| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 109 | 
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                        Kleinere
                              								Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Messrädchen von Oberst Richard Jakob.
                           Die Erfindung, mittels eines Rädchens die Entfernungen auf Situationsplänen und in
                              									topographischen Karten aufzusuchen, ist schon ziemlich alt und führt auf den
                              									Gedanken, dass direktes Feldmessen mittels Rades
                              									vorausgegangen sein müsse. Schon Vitruvius, des Kaisers
                              										Augustus berühmter Baumeister, erwähnt der
                              									Radlängenmessungen auf geradlinigen und gekurvten Strassen in seiner Architectura und gibt ausser solchen Messfahrzeugen
                              									dort in Lib. X Cap. XIV sogar eine Anweisung, „wie man durch künstliche
                                 										Machination auf einem Wagen oder Schiff den gefahrenen Weg messen soll“. Der
                              									berühmte Mathematiker Jakob Leupold gibt uns in seinem
                              									vortrefflichen Werke: Theatrum Arithmetico-Geometricum,
                                 										2 Teile, Leipzig 1727 und 1739, unter Beifügung vortrefflicher Kupfertafeln
                              									in II. Kap. 3 S. 12 ff. den Weg zu messen, insonderheit von den Schrittzählern, eine
                              									grosse Anzahl von Radinstrumenten an. Derselbe spricht von Levinus Hulsius, 1600, der einen Wegzähler konstruierte, welchen man zu Fuss, zu Pferd
                              									und bei Kutschen gebrauchte, beschreibt dann dreierlei Arten Wageninstrumente,
                              									Viatoria, welche durch den Umlauf der gewöhnlichen Räder den Weg in ¼, ½ und ganzen
                              									Meilen anzeigten. Hierauf folgen: Ein Spazierstab mit einem Schrittzähler; ein
                              									Schrittzähler von besonderer Einrichtung, da ein einziger Zeiger nicht nur an der
                              									äusseren Abteilung (Zähne) die Schritte bis auf 100, sondern auch an der inneren
                              									Abteilung (Zahnübertragung) dieselben von 100 bis 10000 weist; Anselmi de Boetii Reiseinstrument, beschrieben in der
                              										Historia Gemmarum und Lapidum, Lib. II S. 469;
                              									mittels der Boussole einen Weg zu messen und in Grund zu legen; Wageninstrument, wie
                              									viel geometrische Schritte man mit dem Karren fortgefahren; besonderes Instrument,
                              									das keines Zuges bedarf, sondern wo die Räder mittels eines schweren Penduli ihre
                              									Bewegung erhalten u.s.w.
                           Es ist auch sicher, dass die auf hoher Kulturstufe gestandenen ältesten Völker, wie
                              									z.B. die Aegypter, die Wege, auf denen Quader von ungewöhnlichen Dimensionen und
                              									andere Baumaterialien transportiert werden sollten, mittels Rädern gemessen und dass
                              									dieselben auf Plänen, deren Herstellung nachgewiesen ist, Messungen vornahmen,
                              									selbstverständlich auf der Idee beruhend, hier kleine
                                 										Messrädchen zu gebrauchen.
                           Und auch unser heute zu besprechendes Messrädchen ist im Grunde genommen nicht mehr
                              									neu, nur durch Originalität seiner Konstruktion zeichnet sich dasselbe aus. Man
                              									vergleiche unsere Aufsätze über den Heller'schen KilometerzirkelD. p. J. 1895 295
                                    											225., über den Kurvigraphen des
                              									Geniekapitäns BonnefonIbid. 1894 294 * 110.
                              									u.s.w.
                           Man wird uns diese kleine Einleitung um so mehr verzeihen, als wir der Meinung sind,
                              									dass Hinweise auf alte und neue Litteratur doch wohl immer wünschenswert erscheinen.
                              									So darf auch eines Instrumentes nicht vergessen werden, das ebenfalls zum Abgreifen
                              									der Weglängen in Karten und Plänen dient; dasselbe ist in Clemens Riefler's Fabrik mathematischer Instrumente in Nesselwang und
                              									München ausgeführt worden und fand seine Beschreibung und Abbildung durch Ingenieur
                              										Paul BeckS. Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt,
                                    											1898 S. 227. unter dem Titel: Kartenzirkel mit umstellbarer, durch Schutzhülse bedeckter
                                 									Spitzenplatte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 110
                              
                           Das Messrädchen von Oberst Richard Jakob, das nunmehr seine Beschreibung nebst Gebrauchsanweisung
                              									erhalten soll, ist uns durch den Verlag von F.
                                 										Soennecken in Bonn (Fabrik in Poppeisdorf bei Bonn) zugekommen und kann von
                              									da um den Preis von 4 M. (ohne Lupe, mit Ring zum Anhängen) unter Nr. 46 und für 6
                              									M. (mit Lupe zum bequemeren Lesen der Kartenschrift) unter Nr. 99 bezogen
                              									werden.
                           In der Figur ist das Instrument im geöffneten Zustande, zum Gebrauch fertig,
                              									dargestellt; bei a befindet sich eine Drehachse mit
                              									Hebel, um welche der Tragarm des Rädchens in das aus zwei Parallelplatten bestehende
                              									Gehäuse zurückgedreht werden kann. Am anderen Ende hat der Dreharm eine
                              									Millimeterteilung auf Kreisausschnitt. Die Länge des Apparates in geöffnetem
                              									Zustande (ohne Ring) beträgt 9 cm.
                           Das Messrädchen dient zum Messen von Entfernungen auf Situationsplänen, sowie auf
                              									oro-, hydro- und besonders topographischen Karten u.s.w. Dasselbe macht allerdings
                              									den Gebrauch des Zirkels überflüssig, wir möchten aber dadurch den von uns in oben
                              									citierter Abhandlung beschriebenen Kilometerzirkel des königl. bayerischen Majors
                              										Heller nicht zurückgedrängt sehen, denn dieser gibt
                              										direkt für die uns so wichtigen Massstäbe von 1 :
                              									75000, 1 : 80000, 1 : 100000 und 1 : 126000 bezw. der Generalstabskarten von
                              									Oesterreich, Frankreich und Dänemark, dann: Deutschland, Schweden, Norwegen, Italien
                              									und Schweiz, sowie endlich von Russland, die Entfernungen an und kann ebenso, wie
                              									das Jakob'sche Rädchen von Offizieren zu Pferde
                              									gebraucht werden.
                           Dass ein gut konstruiertes Rädchen nicht bloss für Offiziere, sondern auch für
                              									Ingenieure des Bau-, Vermessungs- und Kulturfaches, sowie für Reisende und Radfahrer
                              									und überhaupt für jedermann, der schnell Entfernungen auf Plänen oder Karten
                              									feststellen will, von grossem Werte ist, setzen wir als selbstverständlich
                              									voraus.
                           Die scharfen Zähne des vorliegenden Rades sind 4 mm voneinander entfernt, die Spitzen
                              									der vorhin genannten Endung 1 mm. Die letzteren messen zusammen 5 mm, die Radspitzen
                              									nach einmaliger Umdrehung 10 × 4 = 40 mm.
                           Bei jedem Massstab entspricht 1 mm der Karte \frac{1}{1000} des Kartenmassstabes in
                              									Metern, z.B. bei 1 : 5000 ist 1 mm der Karte =\frac{5000}{1000}=5\mbox{ m} der Wirklichkeit; bei 1
                              									: 25000 ist 1\mbox{ mm}=\frac{25000}{1000}=25\mbox{ m} der wirklichen Grösse.
                           Will man nun irgend eine Entfernung, meist eine gekrümmte oder gebrochene Linie auf
                              									einer Karte messen, die Entfernung eines Fixpunktes in einer kleineren Ortschaft bis
                              									zu einem Signale auf der Wegstrecke, so setzt man das Rädchen mit einer Endspitze
                              									fest auf den Ausgangspunkt der Messung, indem man das Gehäuse und. den Radarm
                              									senkrecht zur Kartenfläche hält, derart, dass der Hemmstift h anstösst und das Rädchen sich in der gewünschten Richtung bewegen kann.
                              									Nachdem 11 Punkte (= 10 Abständen zu je 4 mm = 40 mm) auf der zu messenden Linie
                              									eingestochen sind, hat das Rädchen eine Umdrehung
                              									vollzogen und stösst mit dem Hemmstift h an. Das
                              									Instrument wird nun um seine Achse gedreht, wobei die letzte Radspitze fest steht
                              									und nun fährt man in gleicher Weise mit der Absteckung von wieder 40 mm fort. Die
                              									letzte Spitze wird im allgemeinen mit dem Endpunkte der Messung, von uns oben als
                              									ein Signal angenommen, nicht zusammentreffen, man misst dann den Rest mit der
                              									bereits erwähnten Millimeterteilung m.
                           Auf diese Weise erhält man also die gewünschte Länge auf der Karte in Millimetern.
                              									Ist beispielsweise der Kartenmassstab 1 : 100000, so ist 1 mm der Karte =\frac{100000}{100}=100\mbox{ m};
                              									hat man 93 mm gemessen, so ergibt dies 93\,\times\,100=9300\mbox{ m} oder 9 km 300 m oder, da 80 m =
                              									100 Schritt: \frac{9300}{80}=116,25 Schritte.
                           Major Freiherr v. Schimmelmann betont in seiner dem
                              									Messrädchen beigegebenen Beschreibung noch den Wert des Instrumentchens beim
                              									Vergrössern und Verkleinern von Massstäben, sowie bei der Herstellung von Netzen zum
                              									Abzeichnen von Karten u.s.w. Wir möchten hier nur darauf hingewiesen haben, indem
                              									wir dem Zirkel in einem Falle und dem prismatischen Massstabe im zweiten Falle das
                              									Vorrecht gewahrt wissen wollen.
                           Viel wichtiger erscheint uns die folgende Anwendung des Rädchens, welcher der
                              									Erfinder vielleicht noch nicht nahe getreten sein dürfte.
                           Um nämlich in einer durch äquidistante NiveaukurvenS. unsere Schrift: „Die Geschichte, Theorie
                                       												und Praxis der äquidistanten Niveaukurven“. Aarau 1869,
                                    
                                    											Sauerländer. (Horizontalkurven) dargestellten Karte zwischen zwei
                              									festen, gegebenen Punkten, eine Kurve (Mittellinie eines Weges oder einer Strasse)
                              									von gegebener Steigung aufzufinden bezw. abzustecken,
                              									tritt an uns die Aufgabe heran, zwischen zwei aufeinander folgenden Niveaukurven
                              									immer ein gleiches Längenstück aufzutragen; dieses Stück wird nur bei sehr steilem
                              									Terrain, also bei sehr nahe aneinander liegenden Niveaukurven als Gerade auftreten, in den meisten Fällen aber als Kurve; alle diese Kurvenstücke werden aber dazu
                              									noch von der verschiedensten Krümmung sein. Man ist nun gezwungen,
                              									Zwischenhorizontalen einzuschalten. Arrangiert oder berechnet man dieselben dann so,
                              										dass die 4 mm-Teilung des Rädchens ihnen
                                 										entspricht, so ist es ein Leichtes, mit dem Rädchen den besten der vielen
                              									Wege, welche den obigen Bedingungen entsprechen, in die Karte einzutragen.
                           Nachdem wir auf diese, uns höchst wichtig erscheinende Anwendung des Jakob'schen Messrädchens aufmerksam gemacht haben,
                              
                              									erübrigt uns nur noch, zu erwähnen, dass das vorliegende Instrument in seiner
                              									äusserst exakten und eleganten Ausführung jedem Interessenten auf das Beste zu
                              									empfehlen ist.
                           München, 7. März 1899.
                           Ernst Fischer.
                           
                        
                           Rotierende Pumpe (System Lehmann) mit Druckentlastung und
                              										SpannungsausgleichD. p. J. 1898 308
                                    											59..
                           Die Fig. 1 bis 3
                              									stellen das von der Wilhelmshütte in Waldenburg i.
                              									Schlesien gebaute Kapselwerk, System Lehmann, in der
                              									Ausführung als Pumpe dar, sowohl zum Fördern von dünnen wie von dicken
                              									Flüssigkeiten. Die Figuren zeigen die Pumpe während des Arbeitsganges mit den
                              									entsprechenden Kolbenstellungen. Die Pumpe ist nach jeder Seite umlaufend zu
                              									verwenden, d.h. es kann sowohl S Saugseite, D Druckseite, als auch D
                              									Saugseite, S Druckseite sein, entsprechend einer
                              									Rechts- → oder Links- ← Drehung des Arbeitskolbens Z.
                              									Unter der Annahme, dass S Saugseite, stellt Fig. 2 die Pumpe beim Beginn des Saugens dar. Der
                              									Kolben ZI tritt aus der
                              									Kammer des unteren sogen. Steuerkolbens und saugt bei seiner Weiterbewegung, ebenso
                              									wie ZIV, aus S Flüssigkeit an, so lange, bis die Kolben in
                              									Stellungen wie Fig. 1 bis 3 gelangt sind, in denen der Kolben ZI die Saugseite abgeschlossen hat, und nun die
                              									zwischen den Kolben befindliche Flüssigkeit nach der Druckseite gefördert wird, ein
                              									Vorgang, der sich bei jeder Umdrehung, entsprechend der Kolbenzahl, wiederholt; Ist
                              										D als Saugseite gewählt, so findet der
                              									entsprechende umgekehrte Vorgang statt.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 111
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 111
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 111
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 111
                              Fig. 4.
                              
                           Das Wesentliche und Eigentümliche der Pumpen System Lehmann sind die Umströmkanäle oder -Aussparungen Y und YI,
                              									durch die sich die Konstruktion bedeutend von allen anderen unterscheidet. Denkt man
                              									sich in den Figuren die Kanäle als nicht vorhanden, so ergibt eine Betrachtung
                              									nachstehendes: Beim Ein- und Austreten der Kolben Z aus
                              									den Kammern K muss die in der Kammer enthaltene
                              									Flüssigkeit durch die Oeffnung X austreten bezw. durch
                              									diese Oeffnung die Kammer sich füllen. Da nun gerade bei der grössten eintretenden
                              
                              									Kolbenmasse diese Oeffnung X ein Minimum ist, so wird
                              									die in der Kammer enthaltene Flüssigkeit komprimiert bezw. mit grosser
                              									Beschleunigung aus der Kammer herausgepresst und damit die ganze
                              									Druckflüssigkeitssäule beschleunigt werden. Auf der Saugseite muss die Flüssigkeit
                              									mit bedeutend grösserer Geschwindigkeit die Kammer anfüllen und wird einen Rückstoss
                              									auf die Saugflüssigkeitssäule ausüben. Da nun die Zeit des vollständigen Ein- oder
                              									Austretens eines Kolbens höchstens 1/30 bis 1/12 Sekunde beträgt, so wird ein bedeutender Stoss
                              									entstehen. Bei der nun rasch aufeinander folgenden Zahl der Erschütterungen wird
                              									sich ausser frühzeitiger Abnutzung ein beträchtlicher Kraftverbrauch ergeben, denn
                              									jeder Stoss in einer Maschine bedingt einen unnützen Kraftverbrauch. Bei allen
                              									rotierenden Pumpen sind nun diese Stösse vorhanden und bedingen neben raschem
                              									Verschleiss der Kolben, Wellen, Lager und Stopfbüchsen u.s.w. und geringer
                              									Betriebssicherheit, den ungünstigsten Wirkungsgrad. – Das Diagramm Fig. 4 zeigt die Grösse der Stösse bei allen Pumpen
                              									ohne Spannungsausgleich. Bei der Lehmann-Pumpe, mit Druckentlastung und
                              									Spannungsausgleich, sollen nun durch die Umströmkanäle oder -Aussparungen Y und YI alle vorher erwähnten Uebelstände vermieden sein.
                              									Eine Beschleunigung oder Verzögerung der Flüssigkeitssäulen, durch die eine
                              									Erschütterung (Stoss) bedingt wäre, kann nicht stattfinden, da die Querschnitte
                              									sowohl für die aus der Kammer zu verdrängende, als auch dieselbe füllende
                              									Flüssigkeit hinreichend grosse sind. Die Lehmann – Pumpe besitzt demnach gegenüber
                              									allen anderen Systemen neben grösster Betriebssicherheit und geringster Abnutzung
                              									aller beanspruchten Teile den günstigsten Wirkungsgrad. Im Diagramm (Fig. 4) zeigt die mit L
                              									bezeichnete Kurve die Maximalbeschleunigung bei Lehmann-Pumpen. Die
                              									Umströmvorrichtung hat noch einen weiteren bedeutenden Vorteil. Wenn die Kammer
                              									gegen die Druckseite abgeschlossen ist (Fig. 1),
                              									befindet sich in derselben Flüssigkeit mit Druckspannung. Bei allen anderen
                              									rotierenden Pumpen kommt nun die druckgefüllte Kammer plötzlich mit der Saugseite in
                              									Verbindung. Dadurch wird, zumal bei grösserer Saughöhe, die Saugleistung der Pumpe
                              
                              									erheblich vermindert und damit der manometrische Nutzeffekt. Je grösser der Druck,
                              									um so bedeutender und schneller sinkt der Nutzeffekt. Durch die Umströmkanäle wird
                              									nun nachstehendes erzielt. Ist die Kammer K (Fig. 1) mit dem Raum zwischen ZIII bis ZIV in Verbindung, so gleicht sich die Spannung
                              									beider Räume aus, und zwar entsteht in ZIII bis ZIV eine Spannung, die nahezu so gross wie die auf
                              									der Druckseite vorhandene ist, da in dem Raume schon zum Teil Spannung enthalten
                              									ist, wie aus nachstehendem hervorgeht. Kommt nun Raum ZI bis ZIV mit der Druckseite in Verbindung, so vereinigen
                              									sich Flüssigkeiten gleichen Druckes, es kann kein Stoss entstehen. Hat nun der
                              									Steuerkolben den Kanal Y abgeschlossen, wie in Fig. 3, so findet ein abermaliger Druckausgleich
                              									zwischen der Kammer und dem Raum ZI bis ZIV statt, so dass, wenn die Kammer mit der Saugseite
                              									in Verbindung kommt, überhaupt keine Spannungsunterschiede vorhanden sind. Der
                              									manometrische oder Raumnutzeffekt ist daher der allergünstigste. Ausserdem ist der
                              									Steuerkolben von dem auf demselben lastenden Drucke durch entsprechende Vorrichtung
                              									entlastet, so dass schädliche Reibungen an der Gehäusewand nicht entstehen können.
                              									Da nun diese Vorrichtung in geeigneter Stellung ebenfalls die Kammer mit Flüssigkeit
                              									von Druckspannung füllt, so kommt auch bei der Verbindung der Steuerkolbenkammern
                              									mit der Druckseite keine Spannungsdifferenz zusammen, so dass Stösse ebenfalls
                              									vermieden sind. Die Fig. 1 bis 3 zeigen diesen Vorgang durch entsprechende
                              									Schraffierung. Die neue Lehmann-Pumpe besitzt demnach grosse Vorzüge gegenüber
                              									anderen Konstruktionen, und dürfte dementsprechend der volumetrische Nutzeffekt,
                              									sowie auch der mechanische Wirkungsgrad bedeutend grösser sein als bei allen anderen
                              									Systemen. Die einzelnen Konstruktionseigentümlichkeiten wie die besondere
                              									Dichtungsart sollen hier nur flüchtig berührt werden. Indem die Flüssigkeit in den
                              									hohlen Kolben Z eintritt und in entsprechenden Nuten am
                              									äusseren und inneren Umfange durch die Geschwindigkeit auf hohen Druck gebracht
                              									wird, wirkt dieselbe dichtend. Diese Dichtungsart soll sich als vortrefflich
                              									erwiesen haben. Alle Konstruktionsteile sind im übrigen dem Verwendungszwecke
                              									entsprechend ausgebildet.
                           
                        
                           Kondenswasserableiter von Rudolph Barthel in Chemnitz.
                           Bei jeder Dampfleitung, jedem Dampfapparat u.s.w. muss das Kondenswasser, welches
                              
                              									sich aus dem Dampf bildet, unter Vermeidung jedweden Dampfverlustes abgeführt
                              									werden. Dieses automatische Ausscheiden wird bewirkt durch Kondenswasserableiter
                              									oder, wie man kurz zu sagen pflegt, Kondenstöpfe.
                           Von den Kondenstöpfen unterscheidet man zwei Arten:
                           1. solche mit geschlossenem Schwimmer,
                           2. solche mit offenem Schwimmer.
                           Die erstere Art mit geschlossenem Schwimmer findet von
                              									Tag zu Tag weniger Anwendung und höchstens für niedrige
                              									Dampfspannung. Der Grund ist darin zu suchen, dass der Schwimmer an den Lötstellen
                              									leicht undicht wird, oder vom Dampfdruck, der nur von aussen wirkt, bei höherer
                              									Spannung zusammengedrückt werden kann.
                           Die unter 2. benannten Töpfe mit offenem Schwimmer sind
                              										es, die heute
                              									am meisten und mit bestem Erfolge angewendet werden. Die bei vorerwähnten Töpfen
                              									genannten Uebelstände sind hier beseitigt, da der Drück gegen den Schwimmer von
                              									beiden Seiten gleich ist und auch, weil es infolge besonderer Einrichtung möglich
                              									geworden ist, den Schwimmer aus einem Stück, also ohne
                              									jede Lötnaht, herzustellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 112
                              Fig. 1.
                              
                           Ein guter Kondenstopf muss bei möglichst kleiner Form eine grosse Leistungsfähigkeit
                              									besitzen und ausserdem das Wasser ohne Dampfverlust ausscheiden. Um die
                              									Leistungsfähigkeit eines Topfes zu erhöhen, hat man an demselben ein sogen.
                              									Doppelventil konstruiert, derart, dass zunächst beim Beginnen ein kleines Ventil und
                              									mit diesem ein zweites grosses geöffnet wird.
                           Bei den Töpfen mit offenem Schwimmer wird die Verschiedenheit des spezifischen
                              									Gewichtes von Dampf und Wasser zum Oeffnen und Schliessen des Ventiles benutzt. Für
                              									die Grösse ist die Menge des abzuführenden Wassers massgebend. Das abfliessende
                              									Kondenswasser kann bis auf eine der Dampfspannung entsprechenden Höhe gedrückt
                              									werden, um es eventuell für andere Zwecke zu verwenden. Es ist aber dann hinter dem
                              									Topf ein Rückschlagventil einzuschalten, damit das Wasser nicht zurückfliesst. Wenn
                              									das Wasser frei abfliessen kann, so steigert dies die Leistungsfähigkeit, ebenso wie
                              									sie bei höherem Drucke eine grössere wird.
                           Die Töpfe werden geliefert mit Schlamm sieb, um das Innere vor Unreinigkeiten zu
                              									schützen, und mit Gegenflanschen, also fertig zum Einsetzen in die Leitung.
                           Die Apparate sind zu verwenden für Dampfspannungen von 1 bis 10 at, arbeiten aber
                              									auch bei Abdampf; nur muss dann beachtet werden, dass der Topf mindestens 1 m tiefer
                              									steht, als der niedrigste Punkt der Heizung. Das Verbindungsrohr darf nicht unter 1
                              									Zoll 1. W. sein, und ausserdem muss das Kondenswasser frei abfliessen können, darf
                              									also nicht hochgeführt werden.
                           Genau wie die Töpfe mit geschlossenem Schwimmer, aber viel sicherer, arbeitet der in
                              										Fig. 1 dargestellte Kondenswasserableiter. An
                              									diesem Ableiter ist eine Skala, nach Atmosphären eingeteilt, angebracht, ebenso wird
                              									ein Schlüssel beigegeben, um den Apparat beliebig einstellen zu können.
                           Die Wirkungsweise der Töpfe mit offenem Schwimmer (Fig.
                                 										2) ist folgende:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 112
                              Fig. 2.
                              
                           Durch den eintretenden Dampf wird alle Luft aus der Leitung getrieben. Das von dem
                              									Dampf mitgeführte Wasser hebt den Kupferschwimmer in die Höhe, so dass letzterer das
                              									Bodenventil im Schwimmer schliesst. Das sich sammelnde Wasser steigt nun in dem
                              									Topfe, bis es über den Rand des Schwimmers in denselben stürzt und ihn füllt.
                              									Infolge der Schwere des Wassers sinkt der Schwimmer und öffnet so das Bodenventil,
                              									bis der nachströmende Dampf den leergewordenen Schwimmer hebt und dadurch das Ventil
                              									wieder schliesst. Hat sich abermals genügend Wasser angesammelt, so wiederholt sich
                              									der Vorgang aufs neue und ohne Unterbrechung. Fig.
                                 										3 stellt einen Kondenstopf mit selbstthätiger Entlüftevorrichtung (D. R.
                              									G. M. Nr. 42445) dar.
                           Bei vorerwähnter Konstruktion muss, für den Fall sich Luft in der Leitung angesammelt
                              									hat und der Topf infolgedessen versagt, um denselben wieder in Gang zu bringen, das
                              									Umgangsventil geöffnet werden, damit alle Luft entweichen kann. Bei dieser Art ist
                              									das nicht nötig. Die Wirkung der selbstthätigen Entlüftevorrichtung beruht auf
                              									Ausdehnung durch Wärme.
                           Ist der Topf kalt, so ist das Entlüftungsventil geöffnet. Kommt die Leitung aber in
                              									Betrieb, so drückt der einströmende Dampf die Luft vor sich her und durch das
                              									geöffnete Ventil hinaus. Ist der Topf nun mit Dampf gefüllt, so dehnt sich durch die
                              									Wärme die Entlüftestange aus und schliesst das Ventil ab. Jetzt kann der Topf
                              									arbeiten und auch kein Dampf entweichen, da durch die anhaltende Wärme das
                              									Entlüftungsventil geschlossen bleibt. Kommt die Heizung ausser Betrieb, so erkaltet
                              									die Stange und öffnet das Ventil, um bei Inbetriebnahme die Luft entweichen zu
                              									lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 112
                              Fig. 3.
                              
                           Das Nachsehen und Prüfen der Apparate wird in einer besonderen
                              										„Probierstation“ unter Benutzung eines für Probier zwecke aufgestellten
                              									Dampfkessels für 12 at besorgt. Eine ganze Anzahl Apparate arbeitet ständig an der
                              									Dampfleitung, so dass durch die dauernde Beobachtung selbst die kleinsten Mängel
                              									beseitigt worden sind. Erwähnt sei noch, dass die Töpfe in Massen hergestellt
                              
                              									werden; so kommen z.B. von den gangbarsten Grössen nicht unter je 500 Stück zur
                              									Vorgabe.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Eisenbahntechnik der
                                 										Gegenwart. Herausgegeben von Blum, Geheimer
                              									Oberbaurat in Berlin, von Borries, Regierungs- und
                              									Baurat in Hannover, von Barkhausen, Geheimer
                              									Regierungsrat und Professor an der Technischen Hochschule zu Hannover. Zweiter Band:
                              									Der Eisenbahnbau. Dritter Abschnitt: Bahnhofsanlagen. Bearbeitet von Berndt-Darmstadt; Beyer-Posen; Ebert-München; Fränkel-Berlin; Groeschel-München; Himbeck-Nauen; Jäger-München; Laistner-Stuttgart; Lehner-Kassel; Leissner-Kassel; Sommerguth-Königsberg; Wehrenfennig-Wien; Zehme-Nürnberg. Mit 616 Abbildungen im Texte und 7
                              									lithographierten Tafeln. Wiesbaden. C. W. Kreidel's Verlag 1899. 868 S. Preis 24
                              
                              									M.
                           Vereinfachtes Warenverzeichnis zum
                                 										Zolltarif, Handbuch für die zollamtliche, zoll- und handelsstatistische
                              									Deklarierung, Abfertigung und statistische Behandlung von Waren, zum Gebrauch für
                              									Zoll- und Steuerbehörden, Beamte, Kaufleute u.s.w., bearbeitet und herausgegeben von
                              										Hermann Frantz, Zollamtsassistent I. Kl. im
                              									zollstatistischen Bureau zu Hamburg. Zweite unverbesserte Auflage. Leipzig. Verlag
                              									von Hachmeister und Thal.