| Titel: | Ueber die hydraulische Presse. | 
| Autor: | Prof. Peter Ludwig Marechaux [GND] | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Ueber die hydraulische Presse.
                        (Mit Abbildungen. Tab. I.)
                        Vom Prof. Marechaux in Muͤnchen.
                        Marechaux über die hydraulische Presse.
                        
                     
                        
                           1. Vorzuͤge der hydraulischen Presse.
                           Die hydraulische Presse hat besondere Vorzuͤge, die man
                              an andern Arten von Pressen vermißt. Man kann ihren Effekt bedeutend vermehren, ohne
                              ihren Umfang in demselben Verhaͤltniß zu vergroͤßern. Ein einziger
                              Mann reicht hin, vermittelst derselben sehr große Wirkungen hervorzubringen. Man hat
                              hier mit wenigen Reibungen zu kaͤmpfen.
                           
                        
                           2. Hauptzweck dieses Aufsazes.
                           Meine Absicht ist mit beizutragen, diese Art von Pressen zur allgemeineren Kenntniß
                              zu bringen, und Arbeiter, die mit den hydrostatischen Grundsaͤzen nicht
                              vertraut sind, in den Stand zu sezen, mit Sachkenntniß diese nuͤzlichen
                              Maschinen nach den Forderungen der Fabrikanten, nach den Lokalitaͤten, und
                              uͤberhaupt nach den Beduͤrfnissen einzurichten.
                           Der unterrichtete Leser, der etwa diesen Aufsaz durchblaͤttern wollte, wird
                              verzeihen, daß ich mit denen ihm laͤngst bekannten Prinzipien den Anfang
                              mache, diese mit Umstaͤndlichkeit vortrage, und bei der Art, den Effekt
                              dieser Pressen zu berechnen, mit einiger Weitlaͤufigkeit zu Werke gehe.
                           
                        
                           3. Hydrostatischer Grundsaz, auf welchem die Presse beruht.
                           Die hydraulische Presse beruht auf folgendem einfachen Lehr- und
                              Erfahrungssaze:
                           
                           Daß jeder Druck auf eine tropfbare Fluͤssigkeit, nicht
                                 blos in seiner eigenthuͤmlichen Richtung wirkt, sondern sich nach allen
                                 Seiten gleichfoͤrmig durch die ganze Fluͤssigkeit
                                 fortpflanzt.
                           So wird Fig. 1. ein Wassertheilchen a durch das Gewicht der daruͤber stehenden
                              Wassersaͤule ab gedruͤckt, und eben
                              so stark druͤckt dasselbe gegen die Wassertheilchen, die es unmittelbar
                              beruͤhren. Diese druͤcken wieder mit einer eben so großen Kraft, und
                              zwar nach allen Richtungen, gegen diejenigen, die ihnen am naͤchsten liegen,
                              und so pflanzt sich von Wassertheilchen zu Wassertheilchen durch das ganze
                              Gefaͤß der Druck fort, den das Wassertheilchen a
                              von der daruͤber stehenden Wassersaͤule ab erlitt.
                           Zieht man durch a
                              Fig. 1. die wagerechte Ebene cad, und betrachtet man unter den vielen
                              Richtungen, in welchen jedes Wassertheilchen in dieser Ebene den Druck fortpflanzt,
                              diejenige nach obenhin, die fuͤr unsere Pressen allein von Nuzen seyn kann,
                              so wird man ohne Schwierigkeit wahrnehmen, daß dieser Druck in jener Richtung so
                              vielmal vervielfaͤltigt wird, als es Wassertheilchen in gedachter Ebene
                              giebt.
                           Da aber im Gefaͤße Fig. 1. die Oberflaͤche des Wassers
                              horizontal ist, so wird jedes in der wagerechten Ebene cad liegende Wassertheilchen durch die uͤber demselben, und mit ab gleich hohen und gleich schweren
                              Wassersaͤulen eben so stark gedruͤckt, wie dasselbe von unten nach
                              oben druͤckt. Der gleichgroße Druck, den jedes in der Ebene cad liegende Wassertheilchen von der Saͤule
                              ab erfaͤhrt, findet also
                              uͤberall einen gleich großen Gegendruck, so daß alle Wassertheilchen in
                              dieser Ebene sowohl gegen einander, als gegen alle darüber und darunter liegenden im
                              vollkommensten Gleichgewichte stehen.
                           
                           Man mag sich die Ebene cad durch jede andere Stelle
                              des Gefaͤßes gezogen denken, so finden uͤberall dieselben
                              Umstaͤnde statt, mit dem Unterschiede nur, daß der Druck, den das
                              Wassertheilchen a erfaͤhrt, bald staͤrker,
                              bald schwaͤcher seyn wird, je nachdem die Saͤule ab laͤnger oder kuͤrzer
                              ausfaͤllt.
                           
                        
                           4. Naͤhere Beziehung dieser Praͤmissen auf die hydraulische Presse.
                           Denken wir uns jezt unmittelbar uͤber die Ebene cad eine feste Querwand, so daß uͤber und unter dieser Querwand
                              Wasser sey, und die kleine Wassersaͤule ab
                              mit dem unter der Querwand befindlichen Wasser in Verbindung stehe.
                           Diese Querwand traͤgt nicht nur das Gewicht des daruͤber stehenden
                              Wassers, sie widersteht auch zugleich dem Drucke saͤmmtlicher
                              Wassertheilchen, in der unmittelbar darunter liegenden Wasserebene cad, die Wassertheilchen ausgenommen, die ihr
                              Gegengewicht in der kleinen Saͤule ab
                              finden.
                           Der Druck, den diese feste Querwand von oben und von unten her erfaͤhrt, ist
                              gleich groß, und das Maas desselben ist ganz genau das Gewicht des darüber stehenden
                              Wassers.
                           
                        
                           5. Uebergang zur hydraulischen Presse.
                           Jezt denke man sich Fig. 2. die Querwand ww laͤngs den Seitenwaͤnden des
                              Gefaͤßes, und den aͤußern Waͤnden der kleinen Roͤhre ab beweglich, und diese Roͤhre immer gleich
                              hoch mit Wasser angefuͤllt, welches lezte keine Schwierigkeit macht, indem
                              diese Roͤhre in dem Maaße, wie sie ihr Wasser abgiebt, durch neuen Zufluß
                              voll erhalten werden kann. Auch denken wir uns die beweglichste Querwand ohne alle
                              Schwere.
                           
                           So lange das Wasser uͤber derselben stehen bleibt, wird sie nicht von der
                              Stelle weichen; denn das Gewicht dieses Wassers ist dem Drucke, den sie von untenher
                              erfaͤhrt, gleich groß. Schaffen wir aber ploͤzlich alles
                              daruͤberstehende Wasser weg, so wird der Druck saͤmmtlicher
                              unmittelbar darunter liegenden Wassertheilchen, da er keinen Gegendruck mehr
                              erfaͤhrt, sogleich anfangen die bewegliche Querwand, nach oben zu, zu
                              bewegen. Da der Raum unter derselben in dem Maaße groͤßer wird, wie sie
                              hoͤher steigt, und sich dieser durch den fortdauernden Abfluß des Wassers aus
                              der kleinen Roͤhre ab immer fuͤllt,
                              so wird sie so lange zu steigen fortfahren, bis sie die Hoͤhe der kleinen
                              Wassersaͤule ab erreicht hat.
                           Bei dem Hinaufsteigen dieser Querwand wird zwar die uͤber dem Wasserspiegel
                              hervorragende Wassersaͤule ab immer
                              kuͤrzer, und ihr Gewicht wird dadurch immer geringer; allein dieses Gewicht
                              hoͤrt nur zu wirken auf, wenn es gleich Null geworden ist, das heißt, wenn
                              die kleine Saͤule ab uͤber den
                              Wasserspiegel nicht mehr hervorragt.
                           Die Groͤße der Abnahme dieses Drucks findet ihr jedesmaliges Maaß in dem
                              Gewichte einer Masse Wasser, die dazu reicht, den jedesmaligen Raum uͤber der
                              beweglichen Querwand, bis zur Hoͤhe der Saͤule ab, zu fuͤllen, und so wie jeder mit dieser
                              Wassermasse gleich schwerer fester Koͤrper das Emporsteigen der Querwand
                              hindern wuͤrde, so wuͤrde sie auch jeden unbeweglichen festen
                              Koͤrper mit einer Gewalt druͤcken, die dem Gewichte desselben
                              vollkommen gleich kaͤme.
                           In diesen wenigen einfachen Saͤzen liegt das ganze Wesen, die
                              eigenthuͤmliche Wirkungsart, und jede Bedingung zum Bau und zur Berechnung
                              des Effekts einer hydraulischen Presse.
                           
                        
                           
                           6. Wesentliche Bestandtheile einer hydraulischen Presse.
                           Es sind daher zu derselben drei Hauptbestandtheile erforderlich.
                           Eine Roͤhre mit engem Durchmesser, ein Cylinder mit breiterem Durchmesser, und
                              in demselben ein leicht beweglicher Kolben.
                           Die engere Roͤhre nenne ich die Druckroͤhre,
                              die weitere den Preßcylinder, und den Kolben in dieser
                              den Preßkolben.
                           
                        
                           7. Einfluß der Hoͤhe und der Breite beider Cylinder auf den Effekt dieser Presse.
                           Eine jeder dieser beiden Roͤhren kann mit Beibehaltung ihrer
                              Grundflaͤche der Hoͤhe nach wachsen, oder mit Beibehaltung ihrer
                              Hoͤhe an Grundflaͤche zunehmen.
                           Es ist leicht, aus den eben entwickelten Grundsaͤzen den Einfluß herzuleiten,
                              den die eine oder die andere Veraͤnderung auf die Wirksamkeit der Presse
                              haben kann.
                           Es faͤllt sogleich Fig. 2. auf, daß, wenn die Hoͤhe des
                              Preßcylinders waͤchst, dieses Wachsen keinen andern Einfluß hat, als daß es
                              dem Preßkolben, der in Fig. 2. durch die Querwand ww vorgestellt ist, einen groͤßern
                              Spielraum auf- und abwaͤrts verschaft.
                           Eben so klar ist es, daß, wenn waͤhrend dieses Steigens der Effekt derselbe
                              bleiben soll, die kleine Saͤule ab in
                              demselben Verhaͤltnisse wachsen muͤßte, damit ihr Gewicht und folglich
                              ihr Druck sich gleich bliebe; denn mit dem Preßkolben erhebt sich zugleich die
                              allein wirksame Wasserflaͤche, die unter der Querwand waw liegt, in welcher sich der Druck aller
                              Wassertheilchen von unten nach oben hin vereinigt, und alles unter derselben
                              befindliche Wasser ist fuͤr den Effekt verloren.
                           
                           Der Durchmesser der Saͤule ab
                              Fig. 1. sey der kleinste moͤgliche. Wir
                              wollen deshalb eine solche Saͤule ab die
                              kleinere Saͤule nennen, bei welcher
                              Bezeichnung wir nicht auf die Hoͤhe, sondern blos auf den Durchmesser
                              derselben Ruͤcksicht nehmen.
                           Man sieht, daß ein Produckt aus dem Gewichte dieser kleinsten
                                 Saͤule in die Menge saͤmmtlicher Wassertheilchen in der Ebene
                              cad die Groͤße des Druckes bezeichnet,
                              den alle diese Wassertheilchen zusammen genommen, gegen die bewegliche Querwand ww
                              Fig. 2., die den Preßkolben vorstellt,
                              ausuͤben. Von dem Drucke dieser kleinsten Saͤule ab so vielmal vervielfaͤltigt, als es
                              Wassertheilchen in dieser Ebene gibt, haͤngt also allein der ganze Effekt ab;
                              es nuͤzt folglich offenbar zu nichts, mehrere solcher kleinsten Saͤulen in einen Cylinder einzuschließen, um dadurch den
                              Umfang oder den Durchmesser der Wassersaͤule zu vergroͤßern; weil
                              diese groͤßere Menge kleinster Saͤulen
                              nicht zusammen genommen auf das Wassertheilchen a
                              wiegen, und folglich den Druck, den dieses erfaͤhrt, nicht
                              vergroͤßern, sondern jede derselben druͤckt einzeln auf ein anderes
                              Wassertheilchen. Das Wachsen der Grundflaͤche des kleinen Cylinders, weit
                              entfernt zu nuͤzen, entzieht vielmehr der Wirksamkeit alle Wassertheilchen in
                              cad, worauf dessen Grundflaͤche
                              unmittelbar ruht. Diese reagiren in senkrechter Richtung, und gehen fuͤr den
                              Preßkolben verloren.
                           Ganz anders verhaͤlt es sich, wenn die kleinste Saͤule ab, der Hoͤhe nach, waͤchst. Ihre
                              Schwere nimmt zu im geraden Verhaͤltnisse ihrer Hoͤhe, und da sie
                              folglich in demselben Verhaͤltnisse das Wassertheilchen a staͤrker druͤckt, waͤchst der
                              Effekt.
                           Eben so vortheilhaft ist die Vergroͤßerung der Grundflaͤche des
                              Preßcylinders. Die Ebene cad
                              Fig. 1. waͤchst alsdann in demselben
                              Maaße, und mit ihr die Menge der Wassertheilchen, die sie enthaͤlt. Sie
                              druͤcken folglich gegen den Preßkolben mit einer Kraft, die im geraden
                              Verhaͤltnisse ihrer Menge zunimmt; und da sich die Kreisflaͤchen wie
                              die Quadrate ihrer Durchmesser verhalten, so sieht man, daß, wenn der Durchmesser
                              eines Preßcylinders anstatt 6 Zoll 12 Zoll bekommt, der Druck saͤmmtlicher in
                              der Wasserebene cad befindlichen Wassertheilchen
                              in dem Verhältniß von 6² : 12², oder von 36 : 144 zunimmt, das heißt,
                              er wird dadurch viermal staͤrker.
                           
                        
                           8. Einige Folgerungen aus diesen Saͤzen.
                           Der nachdenkende Kuͤnstler wird aus obigen Betrachtungen schon selbst den
                              Schluß gemacht haben, daß, da der ganze Effekt von der Schwere der kleinsten
                              Saͤule ab ganz allein abhaͤngt, alle
                              Kuͤnsteleien in Bezug auf die Form des Druckrohrs vergeblich seyn
                              wuͤrden; da uͤber dieses die Schwere nur nach senkrechten Richtungen
                              wirkt, so kommt nicht die Laͤnge des Druckrohrs, sondern nur seine senkrechte
                              Hoͤhe in Betrachtung.
                           Ein Druckrohr mit breiterem Durchmesser kann dem Preßcylinder, ehe der volle Effekt
                              erreicht wird, mehr Wasser mit einemmal zufuͤhren, und dadurch die Erreichung
                              des Effekts etwas beschleunigen, aber er traͤgt zur Groͤße desselben
                              nichts bei.
                           
                        
                           9. Ein Ersaz fuͤr die Hoͤhe des Druckrohrs.
                           Beide im §. 7. angegebenen Verstaͤrkungsmittel des Effekts bieten oft,
                              besonders bei Pressen von starker Wirksamkeit, bedeutende Hindernisse dar. Der
                              senkrechte Bau eines langen Druckrohrs erfordert Geruͤste und Haltungspunkte.
                              Ueber dieses kann es oft sehr unbequem werden, das noͤthige Wasser zu einer
                              ansehnlichen Hoͤhe hinaufzutragen, was fuͤr Wein- und
                              Aderpressen, die schnell arbeiten muͤssen, hoͤchst unangenehm ist, und
                              die Zahl der Arbeiter vermehrt.
                           
                           Wollte man die Grundflaͤche des Preßcylinders vergroͤßern, so
                              wuͤrde man mit andern Hindernissen kaͤmpfen. Der Preßkolben muß an den
                              innern Waͤnden des Cylinders so gut als moͤglich aufschließen. Sie
                              muͤssen daher mit einem Fleiße bearbeitet werden, der die Kosten, wenn der
                              Durchmesser waͤchst, bedeutend erhoͤht, und Maschinen und Werkzeuge
                              voraussezt, mit welchen wenige Werkstellen versehen sind.
                           Glücklicherweise hat man einen Ersaz fuͤr die Hoͤhe des Druckrohrs, und
                              dieser besteht in der schicklichen Anwendung eines mechanischen Druckes auf die
                              Oberflaͤche des in der Druckroͤhre enthaltenen Wassers.
                           Dazu dient ein kleiner Kolben, der sich in der Druckroͤhre auf- und
                              abwaͤrts bewegt; ich nenne ihn den Druckkolben, um
                              ihn vom Preßkolben zu unterscheiden, und die mit einem
                              solchen Druckkolben versehenen Pressen koͤnnen hydraulische Druckpressen genannt werden, um sie von der einfachen hydraulischen Presse zu unterscheiden.
                           Man kann nun diesen Kolben bei ganz kleinen Maschinen mit der Hand in Bewegung sezen.
                              Wo der Effekt staͤrker verlangt wird, kann eine Kurbel mit einem Stirnrade
                              angebracht werden; auch laͤßt sich der Kolben vermittelst eines
                              Pumpenschwengels bequem regieren, und diesem kann man nach Belieben verschiedene
                              Lagen geben.
                           Das zum Drucke noͤthige Wasser kann man entweder mit der Hand in die
                              Roͤhre gießen, oder, was besser und bequemer ist, besonders wenn ein Effekt
                              schnell hervorgebracht werden soll, wie auch zu Pressen, die fortdauernd arbeiten,
                              vermittelst eines Saug- und Druckwerkes, aus einem Behaͤlter
                              schoͤpfen, in welchen das angewendete Wasser, sobald die erforderliche
                              Wirkung vollendet ist, wieder zuruͤckfließt.
                           
                        
                           
                           10. Der Druck eines Druckkolbens läßt sich auf die korrespondirende senkrechte Hoͤhe eines Druckrohrs zuruͤckfuͤhren.
                           Man kann leicht den Druck eines solchen Kolben auf die korrespondirende Hoͤhe
                              eines Druckrohrs zuruͤckfuͤhren.
                           Zu dieser Operation muß man das Gewicht eines Kubikzolles Wasser kennen.
                           Nach den neuesten von Egtelwein in Berlin angestellten
                              sehr genauen Versuchen, die mit denen fast zur selben Zeit in Paris angestellten auf
                              das vollkommenste uͤbereinstimmen, wiegt der Brandenburgische (oder
                              Rheinlaͤndische) Duodecimal Kubikzoll Wasser 288 Grane deutsches
                              Medizinal-Gewicht.
                           Da das deutsche Medizinal-Gewicht in ganz Deutschland bekannt ist, so kann
                              jeder Kuͤnstler das in seinem Wohnorte uͤbliche Gewicht leicht auf
                              dasselbe zuruͤckfuͤhren; und deßhalb entfernte ich mich hier von dem
                              gewoͤhnlichen Gebrauche, die Maaße und Gewichte nach Theilen des Pariser
                              Maaßes und Gewichtes anzugeben.
                           Ein Loth Medizinal Gewicht haͤlt 240 Gran; folglich 2 Pfund, zu 32 Loth
                              gerechnet, 7680 Grane.
                           Die zu beantwortende Frage ist: Wie hoch muͤßte ein
                                 Druckrohr von der Grundflaͤche des Druckkolbenrohrs seyn, wenn es ohne
                                 Huͤlfe des Druckkolbens denselben Effekt hervorbringen sollte.
                           Um die erste Uebersicht dieser Berechnung zu erleichtern, will ich einfache und
                              leicht zu uͤbersehende Verhaͤltnisse voraussezen.
                           Die Kraft, die auf den Preßkolben wirkt, sey gleich 50 Pfund.
                           Die Grundflaͤche der Druckroͤhre halte genau einen Quadratzoll. Alsdann
                              geht genau auf einen Zoll senkrechter Hoͤhe ein Kubikzoll Wasser.
                           
                           Die gesuchte Hoͤhe des Druckrohrs in Zollen sey gleich x.
                           Da nun das Gewicht von 50 Pfund gleich dem Gewichte von x
                              mal 288 Gran seyn soll, so findet man den Werth von x,
                              wenn man 50 in Grane verwandelt, und diese Summe durch 288 dividirt.
                           Die Rechnung ist folgende:
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 1, S. 10
                                 
                              
                           Diese 1333 sind der Werth für x, oder die gesuchte
                              Hoͤhe des Druckrohrs in Zollen: verwandelt man diese Zahl durch 12 in Schuh,
                              so findet man 111 Schuh für die gesuchte Hoͤhe.
                           Ein Druckrohr von 111 Schuh Hoͤhe, wenn seine Grundflaͤche einen Zoll
                              haͤlt, leistet also gerade so viel als ein Druckkolben, der in einem kleinen
                              Rohr von der Hoͤhe des Preßcylinders mit 50 Pfund Kraft hinunter getrieben
                              wuͤrde.
                           Wenn man den Inhalt der Grundflaͤche des Druckrohrs, sie mag groß oder klein
                              seyn, g nennt, und die Groͤße des Druckes des
                              Druckkolbens, in Pfunden zu Granen reduzirt, p nennet,
                              so bekommt man eine allgemeine Formel, die selbst fuͤr den Ungeuͤbten
                              leicht zu gebrauchen ist.
                           Sie lautet so:
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 1, S. 10
                                 
                              
                           Aus dieser Formel ergibt sich, daß, wenn der mechanische Druk oder p unveraͤnderlich bleibt, und nur die
                              Grundflaͤche des Druckrohrs oder g abnimmt, so
                              wird im Preßcylinder der Effekt des Preßkolbens groͤßer: dagegen wird dieser
                              Effekt kleiner, wenn diese Grundflaͤche waͤchst.
                           Je kleiner naͤmlich g ist, desto groͤßer
                              wird der Quotient oder die Zahl, welche die Groͤße des Drucks angibt. Je
                              groͤßer g wird, desto kleiner wird dieser
                              Quotient.
                           
                           Folgendes Beispiel zeigt, wie diese Formel zu benuzen ist.
                           Die Grundflaͤche des Druckrohrs halte 3/4 Quadratzoll: g ist folglich gleich 3/4.
                           Die Druckkraft sey gleich 50 Pfund, folglich ist p gleich
                              50.
                           Die Rechnung sieht nun so aus:
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 1, S. 11
                                 
                              
                           oder wenn man die erforderlichen Rechnungen macht:
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 1, S. 11
                                 
                              
                           Diese 1777 (wo hier die Bruͤche weggelassen werden), sind wiederum Zolle, die,
                              in Fuße verwandelt, 148 Fuß geben.
                           Man sieht also, daß, wenn die Druckkraft dieselbe bleibt, die Grundflaͤche des
                              Rohrs aber, anstatt einen Quadratzoll zu halten, nur 3/4 Quadratzoll haͤlt,
                              der Effekt weit groͤßer wird; denn um einen gleich großen Effekt ohne
                              Huͤlfe des Druckkolbens zu erhalten, muͤßte das Rohr, anstatt 111 Fuß,
                              148 Fuß haben, also um 37 Fuß laͤnger werden.
                           Ich habe in diese Formel den Werth der Grundflaͤche gebracht. Dieser muß also
                              gesucht werden, wenn man blos den Durchmesser des Rohrs kennt.
                           Man findet den Inhalt der Grundflaͤche eines Kreises, von welchem man den
                              Durchmesser kennt, wenn man zuerst vermittelst des bekannten Verhaͤltnisses
                              100 : 314, und dem gegebenen Durchmesser durch die Regel de Tri, die Laͤnge
                              der Peripherie des Kreises sucht, und diese gefundene Laͤnge mit dem vierten
                              Theile des Durchmessers multiplicirt.
                           Die Rechnung lautet so:
                           d sey der gegebene Durchmesser, man suche die
                              Peripherie:
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 1, S. 11
                                 
                              
                           
                           Multiplicirt man nun diese gefundene Zahl mit dem 4ten Theil des Durchmessers oder
                              1/4 d, so bekommt man 314/100 x d²/4 oder wenn man anstatt des Durchmessers den Radius sezet:
                           314/100 x r² = (3,14) r².
                           Aus dieser Zahl (3,14) r² laͤßt sich
                              sogleich jede Kreisflaͤche berechnen.
                           Der Durchmesser der Kreisflaͤche sey = 1/2 Zoll, so ist der Radius = 1/4 Zoll,
                              und r² = 1/10 Zoll.
                           Die Grundflaͤche ist also gleich
                           314 x 1/10 gleich 314/16 = 0,195 oder 195/1000
                              Quadratzoll.
                           Untersucht man, wie hoch ein Druckrohr seyn muͤßte, wenn seine
                              Grundflaͤche 195/1000 Quadratzoll enthaͤlt, und die Druckkraft des
                              Kolbens gleich 50 Pfund bleibt, so hat man fuͤr diesen Fall
                           288 x 195/1000 = 7680 x 50
                           oder im Decimalbruche
                           288 x 0,195 = 7680 x 50
                           und man findet nach verrichteter Rechnung, x = 6837 Zoll oder 561 Schuh.
                           Allein man sieht zugleich auch, daß die Steigerung der Druckkraft durch Verminderung
                              des Durchmessers des Druckrohrs ihre Graͤnzen hat. Wird der Durchmesser des
                              Druckrohrs sehr klein, so lauft man Gefahr, daß die Kolbenstange sich
                              kruͤmme, und die Bewegung des Druckkolbens erschwere oder gaͤnzlich
                              hemme. Es ist daher rathsam, daß diese Stange, bei engen Muͤndungen, von
                              gutem gehaͤrtetem Stahle verfertigt werde.
                           
                        
                           
                           11. Scheinbare Anomalie zwischen der Wirkung des Druckkolbens und des Druckrohrs.
                           Es duͤrfte einigen Lesern auffallen, daß ich §. 7. so
                              umstaͤndlich bewies, daß der groͤßere Durchmesser einer
                              Druckroͤhre zu ihrem Effekte gar nichts beitrage, und daß ich doch so eben
                              diesen Durchmesser mit in Rechnung brachte, als ich die Wirkung des Druckkolbens auf
                              die Hoͤhe einer korrespondirenden Druckroͤhre
                              zuruͤkfuͤhrte. Eine Loͤsung dieser scheinbaren Anomalie
                              duͤrfte einigen Lesern nicht unwillkommen seyn.
                           Wenn der Druckkolben auf die Oberflaͤche des Wassers mit einer Kraft gleich 50
                              Pfund druͤkt, so geht nicht die Wirkung dieser vollen Kraft zu dem
                              Preßcylinder uͤber. Solches wuͤrde nur dann der Fall seyn, wenn jede
                              der kleinsten Wassersaͤulen im Druckrohr, oder was
                              zum Effekt dasselbe ist, wenn nur eine einzige derselben, mit einer Kraft = 50
                              Pfund, in den Preßcylinder getrieben werden koͤnnte. Allein der Gesammtdruk
                              des Druckkolbens vertheilt sich zwischen allen kleinsten Wassersaͤulen in der
                              Druckroͤhre, so daß eine jede nur ihren Antheil daran bekommt. Je
                              groͤßer nun die Oberflaͤche ist, desto mehr vertheilt sich diese
                              Kraft, und desto geringer wird folglich die Wirkung des Drukes. Daher ist, wenn man
                              einen Druckkolben anbringt, die Grundflaͤche des Druckrohrs ein wesentliches
                              Element in der anzustellenden Rechnung; denn in eben dem Verhaͤltniß, wie
                              diese waͤchst, schwaͤcht sich der Druck.
                           Da sich die Kreisflaͤchen gegen einander wie die Quadrate ihrer Durchmesser
                              verhalten, so wird dieser Druck, wenn der Durchmesser des Druckrohrs um einmal so
                              viel waͤchst, viermal schwaͤcher; er wird neunmal schwaͤcher,
                              wenn er aus einem Zoll zu 3 Zoll heranwaͤchst etc. Sucht man zu diesen
                              Grundflaͤchen die korrespondirenden Druckhoͤhen, so wird man finden, daß diese
                              Hoͤhen in eben diesen Verhaͤltnissen abnehmen.
                           
                        
                           12. Methoden, die Wirksamkeit hydraulischer Pressen zu berechnen.
                           Man kann den Effekt der hydraulischen Pressen nach zwei Methoden berechnen.
                           Zu der einen muß man die Hoͤhe des Druckrohrs und
                              den Durchmesser des Preßcylinders kennen.
                           Zu der andern sind gegeben der Durchmesser des Druckrohrs, der
                                 Durchmesser des Preßcylinders, und das Gewicht des in
                                 dem Druckrohr enthaltenen Wassers.
                           
                        
                           13. Erste Methode.
                           Man weiß aus §. 4. Fig. 2., daß das Maaß des Druckes, den die
                              bewegliche Querwand ww, die den Preßkolben
                              vorstellt, erfaͤhrt, genau das Gewicht des Wassercylinders betraͤgt,
                              der den Raum uͤber derselben, bis zur Hoͤhe der kleinen Roͤhre
                              ab fuͤllt.
                           Man findet den kubischen Inhalt dieses Wassercylinders in Kubikzollen, wenn man
                              seine, zu Quadratzollen reduzirte, Grundflaͤche mit der in Zolle verwandelten
                              Hoͤhe des Wassers in der Druckroͤhre multiplicirt.
                           Man findet das Gewicht dieses Wassercylinders, wenn man diese Zahl, die seinen Inhalt
                              in kubischen Zollen ausdruͤckt, mit dem Gewichte eines Kubikzolles Wasser,
                              oder mit 288 Granen multiplicirt. Dieses Produkt, dividirt mit 7680 Granen, giebt
                              dann das Gewicht dieses Cylinders in Pfunden an.
                           Man will z.B. nach dieser Methode die Wirksamkeit einer Presse berechnen, deren
                              Druckroͤhre 10 Schuh hoch ist, und deren Preßcylinder 16 Zoll im Durchmesser
                              haͤlt.
                           Man suche zuerst den Inhalt der Grundflaͤche des Preßcylinders, wozu am besten
                              die Formel r² π dient: π stellt die
                              Verhaͤltnißzahl 3,14 . . vor.
                           
                           v = 8 Zoll 
                           v² oder v Quad. = 64
                              Zoll
                           und v² π 64 x
                              3,14. = 200,96 Zoll.
                           Diese 200,96 Zoll sind der Quadratinhalt der Grundflaͤche des Wassercylinders,
                              dessen Gewicht man sucht.
                           Um dieses Gewicht zu finden, muß zuerst der Kubikinhalt desselben bekannt seyn: da in
                              unserer Voraussezung das Druckrohr 120 Zoll hoch ist, so nehmen wir an, daß der
                              Wassercylinder, dessen Druck wir suchen, dieselbe Hoͤhe habe.
                           Man findet den Kubikinhalt desselben, wenn man seine Grundflaͤche oder 200,96
                              mit seiner Hoͤhe oder mit 120 multiplicirt.
                           200,96 x 120 = 24115,20 Kubikzolle.
                           Jezt muß man noch die Schwere dieses Wassercylinders kennen; denn die Schwere
                              desselben ist der Druckkraft gleich.
                           Man findet die Schwere dieses Wassercylinders, wenn man die Zahl, die seinen
                              kubischen Inhalt in Kubikzollen ausdruͤkt, mit dem Gewicht eines Kubikzolles
                              Wasser, oder mit 288 multiplicirt.
                           24115,20 x 288 = 6945177,60.
                           Diese lezte Zahl durch 7680 dividirt, giebt das Gewicht dieses Cylinders in Pfunden
                              an.
                           6945177,60/7680. = 904,3 oder etwas uͤber 9 Centner.
                           Wollte man nach dieser Methode die Wirksamkeit einer hydraulischen Druckpresse berechnen, so muͤßte man nach §.
                              12. die gegebene Groͤße der anzuwendenden mechanischen Kraft auf die
                              Hoͤhe der korrespondirenden Druckroͤhre reduziren. Allein dieser Weg
                              waͤre umstaͤndlicher, und die folgende Methode fuͤhrt schneller
                              zum Ziel.
                           
                        
                           14. Zweite Methode.
                           Kennt man die Hoͤhe des Druckrohrs nicht, wie das der Fall mit den hydraulischen Druckpressen ist, und will man die gegebene Druckkraft
                              nicht auf die Hoͤhe eines korrespondirenden Druckrohrs
                              zuruͤkfuͤhren, so muß man aus den gegebenen Durchmessern des
                              Druckrohrs und des Preßcylinders, und aus der gegebenen Druckkraft, die Wirksamkeit
                              der Presse berechnen.
                           Die gegebene Druckkraft repraͤsentirt das Gewicht eines Wassercylinders,
                              dessen Grundflaͤche gegeben, dessen Hoͤhe aber unbekannt ist.
                           Um die Rechnung zu stellen, geht man von dem bekannten Grundsaze aus:
                           daß die Inhalte gleichhoher Cylinder sich wie die Quadrate
                                 ihrer Durchmesser verhalten.
                           Sey der Durchmesser der Druckröhre 3/4 Zoll; der Durchmesser des Preßcylinders 16
                              Zoll lang, und die Druckkraft gleich 50 Pfund, so wird die Rechnung so gestellt:
                           (3/4)² : 16² = 50 Pfund : x
                              
                           oder wenn man die beiden ersten Glieder quadrirt:
                           9/10 : 256 : = 50 : x
                              
                           x = 256 x 50 x 16 = 22822 Pfund oder 228 Cent. und 22
                              Pfund.
                           Diese 228 Cent. 22 Pfund sind die Preßkraft oder das Gewicht eines Wassercylinders,
                              dessen Grundflaͤche 16 Zoll im Durchmesser haͤlt, und der die
                              Hoͤhe eines andern Wassercylinders hat, dessen Durchmesser 3/4 Zoll
                              haͤlt, und der eine Wassermasse enthalten kann, die 50 Pfund schwer ist.
                           
                        
                           15. Berechnung der Momente, aus welchen sich die Kraft zusammensezt, die den Druckkolben treibt.
                           Ich betrachtete bis jezt die Druckkraft als ein einziges Gewicht, von der gegebenen
                              Schwere, allein dieses Gewicht ist eine Potenz, die aus mehreren Kraftmomenten
                              zusammengesezt ist, deren Werthe einzeln berechnet werden muͤssen, wenn man
                              die Gesammtkraft derselben kennen lernen will.
                           
                           Da unter den Pressen, die ich spaͤter beschreiben werde, die eine mit einer
                              Kurbel und einem Stirnrade, die andere mit einem Pumpenarm versehen ist, so werde
                              ich die Art, diese Momente leicht zu berechnen, auf beide anwenden.
                           Die Presse Fig. 3. ist mit einer Kurbel und einem
                              Stirnrade versehen. Herr v. Turner, ihr Erfinder, hat fuͤr dieselbe folgende
                              Verhaͤltnisse an ihrem Druckwerk angenommen.
                           Laͤnge der Kurbel als Hebelarms der Kraft, = 18'' 
                           Halbmesser des Stirnrades, als Hebelarms der Last, = 2 1/2 Zoll, Kraft des Arbeiters
                              50 Pfund.
                           Aus folgender Proportion ergibt sich die Gesammtkraft, die auf den Kolben wiegt:
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 1, S. 17
                                 
                              
                           Die Presse Fig. 4., die als Modell zu einer Cider-
                              oder Kelterpresse dienen kann, wird nach Art einer gewoͤhnlichen Pumpe
                              regiert.
                           Laͤnge des Pumpenarms 60'', Entfernung der Last vom Ruhepunkt, oder Hebelarm
                              der Last 4'', Kraft des Arbeiters 50 ℔.
                           Aus folgender Proportion ergiebt sich die Gesammtkraft, die den Druckkolben
                              treibt:
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 1, S. 17
                                 
                              
                           
                        
                           16. Schuzmittel gegen die Wirkungen einer zu großen Druckkraft.
                           Wenn Pressen blos durch Druckroͤhren ohne Mitwirkung mechanischer Momente
                              regiert werden, so laͤßt sich ihre hoͤchste Wirkung genau berechnen,
                              und die Staͤrke des Preßcylinders mit großer Zuversicht darnach
                              einrichten.
                           Mit Anwendung mechanischer Momente, zu deren Faktoren die lebendige Kraft des
                              Arbeiters ein Element hergibt, verhaͤlt es sich anders. Diese lebendige Kraft
                              ist eine veraͤnderliche Groͤße, die sehr mannigfaltige Werthe bekommen
                              kann, und deren Maximum, wenn man es wirklich genau bestimmen koͤnnte, so
                              weit hinaus liegt, daß man nicht leicht die Dicke der Waͤnde des
                              Preßcylinders darnach einrichten koͤnnte.
                           Eine hydraulische Druckpresse muß daher mit einem Sicherheitsventil versehen seyn. Man sieht ein solches
                              Ventil in der Presse Fig. 4. in t
                              angebracht. Man beschwert es mit einem Gewichte, das der Kraft, die man anwenden
                              will, proportional ist. Sobald der Druck diese Kraft uͤberschreitet,
                              oͤffnet sich das Ventil.
                           
                        
                           17. Schaͤzungsmittel fuͤr die jedesmalige Groͤße des Druckes.
                           An Druckpressen koͤnnte dieses Ventil, als
                              Schaͤzungsmittel fuͤr die Intensitaͤt des jedesmaligen Druckes
                              benuzt werden.
                           Man duͤrfte nur zu dem Ende einen Hebelsarm quer uͤber dieses Ventil
                              ziehen, und ihn an dem einen Ende um einen Stift sich bewegen lassen; ein
                              bewegliches Gewicht wuͤrde dann, wie an einer roͤmischen Waage, die
                              jedesmalige Staͤrke des Druckes bezeichnen, die das Ventil oͤffnen
                              wuͤrde.
                           Allein an solchem Druckmesser wuͤrde man die Anzeige der fortschreitenden
                              Wirksamkeit der Presse vermissen.
                           
                        
                           18. Druckmesser, welcher die fortschreitende Wirksamkeit der Presse anzeigt.
                           Herr Murray ist der erste, der einen Druckmesser, der
                              diesen lezten Zwek erreicht, vorgeschlagen hat.
                           Fig. 5. zeigt diesen Druckmesser in Verbindung
                              mit dem Preßcylinder.
                           Seine Bestandteile sind folgende:
                           A kupferne, in dem kleinen Cylinder B befestigte Roͤhre, auf welche das Wasser nach
                              Verhaͤltniß der Oberflaͤche des Wassers wirkt, das im innern Cylinder
                              enthalten ist.
                           
                           D anderer, am Cylinder B
                              befestigter Cylinder, der mit ihm steigt und faͤllt, so wie sich dieser in
                              den ledernen Buͤchsen EE bewegt.
                           F kleiner Cylinder, dessen innerer Durchmesser 1/10 des
                              Durchmessers des Cylinders D betraͤgt. Er ist mit
                              dem großen Cylinder G fest vereinigt, und bewegt sich
                              frei in den ledernen Buͤchsen HH.
                           I kleiner, mit Quecksilber angefuͤllter, eiserner
                              Behaͤlter, der im Innern des Recipienten K
                              befestigt und an seinem obern Theile durchloͤchert ist, damit das in K enthaltene Wasser auf das Quecksilber druͤken
                              koͤnne.
                           LM glaͤserne Roͤhre mit einer Scale.
                              Die Zahlen gehen von 20 an bis 260, und bezeichnen den Druck nach Tonnen.
                           An dieser Scale ist das Verhaͤltniß von C zu B wie 400 : 1.
                           Das Verhaͤltniß von D zu F wie 10 : 1.
                           Der Cylinder G haͤlt 4 Zoll im Durchmesser, und
                              sobald er das Wasser zwingt in den Recipienten K zu
                              treten, so muß ein Widerstand uͤberwunden werden, der dem Gewicht einer
                              Quecksilbersaͤule, die mit ihm gleichen Durchmesser hat, gleich
                              koͤmmt. Alsdann zeigt die Hoͤhe des Quecksilbers an der Scale die
                              Staͤrke des Drucks, und zwar nach Tonnen, an.
                           Herr Murray bemerkt, daß bei einem schwachen Drucke, oder wenn man Lasten wiegen
                              will, die kleinen Cylinder D und B weggelassen, und blos die beweglichen Cylinder G und F beibehalten werden.
                           Alle diese Cylinder muͤssen gut abgedreht, aus gutem Glockenmetall gegossen,
                              und in ihren ledernen Buͤchsen leicht beweglich seyn.
                           Die Cylinder G und K sind so
                              ausgehoͤhlt, daß der erste einen kleinen Kolben F, und der andere einen kleinen Recipienten I
                              aufnehmen kann.
                           Die Recipienten KK muͤssen immer voll Wasser
                              seyn; wenn auch etwas
                              weniges durch die ledernen Buͤchsen dringen sollte, so hindert dieses die
                              Genauigkeit des Instruments nicht, und das Maaß des Druckes, welchen die Materien
                              erleiden, wird immer ziemlich genau angegeben werden.
                           
                        
                           19. Neuer Druckmesser vom Verfasser dieser Schrift.
                           Der Murray'sche Druckmesser duͤrfte, unerachtet aller
                              Verkuͤrzungsmittel, doch noch immer die unbequeme Hoͤhe von
                              fuͤnf bis sechs Schuh beibehalten. Ueber dieses ist er sehr kuͤnstlich
                              zusammengesezt.
                           Folgender scheint einfacher; es kommen keine glaͤserne Roͤhren in seine
                              Konstruction. Er zeigt nach Centnern, und sogar nach Theilen des Centners die
                              fortschreitende Bewegung der Wirksamkeit der Presse, und jeder nur etwas geschikte
                              Metallarbeiter wird ihn ohne große Muͤhe verfertigen.
                           
                        
                           20. Verzeichniß seiner verschiedenen Theile.
                           Man sieht diesen Druckmesser Fig. 6. abgebildet.
                           AB ist ein kleines, von Glokenmetall gegossenes
                              Rohr.
                           C Roͤhre, die den Cylinder AB mit dem innern Raum des Preßcylinders in
                              Verbindung sezet. Er ist an diesem Rohre fest und wasserdicht geschroben, oder auf
                              eine andere beliebige Art daran befestiget.
                           DFig. 7. kleiner Kolben, der in Fig. 6.
                              AB nicht sichtbar ist, und im Cylinder AB auf- und abwaͤrts geht.
                           E Kolbenstange; sie ist von Stahl. Der Theil außerhalb
                              des Rohres ist flach, und auf der einen Seite mit Zaͤhnen versehen.
                           G kleine Rolle, die verhindert, daß die Kolbenstange
                              nicht zuruͤckgedruͤckt werde, auch kann unter oder uͤber
                              derselben eine flache Huͤlse angebracht werden, um zu verhindern, daß die
                              Kolbenstange sich drehe.
                           IKL. kleiner Quadrant, der sich in seinem
                              Mittelpunkt K drehet, und dessen Peripherie mit
                              Zaͤhnen versehen ist.
                           
                           KM Hebelarm. Der Quadrant IKL ist an demselben befestigt. Ungefaͤhr
                              in N wird er von diesem Quadranten abwaͤrts
                              gebogen, damit er die Bewegung der Kolbenstange E nicht
                              hindere, und an dem Quadranten MM anliegen
                              koͤnne.
                           P Gewicht, welches am Ende des Hebelarms KM angehaͤngt ist.
                           MM Rand eines Quadranten, neben welchem das Ende
                              des Hebelarms KM sich bewegt, und der in Grade
                              eingetheilt ist. Er liegt nicht in der Ebene der Quadranten, weil das Kolbenrohr es
                              nicht zulaͤßt; weshalb auch der Hebelarm abwaͤrts gebogen ist.
                           Man hat dem Kuͤnstler die Anordnung des Geruͤstes uͤberlassen,
                              das diesen Quadranten mit seinen verschiedenen Theilen tragen muß.
                           
                        
                           21. Nothwendige Bestimmung des Maximums der Wirkung der Presse, zu welcher dieser Druckmesser verfertiget werden soll.
                           Da die Kraft, mit welcher dieser Druckmesser wirkt, von Null an, durch alle
                              Abstuffungen, bis zum vollen Effekt der Presse, wandelt, so muß man, vor allen
                              Dingen, ein Maximum der Wirksamkeit festsezen, welches, bei den gegebenen
                              mechanischen Momenten, den Kraftaufwand des Arbeiters nicht leicht
                              uͤberschreiten kann.
                           Da die mechanischen Momente ihre festgesezten Graͤnzen haben, so
                              wuͤrde, wenn die wirkende Kraft ein Gewicht, oder eine andere sich in ihrem
                              Effekt gleich bleibende Potenz waͤre, dieses Maximum leicht festgesetzt, und
                              nicht uͤberschritten werden koͤnnen.
                           Weil aber an der hydraulischen Druckpresse die lebendige sehr veraͤnderliche
                              Kraft eines Arbeiters die mechanischen Momente regiert, so muß man bei Bestimmung
                              des Maximums darauf besondere Ruͤcksicht nehmen.
                           
                           Haͤtte man den Kraftaufwand des Arbeiters bei Berechnung der mechanischen
                              Momente auf 50 ℔. angesetzt, um die Druckkraft, und den vollen Effekt der
                              Presse darnach zu bestimmen, so koͤnnte man schon nicht zur Anlegung unsers
                              Druckmessers bei dieser Bestimmung stehen bleiben: denn so bedeutend dieser
                              Kraftaufwand auch an sich ist, so ist er doch noch von der Graͤnze entfernt,
                              die ein Arbeiter, der etwa augenblicklich mit wildem Ungestuͤm arbeitete,
                              erreichen koͤnnte.
                           Im §. 17. wurde, als man die Druckkraft fuͤr zwei Pressen berechnete,
                              die Kraft des Mannes auf 50 Pfund angesezt; wollte man mit dieser Presse einen
                              Druckmesser verbinden, so muͤßte sie schon hoͤher angenommen werden,
                              weil der Zusatz eines einzigen Pfundes Kraft den Hebelsarm des Druckmessers
                              uͤber seine letzten Graͤnzen hinaus treiben wuͤrde. Es scheint
                              indessen hinreichend, wenn fuͤr einen Kraftaufwand uͤber 50 Pfund
                              hinaus, ein Spielraum von 10 Pfund gestattet wird.
                           Fuͤr die im §. 17. berechnete Druckkraft an der Pumpenpresse Fig. 4. wuͤrde sich, nach dieser
                              Zugabe, die Druckkraft von 750 Pfund zu 900 Pfund erheben.
                           
                        
                           22. Bestimmung des Maximums der Preßkraft.
                           Hat man die hoͤchste Stufe, welche die Druckkraft erreichen kann, mit
                              Wahrscheinlichkeit bestimmt, so suchet man aus dem bekannten Durchmesser des
                              Druckrohrs, und aus dem Durchmesser des Preßcylinders, das Maximum des Effekts.
                           Man findet aus der Proportion
                           1² : 10² = 750 ℔. : x
                              
                           x = 750 Ctnr.
                           und aus der Proportion
                           1² : 10² = 900 ℔. : x
                              
                           x = 900 Ctnr.
                           
                           Ehe die Kraft den Druckmesser uͤber seine lezten Graͤnzen hinaus
                              treibt, kann die Preßkraft einen Spielraum von 150 Centnern durchwandern, denn 900
                              – 750 = 150.
                           
                        
                           23. Bestimmung des Durchmessers des Kolbenrohrs.
                           Kennt man die volle Wirkung des Preßkolbens, so muß man zu derselben das
                              noͤthige Gegengewicht suchen.
                           Die Groͤße dieses Gegengewichtes haͤngt von dem Durchmesser des
                              Kolbenrohrs des Druckmessers ab.
                           Man weiß aus §. 13., daß die Druckkraft sich in ihrer Wirkung vermindert, wie
                              die Grundflaͤche des Wassercylinders, auf welchen sie wiegt, zunimmt. Was
                              dort fuͤr die Druckkraft bewiesen wurde, gilt auch hier fuͤr den
                              Gegendruck.
                           Ein zu kleiner Durchmesser fuͤr den innern Raum dieses Kolbenrohrs
                              wuͤrde zweckwidrig seyn. Die Kolbenstange haͤtte nicht die
                              noͤthige Unbiegsamkeit.
                           Aus folgendem sieht man aber, wie das Gegengewicht zunimmt, wenn der Durchmesser des
                              Rohrs waͤchst.
                           
                              
                                 Durchmesser des Rohrs.
                                 Preßkraft.
                                 Gegendruck.
                                 
                              
                                 3/12 Zoll
                                 2 Centner
                                 4 Loth.
                                 
                              
                                 4/12 Zoll
                                 2 Centner
                                 7 1/9 Loth.
                                 
                              
                                 5/12 Zoll
                                 2 Centner
                                 12 41/72 Loth.
                                 
                              
                                 6/12 Zoll
                                 2 Centner
                                 16 Loth.
                                 
                              
                           Der kleinste Durchmesser fuͤr das Kolbenrohr duͤrfte indessen in der
                              Lichte nicht weniger als 1/4 Zoll halten. Groͤßer wuͤrde das
                              Gegengewicht durch seine Schwere unbequemen werden.
                           Eine staͤhlerne, kurze, gehaͤrtete Kolbenstange, von 3 Linien im
                              Durchmesser, traͤgt, ohne sich zu biegen, den senkrechten Druck eines halben
                              Centners, auch noch mehr.
                           Die Liederung wird vermittelst eines starken Aufsatzes auf dem obersten Ende des
                              Durchmesser-Rohrs gegen das Leder, das in einer besonders dazu eingedrehten
                              Vertiefung gelegt wird,
                              so fest angeschroben, daß dieses Leder sich fest an die Kolbenstange anlegt, und
                              kein Wasser durchlaͤßt.Der mechanische Theil wird in einem folgenden Aufsatze besonders auseinander
                                    gesetzt werden. Dieser erste Aufsatz sollte blos dazu dienen, jedem Arbeiter
                                    einen deutlichen Begriff von dieser neuen Art von Pressen zu geben.
                              
                           Man kann aus Folgendem ersehen, wie fuͤr einen Effect von 900 Zentnern das
                              Gewicht an Schwere zunimmt, wenn der Durchmesser des Kolbenrohrs waͤchst.
                           Durchmesser 3/12 Zoll, Gegengewicht 56 1/4 Pfund.
                           Durchmesser 4/12 Zoll, Gegengewicht 100 Pfund.
                           Durchmesser 5/12 Zoll, Gegengewicht 156 1/4 Pfund.
                           Durchmesser 6/12 Zoll, Gegengewicht 225 Pfund.
                           Ist an dem Durchmesser der Hebelarm der Kraft achtmal laͤnger als der Hebelarm
                              der Last, so waͤchst die Schwere des ans Ende des Hebelarms der Kraft
                              anzuhaͤngenden Gewichtes wie folgt:
                           56 1/4 Pfund halten das Gleichgewicht mit 7 1/32 Pfund.
                           100 Pfund halten das Gleichgewicht mit 12 1/12 Pfund.
                           156 1/4 Pfund halten das Gleichgewicht mit 19 17/32 Pfund.
                           225 Pfund halten das Gleichgewicht mit 28 1/8 Pfund.
                           
                        
                           24. Bestimmung der Laͤnge des Kolbenrohrs.
                           Ist man mit sich selbst uͤber den innern Durchmesser des Kolbenrohrs einig, so
                              muß man die Laͤnge desselben bestimmen.
                           Diese haͤngt unmittelbar von der Laͤnge ab, die man fuͤr die
                              Peripherie des gezaͤhnten Quadranten IKL
                              waͤhlen wird, und diese lezte haͤngt von der Willkuͤhr des
                              Kuͤnstlers ab; nur muß darauf gesehen werden, daß sie so gewaͤhlt
                              werde, daß der Hebelsarm der Kraft nicht zu lang ausfalle.
                           Drei Zoll scheinen fuͤr diesen Halbmesser eine schickliche Laͤnge
                              abzugeben.
                           
                           Aus der Proportion
                           10000 : 31415 ... = 6' : x
                              
                           findet man fuͤr x, oder die
                              Laͤnge des ganzen Umkreises,
                           x = 18,84 Zoll,
                           und folglich fuͤr den vierten Theil der Peripherie
                              oder
                           x/4 = 4,71225 Zoll.
                           Da der Kolben sich blos um diese Laͤnge heben kann, so bestimmt diese Zahl
                              zugleich die Laͤnge des Kolbenrohrs, die des Kolbens, und endlich die des
                              gezaͤhnten Theils der Kolbenstange.
                           
                        
                           25. Bestimmung der Laͤnge des Hebelarms der Kraft.
                           Die Laͤnge des Hebelarms haͤngt von der Willkuͤhr des
                              Kuͤnstlers ab; nur muß das am Ende desselben haͤngende Gewicht sich
                              darnach richten.
                           Je laͤnger dieser ist, desto groͤßer wird der Kreis, den seine
                              aͤußerste Spize beschreibt, desto deutlicher wird die Eintheilung des Randes
                              des Quadranten, vor welchem er sich bewegt, und desto kleiner werden die Theile des
                              Centners, die man noch daran ablesen kann; allein eine zu große Laͤnge
                              waͤre mit andern Unbequemlichkeiten verbunden.
                           Man muß indessen hier nicht vergessen, die Schwere des Hebels mit in die Rechnung zu
                              ziehen. Da die Hebelstange als ein regelmaͤßiger prismatischer Koͤrper
                              betrachtet werden kann, so muß die Haͤlfte der Schwere des Hebelarms der
                              Kraft mit in die Rechnung gezogen werden, und in eben diesem Verhaͤltnisse
                              wird daß anzuhaͤngende Gewicht minder schwer.
                           
                        
                           26. Einige Bedingungen zur Eintheilung des Quadranten.
                           Da die Preßkraft nach groͤßeren Abtheilungen des Gewichtes bestimmt wird, und
                              zwar nach Centnern, so muͤssen ebenfalls die Eintheilungen des Quadranten nach Centnern
                              berechnet werden. Je kleiner die Massen sind, fuͤr welche die
                              Eintheilungspunkte gesucht werden, desto richtiger sind die Angaben dieses
                              Instruments, desto muͤhsamer aber wird die Arbeit. Die Zwischenraͤume
                              koͤnnen alsdann nur arithmetisch, und in gleichen Theilen getheilt werden;
                              und diese naͤhern Eintheilungen geben nur approximative die Wahrheit an.
                           Wollte man nun einen Druckmesser an eine Presse anbringen, deren hoͤchste
                              Druckkraft auf 900 Centner berechnet waͤre, so muͤßte man sich zur
                              Theilung des Quadranten den Rechnungen unterziehen, zu welchen die folgende Formel
                              dienen wird. Und was hier von einer Preßkraft von 900 Centnern gesagt wird, gilt
                              nach den noͤthigen Veraͤnderungen auch fuͤr jede hoͤhere
                              oder niedrigere.
                           Man kann den Winkel, den der Hebelsarm mit der Vertikal-Linie macht, von
                              Centner zu Centner berechnen, alsdann waͤren im gegenwaͤrtigen Falle
                              900 Rechnungen erforderlich. Fuͤr 2 Centner, als Einheit betrachtet,
                              waͤren 900/2 = 450; fuͤr 3 Centner 900/3 = 300; fuͤr 4 Centner
                              900/4 = 225; fuͤr 5 Centner 900/5 = 180 solche Rechnungen noͤthig.
                           Nennen wir, wie es im folgenden §. geschieht, den Gegendruck, der von Seiten
                              des Druckmesserskolben im Druckrohr statt findet g, so
                              ist dieser Gegendruck, der von Seiten des Druckmesserskolben im Druckrohr, insofern
                              er das Gleichgewicht mit der Preßkraft haͤlt, fuͤr eine Preßkraft
                           gleich 1 Centner = 2 Loth.
                           gleich 2 Centner = 4 Loth.
                           gleich 3 Centner = 6 Loth.
                           und so weiter.
                           
                        
                           
                           27. Methode, die Grade fuͤr die Eintheilung des Quadranten zu berechnen.
                           Um die Eintheilung des Quadranten vornehmen zu koͤnnen, muß man folgende
                              Betrachtungen anstellen. Aus denselben ergibt sich alsdann die Formel, nach welcher
                              die Rechnungen gemacht werden.
                           Es sey Fig. 8.
                              MM' der einzutheilende Quadrant, KM der horizontale, KM' der vertikale Halbmesser desselben = a.
                           KI der Radius des gezahnten Rades = b.
                           KM'' die Lage des Hebelarms, an dessen Ende das
                              Gewicht p wirkt, und welcher in dieser Lage mit der
                              Druckkraft g, die nach der vertikalen Richtung EI geschieht, in Gleichgewicht ist.
                           Zieht man M''T auf KM'
                              senkrecht, so ist TM''p das Moment der Kraft, und
                              KIg = bg das
                              Moment der Last; also TM''p = bg und TM'' =
                              bg/p.
                              
                           Es ist aber TM''
                              KM''
                              sin φ = a sin
                                 φ, also a
                              sin φ = bg/p und sin φ = bg/ap; woraus sich
                              fuͤr jeden gegebenen Werth von g die
                              Groͤße des Winkels φ oder die
                              Groͤße des Bogens M'M'' in Graden und Minuten
                              berechnen laͤßt.
                           Da es inzwischen einige Schwierigkeiten machen koͤnnte, den Bogen nach der
                              gegebenen Groͤße des Winkels einzutheilen, so duͤrfte es rathsamer
                              seyn, diese Eintheilungen nach den Sehnen vorzunehmen. Aus der Gleichung fuͤr
                              den Winkel φ laͤßt sich die Sehne des
                              Bogens dieses Winkels leicht berechnen; sie ist naͤmlich N 2 a sin 1/2 φ.
                           
                        
                           28. Lage des Cylinders.
                           Die Richtung der Bewegung des Preßcylinders haͤngt lediglich von der Idee ab,
                              die der Kuͤnstler bei der Anordnung des ganzen Baues der Presse befolgen
                              will. Der Preßstempel kann sich nach unten zu, nach oben hin, auch koͤnnte
                              er sich, unter
                              Umstaͤnden, von der Seite her bewegen. Im ersten Falle ist die
                              Muͤndung des Cylinders nach unten zu gerichtet, im zweiten Falle steht er auf
                              seiner Grundflaͤche, im dritten Falle liegt er auf der Seite. Fuͤr
                              beide erste Einrichtungen folgen Zeichnungen. Die lezte scheint noch nicht versucht
                              worden zu seyn, und koͤnnte auch nur zu wenigen Zwecken dienen.
                           
                        
                           29. Lage des Druckrohrs.
                           Es ist vollkommen gleichguͤltig, auf welche Art das Druckrohr mit dem
                              Preßcylinder in Verbindung gebracht wird. Es kann sich von der Seite, oder von unten
                              in denselben oͤffnen; gewoͤhnlicher jezt wird er an der Seite
                              angebracht.
                           
                        
                           30. Druck- und Preßkolben.
                           Die Liederung der Preß- und Druckkolben erfordert, wenn nicht alle Augenblicke
                              Reparaturen folgen sollen, einen geuͤbteren Arbeiter.
                           Preßkolben ohne Liederung haben bis jezt, so weit mir bekannt ist, nur in den
                              Reichenbach'schen Werkstellen verfertigt werden koͤnnen. So z.B. gehn ohne
                              alle Liederung auf- und abwaͤrts die breiten Kolben jener
                              riesenmaͤßigen Wassersaͤulen-Maschinen in der Gegend um
                              Reichenhall, die durch ihr kraftvolles inneres Leben, durch ihren ununterbrochenen
                              ruhigen Gang, ihre außerordentliche Wirksamkeit und den Widerstand, den sie gegen
                              die zerstoͤrenden Kraͤfte leisten, die sie so standhaft
                              uͤberwaͤltigen, die Kuͤhnheit des Erfinders rechtfertigen, und
                              diese neue Eroberung auf dem graͤnzenlosen Gebiete der Kunst fuͤr die
                              Nachkommenschaft sichern.
                           
                        
                           31. Material zu den Hauptbestandtheilen der Presse.
                           Der Preßcylinder fuͤr Maschinen von großer Wirksamkeit muß von gutem Gußeisen,
                              mit hinlaͤnglich starken Waͤnden seyn; einige Schriftsteller haben vorgeschlagen, ihn von
                              Holz mit starken eisernen Baͤndern zu machen, allein zu großen Pressen
                              wuͤrden diese bald zerspringen, und zu Pressen von geringer Kraft sind andere
                              Druckmittel genug vorhanden. Die Druckroͤhren, die eine weit geringere Gewalt
                              auszuhalten haben, koͤnnen aus Kupfer oder Messing gegossen, so wie
                              saͤmmtlicher Roͤhrenapparat zu den zusammengesezteren Pumpenpressen.
                              Alle diese Roͤhren muͤssen aber dicke Waͤnde haben, welche die
                              Verbindung der uͤbrigen Stuͤcke mit denselben nothwendig macht, wie
                              dieses aus einer zweiten Abhandlung, worin das reine Mechanische
                              hauptsaͤchlich behandelt werden soll, deutlich erfolgen wird.
                           
                        
                           32. Theil der Presse, der die zu pressenden Materien fassen soll.
                           Derjenige Theil der Presse, der die zu pressenden Stoffe fassen soll, ist auf eine
                              sinnreiche Art in England eingerichtet worden.
                           Man begnuͤgt sich gewoͤhnlich, die zu pressenden Materien, vermittelst
                              einer einzigen beweglichen Preßbohle, oder eines beweglichen Preßkastens,
                              fuͤr Stoffe weicher oder saftiger Natur, durch den Preßkolben an die oberen
                              unbeweglichen starken Preßbalken andruͤcken zu lassen. Der neue Vorschlag
                              geht dahin, beide Preßbohlen, die obere und die untere, gleichzeitig gegen einander
                              zu bewegen.
                           Diese Einrichtung hat den Vortheil, daß sie den Gang des Kolbens um die
                              Haͤlfte verkuͤrzet; und ist dann besonders nuͤzlich, wenn
                              elastische Stoffe, die ein großes Volumen einnehmen, wie z.B. Wolle oder Baumwolle,
                              zur Erleichterung des Transports, in einen engeren Raum zusammengepreßt werden
                              sollen.
                           Der Leser wird diese Einrichtung aus Fig. 9. und aus folgender Beschreibung
                              naͤher kennen lernen.
                           AA obere Druckplatte von geschmiedetem Eisen.
                           
                           BB untere am Preßstempel befestigte
                              Druckplatte.
                           C eiserne, von beiden Seiten gezahnte Kolbenstange. Von
                              beiden Seiten greifen die Zaͤhne in die Raͤder EE.
                           D Cylinder, in welchem der Preßkolben sich bewegt.
                           FF eiserne nach unten zu mit Zaͤhnen
                              versehene Baͤume, in welche die Raͤder EE greifen.
                           GG hohle Cylinder, in welchen die Baͤume
                              FF mit Leichtigkeit auf- und
                              abwaͤrts sich bewegen, und die durch ihre Bewegung abwechselnd die obere
                              Druckplatte A, an welche sie befestigt sind, auf-
                              und abwaͤrts fuͤhren.
                           HH starke, gut in einander gefuͤgte
                              Baͤume, die das Geruͤste der Presse bilden.
                           II kleine Rollen, die das Spiel der beweglichen
                              Baͤume erleichtern, und ihre Entfernung von den Raͤdern EE verhindern.
                           
                        
                           33. Presse, die nach unten zu wirkt.
                           Diese Presse ist vom Herrn v. Turner entworfen worden. Man
                              findet sie im Hesperus abgebildet 1813, 3tes Heft pag.
                              98., aus welcher Zeitschrift sie hier nachgezeichnet und die Beschreibung derselben,
                              zum Theil woͤrtlich, entlehnt worden ist.
                           Fig. F. a.Fig. F. a. ist auf Tafel 1 nicht vorhanden. Kolbenrohr von 1'' Durchmesser innerer
                              Lichte, und 36'' Hoͤhe.
                           b anderes Kolbenrohr, von 6'' Weite und 30''
                              Laͤnge; bei c mit dem Rohre a durch die lederne Liederung und die Schrauben D verbunden.
                           e Kolbenstange, die sich in dem Druckrohre a mit dem Kolben f
                              bewegt.
                           g anderer Kolben, der sich in dem Preßcylinder b auf- und nieder bewegt.
                           h Ventil, welches sich nach unten oͤffnet. Es ist
                              von Leder, und ein rundes dickes Eisenblech, etwas groͤßer als die obere
                              Roͤhrenmuͤndung, ist an demselben fest angenietet. Das Leder wird durch zwei
                              Naͤgel i festgemacht. Der Hacken k hindert, daß das Ventil sich nicht mehr als um die
                              Haͤlfte oͤffnet.
                           l ein Stirnrad, das in die Zaͤhne eingreift, die
                              an dem obern Ende der Kolbenstange e angebracht sind. Wo
                              die Zaͤhne aufhoͤren, ist ein Absaz n,
                              damit die Kolbenstange nur bis dahin ins Rohr eindringe.
                           o eine Rolle, die das Zuruͤckweichen der
                              Kolbenstange e verhindert.
                           p Absaz an dem Preßkolben g,
                              der das weitere Eindringen in den Preßcylinder verhindert.
                           Die Liederung des Kolbens f ist von Leder, und so auch
                              die Liederung des Kolbens g.
                           q Seitenoͤffnung am Druckrohr zur
                              Einschuͤttung des Wassers.
                           r Krahnen an dem Preßcylinder, zum Abfluß des
                              Wassers.
                           ss Roͤhrenarme, vermittelst welcher die
                              Maschine durch die Tragbaͤume t getragen
                              wird.
                           uu Druckbaͤume, um die Maschine
                              waͤhrend des Pressens vor dem Aufheben zu schuͤzen.
                           v Ein beweglicher Block, der nach geendigter Pressung
                              weggehoben wird, damit der Preßschragen leicht herausgenommen werden
                              koͤnne.
                           x Preßkasten.
                           y das zu pressende Material.
                           Der Verfasser, um die Wirkung dieser Presse zu berechnen, nimmt an, daß der Arm der
                              Kurbel 13'', der Halbmesser des Stirnrades 2 1/2 lang
                              sey, und die Kraft des Arbeiters 50 Pfund betrage. Aus diesen Momenten ergibt sich
                              eine Kraft von 260 Pfund fuͤr den Druckkolben.
                           Da nun der Durchmesser des Druckrohrs 1 Zoll, und der Durchmesser des Preßcylinders 6
                              Zoll haͤlt, und sich die Gewichter gleich hoher Wassercylinder wie die
                              Quadrate ihrer Durchmesser verhalten, so verhaͤlt sich
                           
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 1, S. 32
                                 
                              
                           gleich 36 . 360 = 12960 Pfund = 129 1/2 Ctur.
                           Diese Maschine nimmt einen Raum von 2 bis 3 Fuß im Durchmesser ein, und ist an 12
                              Schuh hoch.
                           Sie hat das Unbequemliche, daß man vermittelst einer kleinen Kanne das Wasser in die
                              Druckroͤhre durch die Oeffnung q eingießen, und
                              diese Operation ohngefaͤhr 30mal wiederholen muß, ehe der Preßkolben seine
                              volle Bewegung verrichtet hat. Denn da beide Cylinder 30 Zoll lang sind, so kommt
                              nur, wenn der Kolben das Wasser aus der Druckroͤhre in den Preßcylinder
                              getrieben, ungefaͤhr 1 Zoll hoch Wasser in den Preßcylinder zu stehen, der
                              6'' im Durchmesser hat.
                           
                        
                           34. Beschreibung einer Presse, die nach oben zu wirkt.
                           Fig. 4.a die Druckroͤhre.
                           b Eine Hanfkammer, durch welche die Druckroͤhre
                              a luftdicht verschlossen ist.
                           c Die Kolbenstange.
                           d Das Scherengestaͤnge, welches vermittelst des
                              Hebels e die Stange c
                              lothrecht auf- und nieder zieht.
                           f und i zwei
                              Sauge-Ventile.
                           g und h zwei
                              Druck-Ventile.
                           Diese vier Ventile stehen mit der kleinen Druckroͤhre in Verbindung. Geht,
                              z.B., der in A befindliche Kolben aufwaͤrts, so
                              folgt ihm das Wasser im Recervoir klmn nach. Beim
                              Niedergange preßt er dasselbe durch das Ventil g, und
                              die Roͤhre o, in den großen Preßcylinder A, wo dasselbe den an dessen inneren Waͤnden
                              genau anschließenden Kolben in die Hoͤhe zu treiben noͤthiget. Bei dem
                              Niedergange des Druckkolbens steigt das Wasser durch die Roͤhre p und das Ventil i, und
                              fuͤllt den leeren Raum oberhalb des Kolbens aus. Der in die Hoͤhe
                              gehende Kolben druͤckt nun das Wasser, durch das Ventil h und die Roͤhre r,
                              aus der Stelle, wo es abermals seinen Weg durch die Roͤhre o in den Preßcylinder nimmt.
                           t ein Sicherheits-Ventil, oben an der
                              Roͤhre r. Dieses Ventil oͤffnet sich nach
                              außen. Es kann willkuͤhrlich beschwert werden, und oͤffnet sich
                              alsdann von selbst, sobald der erforderliche Druck hervorgebracht ist. Es verhindert
                              das Zerspringen des Cylinders A.
                           A Preßcylinder.
                           uuu fuͤnf starke, aber sehr kurze, eiserne
                              Stangen, die auf dem Kolben in A angebracht sind, von
                              denen eine durch den uͤber den Cylinder angeschraubten Riegel geht, um die
                              senkrechte Bewegung des Kolbens zu erleichtern. v
                              hoͤlzerner Rost, den die Stangen u
                              saͤmmtlich tragen. Zur Seite desselben sind zwei Riegel angebracht, die auf
                              Stahlfedern liegen, und 1 1/2 Zoll dicke Walzen tragen, welche quer uͤber den
                              Rost gehen. Jene Stahlfedern sind so stark, daß sie die auf dem Roste liegenden
                              Kasten und Preßkasten w und x, auch wenn der innere x mir der
                              auszupressenden Materie angefuͤllt ist, so tragen koͤnnen, daß die
                              Walzen sich drehen, ohne den Rost zu beruͤhren.
                           Diese ganze Presse wird bis an die Linie, welche den Fußboden andeutet, in die Erde
                              gelegt, und dicht uͤber dem Fußboden befindet sich
                           zz ein Rahmen, auf welchem eine Fortsezung von
                              Walzen sich befindet.
                           Die ganze Walzenvorkehrung dienet dazu, die Preßkasten w
                              und x mit Leichtigkeit aus und in die Presse zu
                              bewegen.
                           Der Kasten w hat auf dem Boden einen Rost; der andere
                              oder innere Kasten ist ganz durchloͤchert, um dem Safte den Abzug in den
                              innern zu gestatten; deshalb auch zur Aufnahme desselben der Rost.
                           
                           Ist nun der innere Kasten x gefuͤllt, und wird die
                              Presse in Bewegung gesezt, so druͤckt sich, bei dem Bewegen der Theile uvwx in die Hoͤhe, der innere Kasten an die
                              Preßbohle B so an, daß diese die ganze
                              Oberflaͤche des Kastens x, der 16 Quadratschuh
                              Oberflaͤche hat, einnimmt.
                           Ist das Abpressen erfolgt, so wird der am Cylinder A
                              angebrachte Kranen D geoͤffnet, durch welchen das
                              Wasser wieder in das Reservoir klmn abfließt.
                           Den Bau des in der Zeichnung vorgestellten Holzwerkes muß man sich doppelt
                              denken.
                           Ist der Kasten auf die Rollen zz gebracht, so wird
                              der innere x vermittelst eines auf dem untern w bei F befindlichen
                              Charniers uͤbergeschlagen, um den Kuchen herausfallen zu lassen.
                           Man sieht, daß diese Presse, die in einigen großen franzoͤsischen
                              Zuckerfabriken thaͤtig gewesen ist, sich besonders zu Cider- und
                              Weinpressen, mit einigen zweckmaͤßigen Abaͤnderungen, anwenden lassen
                              wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
