| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 180 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Stahlwindturbine.
                           Während sich in Amerika Tausende von Windrädern in Thätigkeit befinden, und ihre
                              									Kraft nicht nur zum Wasserpumpen, sondern auch zum Betrieb von Mahlmühlen,
                              									Dreschmaschinen, Futterschneiden, Steinbrechern u.s.w. vortheilhaft Verwendung
                              									findet, wird bei uns die Kraft der Luftbewegung, von den Windmühlen, deren Zahl
                              									ebenfalls keine grosse ist, abgesehen, noch sehr wenig ausgenutzt. Es sind früher
                              									bei uns Windmotoren gebaut worden, die aber wenig Gutes boten, da sie aus Holz und
                              									wenig vortheilhaft construirt waren und daher nur wenig leisteten und leicht
                              									reparaturbedürftig wurden. In neuerer Zeit machen sich die Stahlwindturbinen der Deutschen Windturbinenwerke Heinrich Rother in Dresden
                              									vortheilhaft bemerkbar. Dieselben sind gänzlich aus Stahl und schmiedbarem Eisenguss
                              									hergestellt, die Flügel aus Wellblech und schraubenförmig gebogen. Eine vollkommene
                              									Ausnutzung der Windkraft wird unterstützt durch Vermeidung aller Reibung, indem
                              									sämmtliche Lager auf Rollen und Kugeln laufen; man gewinnt das Zutrauen, dass der
                              									Motor wirklich die angegebene grosse Kraft leistet. Für Maschinenbetrieb scheint
                              									dies der einzige verwendbare Windmotor zu sein, da durch eine selbstthätige
                              									successive Regulirung der Flügel je nach Windstärke ein gleichmässiger Gang
                              									herbeigeführt wird, während bei allen anderen Windmotoren die Zahl der Umdrehungen
                              									fortwährend je nach Stärke des Windes wechselt und nur die Einrichtung getroffen
                              									ist, dass bei zu starkem Wind die Flügel plötzlich ausgeschaltet werden und der
                              									Motor dann ganz stehen bleibt. Durch Verschiebung der Regulirung lässt sich der Rother'sche Motor auf eine bestimmte Tourenzahl
                              									einstellen, in der er dann constant verharrt. Der Vortheil des Windmotors liegt in
                              									dem kosten- und concessionslosen Betriebe, der keinerlei Wartung bedarf, und wird
                              									deshalb derselbe vorzüglich zum Wasserheben benutzt; die Rother'sche Windturbine eignet sich ausserdem noch sehr gut zum Betrieb
                              									vieler anderer Maschinen. Es dürfte bei dem leichten Gang dieser Windturbine, die
                              									auch bei schwachem Winde arbeitet, selten vorkommen, dass die Arbeit wegen Mangel an
                              									Wind nicht geleistet werden könnte.
                           Diese Stahlwindturbine „Germania“ wird in 18 Grössen von 4 bis 15 m
                              									Raddurchmesser mit Leistung von 3 bis 40  gebaut, und zwar System A mit
                              									Windfahne für Pumpenbetrieb und System B mit Windrose für Maschinenbetrieb. Für
                              									kleine Anlagen zum Wasserpumpen baut diese Firma den Stahlwindmotor „Komet“,
                              									dessen Flügel feststehend sind. Diese Räder, auch durchweg aus Stahl und Eisen
                              									hergestellt, werden in Grossen von 2½ bis 4 m Raddurchmesser mit einer Leistung von
                              									1½ bis 3  gebaut.
                           Auf der Wanderausstellung der Deutschen Landwirthschaftsgesellschaft zu Dresden 1898
                              									stellte die Firma eine solche Windturbine von 7½ m Raddurchmesser für
                              									Maschinenbetrieb, System B Nr. 26, mit einer Leistung von 10  aus. Dieselbe
                              									war auf einem eisernen Thurmgerüst von 22 m Höhe aufgestellt und betrieb
                              									gleichzeitig eine Rohrpumpe von 400 mm Cylinderdurchmesser mit einer Förderung von
                              									80000 l in 1 Stunde, eine doppelt wirkende Saug- und Druckpumpe von 120 mm
                              									Cylinderdurchmesser mit einer Förderung von 10000 l in 1 Stunde auf 120 m Höhe,
                              									ferner eine Futterschneidemaschine.
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                           Acetylenglühlicht.
                           Der neueste Fortschritt auf dem Gebiet des Acetylens ist das Acetylenglühlicht,
                              									welches besonders geeignet ist, dem elektrischen Licht scharfe Concurrenz zu machen.
                              									Bisher war es schwierig, das Acetylen zu Zwecken zu verwenden, welche wie das
                              									Glühlicht die Erregung einer hohen Temperatur voraussetzen; denn es muss zu diesem
                              									Zweck vor der Verbrennungsöffnung mit Luft gemischt werden, wodurch aber im
                              									Allgemeinen seine Explosivität steigt und ein Zurückschlagen der Flamme eintritt.
                              									Nun sind Acetylenbrenner construirt worden, welche diese Schwierigkeiten überwunden
                              									haben und deren Flamme heisser ist als beispielsweise die Bunsen-Brennerflamme. Der
                              									mittels derselben erhitzte Glühstrumpf leuchtet in Folge dessen weisser, als der
                              									durch den Bunsen-Brenner erhitzte. Er wird bis zur Weissglut erhitzt, d.h. sein
                              									Licht enthält auch viele blaue und violette Strahlen, während das gewöhnliche
                              									Gasglühlicht nur bis zur Grünglut erhitzt wird, und demgemäß keine oder nur wenig
                              									blaue oder violette Strahlen aussendet. Letzteres zeigt darum gegenüber dem rein
                              									weissen Acetylenglühlicht einen grünlichen Schimmer. Das Acetylenglühlicht wird
                              									daher überall Verwendung finden, wo man sehr helles Licht braucht, aber die
                              									Erzeugung von Elektricität nicht thunlich erscheint, und wo auch keine Gasanstalt in
                              									der Nähe ist. Die Acetylenglühlichtbrenner werden von der Berliner Allgemeinen Carbid- und Acetylengesellschaft geliefert.
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                           Gasglühlichtbrenner mit centraler Zündflamme.
                           Es ist bekannt, dass bei Brennern mit Kleinstellvorrichtung für gewöhnlich eine
                              									Zündflamme entweder an der Peripherie des Brennerkopfes brennt oder aber die
                              									eigentliche Hauptflamme durch Drosselung des Gasstromes eine erhebliche
                              									Verkleinerung erfährt. Die letztere Methode ist jedoch nur bei kleinen
                              									Gasglühlichtbrennern, Liliput- oder Babybrennern statthaft, da bei diesen das Hin-
                              									und Herschwanken der verkleinerten Flamme wenig Bedeutung hat und der auf die
                              									Deformation des Glühkörpers schädlich wirkende Einfluss ein viel geringerer ist.
                              									Eine derartige Kleinstellung ist bei grösseren Brennern aber thunlichst zu
                              									vermeiden, denn der Glühkörper bekommt in Folge der permanent brennenden kleinen
                              									Flamme rings um die Brennermündung eine sogen. Taille, und ferner ist bei einer
                              									solchen gedrosselten Flamme die Verbrennung des Gases nur unvollständig, so dass die
                              									Athmungsluft durch giftige Verbrennungsgase verdorben wird. Man verwendet deshalb
                              									bei grösseren Brennern für gewöhnlich eine peripherisch angeordnete Zündflamme,
                              									welche nur gespeist werden braucht, sobald die Hauptflamme verlöscht. Aber auch bei
                              									dieser Anordnung zeigen sich erhebliche Nachtheile, denn die Cylinder und Glühkörper
                              									werden dabei nur einseitig erhitzt, so dass ebenfalls Deformationen des Glühkörpers
                              									die gewöhnlichen Folgen sind und Cylinderbruch sehr häufig vorkommt.
                           Diese Nachtheile sind bei der Anordnung von R. Frister
                              									(Inhaber Engel und Heegewaldt in Berlin)
                              									ausgeschlossen.
                           Die Brennerconstruction zeigt in der Mitte des Brennerkopfes ein dünnes Röhrchen, das
                              									ungefähr bis in das Mischrohr hineinreicht, aus dem Brennerkopf etwa 2 bis 3 mm weit
                              									herausragt und in einer feinen düsenartigen Oeffnung endigt. Trotz dieser Anordnung
                              									ist aber doch die in Deutschland mit Recht bevorzugte centrale Aufhängung des
                              									Glühkörpers in Anwendung gebracht. Auf dem Brenner ist eine etwa 2 cm hohe, ziemlich
                              									starke Metallgabel angeordnet, die den Glühkörperträger in bekannter Weise aufnimmt.
                              									Es ist also ermöglicht, die kleine Zündflamme fortwährend an der günstigsten Stelle,
                              									das ist die Mitte, brennen zu lassen, und ist hierdurch keinesfalls bedingt, dass
                              									die centrale Aufhängung aufgegeben werden muss. Die vorstehend beschriebene
                              									Anordnung verdient daher allseitig die grösste Aufmerksamkeit für die öffentliche
                              									Beleuchtung. (Gastechniker.)
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                           Brandprobe.
                           Die Asbest- und Gummiwerke von Alfred Calmon Actiengesellschaft zu Hamburg, Berlin und London haben auf
                              									der, mit dem XV. Deutschen Feuerwehrtag in Charlottenburg verbundenen
                              									Fachausstellung ein Brandprobehaus aus Holz errichten lassen, welches innen mit
                              									einer 4 mm starken Asbestschicht ausgekleidet war.
                           Bei der am 10. Juli d. J. im Beisein des Protectors der Ausstellung, des Prinzen Friedrich Heinrich von Preussen, des gesammten
                              									Comités des Feuerwehrtages und zahlreicher technischen Autoritäten stattgehabten
                              									Brandprobe wurde Folgendes festgestellt:
                           Das Brandprobehaus war bis an das Dach mit Holz angefüllt, letzteres wurde reichlich
                              									mit Erdöl getränkt und angezündet; sofort entwickelte sich bei starkem Luftzuge ein
                              									hoch aufloderndes Feuer, welches etwa 2 m zum Schornstein hinaus ragte und
                              									theilweise durch die Thüröffnung nach aussen schlug.
                           Die Hitze war derartig, dass man auf eine Entfernung von 6 m vor der Thür nicht
                              									stehen bleiben konnte. 45 Minuten wirkte das Feuer unter starkem Luftzuge mit
                              									grosser Flamme, von da ab noch 30 Minuten mit intensiver Glut auf die Innenflächen
                              									des Hauses. Es blieb jedoch nicht nur die Asbestbekleidung und der gesammte Holzbau
                              									unversehrt, sondern es war von aussen auch keine Erwärmung des Holzes zu verspüren;
                              									selbst der Schornstein, der unter dem Feuer am meisten zu leiden hatte, blieb
                              									intact, auch war die Asbestpappe nach Beendigung der Glut noch weiss.
                           Das Dach des Hauses war mit Asbestschiefer in weisser, rother und blauer Farbe
                              									gedeckt, ein Material, welches nicht nur feuerfest, sondern sich bei dem strömenden
                              									Regen, der vor und während der Ausstellungstage herrschte, auch als wassersicher
                              									erwiesen hat.
                           Durch diese Brandprobe ist festgestellt, dass Asbest ein wirksames Schutzmittel gegen
                              									Feuer ist, und die Anwendung desselben bei Bauten zur Isolation gegen Feuer und
                              									überall dort, wo Feuersgefahr vorhanden ist, als gutes Mittel empfohlen werden
                              									kann.
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                           Die Keramik in der Baukunst. Von
                              										Richard Borrmann, Regierungsbaumeister und
                              									Directorialassistent am königl. Kunstgewerbemuseum zu Berlin. 10 Bogen Lex.-Octav.
                              									Mit 85 in den Text eingedruckten Abbildungen. Des „Handbuchs der Architektur“ I.
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                              									Preis geheftet 8 M. In Halbfranz gebunden 11 M.
                           Die Keramik in der Baukunst umfasst auf der einen Seite das gesammte Gebiet des
                              									Backsteinbaues und somit einen ausgedehnten Theil der Architektur; auf der anderen
                              									Seite steht sie im engsten Zusammenhange mit einem der wichtigsten Zweige des
                              									Kunstgewerbes: der Kunsttöpferei. Selbstredend ist im vorliegenden Bande des
                              										„Handbuchs der Architektur“ aus dem Backsteinbau alles
                              									Technisch-constructive weggelassen worden, da dieses in anderen Bänden jenes Werkes
                              									behandelt wird; aus der Keramik kam naturgemäss nur dasjenige in Betracht, was in
                              									den Bereich der Baukunst fällt, also im Wesentlichen die decorative Gestaltung und
                              									Ausstattung der Bauwerke durch Erzeugnisse der Töpferkunst.
                           Der vorliegende Band führt zuerst in die Technik der keramischen Erzeugnisse ein:
                              									über die Eigenschaften des erforderlichen Materials, das Engobiren, das Glasiren,
                              									das Mosaik, die farbigen Fliesen, das Bemalen des Thones, die Sgraffitotechnik, kurz
                              									über alle technischen Verfahren, welche in der Geschiente der Keramik eine Rolle
                              									gespielt haben, wird eine kurze Uebersicht gegeben.
                           Jede Kunstgattung kann nur im Zusammenhange ihrer geschichtlichen Entwickelung
                              									richtig gewürdigt werden; sie ist eine historische Erscheinung, so gut wie ein
                              									politisches Erreigniss im Laufe der Zeiten. Deshalb sind im weiteren Verlaufe dieses
                              									Bandes die künstlerischen Leistungen nicht schlechthin nach ihrer Bedeutung und
                              									Zusammengehörigkeit unter sich, sondern nach ihrer Zeitstellung und Folge
                              									behandelt.
                           Hiervon ausgehend wird zunächst die Baukeramik im Alterthum, dann diejenige des
                              									Orients und endlich die Baukeramik im Abendlande vorgeführt; reichhaltiges
                              									Illustrationsmaterial unterstützt jedesmal die Betrachtungen. Diese Untersuchung
                              									lehrt, dass die Aufgaben der Keramik in der modernen Baupraxis dieselben geblieben
                              									sind, wie in früheren Zeiten; nur ist die Technik, namentlich durch den
                              									Maschinenbetrieb, mannigfach erweitert.
                           Leçons élémentaires d'acoustique et
                                 										d'optique, à l'usage des candidats au certificat d'études physiques, chimiques
                                 										et naturelles par Ch. Fabry. Paris.
                              									Gauthier-Villars et fils. Paris. Quai des Grands-Augustins 55. 256 S. 7,50
                              									Frcs.
                           
                        
                           Eingesandt.
                           IX. Deutscher Mechanikertag. Die von der Deutschen
                              									Gesellschaft für Mechanik und Optik alljährlich veranstaltete Versammlung der Jünger
                              									und Freunde der Präcisionstechnik wird in diesem Jahre zu Göttingen am 15., 16. und
                              									17. September stattfinden. Es hat diesmal davon abgesehen werden müssen, den
                              									Mechanikertag an demselben Orte abzuhalten, an dem die Naturforscherversammlung
                              									stattfindet; jedoch ist die Zeit so gewählt, dass die Theilnehmer mit möglichst
                              									geringem Zeitaufwand die Naturforscherversammlung besuchen können, deren Sitzungen
                              									in Düsseldorf am Montag den 19. September beginnen. Aus der Tagesordnung des
                              									Mechanikertages seien erwähnt: Die Berathung über die Pariser Weltausstellung 1900,
                              									auf welcher die deutsche Mechanik und Optik innerhalb der deutschen Abtheilung eine
                              									gesonderte Gruppe bilden soll, an deren geschäftlicher Leitung die Deutsche
                              									Gesellschaft für Mechanik und Optik sich auf Wunsch des Reichscommissars betheiligen
                              									wird; ferner Vorträge über technische Fragen, über die Arbeiten der kaiserl.
                              									Normalaichungscommission, über Fragen des Exports und des Wettbewerbs, über die
                              									Novelle zur Gewerbeordnung u.s.w.; auch werden die in Göttingen neu gegründeten
                              									Institute für physikalische Chemie und für physikalische Technik besichtigt werden.
                              									– Nähere Auskunft ertheilt der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für
                              									Mechanik und Optik, Herr A. Blaschke, Berlin W., An der
                              									Apostelkirche 7 b.
                           -h.