| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 189 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Beobachtungen über die Erschütterungen der Gebäude durch
                              									Dampfmaschinen
                           haben ergeben, daſs namentlich das Zusammenfallen der
                              									Schwingungszeit der tragenden Balken mit beliebigen Vielfachen oder Untervielfachen
                              									der Zeit eines Kolbenhubes gefährlich werden kann, weil sich in diesem Falle
                              									bekanntlich die Stoſswirkungen summiren. Man kann dann dadurch helfen, daſs man der
                              									Maschine bleibend eine andere Arbeitsgeschwindigkeit ertheilt. Nach einem von der
                              										Rigaschen Industriezeitung mitgetheilten Beispiel
                              									verursachte eine zehnpferdige Westinghouse'sche
                              									Dampfmaschine, die in der oberen Etage einer Silberwaarenfabrik aufgestellt war,
                              									solche Erschütterungen, daſs noch in Entfernungen von 100m Gegenstände von den Gestellen herunterfielen. Es
                              									wurde nun die Umdrehungszahl der Maschine um 22 Gänge in der Minute erhöht, worauf
                              									dieser Uebelstand vollständig gehoben war. (Schweizer.
                                 										Bauzeitung.)
                           
                        
                           Dämpfanlage für Rothbuchenholz.
                           Herr Rudolf Graf Kinsky errichtete vor Kurzem in
                              									Walachisch-Meseritsch in seiner Dampfziegelei zu Krasna eine
                              										„Holzdämpfanlage“ nach Angaben des Fachschul-Werkmeisters Herrn Josef Tratnik.
                           Diese Holzdämpfe besteht aus einem in die Erde eingebauten, mit doppelt gebrannten
                              									und imprägnirten Ziegeln ausgemauerten, 4m,20
                              									langen, 1m,20 breiten und 2m,5 tiefen Reservoir (Dämpfer), dessen Seitenwände
                              									eine Ziegelstärke von 0m,40 haben, während die aus
                              									doppelt gelegten Ziegelplatten bestehende Bodenfläche eine Stärke von 0m,14 erhielt. Die Bodenfläche wurde nach einer
                              									Richtung abfallend angelegt und mit einem versenkten Abfluſsrohre versehen, welches
                              									zur Ableitung des in Folge der Condensation des Dampfes vorhandenen Wassers bestimmt
                              									ist. Oberhalb des Abfluſsrohres, 0m,08 von der
                              									Bodenfläche entfernt, befindet sich ein guſseisernes Rohr, durch welches der für den
                              									Dämpfer erforderliche Dampf eingeleitet wird. Mittels eines Reductionsventils kann
                              									man den Druck des einströmenden Dampfes nach Bedarf reguliren. Der Verschluſs des
                              									Dämpfers besteht aus starken, zusammengefügten Pfosten, welche beim Dämpfen mit
                              									Sägespänen belegt bezieh. beschwert werden, um im Dämpfer genügend Dampf zu erhalten
                              									und das Entweichen aus demselben zu verhindern.
                           Beim Einlagern der zu dämpfenden Schnitthölzer wird über der ganzen Bodenfläche ein
                              									zum mindesten 0m,30 hoher Raum frei gelassen,
                              									damit sich der einströmende Dampf gleichmäſsig vertheile. Das eingelagerte Material
                              									(Rothbuchenholz) bleibt, je nach der Stärke, 10 bis 20 Tage der Dämpfung ausgesetzt
                              									und erhält durch dieselbe eine gleichmäſsig braunrothe, nahezu mahagoniartige
                              									Färbung. Wünscht man dem Holze eine noch dunklere, etwa dem Palissanderholze
                              									ähnliche Färbung zu geben, so wird, um die allzu rasche Dampfströmung zu verhindern,
                              									das Abfluſsrohr mittels eines Wechsels abgesperrt und dieser nur dann geöffnet, wenn
                              									das Condensationswasser entfernt werden soll, das heiſst, wenn zu Folge der
                              									Auſserbetriebsetzung der Dampfmaschine auch das Einströmen des Dampfes aufhört.
                              									Sonst ist die Dauer der letzterwähnten Dämpfung dieselbe wie beim ersterwähnten
                              									Verfahren.
                           Das dem Dämpfer entnommene Holz wird an einen vor Sonne und Nässe geschützten Orte
                              									gebracht, wo es etwa 8 Tage, ohne gespant zu werden, liegen bleibt; nach Ablauf
                              									dieser Zeit wird Brett für Brett, Pfosten für Pfosten sorgfältig gespant. Nach 4
                              									Monaten ist das so behandelte Holz lufttrocken und muſs behufs völliger Austrocknung
                              									16 bis 20 Tage in einer auf 55 bis 62° erwärmten Trockenkammer belassen werden.
                           Das nach obigem Verfahren behandelte Rothbuchenholz ist nicht nur vollständig
                              									trocken, sondern unterliegt auch wenig dem Schwinden, Werfen und Reiſsen. Das Gefüge
                              									desselben ist dichter, das Holz leichter zu verarbeiten und läſst auch eine gute
                              									Leimbindung zu. Besonders sei hervorgehoben, daſs aus dem vielfach bloſs als Brennmaterial verwendeten Rothbuchenholze ein, sowohl
                              									hinsichtlich der technischen Verfahrungsweisen, als auch in Bezug auf die für
                              									kunstgewerbliche Tischlerarbeiten so vortheilhafte schöne Färbung, werthvoller,
                              									allgemein Beifall findender Rohstoff erhalten wird. (Nach Rosmael in Mittheilungen des k. k. technol.
                                 										Gewerbemuseums, S. 109.)
                           
                        
                           Kraftübertragung.
                           Aus Frankfurt wird uns mitgetheilt, daſs die am 5. Juni concessionirte Druckluftanlage in Offenbach, für welche bereits mehr
                              									als 1000  angemeldet sind, seitens der Commanditgesellschaft A. Riedinger und Co. in Augsburg gleichzeitig mit der
                              									Eröffnung der elektrischen Ausstellung in Frankfurt geplant ist.
                           Wie der Elektrotechnische Anzeiger mittheilt, soll die
                              										Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft den Beschluſs
                              									gefaſst haben, eine elektrische Kraftübertragung von
                              									Lauffen a. N. bis nach Frankfurt auf der 1891er Ausstellung vorzuführen,
                              									vorausgesetzt, daſs ihr von Seiten der Ausstellung die Kupferleitung kostenfrei
                              									geliefert wird. Es wäre zu bedauern, wenn die Ausführung dieses Planes an dem
                              									bedeutenden Kostenpunkte für die erforderliche 5mm
                              									starke, 175km lange Kupferleitung scheiterte. Im
                              									Falle der Ausführung würden sich in vorzüglicher Weise Vergleichsversuche anstellen
                              									lassen, nicht nur über die Kraftübertragung, sondern
                              									auch über die Kraftzertheilung, welch letztere für das
                              									Kleingewerbe von gröſster Bedeutung ist.
                           Nach den in der Concessions für die elektrische Uebertragung von Lauffen nach
                              									Heilbronn festgesetzten Preisen würde die Pferdekraft an der Verbrauchsstelle bei
                              									3600 jährlichen Arbeitsstunden auf 540 M. zu stehen kommen; ein Satz, der höher ist
                              									als derjenige, welcher seit Jahren in Paris von der Druckluftgesellschaft für die
                              									Pferdekraft berechnet wird, und der bei Motoren unter 10  480 M., bei
                              									solchen über 10  nur 400 M. beträgt. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daſs
                              									in Lauffen billige Wasserkraft zur Verfügung steht, während in Paris die Kraft erst
                              									durch eine Dampfmaschinenanlage gewonnen werden muſs. Man darf auf die demnächst
                              									beim praktischen Betriebe zu erwartenden wirthschaftlichen Ergebnisse der Anlagen in
                              									Heilbronn und in Offenburg mit Recht gespannt sein.
                           
                        
                           Pendel mit unabhängiger Schwingungsdauer.
                           Ueber ein neues Pendel, dessen Schwingungsdauer von den Aenderungen der Temperatur
                              									und der Luftdichte unabhängig ist, hielt Herr Dr. W. A.
                                 										Nippold im physikalischen Vereine zu Frankfurt nachstehenden Vortrag.Jahresbericht des Physikalischen Vereines
                                    											1888–89. Vgl. S. 141. Die Schwingungsdauer eines Uhrpendels
                              									bestimmt sich aus den drei Factoren: Trägheitsmoment, Direktionskraft und Amplitude.
                              									Jede dieser drei Gröſsen ist Aenderungen unterworfen, welche von denen der beiden
                              									anderen theils abhängig, theils unabhängig sind. Das Trägheitsmoment ändert sich mit
                              									den Schwankungen der Pendeltemperatur und der Luftdichte, auch die Aenderung der
                              									Direktionskraft ist von diesen beiden Schwankungen, aber in anderer Weise abhängig.
                              									Die Amplitude der Pendelschwingungen hängt einerseits vom Luftwiderstande, also von
                              									der Luftdichte, andererseits von der Gröſse des Impulses, welchen die treibende
                              									Kraft des Uhrwerkes auf das Pendel ausübt, und von den Reibungswiderständen ab,
                              									welche an der sogen. Hemmung der Uhr auftreten. Die treibende Kraft, das ablaufende
                              									Gewicht, als unveränderlich vorausgesetzt (die Elasticität aufgezogener Federn ist
                              									für feine Uhren ausgeschlossen), wird die Unveränderlichkeit des Impulses durch die
                              									gröſsere oder geringere Vollkommenheit der technischen Ausführung der
                              									Räderübersetzungen von der Gewichtswelle bis zum Steigrade und Pendel, und von der
                              									Qualität des Uhrenöles garantirt.
                           Die Aenderungen dieser Kräfte, welche auf die Schwingungsdauer des Pendels wirken,
                              									sind bei Zeitmessungen mittels Pendeluhren um so störender, in je kürzeren
                              									Zeiträumen sie vor sich gehen. Der Einfluſs der Luftdichte wirkt momentan auf
                              									Trägheitsmoment und Direktionskraft, der direkte Einfluſs der Temperatur durch
                              									Linearausdehnung dagegen allmählich, während zugleich die Temperatur hinwiederum
                              									durch Aenderung der Luftdichte zum Theil indirekt einen momentanen Einfluſs auf jene
                              									beiden Factoren hat. Dieser letztere Theil wurde seither bei Uhrpendeln durch die
                              									lineare Ausdehnungscompensation zu beseitigen versucht; allein dies Verfahren,
                              									welches bei allmählichem Temperaturwechsel erlaubt erscheint, versagt bei rascheren
                              									Temperaturänderungen, wie sie beispielsweise die tägliche Temperaturperiode zeigt,
                              									den Dienst, und läſst dann das Pendel übercompensirt erscheinen. Wegen der
                              									ineinandergreifenden Wirkungen der Temperatur und des Luftdruckes auf die Dichte der
                              									Luft ist es rathsam, den Einfluſs der linearen Ausdehnung von dem der Luftdichte
                              									gesondert am Pendel zu compensiren. Dies war der leitende Gedanke bei der
                              									Construction des neuen Pendels.
                           Ein senkrechtes Doppelpendel trägt an seinen beiden Enden oben und unten je eine
                              									gröſsere Masse in der üblichen Linsenform; zwischen beiden Massen befindet sich die
                              									Suspension, ein schmales, dünnes Stahlband; der untere Pendelarm ist aus einem
                              									Metalle hergestellt, dessen Ausdehnungscoefficient gröſser ist als der des Metalles,
                              									aus welchem der obere Pendelarm gefertigt ist. Bezeichnet man mit
                           
                              κ das Verhältniſs der unteren
                                 										Pendelmasse zur oberen,
                              p das Verhältniſs der unteren
                                 										Pendelarmlänge zur oberen bei einer Mitteltemperatur,
                              α das Verhältniſs der
                                 										Ausdehnungscoefficienten der beiden Metalle zu einander,
                              
                           so wird die Bedingung des Isochronismus für alle Temperaturen
                              									ausgedrückt durch die Gleichung:
                           
                              p\,\varkappa=\frac{1}{2\,\alpha\,p}\,\left[(2\,p+1)\,a-(p+2)\,\pm\,\sqrt{[(2\,p+1)\,a-(p+2)]^2+4\,a\,p}\right]
                              
                           Diese Gleichung sagt, daſs für ein bestimmtes Verhältniſs κ der beiden Pendelmassen, welches von den Ausdehnungscoefficienten und
                              									dem Verhältnisse p abhängt, Isochronismus bei allen
                              									durch Temperaturänderungen herbeigeführten Längenänderungen der Pendelarme erreicht
                              									werden kann.
                           Der Einfluſs der Luftdichte auf die Schwingungsdauer beruht darin, daſs 1) die
                              									Pendelmassen einen archimedischen Auftrieb in Luft erfahren, dessen Gröſse mit der
                              									Luftdichte sich ändert, und 2) die den schwingenden Theilen des Pendels anliegenden
                              									Lufttheilchen an den Schwingungen theilnehmen, wodurch das Trägheitsmoment ebenfalls
                              									von der Luftdichte abhängt.
                           Die Direktionskraft der Schwere, welche die Pendelschwingungen unterhält und durch
                              									ihr Verhältniſs zum Gesammtträgheitsmoment deren Schwingungsdauer bestimmt, besteht
                              									bei dem Doppelpendel als eine Differenz, in welcher die auf die untere Pendelmasse
                              									ausgeübte Kraft als Minuend, die auf die obere als Subtrahend auftritt. Durch die
                              									Luftdichte, d.h. durch den archimedischen Auftrieb, wird aber sowohl die Kraft der
                              									Schwere für den ersteren als auch für den letzteren in einem Maſse verkleinert,
                              									welches den Volumen beider Pendelmassen proportional ist. Man kann daher durch
                              									Vergröſserung des Volumens, also durch Verminderung der Dichte der oberen
                              									Pendelmasse ein solches Verhältniſs des Auftriebes an dieser zu dem an der unteren
                              									Pendelmasse herstellen, daſs das Verhältniſs des Gesammtträgheitsmomentes zur
                              									Differenz der Direktionskräfte bei allen Luftdichten constant, also auch das Pendel
                              									isochron ist.
                           Setzt man das Verhältniſs des Volumens der oberen Pendellinse zu dem der unteren =
                              										n und den Bruch:
                           
                              \frac{\varkappa\,p-1}{\varkappa\,p^2+1}=Q,
                              
                           welcher aus der Bedingungsgleichung für den Isochronismus bei
                              									Wärmeausdehnung sich ergibt, und bezeichnet k eine
                              									Constante, welche von der Form der Linsen und der Pendelarme, d.h. vom
                              									Luftwiderstande abhängt, so ist die Bedingungsgleichung für den Isochronismus bei
                              									wechselnder Luftdichte durch die Gleichung:
                           
                              n=p+k\,Q\,\left(p^2+n\,\frac{2}{3}\right)
                              
                           ausgedrückt. Der Factor k, von
                              									welchem die Gröſse von n wesentlich abhängt, ändert sich mit der Form
                              									des Pendels, mit dem Luftwiderstande. Durch eine einfache lacherartige Vorrichtung
                              									ist diese Gröſse k an dem neuen Pendel justirbar. Da
                              									auch die oben beschriebene Compensation für Wärmeausdehnung durch kleine Aenderungen
                              									der Verhältnisse p oder κ
                              									justirbar ist, so ist auch den Forderungen der Praxis bei der Herstellung des
                              									Pendels in ausreichendem Maſse Rechnung getragen. (Ausführlicheres: Zeitschrift für Instrumentenkunde, 1888 S. 197.)
                           
                        
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                           „Säulen und Träger“, Tabellen über die
                                 										Tragfähigkeit eiserner Säulen und Träger, ein Auszug aus dem im Auftrage
                              									des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller von C.
                                 										Scharowsky herausgegebenen „Musterbuch für Eisenconstructionen“. Verlag von
                              									Otto Spamer. Leipzig. 43 S. 60 Pfg.
                           Der für den Handgebrauch berechnete Auszug enthält die Widerstandsmomente der im
                              									gewöhnlichen Bauwesen oft vorkommenden Säulen und Träger; vorangestellt sind die
                              									deutschen Normalprofile und eine Anzahl genieteter Träger; die genieteten Träger
                              									sind gruppenweise nach nahezu gleichen Widerstandsmomenten, aber von verschiedenen
                              									Höhen angegeben, wodurch das Ermitteln eines Trägers von passender Höhe für ein
                              									bestimmtes Widerstandsmoment erleichtert wird.
                           Das ebenso praktische als übersichtlich gehaltene Hilfsbüchlein wird Jedem, der mit
                              									Eisenconstructionen zu thun hat, sehr bald unentbehrlich werden. Ueber das zu Grunde
                              									liegende Werk vgl. 1889 273 240.
                           (Elektrotechnische Bibliothek. Band III. Dritte Auflage.)
                           Das elektrische Licht und die
                              									hierzu angewandten Lampen, Kohlen und Beleuchtungskörper. Von Dr. Alfred Ritter von Urbanitzky. Dritte Auflage. Mit 119
                              									Abbildungen. 18 Bogen. 3 Mk.
                           (Elektrotechnische Bibliothek. Band IV. Dritte Auflage.)
                           Die galvanischen Batterien,
                                 										Accumulatoren und Thermosäulen. Eine Beschreibung der hydro- und
                              									thermo-elektrischen Stromquellen, mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der
                              									Praxis von W. Ph. Hauck. Dritte Auflage. Mit 98
                              									Abbildungen. 21 Bogen. 3 Mk.
                           Beide Bände sind dem jetzigen Standpunkte der Technik entsprechend ergänzt und
                              									erweitert. Die Brauchbarkeit derselben für den praktischen Elektrotechniker ist wohl
                              									schon durch die Zahl der Auflage hinreichend anerkannt. Die Erweiterungen sind den
                              									groſsen Fortschritten auf diesem Gebiete entsprechend in beiden Bänden
                              									erheblich.