| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, Miszellen, S. 207 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           
                           Versuche über die Diffusion von Kohlensäure durch
                              										Kautschuk.Nach einem Vortrage
                                    											von Prof. Dr. Grunmach auf der diesjährigen
                                    											Naturforscherversammlung zu Meran:
                                    											Verhandlungen der Deutschen physikalischen Gesellschaft VII, No. 14/21
                                    											(1905); Physikalische Zeitschrift 6, S. 795–800
                                    											(1905).
                           Kautschuk hat die merkwürdige Eigenschaft, für Kohlensäure ziemlich durchlässig zu
                              									sein, während er z.B. Sauerstoff und Stickstoff fast vollkommen zurückhält. Auf
                              									diese Tatsache hin ersann sich ein kühner Erfinder ein Verfahren, um die Luft
                              									geschlossener Wohnräume von der schädlichen Kohlensäure ohne Ventilatoren, also bei
                              
                              									Vermeidung jeder Zugluft, fortdauernd zu reinigen. Er wollte in geeignete Stellen
                              									der Wände Kautschukplatten einfügen, die entweder vollständig eben, oder aber, um
                              									auf beschränktem Raume eine grössere Wirkung zu erzielen, in einer Form mit
                              									möglichst grosser Oberfläche hergestellt und durch geeignete Schutzvorrichtungen
                              									gegen Stösse oder Witterungseinflüsse geschützt werden sollten.
                           Die Berliner Installationsfirma, bei der er sein patentiertes Verfahren verwerten
                              									wollte, fragte vorsichtshalber den Professor der Physik an der Kgl. Technischen
                              									Hochschule, Prof. Dr. Grunmach, um Rat und veranlasste
                              									ihn, die Durchlässigkeit des Kautschuks für Kohlensäure zahlenmässig zu
                              									bestimmen.
                           Bisher lagan nur Versuche mit sehr dünnen Kautschukhäutchen von höchstens 0,1 mm
                              
                              									Dicke vor; diese sind aber so wenig dauerhaft, dass sie für die beabsichtigte
                              									praktische Verwendung nicht in Frage kommen konnten. Grunmach benutzte Platten aus käuflichem vulkanisierten, braunem oder
                              									grauem Kautschuk von 0,15 bis 2,4 mm Dicke, die er an der Unterseite von zweifach
                              									tubulierten Glasglocken befestigte; der Rand jeder Glocke war mit einer
                              									Messingfassung versehen, auf deren ringförmige, eben geschliffene Grundfläche die
                              									Kautschukplatte mit Syndetikon geleimt wurde. Die Glocke wurde mit Kohlensäure
                              
                              									gefüllt und ihr Gewicht auf einer empfindlichen Wage in bestimmten Zeiträumen
                              									festgestellt; die stetig fortschreitende Gewichtsverminderung gibt ein Mass der
                              									austretenden Kohlensäuremenge. Bei einer Membran aus frischem braunen Kautschuk, die
                              									eine Dicke von 0,6 mm und eine wirksame Fläche von 44 qcm hatte,Ich runde die Zahlen von Grunmach der Bequemlichkeit halber
                                    										ab. wurden durchgelassen:
                           
                              
                                 während
                                 des
                                 1.
                                 Tages
                                 in
                                 jeder
                                 Stunde
                                 0,021
                                 ccm
                                 Kohlensäure,
                                 
                              
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                                 0,019
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                                 0,013
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                                 0,009
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                                 5.
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                                 0,006
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                                 6.
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                                 0,004
                                 „
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                                 „
                                 „
                                 7.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,003
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Um aus diesen Zahlen einen Wert für die Durchlässigkeit von 1 qcm Fläche abzuleiten,
                              									muss berücksichtigt werden, dass die Membran sich allmählich nach innen einstülpt
                              									und so ihre Fläche vergrössert. Schliesslich ist auch noch die hierbei eintretende
                              									Dickenverminderung in Rechnung zu ziehen. Bringt man alle diese Verbesserungen
                              										an,Hierbei ist
                                    											vorausgesetzt, dass innerhalb enger Grenzen die Diffusionsgeschwindigkeit
                                    											umgekehrt proportional der Dicke ist. so erhält man folgende
                              									zeichnerische Darstellung für die Abnahme der Diffusion mit der Zeit (Fig. 1):
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 207
                              Fig. 1.
                              
                           Der Druck der Kohlensäure im Glasgefässe ging während dieser sieben Tage von
                              									Atmosphärendruck auf etwa ¾ Atmosphäre zurück, die Diffusionsgeschwindigkeit aber
                              									sank bis auf 1/15
                              									ihres Anfangswertes.
                           Als Grunmach vergleichende Versuche mit Membranen von
                              									verschiedener Dicke anstellte, ergab sich, dass die Diffusionsgeschwindigkeit viel
                              									langsamer abnimmt als die Dicke ansteigt. Aus seinen Messungen lässt sich etwa
                              									folgende Kurve (Fig. 2) ableiten:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 321, S. 207
                              Fig. 2.
                              
                           Zwei Proben aus grauem und aus braunem vulkanisiertem Kautschuk ergaben nahezu die
                              									gleichen Diffusionswerte.
                           Wendet man die gewonnenen Zahlen auf die Beurteilung des oben erwähnten Patentes an,
                              									so ergibt sich, dass die Oberfläche einer 0,6 mm dicken Kautschukmembran, durch die
                              									18000 ccm Kohlensäure während einer Stunde diffundieren – so viel Kohlensäure etwa
                              
                              									atmet ein erwachsener Mensch während der gleichen Zeit aus – 93 Quadratmeter beträgt Da ferner diese Zahl nur für reine Kohlensäure
                              									gilt, in der Zimmerluft aber die Kohlensäure nur in grosser Verdünnung auftritt, so
                              									müsste in Wirklichkeit diese gewaltige Kautschukfläche noch bis ins Ungeheuerliche
                              									vergrössert werden.
                           Wir haben hier wieder einmal ein Beispiel, in wie hohem Grade das Selbstvertrauen
                              									manches Erfinders seine Sachkenntnis überwiegt. Erfreulich ist es, dass hier der
                              
                              									Anlass zu wertvollen wissenschaftlichen Untersuchungen gegeben wurde, deren
                              									Fortsetzung baldigst zu erwarten ist.
                           Arndt.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Das Körbersche
                                 										Strahlendiagramm. Berlin. Wilhelm Ernst & Sohn.
                           Das auf unveränderlichem Pauspapier gedruckte Strahlendiagramm dient zur Herstellung
                              									perspektivischer Darstellungen von Gegenständen, deren geometrischer Entwurf im
                              									Grundriss und Aufriss vorliegt, sowie anderseits auch zur Anfertigung dieser
                              									geometrischen Wiedergabe, wenn eine perspektivische Zeichnung vorhanden ist.
                              									Namentlich, sobald es sich um verwickeltere Entwürfe handelt, wird die Benutzung
                              									dieses Diagramms einen nicht unwesentlichen Zeitgewinn, eine Entlastung des
                              									Zeichners von Gedankenarbeit und vor allem eine erhebliche Schonung der bereits
                              									vorhandenen Darstellungen ermöglichen, da alle Hilfslinien in den letzteren in
                              									Fortfall kommen. Als Mangel dürfte dagegen sehr bald die geringe
                              
                              									Widerstandsfähigkeit des Diagramms empfunden werden, die sich kaum auf irgend welche
                              									Weise beheben lassen und eine häufige Neuanschaffung erforderlich machen dürfte.
                           F. Mbg.
                           
                        
                           
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                              									Werkzeugmaschinenbau von Fr. W. Hülle, Ingenieur,
                              									Oberlehrer an der Königlichen höheren Maschinenbauschule in Stettin. Mit 326 Abb.
                              									Berlin, 1906. Julius Springer. Preis geb. M. 8,–
                           
                        
                           
                           Preisausschreiben.
                           1. Errichtung eines Gebäudes für das
                                 										Deutsche Museum in München.
                           Das Deutsche Museum, dessen Aufgabe es ist, die historische Entwicklung der
                              									Naturwissenschaft und Technik durch hervorragende Meisterwerke darzustellen,
                              									beabsichtigt durch einen öffentlichen Wettbewerb unter den Deutschen Architekten
                              									(einschliesslich der Deutsch-Oesterreicher und Deutsch-Schweizer) Projekte für die
                              									Grundrissanordnung und den architektonischen Aufbau eines Museumsgebäudes zu
                              									gewinnen.
                           Die mit Kennwort versehenen Entwürfe nebst Erläuterungsbericht und Kostenüberschlag
                              									sind bis spätestens 20. September 1906 bei dem Deutschen Museum, München,
                              									Maximilianstrasse 26, in Einlauf zu bringen.
                           In einem mit demselben Kennwort versehenen verschlossenen Briefumschlag muss
                              									enthalten sein: 1. Die Adresse, an welche die Arbeit zurückzusenden ist bezw. unter
                              									welcher mit dem Verfasser in Oorresspondez getreten werden kann; sowie: 2. Ein
                              									zweiter verschlossener Briefumschlag mit dem Namen des Verfassers.
                           Zur Prüfung der eingereichten Entwürfe wird ein besonderes Preisrichterkollegium
                              									gebildet.
                           Zur Verteilung an die durch das Preisrichterkollegium im üblichen Prüfungsverfahren
                              									bezeichneten Entwürfe sind folgende Preise bestimmt:
                           
                              
                                 I.
                                 Preis
                                 
                                 15000 Mark,
                                 
                              
                                 II.
                                 Preis
                                 
                                 10000 Mark,
                                 
                              
                                 III.
                                 Preis
                                 
                                   5000 Mark,
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 zusammen:
                                 30000 Mark.
                                 
                              
                           Auf einstimmigen Beschluss des Preisrichterkollegiums können die Preise unter
                              									Einhaltung der Gesamtsumme auch in anderer Weise verteilt werden.
                           Das Deutsche Museum behält sich ausserdem vor, einzelne nicht preisgekrönte Entwürfe
                              									zum Preise von je 2000 Mark anzukaufen.
                           Die preisgekrönten und die etwa angekauften Entwürfe gehen mit dem Rechte der freien
                              
                              									Benützung in das Eigentum des Deutschen Museums über, doch soll das
                              									Reproduktionsrecht dem Verfasser des Projektes verbleiben.
                           Die Wahl des mit der Ausarbeitung des endgültigen Projektes, sowie mit der Bauleitung
                              									zu betrauenden Architekten bleibt dem Deutschen Museum bezw. einer besonderen
                              									Baukommission vorbehalten.
                           Nach Fällung des Preisrichterspruches werden die eingereichten Entwürfe im Herbst bei
                              									Gelegenheit der feierlichen Grundsteinlegung öffentlich ausgestellt. Das Ergebnis
                              
                              									der Preisbewerbung wird veröffentlicht. Das Urteil des Preisgerichts soll in einem
                              									Gutachten festgelegt werden, das ebenso wie die näheren Bedingungen des
                              									Preisausschreibens bei der Geschäftsstelle des Deutschen Museums von Meisterwerken
                              									der Naturwissenschaft und Technik, München, erhältlich ist.
                           2. Für wichtige Erfindungen und
                                 										Verbesserungen im Eisenbahnwesen.
                           
                              A. für Erfindungen und Verbesserungen, betreffend die baulichen
                                 										und mechanischen Einrichtungen der Eisenbahnen, einschliesslich deren
                                 										Unterhaltung
                              
                           
                              
                              ein erster Preis von 7500 M., ein zweiter Preis von 3000 M.
                                 										ein dritter Preis von 1500 M.
                              
                           
                              B. für Erfindungen und Verbesserungen, betreffend den Bau und
                                 										die Unterhaltung der Betriebsmittel
                              
                           
                              ein erster Preis von 7500 M., ein zweiter Preis von 3000 M.
                                 										ein dritter Preis von 1500 M.
                              
                           
                              C. für Erfindungen und Verbesserungen, betreffend die
                                 										Verwaltung, den Betrieb und die Statistik für Eisenbahnen sowie
                              D. für hervorragende schriftstellerische Arbeiten über
                                 										Eisenbahnwesen – für C und D zusammen –
                              
                           
                              ein erster Preis von 3000 M. und zwei Preise von je 1500
                                 										M.
                              
                           Ohne die Preisbewerbung wegen anderer Erfindungen und Verbesserungen im
                              									Eisenbahnwesen einzuschränken und ohne andererseits den Preisausschuss in seinen
                              									Entscheidungen zu binden, wird die Bearbeitung folgender Aufgaben als erwünscht
                              									bezeichnet:
                           
                              a) Lokomotivfeuerung mit mechanischer Beschickung.
                              b) Verbesserung der Beheizung der Personenzüge durch Dampf,
                                 										insbesondere bei langen Zügen.
                              c) Schlauchkupplung für Luftdruckbremse, durch welche die
                                 										Abschlusshähne an den Leitungen entbehrlich werden, ohne die selbsttätige
                                 										Wirkung bei Trennung von Zügen zu beeinträchtigen.
                              d) Eine Vorrichtung zur Verständigung zwischen dem Lokomotiv-
                                 										und Zugpersonal, insbesondere für lange Personen- und Güterzüge ohne
                                 										durchgehende Bremsvorrichtung, auch bei der Fahrt durch Tunnels.
                              e) Kritische Darstellung des jetzigen Standes der Frage der
                                 										Motorwagen und der Führung leichter Züge durch Lokomotiven oder Motorfahrzeuge
                                 										in technischer und wirtschaftlicher Beziehung.
                              f) Vereinfachung des Vorgangs bei der Verkehrsteilung und. der
                                 
                                 										Ermittlung der Anteile aus den Frachtsätzen sowie bei der Verrechnung und
                                 										Abrechnung der Einnahmen aus dem Güterverkehr.
                              
                           Gelangen in einzelnen der vier Gruppen die ersten oder zweiten Preise mangels
                              									geeigneter Bewerbungen nicht zur Verteilung, so können aus den nicht zuerkannten
                              									Beträgen innerhalb derselben Gruppe mehrere zweite oder dritte Preise gewählt
                              									werden. Auch können, falls in einer Gruppe die zur Verfügung stehenden Geldmittel
                              									mangels geeigneter Bewerbungen nicht vollständig zur Verwendung kommen, die
                              									verbleibenden Beträge zu Preisverteilungen in anderen Gruppen benutzt werden.
                           Die Prüfung der eingegangenen Anträge auf Zuerkennung eines Preises, sowie die
                              									Entscheidung darüber, ob überhaupt bezw. an welche Bewerber Preise zu erteilen sind,
                              									erfolgt durch den vom Vereine Deutscher Eisenbahnverwaltungen eingesetzten.
                              									Preisausschuss.
                           Die Bewerbungen müssen
                           
                              während des Zeitraumes vom 1. Januar bis 15. Juli 1907
                              
                           postfrei an die geschäftsführende
                              									Verwaltung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen eingereicht werden, von der
                              									auch die näheren Bedingungen zu beziehen sind.