| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 46 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber Reinigung städtischer Kanalwässer durch
                              									Torffiltration.
                           Nach dem Gesundheits-Ingenieur eignet sich der Torf in
                              									hervorragendem Maasse zur Aufnahme von Dungstoffen. In der Stallwirthschaft wird er
                              									viel verwendet und hat sich gut bewährt. Gute Erfolge sind auch mit der Compostirung
                              									menschlicher Fäcalien mit Torf erzielt worden. Vollständig fehlgeschlagen sind aber
                              									bis jetzt alle solche Versuche, welche den Torf als Filtrirmittel für Kanalwasser
                              									benutzen wollten. Die Ursache dieses Misserfolges glaubt Frank darin erkannt zu haben, dass der ausgetrocknete Torf, wie er im
                              									Handel vorkommt, grosse Mengen Luft einschliesst, die den Filtrationsprocess hemmen
                              									und nach kurzer Zeit unmöglich machen. Dieser Uebelstand soll dadurch beseitigt
                              									werden, dass der Torf unter Wasser verrieben und so die Luft aus demselben verdrängt
                              									wird. Versuche, die mit so bereitetem Torf in kleinem Maasstab angestellt wurden,
                              									ergaben, dass dem so präparirten Torf eine gute Filtrationsfähigkeit zukommt. Für die
                              									Ausführung im Grossen schlägt Frank vor, den so
                              									präparirten Torf in dünner Schicht auf einem Sandfilter in ähnlicher Construction,
                              									wie er zur Filtration von Oberflächenwasser üblich ist, aufzutragen. Der Betrieb
                              									eines derartigen Torffilters würde sich dem eines Sandfilters vollständig
                              									anschliessen. Bei dem Durchgang der Wässer durch die Torffilter werden die im
                              									Kanalwasser suspendirten Bestandtheile auf dem Torf abgelagert. Ist das Filter
                              									verlegt, so wird die Torfschicht mit diesen abgelagerten Stoffen abgetragen. Diese
                              									Massen geben einen guten Dünger; der Torf verhindert die faulige Zersetzung
                              									desselben; der Dünger kann also gelagert werden, ohne an Werth zu verlieren. An
                              									Stelle der unbrauchbaren Schlammmassen, welche die Schattenseite eines jeden bis
                              									jetzt gebräuchlichen Klärverfahrens bilden, wird durch diese Torffiltration ein
                              									Dünger gewonnen, der für die Landwirthschaft einen grossen Werth besitzt. Frank schlägt vor, sein Verfahren auf seinen
                              									praktischen Werth an einer Versuchskläranlage zu prüfen.
                           
                        
                           Der Kinematograph in der Westentasche.
                           Auf dem Grundsatz des Kinematographen beruht das von der Firma A. Sola in Berlin in Verkehr gebrachte Bilderbuch. Eine
                              									Anzahl durch Autotypie vervielfältigter Augenblicksphotographien, welche die auf
                              									einander folgenden Bewegungen einer Tänzerin o. dgl. in kurzen Zeiträumen
                              									festhalten, sind auf Kartenblätter gedruckt, die an einer Schmalseite
                              									zusammengehalten sind. Auf dieser Seite hält man den Kartenstoss mit der linken
                              									Hand, während man mit der rechten die gegenüber liegenden freien Kanten rasch durch
                              									die Finger gleiten lässt. Dadurch kommen die Bilder so schnell vor die Augen, dass
                              									man sie nicht mehr einzeln sieht, sondern die auf einander folgenden Zustände als
                              									zusammenhängende Handlung zu sehen glaubt. Besonders die durch Dreifarbendruck
                              									vervielfältigten Bilderreihen erzielen überraschende Wirkung.
                           
                        
                           Maltonwein.
                           In der Berliner Medicinischen Gesellschaft hat Sauer,
                              									der Erfinder des Maltonweines, über die bei dessen Fabrikation zur Anwendung
                              									gelangenden Processe gesprochen: Der Maltonwein, aus Gerste bereitet, macht fünf
                              									Entwickelungsstufen durch: 1) die Bildung des Malzes; 2) die Zuckerbildung nach
                              									Wasserzusatz mittels der Diastase; 3) die Milchsäuregährung der so gewonnenen
                              									Maische; 4) die alkoholische Gährung nach Weinhefezusatz und 5) die Lagerung.
                           Die beiden ersten Stufen hat der Maltonwein mit dem Bier gemeinsam, nur wird bei der
                              									Verzuckerung durch den Diastaseprocess darauf geachtet, dass viel Maltose und wenig
                              									Maltondextrine gebildet werden. Von der so gewonnenen Flüssigkeit wird die sogen.
                              										„Würze“ durch Abläuterung getrennt, die Stammwürze kann bis zu 29 Proc.
                              									betragen, während die der Bierbrauerei niemals 16 Proc. übersteigt. Bisher war die
                              									Malzwein- und Bierbereitung dieselbe, jetzt aber erfolgt die Milchsäuregährung,
                              									nachdem man die Milchsäurebazillen und ihre Begleiter durch hohe Temperaturen
                              									beseitigt hat. Diese Gährung dauert 18 bis 24 Stunden bei 50°. Die Milchsäuregährung
                              									bietet einen Ersatz für die in Trauben und Obstweinen enthaltenen Fruchtsäuren. Nun
                              									macht dieser „Maltonmost“ die alkoholische Gährung durch, unter Zusatz von
                              									Weinhefe. Nach langen Versuchen wählte Sauer die Hefe
                              									bestimmter Südweine (Malaga und Sherry), die einen hohen Vergährungsgrad und
                              									angenehmen Bouquettstoff enthalten. Nach Gährung von einigen Tagen ähnelt der
                              									Maltonwein dem sogen. „Federweissen“. Zur Fortsetzung der Gährung wird Zucker
                              									in Form von concentrirtem Malzextract zugesetzt. Die Lagerung erfolgt unter
                              									möglichster Zulassung von Luft. Es handelt sich danach im Ganzen um eine Combination
                              									der Bier- und Weinbereitungstechnik. (Nach Therapeut.
                                 										Wochenschrift, 1897 Nr. 19.)
                           
                        
                           Carborundum.
                           In der letzten Zeit erscheinen in den technischen Fachzeitschriften längere Artikel,
                              									welche sich über die vielseitige Verwendung des Carborundums verbreiten und ihm
                              									wesentliche Vorzüge vor dem natürlichen Schmirgel nachrühmen, ja, man behauptet, das
                              									Carborundum habe in Amerika den Schmirgel fast verdrängt und lasse seine Verwendung
                              									auch in Europa nur als eine Frage der Zeit erscheinen. Carborundum sei billiger als
                              									Schmirgel, besitze eine unerreichte Schleiffähigkeit und sei in mannigfacher Form
                              									für Schleifzwecke verwendbar. Dabei werden alle diejenigen Schleifmittel angeführt,
                              									welche aus Schmirgel als dem schleifenden Grundstoff hergestellt sind.
                           Es lohnt sich daher, eine Untersuchung darüber anzustellen, ob und inwiefern das
                              									Carborundum dem Schmirgel Concurrenz zu bereiten im Stande ist.
                           Herkunft und Beschaffenheit des natürlichen Schmirgels sind im Allgemeinen bekannt;
                              									er wird hauptsächlich aus den Brüchen Kleinasiens und der griechischen Insel
                              									Naxos gewonnen und besteht in einer Abart des Korunds und ist fast stets mit
                              									Magneteisen vermengt, welches ein nie fehlender Bestandtheil der bläulichen oder
                              									gelblichen Korundmasse ist.
                           Krystallinische Thonerde ist im Wesentlichen das schleifende, polirende Element, und
                              									hier tritt der Unterschied zwischen Schmirgel und Carborund zu Tage; denn letzteres
                              									enthält an Stelle der Thonerde der Hauptsache nach Kiesel und Kohlenstoff. Obwohl
                              									die Krystalle des Carborundums eine bedeutende Härte besitzen, vermögen sie keine
                              									eigentlich schleifende und polirende Wirkung auszuüben.
                           Ein zweites wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist das Gefüge der Körnung. Die
                              									Krystalle des Carborunds sind durchweg länglich gebildet, in der Form kleiner
                              									Stäbchen mit wenig scharfen Ecken, aber einer spiegelglatten Oberfläche, die
                              									Krystalle des Schmirgels dagegen haben eine mehr würfelartige Form mit zahlreichen
                              									scharfen Ecken und einer rauhen Oberfläche. Da die Arbeit des Schleifens
                              									hauptsächlich auf die angreifenden Ecken und Spitzen des Kornes zurückzuführen ist
                              									und deren Wirkung durch die rauhe Oberfläche noch unterstützt wird, ist es
                              									einleuchtend, dass spiegelglatte Flächen den Schleifprocess eher beeinträchtigen als
                              									fördern, jedenfalls kann nur da eine schleifende Wirkung stattfinden, wo die Ecken
                              									des Carborunds an dem zu schleifenden Gegenstand zum Angriff kommen.
                           Bei der Schleifscheibe tritt dieser Uebelstand des Carborunds, das Vorhandensein
                              									wenig schleifender Spitzen deutlich hervor; denn da an den spiegelglatten Flächen
                              									das die Körner zusammenhaltende Bindemittel keinen Halt bekommt, muss die
                              									Carborundumscheibe eine weniger homogene Verbindung ihrer Bestandtheile besitzen als
                              									eine Schmirgelscheibe, oder aber, falls eine Verstärkung des Bindemittels
                              									stattfindet, beeinträchtigt letzteres das Schleifen wesentlich, vertheuert die
                              									Herstellungskosten, die Schleiffläche selbst wird verschmiert, glatt, und arbeitet
                              									nicht mehr.
                           Praktische Versuche in dieser Richtung haben ergeben, dass überall da, wo das Korn in
                              									losem Zustande oder in Form der Schleifscheibe mittelgrobe und grobe Schleifarbeiten
                              									zu verrichten hat, das Schmirgelkorn wesentliche Vorzüge vor dem gleichen Korn des
                              									Carborundums besitzt, abgesehen von dem erheblich höheren Preise des letzteren,
                              									welcher bei der Art der Fabrikationsmethode, mag dieselbe auch noch so billig sein,
                              									niemals den Stand des heutigen Schmirgelpreises erreichen wird.
                           In fein gepulvertem und fein gekörntem Zustande mag das Carborundum hier und da in
                              									beschränktem Umfange von Nutzen sein, obwohl der billigere Schmirgel denselben Zweck
                              									auch hier zu erfüllen vermag und auch bisher überall erfüllt hat; für die grosse
                              									Masse der eigentlichen Schleifarbeit aber, die gegenwärtig in der Industrie zu
                              									bewältigen ist, namentlich für die Bearbeitung von Stahl und Eisen, bietet das
                              									Carborundum keinen genügenden Ersatz, was am besten durch die Thatsache bestätigt
                              									wird, dass heute, nach einem Zeitraum von 5 Jahren, seitdem Carborundum hergestellt
                              									wird, die praktische Verwendung desselben über das Stadium kleiner und mehr
                              									interessanter als technisch werthvoller Versuche nicht hinausgekommen ist. Wäre das
                              									Carborundum dem Schmirgel in allen Richtungen ebenbürtig oder überlegen, so müsste
                              									eine merkliche Abnahme der Schmirgeleinfuhr aus Naxos oder Kleinasien stattgefunden
                              									haben, während im Gegentheil der Verbrauch sowohl in Amerika als in Europa immer
                              									bedeutender geworden ist. Der Schmirgel ist bisher das beste, billigste und
                              									zuverlässigste Schleif- und Polirmittel. (Diese der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Maschinen-Ind. entnommenen Erklärungen
                              									stehen in einigem Widerspruch mit neuerdings aus Amerika eingelaufenen Berichten,
                              									wonach die Carborunderzeugung einen bedeutenden Aufschwung genommen hat. D. R.) Nach
                              										Zeitschrift für Lüftung und Heizung.
                           
                        
                           Pflastersteine aus Schlacke.
                           Gelegentlich einer Anfrage aus dem Kreise ihrer Leser macht die Eisenzeitung folgende Mittheilungen:
                           In den Berliner Vororten gelangen seit einiger Zeit Pflastersteine zur Verwendung,
                              									welche aus Schlacken gegossen sind. Lieferantin dieser Schlackensteine ist die Mansfelder Kupferschiefer bauende Gewerkschaft in
                              									Mansfeld und Eisleben. Die Schlacke ist Kupferhochofenschlacke, die aus den vier
                              									Hochöfen der Gewerkschaft in eiserne Wagen abgestochen und direct aus diesen
                              									vergossen wird, und zwar in eiserne Formen, die je 36 Steine enthalten. Bei der
                              									Fabrikation ist folgender Hauptpunkt zu berücksichtigen. Giesst man die Schlacken
                              									ohne weiteres in die Formen und lässt sie an der Luft erkalten, so erstarrt sie zu
                              									einer völlig unbrauchbaren glasigen Masse, die so hart und spröde ist, dass sie
                              									weder das Einrammen, noch viel weniger aber den Stoss der Wagenräder aushalten kann. Will man
                              									einen guten Stein erhalten, so müssen die Formen gut vorgewärmt sein. Sofort nach
                              									dem Giessen werden sie hoch mit Sand bedeckt und dann mindestens 72 Stunden sich
                              									selbst überlassen. Dann erst sind sie so weit erkaltet, dass sie mit einer Zange
                              									herausgenommen werden können. Die Schlacken machen also einen richtigen
                              									Temperprocess durch. Nachdem sie völlig erkaltet, wird jeder Stein durch kräftiges
                              									Anschlagen mit dem Hammer probirt, wobei diejenigen entzwei gehen, die im Inneren
                              									grosse Luftblasen enthalten.
                           Diese Schlackensteine sind für Pflasterzwecke vorzüglich; sie concurriren mit bestem
                              									schwedischen Granit und haben in Folge ihrer Herstellung durch Guss den Vorzug einer
                              									regelmässigen Form, was ermöglicht, dass die Fuge sehr klein werden kann. Das
                              									Pflaster ist. daher auch ziemlich geräuschlos. In Eisleben liegt solches Pflaster
                              									bereits an 15 Jahre; auch haben die Versuche in Berlin so günstige Ergebnisse
                              									gehabt, dass die Gemeinde Steglitz sich entschloss, 20 000 qm Schlackensteine zur
                              									Neupflasterung anzukaufen.
                           Man hat schon früher vielfach den Versuch gemacht, eisernes Strassenpflaster
                              									einzuführen. Diese Versuche sind bisher stets so gut wie gescheitert, und zwar
                              									hauptsächlich an der Glätte des Eisens und der Schwierigkeit, verhältnissmässig
                              									dünne Platten genügend auf einer nicht allzu kostspieligen Unterbettung zu
                              									befestigen.
                           Es scheint uns eine dankbare Aufgabe der Eisenindustrie zu sein, ein Eisensilicat
                              									herzustellen, welches den Anforderungen für Pflasterzwecke genügt. Wenn wir recht
                              									unterrichtet sind, werden auch bereits solche Steine auf Hütten gefertigt.
                           
                        
                           Auf elektrischem Wege aus Torf hergestellte Kohle.
                           Bekanntlich wurde die Verwerthung der Torfmoore oft, aber meist vergeblich versucht.
                              									Nach einer Mittheilung von C. F. Reichelt (Patentbureau
                              									in Berlin) hat nunmehr die Elektricität die Umgestaltung des Torfes in ein
                              									brauchbares Brennmaterial bewirkt. Nach Reichelt hat
                              									man in Schweden eine brauchbare Torfkohle durch Erhitzen des Torfes in luftdicht
                              									verschlossenen Retorten erhalten. So annehmbar dieses Product der trockenen
                              									Destillation auch schon im Vergleich zum Torf selbst war, so zeigte die Methode doch
                              									den Mangel, dass die Füllung, Anheizung und Entleerung der Retorten umständlich und
                              									das Verfahren daher nicht rentabel war, auch war das Product nicht hinreichend
                              									gleichmässig, indem der den Retortenwänden zunächst liegende Torf zersetzt wurde,
                              									während in der Mitte sich ein noch ungenügend verkohltes Product vorfand. Das neue
                              									Verfahren der Torfkohledarstellung besteht nun darin, dass die eisernen Retorten
                              									innen mit Asbest ausgekleidet und um die Asbestverkleidung eine starke Drahtspirale
                              									schraubenförmig gelegt wird, welche auch um einen mittleren axialen Zapfen geführt
                              									wird. Die Retorte wird alsdann mit Torf gefüllt und in die Enden der Spiraldrähte,
                              									welche isolirt durch die Retortenwand nach aussen geführt werden, ein elektrischer
                              									Strom eingeleitet, so dass die Drahtspirale ins Glühen kommt und den Torf
                              									gleichmässig verkokt. In 15 Minuten soll eine Retorte von etwa 1300 1 Inhalt fertig
                              									sein; der Strom wird alsdann abgestellt und nach der Abkühlung die Retorte entleert,
                              									während inzwischen wieder eine andere beschickt und beheizt wird. Die erhaltene
                              									Kohle stellt eine poröse, schwarze, das Gefüge des Torfes zeigende Masse dar. Nach
                              									einer Analyse seitens der technischen Hochschule in Christiania enthielt dieselbe 76
                              									Proc. Kohlenstoff, 4,6 Proc. Wasserstoff, 8,2 Proc. Sauerstoff, 4,82 Proc.
                              									Feuchtigkeit und nur 3 Proc. Asche. Der theoretische Heizwerth der Kohle wurde zu
                              									7000 Wärmeeinheiten ermittelt, ist also so gross wie bei guter Steinkohle! Die Kohle
                              									brennt mit langgestreckter Flamme, entzündet sich rasch, entwickelt schnell eine
                              									starke Hitze, gibt wenig Russ und eine leicht zerreibliche Asche, welche das Feuer
                              									nicht deckt und erstickt. Der geringe Schwefelgehalt lässt die Kohle auch für
                              									Schmiedefeuer geeignet erscheinen. Die Kosten der Herstellung der Kohle ergaben,
                              									dass der Centner Kohle zu 40 Pf. verkauft werden kann. (Die Bestätigung dieser
                              									Mittheilung wird indess wohl abzuwarten sein.)
                           
                        
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                           Die Werkzeugmaschinen zur Bearbeitung
                                 										der Metalle. Grundzüge der Construction und Entwickelung nach den
                              									Erfahrungen der Praxis von Heinrich Weiss, Ingenieur.
                              									246 S. Mit 64 Tafeln. Wien, Pest, Leipzig. A. Hartleben's Verlag 1897. 7,20
                              									M.
                           
                           Nach „Erfahrungen der Praxis“ hat mit vorbezeichnetem Werke der Verfasser sich
                              									die Aufgabe gestellt, die Elemente der Construction der modernen Werkzeugmaschine in
                              									der Entwickelung zu verfolgen, welche auch diejenigen fremdländischen umfassen,
                              									welche hier acceptirt wurden und die Grundlage neuer Constructionen gebildet
                              									haben.
                           Diese in der Vorrede angedeutete Aufgabe hat der Verfasser auf dem angegebenen Raum
                              									zu bewältigen gesucht und dabei das volle Gebiet des Werkzeugmaschinenbaues
                              									behandelt. Abgesehen von einigen ziemlich dürftig ausgeführten Schnittzeichnungen
                              									setzt sich der Atlas in der Hauptsache aus Schaubildern zusammen, die Preislisten
                              									entnommen sind und deren Ausführung ziemlich misslungen erscheint. Es ist daher kein
                              									Wunder, dass auf Grund eines solchen mangelhaften Zeichenmaterials auch die
                              									Beschreibung der Maschinen und ihrer Glieder sehr zu wünschen übrig lässt.
                           Die Werkzeuge und Arbeitsmethoden sind auf 12 Textseiten behandelt, wobei auf
                              									Einzelheiten näher einzugehen streng- vermieden worden ist. S. 3 z.B. heisst es:
                              										„In Oesterreich und Deutschland sind die in Verwendung stehenden
                                 										Schneidwerkzeuge der Drehbänke, Hobelmaschinen u.s.w. quadratische Stähle mit
                                 										angeschmiedeter, gefeilter, gehärteter und dann geschliffener Schneide, welche
                                 										nach mehrmaligem Nachschleifen wieder in die Schmiede kommen, um durch
                                 										neuerliches Zuschmieden u.s.w. Bei allen diesen Stählen hängt die gute Wirkung
                                 										von den Anstellungs- und Kantenwinkeln ab, wie dies in der allgemeinen
                                 										mechanischen Technologie entwickelt und in der Werkzeugmacherei ausgeführt
                                 										wird.“
                           Aehnlich sind die Fräser, Bohrer, Schermesser, Lochstempel und Ziehen (?)
                              									behandelt.
                           In Bezug der textlichen Ausführung sind die angegebenen Muster rühmend bedacht
                              									worden. Ganze Stellen aus Wencelides'
                              									„Ausstellungsbericht Philadelphia 1877“ (S. 230 u.s.w.) sind fast wörtlich
                              									aufgenommen.
                           Ferner hat Weiss auf S. 187 es kaum der Mühe werth
                              									gefunden, das Beispiel über Wechselräder für die Theilvorrichtung an Fräsemaschinen
                              									abzuändern, sondern dasselbe aus Pregél
                              									„Fräse- und Schleifmaschinen“ * S. 144:
                           
                              \frac{z}{z_0}=\frac{120}{91}=\frac{3\,.\,40}{7\,.\,13}=\frac{30}{70}\,.\,\frac{200}{65}=\frac{30}{35}\,.\,\frac{100}{65}=\frac{a}{b}\,.\,\frac{c}{d}
                              
                           einfach übertragen.
                           In Pregél
                              									„Fräse- und Schleifmaschinen“ * S. 139 ist A.
                                 										Swasey's Satzräder-Fräsemaschinen auf 4½ Seiten beschrieben, wobei 10
                              									Schnittfiguren zur Erläuterung dienen. Die Einleitung lautet:
                           
                              „Liegt allen Zahnflanken eines Rädersatzes von gleicher Theilung dasselbe
                                 										Bildungsgesetz zu Grunde, sind mit anderen Worten u.s.w. In jedem Falle ist die
                                 										Zahnstange nichts anderes u.s.w. Auch sind die berührenden Kreise zweier Räder
                                 										u.s.w. Wenn nun dem in die Zahnstange eingreifenden Zahnrade u.s.w. Genau
                                 										dasselbe u.s.w.“
                              
                           Genau dasselbe, wörtlich genommen, hat Weiss abgedruckt,
                              									allerdings in der Fussnote 1 den Autor bemerkt, sich aber hierbei um die weitere
                              									Beschreibung der Maschine nicht sonderlich bemüht, sondern ohne Bilder mit dem
                              									Vorstehenden bescheidentlich sich begnügt.
                           Aber auch der alten Meister ist gebührend gedacht worden, so Carl Pfaff
                              									„Ausstellungsbericht Wien 1874“ * S. 14 im Abschnitt über Hobelmaschinen.
                           
                              „Sellers hat die Zahnstangenzähne nicht normal zur
                                 										Bewegungsrichtung aufgesetzt, sondern ihnen eine Neigung gegen dieselbe gegeben, damit die Componente aus dem Vorschiebungsdrucke
                                 										und der Reibung der Schneckenzähne gegen u.s.w.“
                              
                           Dagegen Weiss * S. 206:
                           
                              „Sellers hat die Zahnstangen zahne nicht normal zur
                                 										Bewegungsrichtung aufgesetzt, sondern ihnen eine Steigung (?) gegen dieselbe gegeben, damit die Resultirende aus dem Verschiebungsdrucke
                                 										und der Reibung der Schneckenzähne gegen u.s.w.“
                              
                           Also hier wird Neigung durch Steigung ersetzt und Componente mit Resultirende
                              									vertauscht, Vorschiebungsdruck durch Verschiebungsdruck ersetzt und damit nebenbei
                              									der Altmeister Pfaff in fehlerhafter Weise zu
                              									verbessern gesucht.
                           Die vorstehende Auslese dürfte ein ausreichendes Bild von dem, weniger aus
                              									praktischen Erfahrungen, als aus Redensarten zusammengebauten Bilderbuch geben,
                              									dessen Werth für den technischen Fachmann verschwindend klein sein dürfte.
                           Das Wasser und der Kesselstein.
                              									Mit einem Anhange über Kesselexplosion und Corrosion von E.
                                 										Schleh. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Aachen. Mayer's Verlag.
                              									44 Quartseiten.
                           
                           Für die Aneignung der grundlegenden Kenntnisse ist auch die zweite Auflage jedem
                              									Praktiker, der mit Kesseln und Kesselbetrieben zu thun hat, bestens zu
                              									empfehlen.