| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 119 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Die Wormser Sandplattenfilter, System Fischer-Peters.
                           Die vom Wormser Filterplatteenwerk Bittel und Co. in
                              									Worms hergestellten Sandplattenfilter, System Fischer-Peters, bezwecken eine Verbesserung des aus
                              									England zu uns herüber gekommenen Systems des Sandfilters dadurch herbeizuführen,
                              									dass der Sand, der als geeignet zur Wasserfiltration anerkannt ist, in eine feste
                              									Form gebracht wird, um so einerseits die Sandschicht dünner werden zu lassen und um
                              									andererseits die Filterfläche senkrecht stellen zu können. Dadurch wurde es
                              									ermöglicht, die Bassingrundfläche acht- bis zehnmal günstiger auszunutzen, als dies
                              									beim bisherigen Sandfilter geschehen konnte.
                           Weiter ergab sich, dass der Brennprocess, den die Sandplatten durchmachen, dieselben
                              									mit einer Aussenfläche versieht, die die eigentliche Filtrirschicht beim
                              									gewöhnlichen Sandfilter – die sich erst durch die Filtration selbst bildende
                              									Schlammhaut – vollständig zu ersetzen vermag.
                           Hieraus folgt, dass das System eine Reinigung gestattet, indem durch Rückwärtsspülung
                              									von innen nach aussen unter schwachem Druck eine völlige Abschälung der den Platten
                              									anhaftenden Schlammtheile bewirkt wird.
                           Das zur Herstellung der Platten verwendete Material ist gewaschener Flussand. Die
                              									Platten werden in Chamotteformen geformt und in hoher Temperatur gebrannt. Ihre
                              									Grösse ist 100 × 100 cm bei 16 cm Dicke. Der Hohlraum im Innern der Platten oder
                              									Elemente beträgt 10 bis 20 mm.
                           Die Elemente werden neben einander in Bassins eingebaut und durch Sammelröhre
                              									verbunden. Die erforderliche Tiefe des Bassins ist 2,5 m. Der Filtrationsdruck
                              									beträgt höchstens 1 m, der Reinigungsdruck 2 bis 3 m Druck im Hohlraum des
                              									Elementes. Die Leistungsfähigkeit eines Elementes von 100 × 100 × 16 cm beträgt nach
                              									Angabe des Fabrikanten 5 cbm in 24 Stunden.
                           Das System ist seit Sommer 1892 im städtischen Wasserwerk Worms angewandt und hat
                              									seitdem an verschiedenen Plätzen des In- und Auslandes Verwendung und Anerkennung
                              									gefunden.
                           Die wesentlichen Vortheile des Sandplattenfilters vor dem Sandfilter seien hier kurz
                              									zusammengefasst:
                           1) In Folge der senkrechten Stellung der Filterelemente kann auf gleicher Grundfläche
                              									eine achtmal grössere Filterfläche aufgebaut werden, als dies im Sandfilter möglich
                              									sein würde; dies erleichtert die Unterbringung des Filters in gedecktem Raum und
                              									gewährt demselben Schutz gegen äussere Einflüsse.
                           2) Es tritt eine bedeutende Entlastung der Filterfläche ein, indem sich die groben
                              									Verunreinigungen am Boden absetzen, ohne die Filterfläche zu berühren.
                           3) Die Anlage- und Betriebskosten des Sandplattenfilters sind geringer als diejenigen
                              									des Sandfilters; letzteres aus dem Grunde, weil keinerlei Materialauswechselung
                              									erforderlich ist und die Reinigung lediglich durch Umschalten einiger Hähne bewirkt
                              									werden kann.
                           4) Die Gruppirung der Elemente in einzelne Batterien, die dann in getrennten Kammern
                              									untergebracht sind, gestattet die Prüfung des Filtrats von einzelnen kleinen
                              									Filterflächen, so dass Fehler leicht aufgefunden und durch Ausschalten der
                              									betreffenden Batterie unschädlich gemacht werden können, ohne dass der Betrieb
                              									leidet.
                           5) Hinsichtlich der bakteriologischen Beschaffenheit des Filtrats sollen sich
                              									gleichmässigere Resultate ergeben.
                           
                        
                           Säurefeste Fussböden, Wände und Anstriche.
                           Zu den schwierigen Aufgaben beim Bau und Betrieb von Fabriken, in welchen saure oder
                              									ätzende Flüssigkeiten und Gase benutzt werden, gehört die Herstellung säuredichter
                              									Ueberzüge und Bekleidungen des Mauerwerks und entsprechender Anstriche für Metall-
                              									und Maschinentheile. Da die Papier- und Zellstoffabriken mit diesen Uebelständen
                              									gleichfalls zu kämpfen haben, so möchte ich – so schreibt Dr. A. Frank (Charlottenburg) in der Papierzeitung, 1895 Nr. 30 – Versuche mit einem
                              									Material empfehlen, welches sich seit einigen Jahren in mehreren mir bekannten
                              									chemischen Fabriken vorzüglich bewährt hat. Es ist der von Reh und Co., Asphaltgesellschaft San Valentino, Berlin NW, eingeführte
                              									italienische Asphalt. Dies Material wird zwar in erster Reihe behufs
                              									Massenverwendung auch für den Strassenbau benutzt, doch eignet es sich ganz besonders für
                              									säurefeste Fussböden in Fabriken, weil die darin enthaltenen Mineralbestandtheile
                              									nicht aus dem, schon von schwachen Säuren leicht zersetzbaren Kalkstein oder Dolomit
                              									bestehen, sondern aus in Säuren unlöslichem Quarzkiesel, welcher mit dem reinen
                              									Asphaltpech vollkommen gemischt ist und so zu dichtschliessenden Platten verarbeitet
                              									werden kann, die nicht nur für Wasser undurchlässig sind, sondern auch der
                              									Einwirkung von Chlor und verdünnten Mineralsäuren, wie Schwefelsäure, Salpetersäure
                              									und Salzsäure vollkommen widerstehen, während der gewöhnliche kalkhaltige
                              									Gussasphalt, ebenso wie der sonst für solche Zwecke vielfach benutzte Cement von
                              									Säuren nach kurzer Zeit aufgelöst und zerstört wird.
                           Die aus San Valentino-Asphalt hergestellten wasserdichten Bodenbelege haben auch, wie
                              									ich in den betreffenden Fabriken erfuhr und selbst erprobte, nicht die unangenehme
                              									Eigenschaft, bei etwas höherer Wärme zu erweichen und klebrig zu werden, vielmehr
                              									kann man ohne Bedenken Flüssigkeiten darüber laufen lassen, welche eine Temperatur
                              									von 50 bis 60° haben.
                           Ueber einen aus reinem San Valentino-Asphalt hergestellten Lack, welcher namentlich
                              									zum Anstrich von Metalltheilen, Trägern, Rohren und Blechen, sowie von Maschinen
                              									dient, habe ich von verschiedenen Fabriken günstige Berichte bekommen, und ebenso
                              									haben Versuche, die ich damit im Laboratorium anstellen liess, gute Erfolge ergeben,
                              									von welchen ich namentlich hervorhebe, dass dieser als Adjodon bezeichnete
                              									Asphaltlack sich sehr gut und dicht mit der Metalloberfläche verbindet, so dass ein
                              									Unterfressen des Anstriches bei mehrmonatlicher Aufbewahrung in feuchter saurer Luft
                              									nicht eintrat.
                           Ich theile meine bezüglichen Erfahrungen hier mit, um auch Andere zu Versuchen
                              									anzuregen, da es mir bekannt ist, dass zuverlässige wasser- und säurefeste Anstriche
                              									noch immer schwer zu erlangen sind.
                           
                        
                           Gasbrenner mit verstellbarem Brennerrohr zur Erzeugung einer
                              									in allen Theilen gleich heissen Flamme.
                           Der von F. Allihn construirte Gasbrenner besteht, wie
                              									untenstehende Figur erkennen lässt, aus einem gusseisernen Fuss, dem
                              									Gasausströmungsröhrchen und dem nach oben konisch erweiterten Brennerrohr. Das
                              									letztere ist in der Höhe verstellbar. Es hat unten mehrere Löcher zur Luftzuführung
                              									und ist oben mit einem flachen Drahtgewebe aus Nickeldraht verschlossen. Bei
                              									geeigneter Einstellung des Brennerrohres gelingt es, den inneren kalten Theil der
                              									Bunsen-Flamme zum Verschwinden zu bringen und eine Flamme zu erzeugen, welche in
                              									allen Theilen gleichmässig heiss ist. Die Hitze dieser Flamme ist bei den grösseren
                              									Sorten der Brenner so bedeutend, das darin ein Kupferdraht von 3,5 bis 4 mm Dicke
                              									bis zum Abtropfen schmilzt, was man sonst nur in einer Gebläseflamme erreichen kann.
                              									Wenn das Brennerrohr tiefer gestellt wird, so erhält man die gewöhnliche
                              									Bunsen-Flamme. Der Brenner eignet sich namentlich zum gleichmässigen Erhitzen von
                              									Tiegeln u. dgl. Derselbe wird von der Firma Warmbrunn,
                                 										Quilitz und Co. in Berlin in vier Grössen angefertigt. (Nach eingesandtem
                              									Sonderabdruck aus Chemiker-Zeitung, 1895 Bd. 19 Nr.
                              									20.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 296, S. 120
                              
                           Nach Mittheilung von J. Schober in Berlin werden Brenner
                              									gleicher Construction schon seit längerer Zeit von ihm hergestellt, doch sind die
                              									Brennerköpfe abnehmbar, um den Brenner auch als gewöhnlichen Bunsen-Brenner benutzen
                              									zu können; ferner kann der Luftzutritt, statt durch Verstellen des Brennerrohres,
                              									mittels einer über die Luftlöcher des Brennerfusses gesteckten, durchbrochenen Hülse
                              									geregelt werden. (Chemiker-Zeitung, 1895 Bd. 19 Nr.
                              									23.)
                           
                              K.
                              
                           
                        
                           Aschenhalden und Härte des Brunnenwassers.
                           H. Höfer (Zeitschr. des Oesterr.
                                 										Ingenieur- und Architekten-Vereins, 1894 Nr. 47, nach eingesendetem
                              									Sonderabzug) empfiehlt bei der Anlage von Brunnen, deren Wasser zu
                              									Kesselspeisezwecken oder in Brauereien und anderen industriellen Etablissements,
                              									welche möglichst weiches Wasser bedürfen, Verwendung finden soll, darauf zu achten,
                              									dass die Kohlenaschenhalden entsprechend weit entfernt placirt werden, weil die
                              									löslichen Bestandtheile der Asche in das Wasser gelangen und eine erhebliche
                              									Erhöhung des Härtegrades bewirken können.
                           Gelegentlich der Vorarbeiten behufs der Wasserversorgung der Stadt Wolfsberg
                              									(Körnten) hat Höfer auch die dortigen
                              									Grundwasserverhältnisse eingehender studirt. Es fliesst dort, entsprechend dem
                              									unteren Lavantthale, ein mächtiger Grundwasserstrom von Nord nach Süd, dessen
                              									Ostgrenze in Wolfsberg, dessen Westgrenze knapp hinter dem Bahnhofe dieser Stadt
                              									gelegen ist, in dessen Nähe ein Seitenstrom des Grundwassers, von St. Margarethen
                              									kommend, mündet.
                           Die Locomotiven werden aus einem rund 2,5 m tiefen Brunnen, neben dem Heizhause
                              									liegend, gespeist, dessen Wasser 14,18 deutsche Härtegrade besass, während zwei
                              									andere ziemlich nahe liegende Brunnen an demselben Tage 8,93 bezieh. 8,12 deutsche
                              									Härtegrade aufwiesen. Es zeigte somit das Wasser des Heizhausbrunnens eine um 66
                              									Proc. höhere Härte als das Grundwasser in der Nachbarschaft, was mit Rücksicht auf
                              									die Verwendung dieses Wassers zur Kesselspeisung recht misslich ist. Nachdem auch
                              									die Wässer aus den anderen Brunnen dieses Grundwasserstromes Härten unter 8
                              									deutschen Härtegraden hatten, so lag die Vermuthung nahe, dass jene Härteerhöhung
                              									beim Bahnhofe einen ganz localen Grund habe.
                           Die Erhebung ergab auch, dass um den Heizhausbrunnen theilweise mit Kohlenasche und
                              									Cinder eingeebnet wurde.
                           Dass die an im Wasser löslichen Verbindungen reiche Kohlenasche die Härte des Wassers
                              									in einem nachbarlichen Brunnen ungünstig beeinflusst, ist einleuchtend. Es wird sich
                              									deshalb empfehlen, die Aschenhalde möglichst weit vom Brunnen zu situiren und zwar,
                              									wenn thunlich , derart, dass die Grundwasserströmung nicht von der Aschenablagerung
                              									zum Brunnen, sondern entgegengesetzt gerichtet ist, oder auch, dass die
                              									Verbindungslinie Brunnen-Aschenhalde zum Stromstriche querweise liegt. Diese
                              									Stromrichtung ist in den meisten Fällen ähnlich der des Oberflächenwassers, womit
                              									die Praxis sich so lange behelfen wird, bis aus Nivellements benachbarter
                              									Brunnenspiegel die Richtung des Stromgefälles, das bekanntlich zur Isohypse des
                              									Grundwasserspiegels normal gerichtet ist, genau bestimmt wurde.
                           
                              K.
                              
                           
                        
                           Zur Frage der Selbstentzündung von ölgetränkter
                              									Baumwolle.
                           Die für die Textilindustrie wichtige Frage nach der Selbstentzündung der Baumwolle,
                              									wenn sie im ölgetränkten Zustande erwärmt wird, behandelt William Mc D. Mackey in einer vorläufigen Mittheilung (Journ. Soc. Chem. Ind., 1894 S. 1165). Er untersuchte
                              									den Einfluss eines Gehaltes an freien Fettsäuren im Baumwollsamen- und Olivenöl auf
                              									Watte, die mit diesen Substanzen besprengt war, bei 100° C. Es ergab sich als
                              									vorläufiges Resultat, dass im Allgemeinen mit wachsendem Gehalt an freier Fettsäure
                              									im Oel die Neigung der Watte, unter Selbsterhitzung zu verkohlen, zunimmt, und dass
                              									die in dem Wattehaufen eintretende Temperatursteigerung anscheinend nicht nur durch
                              									die Oxydation der Fettsäuren bezieh. des unverseiften Oels bedingt ist, sondern dass
                              									die Baumwolle dabei in Mitwirkung tritt, da Schlackenwolle unter analogen
                              									Versuchsbedingungen keine Temperatursteigerung im Innern der Masse aufweist. Die
                              									Untersuchung ist mehr als eine Ankündigung weiterer Forschungen, denn als eine
                              									Lösung der vorliegenden Frage zu betrachten. Sie bildet aber einen werthvollen
                              									Hinweis darauf, dass der Entflammungspunkt durchaus nicht ausschliesslich für die
                              									Beurtheilung der Feuergefährlichkeit von Oelen maassgeblich sein darf, welche mit
                              									Baumwolle in der Hitze in Berührung kommen, sondern dass ein wesentlich höher
                              									entflammendes animalisches Oel gefährlicher sein kann als ein niedriger
                              									entflammendes Mineralöl, weil die Möglichkeit der Selbstentzündung, die beim
                              									Mineralöl ausgeschlossen ist, den Vortheil des höheren Entflammungspunktes aufheben
                              									kann.
                           
                              Hr.
                              
                           
                        
                           Hebung einer Eisenbahnstrecke.
                           Kürzlich musste die rheinische Bahnstrecke Witten-Annen, die sich gesenkt hatte, um 1
                              									m gehoben werden. Jetzt ist ein ähnliches Vorkommniss auf der Emscherthalbahn zu
                              									verzeichnen, das auf den Bergbau der Zeche „Germania“ zurückzuführen ist.
                              									Hier hat man den Bahndamm um 4 m erhöhen müssen. Auch das Stationsgebäude, das sich ebenfalls gesenkt hatte, musste gehoben werden.
                              									Während oben die Beamten ganz ruhig in dem Gebäude beim Telegraphen, Billetschalter
                              									u.s.w. ihren Dienst versahen, wurden unten die von einer Anzahl Leute bedienten
                              									Schrauben und Winden gleichzeitig angezogen und geräuschlos ging das 24 m lange und
                              									6,5 m hohe Gebäude in die Höhe. Die Arbeiten wurden unter Leitung des
                              									Eisenbahnbauinspectors Ulrich aus Dortmund ausgeführt.
                              									In ganz kurzer Zeit war das Gebäude, das vorher mit schweren Balken unterlegt worden
                              									war, 60 cm gehoben. Es wurde sodann gleich mit der Untermauerung begonnen. (Zeitschrift für Transportwesen und Strassenbau, 1895 S.
                                 									15.)
                           -r.