| Titel: | Ueber das Verfahren, Wolle und Tuch mit Krapp dauerhaft und schön scharlachroth zu färben. | 
| Autor: | Dr. phil. Johann Gottfried Dingler [GND] | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. IV., S. 59 | 
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                        IV.
                        Ueber das Verfahren, Wolle und Tuch mit Krapp dauerhaft und schön scharlachroth zu färben.
                        Vom Herausgeber. 
                        Dingler über das Verfahren mit Krapp scharlachroth zu färben.
                        
                     
                        
                           Die Scharlachfarbe macht in der Wollenfaͤrberei einen
                              sehr wichtigen Gegenstand aus. Diese schoͤne und kostspielige Farbe konnte
                              bisher blos durch eine Zinnbasis mit dem Pigment der Cochenille oder dem des
                              Faͤrbelacks dargestellt werden. Lange schon wurde die Frage aufgeworfen, ob
                              dieses schoͤne Roth nicht auch aus einem Pigmente von vaterlaͤndischem
                              Ursprunge, und namentlich aus dem des Krapps, dargestellt werden koͤnne;
                              allein diejenigen fruͤhern Versuche sowohl, welche die Hervorbringung dieser
                              Farbe, als auch die, welche nur die Erzeugung eines gewoͤhnlich
                              schoͤnen Roth aus dem Krapp bezweckten, lieferten Resultate, welche die
                              Unmoͤglichkeit, diesen Zweck zu erreichen, vermuthen ließen. In den neuern
                              Zeiten, und zulezt waͤhrend der Kontinentalsperre, kam diese Frage wieder in
                              ernstliche Anregung, mehr aber in der Absicht, um sich von auslaͤndischen
                              Farbmaterialien, oder vom Tribut an das Ausland unabhaͤngig zu machen, als um
                              pekuniaͤre Vortheile dadurch zu erlangen. Die Societaͤt d'Encouragement in Paris hatte, von der Wichtigkeit des
                              Gegenstandes ergriffen, damals einen Preis von 6000 Franken auf die Entdeckung
                              dieses Geheimnisses ausgesezt; allein bis jezt wurde diese Aufgabe noch nicht
                              geloͤst, und es ist daher noch immer der damit verbundene Preis zu gewinnen.
                              Hr. Gonin aus Lyon hatte zwar dieser Gesellschaft im August 1812 Woll- und
                              Tuchproben, welche mit Krapp scharlachroth gefaͤrbt worden seyn sollen,
                              vorgelegt; er wollte sich aber nicht zur Mittheilung seines Geheimnisses verstehen,
                              weil ihm der Preis von 6000 Franken fuͤr einen so wichtigen Gegenstand zu
                              gering war, indem ihn, wie er sagte, seine dieser so wichtigen Entdeckung
                              vorangehenden Versuche weit mehr gekostet hatten. Er fand es also seinem Vortheil
                              angemessener, im ausschließenden Besize seiner Entdeckung zu bleiben.
                           Es mag indessen diese Entdeckung noch sehr zweifelhaft seyn. Die Preisaufgabe wurde
                              erst noch im vorigen Jahre wiederholt.Die von der
                                    Gesellschaft zur Aufmunterung des Nationalkunstfleißes zu Paris im Jahre
                                    1817 wiederholt aufgegebene Preisfrage lautet, wie folgt: » Ein Verfahren zu entdecken, um die Wolle mit Krapp
                                          dauerhaft scharlachroth ohne Cochenille zu
                                          faͤrben.«Der Scharlach ist eine der glaͤnzendsten, aber auch in manchen
                                    Hinsichten eine der am wenigsten dauerhaften Farben.Der Krapp gibt der Wolle eine fast eben so glaͤnzende, und in Hinsicht
                                    auf Dauerhaftigkeit eine der erstern vorzuziehende rothe Farbe.Die Schaafwolle nimmt im Krappbad nur ein braunes, mehr oder weniger
                                    truͤbes Roth an; sie kann nicht, wie die Baumwolle, geschoͤnt
                                    (avivirt) werden, weil sie durch die Wirkung des Kali, und durch langes
                                    Aufsieden in sehr hoher Temperatur, zersezt wuͤrde. Indessen ist der
                                    Gebrauch des Kali bei dieser Operation nicht
                                    unerlaͤßlich, und man darf annehmen, daß es Mittel gibt, welche sich
                                    zum Schoͤnen der Schaafwolle eignen.Man mag entweder die Schaafwolle nach dem Faͤrben schoͤnen,
                                    oder vorher den ausziehbaren gelben (falben) Stoff, der im Krapp mit dem
                                    Purpurstoffe (fécule pourpre) vermischt
                                    ist, beseitigen, immer bleibt es gewiß, daß man die Schaafwolle mit Krapp
                                    glaͤnzender faͤrben kann, als es bisher geschehen. Es scheint,
                                    die Einfuͤhrung der Cochenille in Europa sey der Vervollkommung jener
                                    Faͤrberei im Wege gestanden. Die Versuche von Dambourney u.A.,
                                    vorzuͤglich jene, die 1808 Hr. Roard, damals Direktor der
                                    Faͤrberei in der Manufaktur der Gobelins, veranstaltete, beweisen,
                                    daß man zur Loͤsung dieses Problems gelangen koͤnne.Die Kenntniß der Resultate, welche Hr. Roard mit Krapp auf Schaafwolle, nach
                                    den damals bekannt gewordenen Methoden, die man seitdem sehr im Großen
                                    fuͤr die Militaͤr-Uniformen angewendet, erhalten hat,
                                    bestimmte die Gesellschaft im Jahre 1809, einen Preis auszusezen, den sie
                                    gegenwaͤrtig wieder zum Concurs ausstellt. Im Jahre 1812
                                    uͤberreichten die Gebruͤder Gonin, geschickte Faͤrber,
                                    der eine zu Paris, der andere zu Lyon, Muster von gesponnener Schaafwolle
                                    und von Schaafwollentuch, welche sie nach ihrem Verfahren schoͤn
                                    scharlachroth, blos mit Krapp, ohne Cochenille, gefaͤrbt hatten. Die
                                    Gesellschaft fand sie dermaßen allen ihr bis dahin vorgelegten
                                    aͤhnlichen Mustern uͤberlegen, daß sie jenen Kuͤnstlern
                                    eine goldene Medaille, 500 Fr. werth, als einen Beweis ihrer Zufriedenheit
                                    zuerkannte. Ungluͤcklicher Weise zeigte die Erfahrung, daß die Farbe
                                    dieser Muster nicht die gewuͤnschte Dauerhaftigkeit hatte.Man darf gleichwohl annehmen, daß man durch Vervielfaͤltigung dieser
                                    Versuche, und durch Abaͤnderungen im Verfahren endlich dahin komme,
                                    auch diese wesentliche Bedingung zu erfuͤllen.In dieser Hoffnung schlaͤgt die Aufmunterungsgesellschaft, beseelt von
                                    dem Wunsche, den Verbrauch eines inlaͤndischen und so allgemein
                                    verbreiteten Farbematerials, als der Krapp ist, zu beguͤnstigen, und
                                    zu den Fortschritten der Faͤrbekunst dadurch beizutragen,
                                    daß man einer der schoͤnsten Farben auch den Werth der
                                    Dauerhaftigkeit verschafft, einen Preis von 6000 Fr. fuͤr denjenigen
                                    vor, der ein Verfahren ausfindig machen wird, der Schaafwolle mit Krapp ein
                                    eben so schoͤnes Scharlach als mit Cochenille, von den dunkelsten bis
                                    zu den klaͤrsten Schattirungen, zu geben. Diese Farben muͤssen
                                    aber von anerkannter Dauerhaftigkeit seyn, und, wie alle guten Farben, den
                                    Einwirkungen der Sonne und Luft widerstehen.Die Gesellschaft verlangt nicht die Darlegung des Verfahrens, welches die
                                    Concurrenten angewendet haben moͤgen; aber sie verlangt, daß dies
                                    Verfahren in Gegenwart der von ihr ernannten Kommissaͤre wiederholt
                                    werde, damit diese sich uͤberzeugen, daß die Schaafwolle blos mit
                                    Krapp ohne Zusaz von Cochenille gefaͤrbt worden sey.Die Muster sollten bis 1 Mai 1818 eingesendet werden; es scheint aber, daß
                                    dieser Termin weiter erstreckt worden sey. Auch haͤtte Hr. Gonin unmoͤglich so lange im alleinigen Besize dieses
                              Geheimnisses bleiben koͤnnen, da dasselbe mehr in dem Faͤrbeprozeß,
                              als in der Anwendung ungewoͤhnlicher Basen zur Entwickelung und Befestigung
                              des Pigments des Krapps zu suchen ist.
                           In Deutschland ist bisher diesem Gegenstande weder von Seiten einer Regierung, noch
                              von polytechnischen Vereinen und gelehrten Gesellschaften, oder von
                              Faͤrbeanstalten einige Aufmerksamkeit zu Theil geworden. Je weniger mir es
                              aber gleichguͤltig seyn konnte, mein deutsches Vaterland der Ehre einer so wichtigen Erfindung
                              beraubt zu sehen, desto mehr fuͤhlte ich mich zu einer Reihe von Versuchen
                              gedrungen, um, wo moͤglich, diese in finanzieller und industrieller Hinsicht
                              gleich wichtige Aufgabe zu loͤsen.
                           Ehe ich nun die Beschreibung dieser Versuche und ihre Resultate mittheile, wird es
                              nicht unzweckmaͤßig seyn, wenn ich dasjenige der Hauptsache nach vorangehen
                              lasse, was Schriftsteller von Autoritaͤt uͤber diese Faͤrberei
                              urtheilen.
                           Die HH. Berthollet (Vater und Sohn) sagen im zweiten Theile ihres FarbebuchsDeutsche Uebersezung von A.F. Gehlen, Berlin 1806. Seite 121:
                           
                              »Die Wolle wuͤrde vom Krapp nur eine schwache und
                                 vergaͤngliche Farbe annehmen, wenn man die Farbetheile nicht vorher durch
                                 eine Grundlage befestigte, die sie inniger mit dem Zeuge verbaͤnde, und
                                 sie zum Theil gegen die zerstoͤrende Einwirkung der Luft sicherte. Zu dem
                                 Ende kocht man erst das Zeug zwei oder drei Stunden mit Alaun und Weinstein,
                                 laͤßt es alsdann abtroͤpfeln, druͤckt es gelinde aus, und bindet es in einen
                                 leinenen Sack, den man einige Tage an einem kuͤhlen Orte liegen
                                 laͤßt. Die Menge und das gegenseitige Verhaͤltniß des Alauns und
                                 Weinsteins sind in den Werkstaͤtten sehr veraͤnderlich. Hellot nimmt auf ein gegebenes Gewicht Wolle etwas
                                 weniger als ein Drittel Alaun und Weinstein. Wollte man das Verhaͤltniß
                                 des Weinsteins bis auf einen gewissen Punkt vermehren, so wuͤrde man
                                 statt Roth nur eine dunkle Zimmetfarbe erhalten, die aber dauerhaft ist, weil,
                                 wie man gesehen hat, die Saͤuren die Farbe des Krapps ins Gelbe ziehen.
                                 Poͤrner vermindert das Verhaͤltniß
                                 des Weinsteins etwas; er schreibt nur 1/7 des Gewichts Alaun vor. Scheffer hingegen nimmt doppelt so viel Weinstein als
                                 Alaun; man hat aber gefunden, daß bei der Haͤlfte Weinstein die Farbe
                                 sich merklich ins Zimmetbraune zog, als wenn man nur 1/4 des Gewichts des Alauns
                                 davon nimmt.
                              
                           
                              Das Farbebad, wozu blos Krapp kommt, darf nicht kochen, weil sich bei diesem
                                 Waͤrmegrad die Farbesubstanz leicht veraͤndert und dunkler
                                 wird.
                              
                           
                              Hellot will, man soll auf zwei Theile der zu
                                 faͤrbenden Wolle einen Theil des allerbesten Krapps nehmen, ihn in Wasser
                                 werfen, welches so heiß ist, daß man noch die Hand darin leiden kann, vor dem
                                 Eintragen der Wolle recht gut umruͤhren, und leztere, ohne das Bad zum
                                 Kochen zu bringen, eine Stunde darinn lassen. Um indessen die Farbe desto
                                 dauerhafter zu machen, kann man sie gegen das Ende der Arbeit nur 4 oder 5
                                 Minuten kochen lassen. Beckmann raͤth, dem
                                 Krappbade etwas Laugensalz zuzusezen.
                              
                           
                              Man erhaͤlt durch dieses Verfahren rothe Farben, die nie so schoͤn
                                 als mit dem Kermes, viel weniger als mit Lack und Cochenille ausfallen. Da sie
                                 aber wenig kosten, so wendet man sie bei gewoͤhnlichen Zeugen an, deren
                                 niedriger Preis keine
                                 theure Farbe erlauben wuͤrde. Man erhoͤhet zuweilen das Krapproth
                                 durch Orseille und Brasilienholz, um es schoͤner und satter zu machen,
                                 aber der dadurch mitgetheilte Glanz ist von keiner Dauer.
                              
                           Poͤrner, Scheffer
                                 und Bergmann haben die Zinnaufloͤsung auf
                                 mancherlei Art angewandt; aber unsere daruͤber angestellte vielfache
                                 Versuche bestaͤtigten den Vortheil dieses Verfahrens nicht.«
                              So weit die HH. Berthollet uͤber das Krappfaͤrben der Wolle. Ein
                              pruͤfender Blick auf das Wenige, was hier uͤber einen der wichtigsten
                              Gegenstaͤnde der Faͤrbekunde von diesen gelehrten Maͤnnern
                              gesagt ist, koͤnnte die Ueberzeugung naͤhren, daß mit dem Pigmente des
                              Krapps niemals luͤsterne rothe Farben auf der Wolle zu erzielen sind.
                           Weit interessantere Resultate von Versuchen gibt uns Hr. Roard, Mitvorstand der
                              beruͤhmten Gobelinmanufaktur in Paris, welcher aus Auftrag des
                              Kriegsministers Versuche im Großen anstellte, um mittelst des Krapps rothe Farben zu
                              erzeugen, wodurch die Cochenille erspart werden koͤnne.
                           Unter allen faͤrbenden Materien, sagt Hr. Roard, bietet uns der Krapp ein
                              vorzuͤgliches Interesse dar, weil aus ihm die schoͤnsten und die
                              schlechtesten Farben dargestellt werden koͤnnen. Diese Vortheile des Krapps
                              muͤssen uns daher aufmuntern, alle moͤglichen Untersuchungen mit
                              demselben anzustellen, um seine Anwendung zu vervielfaͤltigen.
                           Die vorzuͤglichsten Mittel hiezu werden darinn bestehen, mittelst des Krapps
                              auf Seide und Wolle eben so schoͤne Farben zu produziren, als auf
                              baumwollenen Zeugen; auch muͤßte man die Kultur desselben vervollkommnen und
                              mehrere Arten dieser Pflanze, welche den Krapp liefert, anbauen.
                           Die nothwendigen Beizmittel, um die faͤrbenden Theile des Krapps auf
                              verschiedene Zeuge zu befestigen, koͤnnen nicht immer dieselben seyn; und
                              man erhaͤlt daher, wenn derselbe als Farbmaterial angewendet wird,
                              verschiedene Modificationen, die von der Natur der Zeuge und der Beizmittel
                              abhaͤngig sind.
                           Die langwierigen und kostspieligen Operationen, die man anwendet, um auf Baumwolle
                              das tuͤrkische Roth zu produziren, leisten zwar mehr; als wenn man sie auf
                              Seide oder Wolle in Anwendung bringt, weil diese durch die kalischen Substanzen,
                              welche bei der Baumwolle angewendet werden, eine Zerstoͤrung erleiden; und
                              die Beizmittel, welche beim Faͤrben der Wolle und Seide eine so
                              guͤnstige Wirkung machen, bringen auf Baumwolle kaum eine merkliche
                              Veraͤnderung hervor.
                           Beobachtet man die Art der Einwirkung der Kalien auf den Krapp sorgfaͤltig, so
                              sieht man, daß eine rothfahle Substanz darinn aufgeloͤst wird, die, indem sie
                              sich mit den rothfaͤrbenden Theilen verbindet, ihre Farbe aͤndert und
                              ihre Lebhaftigkeit stoͤrt.
                           Der Krapp, so wie alle uͤbrigen Vegetabilien, besizt mehrere Arten kleiner
                              Haͤute, die die holzige Substanz umhuͤllen, und deren Vereinigung
                              gemeiniglich unter dem Namen der Rinde bekannt ist. Die Botaniker unterscheiden sie
                              in drei Theile, wovon die erstere aͤußere Huͤlle die Epidermis, die
                              zweite die Rinde genannt wird, die beim Krapp die wichtigere ist, weil sie die
                              faͤrbenden Theile einschließt; die dritte innere Substanz ist der holzige
                              Theil.
                           Die Operationen, denen man diese Wurzel zu unterwerfen pflegt, um sie fuͤr den
                              Gebrauch vorzubereiten, sind sehr mannigfaltig. Zum Faͤrben der Leinwand und
                              des baumwollenen Garns muß die Wurzel gepulvert seyn, um alle Theile mit einander zu
                              mengen; waͤhrend sie zum Faͤrben der Tuͤcher anders zubereitet
                              wird.
                           
                           Das gewoͤhnlichste Verfahren, das man fuͤr die verschiedenen Arten des
                              Krapps befolgt, besteht darinn, daß man die dicksten Wurzeln von den uͤbrigen
                              aussondert, worauf sie in einer Trockenkammer wohl aufgetrocknet werden. Die
                              getrockneten Wurzeln werden sodann gemahlen, und das Pulver wird abgeschlagen,
                              welches die schlechtere Sorte des Krapps darstellt. Wird diese Operation zum
                              zweitenmal wiederholt, so gewinnt man einen Krapp von feinerer Qualitaͤt.
                              Bringt man endlich den Ruͤckstand zum drittenmal unter die Stampfe, so
                              gewinnt man die feinste Art des Krapps.
                           Zwar findet man gemeiniglich im Handel nicht diese drei verschiedenen
                              Qualitaͤten; man kann sich aber dieselben verschaffen, wenn man sich an die
                              Krappfabrikanten unmittelbar wendet.
                           Hr. Roard hat mit diesen verschiedenen Arten des Krapps
                              Versuche angestellt, um durch Vergleichung ihren Werth bestimmen zu koͤnnen;
                              und er hat sich uͤberzeugt, daß die Quantitaͤt des
                              rothfaͤrbenden Stoffes in denselben allemal mit der Sorgfalt ihrer
                              Zubereitung im Verhaͤltnisse stehe. Er erhielt von Hrn. Gadiol zu Mastricht und von Hrn. Revel zu
                              Straßburg so seine Sorten des Krapps, wie man sie selten im Handel findet, und die
                              weit lebhaftere Farben darboten, als andere. Er sah hiebei, daß die falbe Substanz,
                              deren Einfluß auf Wolle und Seide so nachtheilig ist, schon mit der Epidermis
                              hinweggenommen werde; und er ist uͤberzeugt, daß man sie durch eine
                              oͤftere Wiederholung der Praͤparation des Krapps ganz davon
                              wuͤrde trennen koͤnnen.
                           Um indessen seine Versuche zu bestaͤtigen, war es nothwendig, sie durch im
                              Großen angestellte Arbeiten zu wiederholen. Um dadurch positive Resultate
                              uͤber die Farben, welche die feineren Sorten des Krapps liefern, zu gewinnen,
                              und die Befolgung
                              einer selbststaͤndigen Verfahrungsart, so wie den Preis jener verschiedenen
                              Farben, darauf gruͤnden zu koͤnnen, wurden auf die vorhin
                              erwaͤhnte Veranlassung des Kriegsministeriums mit verschiedenen fuͤr
                              die Armee bestellten Tuͤchern Versuche angestellt, wobei es einzig darauf
                              ankam, die Cochenille durch den Krapp zu ersezen.
                           Durch folgende Verfahrungsart wurden vier selbststaͤndige Farben aus dem Krapp
                              gewonnen, nemlich ein lebhaftes Roth, Kapuzinerbraun, Aurora und Orange.
                           
                        
                           Das Krapproth.
                           Auf 5 Stuͤck Tuch, welche 75 Kilogramme wogen, wurden angewendet:
                           Zum Ansud: Alaun 18 Kilog. 750 Grammen;Es vergleicht sich: 1 Gramm mit 20,83 hollaͤnd. As, 1 Kilogramm mit
                                    20830 hollaͤnd. As. Da das baierische Pfund 11647 hollaͤnd. As
                                    hat, so vergleichen sich 11647 Kilogramme mit 20830 baierischen Pfunden,
                                    oder 1 Kilogramm mit 1 Pfund 25,23 Loth baierisch. Ferner: da das Berliner
                                    Pfund 9750 hollaͤnd. As hat, so vergleichen sich 975 Kilogramme mit
                                    2083 Berliner Pfund, oder 1 Kilogramm mit 2 Pfund, 4 Loth, 1,46 Quent
                                    Berliner Gewicht, wornach sich jeder wird leicht die Berechnung machen
                                    koͤnnen. weißer Weinstein 6 K. 250 G.; Krapp 1 K. 875 Gr.
                           Zum Ausfaͤrben: Krapp 16 K. 875 Gr.; Zinnsoluzion
                              2 K. 343 Gr.
                           Zu Kapuzinerbraun auf 5 Stuͤck zu 75 Kilogr.
                           Zum Sud: Zinnsoluzion 7 K. 500 Gr.; weißer Weinstein 7
                              Kilog. 500 Gr.
                           Zum Ausfaͤrben: Krapp 16 K. 875 Gr.; Zinnsoluzion
                              7 K. 500 Gr.
                           Zu Aurora wurden genommen auf 5 Stuͤck zu 75 Kil.
                           Zum Sud: Zinnsoluzion 6 K. 250 Gr.; weißer Weinstein 6 K.
                              280 Gr.; Krapp (mit einer kleinen Quantitaͤt Gelbholz 1 K. 250 Gr.)
                           
                           Zum Ausfaͤrben: Krapp 11 K. 250 Gr.; Zinnsoluzion
                              3 K.; Abkochung von Gelbholz so viel, als noͤthig ist.
                           Auf 5 Stuͤck Orange zu 75 K. wurde erfordert:
                           Zum Ansud: Zinnsoluzion 4 K. 166 Gr. weißer Weinstein 4
                              K. 166 Gr.; Krapp 500 Gr. und eine erforderliche Quantitaͤt Gelbholz.
                           Zum Ausfaͤrben: Krapp 4 K. 500 Gr.; Zinnsoluzion 1
                              K.; Gelbholz so viel als noͤthig ist.
                           Um den Sud zu geben, muß das Tuch zwei Stunden darinn gekocht seyn; auch kann man in
                              demselben Bade den Sud zur Kapuzinerfarbe geben, wenn man die noͤthigen
                              Ingredienzien zusezt. Das Sieden darf in diesem Falle nur anderthalb Stunden dauern;
                              dagegen das Aurora und das Orangegelb auf frischen Baͤdern zubereitet werden
                              muͤssen; zu Aurora darf der Sud nur einige Stunden, und zu Orange nur 30 bis
                              40 Minuten waͤhren.
                           Das Ausfaͤrben im Krapp muß in allen Faͤllen bei 30 bis 40 Graden nach
                              der hunderttheiligen Thermometerscala angefangen werden; und das Tuch muß
                              gespuͤlt werden, sobald die Flotte zu sieden anfaͤngt. Das Aurora muß
                              mit einem frischen Bade zubereitet werden, das aber spaͤterhin zu Orange
                              dienen kann. Die Quantitaͤt des Gelbholzes, welches fuͤr diese Art
                              Farbe angewendet wird, ist hier darum nicht genau bestimmt worden, weil die
                              Quantitaͤt der faͤrbenden Theile, die es enthaͤlt, sehr
                              veraͤnderlich ist, und weil die erforderliche Quantitaͤt desselben am
                              besten durch die Probe bestimmt werden kann.
                           Die Zubereitung der Zinnaufloͤsung ist gleichfalls sehr verschieden, und doch
                              ist es fuͤr die Faͤrberei sehr wichtig, sich immer nur einer solchen
                              Zinnsoluzion zu bedienen, die einen gleichtheiligen Gehalt an Zinn besizt. Jener
                              Unterschied im Gehalt an Zinn enthaͤlt den zureichenden Grund von den mannigfaltigen
                              Abweichungen, die man in den Resultaten der Faͤrberei wahrnimmt.
                           Hr. Roard bedient sich zur Zubereitung der Zinnsoluzion am
                              liebsten der von Hrn. Berthollet angegebenen
                              Zusammensezung, die aus 8 Theilen von reinem Zinn gebildet ist. Sie wird nach
                              vollbrachter Aufloͤsung des Zinns mit dem vierten Theil ihres Gewichts Wasser
                              gemengt.
                           Was den Alaun betrifft, so muß fuͤr die Farben aus dem Krapp der reinste,
                              eisenfreieste angewendet werden, weil der geringste Eisengehalt die Farben dunkel
                              macht.
                           Vom Krapp muß man billig die feinste, oben angegebene Sorte waͤhlen.
                           Von jenen vier Farben ist zwar die rothe sehr lebhafte, sie besizt aber doch
                              keineswegs den Glanz des Scharlachs. Die Kapuziner-, die Aurora- und
                              die Orangefarbe aber unterscheidet sich so wenig von denen, die mit Cochenille
                              erzeugt werden, daß diese ganz erspart werden kann; wie dieß auch wirklich in
                              einigen guten Faͤrbereien geschieht.
                           Der verdiente Bankroft ist, ohne von den Arbeiten des Hrn. Roard unterrichtet zu
                              seyn, der Loͤsung dieser Aufgabe viel naͤher gekommen, woruͤber
                              er im zweiten Bande seines Handbuchs der FaͤrbekunstDeutsche Uebersezung mit Anmerkungen und Zusaͤzen von Dingler und
                                    Kurrer. Nuͤrnberg bei Schraͤg 818. sehr interessante Beobachtungen und Erfahrungen mittheilt. Er sagt unter
                              anderm:
                           
                              »Obgleich die rothe Farbe, aus Krapp auf Schaafwolle gefaͤrbt,
                                 welche mit einer alaunhaltigen Basis angesotten wurde, nicht so glaͤnzend
                                 und schoͤn ist, als die von der Cochenille, so hat sie doch den Vortheil,
                                 daß sie wohlfeiler und dauerhafter ist. Aus diesem Grunde wird sie
                                 haͤufig, besonders zu dem Tuche, das die englischen Soldaten tragen,
                                 angewendet.
                              
                           
                           
                              Zur Darstellung dieser Farbe wird das Tuch mit einem Viertel oder Sechstel seines
                                 Gewichtes Alaun und einem Zwoͤlftel oder Sechzehntel seines Gewichtes
                                 Weinstein und einer zureichenden Menge Wasser gesotten, wobei man den Weinstein
                                 zuerst, und den gepulverten Alaun zulezt ins Wasser gibt.
                              
                           
                              Die Hize des Wassers wird stufenweise erhoͤht, und auf dem Siedpunkt
                                 anderthalb oder zwei Stunden lang erhalten, waͤhrend dessen das Tuch
                                 durch die siedende Bruͤhe mittelst der Winde gezogen wird, damit die
                                 Beize sich gleichfoͤrmig anlege. Sodann wird es herausgenommen; man
                                 laͤßt es gewoͤhnlich bis zu dem naͤchsten Tag abtropfen,
                                 und waͤscht es nun in klarem Wasser aus, um es zu faͤrben.
                              
                           
                              Ist Schafwolle oder Tuch auf die am angefuͤhrten Orte beschriebene Art
                                 zubereitet worden, so gibt man guten Crop-Krapp,Unter Crop-Krapp wird der innere reine und glaͤnzende Theil
                                       der Krapp-Wurzeln verstanden, was wir mit S.F. oder F.F. bezeichnen.4 bis 8 Unzen auf jedes Pfund der zu faͤrbenden Wolle oder des
                                 Tuches (im Verhaͤltniß naͤmlich zur Guͤte des Krapps und
                                 zur verlangten Voͤlle der Farbe), in einer gehoͤrigen Menge
                                 Wassers in den Faͤrbekessel, und laͤßt das Wasser stufenweise
                                 erwaͤrmen, bis es beinahe so heiß ist, als es die Hand leiden kann;
                                 sodann wird die zubereitete und befeuchtete Wolle oder das Tuch auf die
                                 gewoͤhnliche Art darinn gefaͤrbt. Man huͤte sich aber,
                                 nicht mehr als Baͤhhize anzuwenden, bis der Faͤrbestoff sich
                                 hinlaͤnglich angelegt hat; hernach haͤlt man es, um die Farbe
                                 besser zu fixiren, gewoͤhnlich fuͤr dienlich, die
                                 Farbbruͤhe einige Minuten lang kochen zu lassen, ehe das Tuch oder die
                                 Wolle herausgenommen wird.
                              
                           
                              In großen Faͤrbereien werden gewoͤhnlich mehr als sechshundert
                                 Pfund Tuch in einer einfachen Operation mit Krapp gefaͤrbt, und wenn dies beendigt und der
                                 rothe Theil des Krapps von dem Tuche eingesogen ist, so zeigt sich die
                                 Farbbruͤhe stark mit dem zuruͤckgebliebenen gelben (falben) Theil
                                 beladen, welcher, weil er nicht so viel Verwandtschaft als das Roth zur
                                 alaunhaltigen Basis hat, nicht in gleichem Verhaͤltniß aufgenommen wird,
                                 wenigstens so lange nicht, als die Hize unter dem Siedpunkte bleibt.
                              
                           
                              Ob die Farbe wirklich fixirt werde, wenn die gefaͤrbten Tuͤcher
                                 einige Minuten lang, wie es gewoͤhnlich zu Ende der Operation geschieht,
                                 gesotten werden, ist eine Frage, die ich mich zu beantworten scheue, da die
                                 Resultate verschiedener Versuche, welche ich angestellt habe, nicht
                                 gleichfoͤrmig waren. Sollte man es dienlich finden, Siedhize zu diesem
                                 Zwecke anzuwenden, so kann alle Gefahr eines Schadens dadurch beseitiget werden,
                                 daß man diese Hize mit reinem Wasser in einem besondern Kessel gibt, wohin die
                                 Tuͤcher gebracht werden koͤnnen, nachdem sie bei einer geringern
                                 Temperatur vorher gehoͤrig gefaͤrbt worden. Bei dieser Methode hat
                                 man keine Gefahr, das Ausziehen des gelblichbraunen Faͤrbestoffes zu
                                 vermehren oder sein Anlegen an das Tuch oder an die Alaunbasis zu
                                 befoͤrdern.
                              
                           
                              Um das Krapproth glaͤnzender zu machen, als es durch Alaun und Weinstein
                                 (als Beizen) allein geschehen kann, pflegen einige Faͤrber eine kleine
                                 Portion von salpetersalzsaurem Zinn zu den Beizen bei der Zubereitung des Tuches
                                 zuzusezen. Man erzweckt aber eine vortheilhaftere Wirkung, wenn man das
                                 salpetersalzsaure Zinn erst mit dem Krapp (indem man beide zu gleicher Zeit in
                                 das Wasser gibt,) bei der Faͤrbeoperation anwendet; weil die mit dem Zinn
                                 verbundene freie Saͤure das Ausziehen des gelblich-braunen Theils
                                 des Faͤrbestoffes des Krapps sehr verhindert.
                              
                           
                              Gleiche Wirkung wird man erhalten, wenn man ein wenig saure
                                 Kleyenfluͤssigkeit mit dem Krapp anwendet. Manchmal werden
                                 Faͤrbermoos (Orchatt, Orseille) und Brasilienholz mit dem Krapp
                                 verbunden, um ihn rosenfarbiger zu machen, aber dies hat, wie auch die HH.
                                 Berthollet bemerken, keine Dauer.
                              
                           
                              Was die Anwendung des Zinns, oder vielmehr die Aufloͤsungen von diesem
                                 Metall, als Basis zum Krapp-Roth auf Schafwolle betrifft, so halte ich
                                 mich durch zahlreiche Versuche fuͤr hinlaͤnglich befugt, sie da zu
                                 empfehlen, wo man Farben, die sich dem Scharlach aus Cochenille naͤhern,
                                 erhalten will; ob ich dies gleich gegen das gewichtvolle Ansehen der HH.
                                 Berthollet (Vater und Sohn) thue, welche versichern, daß ihre vielfachen
                                 Versuche mit dieser Beize weder eine vortheilhafte noch eine bemerkenswerthe
                                 Wirkung in Betreff der Krappfarbe hervorgebracht haben. Ich kann mir diese
                                 Behauptung, die so sehr von meiner eignen vielfachen Erfahrung abweicht, nur
                                 durch die Voraussezung erklaͤren, daß jene Herren bei allen ihren
                                 Versuchen mit Krapp das salpetersalzsaure Zinn ausschließlich (wie es bei den
                                 Faͤrbern geschehen ist,) zum Ansud des Tuches verwendet, dasselbe aber
                                 bei der zweiten oder Faͤrbe-Operation mit Krapp gaͤnzlich
                                 weggelassen haben. Gewiß, bei einem solchen Verfahren wird die Farbe nur wenig
                                 glaͤnzend ausfallen und nicht verbessert seyn. Wenn jedoch ein Theil des
                                 salpetersalzsauren Zinns zuruͤckbehalten und mit dem Wasser vermischt
                                 wird, ehe der Krapp hineinkommt, so daß die freie Saͤure der
                                 Zinnaufloͤsung das Ausziehen des gelblich-braunen Theils der
                                 Krappfarbe verhindern kann, so wird es sich bald zeigen, daß die Farbe merklich
                                 lebhafter werde. Ist aber schon die ganze Zinnaufloͤsung zur Zubereitung
                                 des Tuches angewendet worden, so kann man noch eine aͤhnliche Wirkung
                                 erhalten, wenn man eine Portion Weinstein zugleich mit dem Krapp in den
                                 Faͤrbekessel mischt, indem die Weinsteinsaͤure eben so wirksam
                                 ist, als das salpetersalzsaure Zinn, um das Ausziehen des braͤunlich gelben Theils aus der
                                 Krappfarbe zu verhindern.
                              
                           
                              Auch die Wirkung des wenigen braͤunlich-gelben Stoffes, welcher
                                 dennoch ausgezogen und von dem Tuch aufgenommen worden seyn moͤchte, wird
                                 man fast ganz uͤberwaͤltigen, wenn man eine kleine Portion
                                 Cochenille dem Krapp zusezt. Saure Kleienfluͤssigkeit wird beinahe auf
                                 dieselbe Art wie Weinsteinsaͤure wirken, aber man darf keine von beiden
                                 im Uebermaaß anwenden, weil sie sonst die rothe Farbe vermindern oder
                                 schwaͤchen wuͤrden. Tuch, mit einer Aufloͤsung von Zinn und
                                 Weinstein zubereitet, darf man nicht vor dem Faͤrben auswaschen,
                                 ausgenommen, wenn die Aufloͤsung im Uebermaaße angewendet worden ist.
                              
                           
                              Ich habe bereits erwaͤhnt, daß die Krappfarbe, auf Zinnbasis
                                 gefaͤrbt, meinen Erfahrungen nach, außerordentlich dauerhaft befunden
                                 worden, und wenn sie gehoͤrig gefaͤrbt wird, nur etwas weniger
                                 lebhaft als die Cochenillefarbe ist. Sie koͤnnte vielleicht selbst so
                                 weit gebracht werden, daß sie die leztere uͤbertraͤfe, wenn der
                                 reine rothe Theil der Wurzel ausschließlich mit dem Zinnoxyd oder der
                                 Zinnaufloͤsung angewendet werden koͤnnte, oder wenn man, nach
                                 gemeinschaftlicher Anwendung des rothen Theiles mit dem
                                 braͤunlich-gelben, den leztern von dem erstern zu trennen im
                                 Stande waͤre, sey es durch Mittel, die man gebraucht, das
                                 Tuͤrkisch-Roth zu reinigen und zu erhoͤhen, oder durch
                                 jedes andere Mittel, welches weder dem Tuch, noch der Farbe Schaden
                                 zufuͤgt. Da das Tuͤrkisch-Roth, das auf eine alaunhaltige
                                 Basis gefaͤrbt ist, durch eine solche Reinigung oder Trennung an
                                 Lebhaftigkeit und Schoͤnheit dem feinsten Cochenille-Scharlach,
                                 das auf eine Zinnbasis gefaͤrbt worden ist, nahe gebracht werden kann, so
                                 hat man Grund zu schließen, daß bei Anwendung der leztern Basis eine Farbe,
                                 trefflicher als selbst der beste Scharlach, mittelst einer solchen Reinigung
                                 erzielt werden koͤnnte. Aber ungluͤcklicher Weise ist die
                                 Anwendung der Zinnbasis weder auf Leinen noch Baumwolle thunlich, weil nur wenig
                                 Verwandtschaft zwischen ihnen und dem Zinnoxyd besteht; und wird diese Anwendung
                                 bei Schafwolle gemacht, so koͤnnen die Mittel, durch welche die
                                 Krappfarbe auf Baumwolle hintendrein gereiniget wird,
                                 nicht angewendet werden, ohne die Schafwolle zu zerstoͤren, wie dies
                                 bereits bemerkt worden ist.
                              
                           
                              Die Verwandtschaft des Krapps zur Schaafwolle ist so groß, daß, wenn beide in
                                 Wasser gethan und eine Stunde lang in der Baͤhhize gehalten werden, die
                                 Wolle eine volle, obgleich braͤunlich-rothe Farbe einsaugt. Feines
                                 Tuch, eine halbe Stunde lang in Wasser gesotten, das nur sehr maͤßig mit
                                 Schwefelsaͤure gesaͤuert war, und darauf unausgewaschen mit Krapp
                                 gefaͤrbt, wird ein schoͤnes Roth bekommen, welches, wenn es gleich
                                 weniger glaͤnzend und weniger dauernd, als das auf alaunhaltige Basis gefaͤrbte ist, dennoch Sonne und Luft zwei
                                 Monate lang ohne bedeutenden Nachtheil aushalten kann. Tuch, auf dieselbe Art in
                                 Wasser, das mit Salpeter- Salz- Weinstein- oder
                                 Citronensaͤure gesaͤuert wurde, behandelt und mit Krapp
                                 gefaͤrbt, nahm rothe Farben von verschiedenen Schattirungen, aber fast
                                 von gleicher Dauer an. Diese Wirkungen waren mir ganz
                                    unerwartet. Leinen und Baumwolle nahmen jedoch bei derselben Behandlung
                                 und bei Anwendung derselben Mittel keine Farben an. Ein starker Beweis, daß die
                                 Verwandtschaft einiger Faͤrbestoffe zu thierischen Stoffen groͤßer
                                 ist, als zu Stoffen aus dem Pflanzenreiche.
                              
                           Die merkwuͤrdige Wirkung des Krapps, der seine rothe Farbe den Knochen,
                                 aber nicht den zartern Theilen der Thiere, mit deren Futter er vermischt worden
                                 ist, mittheilt, schien eine bedeutende Anziehung zwischen der Kalkerde und dem Farbestoffe dieser
                                 Wurzel anzuzeigen. Ich wurde dadurch veranlaßt, die erstere als Basis
                                 fuͤr den leztern beim Schaf- und Baumwollenfaͤrben
                                 anzuwenden; aber die Wirkung sagte meiner Erwartung nicht zu; denn weder
                                 frischgebrannter, noch kohlensaurer Kalk brachte, mit Krapp in Wasser vermischt,
                                 lebhaftere und dauerndere Farben hervor, als der Krapp allein. Aber feines Tuch
                                 in Wasser mit Kalk und Schwefelsaͤure in einem Verhaͤltnisse,
                                 wodurch leztere neutralisirt wurde, gesotten und nachher mit Krapp
                                 gefaͤrbt, nahm eine dauernde rothe Farbe an; doch war sie nicht so
                                 glaͤnzend, als die auf alaunhaltige gefaͤrbte.« So weit
                              Hr. Bancroft uͤber diesen wichtigen Gegenstand.
                           
                              
                                 (Die Fortsezung folgt.)