| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Autor: | O. Mühlhäuser | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 141 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Spannklötzchen für Hobelmaschinen.
                           Textabbildung Bd. 272, S. 141Ersatz für passende Gegenklötzchen beim Aufspannen von Werkstücken auf
                              									Tischen bieten die beifolgend abgebildeten Klötzchen. Zwei gezahnte Schlitzplatten,
                              									welche mit einer Schraube verbunden werden, bilden Stützen von veränderlicher Höhe
                              										(American Machinist, 1888 Bd. 11 Nr. 35 S. 7).
                           
                        
                           Das erste Volksbrausebad in Frankfurt a. M.
                           In Frankfurt wurde vor kurzem das daselbst nach dem Entwürfe des Bauinspectors A. Koch erbaute erste Volksbrausebad eröffnet. Dasselbe
                              									ist hauptsächlich für die Arbeiterbevölkerung bestimmt und bietet gegen eine
                              									Vergütung von nur 10 Pf. ein warmes Brausebad nebst Handtuch und Seife.
                           Auf einer, ein regelmäſsiges Achteck einschlieſsenden, nur 83qm groſsen bebauten Grundfläche sind, durch
                              									getrennte Eingänge zugänglich, 10 Badezellen für Männer und 4 Badezellen für Frauen,
                              									jede derselben aus einem Aus- und Ankleideraume a des
                              									Grundrisses und einem Duscheraume b bestehend, die
                              									zwischen dem Eingange für Frauen Ef und dem für Männer
                              										Em gelegene Kasse K,
                              									der Raum zur Besorgung der Wäsche W und der
                              									Wäsche-Trockenraum T, alles auf gleicher Ebene liegend,
                              									untergebracht; unterkellert sind nur die drei letzteren Räume. Die Unterkellerung
                              									unter W und K nimmt das
                              									durch einen Schacht von auſsen eingeschüttete Brennmaterial (Koks) auf, während die
                              									Unterkellerung von T den Feuerungsraum F bildet, für den da aufgestellten Warm Wasserkessel
                              									und den Kalorifer für die Luftheizung des Häuschens. Der Feuerungsraum F ist nur durch eine leiterartige Treppe vom Waschraume
                              										W aus zugänglich; die Oeffnung hierzu muſs von W nach T
                              									„überschritten“ werden. Die Aus- und Ankleidezellen a werden gegen den Gang C durch eine
                              									Schiebethür verschlossen und vom Brauseraume 
                              									b durch einen Vorhang aus wasserdichter Leinwand gegen
                              									Spritzwasser geschützt. Jede Zelle ist mit einem Stuhle ohne Lehne, einem kleinen
                              									Spiegel und zwei an der Schiebethür befestigten Kleiderhaken, sowie einem auf den
                              									Boden ausgebreiteten Linoleumteppich versehen. Die Brausezellen haben Lattenrost
                              									erhalten, unter welchem das Verbrauchswasser nach hinten zu abflieſst, um durch die
                              									Rinne r gesammelt von hier nach dem städtischen
                              									Kanalnetze zu gelangen. Durch eine Feuerluftheizung erhält jede Zelle, sowie der
                              									Waschraum W in Brusthöhe warme Luft WL zugeführt. Jede Brausezelle ist mit einem kleinen
                              									Behälter ausgestattet, aus welchem der Badende durch Ziehen an einer Kette 40l warmes Wasser entnehmen kann, während kaltes
                              									nach Belieben verbraucht werden darf. In. der Höhe des Wäsche-Trockenraumes T ist der groſse Warmwasserbehälter H angebracht, von welchem die kleinen Behälter der
                              									Brausezellen gespeist werden.
                           Textabbildung Bd. 272, S. 142 Auf kleinster Grundfläche ist hier eine Anlage geschaffen, wie sie kaum
                              									zweckentsprechender gedacht werden kann. 305 Bäder am Tage war bis zum 1. Oktober
                              									1888 die stärkste Leistung* sie fand an einem Sonnabend statt, sonst wurden 142,
                              									153, 171, 186, 209 Bäder am Tage verabfolgt.
                           Die sämmtlichen Wände über Erdboden, sowie alle Decken sind Cementwände mit
                              									Drahteinlage nach dem Systeme Monier. Alle inneren
                              									Scheidewände mit Ausnahme der Trennungswand zwischen Frauen- und Männer-Abtheilung
                              									sind nur 2m,10 hoch geführt. Jene Scheidewand,
                              									sowie die inneren Achteckwände des Trockenraumes T
                              									reichen bis zum Dache. Alle diese Wände sind nur 4,5 bis 5cm dick und beiderseits glatt mit Cement geputzt;
                              									die gleiche Wandstärke haben auch die Decken. Die äuſsere Umfassungswand besteht aus
                              									zwei eine Luftschicht einschlieſsenden Monier-Wänden,
                              									einer inneren von 3cm,5 und einer äuſseren von
                              										7cm Stärke mit 3cm weitem Zwischenraume. Der gleiche rd. 10 bis 12cm weite Hohlraum wird bei den Decken dadurch
                              									gebildet, daſs auf die innere Monier-Decke sich die
                              									Sparren unmittelbar auflegen, welche Schalung und Zinkdach tragen. Der beabsichtigte
                              									Zweck dieser Hohlräume, Niederschläge auf Decken und Auſsenwand zu verhüten, ist
                              									vollständig erreicht, wie sich der Verfasser überzeugen konnte, als er an einem
                              									recht kalten, rauhen Herbsttage die im Inneren gut erwärmte Anstalt besuchte. Als
                              									Fuſsbodenbelag sind allenthalben Cement-Estriche verwendet. Die Auſsenwände sind mit
                              										„Polychrom-Cement“ in gelblich grünem Sandsteinton verputzt und in diesem Materiale auch die
                              									Gesimse, Thür- und Fenster-Einfassungen, Füllungsrahmen u.s.w. hergestellt. In
                              									solchem Umfange, wie hier, dürfte das System Monier-
                              									vielleicht zum ersten Male angewandt worden sein und jeder, der die Anstalt besucht,
                              									wird sich überzeugen, welche groſsen Vortheile anderen Bauweisen gegenüber gerade
                              									für ähnliche Zwecke Wände nach diesem Systeme gewähren. Die Gesammtkosten des
                              									Gebäudes sollen, wie die gelegentlich des diesjährigen Hygiene-Congresses
                              									herausgegebene Festschrift angibt, 18600 M., diejenigen des Inventars 1400 M.
                              									betragen haben. 224 M. Baukosten für 1qm bebauter
                              									Fläche müssen allerdings auſserordentlich hoch erscheinen, sind jedoch keineswegs
                              									etwa in der Anwendung des Systemes Monier begründet, da
                              									die bezüglichen Gesammtarbeiten kaum den vierten Theil der Baukosten ausgemacht
                              									haben. – Der Betrieb steht unter der Leitung des städtischen Tiefbauamtes. (Deutsche Bauzeitung, 1889 Nr. 91.)
                           
                        
                           Theilweise Abscheidung von Sauerstoff aus der Atmosphäre durch
                              									Exosmose.
                           Textabbildung Bd. 272, S. 143Die bekannte Eigenschaft des Kautschuk, Gase an seiner Oberfläche zu
                              									condensiren, benutzt H. N. Warren bei der Construction
                              									eines Apparates zur Trennung von Gasen von verschiedener Dichte. Zwei einstiefelige
                              									Luftpumpen (A und B), an
                              									deren oberen Theilen kleine Kautschukballons O und N mit zwischenliegenden Hähnen angebracht sind, stehen
                              									unten in Verbindung mit einem porösen cylindrischen Gefäſse D, in welchem sich zwei Scheiben von comprimirter Holzkohle und fein
                              									zertheiltem Kautschuk, der durch Eintauchen in eine Lösung von Kautschuk in Naphta
                              									vorher präparirt ist, befinden. Die äuſsere Hülle des porösen Cylinders bildet sehr
                              									dünner Gummi. Das Rohr E steht in Verbindung mit dem
                              									Kork C, hat zwei kleine Oeffnungen, endet an der
                              									zweiten Holzkohlenscheibe und dient, nach Ausscheidung des Sauerstoffes aus der
                              									Luft, zur Beseitigung des Stickstoffes. Ein Kolbenzug in A erzeugt ein Vacuum in D, der Cylinder füllt
                              									sich zum Theil mit sauerstoffreicher, zum Theil mit stickstoffreicher Luft, durch
                              									einen weiteren Kolbenzug in B gelangen die Gase nach
                              									den Kautschukballons O und N. Bei der Prüfung der in diesen Ballons aufgesammelten Gase zeigte sich
                              									die Luft in O, 50 Proc. Sauerstoff haltend, so daſs ein
                              									glühender Spahn entflammt wurde, die Luft in N so
                              									stickstoffhaltig, daſs der Spahn verlöschte. Durch geringe Aenderung des Apparates
                              									gelingt es, ein Gemisch von Wasserstoff und Sauerstoff so weit zu trennen, daſs bei
                              									der Entzündung der getrennten Gase nur sehr geringe Mengen Wasser gebildet werden.
                              									Versuche mit Kohlensäure und anderen Gasen lieferten gleichfalls günstige Resultate.
                              										(Chemical News, Bd. 59 S. 99.)
                           
                              B.
                              
                           
                        
                           
                           Ueber das Aegyptische Blau (Caeruleo).
                           In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung fabricirten und verwendeten die
                              									Römer unter dem Namen „Aegyptisches Blau“ einen Farbstoff, dessen Herstellung
                              									in den Wirren der Völkerwanderung wieder verloren ging. Vitruv7. Buch. Kap. 11. beschreibt uns die Fabrikation des Blau, das
                              									nach ihm in Alexandria entdeckt worden ist, wie folgt:
                           
                              „Man reibt Sand mit SodaWahrscheinlich aus den Natronseen Aegyptens stammend.
                                 										mehlfein, gibt dem Gemische Kupferfeile zu, befeuchtet mit etwas Wasser, formt
                                 										den bereiteten Teig zu Kugeln, welche man trocknet und im Thontiegel im Ofen bis
                                 										zur Entwicklung des Blau erhitzt.“
                              
                           Darcet, Humphry Davy, Girardin, de Fontenay, Pisani und
                              										BertrandComptes rendus, 1889 Bd. 108 S. 325.
                              									haben den namentlich auch in Pompeji sich vorfindenden Farbstoff untersucht, ohne
                              									jedoch sicheren Aufschluſs über die Zusammensetzung, über die optischen
                              									Eigenschaften und Wiederbereitung desselben zu erhalten. Dies Alles ist kürzlich Fouqué gelungen. Nach den Untersuchungen dieses
                              									Gelehrten ist das Aegyptische Blau, wie nachsteht, zusammengesetzt:
                           
                              
                                 SiO2
                                 63,7
                                 Proc.
                                 
                              
                                 CaO
                                 14,3
                                 „
                                 
                              
                                 CuO
                                 21,2
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   0,6
                                 „
                                 
                              
                           Das Eisenoxyd hält Fouqué für unwesentlich. Dieser
                              									Bestandtheil ist nach ihm nur durch den Eisengehalt der zur Darstellung verwendeten
                              									Rohmaterialien in den Farbstoff gelangt. Das Blau hält er für ein Doppelsilicat von
                              									Kalk und Kupfer:
                           
                              \left. {{\mbox{CaO}}\atop{\mbox{CuO}}}
                                 										\right\}4\,\mbox{SiO}_2
                              
                           Sein specifisches Gewicht ist 3,04. Es krystallisirt in dem quadratischen Systeme
                              									angehörenden Blättchen, deren Durchmesser bis zu 2mm und deren Dicke selten über 0mm,5
                              									geht. Die Kryställchen zeigen Dichroismus und erscheinen im auffallenden Lichte
                              									blaſsroth, im durchfallenden dagegen intensiv blau. Die meisten Agentien sind ohne
                              									Einwirkung auf das Blau. Dies erklärt den guten Zustand bezieh. die Frische der mit
                              									der Farbe vor etwa 1900 Jahren ausgeführten Wandgemälde.Pompeijanische Wandgemälde, bei deren Herstellung das Blau Verwendung fand,
                                    											finden sich z.B. in den Salles d'antiquités
                                       												grècques im Louvre in
                                    										Paris. Man kann das Blau mit Schwefelsäure unbeschadet kochen.
                              									Schwefelammonium greift es ebenfalls nicht an und Kalk erst bei hoher Temperatur.
                              									Fluſssäure allein löst den Farbstoff leicht auf.
                           Fouqué bereitete das Blau aus völlig Natron und Kali
                              									freien Materialien bei lebhafter Rothglut. Geht man über Rothglut hinaus, so
                              									zersetzt sich das Blau und es entsteht Kupferoxydul und Wollastonit, welche sich in
                              									Krystallen ausscheiden, und ein hellgrünes Glas. Die Menge des Glases nimmt mit
                              									steigender Temperatur zu. Bei Weiſsglut verschwindet der Wollastonit, während eine
                              									Art Aventurin entsteht, der aus dem hellgrünen Glase, das mit Krystallen von
                              									Kupferoxydul durchsetzt ist, besteht.
                           Nach Fouqué bewährt sich das von Vitruv mitgetheilte Verfahren. Nur ist die als Fluſsmittel verwendete Soda
                              									überflüssig und kann durch andere Salze, am besten aber durch schwefelsaures Kali
                              									ersetzt werden.
                           Die Alten verwandten zur Fabrikation einen groſsen Ueberschuſs an Kieselsäure. Fouqué findet, daſs man vortheilhafter mit mehr
                              									basischen Mischungen arbeitet und das Schmelzproduct mit Salzsäure reinigt.
                           Die Schönheit und Echtheit des Farbstoffes, der durch Luft, Licht, Feuchtigkeit und
                              									die meisten Agentien nicht angegriffen wird, die Leichtigkeit seiner Erzeugung, der
                              									billige Herstellungspreis lassen es wünschenswerth erscheinen, daſs die Fabrikation
                              									des Pigmentes wieder aufgenommen werde.
                           O.
                                 										Mühlhäuser.