| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 24 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Neue Versuche mit Röntgen-Strahlen.
                           Röntgen gibt in seiner ersten Mittheilung über die von
                              									ihm entdeckten Strahlen an, dass die Retina des Auges für dieselben unempfindlich
                              									sei. Salvioni (Nature, 1896 S. 424) findet, dass das
                              									ganze Auge von diesen Strahlen ebenso viel absorbirt, wie eine Glasplatte von 1 mm
                              									Dicke, und dass die Linse viel weniger durchlässig ist als die Hornhaut. Diesen
                              									entsprechende Ergebnisse erhielten auch Dariex und de Rochas (Compt. rend., 1896 S. 458).
                           Brandes und Dorn kamen auf
                              									den Gedanken, das Verhalten des linsenlosen Auges gegen die Röntgen-Strahlen zu
                              									prüfen (Wied. Ann., 1897 S. 478). Ein Mädchen, dessen
                              									Linsen wegen grosser Kurzsichtigkeit entfernt worden waren, meldete eine
                              									Lichtempfindung im linken Auge, als ihr in einem dunklen Zimmer eine kräftige, in
                              									Sammt gehüllte Röntgen-Röhre genähert wurde. Auch die Experimentatoren und Dr. med.
                              										Braunschweig machten die gleiche Beobachtung. Das
                              									Schliessen der Augen änderte nichts, ebenso das Vorhalten eines 1 mm dicken
                              									Aluminiumbleches, welches die Röntgen-Strahlen nur wenig schwächt. Eine dicke
                              									Glasscheibe vorgehalten, brachte den Lichteindruck zum Verschwinden. Von besonderem
                              									Interesse sind die Angaben eines Herrn, der mit seinem rechten linsenlosen und
                              									seinem linken normalen Auge wesentlich das gleiche Lichtbild sah.
                           Aus den Versuchen von Brandes und Dorn mit verschieden stark wirkenden Röntgen-Röhren
                              									folgt, dass eine erheblich durchdringende Kraft der Röntgen-Strahlen für obige
                              									Versuche Vorbedingung ist. Das für den Versuch zu verwendende Auge wurde bei fast
                              									allen Versuchen durch eine 20 Minuten dauernde Bedeckung mit einem schwarzen Tuch
                              									für Dunkelheit vorbereitet und das andere Auge gegen die Wirkung der
                              									Röntgen-Strahlen durch ein vorgebundenes Bleiblech geschützt.
                           Wurde eine Bleiplatte mit einem Loch von 2 mm Durchmesser vor das Auge gesetzt, so
                              									dass die Strahlen nur durch die Pupille einfielen, so wurde kein Lichteindruck
                              									wahrgenommen. Mit einer Oeffnung von 4 mm wurden schwache Lichtscheiben in der Mitte
                              									des Gesichtsfeldes empfunden. In ein Brillengestell waren Aluminiumscheiben
                              									eingesetzt und auf deren Mitte Bleischeibchen geklebt; es fehlte hierbei die
                              									Helligkeit im Centrum. Ferner wurde der Schatten von einem 6 mm starken Messingstab
                              									wahrgenommen, als derselbe vor dem Auge vorbeigeführt wurde.
                           Aus diesen und anderen Versuchen folgt, dass der Linse keine hervorragende Absorption
                              									zuzuschreiben ist. Festzuhalten ist dagegen, dass die Röntgen-Strahlen die
                              									Augenmedien ungebrochen durchsetzen. Wenn diese Strahlen von oben kommen, so wird
                              									die Netzhaut unten gereizt und umgekehrt.
                           Für die Ansicht, die lichtempfindlichen Theile des Auges werden nicht unmittelbar,
                              									sondern erst durch Vermitteln ng einer Fluorescenz der Netzhaut erregt, liess sich
                              									kein Beweis durch Versuch erbringen; ebenso gelang es nicht nachzuweisen, dass
                              									frischer Sehpurpur von Thieraugen durch andauernde Einwirkung kräftiger
                              									Röntgen-Strahlen gebleicht werde, wie dies im Tageslicht in kurzer Zeit der Fall
                              									ist.
                           Bekanntlich wird die Haut des menschlichen Körpers von Röntgen-Strahlen angegriffen.
                              									In der Zeitschrift Scientific American, 1896, ist aber
                              									ein ganz besonders interessanter Fall der Wirkung dieser Strahlen auf die Haut
                              									beschrieben; welcher hier mitgetheilt werden soll.
                           Im Mai vorigen Jahres begann ein Herr seine Versuche mit einem Inductor von 8 Zoll
                              									Funkenlänge. Täglich wurde die rechte Hand einige Stunden den Röntgen-Strahlen
                              									ausgesetzt. Nach den ersten 3 Wochen bildeten sich zahlreiche kleine Bläschen von
                              									dunkler Farbe auf der Haut, ohne von einem unangenehmen Gefühl begleitet zu sein.
                              									Diese Bläschen wurden mit der Zeit immer grösser, die Haut nahm eine rothe Farbe an
                              									und schien sich zu entzünden. Die Anwendung von Bleiwasser hatte nur eine
                              									vorübergehende lindernde Wirkung. Der Schmerz in der Hand nahm mit der Zeit so zu,
                              									dass zur Linderung desselben die Hand in ganz kaltes Wasser gehalten werden musste.
                              									Ein Arzt, welcher seinen Versuchen beiwohnte, verschrieb ihm zur Linderung eine
                              									Salbe. Die Haut an den Fingern war inzwischen sehr trocken, hart, ganz unempfindlich
                              									und die Farbe gelblich geworden. Nach diesen eingetretenen Veränderungen fing die
                              									Haut auch an, abzufallen, sich zu schälen. Als die sich neu gebildete Haut wieder
                              									den Röntgen-Strahlen ausgesetzt wurde, begannen die beschriebenen Veränderungen von
                              									Neuem.
                           Mitte Juli trat eine neue Erscheinung hinzu. Die Fingerspitzen fingen an beträchtlich
                              									anzuschwellen, und eine nähere Besichtigung der Nägel zeigte, dass auch diese sich
                              									verändert hatten. Dieses war der Anfang einer längeren Periode von ernstlichen
                              									Unannehmlichkeiten und Schmerzen. Unter den Nägeln sonderte sich eine unangenehm
                              									riechende Flüssigkeit ab, bis auch die Nägel abfielen. Die Geschwulst in den Fingern
                              									war jetzt kleiner, die Empfindlichkeit gegen den geringsten Druck jedoch sehr gross,
                              									so dass dieselben verbunden werden mussten.
                           Jetzt wurden dieselben Versuche mit der linken Hand angestellt. Da die Haut der
                              									rechten Hand von den Röntgen-Strahlen ganz ausgetrocknet worden war, wurde die linke
                              									Hand mit Lanolin eingeschmiert und ein Lederhandschuh angezogen, welcher sich mit
                              									der Zeit mit Salbe ganz sättigte. Es ist bekannt, dass durch das Leder die
                              									Röntgen-Strahlen leicht hindurchgehen, und dieses sollte auch nur zur Verstärkung
                              									der Fettschicht dienen. Das Lanolin verhinderte in der ersten Zeit auch wirklich die
                              									Einwirkung der Strahlen auf die Haut fast gänzlich, erst nach längerer Zeit waren
                              									geringe Spuren von Veränderungen wahrzunehmen.
                           Der betreffende Herr findet grosse Aehnlichkeit zwischen der Wirkung von
                              									Röntgen-Strahlen und Sonnenstrahlen auf die menschliche Haut, nur ist die Wirkung
                              									ersterer Strahlen viel intensiver als die der Sonnenstrahlen.
                           
                              Rr.
                              
                           
                        
                           Ueber eine einfache Messung der Helligkeit des
                              									Tageslichts.
                           Von Prof. Dr. H. W. Vogel,
                              									Berlin.
                           Unter den vielen Problemen, welche das photochemische Laboratorium der königl.
                              									technischen Hochschule Berlin seit Jahren beschäftigen, gehört auch die Photometrie
                              									des Tageslichts.
                           Neben der indirecten Messung desselben durch photographische Platten versuchte ich,
                              									die Helligkeit des Tageslichts direct durch Augenbeobachtung zu messen.
                           In der That fand ich in Weber's Photometer ein Mittel,
                              									um diese Messung in einfachster Weise zu bewerkstelligen. Weber schreibt für diese Messungen die Beobachtung durch rothes und grünes
                              									Glas vor, welches am Ocular seines Photometers angebracht ist. Man soll dann den
                              									Werth für Roth durch den Werth für Grün dividiren und nach dem erhaltenen Bruch aus
                              									einer beigegebenen Tabelle eine Zahl heraus suchen, mit der dann der Werth für Roth
                              									zu multipliciren ist, um den Helligkeitswerth für weisses Tageslicht zu erhalten.
                              									Ich habe gegen diese Messung stets mein Bedenken gehabt, weil hier das blaue Licht,
                              									welches ebenfalls zur Helligkeit beiträgt, gänzlich vernachlässigt ist, und weil ich
                              									nicht glaube, dass die grünen und rothen Ocularscheiben aller Photometer gleich
                              									herzustellen sind.
                           Sucht man nun das Photometer direct auf Tageslicht einzustellen, so sieht man bei
                              									Anwendung des Lummer-Brodhun'schen Prismas einen blauen
                              									Kreis, umgeben von einem gelben Ringe, dem reflectirten Licht der Photometerlampe
                              									(ich benutze für diese stets Amylacetat); rückt man die innere Milchglasplatte
                              									diesem Lichte näher, so erscheint der blaue Kreis dunkler, entfernt man sie, so
                              									erscheint er heller. Da es nun bei der Farbenungleichheit schwer scheint, auf
                              									Gleichheit der Helligkeit des Ringes und des Kreises einzustellen, so versuchte ich
                              									anfangs eine erste Einstellung, wo der Kreis eben dunkler und eine zweite, wo
                              									er eben heller erschien als der umgebende gelbe Ring, und nahm aus beiden
                              									Einstellungen das Mittel.
                           Bei weiteren Versuchen in dieser Richtung bemerkte ich aber, dass es keineswegs so
                              									schwer ist, Kreis und Ring auf gleiche Helligkeit einzustellen. Um dessen sicher zu
                              									sein, zog ich noch andere Beobachter mit heran. Es wurde dadurch constatirt, dass
                              									die verschiedene Farbe zwar bei dem Rumford'schen
                              									Schattenphotometer ganz erheblich stört (Abney hat zwar
                              									auch diese Störung überwunden), bei dem Weber-Photometer aber in viel geringerem
                              									Grade, weil hier nicht Dunkelheiten, sondern Helligkeiten zu vergleichen sind. Um
                              									festzustellen, inwieweit ein auf Photometrie geübtes Auge zu gleichmässigen
                              									Resultaten kommt, machte ich verschiedene Einstellungen bei gleichmässig hellem
                              									Tageslicht hinter einander.
                           Ich gebe hier folgende Beispiele:
                           
                              
                                 Abgelesene Gradzahlen Weber
                                 Mittel
                                 Stärkste Ab-weichung vomMittel
                                 
                              
                                 91
                                 90
                                 92
                                 95
                                 93
                                 93
                                 92½
                                    + 2⅔
                                 
                              
                                 71
                                 70
                                 70
                                 68
                                 70
                                 –
                                 70
                                 – 2
                                 
                              
                                 89
                                 89
                                 88
                                 89
                                 88
                                 –
                                 89
                                 – 1
                                 
                              
                                 75
                                 77
                                 78
                                 77
                                 75
                                 74
                                 76⅙
                                    + 1⅚
                                 
                              
                           Ich verglich diese Zahlen mit meinen Zahlen bei Messungen von Lichtern, die mit der
                              									Messflamme gleiche Farbe hatten, und fand, dass bei denselben die Abweichungen vom
                              									Mittel ebenso stark waren, wie in obigen Beispielen. Seit der Zeit stehe ich nicht
                              									mehr an, das Himmelslicht direct zu messen, ohne Vorschlag rother und grüner
                              									Scheiben, und glaube ich dadurch eine höchst bequeme Methode der Erkennung der für
                              									Wissenschaft und Industrie bezieh. Kunst, namentlich Photographie, so wichtigen
                              									Tageslichtstärke gewonnen zu haben. Natürlich muss man öfter zur Abschwächung des
                              									Tageslichts durch Milchglasscheiben nach Vorschrift L.
                                 										Weber's schreiten, namentlich im Sommer. Dasselbe kann durch Polarisation
                              									erreicht werden. Versuche darüber stehen noch aus.
                           Die Messungen selbst konnte ich wegen Krankheit nicht im Freien machen, wo das ganze
                              									Himmelsgewölbe zur Wirkung gelangt. Ich begnügte mich, an einer fest bestimmten
                              									Stelle meines Hörsaals zu arbeiten, dessen hohes Bogenfenster von etwa 5 qm Fläche
                              									nach Weber's Methode gemessen 212 Quadratgrade des
                              									blauen Himmels deckte.
                           Ich habe nach dieser Methode ein elektrisches Bogenlicht in verschiedenen Richtungen
                              									von E. Obernetter durchmessen lassen und bin über die
                              									Uebereinstimmung seiner Zahlen, die ich controliren konnte, so befriedigt, dass ich
                              									diese Messungsmethode nicht nur für Tageslicht, sondern auch für elektrisches Licht
                              									empfehlen kann. (Journal für Gasbeleuchtung und
                                 										Wasserversorgung.)
                           
                        
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                           Wer mit den Sprachkenntnissen ausgerüstet, wie unsere höheren Schulen sie bieten,
                              									sich in der wichtigen technischen Litteratur unserer benachbarten Culturvölker
                              									umsehen will, wird bald finden, dass sein Sprachschatz der Vervollständigung
                              									dringend bedarf, es fehlen ihm allerwärts die technischen Wörter und Wendungen.
                              									Diese Lücke füllt das vorliegende Wörterbuch mit Geschick aus. Es zerfällt in drei
                              									Abschnitte, deren erster (Haupttheil, S. 5 bis 195) nach dem Stoff geordnet die
                              									französischen Wörter, ihre Uebersetzung und gewisse Sprachverbindungen enthält. Der
                              									zweite Abschnitt enthält die französischen (S. 196 bis 207), der dritte (S. 207 bis
                              									234) die deutschen Wörter mit dem Hinweis auf die Seitenzahl des ersten Abschnittes.
                              									Auf diese Weise ist das Wörterbuch auch als Nachschlagewerk zu verwerthen. Der
                              									Hauptwerth liegt aber im ersten Theile. Da der Inhalt nach dem Stoffe geordnet ist,
                              									so braucht man bei der Leetüre nur den betreffenden Theil aufzuschlagen. Will man
                              									z.B. eine Abhandlung über Papiermühlen lesen, so wird man auf S. 121 u. ff. die
                              									wichtigeren Wörter und Wendungen finden. Hat man diese, was zu empfehlen ist, dem
                              									Gedächtnisse einverleibt, so wird man in den meisten Fällen hinreichend vorbereitet
                              									sein, den fremdsprachlichen Aufsatz zu verstehen. Die stoffliche Auswahl ist mit
                              									Geschick getroffen. Das kleine Werk sei als ein bequemes Hilfsmittel bestens
                              									empfohlen.