| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 302 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Die Eisenbahnen der Erde
                           hatten, wie wir einem Aufsatz im neuesten Hefte des Archivs für Eisenbahnwesen entnehmen, am 31. December
                              									1893 einen Umfang von 671170 km, haben sich also im J. 1893 um 16243 km vermehrt. Es
                              									entfallen auf Europa 238553 km, auf Amerika 360415 km (darunter allein die
                              									Vereinigten Staaten mit 286183 km), auf Asien 38788 km, auf Australien 21030 km, auf
                              									Afrika 12384 km. Der Eisenbahnbau hatte auf der Erde seinen Höhepunkt erreicht im J.
                              									1889, seitdem finden wir eine andauernd rückläufige Bewegung. Während in dem
                              									Jahrfünft 1885 bis 1889 noch 108600 km Eisenbahnen gebaut wurden, ist diese Anzahl
                              									in dem Jahrfünft 1889 bis 1893 auf 75086 km herabgegangen. Es hängt dies wesentlich
                              									zusammen mit der Verminderung des Eisenbahnbaues in Amerika, sowohl in den
                              									Vereinigten Staaten als in den südamerikanischen Republiken. Von den europäischen
                              									Staaten besitzt das Deutsche Reich mit 44842 km das ausgedehnteste Eisenbahnnetz. Es
                              									folgen Frankreich mit 39357 km, Russland einschliesslich Finnland mit 33451 km,
                              									Grossbritannien mit 33219 km, Oesterreich-Ungarn mit 29100 km, Italien mit 14184 km,
                              									Spanien mit 11435 km. Die übrigen europäischen Staaten haben weniger als 10000 km
                              									Eisenbahnnetz. (Centralblatt der Bauverwaltung, 1895 S.
                              									208.)
                           -r.
                           
                        
                           Tandem-Gasmotor.
                           Ein auf dem Gebiete des Gasmotorenbaues neuer Typus ist der nach dem Tandem-System
                              									von Gebr. Körting construirte Motor. Derselbe wird
                              									besonders dort angewandt, wo es sich um Maschinen grösserer Kraftleistung handelt,
                              									also von etwa 60  an.
                           Bei Maschinen von dieser Stärke ist aus technischen Gründen die Vertheilung der
                              									Arbeitsleistung auf zwei Cylinder geboten. Die Gasmotorenfabrik Deutz hat schon seit einiger Zeit zu diesem Zwecke den
                              									Zwillingsmotor eingeführt, vor welchem jedoch der Tandem-Motor den Vorzug voraus
                              									hat, dass bei ihm die Möglichkeit vorliegt, vorerst nur den einen Cylinder zur
                              									Ausführung zu bringen und bei etwa erforderlicher Betriebsvergrösserung den zweiten
                              									Cylinder anzubauen. Die Arbeitsweise des Tandem-Motors ist im Uebrigen genau
                              									dieselbe wie beim Zwillingsmotor.
                           Während die eincylindrige Maschine im Viertakt arbeitet, arbeitet der Tandem-Motor im
                              									Zweitakt und bedingt so einen sehr gleichmässigen Gang gegenüber einer
                              									eincylindrigen Maschine der gleichen Leistung.
                           Der Gasverbrauch der Tandem-Maschine ist der gleiche für die Pferdekraft und Stunde
                              									wie der einer Eincylindermaschine des gleichen Cylinderdurchmessers.
                           Es gilt also für eine 60--Tandem der Gasconsum einer gewöhnlichen Maschine
                              									von 30 , welcher laut Bremsversuchen mit 520 l constatirt ist. Diese Zahl
                              									wird sich bei besonders gutem Gase und grösseren Maschinen jedoch noch günstiger
                              									gestalten.
                           
                        
                           Ueber die chemische Natur der Metallegirungen.
                           Obgleich die Legirungen der Metalle sich der mannigfaltigsten Anwendung auf vielen
                              									Gebieten des Gewerbefleisses und nicht zuletzt in der Feinmechanik erfreuen, ist
                              									ihre wissenschaftliche Erforschung, die Erkenntniss ihrer Natur, bis heute auf einer
                              									verhältnissmässig niedrigen Stufe stehen geblieben. Die nicht zahlreichen Forscher,
                              									die sich die Frage nach ihrer Natur vorlegten und in etwas umfassenderem Maasstabe
                              									sich ihrer Bearbeitung annahmen, thaten es immer nur mit dem Hinblick auf die
                              									praktische Verwendbarkeit. Deshalb haben einzelne – nützliche oder schädliche –
                              									Eigenschaften dieser Körperklasse für sich eine ausgedehnte Untersuchung erfahren,
                              									wie z.B. die Frage nach der Schmelzbarkeit und der Abhängigkeit des Schmelzpunktes
                              									von der Zusammensetzung der Legirung oder die mannigfaltigen
                              									Saigerungserscheinungen. Dagegen hat man erst in den letzten Jahren angefangen, die
                              									Legirungen, wie andere Substanzen auch, bloss um ihrer selbst willen, d.h. um ein
                              									möglichst umfassendes Bild von allen ihren physikalischen und chemischen
                              									Eigenschaften zu erhalten, und daraus, wenn möglich, eine Vorstellung über ihren
                              									molekularen Aufbau abzuleiten, beschreibend (im Kirchhoff'schen Sinne) zu verfolgen. Eine Zusammenfassung der bisher
                              									erzielten Ergebnisse dieser Arbeiten und eine auf diesen sich aufbauende Ansicht
                              									über die chemische Natur der Legirungen liegt in der Arbeit des Verfassers vor.
                           Nach einem Ueberblick über die Methoden, die zur Bildung von Legirungen führen, wird
                              									zunächst eine Parallele zwischen Lösungen und geschmolzenen Legirungen durchgeführt.
                              									Alle die Erscheinungen, die beim Auflösen von festen oder flüssigen Körpern in
                              									Flüssigkeiten auftreten, die beschränkte oder unbeschränkte Löslichkeit, die beim
                              									Mischen auftretenden Wärmeerscheinungen, die Theilung eines löslichen Körpers
                              									zwischen zwei anderen sich nicht mit einander mischenden Flüssigkeiten, ferner die
                              									Gesetzmässigkeiten bei der Erstarrung von Lösungen finden in vollständigster Weise
                              									bei den geschmolzenen Legirungen ihre Analogie. Bei der Untersuchung der Frage nach
                              									der Natur der fest gewordenen Legirungen scheiden naturgemäss diejenigen Fälle aus,
                              									in denen man Mittel hat, die Legirung als ein Gemenge verschiedener Substanzen zu
                              									charakterisiren. Für die Fälle der einheitlichen starren Legirungen aber bildet sich
                              									der Verfasser aus ihrem chemischen Verhalten eine Auffassung, die dahin geht, dass
                              									sie nicht chemische Verbindungen von der Art sind, dass in ihnen die Eigenschaften
                              									der Bestandtheile völlig verschwunden und ganz anderen Platz gemacht hätten. Diese
                              									Körper sind danach vielmehr den „Molekularverbindungen“ an die Seite zu
                              									stellen, also in eine Kategorie mit den krystallwasserhaltigen Salzen, den
                              									Doppelsalzen und den Metallammoniakverbindungen zu bringen. Das auf den ersten Blick
                              									Befremdende dieser Ansicht entkräftet der Verfasser mit dem Hinweis darauf, dass ja
                              									auch im freien Zustande die Metallmoleküle einatomig anzunehmen sind.
                           Dass die ganze Frage der Legirungen von diesem bestimmten Gesichtspunkt aus
                              									betrachtet wird, macht die Arbeit interessant und werthvoll. Es ist gelungen, nicht
                              									nur eine einheitliche Meinung über die Natur der Legirungen zu gewinnen, sondern
                              									auch sie in systematischen Zusammenhang mit anderen Körpergruppen zu bringen, so
                              									dass deren weiterschreitende Erforschung auch Licht in die Erkenntniss der
                              									Legirungen bringen wird. (Von Dr. F. Foerster.
                                 										Naturwissenschaftliche Rundschau.)
                           
                        
                           Anstrich auf Cementverputz.
                           Ein Uebelstand, der sich bei der Verwendung des Cementverputzes bemerkbar macht,
                              									liegt in der Schwierigkeit, haltbaren Oel färb an strich auf solchem Verputze
                              									anzubringen; man verfolgt die Regel, erst nach Jahresfrist, frühestens aber nach
                              									Ablauf mehrerer Monate nach Herstellung des Verputzes, denselben anzustreichen, und
                              									soll sich dann erst der Anstrich haltbar erweisen.
                           Die Zerstörung, welche Oelfarbanstrich auf Cementverputz erfährt, äussert sich
                              									zunächst im Fahlwerden der Farbe, wobei dieselbe den Glanz verliert; im weiteren
                              									Fortgange wird sie schmierig und lässt sich oft in grösseren Fetzen abheben. Die
                              									Ursache der Veränderung hat man in der Einwirkung der alkalischen Bestandtheile des
                              									Cementes auf das Leinöl der Farbe erkannt und hat vorgeschlagen, die dem Oel
                              									schädlichen Stoffe im Cementverputz zu neutralisiren; am häufigsten ist hierzu
                              									verdünnte Salzsäure, auch Schwefelsäure im Gebrauch (von welchen übrigens die
                              									erstgenannte Säure wegen der Bildung von Chlorcalcium, welches die Wand dauernd
                              									feucht erhält, entschieden zu verwerfen ist), als Neutralisationsmittel ist auch
                              									Leinölfettsäure in Vorschlag gebracht worden; ferner bedient man sich „zum
                                 										Abtödten“ des Cementes gern einer Eisenvitriolauflösung, welche die
                              									alkalischen Bestandtheile bindet und gleichzeitig unlösliches Eisenoxydhydrat
                              									ausscheidet, letzteres verstopft die Poren des Cementes; auch durch vorangehenden
                              									Anstrich von Schellackauflösung suchte man die Cementoberfläche gegen die Wirkung
                              									auf die Oelfarbe abzudichten. Da ein nachhaltiger Erfolg nicht erzielt wurde, wurden
                              									nach der Badischen Gewerbezeitung von 1894, Nr. 39,
                              									weitere Versuche angestellt, wobei sich hinsichtlich der Oelfarbanstriche in allen
                              									Fällen der Anstrich als haltbar erwies, wenn der Cement trocken ist, was bei nicht
                              									allzu grosser Dicke des Verputzes schon in wenigen Tagen erreicht werden kann. Beim
                              									Aufbewahren des Cements unter Wasser wurde dagegen Oelfarbe unter den oben gezeigten
                              									Erscheinungen sehr bald zerstört, ebenso bei den nur im Innern feucht gehaltenen
                              									Proben; und zwar war im Hinblick auf die Art der vorangegangenen Präparation des
                              									Cementes, welche die Zerstörung der Farbe hintanhalten sollte, nicht der geringste
                              									günstige Einfluss wahrzunehmen. Es liess sich insbesondere bei dem feucht erhaltenen
                              									Cement erkennen, dass das Wasser, mit den alkalischen Bestandtheilen beladen,
                              									bis an den Anstrich dringt und denselben zerstört. Das Tränken des Cementes ist
                              									demnach in Beziehung hierauf ohne die gewünschte Wirkung, wiewohl eine theilweise
                              									Verlegung der Poren nicht in Abrede zu stellen ist, da auf der Oberfläche so
                              									behandelten Cementes (Mineralsäuren ausgenommen) sich die Farbe viel besser
                              									streichen liess, als auf den nicht imprägnirten Probekörpern, welche vermöge ihrer
                              									Porosität der Oelfarbe das Bindemittel zu rasch entzogen.
                           Nach den vorstehenden Beobachtungen kann Cementverputz, welcher dauernd oder
                              									zeitweilig der Nässe ausgesetzt wird, auch unter Anwendung der hierfür empfohlenen
                              									Mittel nicht mit Oelfarbanstrich versehen werden. Es muss dahingestellt bleiben, ob
                              									nach Verlauf grösserer Zeiträume unter diesen Verhältnissen Anstrich ohne Schaden
                              									erfolgen kann. Dagegen ist es statthaft, Cementverputz mit Oelfarbe zu streichen,
                              									sofern er nur getrocknet ist und nicht mehr nass wird von innen heraus; es darf
                              									angenommen werden, dass die Oelfarbschicht das Nasswerden des Cementes von aussen
                              									durch atmosphärische Niederschläge vollkommen verhindert; Häuserfassaden dürfen
                              									daher immer gestrichen werden, sobald nur der Cementverputz vollkommen trocken
                              									ist.
                           Von anderen Anstrichen, die wir in Bezug auf ihre Haltbarkeit auf Cement versucht
                              									haben, hat sich nur solcher mit Wasserglas bewährt. Man kann denselben ohne
                              									Nachtheil auch auf den ganz nassen Cement, der eben angebunden hat, auftragen. Zur
                              									Herstellung streichfertiger Farbe, die nicht gut im Vorrath aufbewahrt werden kann,
                              									rührt man erst das Farbpulver mit wenig Wasser an, sodann gibt man auf das dreifache
                              									Volumen mit Wasser verdünntes Wasserglas des Handels von 83° Bé. hinzu. Der Anstrich
                              									erhärtet nach einigen Tagen so vollkommen, dass er nicht mehr mit der Hand
                              									abgerieben werden kann. Durch Ueberstreichen mit Wasserglaslösung kann man ihm etwas
                              									Glanz verleihen. Als Farbkörper dürfen nur kalkechte Farben verwendet werden. –
                              									Anstrich mit Wasserglasfarben empfiehlt sich schon um deswillen, weil das
                              									Bindemittel entschieden einen härtenden Einfluss auf die Cementoberfläche ausübt.
                              									Bereits vor 29 Jahren liess Hofrath Meidinger in den
                              									Ausstellungsräumen der Landesgewerbehalle in Karlsruhe den Cementboden daselbst
                              									strichweise mit einer Wasserglasauflösung imprägniren. Die gestrichenen Stellen
                              									heben sich heute gegen die angrenzenden Bodenflächen sehr augenfällig ab, sie zeigen
                              									eine dichte, glasige, spiegelnde Oberfläche und ragen über den nicht gestrichenen
                              									Cementboden reliefartig hervor, da der letztere durch das Begehen mehr abgescheuert
                              									worden ist.
                           
                        
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                                 										Deutschlands und der Eisenbahnen Oesterreich-Ungarns. Zusammengestellt von
                              										K. Eichler. III. Aufl. Breslau. Selbstverlag. 88
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                              									praktische Verwendung und Messung (mit 44 Abbildungen). Für Jedermann verständlich
                              									kurz dargestellt von Dr. B. Wiesengrund. 2. Aufl. 6.
                              									bis 10. Tausend. Frankfurt a. M. Verlag von H. Bechhold. 1 M.
                           Das Werk ist im besten Sinne allgemeinverständlich und kann (vgl. 1894 291 288) als für die erste Einführung in die
                              									Elektrotechnik vorzüglich geeignet empfohlen werden.
                           Das Wasserwerk der freien und
                                 										Hansestadt Hamburg unter besonderer Berücksichtigung der in den Jahren
                              									1891–93 ausgeführten Filtrationsanlage. Von F. A.
                                 										Meyer, Oberingenieur der Baudeputation in Hamburg. 36 S. Text mit 35
                              									Abbildungen und 4 Tafeln. Hamburg. Verlag von Otto Meissner.
                           Die hier beschriebene Anlage, die unter dem Einfluss der bekannten Choleraepidemie
                              									entworfen bezieh. umgearbeitet wurde, bietet dem Wasserwerksingenieur eine Reihe der
                              									interessantesten Einzelheiten. Der Inhalt erstreckt sich über geschichtliche
                              									Mittheilungen, die Beschreibung des Wasserwerks und zwar der centralen Anlagen, als
                              									Schöpfwerk, Ablagerung, Filtration und Pumpwerk, sowie auch des Rohrnetzes und der
                              									Wasserabgabe. Die Abbildungen im Texte zeigen zum Theil Bauten, Lagepläne,
                              									Maschinen; die Tafeln enthalten farbige Pläne und graphische Darstellungen.