| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, Miszellen, S. 144 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Darstellung von reinem Chrom- und Wolframmetall.
                           Nachdem H. Moissan schon 1893 die Darstellung von
                              									metallischem Chrom und Mangan durch Reduction des Oxyds im elektrischen Ofen gezeigt
                              									hatte (C. r., S. 116), hat er neuerdings die
                              									Gewinnungsmethode so weit verbessert, insbesondere durch Anwendung eines schwach
                              									geneigten Kohlenrohres, welches das Gemisch von Oxyd und Kohle aufnahm und ein
                              									Abfliessen des geschmolzenen Metalls ermöglichte, dass er das Element in grösseren
                              									Mengen (20 k) gewann (Ann. de chim. et de phys., 1896
                              									S. 559). Zunächst bildete sich bei der Operation ein mehr oder weniger stark
                              									kohlenstoffhaltiges Chrom, und es ist Moissan gelungen,
                              									zwei bestimmte Carbide in krystallisirter Form, entsprechend den Formeln C2Cr3 und CCr4, zu erhalten. Ersteres erhielt er beispielsweise
                              									mittels eines Stromes von 350 Ampère und 70 Volt. Die Reinigung des
                              									kohlenstoffhaltigen Chroms wurde hauptsächlich mit geschmolzenem Kalk vorgenommen;
                              									sie beruht auf der grossen Leichtigkeit, mit der sich Kohlenstoff mit Kalk zu
                              									Calciumcarbid verbindet. So wurde ein Metall erhalten, das nur noch 1,5 bis 1,9
                              									Proc. C enthielt. Dasselbe krystallisirt in Krystallgruppen, die an die bekannten
                              									Formen des Wismuths erinnern. Wurde die Reaction weitergeführt, so bildete sich als
                              									Zwischenproduct ein Doppeloxyd von Calcium und Chrom, das in einem Ofen von
                              									gebranntem Kalk umgeschmolzen ein kohlenstoffreies Chrom lieferte, das sich
                              									feilen und poliren liess.
                           Was die physikalischen Eigenschaften des Metalls anbetrifft, so wurde das specifische
                              									Gewicht zu 6,92 ermittelt. Der Schmelzpunkt ist höher als der des Platins; das
                              									geschmolzene Metall zeigt im elektrischen Ofen das Aussehen und die Beweglichkeit
                              									des Quecksilbers und kann direct in Barrenform gegossen werden. Bei der Hitze, die
                              									ein Strom von 1000 Ampère und 70 Volt lieferte, konnten in einem genügend grossen
                              									elektrischen Ofen auf einmal 10 k Chrom präparirt und gegossen werden. Dieser Guss
                              									zeigte 97,14 Th. Chrom, 1,69 Th. C, 0,60 Th. Fe, 0,39 Th. Si und Spuren von Ca. Das
                              									ganz reine Chrom zeigt keine Einwirkung auf die Magnetnadel. Das Carbid von der
                              									Formel C2Cr3 ritzt
                              									Quarz, selbst Topas, aber nicht Korund. Das von der Formel CCr4 ritzt leicht Glas, schwerer Quarz. Reines Chrom
                              									hat keine Wirkung auf Quarz und ritzt Glas nur schwer. Einzelne Bruchstücke ganz
                              									reinen Chroms ritzten Glas überhaupt nicht.
                           In chemischer Hinsicht kann Chrom als luftbeständig betrachtet werden. Zwar wird das
                              									reine polirte Metall in feuchter Luft etwas trübe, doch ist dies nur eine leichte
                              									oberflächliche Oxydation, die sich nicht fortsetzt. In Sauerstoff stark erhitzt,
                              									brennt es mit noch schöneren Funken als Eisen. Chromfeile auf etwa 700° in
                              									Schwefeldampf erhitzt, geht unter Erglühen in Chromsulfid über. Mit Silicium
                              									verbindet es sich leicht zu einer krystallisirten, den Rubin an Härte übertreffenden
                              									Verbindung. Dieselbe ist gegen die schärfsten chemischen Lösungsmittel sehr
                              									widerstandsfähig. Aehnlich verhält sich das Chrom zum Bor. Salzsäurelösung greift
                              									das Chrom sehr leicht an; mit Schwefelsäure kann ein krystallisirtes Sulfat von
                              									blauer Farbe erhalten werden. Rauchende Salpetersäure und Königswasser haben keine
                              									Einwirkung, geschmolzener Kalisalpeter greift es bei dunkler Rothglut mit
                              									Lebhaftigkeit an. Kupfer, mit nur 0,5 Proc. Chrom legirt, zeigt doppelte Härte,
                              									nimmt schöne Politur an und ist widerstandsfähiger an der Luft als reines
                              									Kupfer.
                           Es sei angefügt, dass H. Moissan in ähnlicher Weise auch
                              									das reine Wolfram, jedoch nicht in so grossen Mengen, darstellte und näher
                              									untersuchte. Das specifische Gewicht dieses Elementes wurde zu 18,7 ermittelt. Es
                              									übt keine Wirkung auf die Magnetnadel aus. An der Luft ist es beständig.
                              									Schwefelsäure und Salzsäure greifen es nur schwer an, während es sich in einer
                              									Mischung von Fluorwasserstoff und Salpetersäure rasch löst. Es wurde ein gut
                              									charakterisirtes Carbid von der Formel CW2 erhalten.
                              									Dasselbe ist von grauer Farbe, härter als Korund und leichter angreifbar als das
                              									Metall; in Sauerstoff verbrennt es bei 500° zu Wolframsäure und Kohlendioxyd. Das
                              									reine Metall lässt sich feilen und schmieden und der Schmelzpunkt liegt noch höher
                              									als der des Chroms. (Z. f. phys. Unters., 1897 S.
                              									159.)
                           
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                              									Beschreibung und Verwendung der Wimshurst'schen
                              									Influenz-Elektrisirmaschine, die erheblich billiger ist als der Ruhmkorff'sche Apparat, von Interesse sein.