| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 264 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Irisirende Färbungen auf Gypsabgüssen.
                           Ganz eigenthümliche und brillante Farbeneffecte lassen sich mittels
                              									Anilinbronzelacken und nachherigem Behandeln mit Chlorgas auf Gypsabgüssen erzielen.
                              									Die durch Chlorgas hervorgerufenen prachtvollen irisirenden Farben der
                              									Anilinlösungen wurden zuerst von Lewinsohn (D. R. P.
                              									Nr. 7948) beim Färben von Putzfedern praktisch angewendet. Um Gypsabgüsse nach
                              									diesem Verfahren zu behandeln, werden diese zunächst mit einer Lösung von Schellack
                              									in Spiritus so lange und so oft überstrichen, bis ein schwacher Glanz auf den
                              									Gegenständen zum Vorschein gekommen ist; die Schellacklösung darf nicht zu dick
                              									sein, damit die Feinheiten des Abgusses nicht leiden; man verwendet am besten eine
                              									Auflösung von 1 Th. Schellack in 10 Th. Spiritus von 96 Proc. Nach vollständigem
                              									Trocknen werden die Gypsgüsse mit einer Lösung von 5 Th. Methylviolett, ½ Th.
                              									Schellack, ½ Th. venetianischem Terpentin in 25 Th. 95procentigem Alkohol überzogen,
                              									so zwar, dass nach dem vollständigen Trocknen das ganze Object einen kupferartigen
                              									Hochglanz zeigt. Den so vorbereiteten Gypsguss bringt man in einen luftdicht
                              									verschliessbaren Kasten, welcher mit Glasfenstern zur Beobachtung der vor sich
                              									gehenden Färbung versehen ist, so dass kein sichtbarer Theil eine Wandung des
                              									Kastens berührt. Am Boden des Kastens stellt man eine Schale mit schwach
                              									angesäuertem Chlorkalk auf, und es färben nun die aufsteigenden Chlordämpfe die
                              									eingebrachten Gegenstände in wenigen Minuten. Man erhält zuerst Rosa, dann Roth,
                              									Dunkelroth, Violett, hierauf Hellblau, Dunkelblau, Hellgrün, dann Dunkelgrün und
                              									zuletzt Gelbgrün. Da sich der Uebergang der einen Färbung zur anderen ungemein rasch
                              									vollzieht und in 2 Minuten die ganzen angegebenen Farben auf einander folgen,
                              									empfiehlt es sich, die Einrichtung so zu treffen, dass die zu irisirenden
                              									Gegenstände auf einem kleinen Wagen in den mit Chlorgas angefüllten Raum
                              									eingeschoben und ebenso nach Bedarf sehr rasch aus demselben herausgezogen werden
                              									können. Auf diese Weise ist es möglich, ganz gleichmässige, einheitliche Färbung zu
                              									erzielen, während diese sonst schwer oder ganz unmöglich erscheint, weil der
                              									Gegenstand nicht rasch genug aus der Chloratmosphäre gebracht werden kann. Die auf
                              									diese Weise gefärbten Gypsfiguren machen einen brillanten Effect und sind selbst
                              									nach Jahren ebenso schön, wie sie unmittelbar nach der Fertigstellung waren. (L. Bernhard in Der deutsche
                                 										Steinbildhauer und Steinmetz.)
                           
                        
                           Die Wellner'schen Flugversuche.
                           Freunde der interessanten Versuche, welche Prof. G.
                                 										Wellner unternahm, um das Problem einer gleich dem Schiffe lenkbaren
                              									Flugmaschine zu lösen, hatten mit wohlwollender Begeisterung für die Tragweite einer
                              									solchen Errungenschaft die Lösung des Problems noch für dieses Jahrhundert mit
                              									Gewissheit in Aussicht gestellt.Vgl. 1894
                                    												292 * 148. Wiedergabe des
                                    											österreichisch-ungarischen Privilegiums. Diese Zuversicht musste
                              									bei kühleren Beobachtern Zweifel erwecken. Dieselben erhalten nunmehr eine
                              									Bestätigung durch eine Zuschrift, welche Prof. Wellner
                              									am 18. Januar 1895 an den österreichischen Ingenieur- und Architektenverein
                              									richtete, der dem genannten Constructeur in freigiebigster Weise beträchtliche
                              									Mittel für seine Versuche zur Verfügung stellte (Zeitschrift
                                 										des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1895 Nr. 10). Nach
                              									derselben war die mit einem Segelrade von 4,77 m Durchmesser und 3 m Breite erzielte
                              									Anzahl von Radumläufen nicht grösser als 60 bis 80, eine Zahl, die zu einer
                              									dynamischen Wirkung viel zu gering ist. Es gelang jedoch bei diesen Versuchen, in
                              									angenäherter Weise das Gesetz zu erkennen, „nach welchem die erzeugte Hebekraft,
                                 										sowie das nothwendige Arbeitserforderniss mit der wachsenden
                                 										Umlaufgeschwindigkeit sich vergrössern“. Das bedeutet nicht sehr viel und
                              									zusammengehalten mit der Erkenntniss, dass mit der jetzigen Form, Constructionsweise
                              									und Aufstellungsart des Proberades selbst bei erhöhter Tourenzahl ein günstiges
                              									Ergebniss nicht zu erzielen sei, leider ein Scheitern der Versuche. Wellner ist der Ansicht, dass die Aufgabe, das
                              									Segelradprincip, das er vom theoretischen Standpunkte aus für gut hält, ins
                              									Praktische zu übersetzen, „eine sehr grosse und schwierige ist und neben
                                 										amerikanischer Zähigkeit sehr viel Zeit und Geld und volle Unabhängigkeit
                                 										verlangt“. Ein ungemein kräftiger und möglichst leichter Motor sei eine
                              									unbedingte Nothwendigkeit. Das sind aber durchgehends Bedingungen, über deren
                              									Bedeutung man sich schon vor den Versuchen klar war. Wellner beabsichtigt nun, die Versuche zunächst in kleinem Maasstabe mit
                              									den Schraubenfliegern fortzusetzen und namentlich dem einfachsten und billigsten
                              									Motorenbetrieb Aufmerksamkeit zuzuwenden. Möchten diese Versuche von mehr Glück
                              									begleitet sein. (Deutsche Bauzeitung.)
                           
                        
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                           Die Aula, Wochenblatt für die
                              									akademische Welt. München. Verlag von R. W. Vobach.
                           Die Zeitschrift will der Entfremdung, die unter den Angehörigen der einzelnen
                              									Disciplinen in Folge der steten Erweiterung des wissenschaftlichen Arbeitsfeldes
                              									sich entwickelt hat, entgegenwirken. Der Name Aula ist gewählt, weil die Zeitschrift
                              									alle Wissensgebiete vereinigen will, wie die Aula die Hörer aller Fakultäten.
                           Die erste Nummer zeigt einen gediegenen Inhalt: „Einheit des Geistes“ von M. Carriere †; „Römisches und deutsches Recht“
                              									von J. Kohler;
                              									„Buddhismus und Christenthum“ von Hardy;
                              									„Chemische Betrachtungen“ von Ostwald;
                              									„Aufgaben der Aesthetik“ von K. Lange.