| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, Miszellen, S. 143 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Elektrisches Härten und Anlassen von
                              									Stahlwerkzeugen.
                           Wie „The Electrician“ vom 18. November 1904 berichtet, hielt Herr Gledhill kürzlich vor dem „Iron and Steel Institut of New-York“ einen Vortrag über das
                              										„elektrische Härten und Anlassen von Drehstählen, Fräsern und dergl.“ und
                              									stellte fest, dass dies Verfahren sehr zuverlässige Werkzeuge gibt und ausserdem
                              									sehr einfach und wirtschaftlich ist, wenn elektrischer Strom bereits zur Verfügung
                              									steht.
                           Ein derartiges Verfahren veranschaulicht Fig. 1. Das
                              									Werkzeug T, dessen Schneidkanten gehärtet werden
                              									sollen, wird in eine metallische Handhabe C
                              									eingespannt, und durch diese und ein biegsames Kabel mit einem Pol der Stromquelle
                              										D leitend verbunden. Der entgegengesetzte Pol
                              									wird mit einem eisernen Gefäss verbunden, in welchem sich eine starke Lösung von
                              									Potasche befindet. Nachdem der Schalter geschlossen ist, wird das Werkzeug in die
                              									Lösung soweit eingetaucht, als es gehärtet werden soll. An der Berührungsstelle
                              									tritt infolge des Stromüberganges eine starke Hitzeentwicklung auf, die sich durch
                              									Aenderung der Felderregung von D regeln lässt. Ist die
                              									Spitze des Stahles warm genug geworden, so wird der Strom abgeschaltet und das
                              									Werkzeug durch weiteres Eintauchen abgekühlt. Ein zweites Verfahren ist durch Fig. 2 gegeben: Das Werkzeug W wird auf eine isoliert und feuerfest gebettete Eisenplatte gelegt,
                              									welche an den positiven Pol der Stromquelle angeschlossen ist; der negative Pol ist
                              									zu einem Handgriff mit eingeklemmter Kohle C geführt.
                              									Berührt man das Werkzeug mit der Kohle, so setzt ein Lichtbogen ein, den man
                              									durch Aenderung der Erregung nach Belieben verstärken kann. Wie aus Fig. 3 erkennbar, wird die Kohle auf der mittleren,
                              									schraffiert bezeichneten Partie des Stahlkopfes herumgeführt, während man es
                              									vermeidet, die Schneidkanten zu berühren, um sie nicht zu verbrennen. Als
                              									Stromquelle diente im vorliegenden Falle ein Motorgenerator, bestehend aus einem
                              									Gleichstromnebenschlussmotor für 220 Volt und einer unmittelbar gekuppelten
                              									Nebenschlussdynamo für 50 bis 150 Volt; man erhielt hierbei Lichtbogen von 10 bis
                              									1000 Ampere Intensität.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 144
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 144
                              Fig. 2.
                              
                           Auch zum Ausglühen bezw. Tempern von grossen Fräsern oder anderen hohlzylindrischen
                              									Werkzeugen kann man den elektrischen Strom benutzen. Bei solchen Werkzeugen müssen
                              									die Schneidkanten glashart, der Kern dagegen weich und zähe sein, damit das Werkzeug
                              									den hohen Beanspruchungen ausreichenden Widerstand zu leisten vermag. Man erreicht
                              									dies gewöhnlich derart, dass man in das glasartige Stahlstück einen glühend
                              									gemachten Dorn steckt, der dann seine Hitze dem Kern des Fräsers mitteilt und
                              									ihn ausglüht. Das Verfahren hat indessen den Nachteil, dass sich der Fortgang des
                              									Ausglühens schwer kontrollieren und lokalisieren lässt; ausserdem bekommt das
                              									Werkzeug auch leicht Risse, da die Hitze zu plötzlich angewendet wird. Das
                              									elektrische Vorfahren, welches in Fig. 4
                              									veranschaulicht ist, hat diese Mängel nicht und ist daher bei solchen Werkzeugen
                              									sehr zu empfehlen. Das Werkzeug W wird auf einen Dorn
                              									geschoben und dieser in zwei Backen V eingeklemmt,
                              									welche durch den massiven Kupferbügel S verbunden sind.
                              										S bildet die Sekundärwicklung eines Transformators
                              									mit sehr geringem ohmischen Widerstand. Wird die primäre Wicklung P unter Spannung gesetzt, so wird in S ein starker Strom induziert, der den Dorn schnell
                              									erwärmt und in Rotglut versetzt. Das Werkzeug wird dadurch gleichfalls von innen
                              									heraus langsam erwärmt, und man kann ein sehr gleichmässiges Ausglühen erzielen, da
                              									man eine bestimmte, gerade passende Temperatur des Dornes beliebig lange konstant
                              									halten kann. Der Transformator wurde durch eine Wechselstromdynamo mit rotierendem
                              									Magnetgestell gespeist, welche 100 Ampere bei 350 Volt und 50 Perioden lieferte. Die
                              									Stromstärke wurde durch den Erregerrheostaten geregelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 144
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 144
                              Fig. 4.
                              
                           
                              P.
                              
                           
                        
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                           Druckfehlerberichtigung. In der Zuschrift des Herrn Rieche S. 96, rechte Spalte, Absatz 6, Zeile 3 muss es
                              									statt „zwischen Motor und Anker“ heissen: „zwischen Motor und Anlasser“.