| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 306 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Die Industrie der Ammoniak- und
                                 										Cyanverbindungen. Von Dr. F. Muhlert, 278 Seiten
                              									mit 54 Abbildungen. (Chemische Technologie in Einzeldarstellungen, herausgegeben von
                              									Prof. Dr. Ferd. Fischer.) Leipzig 1915. Otto Spamer.
                              									Preis geh. 12,– M, geb. 13,50 M.
                           
                           Die außerordentliche Bedeutung, die die Ammoniakindustrie im gegenwärtigen Kriege
                              									erlangt hat, sichert dem vorliegenden Buche von vornherein eine über die Fachkreise
                              									hinausgehende Beachtung. Wenngleich vieles von dem, was in den beiden Kriegsjahren
                              									in unserem Vaterlande auf diesem Gebiete geschaffen worden ist, der Oeffentlichkeit
                              									einstweilen noch vorenthalten werden muß, so ist die Aufgabe, die sich Verfasser mit
                              									seiner Arbeit gestellt hat, dennoch recht lohnend und interessant, da auf dem von
                              									ihm behandelten Gebiete in den letzten Jahren eine lebhafte und erfolgreiche
                              									Tätigkeit herrschte, die heute zu einem gewissen Abschluß gelangt ist. Verfasser
                              									behandelt zunächst den chemischen Bau und die Eigenschaften der wichtigsten
                              									Ammoniak- und Cyanverbindungen; hieran schließen sich zwei kurze Abschnitte über die
                              									technische Gewinnung von Stickstoff und Wasserstoff. Sodann bespricht Verfasser
                              									eingehend die verschiedenen Arten der Erzeugung von Ammoniak, so aus Abfällen, aus
                              									Torf und Steinkohlen, aus einfachen Stickstoffverbindungen und schließlich durch
                              									Synthese aus Stickstoff und Wasserstoff. Das folgende Kapitel befaßt sich mit der
                              									Raffination des Ammoniaks und seiner Salze, wobei auch die Herstellung von
                              									verflüssigtem Ammoniak kurz gestreift wird. Nach denselben Gesichtspunkten schildert
                              									Verfasser hierauf die Gewinnung und Verarbeitung der Cyanverbindungen, darunter auch
                              									den zu großer Bedeutung gelangten Kalkstickstoff. Zum Schluß wird die chemische
                              									Untersuchung aller dieser Verbindungen kurz besprochen, sowie ihre Verwendung unter
                              									Anführung zahlreicher statistischer Daten näher erörtert. Verfasser hat das große
                              									Gebiet übersichtlich und klar und mit sorgfältiger Berücksichtigung der
                              									umfangreichen Zeitschriften- und Patentliteratur, die jeweils in Fußnoten angeführt
                              									ist, bearbeitet. Dies gilt namentlich für die rein chemischen Teile des Buches,
                              									wogegen man bei der Behandlung der technisch-industriellen Seite mehrfach eine
                              									ausführlichere Darstellung wünschen möchte, so zum Beispiel bei der Beschreibung der
                              									technischen Stickstoff- und Wasserstoffgewinnung, wo man das Verfahren der Badischen Anilin- und Sodafabrik als das derzeit
                              									wirtschaftlichste Wasserstoffgewinnungsverfahren vergeblich sucht. Besonders vermißt
                              									man aber eine Beschreibung der Gewinnung von Stickoxyden aus Ammoniak, die zwar erst
                              									im Kriege ihre heutige Bedeutung erlangt hat, immerhin aber schon eine ganze Reihe
                              									von Jahren auf einer westfälischen Kokerei und auch im Auslande in Anwendung ist.
                              									Diese kleinen Mängel können jedoch den Wert des Buches nicht beeinträchtigen, das im
                              									Gegenteil allen Interessenten angelegentlichst empfohlen sei.
                           A. Sander.
                           Die Bedeutung der Chemie für den
                                 										Weltkrieg. Von Richard Anschütz. 40. Seiten.
                              									Bonn 1915. Friedrich Cohen. Preis geh. 2,– M.
                           
                           Die vorliegende Rede, die der bekannte Bonner Chemiker anläßlich seines
                              									Rektoratantritts gehalten hat, gibt in großen Zügen einen anschaulichen Ueberblick
                              									über die mannigfachen Beziehungen der chemischen Technik zu unserer militärischen
                              									und wirtschaftlichen Rüstung. Ausgehend von der Herstellung der Spezialstähle, des
                              									Aluminiums und von der Thermitschweißung, beschreibt Verfasser kurz die Entwicklung
                              									der Sprengstofftechnik, die Anwendung von Gasen als Kampfmittel, die Gewinnung von
                              									Salpeter und Ammoniak auf synthetischem Wege, die Herstellung und Verwendung des
                              									Wasserstoffs, sodann die Leistungen der Chemie bei der Herstellung der feldgrauen
                              									Uniformstoffe, der optischen Gläser, der Motorenbrennstoffe und des künstlichen
                              									Kautschuks. Der zweite Teil der Rede behandelt die Beziehungen der Chemie zur
                              									Landwirtschaft und Volksernährung, darunter die Erzeugung der künstlichen
                              									Düngemittel, die Massenkultur von Hefe und die Fetthärtung. Nach einem Hinweis auf
                              									die Entwicklung des chemischen Unterrichtes in Deutschland bespricht Verfasser zum
                              									Schluß die großen Erfolge in der Heilmittelherstellung, auf welchem Gebiete wir dank
                              									der gründlichen wissenschaftlichen Ausbildung unserer Chemiker einen besonders
                              									großen Vorsprung vor unseren Feinden haben. Bei dem großen Interesse, das heute in
                              									weiten Kreisen für die vom Verfasser behandelten Fragen herrscht, ist das Büchlein
                              									wegen seiner leicht verständlichen Schreibweise zur allgemeinen Orientierung recht
                              									geeignet.
                           A. Sander.
                           
                           Die Entstehung der deutschen
                                 										Kalisalzlager. Von Professor Dr. E. Jänecke. 109
                              									Seiten mit 24 Abbildungen. (59. Band der Sammlung „Die Wissenschaft“,
                              									Einzeldarstellungen aus der Naturwissenschaft und der Technik.) Braunschweig 1915.
                              									Friedr. Vieweg & Sohn. Preis geh. 4,– M, geb. 4,80 M.
                           
                           Trotz zahlreicher Bemühungen, die Entstehung der Kalilager zu erklären, kann man nach
                              									den bisherigen Veröffentlichungen dieses Problem noch nicht als einwandfrei gelöst
                              									ansehen. In der vorliegenden Abhandlung führt nun der durch zahlreiche Aufsätze über
                              									den Stoff bekannte Autor den Nachweis, daß ein Widerspruch zwischen den
                              									physikalsich-chemischen Untersuchungen und den geologischen Vorkommen nicht besteht.
                              									Da die graphische Darstellung bei den Auseinandersetzungen der Löslichkeitsversuche
                              									eine große Rolle spielt, so hat der Verfasser eine neue vereinfachte
                              									Darstellungsform gewählt. Im allgemeinen stimmt der Verfasser mit den Ansichten von
                              										van't Hoff und d'Ans
                              									überein, vernachlässigt aber in seiner Darstellungsweise die beiden Faktoren, die in
                              									diesem Falle die geringste Rolle spielen, nämlich den Gehalt an Chlornatrium in den
                              									gesättigten Lösungen und die Wassermenge, die gerade zur Herstellung gesättigter
                              									Lösungen hinreicht. Diese Methode bietet eine weitere Vereinfachung, da es leichter
                              									ist, sich rechtwinklige, oben durch bestimmte Flächen begrenzte Prismen
                              									vorzustellen, als auf der Spitze stehende drei- oder vierseitige Pyramiden mit oben
                              									begrenzten Flächen.
                           Der erste Teil bringt eine Darstellung der Löslichkeitsverhältnisse der im Meerwasser
                              									gelösten Salze. In den Ausführungen erläutert Jänecke
                              									sehr eingehend seine Darstellungsweise. Im zweiten Teile verfolgt er die wirklichen
                              									Vorgänge bei der Ausscheidung und Umbildung der Salzlager, wobei er zeigt, daß
                              										„bei richtiger Auslegung der physikalisch-chemischen Untersuchung eine
                                 										vollständig befriedigende Erklärung der tatsächlichen Vorkommnisse“ gegeben
                              									werden kann. Die Voraussetzung dabei ist nur, daß die Salze aus Meerwasser durch
                              									Verdunsten entstanden sind und daß sie in den folgenden Zeiten durch Ueberlagerung
                              									anderer Erdschichten eingesunken und nach Abtragung dieser Schichten wieder
                              									aufgestiegen sind. Die sich beim Ueberlagern und Auftauchen abspielenden Vorgänge,
                              									auf deren Wichtigkeit schon Arrhenius und besonders Lachmann hingewiesen haben, werden hier zum ersten Male
                              									in eingehendster Weise auseinandergesetzt. Jänecke
                              									behandelt nacheinander die Ausscheidungsfolge ohne Berücksichtigung der Kalksalze,
                              									die sich ausscheidenden Kalksalze, die Zeitdauer dieses Vorganges und die
                              									mutmaßliche Temperatur der primären Ausscheidungen, endlich die Umwandlung der
                              									ausgeschiedenen Salze beim Absinken in die Erde und beim Aufsteigen.
                           Im dritten Hauptteil wird die Uebereinstimmung der Theorie mit dem tatsächlichen
                              									Vorkommen der Kalisalzlager besprochen. Die Erklärung für die Tatsache, daß die in
                              									der Natur vorkommenden Salzlager stets erheblich mehr an Steinsalz und Kalisalzen
                              									enthalten, als es der Entstehung aus einem abgeschlossenen Meerwasserbecken
                              									entspricht, sucht Jänecke in der allgemein
                              									anerkannten (?) Theorie von Walther. Weitere Kapitel über
                              									das Auspressen der Laugen, das Vorkommen von Laugen, Hartsalzen und Hauptsalzen,
                              									sowie Besprechungen des Bernburger Sattels, des Salzgebirges im Berlepsch-Schacht
                              									folgen. Dann bespricht der Verfasser die bisherigen Ansichten über die Entstehung
                              									der Kalilager, Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten. Die Ansicht über
                              									Durchtränkungsvorgänge, sowie die Seidlsche Theorie über
                              									Umsetzungsvorgänge durch Druck werden als unrichtig zurückgewiesen (?). Nach einem
                              									Abschnitt über die selteneren Salze (Jod, borsaure Salze, Eisensalze, Tachhydrit
                              									usw.), faßt Jänecke die Ergebnisse seiner Arbeit dahin
                              									zusammen, daß seine Theorie „keine neuen Hypothesen bringt und in keinem Punkte im Widerspruch mit dem natürlichen
                                 										Vorkommen ist“. Die Theorie ist im Grunde genommen „nur eine zum ersten
                                 										Male genau durchgeführte Betrachtung über die Veränderung der aus Meerwasser
                                 										ausgeschiedenen Salze beim Eintauchen in die Erde infolge Ueberlagerung durch
                                 										andere Schichten und beim Wiederauftauchen beim Ablagern der überlagerten
                                 										Schichten und die dadurch bedingte Erwärmung und Abkühlung“.
                           Das Werk verdient jedenfalls als wertvolle Bereicherung unserer Kenntnisse über die
                              									Entstehung der wichtigen Kalilager Deutschlands dringend empfohlen zu werden.
                           Wüster.
                           Das Holz, seine Bearbeitung und seine
                                 										Verwendung. Aus Natur und Geisteswelt Bd. 473. 113 Seiten mit 39
                              									Abbildungen. Von J. Großmann. Leipzig 1916. B. G.
                              									Teubner. Preis geh. 1,– M, geb. 1,25 M.
                           
                           Dieses Bändchen verdient weitgehendste Beachtung, nicht nur seitens solcher Kreise,
                              									die fachmännische Kenntnisse über Holzbearbeitung besitzen, auch in Laienkreisen
                              									sollte man dem Büchlein weite Verbreitung wünschen.
                           Nach einer kurzgefaßten sachlichen Darstellung über Aufbau und Wachstum des Holzes
                              									bringt der Verfasser die physikalischen und technischen Eigenschaften des Holzes in
                              									bezug auf seine Verarbeitung zur Sprache. In dem folgenden Kapitel über Holzfällung
                              									ist es erfreulich zu lesen, wie hier klar zum Ausdruck gebracht wird, daß die
                              									Fällungszeit – ob Winter oder Sommer – auf die Güte des Holzes ohne jeden
                              									nachweisbaren Einfluß ist und alle angeblichen Unterschiede in der Güte garnicht
                              									wahrscheinlich sind. Wenn Sommerholz gegenüber Winterholz verschieden in der
                              									Bearbeitung ausfällt, so liegt das nur an unrichtiger und ungenügender Austrocknung,
                              									die vielfach schon im Walde durch verkehrte Behandlung verursacht wurde.
                           Ein größerer Abschnitt des Büchleins ist der mechanischen Bearbeitung des Holzes
                              									gewidmet und das Kapitel durch gute Abbildungen von Sägewerkzeugen und Maschinen für
                              									alle Bearbeitungsmöglichkeiten trefflich ausgestattet. Das Kapitel über die
                              									Verschönerungsarbeiten des Holzes, das Beizen, Lasieren, Polieren usw. ist leider
                              									etwas knapp gefaßt; dieser Gegenstand hätte wohl eine eingehendere Behandlung
                              									verdient.
                           
                           Zum Schluß bringt der Verfasser eine recht umfassende Aufzählung der wichtigsten
                              									inländischen und ausländischen Hölzer mit Angabe der mittleren Marktpreise, die
                              									nicht nur dem Laien, sondern auch dem Fachmann Aufklärungen über die im Handel
                              									vielfach arg verworren angewandten Holznamen enthält. Die hervorragende Bedeutung
                              									des Holzes in wirtschaftlichem Sinne, im Welthandel und in den einzelnen
                              									Erzeugungsländern, sowie im Einfuhrhandel des Deutschen Reiches wird eingehend
                              									gewürdigt.
                           Der Druck des Buches ist klar, die Abbildungen sind sorgfältig ausgewählt und der
                              									neue Einband nach dem Entwurf von Prof. Tiemann ist recht
                              									geschmackvoll ausgefallen.
                           Bruno Simmersbach.
                           Max Eyth. Ein kurzgefaßtes
                              									Lebensbild mit Auszügen aus seinen Schriften. Von Dipl.-Ing. C. Weihe. Nebst Neudruck von „Wort und Werkzeug von Max von Eyth“ (erschienen 1905). Berlin 1916.
                              									Selbstverlag des Vereins deutscher Ingenieure. Preis 2,40 M.
                           
                           Alles was von Max Eyth (1836–1906) kommt, ist der
                              									lebhaftesten Anteilnahme des deutschen Ingenieurs sicher. Gilt er doch als die
                              									Verkörperung des modernen Technikers, der berufen ist, an die Stelle des
                              									ausgetrockneten humanistischen Bildungsideals aus der Welt, die war, das neue,
                              									lebenswarme Bildungsideal aus der Welt, die sein wird, zu setzen. „Das Altertum
                                 										ist zum Fluch der Menschheit geworden, seitdem ihr sie zwingen wollt, in den
                                 										besten Jahren des Lebens – nein, das ganze Leben hindurch – den Blick nach
                                 										rückwärts zu richten, anstatt vorwärts, wie Gott seine Menschen geschaffen hat;
                                 										in Staub und Moder nach Nahrung zu suchen, anstatt auf der frischen Weide, die
                                 										uns die Natur alljährlich aufs neue grünen läßt; wiederzukäuen, was sie vor
                                 										tausend Jahren meinetwegen mit Genuß verzehrt haben. Sieh dir doch deine
                                 										Menschen an, die ausgemergelten, halbblinden, hilflosen Geschöpfe, die in einer
                                 										Welt von Phantomen leben; wohlgemerkt, nicht in der alten Welt, wie sie war –
                                 										die macht keine Gelehrsamkeit mehr lebendig –, in einer Welt von Puppen, die ihr
                                 										vor fünfzig Jahren ausgestellt habt mit allem philologischen Kehricht, von dem
                                 										die Alten selbst keine Ahnung hatten, und die ihr heute behängt mit den Fetzen
                                 										und Scherben, den Töpfchen und Waffen, die ein unglückseliger Schlammvulkan oder
                                 										ein Sandsturm für euch zugedeckt hatte. Gut, wenn es euch Spaß macht, tut es!
                                 										Aber sagt nicht, das sei die Aufgabe der Menschheit. Heißt nicht diesen Trödel,
                                 										und was aus demselben hervorgeht, Bildung. Es ist nichts dergleichen, es ist
                                 										eitles Zunftwissen. Wir sind geschaffen, in der Richtung zu sehen, in der wir
                                 										sehen können: vorwärts. In der Zukunft liegt die Aufgabe der Menschheit, nicht
                                 										in der Vergangenheit.“
                           Max Eyth hat der staunenden Welt gezeigt, daß ein
                              									Ingenieur auch Augen für anderes haben kann und darf als für Gußstücke und
                              									Kohlenhaufen; seine zahlreichen Schriften legen dar, welche Poesie in der Technik
                              									liegt und wie diese Poesie zu finden ist. „Es steckt viel menschliches in
                                 										einem Ingenieur, was die Welt außer unseren Kreisen erst noch zu lernen
                                 									hat.
                           
                              In keinem Berufe ist die Unwahrheit, die Lüge so sicher, bestraft zu werden wie
                                 										bei uns. Ein Arzt kann Tausende zu Tode kurieren und in Ehren begraben werden,
                                 										ein Gelehrter mag die größten Irrtümer durch ein Menschenalter siegreich
                                 										vertreten, ehe sie als solche erkannt werden, ein Jurist kann sich einen
                                 										glänzenden Namen erwerben in der Verteidigung des Unrechts. Einen Ingenieur, der
                                 										sich gegen die Wahrheiten der Festigkeitslehre versündigt, zermalmt sein eigener
                                 										Frevel, ehe er halb begangen ist. Selbst ein technisches Wagnis, das ein
                                 										moralisch Schuldloser auf falscher Grundlage aufbaut, bricht so sicher in sich
                                 										selbst zusammen, daß es keine poetische Gerechtigkeit schöner und glatter fertig
                                 										brächte. Wir sind unerbittlich an die großen, ewigen Gesetze der Natur gebunden
                                 										und müssen wahr sein, ob wir wollen oder nicht.“
                              
                           Diese und eine große Anzahl weiterer Aussprüche hat Frau Martha
                                 										Weihe aus Max Eyths Werken zusammengestellt und
                              									unter der Ueberschrift „Lebenserfahrungen und Lebensweisheiten“ dem Bändchen
                              									angefügt.
                           Auch der Neudruck der im Buchhandel vergriffenen Schrift „Wort und Werkzeug“,
                              									den der Verein deutscher Ingenieure zur Erinnerung an Max
                                 										Eyth aus Anlaß seines 80. Geburtstages herausgegeben hat, ist
                              									außerordentlich dankbar zu begrüßen. Das Leitmotiv dieser geistreichen Darlegungen
                              									geht aus den folgenden Stellen hervor:
                           
                              „Der weise Aegypter begann: „Bei jeglichem Werk strecket sich die Zunge hervor.
                                 										Wer aber Hand anlegt, der bringt es zustande!“
                              
                           
                              „Die Hand, der treue, von den Gelehrten, welche sie nicht zu gebrauchen wissen,
                                 										so oft verachtete Knecht, verlernt nicht so schnell als der Kopf.“
                              
                           
                              „Die Sprache hat nämlich in den Tagen ihres wachsenden Triumphs den
                                 										ungebührlichen Anspruch erhoben, das einzige Werkzeug des Geistes zu sein, und
                                 										weil sie immer wieder dasselbe sagt, begann ihr die Menschheit zu glauben. Sie
                                 										glaubt es im allgemeinen heute noch. Sie vergißt über dem Werkzeug des Geistes
                                 										den Geist des Werkzeuges. Aber beide, Wort und Werkzeug, sind ein Erzeugnis
                                 										derselben geistigen Urkraft, die das Tier homo zum Menschen homo sapiens gemacht
                                 										hat, wie ihn die Gelehrten nennen, die natürlich auch hier wieder auf sein
                                 										Wissen anspielen und sein Können, das alles dieses Wissen ermöglichte,
                                 										vergessen.“
                              
                           
                              „Die Sprache hat es fertig gebracht, eben weil sie sprechen kann, daß sich ihr
                                 										Geistesbruder, das Werkzeug, jahrhundertelang etwas von oben herunter behandeln
                                 										lassen mußte. Das stumme Werkzeug hat dies lange geduldig getragen und muß sich
                                 										auch heute noch oft genug mit der zweiten Stelle begnügen. Aber seine
                                 										weltbewegende Kraft hat ihm in unsern Tagen einen Platz an der Sonne erobert,
                                 										mit dem es, wenn es noch eine Zeitlang so weiter geht, zufrieden sein kann.“
                              
                           Eine weitere Empfehlung des schönen Bändchens dürfte sich erübrigen.
                           E. Jahnke.
                           
                           Wiener Bauratgeber. Handbuch
                              									der Materialpreise und Arbeitslöhne für alle Baufächer, Handwerke und Erzeugnisse.
                              									Preise von Hilfs- und Werkzeugmaschinen, Motoren und dergleichen. Mit einer
                              									Anleitung zur Bestimmung des Wertes von Baulichkeiten der verschiedensten Art für
                              									Versicherungszwecke. Zusammengestellt für Oesterreich-Ungarn, auch für andere Länder
                              									anwendbar. Gegründet von D. V. Junk, k. k. Baurat.
                              									Siebente, gänzlich umgearbeitete und vervollständigte Auflage, herausgegeben von
                              									Oberingenieur Rudolf Müller-Wien. Wien 1916.
                              									Verlags-Aktiengesellschaft vorm. R. v. Waldheim, Jos. Eberle & Co., Leipzig:
                              									Otto Klemm. Preis 12,50 M, 15 Kr.
                           
                           Von diesem seit dem Jahre 1879 erscheinenden Werk ist jetzt die siebente Auflage
                              									erschienen. Mehr als 1400 Abbildungen erläutern die zahlreichen wissenswerten
                              									Angaben und die bei Errichtung von Bauwerken zu beachtenden Gesichtspunkte. Die
                              									Baupreise sind aus dem Durchschnitt des Jahres 1914 ermittelt worden. Da sie im
                              									allgemeinen von Gegend und Marktlage sehr abhängig sind, dürften die mitgeteilten
                              									Preise von wirklich praktischem Wert für die Wiener Gegend sein. Immerhin kann man
                              									durch Berücksichtigung der Frachtkosten, die in einer besonderen Uebersicht
                              									ausführlich angegeben sind, für andere Orte Oesterreich-Ungarns, und sogar über
                              									dessen Grenzen hinaus, die ortsüblichen Preise annähernd ermitteln.
                           Abteilung I enthält: Einheitspreise für Bauanlagen. In Abteilung II findet man:
                              									Baugesetze, Bauvorschriften, Rechnungsnormen, Kunstbehelfe, Tabellen, Formeln und
                              									Signaturen. Die Abteilung III besteht aus Erläuterungen über Versicherungswesen im
                              									allgemeinen, Versicherungsvorschätzungen, Real- oder Hypothekarschätzungen,
                              									Sicherheitsvorkehrungen.
                           Schließlich verzeichnet ein Nachtrag einige Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens,
                              									und zwar: Mörtelzusatz, Beheizung von Räumen, Isolierung, Holzerhaltung, Schnell-
                              									und Trockenbauverfahren, Stahlestrich.
                           Nicht nur für Fachkreise, sondern auch für das bauende Publikum ist daher dieses Buch
                              									ein nützliches und raschen Ueberblick gewährendes Hilfsmittel.
                           Friedrich Aug. Hartmann.
                           Schlomann-Oldenbourg, Illustrierte
                                 										Technische Wörterbücher. Unter Mitwirkung hervorragender Fachleute des In-
                              									und Auslandes herausgegeben von Alfred Schlomann,
                              									Ingenieur. Zwölfter Band: Wassertechnik-Lufttechnik-Kältetechnik. In sechs Sprachen:
                              									Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Italienisch, Spanisch. Mit 2075
                              									Abbildungen und Formeln. Kl. 8°. XXIX und 1959 Seiten. München 1915. R. Oldenbourg.
                              									Preis geb. 25,– M.
                           
                           Der bei den I. T. W. bekanntlich nicht wie sonst bei Wörterbüchern alphabetisch,
                              									sondern systematisch angeordnete Wortschatz behandelt im vorliegenden, 11278
                              									Wortstellen umfassenden und mit 2075 Abbildungen ausgestatteten Bande die folgenden
                              									Hauptkapitel: Wassertechnik: Mechanik der flüssigen Körper (Hydrostatik,
                              									Hydrodynamik, Hydraulik, Gewässerkunde, Wassermessungslehre, Wellen und
                              									Gezeiten, Schraube und Schiffsbewegung), Wassermaschinen (Hebemaschinen für
                              									Flüssigkeiten, Wasserkraftanlagen und Wasserkraftmaschinen, hydraulische
                              									Arbeitsübertragung, hydraulische Bewehrungen, besondere Apparate und Zubehör für
                              									Wasserrohrleitungen). – Lufttechnik: Mechanik der Luft, Luftmaschinen
                              									(Gebläsemaschinen, Luftverdichter, Luftpumpen), Anwendung der Luftmaschinen und der
                              									Druckluft (Lüftung und Bewetterung, Entstaubung, Preßluft (Druckluft),
                              									Windkraftmaschinen (Allgemeines, Windmühlen, Windräder). – Kältetechnik: Wärmelehre;
                              									Arten der Kälteerzeugung; Verdichter für Kältemaschinen; Verflüssiger und
                              									Verdampfer; Verbindungsleitungen; Zusammenbau, Versuch und Betrieb; Wärmeschutz
                              									(Isolierung); Eiserzeugung und Eisgewinnung; Anwendungsgebiete der Kälte.
                           Daß ein solches Riesenwerk im zweiten Jahre des Weltkrieges erscheinen kann, dürfte
                              									eine Ruhmestat deutscher Kultur sein, und wird als solche später wohl auch von
                              									unseren verbohrtesten Feinden anerkannt werden, Ueber den Wert der I. T. W. im
                              									allgemeinen und die Vortrefflichkeit aller bisher erschienenen Bände braucht wohl
                              									kaum noch ein Wort gesagt zu werden. Wenn man in der Vorrede liest, daß 176
                              									Fachleute des In- und Auslandes die Abzüge des vorliegenden Bandes geprüft und zum
                              									Teil höchst wertvolle Verbesserungen und Ergänzungen vorgeschlagen haben, wenn man
                              									ferner die Namen der Mitarbeiter und des „Ausschusses zur Förderung der
                                 										Herausgabe der I. T. W.“ betrachtet, so kann man das prächtige Werk beruhigt
                              									zur Hand nehmen und von seiner Zuverlässigkeit überzeugt sein. Anlage, Ausführung
                              									und Ausstattung entsprechen genau den bisher erschienenen Bänden, und man kann nur
                              									immer wieder die Genialität bewundern, mit der die schwierige Aufgabe gelöst wurde,
                              									ein sechssprachiges technisches Wörterbuch so zu „konstruieren“, daß es
                              									wirklich auch für jede der sechs Sprachen in gleichem Maße verwendbar ist. Der
                              									Stoff, der in dem vorliegenden Bande behandelt wurde, ist ja ein gewaltig großer;
                              									Umfang und Preis sind dabei freilich auch etwas stark angeschwollen, vielleicht das
                              									einzige kleine Bedenken, welches man gegen das Werk äußern könnte. Die wunderbare
                              									Klarheit der Abbildungen trotz ihrer manchmal fast mikroskopischen Kleinheit,
                              									verdient immer wieder ganz besonders rühmend hervorgehoben zu werden. Möchte der
                              									geschäftliche Erfolg einigermaßen der aufgewendeten ungeheuren Mühe entsprechen. Er
                              									wäre wirklich wohl verdient!
                           R. Vater.
                           Automobilbau. Von P. M. Heldt. Deutsche Ausgabe von Walter
                                 										Isendahl. Band I. Der Verbrennungsmotor. 504 Seiten Groß-8° mit 323 Abb. im
                              									Text und 20 Tafeln. Berlin 1916. Rich. Carl Schmidt & Co.
                           
                           Das Buch stellt den ersten Band eines amerikanischen Werkes dar, welches „alle
                                 										Fragen, die den Automobil-Ingenieur direkt berühren“, in zwei Bänden
                              									behandelt. Der
                              									erste hier vorliegende Band beschäftigt sich mit den Benzinmotoren, während der
                              									zweite dem Getriebe und der Kraftübertragung gewidmet sein soll. Zündvorrichtungen,
                              									Vergaser und Kühler werden in keinem der beiden Bände behandelt, auch der
                              									Karosseriebau nicht.
                           Man wird nicht umhin können, schon im allgemeinen die Frage zu stellen, ob eine
                              									dringende und zwingende Notwendigkeit vorlag, ein amerikanisches Werk über
                              									Automobilbau ins Deutsche zu übersetzen. Ich glaube die Frage dürfte nicht allseitig
                              									mit ja beantwortet werden. Die deutsche technische Literatur besitzt gerade auf
                              									diesem Gebiete eine Fülle vortrefflicher Werke, so daß ich die Notwendigkeit der
                              									Uebersetzung eines amerikanischen Werkes nur dann einsehen würde, wenn dieses Werk
                              									wirklich etwas Hervorragendes böte. Das scheint mir aber bei dem vorliegenden Werke
                              									von Heldt nicht der Fall zu sein. Was alles in diesem
                              									Werke über „Automobilbau“
                              									nicht behandelt wird, wurde oben angeführt. Es sind doch
                              									eigentlich ganz hervorragend wichtige Dinge. Als Treibmittel wird angeführt und
                              									behandelt einzig und allein das Benzin, ein Stoff, der bei uns voraussichtlich auch
                              									nach dem Kriege durch unsere heimischen Betriebsstoffe immer mehr verdrängt werden
                              									wird; und gerade von diesen Brennstoffen ist nichts in dem Buche enthalten!
                              									Interesse bietet eigentlich nur eine Anzahl baulicher Einzelheiten, sowie
                              									insbesondere eine Reihe von Bearbeitungsmethoden, welche ja für die in Amerika
                              									übliche Massenherstellung von großer Wichtigkeit sind und daher auch für deutsche
                              									Ingenieure recht lehrreich sein dürften.
                           Was aber meiner Ansicht nach den größten Mangel des Buches darstellt, das ist die
                              									recht wenig glückliche Art der Uebersetzung, bei der sich der Uebersetzer viel zu
                              									eng an die amerikanische Urschrift anklammerte. Der deutsche Leser hat es z.B. doch
                              									wirklich nicht nötig sich von den Herren Amerikanern alle möglichen fremden
                              									Bezeichnungen aufdrängen zu lassen. Sache des Uebersetzers wäre es gewesen alle
                              									diese Bezeichnungen in die bei uns allgemein eingeführten und üblichen Bezeichnungen
                              									umzuändern. Die Umwandlungszahl 425 wird bei uns stets mit 1/A bezeichnet, der Amerikaner sagt J. Wir
                              									bezeichnen cp/cv mit x, der Amerikaner sagt dafür γ. Wir nennen den Zylinderdurchmesser d, der
                              									Amerikaner sagt b; das Kompressionsverhältnis nennen
                              									wir ε, der Amerikaner sagt r. Wir nennen die Masse m, der Amerikaner W. Wir nennen die Kraft K,
                              									der Amerikaner F. Wir nennen die Beschleunigung p, der Amerikaner a. N
                              									bezeichnet bei uns eine Anzahl von PS, beim Amerikaner Umdrehzahl usw. Die Folge
                              									ist, daß sämtliche Formeln ein für den deutschen Ingenieur ganz ungewohntes Aussehen
                              									bekommen, was das Lesen des Buches in zweckloser Weise erschwert. Ein Gesetz von Charles kennt man bei uns nicht, wohl aber ein Gesetz von
                              										Mariotte-Gay, Lussac usw.
                           Ferner wimmelt es in den ersten theoretischen Kapiteln von ganz bedenklichen
                              									Flüchtigkeiten und Schnitzern. Die Zahl 425 soll angeblich bei uns mit A bezeichnet werden (statt 1/A). Ein Pfund (!) Benzin entwickelt 10500 WE (S. 29). Unter thermischem
                              									Wirkungsgrad versteht man angeblich den Quotienten
                           
                              \frac{\mbox{zugeführte Energie}-\mbox{verbrauchte (!)
                                 										Energie}}{\mbox{zugeführte Energie}}
                              
                           „Beim Einzylindermotor bildet die ganze hin- und hergehende
                                 										Masse eine einzige Einheit und die Reaktionen ihrer Trägheitsmomente (!)
                                 										erzeugen starke Vibrationswirkungen“ (S. 49). Durch das Schaubild Fig. 13
                              									werden die Kolbengeschwindigkeiten dargestellt und nicht, wie S. 55 steht, die Aenderungen der Kolbengeschwindigkeit, Die Erklärung der
                              									Buchstaben des Gesetzes von „Charles“ ist teils
                              									ungenau, teils falsch. V ist nicht das Volumen des
                              									Gases, sondern das Volumen von 1 kg Gas. Die Erklärung, warum die Kompression der
                              									Gase vor der Zündung den Wirkungsgrad erhöht (S. 33) ist recht dürftig und wird wohl
                              									die wenigsten befriedigen.
                           Die Ausstattung des Buches ist gut. Die Abbildungen sind allerdings durchweg
                              									amerikanischen Ursprungs und entsprechen bezüglich der Deutlichkeit nicht immer den
                              									Ansprüchen, die wir an gute technische Zeichnungen stellen.
                           R. Vater.
                           Rohrnetzberechnungen in der Heiz- und
                                 										Lüftungstechnik auf einheitlicher Grundlage. Von Dr. techn. Karl Brabbée. 50 Seiten Groß 8° mit 14 Textabbildungen
                              									und 12 Hilfstafeln. Berlin 1916. Julius Springer. Preis geb. 12,– M.
                           
                           Die Arbeit verfolgt den Zweck, der Praxis in handlicher Form Behelfe zu geben für
                              									eine schnelle und sichere Berechnung sämtlicher Rohrnetze der Heizungs- und
                              									Lüftungstechnik, nicht bloß für den ersten Kostenanschlag, sondern auch für die
                              									spätere tatsächliche Ausführung. Der Text beschränkt sich darauf, die theoretischen
                              									Ableitungen in knappster Form zu geben, woran sich dann jedesmal die Durchrechnung
                              									einfacher Beispiele anschließt. Der Abhandlung ist ein sehr ausführlicher
                              									Literaturnachweis (69 Nummern) vorausgeschickt und zahlreiche Fußnoten weisen
                              									überall auf die Veröffentlichungen hin, in denen der Leser die ungekürzten
                              									mathematischen Entwicklungen und auch verwickeltere Beispiele finden kann. Den
                              									Hauptinhalt und den Hauptwert des Werkes stellen 12 dem Werke beigefügte
                              									ausführliche „Hilfsblätter“ dar, die im Gegensatz zu früheren
                              									Veröffentlichungen des Verfassers nicht mehr in zeichnerischer Form, sondern in der
                              									Form ausführlicher Zahlentafeln gehalten sind.
                           Jedem, der öfters derartige, nicht gerade kurzweilige Rechnungen durchzuführen hat,
                              									werden die durch den klaren Text erläuterten Hilfsblätter eine wesentliche Hilfe
                              									sein, so daß niemand die Anschaffung des Werkes zu bereuen haben wird. Die
                              									Ausstattung ist vorzüglich, Anordnung und Druck der Hilfsblätter sind ungemein
                              									übersichtlich.
                           R. Vater.