| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 29 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Dezimalteilung des Kreisbogens.
                           Allen denen, die mit Winkeln und Kreisbogenstrecken zu rechnen haben oder Instrumente
                              									mit geteilten Kreisbogen herstellen, wird es von Wert sein zu erfahren, dass
                              									voraussichtlich in einigen Jahren die Teilung des
                                 										Bogenquadranten in 100 Grade eingeführt wird! Es handelt sich da nicht etwa
                              									nur um ein Projekt, sondern die Angelegenheit befindet sich bereits im Stadium der
                              									sehr kostspieligen Erprobung auf dem Gebiete der Schiffahrt.
                           An Projekten zur Reform der Kreisbogenteilung hat es ja seit der Zeit der Begründung
                              									des metrischen Systems nicht gemangelt, aber selbst der Radikalismus der damaligen
                              									französischen Republikaner scheute vor den anscheinend unüberwindlichen
                              									Schwierigkeiten einer Durchführung der beabsichtigten Reform zurück; man war der
                              									Meinung, dass gleichzeitig mit der Dezimalteilung des Kreisbogens eine solche der
                              									Zeit durchgeführt werden müsse und sich beide gegenseitig dermassen forderten, dass
                              									eine ohne die andere ihr Ziel verfehle, denn in den Rechnungen der Astronomie,
                              									Geographie und Schiffahrt sind ja oft Zeit- und Bogengrössen voneinander abhängig.
                              									Nun ist aber die Duodezimalteilung der Tageszeit und die Einteilung der Stunden in
                              									60 Minuten, Sekunden u.s.f. allen Gesellschaftsklassen in allen Kulturländern
                              									dermassen zur Gewohnheit geworden, dass sie deren Verdrängung durch eine
                              									Dezimalteilung grossen Widerstand entgegensetzen würden, und einen nach Ansicht des
                              									Berichterstatters aus dem Grunde wohlberechtigten, weil sie das Opfer aller unserer
                              									jetzt benutzbaren Uhren fordern würde. Unter diesen in Wahrheit ungemein ungünstigen
                              									Aussichten der Zeiteinteilungsreform, die noch dadurch verschlechtert wurden, dass
                              									man die Teilung in sehr verschiedener Weise eingerichtet zu sehen wünschte, hatte
                              									aber auch der Plan der Neueinteilung des Kreisbogens mitzuleiden, weil man eben
                              									beiderlei Reformen für unzertrennlich erachtete. Vor kurzem hat aber die
                              									Kommission, die vom französischen Unterrichtsminister zur Prüfung aller seitens
                              									verschiedener geographischen Gesellschaften aufgestellten Projekte dieser Art
                              									eingesetzt wurde, sich zu dem Versuche entschlossen, die Reform der
                              									Kreisbogenteilung allein vorzunehmen; den Bedürfnissen der Astronomie, Geographie
                              									und Schiffahrt hofft man schon dadurch genügen zu können, dass man die Zifferblätter
                              									der astronomischen Pendeluhren und der Schiffschronometer noch mit einem dezimal
                              									geteilten Kreisbogen ausstattet, so dass man ähnlich wie von unserem bergmännischen
                              									Kompass ausser Stunden auch noch Bogenstrecken ablesen kann. Die Aussichten der
                              									gesonderten Durchführung der Reform der Kreisbogenteilung hält man aber deshalb für
                              									günstige, weil sie einer wesentlich grösseren Menschenzahl Vorteile zu bringen
                              									verspricht als wie die Zeitteilungsreform, und zwar ohne die übrige Menschheit zu
                              									schweren Opfern zu zwingen; von ihr werden nämlich alle Nutzen ziehen, die mit
                              									Winkel und Bogen zu rechnen haben, und da diese genügend aufgeklärten Kreisen
                              									angehören, erwartet man, dass sie sich als Freunde einer nützlichen Reform erweisen
                              									werden. Ueberdies kommt diese ja einem bereits lebhaft empfundenen Bedürfnisse
                              									entgegen, das schon zu Massnahmen der Selbsthilfe getrieben hat, da mehrere
                              									geodätische und geographische Institute, wie Gradmessungsbureaus, in Frankreich auch
                              									der Genie militaire und der Service geographique de l'armee, sowie eine grosse Zahl
                              									von mathematisch Gebildeten aller Länder sich bei ihren Rechnungen der Tafeln von
                              										Bremiker bedienen, in denen der Grad nicht in 60
                              									Minuten, sondern dezimal geteilt ist.
                           E. Guyon, dessen Mitteilungen an die französische
                              									Akademie (vom 15. Mai d. J.) diese Angaben entnommen sind, legte auch schon
                              									Ephemeriden, Logarithmentafeln der trigonometrischen Formeln und Navigationsformeln
                              									vor, die der Neuteilung des Kreisbogens angepasst und neu berechnet sind. Zu dem
                              									Entschlusse, den
                              									Bogen des rechten Winkels anstatt des vollen Kreisbogens der Neueinteilung zu Grunde
                              									zu legen, kam die Kommission deshalb, weil auch das metrische System auf der
                              									Dezimalteilung eines Quadranten, nämlich des Meridianquadranten im Niveau des
                              									Meeresspiegels, beruht, und weil ferner diese Teilung die Quadrantenwechsel sowie
                              									die Additionen und Subtraktionen halber und ganzer Kreisbogen, die in den Rechnungen
                              									so häufig vorkommen, am leichtesten auszuführen gestattet.
                           In wohlthuendem Kontrast zu der Einführung des metrischen Systems, die seiner Zeit
                              									unvermittelt und sprunghaft erfolgte, will man die neue Bogenteilung nicht sofort
                              									ein- und durchführen, sondern sie zunächst unter schwierigen Verhältnissen erproben,
                              									nicht nur um ihre Vorteile für die Praxis nachzuweisen, sondern auch um zu erkennen,
                              									ob sie wirklich unabhängig von einer Reform der Zeiteinteilung durchzuführen geht.
                              									Diese Versuche sind leichtbegreiflicher Weise nur auf dem Gebiete der Schiffahrt zu
                              									machen und hat die Kommission, die sie wünschte, sie auch vorbereitet, während sie
                              									vom Gradmessungsbureau mit Unterstützung des Marinedepartements geleitet werden. Man
                              									hat unter solchen Schiffen, die nie längere Zeit in Häfen rasten, eine Anzahl
                              									ausgewählt und für eine Versuchsperiode von 9 Monaten einerseits mit neuen, der
                              									Reform angepassten Chronometern und dezimal geteilten Sextanten, deren Kosten die
                              									Marineverwaltung übernahm, andererseits mit den neuberechneten Ephemeriden,
                              									Logarithmentafeln, Navigationsformeln und einigen zugehörigen Hilfstafeln, sowie
                              									Seekarten ausgestattet. Dieser Instrumente und wissenschaftlichen Hilfsmittel sollen
                              									sich die hierzu besonders verpflichteten Schiffsoffiziere bei allen Beobachtungen
                              									und Berechnungen bedienen, die sie als Schiffsführer auszuführen haben. Dagegen
                              									wurde der Navigationsschule und einer Anzahl von Professoren der Hydrographie der
                              									Auftrag erteilt, zu erwägen, welche Erleichterungen der Unterricht in der
                              									Navigationsrechnung von der Reform zu erhoffen hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 30
                              
                           Von dieser Erprobung ist nun wohl zu erwarten, dass sie befriedigende Ergebnisse
                              									zeitigt und dass daraufhin in Frankreich die Dezimalteilung des rechten Winkelbogens
                              									demnächst durchgeführt wird. Dann wird es aber wohl nicht lange dauern, dass man sie
                              									auch überall dort einführt, wo das metrische System und auch übrigens, z.B. im
                              									Münzwesen, die Dezimalteilung bereits eingebürgert ist. Wir werden also vermutlich
                              									noch in der Mehrzahl am eigenen Leibe die Begleiterscheinungen der Reform empfinden,
                              									nämlich die Veraltung aller wissenschaftlichen Instrumente mit nach herkömmlicher
                              									Weise geteilten Bogen, der zu deren Herstellung dienenden Apparate, unserer
                              									Logarithmentafeln u.a.m. Um grösseren Schaden zu vermeiden, kann man sich ja aber
                              									auf das voraussichtlich Kommende bei Zeiten einrichten und nur Instrumente
                              									kaufen bezw. fertigen, deren Bogen sowohl nach der alten wie der neuen Art geteilt
                              									sind.
                           
                              O. L.
                              
                           
                        
                           Zur Weltausstellung in Paris 1900.
                           Auf der nächstjährigen Weltausstellung in Paris gelangt bekanntlich ein System zur
                              									strengsten Durchführung, dessen Spuren wohl auch bei früheren Gelegenheiten gleicher
                              									Art zu erkennen gewesen sind, das jedoch im vorliegenden Falle von vornherein als
                              									grundlegend angesehen worden ist. Nicht die Trennung nach den einzelnen beteiligten
                              									Staaten gilt als erste Norm für die Aufteilung des für die Schaustellung verfügbaren
                              									Platzes, sondern es werden die einzelnen Industriezweige als Gruppen erscheinen, in
                              									denen die Erzeugnisse Frankreichs und seiner Gäste zusammengestellt werden. Das
                              									Fertigprodukt und die erzeugende Maschine müssen demgemäss in die zugehörige Gruppe
                              									eingereiht werden und es folgt, dass ein Staat unter Umständen, je nach seiner
                              									Leistungsfähigkeit, auf mehr als 20 verschiedenen, räumlich voneinander getrennten
                              									Stellen auftreten wird.
                           Unter dem 1. Oktober 1898 hat Génie civil nun einen Plan
                              									veröffentlicht, welcher den für den allgemeinen Maschinenbau und die Elektrizität
                              									auf dem Marsfeld im Erdgeschoss reservierten Platz wiedergibt, auf der Seite der
                              									Avenue de la Bourdonnais für die französischen, auf der anderen Seite für die
                              									andersstaatlichen Aussteller. Es gelangen hier programmgemäss auch die elektrischen
                              									Zentralen, Lokomobilen, Gasmotoren, hydraulische Motoren, Hebezeuge,
                              									Werkzeugmaschinen u.s.w. zur Schaustellung. Die Verteilung dieses Teiles des
                              									Palastes auf dem Champ de Mars unter den ausstellenden Staaten verbildlicht der
                              									beistehende Plan. Es sei gleich beigefügt, dass derselbe nur auf das Erdgeschoss
                              									Bezug hat, im übrigen auch ein Bild von der Platzverteilung im allgemeinen nicht
                              									gibt, weil die Summe natürlich von den Plätzen in den anderen Gruppen, sowie in den
                              									Sondermaschinenhallen beeinflusst wird. Immerhin ist ersichtlich, dass Deutschland
                              									sich in der 30 m-Galeriehalle an würdiger Stelle repräsentieren wird. Beiläufig sei
                              									darauf hingewiesen, dass in dieser Halle ein deutscher Kran von 25 t Tragkraft, 26 m
                              									Spannweite und 12,5 m Hubhöhe arbeiten wird, dem als Seitenstück nur ein
                              									französischer Montage-Schwenkkran auf der anderen Seite gegenüber zu stehen
                              									kommt.
                           
                        
                           Einfluss niedriger Temperaturen auf Stahl.
                           Hierüber machte am 5. Juni F. Osmond der französischen
                              									Akademie eine interessante Mitteilung. Im Jahre 1890 hatte Hopkinson die Beobachtung gemacht, dass ein bei gewöhnlicher Temperatur
                              									unmagnetischer Stahl von 25% Nickelgehalt durch Behandlung mit fester Kohlensäure
                              									magnetisch wurde und bis auf 580° erwärmt auch magnetisch blieb, gleichzeitig aber
                              									eine Steigerung der Härte, eine Minderung des elektrischen Widerstandes sowie eine
                              									solche der Dichte von 8,15 auf 7,98 erfuhr. Damals schrieb man dieses eigentümliche
                              									Verhalten einer bestimmten chemischen Verbindung des Nickels und Eisens (Fe3Ni) zu. Das war, wie Osmond nun zeigte, ein Irrtum, denn ganz entsprechendes Verhalten zeigen
                              									bei einige Minuten währender Abkältung in flüssiger Luft nicht nur Nickelstahlsorten
                              									mit niedrigerem oder höherem Nickelgehalte, sondern auch solche Stahlsorten, in
                              									denen neben etwas Nickel auch Mangan und Kohlenstoff zugegen sind, ferner von Nickel
                              									freie Mangan- oder Kohlenstoff-(Cement-)Stahlsorten; vermutlich werden auch Chrom-
                              									und Wolframstahl keine Ausnahme bilden. Bedingung ist nur, dass Zusatzstoffe in
                              									geeignetem, nicht zu geringem und auch nicht übermässigem Mengenverhältnisse zugegen
                              									sind, um eine derartige Umwandlung bei allmählicher oder jäher Abkältung (auf
                              									Kohlenstoffstahl wirkt jedoch nur letztere in dieser Weise ein) zu erzielen. Kurz
                              									zusammengefasst, lautet Osmond's aus den
                              									Versuchsergebnissen gefolgerte Behauptung: Die Erniedrigung der allotropischen
                              									Umwandelungspunkte des Eisens entspricht der Erniedrigung der Erstarrungspunkte von
                              									Lösungsmitteln durch die gelösten Stoffe.
                           
                        
                           Gasglühlichtbrenner System Saint-Paul.
                           Der nachstehend beschriebene Gasglühlichtbrenner von Saint-Paul, Direktor der ersten Abteilung des technischen
                              									Beleuchtungsamtes in Paris, ist im Laufe des vergangenen Jahres in mehreren
                              									Hunderten von Exemplaren auf verschiedenen hervorragenden Strassen und Plätzen in
                              									Paris eingeführt worden. Das Prinzip desselben besteht im wesentlichen darin, das
                              									zur Speisung des Brenners bestimmte Gas vor Eintritt in denselben vorzuwärmen. Diese
                              									Vorwärmung findet in einer kleinen Kammer statt, welche unter der Flamme auf dem
                              									Speiserohr angeordnet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 31
                              Fig. 1.
                              
                           Durch zahlreiche Versuche hat Saint-Paul festgestellt,
                              									dass das bis zu einem bestimmten Grade vor seinem Eintritt in den Brenner erwärmte
                              									Gas das Einströmen der Luft in das Brennerrohr beschleunigt und gleichzeitig die
                              									Mischung von Gas und Luft befördert, ausserdem aber eine Flamme von bedeutender
                              									Leuchtkraft erzeugt.
                           Das durch c einströmende Gas gelangt in das Rohr b und von hier an eine durchlochte Scheibe oder Rolle,
                              									welche in der Erweiterung (Ausbauchung) ff des Rohres
                              										b untergebracht ist. Hier wird das Gas durch kleine
                              										Fig. 1. aus dem unter f angebrachten Ringrohr d austretende
                              									Gasflämmchen erwärmt. Dieses Ringrohr ist von einer cylindrischen Hülle umgeben,
                              									welche mit Oeffnungen ii versehen ist und aus welchen
                              									die Verbrennungsprodukte austreten. Diese Oeffnungen werden gegen Luftzug durch ein
                              									doppeltes Rohrstück gh geschützt. Die Luft tritt zu dem
                              									Ringrohr durch im Boden des dasselbe umgebenden Cylinders angebrachte Oeffnungen ein
                              									und die Entzündung der aus dem Ringrohr austretenden Hilfsflämmchen erfolgt durch
                              									eine in diesem angebrachte kleine seitliche Oeffnung, wodurch gleichzeitig die
                              									Flamme des Brenners entzündet wird, und zwar mittels einer seitlich vor der Oeffnung
                              									brennenden Hilfsflamme. Das in f erwärmte Gas strömt
                              									aus dieser Kammer in das auf der letzteren angebrachte Ausströmungsrohr, welches den
                              									Boden des einen doppelten Kegelstumpf bildenden Kanales a trägt, in welchem die innige Mischung von Gas und Luft stattfindet.
                           In diesem Unterteil befinden sich Oeffnungen rr zum
                              									Einlassen der Luft, welche durch einen Ring s geregelt
                              									werden können. Durch die Einschnürung, welche die beiden Kegelstumpfe bilden, wird
                              									eine innigere Mischung von Gas und Luft erzielt; das Gemenge steigt in den längeren
                              									Teil des Kanales bis zu dem Bunsenbrenner, wo die Entzündung stattfindet und welcher
                              									den Auerstrumpf trägt.
                           Neben dem Brenner befindet sich die mit dem Laternenhahn verbundene Zündvorrichtung.
                              									Dieselbe besteht aus zwei nebeneinander liegenden Rohren, von denen das eine lang
                              									und eng, das andere kürzer und breiter gestaltet ist. Bei Drehung des Gashahnes
                              									nach rechts tritt das Gas nur in die Rohre dd ein,
                              									worauf es durch Einbringen einer Flamme zwischen die Wände des am Fusse des dickeren
                              									Rohres befindlichen Schirmes t entzündet wird und mit
                              									drei horizontalen und vertikalen, durch 1, 2 und 3 bezeichneten Strahlen brennt. Gleichzeitig entwickelt
                              									sich eine Bunsenflamme in dem dickeren Rohr und entzündet das aus der Mündung v des engeren Rohres austretende Gas. Andere kleine
                              									Flammen treten aus seitlichen Oeffnungen im unteren Teile des engeren Rohres aus und
                              									entzünden durch die Oeffnung o die Flamme des
                              									Rundrohres d. Stellt man darauf den Kanal des Hahnes
                              									senkrecht, so verlöschen die Zündflammen in den Rohren und das Gas strömt nur in das
                              									Ringrohr und den Brenner a, welcher sich bereits vor
                              									dem Zurückdrehen des Hahnes an der Zündflamme entzündet hat. Der Zufluss des Gases
                              									in das Ringrohr kann durch eine kleine seitliche Schraube in letzterem geregelt
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 31
                              Druck in Millimetern; Temperatur
                              
                           Die Vorteile dieses Brenners bestehen in der Ersparnis des stündlichen Gasverbrauches
                              									durch die Vorwärmung des Gases und dem durch die Vorwärmung des Gemenges bedungenen
                              									intensiveren Leuchten des Glühstrumpfes.
                           Durch eine Reihe von Versuchen hat Saint-Paul das
                              									Verhältnis der Temperaturen bei Verbrennung von nicht vorgewärmtem und vorgewärmtem
                              									Gas im Bunsenbrenner festgestellt. Die beiden Diagramme zeigen das Steigen der
                              									Temperatur in beiden Fällen, und zwar das erste in Funktionen des Wasserdruckes in
                              									Millimetern, das zweite in Funktionen des stündlichen Verbrauches. Die ausgezogene
                              									Kurve zeigt das Steigen der Temperatur bei Verbrennung von kaltem, die punktierte
                              									bei vorgewärmtem Gas bei einem Verbrauch von 20 l in der Stunde. Durch Vergleich der
                              									beiden Kurven ergibt sich aus dem Unterschied der Ordinaten in diesen Diagrammen der
                              									Vorzug des vorgewärmten vor dem kalt verbrannten Gase.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 31
                              Verbrauch in Litern; Temperatur
                              
                           Aus dem zweiten Diagramm ersieht man, dass ein mit vorgewärmtem Gas gespeister
                              									Brenner von Saint-Paul bei einem stündlichen Verbrauch
                              									von 330 l eine Temperatur von 1766° erzeugt; es ist einleuchtend, dass bei einer
                              									derartigen Temperatur ein Auerstrumpf in eine heftigere Glut gelangen muss als bei
                              									Gebrauch von kaltem Gas.
                           In dem städtischen Laboratorium für Gasuntersuchungen in Paris angestellte Versuche
                              									haben zu nachstehenden Ergebnissen geführt:
                           
                              
                                 Gasverbrauchpro Stunde
                                 HorizontaleLeuchtkraft
                                 Druckin
                                 
                              
                                 l
                                 H.-K.
                                 Millimetern
                                 
                              
                                 297
                                 20,77
                                   70
                                 
                              
                                 250
                                 24,19
                                   70
                                 
                              
                                 350
                                 24,53
                                   70
                                 
                              
                                 500
                                 37,20
                                 150
                                 
                              
                                 573
                                 59,00
                                 197
                                 
                              
                           Hierbei ist der Gasverbrauch der Heizflamme mit eingerechnet.
                           
                              Le Gaz.
                              
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Fortschritte der angewandten
                                 										Elektrochemie und der Acetylenindustrie im Jahre 1898. Von Dr. Franz Peters. Mit Abbildungen. Arnold Bergsträsser
                              									Verlagsbuchhandlung (A. Kröner) in Stuttgart. 412 S. Preis geheftet 6 M.
                           Die Ergebnisse der sich ständig mehrenden Arbeiten auf dem Gebiete der angewandten
                              									Elektrochemie und der Acetylenindustrie, die in den verschiedensten Fachjournalen
                              									und den Patentschriften aller Länder niedergelegt werden, sind in ihrer Gesamtheit
                              									nicht jedermann zugänglich; und der, dem sie es sind, muss viel Zeit darauf
                              									verwenden, sie aus ihrer Vergesellschaftung mit anderen Artikeln herauszulösen und den oft
                              									winzigen Kern in der grossen Schale zu suchen.
                           Es erschien daher eine dankenswerte Arbeit, die mannigfaltigen Publikationen zu
                              									sammeln, je nach ihrer Bedeutung mehr oder weniger ausführlich, stets aber möglichst
                              									gedrängt auszuziehen, oder auch nur dem Titel nach anzuführen und das gesamte
                              									Material übersichtlich zu ordnen. Wo es möglich war, wurde Kritik geübt. Namentlich
                              									hielt es der Verfasser bei den Patenten für angebracht, auf den Zusammenhang mit
                              									älteren Vorschlägen hinzuweisen, wo solche ihm aufstiessen, oder den Mangel einer
                              									teilweisen oder vollständigen Neuheit der beanspruchten „Erfindung“
                              									aufzudecken.
                           Die deutsche und die ausländische Patent- und Journallitteratur ist in umfassender
                              									Weise berücksichtigt worden, da ein Jahresbericht vor allem danach streben muss,
                              									lückenlos zu sein. Auch das zweite Haupterfordernis, frühzeitiges Erscheinen, wurde
                              									erfüllt.
                           Das Buch wird jedem Elektrochemiker, mag er im Laboratorium oder in der Fabrik thätig
                              									sein, eine willkommene Ergänzung der vorhandenen Fachjournale bieten. Auch der
                              									Chemiker, der auf anderen Sondergebieten arbeitet, wird manches, das ihn
                              									interessiert, in den „Fortschritten“ finden und durch sie leicht einen
                              									Ueberblick über den jetzigen Stand der angewandten Elektrochemie gewinnen können.
                              									Dem Erfinder werden die „Fortschritte“ bei der Ausgestaltung seiner Ideen
                              									manchen wertvollen Fingerzeig geben. Der Patentanwalt wird sie in vielen Fällen
                              									seiner Praxis als Nachschlagebuch kaum missen können. Elektrotechniker,
                              									Akkumulatorenwerke und Fabriken galvanischer Elemente werden durch das Studium der
                              									ersten Abschnitte des Buches manche Anregung erhalten. Acetyleninteressenten wird in
                              									den „Fortschritten“ zum erstenmal eine vollständige Zusammenstellung dessen
                              									geboten, was auf ihrem Sondergebiete im letzten Jahre geleistet worden ist.
                              									Chemische Fabriken werden manches technisch und wirtschaftlich Interessante finden.
                              									Der Hüttenmann wird das Kapitel über die Metalle nicht ohne Nutzen lesen.
                              									Galvanoplastische Anstalten werden die für sie wissenswerten Neuheiten nicht
                              									vernachlässigt sehen. Elektrotechnische Anstalten und Lieferanten für Laboratorien
                              									werden manchen neuen Apparat finden, dessen Herstellung für sie lohnend sein
                              									dürfte.
                           Behandelt ist:
                           A. Stromquellen. I. Primärelemente. II. Sekundärelemente. B. Anorganische
                              									Elektrochemie. I. Allgemeines. II. Metalloide. III. Karbid und Acetylen. IV. Alkali
                              									und Chlor. V. Metalle. C. Organische Elektrochemie. D. Apparatur. E.
                              									Pyroelektrochemie. F. Elektromagnetische Aufbereitung. G. Litteratur.
                           Encyklopädie der mathematischen
                                 										Wissenschaften mit Einschluss ihrer Anwendungen. Mit Unterstützung der
                              									Akademien der Wissenschaften zu München und Wien und der Gesellschaft der
                              									Wissenschaften zu Göttingen, sowie unter Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen
                              									herausgegeben von Dr. Heinr. Burkhardt, o. Professor
                              									der Mathematik an der Universität Zürich und Dr. W. Franz
                                 										Meyer, o. Professor der Mathematik an der Universität Königsberg i. Pr.
                              									Erster Teil: Reine Mathematik. Erster Band: Arithmetik und Algebra. Redigiert von
                              										W. Franz Meyer. Leipzig. Druck und Verlag von B. G.
                              									Teubner. Erstes Heft 1898. S. 1 bis 112. Preis 3,40 M. Zweites Heft 1899. S. 113 bis
                              									226. Preis 3,40 M.
                           Inhalt des ersten Heftes: 1. Grundlagen der Arithmetik. (Die vier
                              									Grundrechnungsarten; Einführung der negativen und der gebrochenen Zahlen;
                              									Operationen dritter Stufe in formaler Hinsicht.) Von H.
                                 										Schubert in Hamburg. 2. Kombinatorik. Von E.
                                 										Nehto in Giessen. 3. Irrationalzahlen und Konvergenz unendlicher Prozesse.
                              									Von A. Pringsheim in München. Erster Teil:
                              									Irrationalzahlen und Grenzbegriff. Zweiter Teil: Unendliche Reihen, Produkte,
                              									Kettenbrüche und Determinanten.
                           Inhalt des zweiten Heftes: Unendliche Reihen, Produkte, Kettenbrüche und
                              									Determinanten. 4. Theorie der gemeinen und höheren komplexen Grössen. Von E. Study in Greifswald. 5. Mengenlehre. Von A. Schönflies in Göttingen. 6. Endliche diskrete
                              									Gruppen. Von H. Burkhardt in Zürich.
                           Das Werk erscheint in 2 Teilen bezw. 6 Bänden von zusammen etwa 240 Druckbogen;
                              									jährlich soll ein Band von etwa 40 Druckbogen in 4 bis 5 Heften herausgegeben
                              									werden. Der Inhalt soll sich nicht auf die sogen. reine Mathematik beschränken,
                              									sondern auch Anwendungen auf Mechanik, Physik u.s.w. und auch verschiedene Zweige
                              									der Technik berücksichtigen. Der Inhalt der vorliegenden beiden ersten Hefte
                              									zeichnet sich durch sorgfältige Litteraturangaben aus.
                           Das Gesetz betreffend die elektrischen
                                 										Masseinheiten und seine technische und wirtschaftliche Bedeutung. Von Dr.
                              										W. Kohlrausch, Geh. Regierungsrat und Professor
                              									an der Technischen Hochschule zu Hannover. 1899. Berlin, Julius Springer.
                              									München, E. Oldenbourg. 94 S. Preis 2 M.
                           Diese Abhandlung bezweckt, die deutsche elektrotechnische Industrie und die sonst
                              									interessierten Kreise auf die grosse technische und wirtschaftliche Bedeutung des
                              									Gesetzes vom 30. April 1898 hinzuweisen, die bisherigen einschlägigen Bestimmungen
                              									und Gesetze zu erläutern und im Anschluss daran die Fragen zu erörtern, welche bei
                              									der weiteren Ausarbeitung des Elektrizitätsgesetzes zu lösen sein werden.
                           Dauerbrand-Bogenlampen. Eine
                              									leichtfassliche Betrachtung über Bogenlampen und Dauerbrandlampen mit langer
                              									Brenndauer im besonderen, sowie deren Verhältnisse zu einander. Von Joseph Rosemeyer, Elektrotechniker in Lingen a. d. Ems.
                              									Mit 41 Abbildungen. Leipzig. Verlag von Oskar Leiner 1899. 78 S. Preis 2 M.
                           Die Bogenlampe mit abgeschlossenem Lichtbogen bedeutet ohne Zweifel, durch die so
                              									erzielte längere Brenndauer, das ruhigere schöne Licht und die gleichmässigere
                              									Verteilung desselben, einen grossen Fortschritt in der elektrischen
                              									Beleuchtungstechnik. Durch Unkenntnis oder Gegeninteressen sind die Ansichten über
                              									den wirklichen Wert der Dauerbrandlampe untergraben, weshalb der Verfasser sich die
                              									Aufgabe stellte, auf Grund seiner eingehenden Versuche in Dauerbrandlampenfabriken,
                              									unter Berücksichtigung aller, zum guten Verständnis beitragenden Mitteilungen, diese
                              									Ansichten zu klären und den Lesern dieses kleinen Buches selbst ein Urteil über
                              									diese neue Bogenlampentype zu ermöglichen.
                           Meyer's Handatlas. Zweite,
                              									neubearbeitete und vermehrte Auflage mit 112 Kartenblättern, 9 Textbeilagen und
                              									Register aller auf den Karten verzeichneten Namen. 38 Lieferungen zu je 30 Pf.
                              									(Gesamtpreis 11,40 M.). Leipzig und Wien. Verlag des Bibliographischen Instituts
                              									1899. Heft 1 bis 8.
                           Das neue Kartenwerk empfiehlt sich für Schule und Haus in demselben Masse, in welchem
                              									es für jeden unentbehrlich ist, der für alle aufsteigenden geographischen Fragen ein
                              									zuverlässiges Hilfsmittel bequem zur Hand haben will.
                           Die Karten der vorliegenden Hefte lassen nicht nur eine umsichtige, fachmännische
                              									Bearbeitung erkennen, die den weitgehenden Ansprüchen an einen modernen Atlas
                              									vollkommen Rechnung trägt, sondern sie stellen auch der Leistungsfähigkeit der
                              									Verlagshandlung in Bezug auf die mit grösster Sorgfalt und Peinlichkeit
                              									durchgeführte graphische Herstellung ein treffliches Zeugnis aus.
                           Technologie der Schlosserei von
                              										Julius Hoch, Lehrer an der königl. sächsischen
                              									Baugewerkschule mit Tiefbauschule in Zittau. Erster Teil: Beschläge,
                              									Schlosskonstruktionen und Geldschrankbau. 446 S. mit 256 Abbildungen. Geb. 6 M.
                              									Zweiter Teil: Die Bauschlosserei. 432 S. mit 288 Abbildungen. Geb. 6 M. Leipzig.
                              									Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber.
                           Die Technologie der Schlosserei behandelt das umfangreiche Gebiet der Schlosserei in
                              									der Weise, dass sich der erste Teil mit den Beschlägen, den Schlosskonstruktionen
                              									und dem Geldschrankbau beschäftigt, während der zweite Teil der Bauschlosserei,
                              									insbesondere den Eisenkonstruktionen gewidmet ist. Ein demnächst erscheinender
                              									dritter Teil soll hauptsächlich die Kunstschlosserei und die Verschönerungsarbeiten
                              									des Eisens enthalten und für einfache stilvolle Entwürfe Grundlagen schaffen.
                           Bei der grossen Zahl der zu berücksichtigenden Neuigkeiten wurde darauf grosser Wert
                              									gelegt, von den Vertretern der einzelnen Gruppen jedesmal besonders
                              									charakteristische Beispiele anzuführen und zu beschreiben. Der ganze Stoff ist
                              									systematisch gegliedert, so dass es verhältnismässig leicht ist, sich nicht nur
                              									einen Ueberblick über das ganze Gebiet zu verschaffen, sondern auch schnell jene
                              									Kapitel herauszufinden.
                           Den zur Erläuterung des Textes dienenden Abbildungen, unter denen sich zahlreiche
                              									Originalzeichnungen befinden, wurde ganz besondere Sorgfalt geschenkt, um das Buch
                              									auch nach dieser Richtung hin möglichst brauchbar zu gestalten.
                           Grundzüge der Photographie von
                              									Dr. A. Miethe. II. Auflage. Halle a. S. 1899. Wilhelm
                              									Knapp. 93 S. mit 31 Abbildungen. Preis 1 M.
                           Die verbesserte zweite Auflage dieser kleinen Schrift kann besonders den jüngeren
                              									Amateurphotographen empfohlen werden.