| Titel: | BÜCHERSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, S. 575 | 
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                        BÜCHERSCHAU.
                        BÜCHERSCHAU.
                        
                     
                        
                           Die Inventur.
                              									Aufnahmetechnik, Bewertung und Kontrolle. Für Fabrik- und Warenhandelsbetriebe
                              									dargestellt von Werner Grull. Berlin, 1911. Julius Springer.
                           
                           Dem ungemein wichtigen, in der Literatur bislang kaum behandelten Gebiete der
                              										„Inventur“ hat Grull ein 220 Quartseiten umfassendes und, wie man wohl
                              									ohne Uebertreibung behaupten kann, erschöpfendes Buch gewidmet. Es handelt sich hier
                              									um Arbeiten, die bei aller Bedeutung für das Werk, dem sie gewidmet sind, eigentlich
                              									von jedem der Betheiligten mit scheelen Blicken angesehen werden, von dem Kaufmann,
                              									weil man sie nicht zu den eigentlich produktiven rechnen kann, von dem Ingenieur,
                              									weil sie sich äußerlich als eine lästige Betriebsstörung darstellen. Berücksichtigt
                              									man, daß es sich dabei um eine an sich uninteressante Tätigkeit zunächst mehr
                              									mechanischer Art handelt, um das mühsame Sammeln und Berechnen vieler, zum Theil
                              									allein genommen recht unbedeutender Zahlen, beachtet man ferner, daß nur die wenigen
                              									Personen an der Spitze des Unternehmens imstande sind, aus dem trockenen Material
                              									die allein interessanten Schlusse zu ziehen, so wird man es begreiflich finden, mit
                              									welcher Unlust die meisten industriellen Beamten das Wort „Inventur“
                              									hören. Daraus folgt dann vielfach eine Unterschätzung der Bedeutung der Inventur,
                              									eine Nachlässigkeit in den fraglichen Arbeiten, die sich schon manchmal bitter
                              									gerächt hat. Dieser schiefen Auffassung kann gar nicht genug entgegengetreten und
                              									ganz besonders muß betont werden, daß die Bedeutung der Inventur um so mehr wächst,
                              									je weniger straff die ganze innere Organisation ist. Bedeutet sie doch dann mehr und
                              									mehr neben dem, was sie eigentlich sein soll, auch eine große Reinigung, eine
                              									Entfernung von wertlos Gewordenem, eine Ordnung des wahllos Durcheinanderliegenden
                              									und – eine Aufdeckung manches bis dahin unentdeckt gebliebenen Fehlers. Auch diese
                              									letzte, nicht zu gering zu achtende Eigenschaft dürfte ihr gutes Theil zu der
                              									allgemeinen Unbeliebtheit der Inventurarbeiten beigetragen haben.
                           Es ist ein unleugbares Verdienst Grulls, durch sein Bach
                              									auf die vielen Nachlässigkeiten hingewiesen zu haben, die häufig die Ergebnisse der
                              									Inventur fälschen, die Notwendigkeit sauberster und sorgfältigster Arbeit auf diesem
                              									Gebiete denen nahegebracht zu haben, die sich nicht in genügendem Maße der
                              										„Wirkung großer Zahlen“ bewußt sind. Daß es dem Verfasser nicht möglich
                              									war, den spröden Stoff spannend zu behandeln, daß sein Buch an einer gewissen
                              									Trockenheit des Tones leidet, die leicht den Leser ermüdet, kann man ihm in.
                              									Anbetracht der Natur des von ihm behandelten Gegenstandes kaum zum Vorwurf machen.
                              									Hätte er diesen – nun, nennen wir es: Schönheitsfehler vermeiden wollen, so wäre die
                              									Gefahr kaum zu vermeiden gewesen, daß sein Werk an Gründlichkeit verlöre. Gerade
                              									diese aber macht es für den Praktiker anderseits wieder so wertvoll, gestaltet es im
                              									Verein mit dem ausführlichen Sachverzeichnis zu einem bislang entbehrten
                              									Nachschlagewerk.
                           Im vorstehenden ist stets nur von der Inventur in einem als fortbestehend gedachten
                              									Fabrikations- oder – Warenhandelsgeschäft die Rede, und sie bildet auch den weit
                              									überwiegenden Gegenstand der Grullschen Darlegungen. Doch
                              									mag nicht unerwähnt bleiben, daß die Verhältnisse bei anderen Inventuren, wie sie
                              									bei der Liquidation oder beim Konkurse, bei Erbfällen, usw. in Frage kommen,
                              									ebenfalls mehrfach gestreift sind.
                           Dem ersten allgemeinen Theil, der vom Zweck, Gegenstand, Zeitpunkt der Inventur, von
                              									der Pflicht und Verantwortlichkeit bei der Aufstellung des Inventars handelt, folgt
                              									ein zweiter Haupttheil: Die Abschlußinventur im Fabrik- und Warenhandelsbetriebe. Er
                              									gliedert sich zwanglos in 6 Abschnitte: 1. Allgemeines; 2. Aufnahmetechnik; 3.
                              									Bewertung des Inventars; 4. Aeußere Form, Kontrollen, Kosten; 5. Ausnutzung der
                              									gewonnenen Ergebnisse, und 6. die ständige Inventur und die monatliche
                              									Gewinnermittlung. Es kann hier nicht meine. Aufgabe sein, auf den Inhalt dieser
                              									einzelnen Abschnitte näher einzugehen, nur auf die Bedeutung des in dem sechsten und
                              									letzten entwickelten ungemein wertvollen und doch so selten in die Wirklichkeit
                              									umgesetzten Gedankens mag noch besonders hingewiesen werden.
                           Alles in allem möchte ich mein Urtheil über das Grullsche
                              									Buch dahin zusammenfassen, daß ich jedem, der in verantwortlicher Stellung an der
                              									Durchführung einer Inventur mitzuwirken hat, eine Durcharbeitung nur empfehlen kann.
                              									Er wird dann einerseits manchen Fehler, den er vielleicht unbewußt beging, in
                              									Zukunft vermeiden, anderseits aber auch, wenn er die gerade für seinen besonderen
                              									Fall vorliegenden Verhältnisse richtig berücksichtigt, manche Forderung des
                              									Verfassers als zuweitgehend ablehnen, auf jeden Fall aber mit Dank von dessen
                              									verdienstvoller Arbeit Abschied nehmen, um sich späterhin in strittigen Fällen von
                              									ihr Rat zu holen.
                           Friedrich Meyenberg.
                           Das chemische Gleichgewicht auf Grund
                                 										mechanischer Vorstellungen. Von H. v. Jüptner. 8°. V und 367 Seiten mit 60
                              									Abbildungen. Leipzig 1910. B. G. Teubner. Preis 11,– M.
                           
                           Wie für die anderen physikalisch-chemischen Bücher von Jüptner, so ist auch für das vorliegende Werk die Neigung, des
                              									Verfassers, möglichst viele und umfangreiche Zahlentafeln in den Text einzufügen,
                              									maßgebend gewesen. Wir finden hier lange Tabellen über Dampftensionen, Schmelzwärme
                              									usw., die als Zusammenstellungen ihren erheblichen Wert haben, aber andererseits dem
                              									äußeren Eindruck des Buches schaden, indem sie den Text in den Hintergrund
                              									drängen.
                           Wenn sich der Verfasser dazu entschließen könnte, alles entbehrliche Beiwerk
                              									fortzulassen und den Stoff straffer zusammenzufassen, so würde das Buch an
                              									Lesbarkeit gewinnen und wohl eine gute Ergänzung zu dem bekannten Lehrbuch von Nernst bilden.
                           Arndt.
                           Versuche über das Verhalten von
                                 										Kupfer, Zink und Blei gegenüber Zement, Beton und den damit in Verbindung
                                 										stehenden Flüssigkeiten. Von E. Heyn. 59 Seiten.
                              									Berlin. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. 3,20 M.
                           
                           Der Verfasser berichtet über eingehende Versuche, die im Königlichen
                              									Materialprüfungsamt zu Groß-Lichterfelde-West in den Jahren 1908–1910 ausgeführt
                              									wurden. Im ersten Theil der Arbeit werden 1–1,5 mm dicke Platten der untersuchten
                              									Metalle, Kupfer, Zink, Blei geprüft auf ihr Verhalten in: destilliertem Wasser,
                              									Leitungswasser der Charlottenburger Wasserwerke (dessen Analyse mitgetheilt wird),
                              									Lösungen von Kalziumhydroxyd, Kalziumkarbonat, Kalziumbikarbonat und Gips,
                              									künstlichem Seewasser von gegebener Zusammensetzung und schließlich auf ihr
                              									Verhalten in Wasser, das über gewaschenem und dadurch von löslichen Bestandtheilen
                              									befreitem Zement stand. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Wirkung von; gelöstem
                              									Sauerstoff und Kohlendioxyd in den Versuchsflüssigkeiten gewidmet. Als Maß für die
                              									Einwirkung der Flüssigkeiten auf die Metalle (deren Reinheitsgrad aus den
                              									mitgetheilten Analysen hervorgeht) sind die Gewichtsänderungen der letztern gewählt
                              									und in den graphischen Darstellungen der Resultate als Ordinaten aufgetragen,
                              									während die Abszisse die Versuchsdauer oder die Konzentration der angewandten Lösung
                              									angibt. Allgemein läßt sich sagen, daß in den allermeisten Fällen das Blei von den
                              									oben genannten Lösungsmitteln am stärksten angegriffen wird, weniger stark das Zink
                              									und am wenigsten das Kupfer. Einige Abbildungen von angegriffenen Platten geben
                              									einen guten Begriff von deren Aussehen.
                           Der zweite Theil der Untersuchung befaßt sich mit der Veränderung, welche die
                              									Kupfer-, Zink- und Bleiplatten erfahren, wenn sie ganz oder theilweise in
                              									Zementwürfel eingeschlossen sind und so an freier Luft, in Leitungs- oder Seewasser
                              									von bekannter Zusammensetzung aufbewahrt werden. Verschiedene störende Einflüsse,
                              									die sich bei den Versuchen geltend machten, lassen eine allgemeine Charakteristik
                              									der Resultate nicht zu. Auch hier sind photographische Abbildungen der Platten
                              									gegeben. Die gesamten Resultate waren von chemischem Standpunkt nicht vorherzusehen.
                              									Das Studium des Originals ist daher sehr zu empfehlen.
                           W. D. Treadwell.
                           
                        
                           BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
                           Die Bemessung der Eisenbetonkonstruktionen. Von
                              										Rieh. Wuczkowski. Mit 21 Figuren, 24 Beispielen und
                              									12 Tafeln. Berlin 1911. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. 4 M.
                           Luftschrauben-Untersuchungen. Von Dr.-Ing. F. Bendemann. Mit 84 Figuren und 1 Tafel. München und Berlin
                              									1911. R. Oldenbourg. Preis geh. 3,50 M.
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                           Betrachtungen über Fahrten und Havarien der
                                 										Zeppelin-Luftkreuzer sowie Vorschläge zum Bau und Betrieb von Motor-Luftschiffen
                                 										starren Systems. Von Löhnhold t, Architekt. Mit
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