| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 72 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Rohrleitung aus Mannesmannröhren.
                           Zur Berichtigung unserer Mittheilung 1891 280 301 über
                              									denselben Gegenstand bemerken wir, dass Kedabeg nicht im Ural, sondern im Kaukasus
                              									liegt.
                           Ueber die Verbindung der einzelnen Röhren und die Ausgleichvorrichtungen, welche die
                              									von dem wechselnden Wärmezustand herrührenden Schwankungen in der Länge erforderlich
                              									machen, theilte W. Siemens im Verein für Gewerbefleiss
                              									Nachstehendes mit:
                           Die Beschaffenheit der Röhren erleichtert insofern sehr die Verbindung derselben
                              									sowie die Sicherstellung gegen die Ausdehnung, als das Material so ausserordentlich
                              									homogen und zuverlässig ist, dass die feinsten Gewinde mit Leichtigkeit
                              									eingeschnitten werden können, und zwar so, dass sie etwas conisch verlaufen und
                              									dadurch immer gleich eine vollkommene Dichtung geben. Es sind amerikanische
                              									Schneidmaschinen, die dabei mit bestem Erfolge angewendet werden. (Derartige
                              									conische Verschraubungen sind bei uns seit langer Zeit zu den Gestängen für
                              									Tiefbohrzwecke im Gebrauch. D. R.) Als Beweis, wie gut die Dichtungen werden, kann
                              									es dienen, dass bis jetzt bei dem Druck von nahe 90 at, der regelmässig beim Pumpen
                              									angewendet wird, keine Undichtigkeit bei all den zahllosen Verbindungen der 23 km
                              									langen Leitung eingetreten ist. Es ist einfach die Muffe halb auf das festliegende
                              									Rohr aufgeschraubt und dann das andere Rohr durch Drehung angeschraubt, wie es
                              									gewöhnlich geschieht. Die nahtlosen Röhren lassen sich auch sehr leicht biegen, was
                              									sonst bei dicken, gelaschten und geschweissten Röhren schwer fällt. Es ist
                              									merkwürdig, wie leicht sich dicke Mannesmannröhren noch in kleine Kreise biegen
                              									lassen. Davon haben wir Nutzen gezogen und für Verbindungsstücke Rohren in Spiralen
                              									gebogen; diese Spiralen haben etwa 0,75 m Durchmesser, während das Rohr 
                              									selbst 100 mm lichte Weite hat. Die Spiralen sind an den Enden mit Gewinden
                              									versehen, welche mit den Rohrenden verschraubt werden. Man hat die Schlingen in
                              									verschiedenen Längen, so dass man damit jeden Winkel überschreiten kann, indem man
                              									eine entsprechend lange Spirale anschaltet. In der Regel ist die Leitung ziemlich
                              									geradlinig, und da nicht viel Terrainhindernisse vorhanden sind, hat man sie offen
                              									über Berge und Flüsse fortgeführt. Es ist ziemlich schwer, eine solche Leitung zu
                              									zerstören; darum hat man auch keine Vorsorge getroffen, um dieses zu verhindern. Man
                              									hat anfänglich jedes Kilometer mit zwei, später mit einer Spirale versehen und hofft
                              									damit die durch die wechselnde Temperatur veranlasste Röhrenausdehnung unschädlich
                              									zu machen. Eine Frage, welche lebhaft erörtert wurde, war die, ob man die Rohre frei
                              									liegen lassen oder eingraben sollte. Die Ansichten der Techniker gingen darin sehr
                              									aus einander. In Baku, wo wohl die grösste Röhrenanlage Europas ist, kommt man über
                              									Strecken fort, wo 30, 40 und mehr Rohrleitungen neben einander liegen, die von den
                              									Quellen her das Roherdöl den Fabriken zuführen; man war der Ansicht, dass man sie
                              									nicht eingraben solle, weil die schmiedeeisernen Röhren dann leichter rosten, und
                              									das scheint auch richtig zu sein; Stahlröhren rosten nicht so leicht als
                              									schmiedeeiserne, wir haben sie aber doch grösstentheils frei liegen lassen und nur
                              									da eingegraben, wo Wagen herüber fahren müssen. Ueber die theil weise sehr steilen
                              									Gebirgsstrecken liegen sie ganz frei. Schwierigkeiten sind bisher daraus nicht
                              									entstanden. Die verlangte Leistungsfähigkeit von 1 cbm in der Stunde wird bisher
                              									genau inne gehalten. Da wir beim Pumpen nur etwa so viel Druck anzuwenden brauchen,
                              									wie der Höhe entspricht, so ist bei dieser Leistung an Bewegungsarbeit nur sehr
                              									wenig verbraucht; es ist daher unzweifelhaft, dass im Sommer, wo das Masut, was wir
                              									gewöhnlich anstatt der bis jetzt gepumpten Rohnaphta verbrauchen, nicht sehr
                              									zähflüssig ist, gepumpt werden kann, wenn der Betrieb es erfordert, da die Röhren
                              									auf 150 at geprüft sind.
                           
                        
                           Kalblederpapiere und Tapeten aus Skythogen.
                           Seit Anfang dieses Jahres befindet sich ein Papiererzeugniss auf dem Markt, welches
                              									wegen seiner dem Leder sehr nahe kommenden Eigenschaften Aufsehen erregte und
                              									vielfache Verwendung fand. Es ist das sogen. „Skythogen“ der Firma Julius Hofmeier in Wien IV, ein aus sehr zähem Stoff
                              									gearbeitetes starkes, mit fester, wasserabstossender Farbe gestrichenes und
                              									lederartig gepresstes Papier. Das Skythogen erinnert lebhaft an japanisches
                              									Papierleder, besitzt einen weichen lederartigen Griff und ist gegen äussere
                              									Einflüsse, wie Nässe, Staub, unsanfte Hantirung erheblich widerstandsfähiger als die
                              									bisher im Handel befindlichen, ähnlichen Aufgaben dienenden Kalblederpapiere.
                              									Skythogen eignet sich zur Aufnahme buchbinderischer Farbendrucke vortrefflich. Nicht
                              									minder geeignet ist es zur Reliefpressung, und nach Versicherung der in seiner
                              									Verarbeitung geübten Fachleute lässt es sich bei allen Buchbinderarbeiten ebenso gut
                              									verarbeiten wie Kaliko. Gegen Kratzen und Schaben ist der lederartige Stoff fast
                              									noch unempfindlicher als Leder selbst. Er bricht nicht beim scharfen Falzen und
                              									verträgt sogar einiges Knittern. Die Bogen werden in Grösse von 51 : 61 cm und 56 :
                              									75 cm geliefert.
                           Die aus Skythogen gefertigten Ledertapeten zeichnen sich durch haltbares Relief und
                              									grosse Gediegenheit der Ausführung aus. Die theils in strenger Ledernachahmung
                              									ausgeführten, theils mit Bronze und Bronzefarben bedruckten und bemalten Muster
                              									machen einen prächtigen Eindruck, der durch vortreffliche Zeichnung der Ornamente
                              									noch wesentlich gehoben wird. Sie lassen sich abwaschen und dürften ihr gutes
                              									Aussehen jahrzehntelang bewahren. (Papierzeitung, 1891
                              									Nr. 80.)
                           
                        
                           E. Jess' Brannsteinelement.
                           Um eine zufällige gegenseitige Berührung der Elektroden zu vermeiden, ordnet E. Jess in Lübeck nach seinem D. R. P. Kl. 21 Nr. 55351
                              									vom 16. März 1890 die Elektroden nach der Abbildung so über einander an, dass die
                              									als Gefäss zur Aufnahme von Salmiaksalzkrystallen ausgebildete Zinkelektrode Z mit der Braunsteinkohlenelektrode K mittels einer durch diese hindurchgehenden und von
                              									ihr isolirten Stange S zu einem Ganzen verbunden, von
                              									derselben jedoch durch eine poröse Scheibe T getrennt
                              									ist.
                           Textabbildung Bd. 282, S. 72 Die Unterbringung des zur Ergänzung des Salzgehaltes der
                              									Elementflüssigkeit dienenden Salmiaksalzes kann auch in der Weise geschehen, dass
                              									ein mit concentrirter Salmiaklösung getränkter und hierauf getrockneter poröser
                              									Körper in die Elementflüssigkeit gelegt wird.
                           
                        
                           Neue Legirungen.
                           Als neue Legirungen sind in letzter Zeit folgende bekannt geworden: Nickelaluminium,
                              									mit 20 Nickel und 8 Aluminium, zu Fäden für die Passementerie verwendbar;
                              									Zinknickel, mit 90 Zink und 10 Nickel, als Pulver in der Malerei und für
                              									Silberdruck; Nickelbleiantimon, mit 100 Schriftmetall und 5 Nickel, für Schriftguss
                              									und Clichés; Platinid, mit 60 Platin, 35 Nickel, 2 Gold und 3 Eisen, für Tiegel und
                              									chemische Utensilien; Roseïn, mit 40 Nickel, 10 Silber, 30 Aluminium und 20 Zinn,
                              									für Juwelierarbeiter; Sonnenbronze, bestehend aus 60 Kobalt oder 40 Kobalt, 10
                              									Aluminium, 40 Kupfer oder 30 Kupfer; Metallin, bestehend aus 35 Kobalt, 25
                              									Aluminium, 10 Eisen und 30 Kupfer. (Metallarbeiter.)
                           
                        
                           Neue Aluminiumlegirung.
                           Die Pittsburg Reduction Company in Pittsburg, Pa.,
                              									beschäftigt sich gegenwärtig damit, eine neue Aluminiumlegirung herzustellen, welche
                              									von bedeutender technischer Wichtigkeit zu werden verspricht. Es ist eine Legirung
                              									von Aluminium mit Titan, welche nach Prof. J. W.
                                 										Langley eine beträchtliche Härte besitzt und zwar namentlich im gewalzten
                              									oder sonst bearbeiteten Zustande, während sie als Gusstück nicht so hart ist.
                              									Schneidwerkzeuge lassen sich daraus herstellen, welche fast ebenso gut wie
                              									Stahlwerkzeuge sein sollen. Dabei besitzt das Metall eine Elasticität, welche es für
                              									mancherlei Zwecke brauchbar macht. Das specifische Gewicht der neuen Legirung ist
                              									nicht viel grösser als das des reinen Aluminiums. Der Verbrauch an Titan ist gering,
                              									denn wenn das Verhältniss 10 Proc. übersteigt, wird die Legirung zu spröde. Der
                              									Verkaufspreis der Legirung übersteigt um 25 Cents bis 1 Dollar per Pfund denjenigen
                              									des Reinaluminiums.
                           Im Allgemeinen bilden die verschiedenen Aluminiumlegirungen noch ein weites
                              									Untersuchungsfeld für spätere Untersuchungen. Mit Ausnahme der
                              									Aluminium-Kupferlegirungen sind dieselben noch verhältnissmässig wenig bekannt, und
                              									wäre namentlich der Einfluss des Nickels, Chroms, Wolframs u.s.w. zu studiren.
                              									Vielleicht, so meint Eng. and Min. Journ., dem wir
                              									diese Notiz entnehmen, lassen sich durch derartige Zusätze alle dem reinen Aluminium
                              									anhaftenden Mängel überwinden, so dass vielleicht in dieser Weise der Traum von
                              									einem dereinstigen Aluminiumzeitalter in Erfüllung geht. (Stahl und Eisen, 1891 Nr. 10.)
                           
                        
                           Haltbarkeit von Eisen und weichem Bessemerstahl gegen
                              									chemische Einflüsse.
                           Mit den genannten Stoffen stellte nach Iron, Bd. 37 S.
                              									554, vor Kurzem F. M. Williams, Chemiker der
                              									Riverside-Eisenwerke, Versuche an, indem er zwei gleichgestaltete, reine und
                              									glänzende Platten von Eisen und Bessemerstahl in einen leichten lehmigen Boden
                              									vergrub, welcher vermengt war mit kohlensaurem Natron, Natronsalpeter, Ammonium- und
                              									Magnesiumchlorid. Nach Verlauf von 33 Tagen zeigte die Eisenplatte einen
                              									Gewichtsverlust von 0,84, die Stahlplatte von 0,72 Gewichtsproc., nach 61 Tagen
                              									waren die Gewichtsverluste entsprechend 2,06 bezieh. 1,79 Proc. Da die Frage der
                              									Haltbarkeit wegen der vielfachen unterirdischen Leitungen von grosser Wichtigkeit
                              									ist, so wäre die Fortsetzung derartiger Beobachtungen sehr erwünscht.
                           
                        
                           Bücher-Anzeigen.
                           v. Biedermann's Sammlung praktischer Handbücher. IV. Die
                              									Buchführung nach den gesetzlichen Bestimmungen des Deutschen Reiches und des
                              									Auslandes von R. Beigel. Leipzig, v. Biedermann. 272 S.
                              									3 M.
                           Der Verfasser sieht von der technischen Einrichtung der Buchführung ab, und erläutert
                              									in allgemeinverständlicher Weise die gesetzlichen Bestimmungen über
                              									Buchführungspflicht, Inventur und Bilanz, Beweiskraft und Edition der Handelsbücher
                              									und gibt im Anhang ergänzende Entscheidungen der oberen Gerichtshöfe. Mit dem
                              									Inhalt, sollte sich jeder Gewerbetreibende bekannt machen.