| Titel: | [Allgemeines.] | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 157 | 
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                        [Allgemeines.]
                        Allgemeines.
                        
                     
                        38. Jahresversammlung des Vereins deutscher Gas- und
                              								Wasserfachmänner zu Nürnberg vom 29. Juni bis 2. Juli 1898.
                        Mit Abbildungen.
                        
                           Nach den üblichen Begrüssungsreden und nachdem auf Antrag des Vorstands des Vereins
                              									der Erfinder des Gasglühlichts Prof. Dr. Ritter v.
                                    										Auer-Welsbach in Anbetracht seiner grossen Verdienste um die Gasindustrie
                              									einstimmig zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt war, wurde in die eigentlichen
                              									Verhandlungen eingetreten.
                           Zunächst erstattete Director Reissner in Berlin Bericht
                              									über die Commissionsberathung eines Vorschlags von Civilingenieur Grahn in Hannover betreffs Zusammenstellung von
                              									Erfahrungen mit geneigten Retorten und Mittheilungen über die Beziehungen zu den
                              									Patentverhältnissen. Bezüglich des ersten Punktes gab Redner eine Statistik der in
                              									Anwendung befindlichen und im Bau begriffenen Oefen mit schiefliegenden Retorten.
                              									Danach sind auf dem europäischen Continent etwa 1392 im Betrieb, 2655 im Bau, in
                              									England sind 4485 im Betrieb, 2500 im Bau. Was die Patentverhältnisse betrifft, so
                              									ist die Commission der Ansicht, dass der Verein als solcher sich nicht in Patent-
                              									und Musterschutzangelegenheiten einmischen, sondern es dem Einzelnen überlassen
                              									soll, geeignete Maassnahmen zu treffen, wenn er sich durch ein Patent eingeschränkt
                              									fühlt oder den Musterschutz für anfechtbar erachtet. Auch die Einrichtung einer
                              									Controle für Anmeldungen von Patenten und Musterschutz sei nicht zu empfehlen, weil
                              									dazu besondere Patentanwälte angestellt werden müssten.
                           Den nächsten Gegenstand der Tagesordnung bildete ein Vortrag von Chemiker Dr. Leybold in Hamburg über carburirtes Wassergas. Der
                              									Vortragende gab eine Darstellung der Bemühungen, das nicht leuchtende, blau
                              									brennende Wassergas leuchtend zu machen. Die Herstellung des Wassergases ist
                              									bekanntlich eine amerikanische Erfindung; es hat dorten zuerst Boden gefasst und
                              									sich dort so verbreitet, dass jetzt etwa zwei Drittel aller Gaswerke der
                              									Vereinigten Staaten sich mit der Fabrikation desselben befassen. Während in Amerika
                              									die genannten Gaswerke das Wassergas mit Erdöl und dessen Destillationsproducten
                              									carburiren und das Wassergas als solches abgeben, ist in England nur eine Anstalt in
                              									Liverpool zu verzeichnen, die in gleicher Weise verfährt. Die übrigen Werke in
                              									England fabriciren etwa 8 bis 9 Proc. der gesammten Leuchtgasabgabe an Wassergas und
                              									benutzen es nur als Beimischung zum Kohlengas (Leuchtgas). In Deutschland ist als
                              									erste Stadt, welche eine Wassergasanstalt errichtet hat, Bremen vorgegangen, mit
                              									einer täglichen Production von 15500 cbm; in Berlin und Hamburg befasst man sich
                              									noch mit Vorarbeiten bezüglich der Einführung. Wassergasanstalten auf dem Continente
                              									haben ferner Kopenhagen für etwa 20000, Brüssel für 40000, Rotterdam für 20000 cbm
                              									täglichen Consums.
                           Die Errichtung von Wassergasanlagen auch in Verbindung mit den Kohlengaswerken
                              									empfiehlt sich besonders wegen der geringen Anlage- und Betriebskosten. Die
                              									Generatoren bedürfen nur eine ganz geringe Bedienungsmannschaft und verursachen
                              									keine schwere Arbeit. Diese Vorzüge begründet Redner näher durch folgende Sätze:
                           1) Geringe Anlagekosten.
                           Beispiel: Die Wassergasanlage von Humphreys und Glasgow-London, eingerichtet für eine
                              									tägliche Production von 50000 cbm, kostet sammt Gebäuden 500000 M., eine
                              									Kohlengasanstalt von gleicher Productionsfähigkeit dagegen 2500000 M.
                           2) Geringere Grösse und Fläche der Apparate.
                           3) Lohnendere Verwendung des eigenen Koks, welcher durch die Umwandlung in Leuchtgas
                              									einen besseren Preis erzielt, als wenn man ihn zum Heizen verkauft. Dies ergibt für
                              									Kohlengaswerke somit eine bessere Ausnutzung der Kohle, da aus 100 k Kohle sich
                              									ausser dem Kohlengas noch etwa 135 cbm nicht leuchtenden Wassergases erzeugen
                              									lassen, eine Menge, die, mit Oeldampf carburirt, auf 180 cbm steigt.
                           4) Oel als Erdöl ist ein besseres Carburirungsmittel als Cannelkohle, die häufig den
                              									Nachtheil hat, einen schlechten Koks zu liefern.
                           Als weitere Vorzüge gibt Redner noch die leichte Möglichkeit einer Ausgleichung
                              									grosser Tagesconsumschwankungen an, wie sie insbesondere in England und im Norden
                              									Deutschlands durch die Nebel bedingt werden, da man den Wassergaserzeuger
                              									(Generator) über Nacht stillstehen lassen und nur nach ½stündigem Heissblasen sofort
                              									wieder Gas machen kann. Auch bei Arbeiter streiken ist die Wassergasanlage von
                              									ausserordentlichem Werth, was daraus erhellt, dass schwere Arbeit nicht nöthig ist
                              									und eine Tagesproduction von 170000 cbm durch 24 Mann bewältigt werden kann, während
                              									eine gleiche Lieferung an Kohlengas 340 Mann erfordert haben (Erfahrungen der Gas-
                              									und Wassergaswerke in Belfast).
                           Bei Wassergaswerken fehlen Nebenproducte fast vollständig, eine Herauswaschung von
                              									Ammoniak mittels Skrubbern ist daher nicht nothwendig; dieser Theil der Gasanlagen
                              									fällt also von vornherein fort, gereinigt wird in England mit Kalk, es kann aber
                              									auch durch die gewöhnliche Reinigungsmasse geschehen. Bei der Fabrikation von mit
                              									Oel carburirtem Wassergas entstehen etwa 10 bis 12 Proc. des vergasten Oeles an
                              									Theer. Schwefelverbindungensind im Wassergas nur in sehr geringen Mengen
                              									vorhanden, man hat es daher in der Hand, den Schwefelgehalt im Leuchtgas durch
                              									Beimischung von Wassergas entsprechend herabzudrücken.
                           Als Nachtheil der Wassergasbenutzung wird im Allgemeinen der hohe Gehalt an dem
                              									giftigen Kohlenoxydgas angesehen. Zur vergleichenden Uebersicht gibt Redner folgende
                              									Zahlen an:
                           
                              
                                 Oelgas
                                   2
                                 bis
                                   4
                                 Proc.
                                 Kohlenoxyd
                                 
                              
                                 Cannelgas
                                   4
                                 „
                                   6
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Steinkohlengas
                                   8
                                 „
                                 10
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Braunkohlengas
                                 25
                                 
                                 
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Holzgas
                                 30
                                 „
                                 40
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Blau brennendes Wassergas
                                    
                                 
                                    40
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    50
                                    
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Carburirtes Wassergas
                                    
                                 
                                    26
                                    
                                 
                                    „
                                    
                                 
                                    30
                                    
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 (mit Oel auf eine Leuchtkraft      von 25 H.-Fl.
                                    											gebracht.)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                              
                                 20 Proc. Wassergas zum
                                    											Steinkohlen-gas gemischt, für gewöhnliche Ver-hältnisse höchste
                                    											Beimischung
                                 erhöhen den Kohlen-oxydgehalt von 9 auf13
                                    											Proc.
                                 
                              
                           In dem bekanntlich mit sehr rigorosen gesundheitspolizeilichen Bestimmungen
                              									ausgestatteten England nimmt man von dieser Thatsache keine Notiz und so hofft
                              									Redner, dass auch in Deutschland der Einführung von gesundheitspolizeilicher Seite
                              									keine Schwierigkeiten gemacht werden.
                           Redner empfiehlt die Einführung von Wassergashilfsanlagen auch den Werken, welchen
                              									bei gesteigertem Consum eine Ausdehnung der Kohlengasanlage wegen Platzmangels nicht
                              									mehr möglich ist.
                           Der Vortragende berichtet ferner über Carburirversuche, die er in einer
                              									Wassergasanlage in Brüssel mit deutschen Oelsorten angestellt hat. Er brachte das
                              									Gas auf 15 bis 16 HK. Dabei hat die Dauer des Heissblasens 3 Minuten, die des
                              									Gasmachens 6 Minuten betragen; das Schlacken erfolgte zweimal täglich. Zur Vergasung
                              									bezw. Zersetzung des schweren Oeles war mehr Hitze, also mehr Koks erforderlich als
                              									beim leichten Oel. Der Arbeitslohn berechnet sich bei einer von der Kohlengasanstalt
                              									getrennt errichteten Wassergasanlage für 50000 cbm zu 61 M. 90 Pf. (14 Arbeiter),
                              									auf 10000 cbm kommen somit 1 M. 25 Pf. an Arbeitslohn, wobei der gebrauchte Koks vor
                              									das Gebäude geliefert angenommen ist.
                           Ueber die Preise von Carburirungsölen für das Wassergas macht Redner folgende
                              									Angaben:
                           
                              
                                 Gasöl von Halle
                                   7,00 M.
                                 
                              
                                 Schweres Oel von Halle
                                   7,00  „
                                 
                              
                                 Gasöl von Messel
                                   8,85  „
                                 
                              
                                 Unverzolltes Erdöl
                                   6,00  „
                                 
                              
                                 Verzolltes Erdöl
                                 13,50  „
                                 
                              
                           10000 cbm Gas erfordern daher folgende Herstellungskosten:
                           
                              
                                 
                                 16 HK-Gas
                                 20 HK-Gas
                                 
                              
                                 Unverzolltes Erdöl
                                   37,49 M.
                                   51,80 M.
                                 
                              
                                 Verzolltes Erdöl
                                   69,47  „
                                 101,38  „
                                 
                              
                                 Gasöl von Halle
                                   40,03  „
                                   56,19  „
                                 
                              
                                 Schweres Oel von Halle
                                   42,62  „
                                   59,48  „
                                 
                              
                                 Gasöl von Messel
                                   43,65  „
                                   61,80  „
                                 
                              
                           In Deutschland sind nur etwa 5000 bis 6000 t Oel eigner Production verfügbar, dies
                              									würde nur für etwa fünf grössere Anstalten ausreichen. In Kopenhagen benutzt man
                              									trotz des Zolles Erdöl, doch sieht man sich nach einem billigeren Oel um. England,
                              									Belgien und Holland haben keinen Erdölzoll.
                           Bezüglich der Wassergaserzeugungsapparate berichtet der Vortragende, dass in England
                              									nur Lowe-Apparate im Betrieb sind.
                           Es folgte nun der Experimentalvortrag Dr. Strache's
                              									von Wien, über die neuesten Fortschritte der Wassergasbeleuchtung.
                           Redner hat bei seinen Versuchen und Arbeiten das Augenmerk darauf gelenkt, die
                              									Ausbeute an Wassergas aus dem Brennmaterial zu erhöhen und gleichzeitig die directe
                              									Anwendung von Steinkohle oder Braunkohle statt des Koks zu ermöglichen, behufs
                              									Erzielung eines reinlichen und bequemen Betriebes, von einer Gewinnung von
                              									Nebenproducten wie Theer und Ammoniak abzusehen und möglichst alle Bestandtheile des
                              									Brennmaterials glatt in Wassergas umzusetzen.
                           Der Apparat (Fig. 1) besteht aus einem mit zwei
                              									Gasaustrittsöffnungen o1 und o2
                              									versehenen Schachtofen g, der mit Chamotte ausgemauert
                              									ist, aus dem Steuerventil s, welches den alternirenden
                              									Verschluss der Austrittsöffnungen o1 und o2 ermöglicht, und aus dem Generator r.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 157
                              Fig. 1.Wassergaserzeugungsapparat.
                              
                           Durch die Horizontalebene der unteren Austrittsöffnung o1 kann man sich den Generator in zwei
                              									Theile: den Koksraum c und den oberen Theil oder
                              									Kohlenraum k, zerlegt denken. Bei Inbetriebsetzung wird
                              									der ganze Generator mit Koks gefüllt, unten entzündet und durch Einblasen von Luft
                              									zur Weissglut gebracht. Hierbei ist das Steuerventil s
                              									so gestellt, dass die obere Austrittsöffnung o2 verschlossen ist, wodurch das zunächst entstehende
                              									Generatorgas gezwungen wird, durch die untere Oeffnung o1 auszutreten, so dass es den Regenerator
                              										r erreicht, wo es durch einen aus der Oeffnung l eingeblasenen Secundärluftstrom zur Verbrennung
                              									gelangt. Die hierbei entstehende Wärme wird in dem Chamottematerial des Regenerators
                              									aufgespeichert, welches sich oben bis zur Weissglut, unten aber etwas weniger stark
                              									erhitzt. Diese Wärme dient im weiteren Verlauf der Gasbereitung zur Ueberhitzung des
                              									Dampfes, wodurch die Ausbeute an Wassergas aus dem Brennmaterial sich wesentlich
                              									steigert.
                           Die Verbrennungsgase gelangen aus dem Regenerator bei a
                              									in den Abgaskanal, von wo aus sie zum Schornstein oder zum Winderhitzer geleitet
                              									werden. Hat der Generator und Regenerator die richtige Temperatur erreicht, so
                              									werden die Lufteintrittsöffnung des Generatorssowie die Austrittsöffnung a der Verbrennungsgase aus dem Regenerator, sowie der Secundärwindeintritt
                              										l geschlossen, mit dem Ventil s aber o2 geöffnet, o1 geschlossen. Bei t
                              									bringt man nun die Kohle als Ersatz des während des Warmblasens verbrannten Kokses
                              									ein.
                           Das Gas wird nun folgendermaassen erzeugt: Bei a lässt
                              									man Dampf in den Regenerator ein, die Chamottesteine überhitzen ihn, bei o2 tritt er zur
                              									Steinkohle, welche in den Generator eingebracht worden ist. Der überhitzte Dampf
                              									vergast und verkokt die Kohle. Der entstehende Koks erfüllt nach Maassgabe des
                              									Verbrauchs den Koksraum und bildet eine glühende Schichte (c), durch welche die Vergasungsproducte, auch Theer und Ammoniak, gemischt
                              									auf dem Wasserdampf streichen und wo sie in Wasserstoff, Kohlenstoff und Stickstoff
                              									zerlegt werden, während der Wasserdampf durch den glühenden Koks in Wassergas
                              									umgesetzt wird.
                           Die Wassergasbereitung mittels des Strache'schen
                              									Apparates zerfällt sonach in drei Processe:
                           1) Die Vergasung und Verkokung der Steinkohle.
                           2) Zersetzung der Vergasungsproducte in Kohlenstoff, Wasserstoff und wenig
                              									Stickstoff.
                           3) Umsetzung des Wasserdampfes und Kokses in Wassergas.
                           Im Ganzen werden aus 100 k Steinkohle je nach der Grösse der Generatoren 75 bis 100
                              									cbm Wassergas erhalten, welches sich durch einen höheren Wasserstoffgehalt, als wie
                              									es gewöhnliches Wassergas besitzt, auszeichnet. Hierbei ist die Zersetzung des
                              									Theers nahezu vollkommen, beim Waschen des Gases in Skrubbern nimmt das Wasser keine
                              									Theerbestandtheile auf, dagegen wird durch die Zerlegung entstandener Russ
                              									abgeschieden, ferner ist die Zerlegung des Ammoniaks eine genügende, denn im
                              									Skrubberwasser ist Ammoniak nicht durch den Geruch nachweisbar.
                           Der Steinkohlenverbrauch beträgt etwa 0,8 k für 1 cbm Wassergas in Apparaten mit 50
                              									cbm Leistung; der Vortragende hofft aber den Kohlenverbrauch bei grossen Apparaten
                              									mit etwa 500 cbm Leistungsfähigkeit auf 0,5 k für 1 cbm Wassergas herabdrücken zu
                              									können. Die Anbringung eines Ausgleichbehälters hinter dem Skrubber zur Aufnahme der
                              									einmaligen Gasproduction und Erzielung eines continuirlichen Gasstromes beim
                              									Durchstreichen der Reiniger, empfiehlt Strache nur für
                              									die grösseren Anlagen, wo die Anlagekosten nicht mehr wesentlich in Betracht kommen;
                              									bei kleineren Apparaten empfiehlt er die Anbringung der Reiniger hinter dem Hauptgasbehälter, so dass das Gas von den
                              									Reinigern direct zur Consumstelle gelangt. Als verunreinigende Bestandtheile kommen
                              									für Wassergas insbesondere suspendirte Kieselsäure und eine gasförmige
                              									Eisenverbindung in Betracht. Die erste führt zu Verstopfungen der Rohrleitungen und
                              									Brenner und ist durch geeignete Beschickung der Skrubber zu entfernen, letztere wird
                              									durch ein nicht näher genanntes Mittel, sowie durch Schwefelsäure (Verbrauch 1 k für
                              									100 cbm Gas) beseitigt, da sie die Verwendung des Gases als Auer-Licht stört. Der
                              									Vortragende macht hieran anschliessend darauf aufmerksam, dass gereinigtes Wassergas
                              									nicht mit blanken Eisenflächen in Berührung kommen darf, da eine weitere Aufnahme an
                              									Eisen erfolgen kann, neue Rohre müssen daher verzinkt oder getheert sein. Alte
                              									Rohrleitungen, die schon längere Zeit zur Fortleitung von Leuchtgas gedient
                              									haben, und die im Inneren mit Eisenoxyden und Schwefeleisen überzogen sind, können
                              									nach den Erfahrungen Strache's für Wassergas benutzt
                              									werden. Der Vortragende kommt nunmehr auf die Parfümirung des an sich geruchlosen
                              									Wassergases zu sprechen und empfiehlt an Stelle des zu theueren Merkaptans das nach
                              										Jahoda's Verfahren billiger herzustellende
                              									Carbylamin in 50procentiger Goncentration zu verwenden.
                           Auf die kalte Carburirung des Wassergases mittels Benzols ging Strache flüchtig ein, erwähnte kurz die Carburirung
                              									durch Mineralöle in der Hitze nach System Humphreys und Glasgow und zeigte die von
                              									ihm construirten Wassergasglühlichtbrenner, die in fünf verschiedenen Grossen zu 25,
                              									50, 80, 120 und 150 Kerzen Leuchtkraft hergestellt werden.
                           Der Beimischung von Acetylen zum Wassergas redet Strache
                              									nicht das Wort.
                           Bezüglich des Preises des Wassergaslichtes im Vergleich mit anderen Beleuchtungsarten
                              									und deren Kohlenverbrauch geben folgende Tabellen Aufschluss.
                           Tabelle I.
                           Kosten verschiedener Beleuchtungsarten in grossen Städten für
                              									1000 HK/Std.:
                           
                              
                                 Elektrisches Glühlicht
                                 3,57
                                 Kilo-Watt
                                 zu
                                 60
                                 =
                                 214,2
                                 Pf.
                                 
                              
                                 Offenes Steinkohlengaslicht
                                 9,1
                                 cbm
                                 „
                                 17
                                 =
                                 154,7
                                 „
                                 
                              
                                 Acetylen
                                 0,7
                                   „
                                 „
                                 175
                                 =
                                 122,5
                                 „
                                 
                              
                                 Elektrisches Bogenlicht
                                 1,7
                                 Kilo-Watt
                                 „
                                 60
                                 =
                                 60,0
                                 „
                                 
                              
                                 Steinkohlengas-Auer-Licht
                                 2,1
                                 cbm
                                 „
                                 17
                                 =
                                 35,7
                                 „
                                 
                              
                                 Wassergas-Auer-Licht
                                 1,3
                                   „
                                 „
                                 7
                                 =
                                 9,1
                                 „
                                 
                              
                           Tabelle II.
                           Verbrauch an Kohle bei verschiedenen Beleuchtungsarten für 1000
                              									HK/Std.:
                           
                              
                                 Offenes Steinkohlengaslicht
                                 9,1
                                 cbm
                                 zu
                                 3,3
                                 k
                                 =
                                 30,0
                                 k
                                 
                              
                                 Acetylen
                                 0,7
                                   „
                                 „
                                 33,0
                                 „
                                 =
                                 23,0
                                 „
                                 
                              
                                 Elektrisches Glühlicht
                                 3,57
                                 Kilo-Watt
                                 „
                                 3,0
                                 „
                                 =
                                 11,0
                                 „
                                 
                              
                                 Steinkohlengas-Auer-Licht
                                 2,1
                                 cbm
                                 „
                                 3,3
                                 „
                                 =
                                 7,0
                                 „
                                 
                              
                                 Elektrisches Bogenlicht
                                 1,0
                                 Kilo-Watt
                                 „
                                 3,0
                                 „
                                 =
                                 3,0
                                 „
                                 
                              
                                 Wassergas-Auer-Licht
                                 1,3
                                 cbm
                                 „
                                 0,8
                                 „
                                 =
                                 1,1
                                 „
                                 
                              
                           Sanitäre Vorzüge des Wassergases gegenüber anderen
                              									Beleuchtungsarten.
                           Tabelle I.
                           Wärmeentwickelung für 1000 HK/Std.
                           
                              
                                 Offenes Steinkohlen-    gaslicht
                                 9,1
                                 cbm
                                 zu
                                 5000
                                 =
                                 45500
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Steinkohlengas-Auer-    Licht
                                 2,1
                                   „
                                 „
                                 5000
                                 =
                                 10500
                                 „
                                 
                              
                                 Acetylen
                                 0,7
                                   „
                                 „
                                 12000
                                 =
                                 8400
                                 „
                                 
                              
                                 Wassergas-Auer-    Licht
                                 1,3
                                   „
                                 „
                                 2500
                                 =
                                 3250
                                 „
                                 
                              
                                 Elektrisches Glüh-    licht
                                 3,57
                                 Kilo-Watt
                                 „
                                 830
                                 =
                                 2970
                                 „
                                 
                              
                                 Elektrisches Bogen-    licht
                                 1,0
                                 „
                                 „
                                 830
                                 =
                                 830
                                 „
                                 
                              
                           Tabelle II.
                           Kohlensäureentwickelung verschiedener Beleuchtungsarten für 1000
                              									HK/Std.:
                           
                              
                                 Offenes Steinkohlengaslicht
                                 9,0
                                 cbm
                                 zu
                                 0,53
                                 cbm
                                 CO2
                                 =
                                 4,82
                                 cbm
                                 
                              
                                 Acetylen
                                 0,7
                                 „
                                 „
                                 2,00
                                 „
                                 „
                                 =
                                 1,40
                                 „
                                 
                              
                                 Steinkohlengas-Auer-Licht
                                 2,1
                                 „
                                 „
                                 0,53
                                 „
                                 „
                                 =
                                 1,11
                                 „
                                 
                              
                                 Wassergas-Auer-Licht
                                 1,3
                                 „
                                 „
                                 0,39
                                 „
                                 „
                                 =
                                 0,51
                                 „
                                 
                              
                           Tabelle III.
                           Sauerstoffverbrauch bei verschiedenen Beleuchtungsarten für 1000
                              									HK/Std.:
                           
                              
                                 Offenes Steinkohlengaslicht
                                 9,1
                                 cbm
                                 zu
                                 1,22
                                 cbm
                                 O
                                 =
                                 11,1
                                 cbm
                                 
                              
                                 Steinkohlengas-Auer-Licht
                                 2,1
                                 „
                                 „
                                 1,22
                                 „
                                 „
                                 =
                                 2,6
                                 „
                                 
                              
                                 Acetylen
                                 0,7
                                 „
                                 „
                                 2,50
                                 „
                                 „
                                 =
                                 1,8
                                 „
                                 
                              
                                 Wassergas-Auer-Licht
                                 1,3
                                 „
                                 „
                                 0,47
                                 „
                                 „
                                 =
                                 0,6
                                 „
                                 
                              
                           Abgesehen von der Billigkeit des Wassergas-Auer-Lichtes gegenüber allen anderen
                              									Beleuchtungsarten kommtder Vortragende bezüglich, der übrigen Vorzüge zu folgender
                              									Zusammenfassung:
                           1) Die schöne reinweisse Farbe des Lichtes, ohne jeden Stich ins Grünliche und
                              									höherer Glanz desselben (vortheilhafter Unterschied von
                              									Steinkohlengas-Auer-Licht).
                           2) Geringere Wärmeentwickelung bei gleichen Lichtintensitäten.
                           3) Die geringere Kohlensäureentwickelung und der geringere Sauerstoff verbrauch der
                              									Leuchtflammen bedingen eine geringere Luftverschlechterung.
                           4) Die absolute Rauch- und Russlosigkeit der Wassergasflammen.
                           5) Das Zurückschlagen der Brenner im Auer-Licht ist ausgeschlossen, weil nicht wie
                              									beim Steinkohlengas zur Entleuchtung Luft zugeführt werden muss.
                           6) Die Glühkörper können bei Benutzung von Wassergas aus stärkerem Garn hergestellt
                              									werden, der Strumpf wird ferner bei der grösseren Hitze härter, die Glühkörper sind
                              									daher dauerhafter.
                           7) Das Wassergas-Auer-Licht kann ohne Cylinder gebrannt werden, was der Vortragende
                              									durch Vorzeigung solcher Flammen bewies.
                           8) Die geringere Explosionsfähigkeit des Wassergases. – Entsprechende Demonstrationen
                              									mit Gas, Wassergas und Acetylengasluftgemischen wurden vorgenommen. – Ein Gemisch
                              									von Luft und Gas entzündet sich, wenn mindestens darin enthalten sind: 3 Proc.
                              									Acetylen, 6 Proc. Steinkohlengas oder 11 Proc. Wassergas.
                           Nachdem der Vortragende noch den einen Nachtheil, die höhere Giftigkeit des
                              									Wassergases, erwähnt und die starke Parfümirung des an sich bekanntlich geruchlosen
                              									Wassergases als Kennzeichen und Vorbeugungsmittel empfohlen hatte, erwähnte derselbe
                              									noch die Verwendung des Gases in Laboratorien, für Gasmotorenbetrieb, Gasbahnen und
                              									die verschiedensten industriellen und Heizzwecke.
                           An den Vortrag, den wir hier ziemlich vollständig wiedergegeben haben, schloss sich
                              									eine Discussion nicht an. Das Schlusswort bezüglich der Wassergasfrage hatte Bunte, welcher die Verwendung von Wassergas zur Heizung
                              									und Beleuchtung ebenfalls befürwortet.
                           Liebetanz in Düsseldorf berichtete alsdann über den
                              									Stand und Zukunft der Acetylenbeleuchtung und ihr Verhältniss zur
                              									Steinkohlenbeleuchtung, doch boten die Ausführungen des Vortragenden nichts
                              									Neues.
                           Den Schluss der Tagesordnung für die Verhandlungen des Gasfaches bildete ein
                              									Experimentalvortrag Bunte's über flüssige Luft (D. p. J. 1897 303 40) unter
                              									Assistenz von Dr. Sieder. Bunte brachte als Einleitung
                              									Allgemeines über die Verflüssigung der Gase und beschrieb den Linde'schen Apparat an Hand einer Skizze, wie sie Fig. 2 veranschaulicht.
                           Die Wirkung dieses Apparates beruht auf der Abkühlung, welche die Luft beim
                              									Ausströmen von einem höheren auf einen niedrigeren Druck in Folge der Leistung von
                              									innerer Arbeit erleidet. Diese Abkühlung beträgt bei gewöhnlicher Temperatur
                              									ungefähr 0,25° für 1 at Druckdifferenz, ist also selbst bei sehr grossen
                              									Druckdifferenzen zu klein, um bei einmaliger Ausströmung eine Verflüssigung der Luft
                              									herbeizuführen, welche bekanntlich erst unterhalb – 140°, der kritischen Temperatur
                              									der Luft, eintreten kann, unter atmosphärischem Druck aber erst bei – 191°, dem
                              									Siedepunkt der flüssigen Luft, stattfindet. Es werden deshalb die Wirkungen beliebig
                              									vieler Ausströmungen in der Weise vereinigt, dass jede vorhergehende zur Vorkühlung
                              									der Luft vor der nachfolgenden dient. Dies wird durch Anwendung des
                              									Gegenstromprincips erreicht, welches in zwei langen, in einander gesteckten und zu
                              									einer Spirale aufgewundenen Rohren zu sehr vollkommener Wirkung gelangt. Die
                              									comprimirte Luft durchfliesst das innere Rohr der senkrecht aufgestellten
                              									Doppelspirale von oben nach unten, strömt am unteren Ende durch ein Ventil auf
                              									niedrigeren Druck aus und kehrt dann durch den ringförmigen Raum zwischen dem
                              									inneren und äusseren Rohr nach oben zurück, wobei sie die durch die Ausströmung
                              									gewonnene Abkühlung auf die das innere Rohr durchfliessende comprimirte Luft
                              									überträgt. Hierdurch wird bewirkt, dass die Temperaturen vor und nach der
                              									Ausströmung fortwährend sinken, bis die Verflüssigungstemperatur erreicht ist, und
                              									ein Theil der ausströmenden Luft sich im flüssigen Zustand in einem am unteren Ende
                              									des Gegenstromapparates angebrachten Gefäss sammelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 159
                              Fig. 2.Linde's Apparat zur Erzeugung flüssiger Luft.
                              
                           Da die Kälteleistung des Apparates von der Differenz der Drucke (p2 – p1) vor und nach der
                              									Ausströmung, die Compressionsarbeit dagegen von dem Verhältniss derselben Drucke
                              										\left(\frac{p_2}{p_1}\right) abhängt, so muss die Differenz
                              									gross, das Verhältniss klein gewählt werden. In der Maschine wird deshalb der
                              									grössere Theil der Kälte durch das Ausströmen eines Luftquantums von etwa 200 at auf
                              									einen Druck p1
                              									producirt, für welchen \left(\frac{p_2}{p_1}\right) nicht grösser
                              									als 10 – 15 ist, während p2 – p1
                              									ungefähr 180 at beträgt. Nur das zum Füllen und Nachfüllen erforderliche kleinere
                              									Luftquantum wird aus der Atmosphäre in jenen Kreislauf bei p1 eingeführt und verlässt denselben
                              									wieder theils als Flüssigkeit, theils im Gegenstromapparate als Gas unter
                              									atmosphärischem Druck.
                           Die wichtigsten Theile der Maschine sind der zweicylindrige Luftcompressor und der
                              									Gegenstromapparat. Ersterer ist für Riemenantrieb eingerichtet und eignet sich
                              									besonders für den Antrieb mittels Elektromotors. Letzterer besteht aus einer durch
                              									Ineinanderstecken vondrei Kupferrohren hergestellten dreifachen Spirale. Der oben erwähnte
                              									Kreislauf der Luft findet in der Weise statt, dass comprimirte Luft von etwa 200 at
                              									von oben nach unten das innerste Rohr durchläuft, am unteren Ende durch ein Ventil
                              										a auf einen Druck von etwa 16 at ausströmt, durch
                              									den ringförmigen Raum zwischen innerstem und mittlerem Rohr nach oben zurückkehrt
                              									und nun von dem kleineren Cylinder d des
                              									Luftcompressors wieder auf einen Druck von 200 at gebracht wird, um den Kreislauf
                              									von Neuem zu beginnen. Der grössere Cylinder e des
                              									Compressors pumpt ein kleineres Luftquantum aus der Atmosphäre in die Saugleitung
                              									des kleineren Cylinders, also auf 16 at. Eine gleiche Luftmenge muss daher den
                              									Kreislauf an einer anderen Stelle verlassen, damit die Drucke constant bleiben. Dies
                              									geschieht am unteren Ende des Gegenstromapparates gleich nach der Ausströmung von
                              									200 auf 16 at, indem dort durch ein zweites Ventil b
                              									eine regulirbare Luftmenge von 16 auf 1 at ausströmt. Ein Theil der letzteren wird
                              									hierbei, nachdem der Apparat durch 1½- bis 2stündiges Arbeiten bis zur
                              									Verflüssigungstemperatur herabgekühlt ist, flüssig und sammelt sich in einer am
                              									unteren Ende des Gegenstromapparates angebrachten doppelwandigen Glasflasche c, sogen. Dewar'sches
                              									Gefäss, bei welcher der Zwischenraum zwischen den beiden Wänden möglichst vollkommen
                              									evacuirt ist. Dieses Vacuum bildet einen so wirksamen Schutz gegen den Wärmezutritt
                              									aus der Umgebung, dass eine weitere Isolation nicht erforderlich ist, die Flasche
                              									also ganz frei sichtbar angebracht werden kann. Mittels eines bis auf den Boden der
                              									Flasche eintauchenden Röhrchens kann die Flüssigkeit durch das Hähnchen h abgelassen werden. Der nicht verflüssigte Theil der
                              									durch das zweite Ventil ausgetretenen Luftmenge verlässt den Apparat, indem er durch
                              									den Raum zwischen dem mittleren und dem äussersten Rohr der Spirale in die
                              									Atmosphäre ausströmt.
                           In die Saugleitung des Niederdruckcylinders wird fortwährend etwas Wasser
                              									eingespritzt, um die schädlichen Räume auszufüllen und die Endtemperatur der
                              									Compression zu erniedrigen. Dieses Wasser, sowie der in der angesaugten Luft
                              									enthaltene Dampf müssen möglichst vollkommen beseitigt werden, um Verstopfungen der
                              									inneren Spirale durch Eis vorzubeugen. Dies wird erreicht erstens durch einen
                              									Wasserabscheider f, der das mechanisch mitgerissene
                              									Wasser zurückhält, zweitens durch eine Spirale g aus
                              									eisernen Rohren, welche – vermittelst einer Kältemischung aus Eis und Chlorcalcium
                              									auf einige Grade unter Null abgekühlt – die in der hochcomprimirten Luft enthaltenen
                              									geringen Mengen Wasserdampf bis auf Spuren ausfriert.
                           Jeder Cylinder des Compressors ist mit einem Sicherheitsventile versehen, welches bei
                              									Ueberschreitung des höchsten zulässigen Betriebsdruckes abbläst. Alle unter Druck
                              									stehenden Theile des Apparates sind auf mindestens den anderthalbfachen Betrag des
                              									höchsten im Betriebe vorkommenden Druckes mit Wasser gepresst.
                           Die Isolirung des Gegenstromapparates gegen Wärmeaufnahme aus der Umgebung geschieht
                              									in wirksamer Weise durch rohe Schafwolle, welche fest in den Holzmantel eingepresst
                              									wird.
                           Dr. Sieder hatte mehrere Liter frisch bereiteter
                              									flüssiger Luft direct aus München mitgebracht, da ein Luftverflüssigungsapparat
                              									nicht zur Verfügung war. Mit dieser, einer wasserhellen, wegen der raschen
                              									Verdunstung in den Flaschen fortwährend perlenden, bläulich schimmernden Flüssigkeit
                              									wurden von Bunte eine Reihe interessanter Versuche
                              									vorgenommen. In die flüssige Luft eingetauchte Rosen, Gummischläuche u.s.w. gefroren
                              									sofort und stellten eine glasharte, spröde, mit dem Hammer leicht zertrümmerbare
                              									Masse dar. Mittels des Apparats gelingt es auch unter Benutzung der
                              									verschiedenartigen Factoren, unter denen sich Sauerstoff und Stickstoff verflüssigen
                              									lassen, eine mit Sauerstoff angereicherte Flüssigkeit zu erhalten, die bis zu 50
                              									Proc. an Sauerstoff enthalten kann. Diese Flüssigkeit ist technisch verwendbar.
                              									Setzt man z.B. auf einen mit flüssiger Luft zur Hälfte angefüllten Glaskolben einen
                              									Gummistopfen, der ein Gasleitungsröhrchen enthält und verbindet letzteres mit einer
                              									gewöhnlichen Gasgebläselampe, so erhält man beim geringsten Schütteln des Kolbens
                              									eine continuirliche Gebläseflamme, deren Hitze so gross ist, dass man an einen
                              									dünnen Platindraht eine Perle anschmelzen kann. Bringt man die flüssige Luft auf
                              									Baumwolle oder Kohle, so erhält man ein leicht entzündliches, wie Schiessbaumwolle
                              									oder Pulver verpuffendes Gemisch. Letztere Eigenschaften will Linde technisch zur Herstellung von Sprengstoffen
                              									verwerthen, deren Vortheile darin liegen, dass sie am Gebrauchsort und nur zum
                              									unmittelbaren Gebrauch hergestellt werden können, denn die mit der flüssigen
                              									Sauerstoffluft und Baumwolle oder Kohle bereiteten Mischungen haben nur
                              									sprengstoffähnliche Eigenschaften, solange sie mit der Flüssigkeit durchtränkt sind,
                              									ist letztere verdampft, was verhältnissmässig rasch vor sich geht, so bleiben
                              									gewöhnliche Baumwolle oder Kohle zurück.
                           Diese von Bunte vorgeführten Versuche erregten
                              									allgemeines Interesse.
                           Die übrige Zeit der Verhandlungen war dem Wasserfach gewidmet, doch schloss sich an
                              									den Congress der Gas- und Wasserfachmänner ein solcher der Acetylenfachmänner an,
                              									der im Wesentlichen neue Gesichtspunkte nicht bot, und bei dem die Referenten
                              									Rechtsanwalt Grünschild und Ingenieur Herzfeldt sich vorzugsweise mit den
                              									Polizeiverordnungen, betreffend die Aufstellung und den Betrieb von
                              									Acetylengasapparaten, beschäftigten, Verordnungen, mit deren Inhalt man sich
                              									allerdings nicht immer ganz einverstanden erklären kann.
                           Bujard.
                           
                        
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                           Festschrift zur 39. Hauptversammlung
                                 										des Vereins deutscher Ingenieure, Chemnitz 1898. Mit einer Karte von
                              									Chemnitz und Umgebung, einem Stadtplan mit Angabe der Fabriken, einer geologischen
                              									Karte und einem Kabelplan, sowie 252 Abbildungen im Text. Gewidmet vom Chemnitzer
                              									Bezirksverein des Vereins deutscher Ingenieure. 416 S. Text.
                           Von dieser Festschrift ist eine Anzahl zur Verfügung geblieben, die denjenigen, denen
                              									es nicht vergönnt war, an dem Feste theilzunehmen, einen willkommenen Ersatz bieten
                              									wird. Der gewerbreiche Ort birgt genug Bemerkenswerthes und ist in anschaulicher
                              									Weise geschildert und durch Abbildungen vorgeführt.