| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, Miszellen, S. 272 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Straſsenbahn-Fahrzeuge auf der Ausstellung zu Antwerpen
                              									1885.
                           Gelegentlich der vorjährigen Ausstellung in Antwerpen hat dortselbst ein
                              									internationaler Wettbewerb von Straſsenbahnlocomotiven, verbunden mit einer
                              									Ausstellung von Personenwagen für Straſsenbahnen, stattgefunden. Dem bezüglichen
                              									amtlichen BerichteConcours international de traction mécanique et de
                                       												Materiel de tramways. Rapport du Jury international. (Brüssel
                                    											1886.) sind folgende Angaben entnommen.
                           Die Locomotiven waren in 2 Gruppen getheilt, in solche für den Stadtbahnverkehr und
                              									in solche für den Verkehr auſserhalb der Städte und auf Nebenbahnen. Auch die
                              									Personenwagen waren nach 2 Gruppen gesondert, in Wagen für Straſsenbahnen und
                              									Nebenbahnen für Locomotivbetrieb und in Wagen für Pferdebetrieb, welche aber
                              									zugleich für einen anderen Betrieb sich eignen. Als Versuchsstrecken dienten 2
                              									Geleise von etwa 3km Länge, mit Normalspur und
                              									Schmalspur (1m), Curven von 35m Radius enthaltend. Die Versuchsfahrten dauerten
                              									mehrere Monate mit genauer Aufzeichnung über den Verbrauch an Brenn- und
                              									Schmiermaterial, sowie an Wasser, über die nöthigen Arbeiten zur Instandhaltung
                              									u.s.w. Ueberdies wurden alle sonstigen Vorkommnisse, Störungen u.s.w. verzeichnet.
                              									In der ersten Gruppe befanden sich auſser 2 eigentlichen Locomotiven noch ein
                              									elektrischer und ein durch Preſsluft betriebener Wagen (System Beaumont), sowie ein Rowan'scher Dampfwagen (vgl. 1882 246 483). Die
                              									Versuche lieferten nachstehende Ergebnisse:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Gewicht
                                 Verbrauch auf denBrennmaterial
                                 NutzkilometerSchmiere
                                 
                              
                                 Elektrischer Wagen
                                   4,25t
                                   1,735k  
                                    											(Kohle)
                                   11,8g
                                 
                              
                                 Rowan'scher Dampfwagen
                                 7,00
                                  1,734    (Koke)
                                 12,4
                                 
                              
                                 Locomotive
                                 
                                    Wilkison
                                    
                                 7,00
                                  2,793    (Koke)
                                 32,4
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    Krauß
                                    
                                 7,50
                                  2,884    (Koke)
                                 23,9
                                 
                              
                                 Beaumont'scher Luftwagen
                                 7,00
                                 12,522   (Kohle)
                                 87,0
                                 
                              
                           Die zweite Gruppe bestand lediglich aus Locomotiven:
                           
                              
                                 
                                 Gewicht
                                 Koke
                                 Schmiere
                                 Wasser
                                 
                              
                                 Henschel-Cassel
                                   14,7t
                                   3,785k
                                   31g
                                   23,7l
                                 
                              
                                 Ixelles
                                 14,6
                                 3,973
                                 27
                                 20,6
                                 
                              
                                 Scraing
                                 15,2
                                 3,666
                                 26
                                 26,0
                                 
                              
                                 Krauß-München
                                 10,7
                                 3,765
                                 20
                                 37,5
                                 
                              
                                 Eſslingen
                                   12,65
                                 3,542
                                 26
                                 26,0
                                 
                              
                           
                        
                           Schwimmende Dampffeuerspritze.
                           Von dem Bauamte Metropolitan Board of Works in London
                              									wurde vor Kurzem eine schwimmende Dampffeuerspritze geprüft, welche auf Bestellung
                              									der egyptischen Regierung für den Dienst im Hafen von Alexandrien von Merryweather und Söhne in London erbaut worden war.
                              									Eine solche schwimmende Dampffeuerspritze ist auch in London auf der Themse
                              									vorhanden, während daneben auch die gewöhnlichen Landspritzen verwendet werden,
                              									indem man dieselben in Barken stellt und von einem Bugsierdampfer ziehen läſst.
                           Das neue Dampfboot besitzt nach Engineering, 1886 Bd. 41
                              									* S. 590 einen aus Eisen gebauten, durch Querwände verstärkten Rumpf; das Boot ist
                              										15m,5 lang und 3m,6 breit und hat hinten 1m,2 und vorn
                              										1m,07 Tiefgang. Da dasselbe in Nothfällen über
                              									die Barre und in die See gehen soll, so ist das Boot seetüchtig gebaut und mit einem
                              									Steuerrade, zwei Kajüten, Anker und Winde, sowie mit den vollständigen
                              									Ausrüstungsstücken eines Bugsierdampfers versehen.
                           
                           Der Dampfkessel des Bootes ist im Stande, aus kaltem Wasser in 10 bis 14 Minuten
                              									Dampf zu erzeugen und das Boot kann mit 10 Meilen engl. (18km,5) Geschwindigkeit in der Stunde zum Feuer
                              									fahren.
                           Das Spritzenwerk ist eine doppelte, direkt wirkende Pumpe, mit 2 Dampfcylindern von
                              										228mm und Pumpencylindern von 178mm Weite und 610mm Hub; dasselbe kann in der Minute 5225l Wasser liefern. Diese Pumpen sind von der bekannten Construction mit
                              									groſsen Ventilklappen und gewundener Stange zur Steuerung; dieselben sind im
                              									ausgedehntesten Maſse für Land- und Marinefeuerspritzen, zum Auspumpen auf
                              									Schleppdampfern u. dgl. im Gebrauche. Auf dem Windkessel der Maschine, welcher den
                              									Hauptwasserweg bildet, ist ein T-Stück aufgesetzt, dessen 7 Ausgüsse durch das Deck
                              									ragen und hier mit drehbaren kupfernen Krümmern zum Anschrauben von Schläuchen
                              									versehen sind; jeder solche Ausguſs kann durch einen besonderen Absperrschieber
                              									unter Deck geöffnet oder geschlossen werden. Der mittelste Ausguſs hat 89mm Weite und ist dazu, bestimmt, entweder einen
                              									starken Strahl abzugeben, oder beim Auspumpen von Schiffen als Ausfluſs für das
                              									Wasser zu dienen; die übrigen Ausgüsse sind zum Ansetzen von 70mm weiten Schläuchen eingerichtet. Gesaugt wird
                              									aus dem Seewasser; zu diesem Zwecke ist ein Kasten in den Rumpf des Bootes
                              									eingenietet, dessen äuſsere Platte als Sieb durchlöchert ist. Um Schiffe
                              									auszupumpen, oder Süſswasserbehälter auf solchen füllen zu können, ist auf dem Deck
                              									noch ein Verbindungsstück angebracht, an welches sich ein biegsamer Saugschlauch
                              									anschrauben läſst; natürlich muſs dabei die Saugöffnung nach der See abgesperrt
                              									werden.
                           Die Dampfmaschine des Bootes für den Betrieb der Schraube ist von dem gewöhnlichen
                              									Hammertypus und hat zwei Cylinder von 228mm Weite
                              									und 254mm Hub; die Schraube ist dreiflügelig. Der
                              									Kessel ist ein für rasche Dampferzeugung eingerichteter stehender Röhrenkessel und
                              									hat 1m,2 im Durchmesser und 25qm,5 Heizfläche; der Kessel ist mit einem auf 8at,44 eingestellten, sehr empfindlichen, doppelten
                              									Sicherheitsventile und allen nöthigen Ausrüstungen versehen. Gespeist wird der
                              									Kessel entweder durch die Speisepumpe der Schraubenmaschine, oder eine
                              									Dampfspeisepumpe, welche entweder aus der See oder aus einem besonderen
                              									Wasserbehälter saugen. Die Dampfspeisepumpe kann auch zum Auspumpen des Kielwassers,
                              									als sogen. Lenzpumpe, dienen; auſserdem ist für diesen Zweck noch ein Injector
                              									angebracht. Zwei groſse Schlauchtrommeln auf dem Deck tragen eine beträchtliche
                              									Menge Lederschlauch.
                           An dem Versuchstage dampfte der „Merryweather“,
                              									wie das Boot benannt ist, mit 18km,5
                              									Geschwindigkeit in der Stunde von Greenwich nach Whitehall-Stairs am
                              									Victoria-Embankment, wo das Boot nach Vornahme der Proben auf seine
                              									Manövrirfähigkeit verankert und von den Mitgliedern des Bauamtes besichtigt wurde.
                              									Nunmehr begann die Spritze zu arbeiten und entsandte zuerst einen Strahl von 44mm,5 auf eine Höhe von annähernd 60m. Hierauf folgten zwei Strahlen von je 25mm,4, dann 4 Strahlen, von welchen zwei je 25mm,4, zwei je 22mm,2 Stärke hatten, während zum Beschlusse 6 Strahlen spielten und zwar
                              									zwei von je 25mm,4 und vier von je 22mm,2 Stärke. Allgemein war man von den Ergebnissen
                              									der Probe sehr befriedigt und einhellig wurde anerkannt, welchen hohen Werth ein
                              									derartiges Boot für Städte mit ausgedehnten Wasserseiten besitze.
                           
                        
                           Phillips' Hilfswerkzeuge für
                              									Metallbearbeitungsmaschinen.
                           Für verschiedene Arbeiten auf Drehbänken und Bohrmaschinen hat J. W.
                                 										Phillips zu London in den Industries, 1886 Bd.
                              									1 * S. 9 einige einfache Hilfswerkzeuge für diese Maschinen angegeben. Um die Köpfe fertiger Schraubenbolzen u. dgl. nachzudrehen,
                              									werden dieselben in das auswechselbare Gewindefutter eines Bockes eingeschraubt,
                              									welcher mittels Schrauben an die Planscheibe einer Drehbank centrisch befestigt
                              									wird. Zum Abrunden des Gewindeendes können die Schrauben auch von dem Inneren des
                              									Bockes in das Gewindefutter geschraubt werden. Dadurch erspart man das
                              									Nachkörnen.
                           Stirnflächen an Knierohrflanschen u. dgl. werden mit
                              									einem Fräsarme geebnet, welcher entweder an die
                              									Planscheibe einer Drehbank angeschraubt, oder an den Spindelkopf einer Bohrmaschine
                              									angesetzt wird. Zwischen den Führungen dieses Armes wird mittels Sternrad und Schraubenspindel
                              									ein kleiner Schlitten, in welchem der Stahl steckt, nach radialer Richtung
                              									verstellt. Diese Vorrichtung ist derjenigen ähnlich, welche schon seit längerer Zeit
                              									bei den Maschinen zum Abstechen der Anguſsköpfe an Locomotivcylindern verwendet
                              									wird. Auch an Horizontalbohrmaschinen findet man solche Vorrichtungen
                              									angewendet.
                           Zum Abstechen von Rundstäben und Röhren empfiehlt Phillips eine kleine, einfache Maschine, bei welcher
                              									die arbeitenden Theile auf einem Hohlguſsgestelle mit rechts vorragendem Arme
                              									angeordnet sind. In einem langen Halslager am Kopfe des Gestelles dreht sich die
                              									Hohlspindel mit Spannkopf und breiter Stufenscheibe. Der Arm des Maschinengestelles
                              									besitzt Prismaführung, auf welcher sich ein kleiner Werkzeugträger verschiebt. An
                              									diesem ist ein kleiner Stellarm angebracht, durch welchen die Länge der
                              									abzustechenden Stücke bestimmt wird. Sofern die Maschine zu anderen Zwecken
                              									verwendet wird, kann dieser Stellarm zurückgedreht oder ganz abgenommen werden.
                           
                        
                           Bogenlampe von Buſs, Sombart und Comp. in Magdeburg.
                           Bei der von Buß, Sombart und Comp. in Magdeburg (* D. R.
                              									P. Kl. 21 * Nr. 34336 vom 22. April 1884 angegebenen Bogenlampe wird die Bildung des
                              									Lichtbogens und der Nachschub der Kohlen durch drehbare Elektromagnete bewirkt,
                              									welche vor festen Elektromagneten so angeordnet sind, daſs zufolge der durch die
                              									Anziehung der entsprechenden Pole verursachten Drehung der beweglichen Magnete in
                              									der einen oder anderen Richtung ein Entfernen der Kohlen von einander zur
                              									Lichtbogenbildung bezieh. ein Auslösen des vom oberen Kohlenhalter zu bewegenden
                              									Räderwerkes und somit ein Sinken dieses Kohlenhalters eintritt. Das Patent bezieht
                              									sich im Besonderen auf eine bestimmte Form der Polschuhe, durch welche eine zu
                              									plötzliche und ruckweise Thätigkeit der regulirenden Elektromagnete verhindert
                              									werden soll. Die feststehenden Elektromagnete A sind
                              									nämlich je mit zwei gleichen Polstücken in Form von vorspringenden Zapfen a1, a2 versehen, während
                              									die Polstücke c und d der
                              									beweglichen Elektromagnete B von einander abweichende
                              									Formen haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 261, S. 274
                              
                           Das Polstück c bildet einen
                              									vierkantigen oder runden Kopf, der sich dem Zapfen a1 gegenüber befindet, während d einen nach einer bestimmten Curve gekrümmten Schnabel
                              									darstellt, welcher sich über dem Zapfen a2 bewegt. Bei dieser Anordnung verlaufen die
                              									Magnetkraftlinien beim Durchgange des Stromes durch die Elektromagnete zwischen den
                              									Polstücken c und a1 tangential zur Bewegungsrichtung des Poles c, diejenigen zwischen den Polstücken d und a1 dagegen senkrecht zur Bewegungsrichtung des Poles
                              										d. Die tangentialen Kraftlinien treten als
                              									wirksames, die normalen dagegen als hemmendes Mittel auf. Die Elektromagnete sind so
                              									geschaltet, daſs das eine im Hauptstrome liegende und die Bildung des Lichtbogens
                              									bewirkende Elektromagnetenpaar entgegengesetzt gewickelt ist wie das im Nebenstrome
                              									liegende, den Nachschub der Kohle regelnde Paar.
                           
                        
                           Lichtenhainer Bier.
                           Das in Jena so beliebte Lichtenhainer Bier ist bekanntlich sehr trübe und wird daher
                              									aus hölzernen Kannen getrunken. Nach J. Herz (Repertorium
                                 										für analytische Chemie. 1886 S. 391) enthielt dasselbe in 100 Theilen:
                           
                              
                                 Alkohol
                                   3,02
                                 
                              
                                 Extract
                                   3,22
                                 
                              
                                 Ursprüngl. Extract
                                   9,16
                                 
                              
                                 Vergährungsgrad
                                 64,85
                                 
                              
                                 Asche
                                   0,128
                                 
                              
                                 Säure = Milchsäure
                                   0,2376
                                 
                              
                                 Zucker (Maltose)
                                   0,66
                                 
                              
                                 Dextrin
                                   1,42.
                                 
                              
                           Der Bodensatz enthält verschiedene Hefeformen, Essig- und
                              									Milchsäurepilze, Getreidereste sowie Krystalle von oxalsaurem Calcium. Anscheinend
                              									wird bei der stürmischen Gährung ein Theil der Milchsäure zu Oxalsäure weiter
                              									oxydirt. Es ist bemerkenswerth, daſs das Bier, trotz der verhältniſsmäſsig groſsen
                              									Mengen Hefe, Spaltpilzen und Oxalsäure gern getrunken wird.
                           
                        
                           
                           Sägespäne und Zellstoff als Viehfutter.
                           A. Frank bespricht in der Papierzeitung, 1886 S. 541 die früher von Stöckhardt u.a. ausgeführten Fütterungsversuche mit Pappelholzsägespänen
                              									und. aus Leinwandlumpen hergestellter Papiermasse, aus denen hervorgeht, daſs zwar
                              									40 bis 80 Proc. Zellstoff verdaut werden, daſs aber der Nährwerth derselben sehr
                              									gering ist. Die Holzzellstofffabrikation wird daher von den neuerdings wieder
                              									aufgetauchten Vorschlägen, Sägespäne und Zellstoff als Futter zu verwenden, in
                              									keiner Weise berührt.
                           
                        
                           Ueber das Chininsulfat des Handels.
                           G. Vulpius bespricht in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1886 S. 345 den Cinchonidingehalt des
                              									käuflichen Chininsulfates. E. de Vry (Chemist and
                                 										Druggist vom 1. Mai 1886) hat in allen käuflichen Chininsulfatproben 5 bis
                              									16 Proc. Cinchonidinsulfat gefunden. Er empfiehlt daher, statt des neutralen
                              									Sulfates das Bisulfat zu verwenden, welches frei ist von Cinchonidin, oder aber aus
                              									dem Bisulfate reines Sulfat herzustellen.
                           Weller (Pharmaceutische Zeitung, 1886 Nr. 44) rechnet
                              									die von de Vry angegebenen Analysen auf einen normalen
                              									Wassergehalt von 15 Proc. um, so daſs sich für die deutschen Fabrikate ein
                              									Durchschnittsgehalt von 78,78 Proc., für die englischen 77,40 Proc. und für die
                              									französischen von 75,99 Proc. Chininsulfat ergeben. Daneben hebt auch Weller nachdrücklich den Umstand hervor, daſs gerade
                              									die 9 bis 12 Proc. Cinchonidin enthaltenden französischen Marken ihres lockeren
                              									Aussehens wegen bisher die beliebtesten und theuersten waren. Mit Recht ist dieses
                              									Vorurtheil der Abnehmer zu tadeln, welche ein reines, von Cinchonidin freies und
                              									dann nur in dichten, schweren, bittersalzartigen Krystallen herzustellendes
                              									Chininsulfat eben dieser Form wegen zurückweisen, so daſs man auch in Deutschland
                              									sich immer mehr der Darstellung des lockeren, aber weniger reinen Präparates
                              									zugewendet hatte.
                           In einem am 22. Juni von Jungfleisch in der Pariser Académie de Médecine erstatteten Berichte zeigt
                              									derselbe, daſs die optische Untersuchung nach Oudemans
                              									die beste der bisher bekannten Prüfungsmethoden ist, daſs sie aber nur von sehr
                              									geübten Händen und mit groſser Vorsicht ausgeübt werden darf. Dieselbe besteht in
                              									der Behandlung einer bestimmten Menge des zu prüfenden Sulfates mit einem
                              									Alkalitartrat, wobei Chinin und Cinchonin als Tartrate niederfallen, während alle
                              									anderen Chinaalkaloide in Lösung bleiben. Von dem gewaschenen und getrockneten
                              									Niederschlage wird eine gewogene Menge in Lösung gebracht und das Drehungsvermögen
                              									dieser Lösung im Polarisationsapparate bestimmt.
                           Dagegen hat O. Hesse gefunden, daſs das im käuflichen
                              									Chininsulfat vorkommende Hydrochinin, C20H28N2O2, mit in den
                              									Tartratniederschlag übergeht und damit das von de Vry
                              									angewendete optische Verfahren unsicher macht, weil das Drehungsvermögen (aD) von Chinintartrat – 212,5°, von Hydrochinintartrat
                              									176,9° und von Cinchonidintartrat 132,0° beträgt. Hesse
                              									gibt zu, daſs das Chininsulfat des Handels einen beträchtlichen Procentsatz von dem
                              									angeblich therapeutisch gleichwertigen Hydrochininsulfat enthalte. Da nun im
                              									Polarimeter die Wirkung von 1 Th. in Tartrat umgesetztem Hydrochininsulfat gleich
                              									ist derjenigen von 0,42 Th. Cinchonidinsulfat, so wird bei der optischen Methode das
                              									Hydrochinin in diesem Verhältnisse auch als Cinchonidin verrechnet und irrthümlich
                              									letzterem zugezählt; es kann also vorkommen, daſs man auf diese Weise mehrere
                              									Procent Cinchonidin in einem Chininsulfate gefunden zu haben glaubt, welches keine
                              									Spur davon enthält.
                           Bemerkenswerth ist, daſs das Hydrochinin sich ganz in derselben Weise wie das
                              									Cinchonidin aus dem Chininsulfate entfernen läſst, nämlich durch Umwandeln in das
                              									saure Salz, wo dann das Chininbisulfat durch Kristallisation rein erhalten werden
                              									kann, während die Bisulfate von Cinchonidin und Hydrochinin in der Mutterlauge
                              									bleiben.
                           
                        
                           Zur Nickelbestimmung.
                           Zur Bestimmung des Nickels auf vernickelten Eisenwaaren legt sie A. Köbrich (Chemikerzeitung, 1886 S. 747) in
                              									Salpetersäure von 1,18 sp. G., verdünnt mit der gleichen Menge Wasser. Ist der Nickelüberzug gelöst,
                              									so spült man die Stücke ab, versetzt die Lösung mit Salzsäure und erwärmt bis zur
                              									Vollendung der Oxydation. Die Lösung wird nun mit Salmiak und Ammoniak im
                              									Ueberschusse versetzt und das Ganze 1 Stunde lang erwärmt. Das Nickeloxydul löst
                              									sich bei diesem Verfahren in dem überschüssigen Ammoniak, namentlich bei Gegenwart
                              									von Salmiak, leicht auf und wird vom Eisenoxydhydrat durch Filtration getrennt. Man
                              									wiederholt die Behandlung mit Salmiak und Ammoniak in gleicher Weise noch einmal und
                              									wäscht das Eisenoxyd auf dem Filter mit verdünntem Ammoniak so lange nach, bis eine
                              									Probe des Filtrates mit Schwefelammonium sich nicht mehr bräunt. Die vereinigten
                              									Filtrate, nun mit Schwefelammonium versetzt und mit Essigsäure angesäuert, lassen
                              									das Schwefelnickel fallen, welches in Salpetersalzsäure gelöst und mit frisch
                              									bereiteter Kalilauge als Oxydul gefällt wird; letzteres wird getrocknet und mit
                              									Wasserstoffgas reducirt.
                           
                        
                           Ueber Titration mit Methylorange als Indicator.
                           Carpenter theilt im Journal of
                                 										the Society of Chemical Industry, 1886 S. 287 mit, daſs Titrationen mit
                              									Methylorange als Indicator bei Gegenwart von Nitriten nicht genau sind, und
                              									bestätigt dadurch die von Thomson früher schon gemachte
                              									Angabe. Wenn bei Untersuchung der aus den Bleikammern in den Kamin abgehenden Gase
                              									mit Natron allein absorbirt wird, so erhält man bei Titration mit Methylorange als
                              									Indicator zu hohe Zahlen. Carpenter benutzt daher zur
                              									Absorption Wasserstoffsuperoxyd und erhält dann alle im Gase vorhandene
                              									Salpetrigsäure als Salpetersäure in Lösung, so daſs bei der Titration keine Störung
                              									eintritt.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Congoroth.
                           Nach O. N. Witt (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1886 S. 1719) wird das durch Einwirkung von
                              									Tetrazodiphenylchlorid auf Naphtionsäure erhaltene Congoroth durch Reductionsmittel
                              									leicht entfärbt. Zur Untersuchung der Reductionsproducte löst man den Farbstoff in
                              									wenig heiſsem Wasser, versetzt mit Ammoniak und trägt Zinkstaub ein; die rothe Farbe
                              									verschwindet fast augenblicklich. Nun wird abgekühlt, wobei die Gesammtmenge des
                              									entstandenen Benzidins herauskrystallisirt. Es wird auf der Saugpumpe abfiltrirt und
                              									mit kaltem Wasser nachgewaschen. Von dem beigemengten Zinkstaube kann es mittels
                              									Alkohol getrennt werden. Die vom Benzidin abfiltrirte wässerige Flüssigkeit enthält
                              									die gebildete Diamidonaphtalinsulfosäure.
                           Um dieselbe in ein Chinoxalin überzuführen, wird die aus 7g (1 Mol.) reinem Congoroth bereitete
                              									Sulfosäurelösung mit Essigsäure angesäuert, bis fast zum Sieden erhitzt und dann
                              									rasch mit einer heiſsen Phenanthrenchinonlösung vermischt. Die letztere war aus 4g Phenanthrenchinon (1 Mol.) durch Auflösen in der
                              									eben nöthigen Menge verdünnter Natriumbisulfitlösung auf dem Wasserbade und Zusatz
                              									von Natriumacetat bereitet worden. Wenige Augenblicke nach dem Vermischen der beiden
                              									klaren Flüssigkeiten beginnt eine Krystallisation und sehr bald erstarrt die
                              									Flüssigkeit zum Brei feiner, citronengelber Nadeln des Natriumsalzes der
                              									Diphenylennaphtochinoxalinmonosulfosäure, C24H13N2SO3Na. Die Bildung dieser Verbindung zeigt, daſs die
                              									bei Reduction des Congoroth entstehende Sulfosäure den Orthodiaminen angehört.
                              									Dadurch wird die Stellung der einzelnen Seitenketten im Congoroth selbst
                              									festgestellt, andererseits aber auch die α1-α2
                              									-Stellung der Naphtionsäure bestätigt. Endlich ergibt
                              									sich daraus die Constitution einer Reihe von Farbstoffen, welche sich von der durch
                              									Kochen der Diazonaphtionsäure mit Wasser erhaltenen α-Naphtolsulfosäure ableiten.