                              									gleichmäſsigen ruhigen Gang des Hebewerkes gebunden sein.
                           
                        
                           M. Wiesner's Herstellung von Papierstuck.
                           Zur Herstellung von erhabenen Verzierungen für Zimmerausstattungen u. dgl., sogen.
                              									Papierstuck, will M. Wiesner in Breslau (D. R. P. Kl.
                                 									54 Nr. 35309 vom 31. Oktober 1885) an Stelle des bisher verwendeten Papierstoffes
                              									(vgl. L. Groth 1882 243 497)
                              									Papierlagen, welche mit einem besonderen Bindemittel auf einander gepreſst werden,
                              									benutzen. Dabei sollen sich Preſsstücke bis zu 100mm
                              									Höhe der erhabenen
                              									Stellen herstellen lassen, welche noch die feinsten Linien der Form zeigen. Die
                              									Pressung erfolgt auf bekannte Weise mit geheizten Formen und werden nur geschöpfte
                              									Papierbogen benutzt. Das Bindemittel ist eine Mischung von flüssigem Leim, Gyps,
                              									Schlemmkreide, etwas Siccativ und einigen Tropfen Schwefelsäure und es wird bei der
                              									Pressung immer die untere Papierlage mit dieser Mischung bestrichen. Dieses
                              									Bindemittel sichert den fertigen Preſsstücken namentlich eine groſse Härte. Die
                              									fertigen Preſsstüeke werden noch mit einer Schlemmkreidelösung bestrichen, um ein
                              									thonartiges Aussehen zu erlangen. Auch sollen die Preſsstüeke mit Atlasgewebe bei
                              									warmer Pressung und einem vorherigen Gelatineanstriche bezogen werden können.
                           
                        
                           J. Green's Behandlung von Schützentreibern mit Oel unter
                              									Druck.
                           Die von den Fabriken und Händlern gelieferten Schützentreiber aus Büffelleder, welche
                              									sehr trocken sind, müssen vor ihrem Gebrauche in den Webstühlen erst einen gewissen
                              									Grad von Geschmeidigkeit erlangen, zu welchem Zwecke die vorher durch Aufhängen
                              									völlig ausgetrockneten Schützentreiber 3 bis 6 Monate lang in Oel gelegt werden.
                              									Diese lange Zeit ist insofern als ein Nachtheil anzusehen, als der Weber so spät
                              									nach dem Kaufe erst ein Urtheil über die Brauchbarkeit der gekauften Waare erhält
                              									und genöthigt ist, gröſsere Vorräthe, in denen Kapital steckt, zu halten. Zur
                              									Beseitigung dieser Umstände schlägt James Green in
                              									Blackburn nach dem Textile. Manufacturer, 1886 * S. 286
                              									diese Behandlung der Schützentreiber mit Oel unter starker Pressung vor. Die
                              									trockenen Schützentreiber werden dabei in einen dicht geschlossenen Cylinder gelegt,
                              									in welchem durch eine Pumpe Oel mit einem Drucke bis zu 30at gepreſst werden kann. Bei einem Versuche wurden
                              									Schützentreiber etwa 3 Minuten lang einem solchen Drucke ausgesetzt und zeigte sich
                              									beim Durchschneiden der Lederlagen eine vollkommene gleichmäſsige Sättigung mit dem
                              									Oele. Es wird jedoch empfohlen, lieber einen niederen Druck anzuwenden und denselben
                              									länger, etwa 1 bis 2 Tage lang, anhalten zu lassen. E. J.
                                 										Scott in Blackburn liefert die betreffenden Apparate.
                           
                        
                           Atwater's Elektromotor für Eisenbahnbetrieb.
                           In seinem vorwiegend zum Betriebe von Eisenbahnfahrzeugen mittels Batterien oder
                              									Accumulatoren bestimmten Elektromotor (vgl. Reckenzaun
                              									1886 260 * 305) wendet J. Bowman
                                    										Atwater in Chicago (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 35185 vom 21. Oktober 1884) auf
                              									senkrechter Achse ein Rad mit einer entsprechenden Anzahl von E-förmigen
                              									Ankerstücken an, welches durch eine Anzahl von im Kreise um die Achse angeordneten,
                              									wagerecht, jedoch mit den Schenkeln über einander liegenden Elektromagneten in
                              									Umdrehung versetzt wird. Die festliegenden Elektromagnete sind in zwei abwechselnd
                              									vom Strome durchflossene Gruppen getheilt, von denen jede wieder aus zwei sich
                              									gegenüber stehenden Abtheilungen gebildet wird, um eine gleichmäſsige Krafterzeugung
                              									am Rade zu beiden Seiten der Achse desselben zu erzielen. Bei der Drehung streifen
                              									die Ankerstücke mit den beiden Oeffnungen des E über
                              									die beiden über einander liegenden Pole der Elektromagnete hin, wobei jeder Pol auf
                              									3 Flächen des Ankers wirkt; diese Pole aber sind nach der einen Seite hin zu
                              									gebogenen und etwas kegelförmig zulaufenden Polschuhen verlängert, welche jedoch an
                              									der Spitze weiter von der Kreisbahn, in welcher die Anker laufen, entfernt sind als
                              									an der Stelle, wo der Polschuh in den Schenkel übergeht. Der Stromwechsel zwischen
                              									den beiden Gruppen der Elektromagnete wird mittels eines auf der Achse angebrachten
                              									Commutators in dem Augenblicke bewirkt, wo die Anker bei der Drehung gerade zwischen
                              									die Kerne der Elektromagnete gelangt sind, von welchen sie bisher angezogen worden
                              									waren.
                           
                        
                           Gordon's Vertheilung elektrischer Ströme bei
                              									Beleuchtungsanlagen mit Centralstationen.
                           Wenn bei elektrischen Beleuchtungsanlagen mit Centralstellen der Strom durch
                              									Hauptleiter zunächst zu verschiedenen Bezirksstationen und von diesen aus erst den
                              									zu beleuchtenden Gebäuden zugeführt wird, so will J. E. H.
                                    										Gordon in London (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 34469 vom 5. März 1885) die
                              									elektromotorische Kraft
                              									in einem solchen Bezirksmittelpunkte bei Veränderungen in der gespeisten Lampenzahl
                              									dadurch constant erhalten, daſs er nach Bedarf mehr oder weniger Widerstandsspulen
                              									in den diesen Mittelpunkt mit dem Maschinenraume verbindenden Hauptleiter
                              									einschaltet, am vortheilhaftesten selbstthätig. Dazu sollen, einander im Durchmesser
                              									eines Kreises gegenüber liegend, zwei bogenförmige Holzrahmen mit einer
                              									entsprechenden Anzahl von leitenden Bürsten angeordnet und zwischen je zwei auf
                              									einander folgenden Bürsten soll eine Widerstandsspule eingeschaltet werden. Den
                              									Rahmen gegenüber soll ein um seine Achse drehbares Rad angebracht werden, das auf
                              									seiner Stirnfläche mit zwei Kupferstreifen belegt ist. Bei einer bestimmten Stellung
                              									des Rades berühren die beiden Kupferstreifen sämmtliche Bürsten und schlieſsen
                              									sämmtliche Widerstandsspulen kurz, schalten sie somit aus dem Stromkreise aus. Bei
                              									Drehung des Rades kommen die Kupferstreifen mit mehr oder weniger Bürsten auſser
                              									Berührung und dadurch sind dann die zwischen diesen Bürsten liegenden
                              									Widerstandsspulen in den Hauptleiter eingeschaltet. Die Drehung des Rades soll in
                              									naheliegender Weise selbstthätig vom Strome bewirkt werden unter Vermittelung eines
                              										Willems'schen (vgl. 1886 259 * 74) oder anderen Regulators der elektromotorischen Kraft.
                           
                        
                           Die specifische Wärme des Eisens.
                           Nach Versuchen von Pionchon (Comptes rendus, 1886 Bd. 102 S. 1454) zeigt Eisen in der Nähe von 700°
                              									eine auffallende Zunahme der specifischen Wärme. Zwischen 0° und 660° läſst sich die
                              									zur Erwärmung von 1g weichem Eisen erforderliche
                              									Wärme q0t durch folgende Gleichung ausdrücken: q0t = 0,11012t +
                              									0,00002533333 t2 +
                              									0,00000005466664 t3:
                           
                              
                                 
                                    t
                                    
                                 q0t beobachtet
                                 q0t berechnet
                                 
                              
                                     98,3°
                                   11,11c
                                   11,12c
                                 
                              
                                   336,4
                                 42,01
                                 41,99
                                 
                              
                                   471,9
                                 63,49
                                 63,35
                                 
                              
                                   535,6
                                 74,69
                                 74,65
                                 
                              
                                   636,0
                                 94,40
                                 94,45
                                 
                              
                                   655,3
                                 98,57
                                 98,42
                                 
                              
                           Zwischen 660° und 723° dient die Formel: q0t = 0,57803 t – 0,001435987 t2 + 0,000001195000 t3:
                           
                              
                                   666,7°     
                                 101,3c             
                                 101,2c
                                 
                              
                                   684,3
                                 106,14
                                 106,04
                                 
                              
                                   698,7
                                 110,4
                                 110,4
                                 
                              
                                   710,7
                                 114,4
                                 114,4
                                 
                              
                           Für die Temperaturen bis 1000° ergibt sich dann die einfache Formel q0t = 0,218 t – 39:
                           
                              
                                   730,3°     
                                 119,95c           
                                 120,2c
                                 
                              
                                   785,5
                                 132,16
                                 132,24
                                 
                              
                                   832,0
                                 142,51
                                 142,37
                                 
                              
                                   954,5
                                 169,20
                                 169,08
                                 
                              
                                 1006,0
                                 180,34
                                 180,31
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Prüfung von Mineralschmierölen.
                           Nach L. Marquardt (Zeitschrift
                                 										für analytische Chemie, 1886 S. 159) kommt neuerdings unter der Bezeichnung
                              										flüssige Gelatine eine Auflösung von fettsaurer
                              									Thonerde in 10 Th. Mineralöl vor, welche dazu dient, Mineralschmieröle dickflüssiger
                              									zu machen. Zum Nachweise eines solchen Zusatzes erhitzt man das Oel mit verdünnter
                              									Salzsäure auf dem Wasserbade unter steter Mischung der Gemengtheile. Die Salzsäure
                              									nimmt alle Thonerde auf, während die Fettsäuren in dem Mineralöle gelöst bleiben.
                              									Das abgetrennte Mineralöl wird mit Natronlauge behandelt, welche die Fettsäuren
                              									daraus aufnimmt, worauf mittels Scheidetrichter das reine Mineralöl von der
                              									alkalischen Lösung getrennt wird. Ersteres wird für sich gewogen und aus dem
                              									Unterschiede ergibt sich der Gehalt der fettsauren Thonerde. Zur Controle kann man
                              									einerseits aus der alkalischen Lösung mit einer Mineralsäure die Fettsäuren
                              									abscheiden und bestimmen, andererseits in der die Thonerde enthaltenden salzsauren
                              									Lösung diese Base in
                              									bekannter Weise ermitteln. Die Gewichte der Fettsäureanhydride und der Thonerde sind
                              									zusammengenommen gleich dem indirekt gefundenen Gehalte an fettsaurer Thonerde.
                           
                        
                           Nachweis von Süſsholz im Biere.
                           Der Nachweis von Süſsholz im Biere ist nach H. Hager
                              										(Industrieblätter, 1886 S. 202) abhängig von der
                              									Menge des Zusatzes; ein geringer Zusatz verschwindet völlig, da einige Bestandtheile
                              									des Süſsholzes durch organische Säuren abgeschieden werden, andere damit
                              									schwerlösliche Verbindungen bilden. Süſsholzaufguſs gibt z.B. mit Essigsäure,
                              									Bernsteinsäure, Weinsäure, Benzoesäure, Salicylsäure, Ameisensäure und Gerbsäure
                              									Trübungen und Niederschläge. Da nun während der Gährung stets kleine Mengen
                              									organischer Säuren auftreten, so werden die gleichzeitig gegenwärtigen
                              									Süſsholztheile gefällt, gehen also nicht in das klare Bier über. Im Bodensatze des
                              									Gährbottiches wäre das Süſsholz leicht nachzuweisen, aber nicht in dem auf Flaschen
                              									gefüllten klaren Biere, wenn eben der Süſsholzzusatz ein nur geringer ist. Somit
                              									wäre ein mit wenig Süſsholz versetztes Bier, welches nicht die entsprechenden
                              									Reactionen ergibt, als frei von Süſsholzbestandtheilen zu beurtheilen. Die
                              									Süſsholzstoffe geben mit Essigsäure, Chlorcalcium, Cinchoninsulfat und vielen
                              									anderen Stoffen Niederschläge, deren Bildung aber durch Glycerin und Aethylalkohol
                              									oft verhindert wird. (Vgl. Kayser 1885 255 538.)
                           Das zu prüfende Bier wird zunächst auf etwa ¼ verdunstet und das Filtrat geprüft. Den
                              									in der Abdampfschale gebildeten Absatz mischt man mit Gyps, trocknet und zieht die
                              									Süſsholzbestandtheile mit 90 procentigem Weingeiste aus.
                           Da der Süſsstoff des Süſsholzes, das Glycirrhizin, auch mit Salicylsäure einen
                              									Niederschlag bildet, so dürfte in einem mit Salicylsäure versetzten, aber klaren
                              									Biere dieser Süſsstoff kaum nachzuweisen sein. Dasselbe Verhalten findet sich auch
                              									bei einem klaren, aber sauren Biere. Bei diesen Bieren kann nur im Bodensatze der
                              									Süſsstoff nachgewiesen werden.
                           Um das Glycirrhizin von den Hopfenbestandtheilen zu trennen, genügt ein Mischen mit
                              									Calciumhydrat, Eindampfen, Austrocknen, Zerreiben zu Pulver und Behandeln mit 90
                              									procentigem Weingeist; letzterer löst die Hopfenbestandtheile, aber nicht das
                              									Calciumgtycirrhizinat, welches auch in Wasser schwer löslich ist und, mit Essigsäure
                              									behandelt, das Glycirrhizin freiläſst.
                           
                        
                           Zur Verarbeitung von Bariumsaccharat.
                           Nach B. Wackenroder in Cöthen (D. R. P. Kl. 75 Nr. 35739
                                 									vom 4. December 1885) wird Bariumsaccharat in Wasser vertheilt und mit einem
                              									geringen Ueberschusse von Gyps gekocht. Die vom Bariumsulfat getrennte Lösung von
                              									Calciumtrisaccharat ist entweder mittels Kohlensäure sofort auf wässerige
                              									Zuckerlösung und kohlensauren Kalk zu verarbeiten, oder man verwendet sie zur
                              									Scheidung des Rübensaftes, namentlich in jenen Bezirken der Rübenzuckerindustrie, wo
                              									die Beschaffung des Kalksteins mit Schwierigkeiten verknüpft ist und wo hingegen
                              									Gyps leichter beschafft werden kann.
                           Oder man setzt das Sulfat von Magnesium, Aluminium oder Ammonium zu dem im Wasser
                              									vertheilten Bariumsaccharat, kocht kurze Zeit und filtrirt ab. Der Niederschlag
                              									besteht entweder aus Bariumsulfat und Magnesia bezieh. Thonerde, oder bloſs aus
                              									Bariumsulfat, sofern schwefelsaures Ammoniak angewendet wurde. In letzterem Falle
                              									ist das entwickelte Ammoniak in Absorptionsvorrichtungen aufzufangen.
                           Die auf die eine oder andere Weise erhaltene Zuckerlösung enthält überschüssig
                              									zugesetztes Sulfat, welches durch Kalkmilch in Gyps und Magnesiahydrat bezieh. in
                              									Gyps und Thonerdehydrat oder in Gyps und Ammoniak überzuführen ist.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Thiophens.
                           Nach A. Biedermann (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 1615) werden zur Herstellung von
                              									Thiophenmonosulfosäure 20g Thiophen mit 3l gereinigtem Petroläther versetzt und mit 300cc concentrirter Schwefelsäure geschüttelt. Ist
                              									nach etwa 2 Stunden die Reaction vollendet, so gieſst man die Lösung in kaltes
                              									Wasser und führt in die Natriumverbindung C4H3SSO3Na über.
                           
                           Setzt man Thiophensulfosäurechlorid, C4H3SSO2Cl, zu kaltem
                              									Wasser und trägt Zinkstaub in dieses Gemisch ein, so wird das Säurechlorid alsbald
                              									unter Erwärmung in das Sulfinsalz umgewandelt. Durch abwechselndes Eintragen von
                              									Säurechlorid und Zinkstaub gelang schlieſslich die vollständige Umwandlung des
                              									ersteren in das sulfinsaure Zinksalz. Es ist zweckmäſsig, die Reaction durch Kühlen
                              									mit kaltem Wasser nicht gar zu heftig werden zu lassen.
                           In ein lebhaft Wasserstoffgas entwickelndes Gemisch von gekörntem Zink und Salzsäure
                              									wurde das auf eben beschriebene Weise erhaltene thiophensulfinsaure Zink in kleinen
                              									Posten allmählich eingetragen, wobei eine allzu starke Erwärmung zu vermeiden ist.
                              									Nach beendigter Reduction wird in die schwach sauere Flüssigkeit ein Ueberschuſs von
                              									Zinkstaub eingetragen und erwärmt. Durch Versetzen mit Salzsäure wird das freie Thienylmercaptan, C4H3SSH, abgeschieden und kann durch
                              									Wasserdampf überdestillirt werden. Die Ausbeute ist gering.
                           Mit Diazoverbindungen tritt das Thienylmercaptan zu Azofarbstoffen zusammen. Setzt man zu einer wässerigen Lösung von
                              									Thienylmercaptankalium eine Lösung von Diazobenzolchlorid, so erhält man eine
                              									orangefarbene krystallinische Fällung, mit Diazobenzolsulfonsäure eine blutrothe
                              									Färbung.
                           Diese letzteren Reactionen sind besonders bemerkenswerth, zeigen dieselben doch ein
                              									vollständig verschiedenes Verhalten des Thiophenmercaptans gegenüber dem
                              									Phenylmercaptan; letzteres reagirt nämlich nicht mit
                              									Diazokörpern, während die Umsetzungen des Thienylsulfhydrates mit den oben erwähnten
                              									Diazoverbindungen sofort eintreten.
                           
                        
                           Nachweisung von Rosanilinsalzen und von sulfonirtem
                              									Rosanilin.
                           Wenn verdünnte wässerige Lösungen von Rosanilinsalzen mit Schwefligsäure behandelt
                              									werden, so entstehen nach H. Schiff (Comptes rendus, 1867 Bd. 64 S. 487) helle Lösungen,
                              									welche mit Aldehyden stark violett gefärbt werden. S. G.
                                 										Schmidt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 1848)
                              									fand, daſs auch Aceton die Violettfärbung bewirkt und die durch Schwefligsäure
                              									entfärbte Rosanilinsalzlösung läſst sich daher auch als genaues Reagens zum
                              									Nachweise von Aceton benutzen. Wie A. Liebmann und Studer im Journal of the
                                 										Society of Chemical Industry, 1886 S. 287 mittheilen, kann diese Reaction
                              									umgekehrt auch zur Nachweisung von Rosanilinsalzen angewendet werden, wenn solche in
                              									Wein, Farben u. dgl. vorhanden sind. Zur Prüfung von „Cudbear“ auf beigemischte Magenta wird 1g mit 100cc
                              									Wasser gekocht und nach Erkalten die Lösung mit Schwefligsäuregas gesättigt. Dadurch
                              									wird der gröſste Theil des „Cudbear“ gefällt. Die Magenta aber, wenn solche
                              									vorhanden ist, bleibt in Lösung und verursacht bei Zusatz von Aceton eine starke
                              									Violettfärbung. Es ist so möglich, in „Cudbear“, welchem 0,025 Proc. Magenta
                              									zugesetzt ist, letztere genau nachzuweisen. Um zu unterscheiden, ob „Cudbear“
                              									mit Rosanilinsalzen oder sulfonirten Rosanilinen verunreinigt ist, kochen die
                              									Verfasser die mit Schwefligsäure gesättigte Lösung und färben in der filtrirten
                              									Lösung ein mit Tannin und Brechweinstein gebeiztes Baumwolltuch, wobei nur Magenta
                              									auf der Faser befestigt wird.
                           Zur Untersuchung von Wein auf Magenta dampft man 100cc auf 10cc ein,
                              									sättigt mit Schwefligsäure, fällt die natürliche Farbe mit Bleiacetat und setzt zum
                              									Filtrate Aceton.
                           T. Fairley empfiehlt (daselbst S. 286) zur Prüfung von
                              										Farbhölzern und Archillpaste auf Beimischung von
                              									Rosanilinfarbstoffen dieselben mehrere Male mit Ammoniak zu behandeln; dadurch wird
                              									der natürliche Farbstoff ausgezogen und auf Zugabe von Alkohol tritt dann der
                              									Anilinfarbstoff in der ihm eigenen Farbe auf.
                           ––––––––––––––––––––––
                           
                        
                     
                        
                           Berichtigung. In der Tabelle betreff. Auſstieg des Erdöles S. 83 Spalte 2 ist zu setzen
                              											„t“ statt „a“. – S. 88 (W. Thomson's Prüfung von
                              									Stärkekleister) Z. 13 v. u. ist zu lesen „(250mm lang und 6mm dick)“ statt
                              											„(25mm + 4mm)“.