| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 45 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Quarzfäden.
                           Ueber die Vorzüge der Quarzfäden vor den bisher verwendeten Fäden handelt eine
                              									Abhandlung von C. V. Boys in Roy. Instit. of Great Britain vom 14. Juni 1889. Dieselben lassen sich
                              									ihrer Feinheit und auſserordentlichen Stärke wegen besonders als Torsionsfäden
                              									verwenden, zumal sie nicht wie Glasfäden der permanenten Torsion unterliegen. In mit
                              									Wasserdämpfen gesättigter Atmosphäre isoliren sie ebenso gut wie Bleiglas in
                              									trockener Luft. Der Grad der Feinheit, in welcher sie sich darstellen lassen, ist so
                              									groſs, daſs sie die bei Spinnfäden bekannten Farben zeigen, deren Reihenfolge jedoch
                              									wegen der Gleichmäſsigkeit der Fäden ganz regelmäſsig ist. Die feinsten Fäden sind
                              									so fein, daſs sie keine Farben mehr hervorrufen; dieselben entsprechen dem Grau und
                              									Schwarz in Newton's Scala. Auch mit dem besten Mikroskop lassen sie sich
                              									nicht bis zu Ende verfolgen. Der Cavendish'sche Versuch
                              									wurde mit einem kleinen Apparate, bei dem der Torsionsfaden ein Quarzfaden war,
                              									angestellt. Die Anziehung, welche die Bewegung hervorbrachte, betrug nur 5 × 10–6
                              									Dyn. (Elektrotechnische Zeitschrift.)
                           
                        
                           Ein neuer Plan zu einem Verbindungswege zwischen England und
                              									Frankreich.
                           Nachdem der geplante Tunnel durch den Kanal aus militärischen Rücksichten die
                              									Billigung Englands nicht gefunden hat, auch die Anlage einer festen Brücke (1890 275 556) sowohl wegen der damit verbundenen Belästigung
                              									der Schifffahrt als auch wegen der sehr groſsen Kosten auf Bedenken gestoſsen ist,
                              									bringt jetzt nach Génie civil vom 7. Juni 1890 ein
                              									französischer Ingenieur Varilla eine gemischte
                              									Anordnung in Vorschlag. Danach soll die Anlage der Hauptsache nach aus einem Tunnel
                              									bestehen, an dessen beiden Enden, in einer so groſsen Entfernung vom Ufer, als den
                              									Betheiligten vom Standpunkte der Landesverteidigung aus erforderlich erscheint,
                              									Hebethürme angebracht werden; von diesen aus soll die Verbindung mit dem Ufer
                              									mittels Brücke bewirkt werden. Varilla glaubt mit
                              									diesem Vorschlage allen Anforderungen zu genügen, da die Hebevorrichtungen dem
                              									Ingenieur durchaus keine Schwierigkeit bieten, und bei einer etwaigen feindlichen
                              									Invasion die Hebethürme sowohl wie auch die Verbindungsbrücken mit Leichtigkeit
                              									zerstört werden können. Auf die Vorschläge Varilla's
                              									zur Beseitigung der voraussichtlichen Schwierigkeiten wollen wir nicht eingehen, da
                              									dieselben noch zu allgemein und unbestimmt gehalten sind. Pariser Blätter behandeln
                              									den Vorschlag mit bösem Spott.
                           
                        
                           Messen höherer Wärmegrade.
                           Nach Revue Industrielle vom 24. Mai 1890, S. 204, hat
                              										Le Chatelier der Société
                                 										française de Physique einen Apparat vorgeführt, welcher die von dem
                              									amerikanischen Physiker Barus beobachtete Erscheinung
                              									benutzt, daſs erhitzte enge Röhren (Haarröhren) dem Durchströmen von Gasen einen
                              									bedeutenden Widerstand darbieten. Der Versuchsapparat hatte silberne Haarröhren von
                              										200mm Länge und 0mm,43 Durchmesser. Die erforderliche Durchfluſszeit einer gleichen
                              									Luftmenge, bei dem gleichen Druckunterschiede von etwa 150mm Wassersäule, ergibt sich aus nachstehender
                              									Zusammenstellung:
                           
                              
                                 Wärmegrad
                                 15°
                                 100°
                                 320°
                                 500°
                                 700°
                                 
                                 
                              
                                 Durchfluſszeit
                                 80
                                 115
                                 270
                                 310
                                 427
                                 Secunden.
                                 
                              
                           Zur wissenschaftlichen und praktischen Durcharbeitung scheint der Apparat noch nicht
                              									vorgeschritten zu sein.
                           
                        
                           Asbest-Kork-Kunstholz.
                           Nach dem österreichisch-ungarischen Privilegium vom 1. Mai 1890 besteht das
                              									Asbest-Kork-Kunstholz von Zeman in Tismitz aus 50 Th.
                              									Sägespäne oder Korkmehl, 20 bis 30 Th. Asbestpulver oder Infusorienerde und 20 bis
                              									30 Th. gebrannter Magnesia, welche untereinander innig gemengt mit einer Lösung von
                              									Chlormagnesium von 25 bis 28° B. oder schwacher Salzsäure zu einem steifen Brei
                              									angerührt werden, welcher in Formen, wie solche zur Herstellung von Cementplatten
                              									üblich sind, ausgegossen wird. Die abgeformten Platten werden an der Luft getrocknet
                              									und sodann mit einer aus 65 Th. Paraffin, 10 bis 20 Th. Creosot, 5 bis 15 Th.
                              									weichem Wachs und 5 bis 15 Th. Terpentin bestellenden Imprägnirungsmasse
                              									getränkt.
                           Das so erhaltene Asbest-Kork-Kunstholz erhärtet in sehr kurzer Zeit und erreicht den
                              									Härtegrad 6, soll sich aber trotzdem wie natürliches Holz sägen, hobeln, bohren und
                              									poliren lassen. Durch die Imprägnirungsmasse ist das Kunstholz gegen Säuren und
                              									Fäulniſs geschützt, vollkommen feuer- und wasserbeständig, wegen seiner groſsen
                              									Dichte zur Aufnahme von Wasser gänzlich ungeeignet und zeigt bei geringem Gewicht
                              									und groſser Elasticität bedeutende Widerstandsfähigkeit gegen Druck und Stoſs.
                           Zufolge dieser Eigenschaften wird das Asbest-Kork-Kunstholz zur Herstellung von
                              									Bauten, insbesondere Lagerhäusern, Fabrikgebäuden und Baracken, für Fuſsböden,
                              									Wandbekleidungen, Bedachungen, für Ornamente und verschiedene Kunstgegenstände,
                              									hauptsächlich aber als Pflaster empfohlen, da die aus Kunstholz hergestellten
                              									Platten eine mäſsig rauhe Oberfläche besitzen und gleichzeitig billiger zu stehen
                              									kommen als die glatten Chamotte- und Cementplatten. (Vgl. 1889 272 527.)
                           
                        
                           Guter Kitt für Kautschuk.
                           Nach der Elektrotechnischen Zeitschrift weicht man
                              									gepulverten Schellack in einer starken wässerigen Lösung von Ammoniak und bestreicht
                              									mit der durch Erwärmen flüssig gemachten Gallerte die an einander zu kittenden
                              									Stellen. Auch zum Auf kitten auf Metall, Glas, überhaupt glatte Flächen, soll der
                              									Kitt geeignet sein.
                           
                        
                           Eingeleisige Eisenbahn.
                           Nach Engineering and Mining Journal werden mit der für
                              									die Straſsenbahnen New Yorks bestimmten eingeleisigen, von Boynton erfundenen Eisenbahn Versuche angestellt. Die Locomotive hat zwei
                              									Cylinder, welche auf ein in der Mitte befindliches, mit Rinne versehenes Triebrad
                              									wirken. Das Gewicht der Maschine wird zu 22t, der
                              									Durchmesser des Treibrades zu 2m,40,
                              									Kesselspannung zu 10at,5, Cylinderdurchmesser zu
                              										300mm, bei 350mm Hub, die Zahl der minutlichen Umdrehungen zu 500 angegeben. Die
                              									Personenwagen mit zwei Stockwerken wiegen 5t* und
                              									fassen 108 Fahrende. Die Personenwagen haben 13m,20 Breite auf 4m,20 Höhe; die Güterwagen
                              									entsprechend 9m,60 auf 4m,20 bei 1m,20
                              									Breite nur 6t Gewicht. Der wunde Punkt des Systems
                              									ist die Nothwendigkeit einer oberen Leitschiene, sowie deren Befestigung im Boden,
                              									da die mit Leitrollen versehenen Fahrzeuge einer Stütze nicht wohl entbehren können.
                              									Die Anwendung des Systemes wird deshalb nur in seltenen Fällen sich empfehlen.
                           
                        
                           Baron's galvanisches Element.
                           Aimé Baron hat der Société
                                 										d'encouragement (1890 S. 6) Mittheilung über ein galvanisches Element
                              									gemacht, welchem die Bleioxyde, die Kohle und das Zink in Lösung, in gewissen Fällen
                              									auch der Ammoniakalaun und die Weinsteinsäure groſse Kraft und lange Dauer
                              									verschaffen. In diesem Elemente arbeitet die Kohle wirklich, wie man an zahlreichen
                              									Kügelchen, welche sich beständig rings um die Kohle neu bilden, leicht nachweisen
                              									kann; in anderen Elementen dagegen dient die Kohle bloſs als Leiter. Die
                              									Erregungsflüssigkeit ist sehr reich an metallischen Theilen, und wenn man diese
                              									niederschlägt, erstaunt man über die Menge von Körpern, welche sich absetzen,
                              									besonders bei Berücksichtigung der Klarheit der Flüssigkeit.
                           Die Vorschrift zu der einfachen und billigen Herstellung der Flüssigkeit lautet: Thue
                              										20k Horn- oder Holzkohle in ein Gefäſs aus
                              									Steingut oder emaillirtem Guſseisen; gieſse 100l
                              									filtrirtes Wasser darauf, setze 10k Zink hinzu;
                              									mische der sofort aufbrausenden Flüssigkeit 5k
                              									sehr reine Bleimennige oder dieselbe Menge Bleiglätte bei; laſs etwa 3 Stunden
                              									aufwallen und filtrire dann; nach dem Abkühlen setze etwa 20l Salpetersäure hinzu.
                           Mit 6 kleinen Elementen von 1l,5 Fassungsraum
                              									vermochte Baron eine Lampe von 8 Volt 12 mal 24 Stunden
                              									ununterbrochen brennend zu erhalten, abgerechnet die Zeit, welche zum Auswechseln
                              									des Salzwassers in den porösen Gefäſsen alle 10 bis 12 Tage nöthig war. Bei 5 bis 6
                              									Stunden täglicher Brennzeit würde die Lampe wenigstens 2 Monate in Gang erhalten
                              									werden können.
                           Das Salzwasser besteht aus 100l filtrirtem Wasser
                              									und 1500g Meersalz.
                           Die Menge der Salpetersäure kann vermindert und letztere durch Weinsteinsäure ersetzt
                              									werden, so daſs die Flüssigkeit beinahe geruchlos wird. In diesem Falle muſs man
                              										5k Ammoniakalaun zusetzen.
                           Dieses Element empfiehlt sich besonders für häusliche Zwecke, sowohl zur elektrischen
                              									Beleuchtung als auch zur Beschaffung kleiner Betriebskräfte.
                           
                        
                           
                           Bücher-Anzeigen.
                           Einfache Berechnung der Turbinen
                              									auf Grundlage des v. Reiche'schen Hauptgesetzes und
                              									eigener Erfahrung im Turbinenbau. Von J. J. Reifer.
                              									Verlag von Meyer und Zeller. Zürich. 43 S. 2,50 Mk.
                           Gestützt auf das bekannte Werk „Die Gesetze des Turbinenbaues von v. Reiche“ werden in vorstehender Studie eine
                              									Reihe von Formeln für die Zwecke des praktischen Constructeurs entwickelt. Als
                              									Anhang findet sich die Berechnung und Beschreibung der Turbine von 100  für
                              									Beleuchtung einer Bindfadenfabrik in Immenstadt, sowie der Hochdruckturbine für die
                              									Bessemeranlage in Terni. Die beigegebenen Abbildungen entsprechen den an technische
                              									Zeichnungen zu stellenden Anforderungen.
                           Adreſsbuch und Waarenverzeichniſs der
                                 										Chemischen Industrie des Deutschen Reiches nebst den Zolltarifen aller Länder
                                 										für chemische Producte. Von O. Wenzel 1889–90.
                              									II. Jahrg. Berlin. R. Mückenberger.
                           Der stattliche Band von gegen 1000 Seiten enthält folgende Verzeichnisse: Im ersten
                              									Theile 1) chemische Fabriken und Laboratorien sowie deren geographische Uebersicht,
                              									2) chemische Producte mit Angabe ihrer Fabrikanten, und Rohmaterialien mit Angabe
                              									der Lieferanten, sowie ein Sachregister, 3) Agenturgeschäfte, Groſshandlungen,
                              									Export- und Importhäuser des In- und Auslandes, 4) als Anhang:
                              									Markenschutzbestimmungen und Patentvorschriften verschiedener Staaten; Vereine. Im
                              									zweiten Theile finden sich die Zölle auf chemische Producte sowie statistische
                              									Mittheilungen über Ein- und Ausfuhr. Den dritten Theil bilden Geschäftsanzeigen und
                              									zwar Bezugsquellen-Nachweis und Inserate. Die erste Abtheilung ist das eigentliche
                              									Adreſsbuch, die zweite bildet einen ausführlichen Bezugsquellen-Nachweis, in welchem
                              									die Bezeichnungen deutsch, englisch, französisch, spanisch und italienisch angegeben
                              									sind. Aus Vorstehendem ergibt sich, daſs der Inhalt (vgl. 1888 270 144) bedeutend erweitert ist, so daſs das Werk ein für den praktischen
                              									Geschäftsmann kaum zu entbehrendes Hilfsmittel bildet.
                           Elektrotechnische Bibliothek. Bd. 41. Wien. Hartleben.
                           Die elektrischen Motoren mit
                                 										besonderer Berücksichtigung der elektrischen Straſsenbahnen von E. de Fodor. 221 S. 3 Mk.
                           Behandelt: Gleichstrom- und Wechselstrom-Maschinen, nach Einrichtung, Unterhaltung,
                              									Preis und Kostenpunkt der Leistung; elektrische Straſsenbahnen und verschiedene
                              									Anwendung der Motoren. Die ungemein raschen Fortschritte auf diesem Gebiete sind
                              									möglichst bis in die jüngste Zeit verfolgt.
                           Elektrotechnische Bibliothek. Bd. 39. Wien. Hartleben.
                           Materialien für Kostenvoranschläge
                                 										elektrischer Lichtanlagen von E. de Fodor. 224
                              									S. 4 Mk.
                           Enthält die zu Voranschlägen erforderlichen Angaben über motorische
                              									Kraftentwickelung, Leitung, Lichtbedarf, Beleuchtungsgegenstände, Centralstationen
                              									für allgemeine und Einzeleinrichtungen. Da eine Reihe von Angaben, insbesondere die
                              									Preise wechseln, so ist das Buch mit Nutzen nur unter Zuhilfenahme der jeweiligen
                              									neuesten Preislisten zu verwenden.