| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 335 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           J. Sattes' Sägeschärfer.
                           Anstatt der Feile wird zum Anschärfen der Sägezähne ein Schneckenfräser mit
                              									Feilenhieb verwendet. Nach Revue générale, 1887 Bd. 1
                              									Nr. 12 * S. 95 bezieh. Scientific American vom 25. Juni
                              									1887 werden die zwei parallel gelagerten Schneckenfräser mittels Handkurbel und
                              									Winkelrädchen betrieben, das zu schärfende Sägeblatt in Schlitzen der Lagerhaube
                              									geführt, auf federnd gelagerten Holzrollen gestützt und durch Handdruck an die
                              									Fräser angedrückt, während der Fortschub von selbst erfolgt (vgl. 1885 256 * 487).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 268, S. 335
                              
                           
                        
                           Ries' Vermehrung der Adhäsion zwischen den Locomotivrädern und
                              									den Schienen bezieh. den Bremsen durch Elektricität.
                           Neuere Versuche über die Verwendbarkeit eines elektrischen Stromes zur Vermehrung der
                              									Zugkraft zu Folge stärkeren Anhaftens der Locomotivräder an den Schienen hat Elias E. Ries angestellt. Er hat über dieselben in der
                              										American Association for the Adrancement of Science
                              									1887 in New York einen Vortrag gehalten (vgl. Scientific
                                 										American, Supplement 1887 Nr. 623 S. 9953). Die Elektricität wird entweder
                              									unmittelbar verwerthet oder der durch sie erregte Magnetismus.
                           Daſs die Elektricität unmittelbar zur Erhöhung der
                              									Reibung an einem rollenden Körper benutzt werden kann, hat Edison in seinem Elektromotograph gezeigt (1874 214 255). Neuerdings hat man dieselbe Wirkung an elektrischen Bahnen
                              									beobachtet, bei denen die Schienen einen Theil des Stromkreises bilden. So
                              									ermöglicht sie auf der Baltimore and Hampden Electric Railway, welche nach Daft's Vorschlage (vgl. S. 316 d. Bd.) eine dritte
                              									Schiene besitzt, daſs die Motoren, ohne zu gleiten, eine lange Steigung 1 : 15 mit
                              									schwer beladenen Wagen hinaufsteigen. Das Anhaften kann durch einen elektrischen
                              									Strom uni 50 bis 100 Proc. vergröſsert werden. Die Versuche haben gezeigt, daſs die
                              									Wirkung mit der Strommenge wächst, aber nur eine geringe elektromotorische Kraft
                              									(0,5 bis 1 Volt) erfordert. Die Wirkung ist besonders merklich bei Eisen, Stahl und
                              									anderen metallenen Körpern und rührt von einer durch die Erwärmung veranlaſsten
                              									Veränderung der Molecularbeschaffenheit her. Bei Eisenbahnwagen sollen alle vier
                              									Räder hinter einander vom Strome durchflössen werden, indem derselbe einem gegen
                              									seine Achse isolirten Vorderrade zugeführt wird, auf der Schiene zu dem nächsten
                              									Hinterrade geleitet wird, durch die Hinterachse zur anderen Schiene und in dieser zu
                              									dem zweiten, gegen seine Achse nicht isolirten Vorderrade gelangt. Den Strom soll
                              									eine schnelllaufende Wechselstromdynamo auf der Locomotive erzeugen, worauf derselbe
                              									mittels eines Inductors in einen Strom von niedriger Spannung umgesetzt wird. Will man die
                              									Schienenstöſse ganz unschädlich machen, so bringt man auf den beiden Achsen Reifen
                              									an und führt diesen den Strom zu, so daſs die Schienen parallel geschaltet sind. Die
                              									Elektricität kann dabei entweder nur in den Zeiten des Bedarfs benutzt werden, oder
                              									auch beständig.
                           Um eine elektromagnetische Wirkung (vgl. 1875 216 * 405. 1880 236 * 391) zu
                              									erzielen, verfahrt Ries ähnlich, wie auch schon früher
                              									verfahren worden ist. Er umwickelt die Achsen mit Drahtrollen, durch welche ein
                              									Strom einer Batterie gesendet wird, der nur schwach zu sein braucht. Die beiden
                              									Achsen mit den Rädern und den zwischen den letzteren liegenden Schienenstücken
                              									bilden ein geschlossenes magnetisches System und wirken so kräftig, daſs eine
                              									Erhöhung der Zugkraft um 200 Proc. erreicht werden kann, wenn der Strom stark genug
                              									ist, um die magnetische Sättigung im Eisen hervorzubringen.
                           Soll zugleich eine Bremsung ermöglicht werden, so wird
                              									die Eisenstange, welche die Bremsklötze trägt, ebenfalls mit einer Drahtrolle
                              									umgeben; so lange nicht gebremst werden soll, wird der Stromzweig in dieser in
                              									gleichem Sinne geführt, wie der in den Achsenrollen, zum Bremsen wird in ihr die
                              									Stromrichtung umgekehrt. Im ersteren Falle stoſsen die Räder die Klötze ab, im
                              									letzteren ziehen sie dieselben an.
                           
                        
                           Benutzung des Magnesiumlichtes für Signalzwecke und bei
                              									photographischen Aufnahmen.
                           Eine Militärcommission hat nach dem Journal für
                                 										Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, 1888 S. 32, vor Kurzem in der Nähe von
                              									Potsdam auf dem Pfingstberge Versuche über die Verwendbarkeit des Magnesiumlichtes
                              									zu Blicklichtern für die Signalzwecke der Marine angestellt. Die Königl.
                              									Bauverwaltung hatte den dort gelegenen Nordthurm zu den Versuchen hergegeben. Die
                              									Versuche bezweckten namentlich die Ermittelung der Tragweite des Magnesiumlichtes
                              									und lieferten ein durchaus befriedigendes Ergebniſs. Die Signalraketen, welche etwa
                              									1000 Fuſs hoch stiegen, sowie die Blitze zu ebener Erde und auf der Plattform des
                              									Thurmes, sichtbar in Gestalt halbkreisförmiger Lichtbogen, wurden auf allen zu dem
                              									Zweck eingerichteten Beobachtungsstationen klar und deutlich gesehen, so in den
                              										50km entfernten Orten Belzig, Köpenik,
                              									Schmergow und Brandenburg, bei erleuchteter Luft auch in Spandau, Teltow,
                              									Charlottenburg und Berlin. Da die Vorbereitung zu den Versuchen dem Potsdamer
                              									Publikum geheim gehalten worden war, so glaubte man am Abend in der Stadt allgemein,
                              									ein groſses Wetterleuchten zeige sich. Der Preis des Magnesiumbandes, wie es bei den
                              									Lampen verwendet wird, beträgt gegenwärtig nur etwa 40 M., und bei gröſserem Bedarf
                              									ist eine billigere Herstellung auſser Zweifel. Nach den Messungen von C. Heim (vgl. 1887 266 43)
                              									liefert eine Magnesiumlampe von Grätzel mit 8 Bändern
                              									eine Lichtstärke von 950 Normalkerzen, die durch Verwendung passender Reflectoren
                              									noch um das 20fache, also etwa auf 17000 Kerzen gesteigert werden kann. Heim berechnet nach seinen Versuchen die Kosten für 100
                              									Kerzen zu nur 32 Pf.; hiernach würde das Magnesiumlicht für groſse Lichtstärken das
                              									einfachste und billigste Beleuchtungsmittel sein. Im Berliner Physikalischen Verein hat Prof. C.W.
                                 										Vogel Mittheilungen über ein billiges Pulver gemacht, das beim Anzünden ein
                              									hinreichend kräftiges Licht zur Herstellung von Augenblicksphotographien liefert.
                              									Dasselbe wird von Gädicke und Miethe angefertigt und ist eine Mischung aus gepulvertem Magnesium,
                              									chlorsaurem Kali und Schwefelantimon. Das Licht dauert auf eine Vierzigstel-Secunde
                              									aus (vgl. 1887 267 217).