| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, Miszellen, S. 30 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Das Parallelarbeiten von Transformatoren bei Dreieck- und
                              									Sternschaltung.
                           In No. 2 des „Electrical World and Engineer“ vom 9. Juli 1904 bringen A. E. Kennelly und S. E.
                                 										Whiting einen kurzen Aufsatz über das Parallelarbeiten von
                              									Drehstromtransformatoren bei verschiedenen Schaltungsweisen, dem wir folgendes
                              									entnehmen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 29
                              Fig. 1. Drehstromtransformator in ΔΔ-Schaltung und Spannungsdiagramm.
                              
                           Bekanntlich gibt es vier Arten, in denen die primären und sekundären Spulen eines
                              									Drehstromtransformators geschaltet werden können. Wählt man für die Dreickschaltung
                              									das Zeichen Δ und für die Sternschaltung das Zeichen
                              										Y, so kann man diese vier Arten kurz bezeichnen als
                              										ΔΔ, ΔY, YY und YΔ-Schaltung. Fig. 1–4 mögen diese Arten schematisch darstellen und gleichzeitig das Diagramm
                              									der Spannungen geben.
                           In der Schaltungsweise 1 und 3, also ΔΔ und YY, ist das Uebersetzungsverhältnis gegeben durch das
                              									Verhältnis der primären und sekundären Windungszahlen, für die ΔY-Schaltung ist das Uebersetzungsverhältnis V 3 = 1,732 und für die YΔ-Schaltung \frac{1}{\sqrt{3}}=0,5774 mal dem Verhältnis der Windungszahlen.
                              									Infolge dieses ungewöhnlichen Verhältnisses ergeben sich meistens von den
                              									gebräuchlichen Spannungen abweichende Werte, und die beiden letzteren
                              									Schaltungsweisen werden nur in speziellen Fällen angewendet.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 29
                              Fig. 2. Drehstromtransformator in ΔY-Schaltung und Spannungsdiagramm.
                              
                           Wenn zwei oder mehrere Drehstromtransformatoren zwischen denselben Hoch- und
                              									Niederspannungskreisen parallel arbeiten sollen, so müssen zunächst die
                              									Uebersetzungsverhältnisse bei allen Transformatoren übereinstimmen; neben der
                              									Gleichheit der Spannungen muss auch Gleichheit der Phasen vorhanden sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 29
                              Fig. 3. Drehstromtransformator in YY-Schaltung und Spannungsdiagramm.
                              
                           Im ganzen gibt es zehn Arten, in denen zwei Drehstromtransformatoren parallel geschaltet werden
                              									können; davon gestatten sechs Arten ein Zusammenarbeiten, nämlich:
                           
                              
                                 1. ΔΔ – ΔΔ
                                 3. ΔY – ΔY
                                 5. ΔΔ – YY
                                 
                              
                                 2. YY – YY
                                 4. YΔ – YΔ
                                 6. ΔY – YΔ
                                 
                              
                           Dagegen ist es unmöglich, mit den folgenden vier Arten einen Parallelbetrieb
                              									durchzuführen, nämlich:
                           
                              
                                 7. ΔΔ – YΔ
                                 9. YY – ΔY
                                 
                              
                                 8. ΔΔ – ΔY
                                 10. YY – YΔ
                                 
                              
                           Da zwei Generatoren, von denen der eine in Δ, der andere
                              									in Y geschaltet ist, ohne weiteres parallel geschaltet
                              
                              									werden können, so müsste man eigentlich diese Möglichkeit auch bei Transformatoren
                              									erwarten; allein bei den Generatoren gestattet die mechanische Kupplung ein
                              									Nachgeben in der relativen Lage von Anker und Feld in dem Masse, wie es zum
                              									Parallelbetrieb erforderlich ist; bei den Transformatoren ist ein solches Einstellen
                              									infolge der verschiedenen Beziehung zwischen Feld und Spule ausgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 30
                              Fig. 4. Drehstromtransformator in YΔ-Schaltung und Spannungsdiagramm.
                              
                           Wollte man, wie es in Fig. 5 angedeutet ist, den
                              									Versuch machen, zu zwei parallel geschalteten Transformatoren (ABC und A'B'C') in ΔΔ – ΔΔ-Schaltung einen dritten Transformator (A''B''C'') in ΔY-Schaltung zuzuschalten, etwa um im sekundären Kreise einen neutralen Punkt
                              									zu gewinnen, so wird dies nicht auszuführen sein, ohne dass sich ein heftiger
                              									Kurzschluss einstellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 30
                              Fig. 5.
                              
                           Zeichnet man sich die Spannungsverhältnisse bei den vier Arten, die nicht parallel
                              									arbeiten wollen, schematisch auf, so kommt man immer zu einer Lage, wie sie in Fig. 6 gegeben ist. abc
                              									gibt das sekundäre Spannungsdiagramm eines ΔΔ
                              
                              									geschalteten Transformators, a'b'c' entsprechend
                              									dasjenige eines ΔY-geschalteten Transformators. Beide
                              									Drehstromtransformatoren sind primär an dasselbe Netz angeschlossen. In dem zweiten
                              									Diagramm sind daher die Phasenspannungen entsprechend parallel den Seitenspannungen
                              									des ersten Transformators, also
                           oa' || ca,
                                 										ob' || ab, und oc' ||
                                 										bc.
                           Die Linienspannungen a'b', b'a', c'a' sind gegenüber den
                              									Spannungen ab, bc, ca um einen Winkel von 30°
                              									verschoben.
                           Wollte man nun den Versuch machen, beide Transformatoren zusammenzuschalten, indem
                              									man zunächst b' mit b
                              									verbindet, so legen sich die beiden Spannungsdiagramme aufeinander, wie es Fig. 7
                              									zeigt.
                           Angenommen, die Spannung zwischen zwei Leitern betrage sekundär 100 Volt, also jede
                              									Dreiecksseite in abc und a'b'c' stelle eine Spannung von 100 Volt dar, so kann man die Spannungen,
                              									die zwischen den vier Punkten a, c, a' und c' herrschen, wenn b und
                              										b' auf dasselbe Potential gebracht sind,
                              									unmittelbar der Figur entnehmen.
                           Es ergeben sich die Spannungen zwischen
                           
                              
                                 
                                    a'
                                    
                                 und
                                 
                                    a
                                    
                                 zu
                                 51,76
                                 Volt
                                 (165°)
                                 
                              
                                 
                                    c'
                                    
                                 „
                                 
                                    a
                                    
                                 „
                                 51,76
                                 „
                                 (135°)
                                 
                              
                                 
                                    c
                                    
                                 „
                                 
                                    c'
                                    
                                 „
                                 51,76
                                 „
                                 (105°)
                                 
                              
                                 
                                    c
                                    
                                 „
                                 
                                    a'
                                    
                                 „
                                 141,40
                                 „
                                 (135°).
                                 
                              
                           Das Ergebnis ist das gleiche, als ob man zwei Generatoren zusammenschalten wollte,
                              									deren Spannungen eine Phasenverschiebung von 30° besitzen. Auch diese können nicht
                              									zusammen arbeiten, solange die Phasenverschiebung aufrecht erhalten bleibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 30
                              Fig. 6. Sektordiagramm mit zwei sekundär in Δ bezw. Y geschalteten
                                 										Transformatoren mit primärer Δ-Schaltung.
                              
                           Verbindet man b' statt mit b mit c oder a,
                              									so erhält man die in Fig. 8 und Fig. 9
                              									dargestellten Spannungsdiagramme und man ersieht daraus ohne weiteres, dass die
                              									Verhältnisse nur noch schlimmer geworden sind. In den Figuren sind die Zahlenwerte
                              									der Potentialdifferenzen eingetragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 30
                              Fig. 7. Sekundäres Spannungsdiagramm zweier in ΔΔ und ΔY geschalteter
                                 										Transformatoren, b' mit b zusammengeschaltet; Fig. 8. Sekundäres
                                 										Spannungsdiagramm, b' mit c zusammengeschaltet; Fig. 9. Sekundäres
                                 										Spannungsdiagramm, b' mit a zusammengeschaltet.
                              
                           Wollte man in dem günstigsten Falle von Fig. 7 ausser b' mit b noch a' mit a und c' mit c verbinden, so
                              									schaltet man Punkte zusammen, die eine Spannungsdifferenz von 51,76 Volt besitzen
                              									und der unmittelbare Ausgleich dieser Spannungen wird Ströme zur Folge haben, die
                              									jedenfalls vielmal grösser sind als der Strom bei Vollast. Der gleiche Versuch bei
                              									zwei Generatoren durchgeführt, hat wohl auch grosse momentane Kurzschlussströme zur
                              									Folge, aber die mechanische Folge ist ein ruckweises Zurückhalten bezw. Nachziehen
                              									der rotierenden Teile, wodurch die Spulen in gleiche Phase kommen und die
                              									Ausgleichsströme verschwinden.
                           Diese theoretisch abgeleiteten Ergebnisse lassen sich im kleineren Masstabe praktisch
                              									messen und ergeben tatsächlich innerhalb der Genauigkeit der Ablesungen die Grösse
                              									der Potentialdifferenzen.
                           
                        
                           Elektrische Kraftübertragung zu Guanajuato in Mexiko.
                           In den Heften 6, 7 und 8 des „Electrical World and Engineer“ vom August 1904
                              									berichtet Robert Mc F. Doble über eine
                              									Kraftübertragungsanlage in den Staaten Michoakan und Guanajuato der Republik Mexiko,
                              									die in ihrer Gesamtausführung sehr viel Interessantes bietet. Die ersten Pläne
                              									stammen von Leonard E. Curtis, der vor vier Jahren sich
                              									einige Zeit in der alten interessanten Stadt Guanajuato mit grossen
                              									Silberbergwerksanlagen aufhielt und hier mit Verwunderung von den hohen Preisen Kenntnis erhielt,
                              									die für die zum Bergbau erforderliche mechanische Kraft bezahlt werden musste. Er
                              									erkannte sofort, dass hier ein günstiger Boden für eine elektrische Kraftanlage im
                              									grossen Stil sei, falls in passender Entfernung genügend Wasserkräfte aufzufinden
                              									wären.
                           Diese Wasserkraft fand sich in einer Entfernung von 168 km von Guanajuato im Duero,
                              									der aus der Vereinigung des Camecuaro und Chilchota entsteht. Diese beiden Flüsse
                              									strömen in der Nordecke des Tangancicuara-Tales, einer hoch gelegenen, rings von
                              									hohen, meist vulkanischen Bergen umgebenen Felswildnis zusammen, durchbrechen einen
                              									Felsriegel aus Basaltblöcken und stürzen sich in wildem Laufe als Duero in das 130 m
                              									tiefer gelegene Zamora-Tal hinab. Eine Reihe sorgfältiger Untersuchungen ergab, dass
                              
                              									der Fluss auch in trockenen Zeiten, gespeist von vielen hochgelegenen Bergseen und
                              									dank seinem ungemein ausgedehnten Quellgebiet so viel Wasser führe, dass eine
                              									Wasserkraftanlage von 8000 PS ausführbar sei. Dabei musste noch Rücksicht genommen
                              									werden auf die dem Flusse insbesondere durch drei grössere Kanäle entnommene
                              									Wassermenge, die für Bewässerung und Berieselungsanlagen diente; deren Betrieb
                              									musste stets gewährleistet bleiben. Damit nun die behördlich konzessionierte
                              									Wassermenge nicht überschritten würde, musste in den Oberwasserkanal eine
                              									Vorrichtung eingebaut werden, die es gestattet, die entnommene Wassermenge zu
                              									kontrollieren und die den Ueberschuss durch genau eingestellte Ueberfallschützen
                              									selbsttätig dem Flusse wieder zuführt.
                           Der Oberwasserkanal beginnt unmittelbar unterhalb des Zusammenflusses der beiden
                              									obengenannten Flüsse. Es wurde in das Flussbett in 1662 m Seehöhe ein Staudamm aus
                              									vulkanischen, durch Zement verbundenen Steinblöcken aufgeführt. Der Damm hat 80 m
                              									Länge und ist in Form eines rund 52° umfassenden Kreisbogens aufgeführt. Der Kanal
                              									selbst hat 6650 m Länge, trapezförmigen Querschnitt und 4 m Sohlenbreite und eine
                              
                              									Tiefe von 2,1 m. Das Böschungsverhältnis der Seitenwände ist da, wo der Kanal aus
                              									weichem Boden ausgehoben ist, 1 : 1, da wo er in Felsen gesprengt ist, 0,5 : 1, und
                              									da wo er ausbetoniert ist, 0,2 : 1; das Gefälle beträgt gleichmässig über die ganze
                              									Länge 1 : 2500. Die bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 0,6 bis 0,9 m/sek geförderte
                              									Wassermenge beträgt 8 cbm/sek. Zum Zwecke der Reinigung des Wassers ist kurz
                              									nach dem Beginne des Kanals, unmittelbar an die schon oben besprochene
                              									Kontrollvorrichtung sich anschliessend, das Bett erweitert und vertieft, damit der
                              									Sand und sonstige Verunreinigungen bei der stark verminderten
                              									Strömungsgeschwindigkeit sich zu Boden setzen. Der dadurch angesammelte Schlamm kann
                              									durch sechs Ventile von je 45 cm Durchmesser ausgewaschen werden. Der Kanal verläuft
                              									sodann stets auf der Südseite des Tales, unterschreitet eine Strasse durch eine
                              									steinerne Brücke von 11 m Spannweite und wird im weiteren Verlaufe durch einen
                              									steinernen Aquädukt über einen Bach hinweg geführt. In der Nähe dieser Stelle ist
                              									ein zweiter Ueberfall nebst Vorrichtung zum Absetzen des Sandes vorgesehen.
                           Am unteren Ende des Kanals ist noch ein Sammelbehälter angeschlossen, der in den
                              									Zeiten geringen Kraftbedarfs den Ueberschuss an Wasser aufnimmt und sich dadurch
                              									selbsttätig füllt und damit für die Zeiten grössten Kraftbedarfs eine Reserve
                              									bildet. Der Kanal mündet schliesslich in einen gemauerten Behälter, aus dem das
                              									Wasser durch Schützen in zwei elliptische Ansätze tliesst, die sich ganz allmählich
                              									verengen und in grosse ovale Rohrleitungen übergehen, die den Anfang der
                              									Druckleitung bilden. Diese Anordnung gestattet es, die Wassergeschwindigkeit langsam
                              									zu erhöhen und verhütet schädliche Wirbelbildung und das Mitreissen von Luft in die
                              									Druckröhren.
                           Die Druckleitung ist 1100 m lang und ohne jede seitliche Krümmung gebaut und mit nur
                              									ganz geringen Richtungsänderungen in vertikaler Richtung. Sie ist in ihrer ganzen
                              									Länge in einem tiefen Graben verlegt und sorgfältig mit Erde umstampft worden. Der
                              									Durchmesser der Röhren verringert sich von 1750 mm am Anfang auf 1450 mm am Ende,
                              									gleichzeitig nimmt die Wandstärke von 8 mm auf 16 mm zu. Die ganze Rohrleitung
                              									ist aus einzelnen Stahlplatten zusammengesetzt, die strengen Prüfungen auf
                              									Festigkeit unterzogen waren. Die aus Deutschland bezogenen Platten waren in der
                              									Maschinenfabrik von Holthoff zu Cudahy, Wis.,
                              									zubereitet, d.h. gebogen und mit den Bohrungen für die Niete versehen worden. Im
                              
                              									ganzen waren es 480 Stück, die in der Fabrik durch hydraulische Nietmaschinen zu je
                              									drei mit doppelten Nietreihen zu 8,4 m langen Rohrstücken zusammengenietet wurden.
                              									Alle einzelnen Stücke wurden dann genau nummeriert und gezeichnet. Der Aufbau
                              									vollzog sich vom Maschinenhause aus und wurde das Zusammennieten der Rohre in
                              									einfacher Reihe von zwei sehr geübten Arbeitern ausgeführt. Innerhalb eines Tages
                              									konnte gerade eine Nietreihe vollendet werden. Nachdem die Rohrleitung bei der
                              									Druckprüfung sich als tadellos gezeigt, wurde sie mit Erde zugeschüttet in den
                              									frühesten Morgenstunden, wo sie kalt war und ihre geringste Länge angenommen
                              									hatte.
                           Das Maschinenhaus ist ein massiver Steinbau, der ziemlich tief in einer künstlichen
                              									Bodenmulde gelegen ist. Da nämlich die Druckleitung in ihrem letzten Abschnitt nur
                              									geringes Gefälle hatte, erwies es sich als vorteilhafter, das ganze Maschinenhaus
                              									tiefer zu legen, als die starkwandige und daher sehr kostspielige Druckleitung zu
                              									verlängern. Die Abmessungen des Maschinenhauses sind 65 m Länge, bei 10,5 m Breite;
                              									am östlichen Ende ist durch eine Mauer der Transformatorenraum abgetrennt, der 13 m
                              									lang ist. Im Hauptraum sind vier grosse Maschinensätze, bestehend aus je einem
                              									Drehstromgenerator direkt gekuppelt mit zwei Turbinen aufgestellt. Die
                              									Wasserkraftmaschinen sind Pelton-Räder von der Pelton-Wasserräderfabrik in Philadelphia. Jedes dieser
                              									Räder, das 1125 PS im Maximum zu leisten vermag, besitzt am Umfang 15 grosse, 61 cm
                              									breite, 115 kg schwere Schaufeln, die einem Wasserstrahl ausgesetzt sind, der, 15 cm
                              									stark, die Rohrmündung unter 10 Atm. Druck mit einer Geschwindigkeit von nahezu 40 m
                              									i. d. Sekunde verlässt. Die Wasserzufuhr wird von Hand geregelt und dem Kraftbedarf
                              									angepasst. Die massive Achse hat an den Enden, wo die Wasserräder aufgekeilt sind,
                              									30 cm Durchmesser, in der Mitte, wo das Magnetrad der Dynamomaschine sitzt, 40 cm.
                              									Sie ist von zwei Lagern mit Ringschmierung und Wasserkühlung getragen, von denen
                              									jedes 90 cm lang ist. Die Dynamomaschinen von nominell 1250 KW-Leistung, aber für
                              									eine beständige Ueberlastung von 25 v. H. gedacht, sind von der General Electric Company zu Schenectady gebaut. Sie
                              									haben ein rotierendes Magnetrad und erzeugen bei 200 Umdrehungen, entsprechend 60
                              									Perioden, Drehstrom von 2300 Volt Spannung. Den Gleichstrom für die Erregung liefern
                              									zwei Gleichstrom-Dynamomaschinen von 120 KW Leistung, bei 500 Umdrehungen, die durch
                              									eigene Turbinen angetrieben werden. Da eine Maschine zur Erregung der vier
                              									Generatoren genügt, so dient die zweite als Reserve.
                           Der Strom geht von den Maschinen durch Oelunterbrecher für 600 Amp. zum Schaltbrett
                              									und von da zu den Transformatoren in Bleikabeln, die im Boden verlegt sind. Die
                              									Transformatoren, ebenfalls von der General Electric
                                 										Company in Schenectady geliefert, besitzen eine Leistung von 1080 KW-und
                              									sind primär im Dreieck, sekundär in Stern geschaltet. Sie besitzen Oelisolation und
                              									sind durch Wasser gekühlt. Sie erhöhen die Spannung bis auf 60000 Volt. Der neutrale
                              									Punkt ist geerdet. Der hochgespannte Strom geht durch die im Innern des Gebäudes
                              									angebrachte Blitzschutzvorrichtung und verlässt sodann das Maschinenhaus durch
                              									grosse kreisrunde Oeffnungen in der Mauer. Nachdem er schliesslich noch die
                              									Schalter, die aussen an der Mauer befestigt sind, passiert hat, geht er auf die
                              									Freileitung über.
                           Die 161 km lange Hochspannungsfreileitung mit 60000 Volt Spannung unterscheidet sich
                              									von den gewöhnlich ausgeführten Leitungen in manchen Dingen. Als Leitungsmaterial
                              									wurde ein aus 19 hartgezogenen Kupferdrähten verseiltes Kabel von 9,5 mm Durchmesser
                              									verwendet, das in einzelnen Stücken von 3000 m Länge von der Ansonia Metall- und Kupfer-Fabrik zu Ansonia, Conn, geliefert worden war.
                              									Die Stücke wurden nicht verlötet, sondern die Enden wurden verdrillt und über die
                              
                              									Verbindungsstelle wurde ein elliptisches 30 cm langes Kupferrohr geschoben.
                           
                           Die Isolatoren, auf denen die Kabel in Rinnen festgebunden waren, waren von der
                              
                              										Isolatorenfabrik von Locke in Victor, N.-Y.,
                              									hergestellt. Sie bestehen aus vier Teilen und besitzen einen grössten Durchmesser
                              									von 350 mm. eine Höhe von 300 mm und ein Gewicht von 6,5 kg. Sie mussten eine
                              									Prüfspannung von 120000 Volt fünf Minuten lang aushalten. Die drei Leitungen sind in
                              									Gestalt eines gleichseitigen Dreiecks von 1950 mm Seitenlänge angeordnet, indem die
                              									Isolatoren auf Profileisenstäben befestigt sind. Die Träger der Isolatoren befinden
                              									sich auf im allgemeinen 12 m hohen quadratischen nach oben sich verjüngenden Türmen,
                              									die in bekannter Weise aus Profileisen konstruiert sind. Die einzelnen Türme haben
                              									einen Abstand von 135 m. Nur in der Nähe von Guanajuato selbst wurden wegen der
                              									dortigen Bodenbeschaffenheit 18 m hohe Türme mit einem Abstand bis zu 400 m
                              									verwendet. 3 m unterhalb der Kraftleitung ist eine Telephonleitung verlegt, die zur
                              									Vermeidung von Induktion so verdrillt ist, dass eine Umdrehung auf je vier Türme
                              									kommt. Die Hochspannungsleitung selber ist nicht verdrillt. Die ganze Anlage ist in
                              									vier Abschnitte zerlegt worden von je rund 40 km, zwischen denen Trennungsschalter
                              									vorgesehen sind.
                           Zu Guanajuato wird die Hochspannung in die Unterstation in gleicher Weise eingeführt
                              									wie in die Kraftzentrale, auch hier sind Trennungsschalter und Blitzableiter
                              									vorgesehen. In der Unterstation wird der Strom durch Transformatoren von 970 KW auf
                              									15000 Volt heruntertransformiert und dann von einem Schaltbrett aus sechs
                              									Verteilungsnetzen durch Schalter und Blitzableiter zugeführt. Dieses sekundäre
                              									Hochspannungsnetz besteht aus massiven Kupferdrähten, die auf Porzellanisolatoren
                              
                              									von 140 mm Durchmesser verlegt sind. Dieselben sind auf 9–10 m hohen Holzstangen
                              									befestigt.
                           In den Bergwerksanlagen und -Betrieben wird der elektrische Strom für Motorzwecke
                              									verwendet. Die Spannung wird durch Transformatoren auf 460 Volt heruntergesetzt. In
                              									der Stadt Guanajuato selbst dient für Beleuchtungszwecke ein Zweiphasennetz von
                              									2100 Volt Spannung durch Drehstrom – Zweiphasen-Stromtransformatoren von 150 KW
                              									Leistung unter Verwendung eines Spannungsreglers in jeder Phase.
                           Eine Zweigleitung geht nach Irapuato, wo in einer Unterstation die Linienspannung
                              									durch vier ölisolierte luftgekühlte Transformatoren von 200 KW-Leistung auf 15 000
                              									Volt reduziert wird. Vier weitere Transformatoren von 75 KW-Leistung bringen die
                              									Spannung für Motorzwecke auf 460 Volt. Die elektrische Kraft wird hier für
                              									verschiedene technische Zwecke in Fabriken verwendet, sowie für Pumpen und
                              									Bewässerungsanlagen. Ferner wird durch zwei Transformatoren von 40 KW-Leistung der
                              									Strom für eine Beleuchtungsanlage bei 2200 Volt Spannung geliefert.
                           Durch diese grossartige Kraftanlage ist es gelungen, den. Minenbetrieb der alten
                              									Bergwerksstadt Guanajuato, die während 350 Jahren beinahe ein Fünftel des gesamten
                              									Silberbedarfes geschafft hat, aber während der letzten Jahre infolge der hohen
                              									Kosten für Energie und der gleichzeitigen Silberentwertung nahezu ganz geruht hatte,
                              									neu zu beleben und zu frischer Blüte zu bringen.
                           Die Schwierigkeiten bei der Ausführung des Werkes waren sehr gross, nicht nur weil es
                              									nötig war, gewaltig grosse und schwere Massen – wog doch die untere Ankerhälfte
                              									jedes der vier Generatoren über 9 t und jedes Röhrenstück der Druckleitung je nach
                              
                              									der Wandstärke 3,2 bis 5,5 t – über weite beinahe unwegsame Entfernungen zu
                              									schaffen, sondern vor allem weil das vorhandene Arbeitspersonal meist Indianer oder
                              									Halbblut von unglaublicher Trägheit und Indolenz war und sich für diese
                              									ungewöhnliche Arbeiten, die grosse Sorgfalt verlangten, schlecht verwenden liess.
                              									Dass trotzdem das Werk in der kurzen Zeit von anderthalb Jahren vollendet und in
                              									Betrieb genommen werden konnte, ist das Verdienst der unermüdlichen Bauleitung.
                           
                        
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           Ueber die Festigkeit veränderlich elastischer
                                 
                                 										Konstruktionen, insbesondere von Eisenbeton-Bauten. Ein Beitrag zur
                              									Erforschung der inneren Kräfte und Deformationen sowie zum Gebrauch bei der
                              									Berechnung und Ausführung armierter Betonbalken, -Stützen und -Gewölbe. Von
                              
                              									Ingenieur Dr. Rudolf Saliger Oberlehrer an der Kgl.
                              									Baugewerkschule Cassel. Mit 63 Textabbildungen und 5 Tafeln in Photolithographie.
                              									Stuttgart, 1904 Alfred Kröner. Preis geh. 4 Mk.
                           Lehrbuch der angewandten Perspektive. Ein Leitfaden für
                              									Bau- und Gewerbeschulen sowie für Architekten, Künstler und Bauhandwerker. Von Jakob Billeter, Lehrer der konstruktiven Perspektive an
                              									der Allgemeinen Gewerbeschule in Basel. Mit in den Text gedruckten Abbildungen und
                              									Tafeln. Basel. Helbing & Lichtenhahn vorm. Rich. Detloff. Preis geb. 5
                              									Mk.
                           Die Fabrikation der Soda nach dem Ammoniakverfahren.
                              									Von H. Schreib, Fabrikdirektor. Mit 104 Abbildungen und
                              									3 lithogr. Tafeln. Berlin, 1905. Julius Springer. Preis geb. 9 Mk.
                           Der Asphalt und seine Verwendung. Von Dr. Julius Swoboda, Technischer Chemiker. Mit 62
                              									Abbildungen. Hamburg und Leipzig. Leopold Voss. Preis geh. 3 Mk.
                           Werkzeugstahl.
                              									Kurzgefasstes Handbuch über Werkzeugstahl im allgemeinen, die Behandlung desselben
                              									bei den Arbeiten des Schmiedens, Glühens, Härtens usw. und die Einrichtungen dazu.
                              									Für Eisenhüttenleute, Fabrikanten und Werkmeister gemeinverständlich bearbeitet von
                              										Otto Thallner, Hütteninspektor und Betriebschef der
                              									Werkzeugstahlfabrik in Bismarckhütte. Zweite Auflage. Mit 68 Abbildungen. Freiberg
                              									i. S., 1904. Graz & Gerlach (Joh. Stettner). Preis 4 M.
                           Konstruktionsstahl. Ein praktisches Handbuch über die
                              									Festigkeits-Eigenschaften von Stahl und Eisen. Auf Grund praktischer Erfahrungen
                              									bearbeitet zum Gebrauch in Werkstätten, für Hüttenleute, Ingenieure. Abnahmebeamte
                              									usw. von Otto Thallner, Hütteninspektor und
                              									Betriebschef des Gusstahlwerkes Bismarckhütte O.-S. Mit zahlreichen Abbildungen.
                              									Freiberg i. S., 1904. Graz & Gerlach (Joh. Stettner). Preis 8 Mk.
                           Ratgeber für Anfänger im Photographieren und für
                                 										Fortgeschrittene. Von Ludwig David, kais.u.
                              									königl. Hauptmann der Artillerie. Mit 88 Abbildungen und 19 Tafeln.
                              
                              									Siebenundzwanzigste bis neunundzwanzigste verbesserte Auflage. Halle a. S. Wilh.
                              									Knapp. Preis geh. 1,50 Mk.
                           Die Technischen Fachschulen Deutschlands. 4. verm.
                              									Aufl. Buchhandlung der Litterarischen Monatsberichte. Steglitz-Berlin.
                           
                        
                           Zuschrift an die Redaktion!
                           (Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion).
                           Bezugnehmend auf die Besprechung des von mir fabrizierten Apparates zur Regulierung
                              									der Gärtemperatur in den gesamten Betrieben der Gärungsindustrie, besonders für
                              									Brennereien und Hefefabrikanten, „Gärkontroller Vorwärts, System von Rougemont“, in Heft 46, S. 730, bitte ich
                              									Ihren werten Lesern bekannt zu geben, dass dieser Apparat in fast allen
                              									Kulturstaaten zum Patent angemeldet ist und ausserdem die. einzelnen
                              									Detailausführungen durch verschiedene Gebrauchsmuster geschützt sind.
                           Hochachtungsvoll!          
                           Franz Hugershoff.