| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 298, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 286 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Kohlenpumpen.
                           Ueber das Project, welches dahin geht, Städte, selbst in grösseren Entfernungen, von
                              									der Kohlenmine aus durch Rohrleitungen billig mit Kohlen zu versorgen, wurde
                              									kürzlich im Technischen Verein zu Philadelphia Folgendes mitgetheilt. Die Kohlen
                              									sollen in den Gruben fein gemahlen werden, zur Hälfte etwa mit Wasser gemischt und
                              									dann durch Rohrleitung von den Kohlenbezirken nach den Grosstädten – New York,
                              									Philadelphia u.s.w. – gepumpt werden. Pumpstationen entlang den Linien würden
                              									ungefähr alle 25 Meilen nothwendig sein. Der Transport der Kohlen in dieser
                              									Weise soll sich auf eine Entfernung von 300 bis 400 Meilen auf 10 Cents für 1 t
                              									stellen. Für diese Entfernungen berechnen die Bahnen einen Frachtsatz von
                              									durchschnittlich 2 Doll. für 1 t. Der gepumpte Kohlenstaub soll in grossen
                              									Sammelbecken ausserhalb der Städte angesammelt werden, daneben sollen grosse
                              									Fabriken für Gas, Dampferzeugung, Briquettes u. dgl. errichtet werden. Die
                              									Ausführung sei nur eine financielle Frage. (Kraft und
                                 										Licht.)
                           
                        
                           Nickelstahl als Constructionsmaterial.
                           Zur Entscheidung der Frage, ob Nickelstahl wirklich die ihm von mancher Seite
                              									nachgerühmte Ueberlegenheit gegenüber dem bisher zur Verwendung gekommenen
                              									Constructionsmaterial besitze, hat die Pennsylvania Steel
                                 										Company vergleichende Untersuchungen angestellt, über welche H. Campbell in den Transactions der American Society of Civil
                                 										Engineers, 1895 S. 285 bis 293, berichtet. Auf dem genannten Werk wurde im
                              									sauren Martinofen ein Satz von 4 t Nickelstahl hergestellt, der folgende
                              									Zusammensetzung besass: C = 0,24 Proc., Mn = 0,78 Proc., S = 0,027 Proc., P = 0,032
                              									Proc., Ni = 3,25 Proc. Aus diesem Material wurden zwei Blöcke gegossen, von denen
                              									der eine einen Querschnitt von 457 × 508 mm und der andere 406 × 508 mm besass. Der
                              									erstere wurde zunächst in vier Kolben von 406 × 127 mm Querschnitt ausgewalzt, die
                              									dann wieder auf Bleche von 9½ nun bezieh. 12,7 mm Dicke weiter verwalzt wurden.
                           Der kleinere Block wurde zunächst auf Kolben und Knüppel und dann auf Winkeleisen
                              									bezieh. Nieteisen verwalzt.
                           Zum Vergleich wurde saurer Martinstahl (I) von folgender Zusammensetzung verwendet: C
                              									= 0,30 bis 0,35, Mn = 0,6 bis 1,0, S = 0,03 bis 0,05, P = 0,03 bis 0,05. Die Blöcke
                              									besassen Querschnitte von 406 × 508 mm bis 610 × 813 mm. Als ferneres
                              									Vergleichmaterial diente saurer Martinstahl (11) mit C = 0,25 bis 0,3 Proc., Mn =
                              									0,6 bis 0,8 Proc., S = 0,03 bis 0,07 Proc., P = 0,03 bis 0,06 Proc. und Cu = 0,2 bis
                              									0,4 Proc. Dieses Material wurde zum Bau grosser Schleusenthore für den
                              									Cascaden-Kanal in Oregon verwendet. Die Thore bestanden aus je zwei Flügeln von 15½
                              									m Breite und 11,3 bezieh. 16,7 m Höhe.
                           In folgender Tabelle sind die Durchschnittswerthe aus einer grossen Versuchsreihe
                              									übersichtlich zusammengestellt.
                           
                              
                                 Sorte
                                 Material
                                 Festigkeitk/qmm
                                 Elasticitäts-grenze k/qmm
                                 Dehnungin Proc.
                                 ContractionProc.
                                 
                              
                                 bei 203 mmLänge
                                 bei 51 mmLänge
                                 
                              
                                 Rundeisen
                                 NickelstahlMartinstahl I       „         II
                                 60,4761,6354,88
                                 44,6940,8136,41
                                 20,1916,7023,94
                                 34,0024,44–
                                 46,330,352,0
                                 
                              
                                 Winkeleisen
                                 NickelstahlMartinstahl I       „         II
                                 61,1361,7454,11
                                 41,1630,0734,83
                                 21,7519,25–
                                 39,6734,83–
                                 50,543,349,6
                                 
                              
                                 Bleche, Längs-proben
                                 NickelstahlMartinstahl I       „         II
                                 60,3058,1955,53
                                 41,0635,2632,80
                                 21,0820,5026,78
                                 39,2537,67–
                                 52,047,052,1
                                 
                              
                                 Bleche, Quer-proben
                                 NickelstahlMartinstahl I       „         II
                                 60,7559,88–
                                 40,92(35,15)Geschätzt! konnte nicht genau bestimmt
                                          											werden.–
                                 16,5018,83–
                                 28,9223,17–
                                 36,127,4–
                                 
                              
                                 BeschnitteneBleche,Längsproben
                                 NickelstahlMartinstahl I       „         II
                                 59,9959,7655,48
                                 40,89(35,15)Geschätzt! konnte nicht genau bestimmt
                                          											werden.34,54
                                 19,0022,1022,03
                                 35,5039,40–
                                 48,348,450,8
                                 
                              
                                 BeschnitteneBleche,Querproben
                                 NickelstahlMartinstahl I       „         II
                                 59,3159,28–
                                 40,25(35,15)Geschätzt! konnte nicht genau bestimmt
                                          											werden.–
                                 17,1321,71–
                                 32,5037,00–
                                 43,441,3–
                                 
                              
                           
                           Die vorstehende Zusammenstellung zeigt, dass die Ueberlegenheit des Nickelstahls
                              									keineswegs so gross ist, als man von vornherein erwartet hätte, und es erscheint
                              									daher sehr zweifelhaft, ob derselbe mit Rücksicht auf seinen viel höheren Preis
                              									wirklich berufen ist, als Constructionsmaterial erfolgreich in den Wettbewerb zu
                              									treten. (Stahl und Eisen vom 1. December 1895.)
                           
                        
                           Metallcement.
                           Hauser und Co. in Zürich bringen, wie die Eisenzeitung mittheilt, eine leichtflüssige
                              									Metallcomposition unter dem Namen „Patentmetallcement“ in den Handel. Dieser
                              									Metallcement schmilzt bei etwa 250° wie Blei und soll sich in die zartesten Formen
                              									giessen lassen; dabei haftet er gleich dem Kitt an allen Stoffen, wie Stein,
                              									Mauerwerk, Metall und Holz. Gegen die Einwirkung von Wasser, Säure und Oelen ist er
                              									fast indifferent, so dass er geeignet erscheint, Behälter für Oele und Säuren damit
                              									zu repariren und Rohrleitungen abzudichten. In gleicher Weise eignet er sich zum
                              									Vergiessen von einzelnen Stäben in Stein u. dgl. Da er sich beim Abkühlen etwas
                              									ausdehnt, so ist die Adhäsionskraft sehr gross und ein Verstemmen des Gusses
                              									unnöthig. Ein weiterer Vortheil des neuen Metalles würde dessen geringes
                              									specifisches Gewicht von 1,5 sein. Zwecks Benutzung werden die Platten in Stücke
                              									zerschlagen und in einem eisernen Kessel auf gelindem Feuer unter zeitweisem
                              									Umrühren geschmolzen, bis die Masse gut dünnflüssig wird. Zum Abformen kleiner
                              									Gegenstände benutzt man Formen aus Gyps, Thon oder Formsand.
                           
                        
                           Schmelzversuche im elektrischen Lichtbogen.
                           Die Temperaturen, welche im elektrischen Lichtbogen herrschen, sind die höchsten,
                              									welche uns zugänglich sind. Der französische Chemiker Moissan hat in einem geeigneten Apparat, der aus dem schwerschmelzbarsten
                              									Körper, reinem Kalk, bestand, Substanzen einer Temperatur von etwa 3000° aussetzen
                              									und die bei solchen Temperaturen stattfindenden Reactionen studiren können. Von zwei
                              									anderen Franzosen, Ducretet und Lejeune, ist im letzten Jahre ein Apparat beschrieben worden, der es
                              									erlaubt, mit geringeren Stromstärken kleine Substanzproben der im elektrischen
                              									Lichtbogen herrschenden Temperatur auszusetzen. Ein ähnlicher Apparat ist von der
                              									technischen Abtheilung der Gold- und Silberscheideanstalt in Frankfurt a. M.
                              									angefertigt worden und wurden damit die verschiedenartigsten Schmelzversuche
                              									ausgeführt. Im Zeitraum von einer Minute wurde eine Anzahl schmiedeeiserner Nägel
                              									geschmolzen und durch Zugeben von Nickel in einer weiteren Minute eine
                              									Eisennickellegirung dargestellt. Ferner wurden Platin, Kieselsäure und Chromoxyd
                              									geschmolzen und gezeigt, wie bei diesen Temperaturen fast alle Oxyde der Reduction
                              									durch Kohle zugänglich sind. Zum Beweis dafür wurde Molybdänsäure mit Kohle erhitzt
                              									und daraus ein geschmolzener Metallregulus erhalten. (Jahresbericht des Frankfurter
                              									physikalischen Vereins, Vortrag von Dr. Neufville.)
                           
                        
                           Elektricität für Koch- und Heizzwecke.
                           In einer Sitzung des hannoverschen Elektrotechnischen Vereins hielt Ingenieur Dr. Hartmann aus Berlin nach der Elektrotechnischen Zeitschrift nachstehenden Vortrag über die Verwendung
                              									des elektrischen Stromes zu Koch- und Heizzwecken im Haushalt und in der
                              									Industrie.
                           
                              „Die grosse Inanspruchnahme der Elektrotechnik für die Lieferung von Licht und
                                 										Kraft hat die Ausnutzung derjenigen Wirkung des elektrischen Stromes hintan
                                 										gehalten, welche eigentlich die nächstliegende und einfachste ist: die
                                 										Wärmewirkung. Es ist allgemein bekannt, dass ein stromführender Leitungsdraht,
                                 										beispielsweise der Glühfaden einer Glühlampe, erwärmt wird, – und im Lichtbogen
                                 										der Bogenlampe besitzen wir eine Wärmequelle, welche die höchsten Temperaturen
                                 										erreichen lässt, die man bisher künstlich erzeugen konnte. Bis vor Kurzem
                                 										bildete diese Benutzung auch fast die einzige technische Anwendung der
                                 										Stromwärme; die elektrischen Schweissverfahren von Lagrange und Hoho, Benardos u.a. gehören
                                 										hierher. Vor ungefähr 20 Jahren hatten die Amerikaner Lane Fox und Carpenter die ersten
                                 										Versuche zur technischen Ausbeutung der in einem continuirlichen,
                                 										stromdurchflossenen Leitungsdraht erzeugten Wärme gemacht, sie umwickelten
                                 										diesen Draht mit isolirendem, die Luft abschliessendem Material, wie Asbest, und
                                 										schickten einen möglichst starken Strom hindurch. Die Grenze der anzuwendenden
                                 										Stromstärke wird durch den Querschnitt und das Material des Drahtes gegeben; von
                                 										zwei Drähten desselben Materials, aber von verschiedenem Durchmesser, wird der
                                 										dünnere stärker von demselben Strome erwärmt und bei zwei solchen verschiedenen
                                 										Materials und gleichen Querschnitten ist dasselbe bei demjenigen der Fall,
                                 										welcher, wie im vorigen Beispiel, dem Strom den grösseren Widerstand
                                 										entgegensetzt. Ein frei in der Luft erhitzter Draht würde bald der
                                 										oxydirenden Wirkung des Sauerstoffs erliegen, und um dies zu verhindern und um
                                 										gleichzeitig dem Apparat eine grössere Stabilität zu verleihen, sowie zur
                                 										Vermeidung der directen Berührung zweier heisser Drahtstellen umgeben die
                                 										Genannten die Drähte mit isolirender Substanz.
                              
                           
                              Jetzt stellt man die elektrischen Heizkörper gewöhnlich auf folgende Weise her:
                                 										Auf eine gusseiserne Platte wird eine Emailleschicht ausgebreitet, welche als
                                 										Träger des stromführenden Drahtes dient. Dieser ist in möglichst engen Windungen
                                 										aufgelegt, um auf möglichst kleiner Oberfläche eine starke Erwärmung erreichen
                                 										zu können. Als Leitungsmaterialien empfehlen sich Neusilber oder die als
                                 										Rheotan, Manganin u.s.w. bekannten Legirungen mit hohem specifischem Widerstand,
                                 										sowie die aus Nickel und Stahl. Auf den Draht kommt wieder eine Emailleschicht
                                 										als Decke und nun lässt man den Draht gut mit den Emaillen zusammenschmelzen.
                                 										Die Einzelheiten der nicht einfachen Fabrikation können hier übergangen werden;
                                 										die hauptsächliche Schwierigkeit besteht darin, die Emaille so zu wählen, dass
                                 										sie von der Wärme gleich stark ausgedehnt wird, wie der Draht und die
                                 										Grundplatten. Ist das nicht der Fall, so würde bei jeder Erhitzung der starr
                                 										verbundenen Masse die Emaille sich anders dehnen als der Draht und diesen als
                                 										den weniger widerstandsfähigen Körper zerren und bald im Gefüge lockern.
                              
                           
                              Diese Heizkörper werden nun in jeder beliebigen Form und Grösse hergestellt und
                                 										können mit Einrichtungen versehen werden, um bei derselben Spannung einen
                                 										stärkeren oder schwächeren Strom hindurchzuschicken. Dadurch hat man es in der
                                 										Hand, eine bestimmte Temperatur erreichen und innehalten zu können. Da man einen
                                 										stärkeren Strom gebraucht, um einen Körper erst einmal zum Schmelzen zu bringen,
                                 										als den, der ihn nachher auf der Schmelztemperatur erhält, so ist eine derartige
                                 										Vorrichtung gelegentlich nöthig. Der elektrische Heizapparat lässt somit eine
                                 										Regulirung der Wärmezufuhr zu, wie in dieser Bequemlichkeit und Sicherheit kein
                                 										anderes Heizmittel. Da er ausserdem wenig Raum beansprucht, kann er überall da
                                 										angebracht werden, wohin man noch mit der Stromzuführung zu gelangen vermag, und
                                 										er kann also Räume heizen, bei denen ein anderes Verfahren, welches grössere
                                 										Heizkörper voraussetzt, ausgeschlossen ist. Ein weiterer, wesentlicher Vortheil
                                 										ist der, dass er ohne Flamme heizt, also keine Luftverschlechterung durch
                                 										Verbrennungsgase oder eine Feuersgefahr herbeiführt und dass er aus beliebiger
                                 										Entfernung in Betrieb gesetzt werden kann.
                              
                           
                              Da fast momentan bei Stromschluss sich die Wärme vom Heizkörper ausbreitet, ist
                                 										keine Vorheizung nöthig und die Wärmeproduction erfolgt nur während der Zeit des
                                 										Bedarfs. Die Apparate werden für jede beliebige Spannung und Stromstärke gebaut
                                 										und sind für Gleich- und Wechselstrom natürlich gleich gut brauchbar.
                              
                           
                              Was nun den Preis des elektrischen Heiz- und Kochverfahrens angeht, so richtet
                                 										dieser sich selbstverständlich nach dem Grundpreise des Stromes. Bei der
                                 										günstigsten Wärmeausnutzung, also da, bei welcher die Heizplatten in directer
                                 										Berührung mit dem zu erwärmenden Körper stehen, gehen nur wenige Procent für die
                                 										Umsetzung der elektrischen Energie in Wärme verloren; ein Versuch zeigt, dass
                                 										man 1,5 l Wasser von etwa 20° in etwa 7 Minuten mit einem Strom von 11,7 Ampère
                                 										und 109 Volt zum Kochen bringt, d.h. nur etwa 4 Proc. der theoretisch möglichen
                                 										Wärmemenge gehen verloren. Nach Berliner Preisen – 1 Kilowattstunde 16 Pf. –
                                 										würde der zu diesem Kochprocess nöthige Strom etwa 2 Pf. kosten. Steht aber die
                                 										elektrische Kraft billiger zur Verfügung, so kann auch in Bezug auf den Preis
                                 										das elektrische Heiz verfahren die übrigen Methoden aus dem Felde schlagen. Da
                                 										wir nun in der Lage sind, genau angeben zu können, welcher Betrag an
                                 										elektrischer Energie und damit an Wärmemenge zu einem bestimmten Kochprocess
                                 										erforderlich ist, so lässt sich ein Vergleich mit den gewöhnlich angewendeten
                                 										Verfahren leicht durchführen. Dieser zeigt nun, dass in den meisten Fällen nur
                                 										wenige Procent der aus der Kohle zu gewinnenden Wärmemenge zum Kochen der
                                 										Speisen selbst verwendet werden. In grossen Hotelküchen, beim Grillfeuer u.s.w.
                                 										sinkt dieser Betrag gewöhnlich auf 2 Proc; der übrige Theil geht in den
                                 										Schornstein, wird in die Küche gestrahlt oder wird auf dem relativ weiten Wege
                                 										von der Feuerung bis zur Speise verloren. Andererseits bleibt für den
                                 										elektrischen Strom auf dem Wege über Dampf- und Dynamomaschine nur etwa 6 Proc.
                                 										der in der Kohle enthaltenen Energie als elektrische zur Verfügung, und von
                                 										dieser werden rund 90 Proc. wieder als Wärme durch den elektrischen Heizapparat
                                 										ausgenutzt. Danach ergibt sich, dass für diese Fälle das elektrische Verfahren
                                 										noch mehr als doppelt so ökonomisch ist. Dass es heute noch vielfach theurer
                                 										ist, liegt, wie erwähnt, am Grundpreise des Stromes. Dafür ist eine elektrische
                                 											Küche vom
                                 										hygienischen und ästhetischen Standpunkt aus von allen den Unannehmlichkeiten
                                 										frei, welche die gewöhnliche Küche wegen der Ueberhitzung des Raumes zu einem so
                                 										ungesunden und unangenehmen Aufenthalt machen. Auch beansprucht der elektrische
                                 										Kochherd einen bedeutend geringeren Raum und weniger complicirten Aufbau als der
                                 										gewöhnliche Herd.
                              
                           
                              Die Zahl der Anwendungen des elektrischen Koch- und Heizverfahrens ist bereits
                                 										eine ausserordentlich grosse und fortdauernd steigende. Ueberall da, wo eine
                                 										directe Feuerung ausgeschlossen ist, kann man mit einfachen Mitteln elektrisch
                                 										intensiv heizen und kochen, und wo es darauf ankommt, eine sichere Regulirung
                                 										der Wärme zu haben, ist man auf dieses Verfahren geradezu angewiesen. Es seien
                                 										nun im Folgenden einige Anwendungen im Haushalt und in der Industrie angeführt,
                                 										für welche die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft
                                 										in Berlin die Apparate liefert. Für Heizzwecke werden Oefen hergestellt,
                                 										entweder in flacher Form, ähnlich einem Kaminvorsetzer, oder mit Rippenkörpern
                                 										ausgestattet. Beide Typen sind zur Erzielung verschiedener Heizeffecte mit
                                 										mehreren Schaltungen eingerichtet. Für Tischlereien und Lackirwerkstätten werden
                                 										Wärmeschränke gebaut, die einen Rauminhalt von 2 cbm haben, und deren Temperatur
                                 										sich auf 150° steigern lässt. Mit einer 8fachen Regulirung lässt sich der
                                 										Wattverbrauch dabei von 1100 bis 8800 Watt steigern. Aehnliche Schränke werden
                                 										als Speisen- und Tellerwärmer für den Speisesaal geliefert, ebenso Bratöfen
                                 										u.s.w. Für viele industrielle Zwecke haben Kochkessel und Leimkocher Eingang
                                 										gefunden. Theekocher und Kaffeemaschinen, Fleischröster und Eierkocher, Platt-
                                 										und Bügeleisen, Brennscheren und Schminkewärmer treffen wir unter den Fabrikaten
                                 										an, desgleichen Cigarrenanzünder und Löthkolben u.s.w. Bei allen diesen
                                 										Heizapparaten sind die Heizplatten so angeordnet, dass möglichst direct die
                                 										ausgestrahlte Wärme zu dem zu erhitzenden Gegenstand gelangt.
                              
                           
                              Die chemische Industrie macht sich besonders die Regulirfähigkeit der elektrisch
                                 										entwickelten Wärme, z.B. bei der fractionirten Destillation, zu Nutze. Bei
                                 										Röstprocessen, zum Trocknen der Farben, bei Exsiccatoren sind elektrische
                                 										Heizapparate im Betrieb. Der Bakteriologe sterilisirt in einem elektrischen
                                 										Ofen.
                              
                           
                              Den Verkehrsinteressen dienen die Heizkörper in Amerika bereits bei den
                                 										Strassenbahnwagen, in grossen Hotelanlagen, einigen Theatern u.s.w. Siegellack
                                 										wärmer treffen wir in Lagerräumen, Bureaus u.s.w. an; Champagnerfabriken wenden
                                 										mit Vorliebe Schmelzapparate zum Flaschenlacken an, weil sie keine directe
                                 										Flamme haben, also keine Verbrennungsgase liefern. Zum Brennen von Korkstöpseln
                                 										auf elektrischem Wege sind Maschinen im Betrieb, welche bis zu 10000 Stück
                                 										täglich zeichnen. In Tuchfabriken befinden sich zwischen den einzelnen Tuchlagen
                                 										elektrische Heizplatten und die Textilindustrie bedient sich ihrer in
                                 										Bastspinnereien. In Papiermachefabriken haben sie gleichfalls Eingang gefunden
                                 										und die Linoleumindustrie verwendet sie zum Oxydiren des Leinöls. In den
                                 										Buchdruckereien werden z.B. die Wachswalzen bei der Stereotypie elektrisch
                                 										gewärmt u.s.w.
                              
                           
                              Die Anwendung grössten Stils hat aber die mit reicher Wasserkraft versehene Stadt
                                 										Ottawa in Canada gemacht. Daselbst steht eine Turbine von 600  nur für
                                 										Heizzwecke zur Verfügung. Diese treibt eine Wechselstrommaschine, welche einen
                                 										Strom von 150 Ampère bei 1100 Volt liefert. Von den Heizapparaten erfolgt eine
                                 										Transformirung auf 50 Volt und nun macht man in der ganzen Stadt von dieser
                                 										bequemen Heizkraft einen ausgedehnten Gebrauch.
                              
                           
                              Die Zeit ist nicht mehr fern, in der das elektrische Koch- und Heizverfahren im
                                 										wirthschaftlichen Leben der Culturvölker eine bedeutende Rolle spielen
                                 										wird.“
                              
                           An den Vortrag schloss sich eine längere Debatte an, in der mehrfach darauf
                              									hingewiesen wurde, dass zur Beurtheilung der elektrischen Heizung vor allem die
                              									Preisfrage in Betracht zu ziehen sei und bezügliche Zahlen bekannt zu geben
                              									seien.
                           
                        
                           Schienenanlagen für elektrische Strassenbahnen.
                           Schienen mit unterirdischer Stromzuführung wurden vom Hörder Bergwerks- und
                              									Hüttenverein im Friedrichsstädtischen Casino in Berlin einem Kreise von
                              									Sachverständigen in drei Modellen vorgeführt, von denen das eine den Neubau einer
                              									elektrischen Strassenbahn darstellte, während die beiden anderen die Umwandlung von
                              									Pferde- u.s.w. Bahnen in elektrische veranschaulichen. Zugleich zeigten die Modelle
                              									zwei Arten des Kanalverschlusses, und zwar durch gerillte Eisenplatten bezieh. durch
                              									Eisenkästen mit Cementfüllung. In beiden Fällen lässt sich der Kanaldeckel leicht
                              									abheben, so dass man zu jeder Stelle des Stromleiters heran kann, ohne das Pflaster
                              									aufreissen zu müssen. Die aus Gusstahl bestehenden, besonders imprägnirten Kanäle
                              									des System es „Horde“ werden in Stücken von 1½ m Länge hergestellt,
                              									welche beim Verlegen mit einander verbunden und durch eiserne Böcke gestützt werden.
                              									Bei einer Belastungsprobe von 4000 k hat sich keinerlei Deformation gezeigt, so dass
                              									diesem System der Vorzug vor dem Betonunterbau gebührt. Das Gewicht des laufenden
                              									Meters des Kanales beträgt 160 k, der Preis gegen 35 M. Sinnreich construirt ist der
                              									Hörder Strom entnehmer, welcher für Rollcontact mit Führungsrolle eingerichtet ist;
                              									ein Schiffchen unterhalb der Contactrollen verhindert, dass diese im Wasser laufen,
                              									falls die Entwässerung nach den Kanalisationsrohren stocken sollte.
                           Einen zweiten von ihm erfundenen Stromentnehmer demonstrirte Regierungsbaumeister Birnbaum. Der Apparat beruht auf dem System des
                              									Schleifcontacts und besteht aus einer Holzscheibe, an welcher sich seitlich zwei
                              									Federn befinden. Die letzteren legen sich während der Fahrt an die im Kanal
                              									befindliche Leitung und können durch eine einfache Hebelvorrichtung mit Sperrklinke
                              									ausser Contact gesetzt werden, so dass der Uebergang von der unterirdischen zur
                              									oberirdischen Stromzuführung sich leichter bewerkstelligen lässt, als bei dem Hörder
                              									Stromentnehmer, welch letzterer freilich auch dauerhafter ist. (Eisenzeitung.)
                           
                        
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                           Die Blitzableiter in ihrer
                                 										Construction und Anlage. Zum Gebrauche für Baubehörden,
                              									Feuerversicherungsanstalten, Bauherren, Architekten u.s.w. von L. Klasen. 2. Auflage. Dresden. G. Kühtmann. 108 S.
                              									2,80 M.
                           
                           Eine empfehlenswerte Schrift, die nach einer kurzen, aber genügenden Einleitung alle
                              									praktischen Seiten der Blitzableitereinrichtungen in verständlicher Weise beschreibt
                              									und erklärt.
                           Elektrometallurgie. Die Gewinnung
                              									der Metalle unter Vermittelung des elektrischen Stromes von Dr. W. Borchers. 2. Auflage, erste Abtheilung (S. 1 bis
                              									160). Braunschweig. Verlag von Harald Brunn.
                           
                           Das bereits 1892 284 192 lobend erwähnte Werk erscheint hier in ganz neuer, den
                              									erheblichen Fortschritten der Elektrometallurgie entsprechend erweiterter
                              									Bearbeitung. Manche für die Praxis wichtige Verfahren sind mitgetheilt, bezüglich
                              									deren der Verfasser früher gebunden war. In der vorliegenden ersten Abtheilung (die
                              									zweite wird binnen kurzer Frist erscheinen) wird, nach einer kurzen Einleitung – die
                              									Erklärung des Wesens der Elektrometallurgie enthaltend – die Gewinnung der Alkali-
                              									und Erdalkalimetalle erörtert. Hervorzuheben ist, dass auch die Erdalkalicarbide
                              									hier ausführlichere Besprechung finden. Bei der Besprechung der Erdmetalle theilt
                              									der Verfasser die Gewinnung des Aluminiums in die Niederschlagsarbeit, die
                              									Reductionsarbeit und die Elektrolyse.
                           Die mitgetheilten Methoden beruhen auf eigenen Erfahrungen und Versuchen des
                              									Verfassers; sie werden an der Hand guter Abbildungen erläutert. Für den Hüttenmann
                              									wird der noch folgende zweite Theil, der die Gewinnung der Schwermetalle behandeln
                              									wird, von noch hervorragenderem Interesse sein.
                           Spinnradtypen. Eine Sammlung von
                              									Handspinngeräthen, zusammengestellt von Hugo Edlen von
                                 										Rettich, Professor der Staatsgewerbeschule in Wien. Herausgegeben vom k. k.
                              									Ackerbauministerium. Wien. Verlag des k. k. Ackerbauministeriums.
                           
                           Jahrhunderte lang hat das Spinnrad als das Sinnbild des häuslichen Fleisses gegolten
                              									und das Rad hat auch heute noch seine Daseinsberechtigung, wenn auch nicht immer und
                              									überall. Das Spinnen mit dem Rade gewerbsmässig zu
                              									betreiben, mit der hundertfach leistungsfähigeren Maschine in Wettbewerb zu treten,
                              									das wäre freilich ein aussichtsloses Beginnen. Anders aber liegt die Sache, wenn es
                              									sich darum handelt, nur. den eigenen Hausbedarf an Gespinnst und Gewebe durch
                              									Spinnen mit der Hand zu decken, wie dies heute noch vielfach im Bauernhause der Fall
                              									ist. Dies wird um so eher erreicht, je vollkommener die Spinnräder hergestellt
                              									werden. Hierzu will diese interessante und schön ausgestattete Monographie einen
                              									Beitrag liefern.