| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 46 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ausnutzung des Niagara-Falles zur
                              									Elektricitätserzeugung.
                           Vor etwas mehr als 9 Jahren – in Verbindung mit dem in D.p.J. 1879 232
                              									* 516 beschriebenen Regulator – hat Dr. William Siemens in London die Benutzung von
                              									Wasserfällen zum Betrieb dynamoelektrischer Motoren und die Fortleitung des
                              									elektrischen Stromes angeregt. Die in den Niagara-Fällen vorhandene Leistung
                              									schätzte er auf 17 Millionen  und meinte, daſs man mittels eines
                              									dreizölligen Kupferstabes 3000 bis 4000  auf 30 Meilen Entfernung würde
                              									fortleiten können.
                           
                           Dieser Gedanke ist jetzt ausgeführt. Nach dem Centralblatt
                                 										für Elektrotechnik, 1888 S. 101, hat man in einigen Kilometern Entfernung
                              									von den Wasserfällen einen Kanal gegraben, welcher etwa 100000  abgeben
                              									kann. Diese 100000  werden über einen sehr ausgedehnten Bezirk vertheilt
                              									werden. Buffalo, welches 32km entfernt ist,
                              									verlangt etwa ein Zehntel jener Kraft zur Beleuchtung. Diese Anlage wird
                              									wahrscheinlich dem Lande zum groſsen Segen gereichen, denn 1  soll für 1
                              									Jahr nur 60 M. kosten. Die Anfragen nach Strom häufen sich bei der Gesellschaft in
                              									einem solchen Grade, daſs in nicht sehr ferner Zeit eine zweite Anzapfung des
                              									Niagara bewirkt werden muſs. Uebrigens beträgt die Wassermenge, welche bis jetzt
                              									entzogen ist, nur 1 Proc. Die Touristen werden also noch keinen Grund zur Klage
                              									haben.
                           
                        
                           Lineff's elektrische Straſsenbahn.
                           Auf einer kurzen Bahn beim Magazin der West Metropolitan
                                 										Tramway Company in London stellt Lineff
                              									Versuche mit einem kleinen offenen Personenwagen an, unter Anwendung einer neuen
                              									Anordnung der Zuleitung des Stromes. Der unterirdische Leiter besteht aus einem
                              									Gasrohre von 18mm, durch welches ein nackter,
                              									steifer Kupferdraht (Nr. 12) gezogen ist und in Abständen von je 0m,9 durch Contactstücke mit dem Rohre in leitender
                              									Verbindung gehalten wird. Die einzelnen verhältniſsmäſsig kurzen Rohrstücke werden
                              									durch kurze, biegsame Kabelstücke mit einander verbunden, und in den Zwischenräumen
                              									können daher bequem Kreuzungen, Weichen u. dgl. angebracht werden. Vom Wagen herab
                              									bis zur Leitung hängt als Zuleiter ein mehrschäftiges Stahlkabel, das in 75mm lange und 18mm weite Zwingen eingeschlossen ist; dadurch wird das Kabel selbst nicht
                              									abgenutzt, die Zwingen aber lassen sich leicht erneuern. Als Rückleitung dienen die
                              									Bahnschienen. Am besten wird der Leiter in die Mitte des Geleises gelegt, nur unter
                              									dazu zwingenden Verhältnissen unter den einen Schienenstrang. Lineff schätzt den Widerstand seiner Leitung auf 0,2
                              									Ohm für die engl. Meile (0,125 Ohm für 1km). Industries, 3. Februar 1888 S. 116.
                           
                        
                           Der fahrbare Beleuchtungsapparat der Oesterreichischen
                              									Nordwestbahn.
                           In der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1888 * S. 37,
                              									beschreibt der Telegraphen-Vorstand der Oesterreichischen Nordwestbahn, Fr. Bechtold, eingehend einen nach dem von der
                              									Nordwestbahn aufgestellten Programme von Siemens und
                                 										Halske in Wien gebauten fahrbaren elektrischen Beleuchtungsapparat, dessen
                              									officielle Erprobung mit günstigem Erfolge am 11. Oktober 1887 am Wiener
                              									Frachtbahnhofe der Bahn stattgefunden hat.
                           Es besteht demnach der vollständige Apparat aus einem Maschinenwagen, einem Beiwagen
                              									und einer Ladevorrichtung, welch letztere beim Bahntransporte auf den für die
                              									ersteren erforderlichen zwei Lowries stets bis zur Bestimmungsstation mitzuführen
                              									ist.
                           Der Maschinenwagen von 6320k Gesammtgewicht besteht aus einer Locomobile von 12 effectiven
                              									Pferdekräften, bei welcher auf einem über dem horizontalen Kessel (für 12at geprüft bei 8at Betriebsdruck) angebrachten Rahmen aus Eisenträgern, von der Ausdehnung
                              									des Kessels unbeeinfluſst, sowohl die eincylindrige, mit Mayer'scher Expansionssteuerung versehene und 175 Umdrehungen in der
                              									Minute machende Dampfmaschine, als auch die Dynamomaschine (für 110 Volt und 50
                              									Ampère bei 1100 Umdrehungen in der Minute) ruhen.
                           Der Beiwagen dient zur Aufnahme aller für die
                              									Beleuchtungsanlage erforderlichen Apparate, Materialien und Werkzeuge. Das Dach des
                              									Beiwagens dient zur Verladung von 8 Stück 6m,5
                              									langen eisernen Lampenmasten und 30 Stück etwa 5m,5 langen Leitungsstangen aus Bambusrohr, während an seinen beiden
                              									Längsseiten je ein Schenkel einer 6m langen
                              									Schub-Doppelleiter hängt. Ueberdies sind an demselben auf der einen Seite 8 und auf
                              									der anderen Seite 4 Doppelglocken-Isolatoren fest angebracht. Das Gewicht des
                              									beladenen Wagens beträgt 3800k.
                           Die Ladevorrichtung wiegt 1360k. Die beiden Schenkel ihrer Rampe können
                              									gewechselt und die Stellung der Winde geändert werden, damit die Wagen nach Bedarf
                              									rechts oder links vom Bahngeleise verladen werden können.
                           Für die Bogenlampen war die Parallelschaltung (je 2 Bogenlampen hinter einander in 4 parallelen
                              									Stromkreisen) vorgeschrieben worden, was die Anlage schwieriger gemacht hat, als sie
                              									bei Hintereinanderschaltung geworden wäre.
                           Die Montirungsarbeit ist a.a.O. ausführlich beschrieben; dieselbe ist nicht so
                              									umständlich, als es scheinen könnte. Bei der Probe vom 11. Oktober 1887 wurde die
                              									Einrichtung sämmtlicher 5 Stromkreise mit Hilfe von 12 vollkommen ungeschulten
                              									Arbeitern in der Zeit von 8 Uhr Früh bis 5 Uhr Nachmittags und bei der a.a.O.
                              									erwähnten Korneuburger Beleuchtung die Aufstellung von 2 Bogenlampen-Stromkreisen
                              									und der Glühlampen mit nur 6 ebenfalls ungeübten Arbeitern bequem in 5 Stunden
                              									bewerkstelligt.
                           
                        
                           Apparat zur Fettextraction.
                           O. Foerster empfiehlt zur Bestimmung des Fettes in
                              									Futtermitteln u. dgl. den nebenstehend abgebildeten Apparat, welcher aus folgenden
                              									Theilen besteht: Ein 50 bis 60cc fassendes
                              									Trockengläschen A, in welchem der zur Extraction
                              									bestimmte Aether zum Sieden erhitzt und das Fett später gewogen wird. Ein am
                              									unteren, verengten Theile in den Hals von A luftdicht
                              									eingeschliffenes, etwa 30mm weites und bis zur
                              									Verengung 190mm langes Rohr B, in welchem der Aetherdampf aufsteigt und welches das
                              									eigentliche Extractionsgefäſs C aufnimmt. Das unten
                              									sich bis auf 4 bis 5mm verengende bis zur
                              									Verengung etwa 150mm lange und 22mm weite Extractionsgefäſs C. Dasselbe ist ein in B lose hineinpassendes
                              									Filtrirrohr, dessen Wandungen an einigen Stellen ringsherum nach auſsen verdickt
                              									sind, so daſs zwischen den Wandungen von B und C ein Spielraum für den Aetherdampf bleibt. Dieses Rohr
                              									ist zur Aufnahme der zu extrahirenden Substanz bestimmt und oberhalb und unterhalb
                              									derselben mit Pfropfen von entfetteter Baumwolle a und
                              										b zu verschlieſsen. Den vierten Theil bildet ein
                              									etwa 140mm langer, in seiner Weite dem Rohre B entsprechender und in dasselbe luftdicht
                              									eingeschliffener, gläserner Kühler D mit Schlangenrohr
                              									zum Condensiren des Aetherdampfes. Der Dampf des in A
                              									siedenden Aethers steigt in dem Zwischenraum zwischen B
                              									und C nach dem Schlangenrohr des Kühlers D hinauf, wo derselbe verdichtet wird, so daſs der
                              									Aether von diesem auf die in C befindliche pulverisirte
                              									Substanz hinabtropft. Da die Temperatur der letzteren durch den Aetherdampf fast bis
                              									zum Siedepunkt des Aethers erwärmt wird, so erfolgt die Extraction leicht und in
                              									kürzester Zeit vollständig bei möglichst geringem Aetherverbrauch. Die ätherische
                              									Fettlösung tropft nach A zurück, in welchem das Fett
                              									nach beendigter Extraction und nach Verflüchtigung des Aethers gewogen wird.
                           Textabbildung Bd. 268, S. 48Es läſst sich leicht eine Reihe solcher Apparate vereinigen, indem man die
                              									Kühler derselben durch Gummischläuche verbindet und den zur Erwärmung der
                              									Aethergläschen dienenden Wasserbädern eine geeignete Form gibt.
                           Der beschriebene Apparat kann natürlich auch zur Extraction mit anderen Flüssigkeiten
                              									benutzt werden (nach Zeitschrift für analytische
                                 										Chemie, 1888 Bd. 27 * S. 30; vgl. auch L.
                                 										Lewin *, 1887 264 * 25).