| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, Miszellen, S. 624 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Schmelzpunktbestimmung feuerfester keramischer
                              										Produkte.Zeitschr. für angew.
                                    											Chemie 1905, S. 49–53.
                           Der von Heraeus hergestellte elektrische Widerstandsofen
                              									aus reinem Iridium gestattet wegen des hohen Schmelzpunktes, den dieses Metall
                              									besitzt, Temperaturen über 2000° zu erreichen und genau zu regeln. Dieser
                              									Fortschritt ist im wissenschaftlichen Laboratorium der bekannten Platinschmelze von
                              										W. C. Heraeus auf Anregung von Dr. Paul Jochum in Karlsruhe dazu benutzt worden, um eine
                              									grosse Anzahl natürlicher und künstlicher feuerfester Massen auf ihren Schmelzpunkt
                              									und ihre Sinterungstemperatur zu untersuchen.
                           Dr. Haagn, der diese Arbeiten ausführte, benutzte dazu
                              									ein Iridiumrohr von 200 mm Länge und 40 mm lichter Weite, das etwa 2,0 mm Wandstärke
                              									besass und an beiden Enden mit 1,5 mm starken aufgelöteten Platinflanschen versehen
                              									war. Auf diese Platinflanschen waren mit Nickelschrauben breite, dicke Bänder aus
                              									weichem Silber befestigt, die ihrerseits endlich mit der Stromzuleitung, einer
                              									Anzahl biegsamer Kabel, verschraubt wurden.
                           Das Iridiumrohr war von einem zweiteiligen 60 mm weiten Rohr aus geschmolzener
                              									Magnesia umgeben, und dieses von einem 160 mm weiten Chamotterohr; der Zwischenraum
                              									zwischen dem Magnesia- und dem Chamotterohr wurde mit gekörnter geschmolzener
                              									Magnesia ausgefüllt.
                           Besondere Schwierigkeiten waren zu überwinden, um jede Spannung beim Einbau des
                              									Iridiumrohres zu vermeiden, weil dieses in der ausserordentlichen Glut sehr weich
                              									wurde und daher sorgfältig vor Durchbiegung bewahrt werden musste.
                           Der ganze Ofen ist in ein Gestell derartig eingebaut, dass er einmal in
                              									senkrechter Richtung um 60 cm verschoben, anderseits um eine wagerechte Achse
                              									gedreht werden kann.
                           Wegen des geringen Widerstandes, den das Iridiumrohr besitzt, ist zur Heizung ein
                              									sehr starker Strom von niederer Spannung erforderlich, für 2000° etwa 1200 Ampère
                              									bei 5 Volt.
                           Zur Temperaturmessung wurde ein Thermoelement aus reinem Iridium und Iridium –
                              									Ruthenium (mit 10 v. H. Ruthen) benutzt, dessen Schmelzpunkt über 2000° liegt. Es
                              									wurde bis 1600° mit einem geeichten Le
                                 									Chatelier-Pyrometer verglichen; ferner wurde zur Prüfung der Schmelzpunkt des
                              									Platins gemessen, den Heraeus zu 1780° annimmt, und
                              									festgestellt, dass die Thermokraft bis zu dieser Temperatur gleichmässig ansteigt.
                              									Von Zeit zu Zeit muss dieser Vergleich wiederholt werden.
                           Zur Ausführung der Schmelzpunktbestimmung hat sich folgende Anordnung am besten
                              									bewährt:
                           Der Iridiumofen wird wagerecht gelagert. In der Mitte des Rohres wird auf einer
                              									Unterlage von Aetzkalk ein tellerartiges Gefäss aus reinem Iridium aufgestellt, das
                              									zur Aufnahme der zu untersuchenden Massen bestimmt ist. Die beiden Enden des Rohres
                              									werden mit Stöpseln aus feuerfester Masse verschlossen, von denen der eine ein
                              									kleines rundes Loch zur Beobachtung der Vorgänge im Ofen hat, während durch ein
                              									gleiches Loch im zweiten Stöpsel das Thermoelement hindurchgeht, dessen Lötstelle
                              									gerade hinter dem Teller mit der Probe liegt.
                           Die zu untersuchende Masse wird, wenn grössere Stücke vorliegen, durch Aussägen, wenn
                              									ein Pulver, durch Pressen zu kleinen Kegeln von 0,5–2 g Gewicht geformt und auf dem
                              									Iridiumteller so aufgestellt, dass die Kegelmitte etwa in der Achse des Rohres
                              									liegt. Beobachtet wurde durch ein Fernrohr, das einen Meter vom Ofen entfernt stand;
                              									um das grelle Licht abzublenden, war eine dunkelrote Scheibe zwischengeschaltet.
                           Bei reinen Tonen, die einen deutlichen Schmelzpunkt zeigen, wird dieser weder durch
                              									schnelleres Anheizen, noch durch wechselnde Grösse der Kegel wesentlich verschoben;
                              									die geschmolzene Masse zeigt nach dem Erkalten einen porzellanartigen Bruch und hat,
                              									von neuem erhitzt, denselben Schmelzpunkt wie zuvor.
                           Etwas abweichend verhalten sich quarzreiche Dinassteine, die langsam erweichen und
                              									beim Schmelzen fast durchsichtige Gläser geben.
                           Leider konnten keine Versuche in reduzierenden Gasen vorgenommen werden, weil bei der
                              									hohen Temperatur die Kieselsäure sofort reduziert und durch Bildung von
                              									Iridiumsilicid der Ofen rasch zerstört wird.
                           Die Schmelztemperaturen der untersuchten Tone, Tonschiefer, Kaoline und Chamottewaren
                              									liegen von 1660–1780°. Besondere Beachtung verdienen die Schmelzpunktbestimmungen
                              									einiger Segerkegel:
                           
                              
                                 Segerkegel
                                 Schmelzpunkt
                                 
                              
                                 No. 36
                                   1775°
                                 
                              
                                        35
                                 1745
                                 
                              
                                        34
                                 1725
                                 
                              
                                        33
                                 1695
                                 
                              
                                        32
                                 1675
                                 
                              
                                        31
                                 1650
                                 
                              
                                        30
                                 1630
                                 
                              
                           Schliesslich wurden noch Versuche angestellt, um zu ermitteln, bei welcher Temperatur
                              									die Erweichung beginnt, indem die erhitzte Masse durch einen Fühlhebel belastet und
                              									dessen Bewegung beobachtet wurde. Die Anordnung war folgende:
                           Der Ofen wurde senkrecht gestellt, die zu untersuchende Masse in Form eines Würfels
                              									mit glatt geschliffenen Flächen auf den Iridiumteller gelegt und in die Mitte des
                              									Rohres gebracht. Die Enden des Heizrohres wurden wieder mit durchbohrten Stöpseln
                              									verschlossen; durch den unteren Stöpsel ragte das Thermoelement bis an den Teller,
                              									durch den oberen ging reibungslos der Belastungsstempel.
                           Dieser Belastungsstempel bestand aus einem Iridiumstabe von 9 qmm Querschnitt, an
                              									dessen unteres Ende eine ebene Grundfläche von 1 qmm Querschnitt angeschliffen war,
                              									während er oben eine aufgelötete Stahlscheibe trug; der Stab wurde durch eine
                              									Führung in der Achse des Ofens gehalten. Auf der Stahlscheibe ruhte, gegen die
                              									strahlende Wärme des Ofens geschützt, mit einer Schneide eine Hebelvorrichtung,
                              									deren kurzer Schenkel durch Gewichte ausbalanziert war, während der längere Schenkel
                              									eine Vorrichtung zum Aufhängen von Reitergewichten trug und in einen Zeiger vor
                              									einer Millimeterskala endigte. Da die Längen der beiden Schenkel sich wie 1 : 10
                              									verhielten, so bewegte sich der Zeiger um 10 mm, wenn der Stempel um 1 mm einsank.
                              									Der Druck, den die Schneide dieser Hebelvorrichtung bei Belastung mit verschiedenen
                              									Reitergewichten auf die Scheibe des Stempels ausübte, war mit Hilfe einer Wage durch
                              									besondere Versuche festgestellt worden.
                           Beim Gebrauch steht der Iridiumstempel auf der Mitte des zu prüfenden Würfels. Der
                              									Druck auf diesen Würfel setzt sich zusammen aus dem Eigengewicht des Stempels,
                              									vermehrt um den Druck, den die Hebelvorrichtung auf die Stahlscheibe ausübt.
                           Wird der Ofen angeheizt, so bewegt sich zunächst der Zeiger nach unten, weil der
                              									Iridiumstab sich ausdehnt, bis bei etwa 1400° ein praktisch als Nullpunkt
                              									anzunehmender Stand des Zeigers erreicht wird. Bei weiterer langsamer
                              									Temperatursteigerung hebt sich der Zeiger langsamer oder rascher, je nach dem der
                              									Iridiumstempel langsamer oder rascher in die Masse des Würfels einsinkt.
                           Bei der Belastung von 400 g/qmm ergaben sich folgende Werte:
                           
                              
                                 Masse
                                 Beginn desEinsinkensGrad
                                 Geschwindig-keit des Ein-sinkens 1 mmi.
                                    
                                    											d. MinuteGrad
                                 Schmelz-PunktGrad
                                 
                              
                                 Rakonitzer Schiefer von    Dr. Jochum
                                 1475
                                 1710
                                 1760
                                 
                              
                                 No. 6 von Grünstadt
                                 1400
                                 1570
                                 1725
                                 
                              
                                 Saarauer Kaolin
                                 1320
                                 1700
                                 1750
                                 
                              
                                 Ton von Kährlich
                                 1450
                                 1510
                                 1670
                                 
                              
                                 Palatina Grünstadt
                                 1420
                                 1670
                                 1725
                                 
                              
                                 Qu 7 von Grünstadt
                                 1450
                                 1590
                                 1740
                                 
                              
                                 Qu Grünstadt A
                                 1410
                                 1500
                                 1670
                                 
                              
                           Arndt.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Ueber die Untersuchung und das
                                 										Weichmachen des Kesselspeisewassers. Von Ing. Wehrenpfennig. Wiesbaden, 1905. C. W. Kreidel.
                           Das vorliegende Werk stellt ein wertvolles Hilfsmittel sowohl für den Chemiker, dem
                              									die Untersuchung und Beurteilung von Kesselwässern obliegt, als auch für den
                              									Ingenieur, der sich mit der Konstruktion von Reinigungsanlagen befasst, und nicht
                              									zum mindesten für den Betriebsbeamten, der die Kontrolle des Kesselspeisewassers
                              									oder der Wirkung etwa vorhandener Anlagen zu führen hat, oder aber über die
                              									Notwendigkeit der Anschaffung einer Reinigungsanlage und über das dabei zu wählende
                              									System befinden muss. –
                           Neben ausführlichen Angaben über die Untersuchung des Wassers finden sich klare
                              									Beschreibungen der zur Durchführung einer technischen Wasserreinigung dienenden
                              									Einrichtungen. – Die Beschreibung einer grösseren Anzahl der gebräuchlichen Systeme
                              									sowie die Gesichtspunkte für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Reinigung
                              									schliesst sich dem an. Von grossem Wert erscheint die Zusammenstellung der
                              									Ergebnisse, welche die grossen deutschen Eisenbahnverwaltungen im Betriebe mit den
                              									verschiedenen Reinigungsanlagen gemacht haben. – Eine Studie über die Herstellung
                              									von Reinigungsanlagen nebst der Beschreibung einer grösseren Anzahl für bestimmte
                              									Bedingungen ausgeführter Anlagen resp. bearbeiteter Projekte bietet mancherlei
                              									wertvolles Material. Den Schluss bildet eine Uebersicht über Wasserherkommen, seine
                              									Eigenschaften und Verwendung und die Beschreibung der Herstellung der für die
                              									Wasseruntersuchung nötigen Reagenzien.
                           Dr. Hgr.
                           Jahrbuch für das
                                 										Eisenhüttenwesen. Von Otto Vogel. III. Jahrg.
                              									Düsseldorf, 1905. August Bagel.
                           Das Werk ist im Auftrage des Vereins deutscher Eisenhüttenleute und als Ergänzung der
                              									Zeitschrift dieses Vereins, „Stahl und Eisen,“ bearbeitet und hat den Zweck,
                              									dem Leser eine weitere Uebersicht über den in der genannten Zeitschrift behandelten
                              									Stoff zu geben. Dieser ist ein überaus reichhaltiger: Brennstoffe, Feuerungen,
                              									Feuerfestes Material, Schlacken, Erze, Werkanlagen, Roheisenerzeugung,
                              									Giessereiwesen, Erzeugung schmiedbaren Eisens, Verarbeitung schmiedbaren Eisens,
                              									Weiterverarbeitung des Eisens, Legierungen und Verbindungen des Eisens und
                              									Materialienprüfung, – verbreitet sich also über das ganze weite Gebiet des heutigen
                              									Eisenhüttenwesens. Wie wir dem letzten Vorwort entnehmen, gelangten zum Zweck der
                              									Herstellung des Werkes 134 Zeitschriften in 9 verschiedenen Sprachen zur Behandlung.
                              									Dabei handelte es sich nicht nur um reine Quellenangabe, Literatur- und
                              									Patentübersicht, sondern sehr viel auch um sorgfältige und ausgiebige Auszüge,
                              									unterstützt durch zahlreiche Abbildungen.
                           Das Werk entspricht einem dringenden Bedürfnis und entwickelt sich bei näherer
                              									Durchsicht als ein Muster von Fleiss, Sorgfalt und Sachkenntnis sowie als ein in
                              
                              									solcher Vollständigkeit bisher einzig dastehendes Nachschlagebuch zu einem ganz
                              									ungewöhnlich niedrigen Preise.
                           Haedicke.