| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, Miszellen, S. 252 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Verhalten verschiedener Eisensorten bei sehr niedriger
                              									Temperatur.
                           Professor F. Steiner in Prag hat einige Versuche über
                              									den Einfluss vorgenommen, den ganz niedrige Temperaturgrade auf verschiedene Eisen-
                              									und Stahlsorten ausüben. Diese Prüfungen wurden nach einer Mittheilung in der Wochenschrift des österr. Ingenieur- und
                                 										Architekten-Vereins mit Schweisseisen, mit Flusseisen und mit englischem
                              									Gusstahl angestellt. Von jeder Sorte wurden Blechstreifen von 20 cm Länge, 3 bis 5
                              									cm Breite und 7 bis 10 mm Dicke verwendet und von jeder geprüften Sorte ein weiteres
                              									Musterstück aufbewahrt. Zuerst wurden die statischen Eigenschaften der drei Sorten
                              									festgestellt.
                           Man erhielt:
                           
                              
                                 
                                 Zerreissungs-belastung
                                 Dehnung
                                 Querschnitts-contraction
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Schweisseisen
                                 3500
                                 18
                                 20
                                 
                              
                                 Flusseisen
                                 3600
                                 30
                                 60
                                 
                              
                                 Gusstahl
                                 6000
                                   4
                                   9
                                 
                              
                           Die Hälfte der Blechstreifen wurde in unverletztem Zustande geprüft, die andere
                              									Hälfte war auf einer Seite in der Mitte mit dem Meissel etwa 1 mm tief eingekerbt;
                              									diese Verletzung des Querschnittes hat auf das Verhalten bei den Proben einen
                              									wesentlichen Einfluss ausgeübt.
                           Die Abkühlung der Eisenstücke geschah in einem sogen. Frostsack mittels flüssiger
                              									Kohlensäure auf – 40 bis – 50° C. Nach 30 Minuten wurde das Versuchsstück mit der
                              									Zange dem Frostsack entnommen und auf seine Festigkeit geprüft. Zu diesem Zwecke
                              									legte man es hohl über ein Gesenke; ein quergelegtes Rundeisen war dazu bestimmt,
                              									die ganz leichten Hammerschläge eines kleinen Dampfhammers aufzunehmen und auf das
                              									Probestück überzutragen.
                           Die Ergebnisse bestehen in Folgendem:
                           
                              1. Eisen aller drei Sorten liess, nachdem es vorübergehend stark
                                 										abgekühlt, dann allmählich wieder zur Normaltemperatur zurückgekehrt war, keine
                                 										wesentliche Aenderung bei der Biegeprobe erkennen.
                              2. Unverletztes Schweisseisen liess sich auch im abgekühlten
                                 										Zustande um 180° biegen, ohne zu brechen; verletztes dagegen nicht mehr; die im
                                 										ungekühlten Zustande faserige Bruchfläche war im gekühlten Zustande
                                 										körnig.
                              3. Weiches, unverletztes Flusseisen und noch vielmehr der
                                 										untersuchte Stahl sprang nach erlittener kleiner Biegung schon beim dritten
                                 										schwachen Schlage klirrend wie Glas entzwei.
                              
                           Die verletzten Versuchsstücke dieser zwei Sorten zeigten dieses Verhalten schon beim
                              									ersten leichten Schlage, ohne eine Biegung anzunehmen. Die Bruchstücke der gekühlten
                              									Stücke zeigten körnige, der Stahl sogar fast grobkörniges Gefüge.
                           Die Wochenschrift des österr. Ingenieur- und
                                 										Architekten-Vereins knüpft hieran folgende Bemerkungen: „Brücken aus
                                 										Flusseisen sind bei niedrigen Temperaturen nur langsam zu befahren; äussere
                                 										Verletzungen der Flusseisenbestandtheile (Einklinkungen u.s.w.) einer Brücke
                                 										sind schon beim Bau, soweit dies irgend thunlich, zu vermeiden.“
                           Wir glauben, dass diese Versuche noch der Bestätigung bedürfen.
                           Im Anschluss an obige Untersuchung werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass die
                              									Froströhren in den Eismaschinen und ebenso die Eisencylinder zum Versand vom
                              									flüssigem Ammoniak, verdichtetem Sauerstoff, flüssiger schwefeliger Säure, flüssiger
                              									Kohlensäure nur aus bestem sehnigem Schweisseisen herzustellen sind. Mehrfach
                              									bekannt gewordene Explosionen von Eisencylindern mit flüssiger Kohlensäure sind
                              									durch die Frostwirkungen erklärlich, und kann diese Gefahr durch Benutzung eines
                              									geeigneten weichen, starken Schweisseisens vermieden werden. Obzwar die Eingangs
                              									erwähnten Gefrierversuche mit den drei verschiedenen Sorten Eisen und Stahl bei der
                              									niedrigen Temperatur von 40 bis 50° angestellt wurden, so können auch bei
                              									anderweitigen, sehr ungünstigen Umständen schon bei weniger tiefen Temperaturen
                              									in dem besten Eisen bei gleichzeitigen starken Erschütterungen solche bedenkliche
                              									Krystallisationserscheinungen eintreten und Gefügelockerungen herbeigeführt werden.
                              									In dem sehr kalten Winter 1880 (es wurden im Rheinthale an einigen Orten bis 26° C.
                              									beobachtet) wurden mehrfach derartige Erfahrungen an Bandagen und Schienen
                              									gemacht.
                           Aber nicht nur das Eisen besitzt die Eigenschaft, bei starker Abkühlung ein
                              									krystallinisches Gefüge anzunehmen; das Zinn zeigt dasselbe Verhalten in viel
                              									höherem Maasse. Schon im Jahre 1869 machte J. Fritsche
                              									aus St. Petersburg in einer Sitzung der Deutschen Chemischen
                                 										Gesellschaft Mittheilung darüber.1869 191 171, 1870 195
                                    											92, 1870 196 369. In dem sehr kalten
                              									Winter 1867/68 waren einige Blöcke Banka-Zinn unter Aufblähen ihrer Masse gänzlich
                              									oder theilweise krystallinisch geworden und zum Theil in ein sandartiges
                              									krystallinisch körniges Pulver zerfallen. Ein ähnliches Krystallinischwerden
                              									beobachtete derselbe Forscher an einem Zinnrohre. Prof. Erdmann in Leipzig konnte desgleichen an Orgelpfeifen, die aus Zinn
                              									hergestellt waren, wahrnehmen.1851 121 438.
                           (Stahl und Eisen Nr. 12 1891.)
                           
                        
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                           Die Färberei und Bleicherei der Gespinnstfasern von J. J. Hummel in Leeds, deutsch bearbeitet von Dr. E. Knecht. Mit zahlreichen Holzschnitten. Berlin. J.
                              									Springer 420 S. geb. 8 Mk.
                           Nach Angabe des Verfassers geht der Zweck des Werkes dahin, dem Schüler sowie dem in
                              									der Praxis wirkenden Färber nicht nur die theoretischen Grundlagen der Farben so
                              									klar wie möglich zu veranschaulichen, sondern ersterem auch durch Beschreibung der
                              									im Grossen verwendeten Maschinen und Processe die praktische Seite zu verdeutlichen.
                              									Die Darstellung der künstlichen Farbstoffe, sowie theoretische Untersuchungen über
                              									die natürlichen Farbstoffe sind hier nicht berücksichtigt. Die deutsche Ausgabe wird
                              									mit anerkennenden Worten durch Prof. G. Lunge
                              									eingeführt.
                           Patentgesetz und Gesetz betreffend den Schutz von
                                 										Gebrauchsmustern erläutert von Dr. A.
                                 										Seligsohn, Rechtsanwalt. Berlin. J. Guttentag's Verlag. 350 S. 8 Mk.
                           Das nunmehr vollständig vorliegende Werk enthält die Bestimmungen des Patentgesetzes
                              									vom 5. Mai 1877 nebst den im Laufe der Zeit durch die Verwaltungs- und
                              									Gerichtsentscheidungen entstandenen Erweiterungen, sowie die Ausführungsbestimmungen
                              									und die bezüglichen zur Geltung gelangenden anderweitigen gesetzlichen Bestimmungen;
                              									z.B. aus der Civilprocessordnung. Die Anordnung ist in der Weise getroffen, dass
                              									unter den einzelnen Paragraphen des Wortlautes des Gesetzes mittels Schlagwörter auf
                              									Einzelnheiten verwiesen ist, die darnach unter den Anmerkungen leicht aufzufinden
                              									sind. Für das Patentgesetz bot sich hier ein so reicher Stoff, dass wohl keine Frage
                              									von einiger Erheblichkeit unerörtert geblieben ist. Bei der Erläuterung des
                              									Musterschutzgesetzes und die zugehörige Ausführungsverordnung war der Verfasser mit
                              									seinen Erläuterungen wesentlich auf die Motive desselben angewiesen, da eine Praxis
                              									sich noch nicht ausgebildet hat. Der Text des Patentgesetzes vom 7. April 1891 sowie
                              									desjenigen über Schutz von Gebrauchsgegenständen findet sich im Anhang. Das
                              									Sachregister ist hinreichend ausführlich.
                           Bibliothèque des connaissances utiles. E. de Mont-Serrat et E. Brisac: Le Gaz et ses
                              									applications. Eclairage, Chauffage, Force motrice. Paris. Librairie J. B. Baillière
                              									et Fils. 19 rue Hautefeuille. 366 S.
                           Das Werkchen enthält: Geschichtliches, Herstellung und Ableitung des Gases,
                              									Photometrie, die Brenner, öffentliche und private Beleuchtung, Heizung mit Gas für
                              									Haus und Küche, gewerbliche Verwendung des Gases insbesondere zu Motoren,
                              									Nebenproducte der Gasbereitung. Ausstattung und Abbildungen verdienen alle
                              									Anerkennung.