| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Autor: | C.H. | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, Miszellen, S. 599 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Behandlung von Werkzeugstahl.
                           Hierüber stellt Felix Bischoff, Besitzer der Stahlfabrik
                              									in Duisburg, nachstehende Regeln auf, die, gröſstentheils zwar bekannt, in ihrer
                              									Zusammenstellung bemerkenswerth sind.
                           Zum Gebrauch bestimmte Stücke sollen niemals von den Stangen kalt abgeschlagen,
                              									sondern warm abgeschrotet werden.
                           Das Warmmachen des Stahles soll nicht in frischer Steinkohle geschehen, sondern diese
                              									muſs bereits bis zur Entfernung des flüchtigen Schwefels angebrannt sein; besser ist
                              									es, Koks oder Holzkohle zu verwenden, damit der Stahl keinen Schwefel aufnehmen
                              									kann, wodurch Risse bei dem Schmieden und Sprünge bei dem Härten entstehen.
                           Das Anwärmen soll in nicht zu heiſsem Feuer langsam und ohne Ueberhitzung vorgenommen
                              									werden. Bei dem Schmieden ist, besonders bei den härteren Stahlsorten, jedes
                              									Stauchen zu vermeiden-, man muſs also eine Stahlstange wählen, die der dicksten
                              									Stelle des Werkzeuges entspricht. Nach dem Ausschmieden muſs an derjenigen Stelle,
                              									mit welcher das Werkzeug arbeitet, stets etwas Stoff weggearbeitet werden, weil der
                              									Stahl durch das öftere Warmmachen an der Oberfläche etwas gelitten hat.
                           Wichtiger, als bei der Formgebung, ist vorsichtiges Anwärmen bei dem Härten der
                              									Werkzeuge. Wird Stahl vor dem Ausschmieden etwas überhitzt, so kann der Fehler
                              									meistens durch das nachfolgende Schmieden in etwas wieder gut gemacht werden; ist
                              									jedoch das Werkzeug bis zum Härten fertig, so ist dies nicht mehr möglich. Das
                              									Werkzeug springt dann leicht bei dem Härten, jedenfalls ist es nicht dauerhaft und
                              									hat keinen scharfen Schnitt.
                           Wie wichtig das richtige Anwärmen des Stahles behufs des Härtens ist, ersieht man am
                              									besten, wenn man eine Stahlstange an einem Ende in Abständen von 20mm einkerbt, dann an diesem bis zum Abtropfen
                              									überhitzt, in Wasser ablöscht und an den eingekerbten Stellen bricht. – Die am
                              									stärksten überhitzt gewesenen Stücke zeigen einen grobkörnigen Bruch und sind der
                              									Länge nach aufgerissen, jedes folgende Stück hat einen feinkörnigeren Bruch, und
                              									ungefähr da, wo die Härterisse aufhören, erkennt man auf der Bruchfläche fast kein
                              									Korn mehr. – Diese Stelle ist nicht allein vollkommen hart, sondern hat auch die der
                              									Stahlhärte entsprechende höchste Zähigkeit erhalten, weil erstere die richtige Wärme
                              									zum Härten gehabt hat. Nur diese Stelle würde, als Werkzeug benutzt, gut sein und
                              									lange scharf bleiben. – Die vorhergehenden Stücke sind verdorben; die nachfolgenden
                              									sind nicht warm genug gewesen und nicht hart geworden.
                           Ferner ist zu beachten, daſs der Stahl bei dem Anwärmen für das Härten keinen
                              									oxydirenden Gasen ausgesetzt werde, die ihm an der Oberfläche den Kohlenstoff und
                              									somit die Härte entziehen würden. – Vor dem Einbringen des zu härtenden Werkzeuges
                              									ist das Feuer genügend anzuwärmen, so daſs nachher der Wind möglichst abgestellt
                              									werden kann. Stücke, welche ganz gehärtet werden sollen, müssen gleichmäſsig angewärmt
                              									werden, vor allen Dingen dürfen die Ecken und Enden nicht wärmer sein, als der
                              									übrige Theil.
                           Bei dem Eintauchen in das Wasser müssen die zu härtenden Werkzeuge senkrecht gehalten
                              									werden, weil sie sich sonst ziehen und springen. Während des Erkaltens im Wasser
                              									bewege man sie auf und ab und etwas hin und her, damit alle Theile gleichmäſsig
                              									abgekühlt werden.
                           Bei Werkzeugen, welche nur an einer Stelle gehärtet werden müssen, muſs die Hitze
                              									ganz allmählich verlaufen; das Werkzeug ist während des Abkühlens auf und ab zu
                              									bewegen, so daſs ein plötzliches Uebergehen aus dem gehärteten in den ungehärteten
                              									Theil vermieden wird, da sonst an diesem Uebergang das Werkzeug sehr leicht springen
                              									oder brechen würde.
                           Lange Stücke, z.B. Scherenmesser u.a., müssen von oben nach unten der Länge nach und
                              									ganz senkrecht eingetaucht werden, damit sie sich nicht ziehen.
                           Dürfen Werkzeuge nach dem Härten nicht angelassen werden, so müssen sie im
                              									Härtewasser, oder noch besser, unter Abschluſs von Luft vollständig erkalten.
                           Das Anlassen geschieht am einfachsten, indem man das Werkzeug noch hinreichend heiſs
                              									aus dem Wasser zieht, das Erscheinen der gewünschten Anlauffarbe abwartet, nur so
                              									weit mit Wasser abkühlt, daſs ein weiteres Anlaufen verhütet wird, und dann vor
                              									Zugluft geschützt, langsam erkalten läſst. – Wird das Werkzeug nicht früh genug aus
                              									dem Härtewasser genommen, so ist die erforderliche Anlauffarbe sofort, bevor das
                              									Werkzeug weiter erkaltet, über dem Feuer, in heiſsem Sande, auf glühenden
                              									Eisenstücken oder auf irgend eine andere zweckmäſsige Weise hervorzubringen (nach
                              										Eisenzeitung, Nr. 18).
                           
                        
                           Ueber die Gesundheitsschädlichkeit von Nickel und Zinn.
                           Anwendung von Nickelblech oder vernickelten Waaren zu
                                 										Küchengeräthen. In neuerer Zeit sind von verschiedener Seite Bedenken gegen
                              									die Benutzung von Nickel zu genanntem Zwecke erhoben worden, und die oberste
                              									Sanitätsbehörde in Oesterreich soll selbst mit dem Gedanken umgehen, die Benutzung
                              									des Metalles zu Küchengeräthen, welche mit Speisen in Berührung kommen, ganz zu
                              									verbieten. Es dürfte daher nicht ohne Interesse sein, an die früheren Versuche von
                              										Schulz (Niederrheinische Gesellschaft für
                                 										Naturwissenschaft, Bonn) zu erinnern, wonach festgestellt wurde, daſs
                              									selbst Mengen bis zu 10g Nickelacetat (eine Form,
                              									in welcher wohl hauptsächlich das Nickel durch Speisen in den Körper gelangen
                              									dürfte) in täglichen Gaben von 500mg gereicht,
                              									keinerlei nachweisbare schädliche Folgen ergeben haben. In Anbetracht der
                              									Wichtigkeit dieser Frage vom sanitären Standpunkte (auch gleich wichtig im Hinblick
                              									auf die bereits hochentwickelte Nickelindustrie. D. Ref.) hat van Hamel Roos in neuester Zeit diese Versuche in
                              									ähnlicher Weise wiederholt und ist ebenfalls zu gleichen negativen Resultaten
                              									gelangt. Gaben von 166mg Nickel in Form von Acetat
                              									einem Hunde gereicht, lieſsen selbst nach 34 Tagen, entsprechend einer
                              									Gesammtaufnahme von 16g,9 Nickelmetall, keinerlei
                              									Störungen erkennen (Rev. d. fals. d. denrées alim. I.
                              									31). Wenn diese Versuche auch noch nicht als entscheidend zu betrachten sind, so
                              									wäre andererseits nach denselben ein etwaiges Verbot auch noch nicht hinreichend
                              									motivirt.
                           Zinn und verzinnte Waaren. Während man früher die
                              									Benutzung des Sinnes sowie verzinnter Waaren zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln
                              									allgemein für unbedenklich hielt, scheinen in neuerer Zeit die Ansichten darüber aus
                              									einander zu gehen. Thatsache ist, daſs selbst verdünnte Lösungen schwacher Säuren
                              									lösend auf das Zinn einwirken, wie aus einer Reihe Beobachtungen der letzten Jahre
                              									sich ergibt, 1881 fand P. Smiths dieses Metall in
                              									eingebauten Früchten, welche aus Weiſsblechgefäſsen stammten. In demselben Jahre
                              									fand O. Hehner sowohl in vegetabilischen wie
                              									animalischen Conserven bemerkenswerthe Mengen von Zinn. Besondere Beachtung dürfte
                              									in seinen Versuchen die Bestimmung von Zinn in condensirter Milch verdienen; es
                              									ergab eine Büchse von 1 Pfund 8mg Zinn. Hiernach
                              									wäre die Benutzung einer solchen Milch, besonders als Ersatz der Muttermilch bei
                              									Säuglingen, entschieden als schädlich zu betrachten, um so mehr als Hehner durch Thierversuche feststellte, daſs dem Zinn in seinen
                              									Verbindungen allerdings eine schädliche Wirkung zukommt und zwar ist letztere bei
                              									den Zinnoxydulverbindungen stärker als bei den Oxydverbindungen. A.R. Leeds fand 1883 das Zinn neben Blei in einer
                              									Anzahl Nahrungsmittel, ebenso Francis P. Hall; durch
                              										E. Unger und G.
                                 										Bodländer wurde in demselben Jahre der Nachweis geliefert, daſs das Zinn
                              									aus der genossenen Nahrung vom Blute wirklich resorbirt und demgemäſs in
                              									verschiedenen Organen, sowie im Harn dessen Anwesenheit festgestellt werden konnte.
                              										A. Gautier fand 1884 bis zu mehreren Milligramm
                              									Zinn auf 1k verschiedener Nahrungsmittel und Attfield, der einen solchen Zinngehalt allerdings für
                              									unschädlich hält, fand bis zu 0,007 Zehntel Graines auf 0,25 Pfund verschiedener
                              									Conserven. In neuester Zeit fand Th. Sachs in 29 Stück
                              									Spargel – der Inhalt einer Conservenbüchse – 0g,0709 SnO2 (Rev. ind.
                                 										d. fals. d.d. alim. 1888 I. 91).
                           Wenn nun auch, abgesehen von den natürlichen Säuren selbst, solche Nahrungsmittel,
                              									welche bei der Bereitung eines besonderen Säurezusatzes bedürfen, wohl von den
                              									meisten Conservenfabriken nicht in verzinnte Gefäſse verpackt werden, so ist doch
                              									die Anwendung von solchen Mitteln, welche von einigen Fabriken verwandt werden, um
                              									die antiseptische Wirkung zu erhöhen – wie Weinsäure, Kochsalz, Salpeter u.s.w. –
                              									entschieden zu verwerfen, da diese die Löslichkeit des Zinnes wesentlich
                              									erhöhen.
                           Ueber die Verwendbarkeit verzinnter Gefäſse zur Aufbewahrung saurer Flüssigkeiten und
                              									Speisen hat Leo Liebermann in neuester Zeit
                              									Untersuchungen angestellt, wonach schon ein geringer Säuregrad die Löslichkeit des
                              									Zinneswesentlich befördert.
                           Es ergaben Stanniolstreifen von 24qcm bei 20° in
                              										200cc einer
                           
                              
                                 10
                                 Proc.
                                 Essigsäure
                                   0,004g
                                 gelöstes
                                 Zinn
                                 
                              
                                   5
                                 „
                                 „
                                 0,004
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                   1
                                 „
                                 „
                                 0,005
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 ½
                                 „
                                 „
                                   0,0003
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 1/10
                                 „
                                 „
                                 Spuren
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Bei schadhaften Blechen, bei welchen in Folge dessen Zinn und Eisen zugleich in
                              									Berührung mit der sauren Flüssigkeit sich befinden, erhöhen sich die Werthe noch
                              									beträchtlich, wie eine zweite Versuchsreihe zeigt.
                           Unter denselben Bedingungen wie oben, das Stanniol auſserhalb der Flüssigkeit mit
                              									einem eisernen Nagel in Verbindung und beide Metalle in der Flüssigkeit, wurde
                              									erhalten bei
                           
                              
                                 10
                                 Proc.
                                 Essigsäure
                                   0,007g
                                 gelöstes
                                 Zinn
                                 
                              
                                 5
                                 „
                                 „
                                 0,007
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 0,007
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 ½
                                 „
                                 „
                                   0,0007
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 1/10
                                 „
                                 „
                                   0,0003
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Die erhaltenen Zahlen zeigen zugleich, daſs bereits eine Flüssigkeit von 1 Proc. an
                              									Säure dieselbe lösende Wirkung besitzt, wie eine solche von 10 Proc. freien
                              									Säuregehaltes.
                           Nach allen diesen hier angeführten Arbeiten wäre eine endgültige Entscheidung über
                              									die Gröſse der Schädlichkeit des Zinnes um so wichtiger, als hier einerseits
                              									gesundheitliche Rücksichten in Frage kommen, andererseits aber durch ein Verbot der
                              									Benutzung des Zinnes die bereits so hoch entwickelte Industrie der
                              									Nahrungsmittelconserven schwer geschädigt würde, da vorläufig für verzinnte Bleche
                              									ein Ersatzmittel von derselben Billigkeit und zweckentsprechenden leichten
                              									Verarbeitung nicht zu finden sein dürfte.
                           
                              C.H.