| Titel: | Einige Worte über die Bedeckung der Gebäude und über Dächer von Messingblech. | 
| Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. VI., S. 92 | 
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                        VI.
                        Einige Worte über die Bedeckung der Gebäude und über Dächer von Messingblech.
                        Mit Abbildungen. Tab. II.
                        Vom k. b. Kreisbauinspektor Voit in Augsburg.
                        Nebst einem Zusaze des Herausgebers.
                        Voit über die Bedeckung der Gebäude mit Metallblechen.
                        
                     
                        
                           Wenn der Grundbau die erste Sorge des Architekten verlangt, so
                              gebuͤhrt der Bedeckung seines Gebaͤudes die zweite. Zur Erhaltung
                              eines Bauwerkes ist wohl nichts nothwendiger, als eine dauerhafte Bedachung, welche
                              das ganze Gebaͤude gegen die Einwirkung der Witterung, bei den wenigsten
                              Reparaturen, auf laͤngere Zeit vollkommen sichert.
                           Es ist hier die Rede nicht von der Holzverbindung, oder von dem Dachstuhle, sondern
                              von dem Materiale, welches angewendet wird, die aͤußere Flaͤche dieses
                              Geruͤstes zu bedecken.
                           Dabei aber leidet es keinen Widerspruch, daß die Form des Dachstuhls sich nach dem
                              Materiale richten muß, welches zur Eindeckung gebraucht wird; ein
                              Kalksteinschieferdach z.B. muß eine ganz andere Form haben, als ein Ziegeldach. Auch
                              das Klima kommt in Betracht bei der Form, welche man dem Dachstuhle gibt, und in
                              suͤdlichen Laͤndern koͤnnen die Daͤcher viel
                              flaͤcher gelegt werden, als in noͤrdlichen. In vielen Faͤllen
                              ist man aber auch zu einer gewissen Form des Daches unvermeidlich gezwungen, wenn
                              man z.B. nicht Hoͤhe genug fuͤr ein gemeines Dach hat; ein solcher
                              Umstand bestimmt dann den Baumeister, nach einem dauerhaftern Deckungsmateriale zu
                              greifen, das bei flachen Daͤchern angewendet werden kann.
                           
                           In den meisten Faͤllen, vorzuͤglich bei landwirthschaftlichen
                              Gebaͤuden, wird dem Baumeister zur Pflicht gemacht, das Gebaͤude so
                              wohlfeil als moͤglich aufzufuͤhren, und der kameralistische Architekt
                              wird diese Aufgabe nie aus dem Auge verlieren. Dabei wird aber selten bedacht, daß
                              nicht immer das Wenigstkostbare auch das Wohlfeilste ist. Will der Baumeister eine
                              kostbare Konstruktion, ein theures Materiale in Anwendung bringen, so sind tausend
                              Stimmen gegen ihn, ohne die Sache gruͤndlich untersucht und erwogen zu haben.
                              Man sollte dagegen nicht nur den Ankaufspreis, sondern auch die Dauerhaftigkeit des
                              anzuwendenden Materials und den positiven Werth, den dadurch das Gebaͤude
                              erhaͤlt, in Anschlag bringen, und nicht uͤbersehen, daß auf diese
                              Weise viele und kostbare Reparaturen in der Zukunft erspart werden
                              koͤnnen.
                           Wer nur fuͤr seine eigene Lebensdauer, oder fuͤr den Genuß des
                              Augenblicks schaffen will, der braucht freilich nicht so sorgfaͤltig in der
                              Wahl seiner Baumaterialien zu seyn, wie der, welcher seine Schoͤpfung auf
                              seine Nachkommen zu bringen wuͤnscht. Daher erwaͤgt der denkende
                              Baumeister immer alle Umstaͤnde, und wenn ihn unvermeidliche Sparsamkeit zu
                              den wohlfeilsten Materialien noͤthiget, so wird er allemal den haltbarsten,
                              obgleich theurern, den Vorzug geben, indem er die laͤngere Dauer seiner
                              Bauwerke und die Ersparniß an Reparaturen in Rechnung bringt.
                           Mit solchen Ueberlegungen sollte man sowohl in der landwirthschaftlichen, als in der
                              schoͤnen Baukunst zu Werke gehen, um uͤberall, wo es seyn kann, das
                              Beste und Dauerhafteste zu seinen Zwecken zu waͤhlen. Verdient
                              unlaͤugbar die Bedeckung unserer Gebaͤude alle unsere Sorgfalt, so
                              muͤssen wir uns auch mit den dazu erforderlichen Materialien bekannt machen;
                              und tritt dann die Nothwendigkeit gebieterisch auf, uns zur Anwendung wohlfeiler
                              Stoffe zu bestimmen, so
                              koͤnnen wir doch unter diesen die vortheilhaftesten waͤhlen.
                           Die bekanntesten, und bei uns gebraͤuchlichen Deckungsmaterialien sind
                              folgende: Rohr, Stroh, und
                              dieses mit Lehm gegen Feuergefahr gesichert, Lehmschindeln. Nur bei laͤndlichen Gebaͤuden kommen
                              Daͤcher von diesen Materialien vor, unter denen ich den Lehmschindeln den
                              Vorzug gebe, weil sie weniger feuergefaͤhrlich sind, und weil ein, auf ein
                              bloßes Stroh- oder Rohrdach abgezimmerter, Dachstuhl ein Lehmschindeldach zu
                              tragen vermag. In vielen Gegenden sind bloße Stroh- und Rohrdaͤcher,
                              der Feuersgefahr wegen, verboten. Bretter; diese werden
                              nur bei ganz geringen Gebaͤuden, z.B. bei Holzremisen u. dgl. angewendet. Schindeln, von Eichen, Tannen oder Forln-Holz. Man
                              hat sogenannte Legschindeln, und aufgenagelte. Die ersteren werden in einigen
                              Gegenden auf dem Lande angewendet; sie geben kein schoͤnes Dach und sind sehr
                              feuergefaͤhrlich. Der aufgenagelten Schindeln bedient man sich auch bei
                              eleganten Gebaͤuden, bei Gartenhaͤusern und bei Wohngebaͤuden
                              auf dem Lande und in Staͤdten, weil sie keinen so hohen Dachstuhl verlangen,
                              als Ziegeldaͤcher, und sehr leicht sind; dabei geben sie ein wasserdichtes
                              Dach. Um sie dauerhafter zu machen, erhalten sie einen Anstrich von Oelfarbe. Der
                              groͤßte Fehler, den diese Dachungsart hat, ist ihre
                              Feuergefaͤhrlichkeit. Ein den Brand abhaltender Anstrich koͤnnte
                              diesen Schindeln einen großen Vorzug geben, und sie einer allgemeinen
                              Einfuͤhrung empfehlungswerth machen. Ziegel. Die
                              meisten Daͤcher in den Staͤdten, so wie die besser gebauten
                              Oekonomie- und Wohngebaͤude auf dem Lande, sind mit Ziegeln bedeckt.
                              Will man ein noch besseres Dach dieser Art, so wird dasselbe doppelt belegt, so daß
                              ein oberer Ziegel die Fugen, welche zwei untere machen, uͤberdeckt. Bei
                              minder wichtigen Gebaͤuden wird, um Kosten zu ersparen, nur ein einfaches
                              Dach gewaͤhlt, und unter die Fugen werden duͤnne Spaͤhne von
                              Holz eingeschoben. Ein Ziegeldach erfordert oͤfters Reparaturen, und seine
                              Dauerhaftigkeit haͤngt groͤßtentheils von der Guͤte der Ziegel
                              ab. Auch bei einem Doppeldach muß man die Fugen mit Moͤrtel verstreichen, um
                              zu verhindern, daß Schnee auf den Boden geweht werde.
                           Ein sehr dauerhaftes Dach geben Hohlziegel, besonders wenn immer uͤber zwei
                              derselben sogenannte Preiße gelegt werden. Aber dergleichen Daͤcher belasten
                              das Gebaͤude, und verlangen einen sehr dauerhaft abgebundenen Dachstuhl. Aus
                              dieser Ursache scheinen sie nach und nach außer Gebrauch gekommen zu seyn.
                           Da in neuern Zeiten das Ziegelmateriale nicht mehr so sorgfaͤltig gearbeitet
                              wird, wie ehemals, so fehlt es auch unseren Daͤchern an der
                              gewuͤnschten Dauerhaftigkeit. Man hat zwar bereits allerlei Mittel versucht
                              und angeruͤhmt, um dauerhafte Ziegel zu gewinnen; noch ist aber keines dieser
                              Mittel allgemein geworden. Auch fieng man an, den Ziegeln, groͤßerer
                              Haltbarkeit wegen, eine Glasur zu geben; dies hat jedoch wieder aufgehoͤrt,
                              weil der Kostenaufwand dabei zu groß war.
                           Schiefer. Es gibt Thon- und Kalksteinschiefer. Der
                              erstere hat eine schwaͤrzlich graue Farbe, und kann mit Naͤgeln auf
                              eine Bretterschelung genagelt werden. Der Kalksteinschiefer wird ohne alle Bedeckung
                              aufgelegt. Beide geben ein schweres Dach, und vorzuͤglich macht der leztere
                              einen dauerhaft abgebundenen Dachstuhl nothwendig. Sie zerspringen im Feuer, daher
                              sie bei einem entstandenen Brande den Rettenden gefaͤhrlich werden.
                              Dergleichen Schiefer koͤnnen nur in der Naͤhe der
                              Schieferbruͤche mit Nuzen angewendet werden, weil sie zu schwer sind, und der
                              Transport zu viel kosten wuͤrde.
                           
                           Steinpappe oder kuͤnstlicher Schiefer. Die damit
                              angestellten Versuche haben, so viel ich weiß, der Erwartung bisher nicht
                              entsprochen. Indessen waͤre zu wuͤnschen, daß dieses leichte
                              Deckungsmateriale in Zukunft eine groͤßere Vollkommenheit erlangen
                              moͤchte.
                           Die bisher beschriebenen Materialien sind alle noch sehr unvollkommen zur Bedeckung
                              der Daͤcher; sie sind entweder zu schwer, oder nicht dauerhaft genug, oder
                              auch zu feuergefaͤhrlich.
                           Zu Gebaͤuden von hoͤherm Werth geben Metalle
                              die beste Eindeckung; aber sie sind auch sehr theuer, und daher werden sie
                              gewoͤhnlich nur bei schwierigen Dachflaͤchen, bei Hohlkehlen,
                              Dachfenstern u.s.w. verwendet. Doch siehet man auch ganze Gebaͤude mit
                              Blei- Eisen- Zink- und Kupferblech bedeckt. Auch hat man schon
                              Platten von Gußeisen, in Form der Dachziegel, welche aber in einander greifende
                              Falze haben, gebraucht.
                           Daͤcher von Bleiblech haben eine ziemliche Dauer,
                              wenn sie mit Oelfarbe angestrichen werden. Man nimmt dazu das sogenannte Rollenblei,
                              wovon ein Quadratfuß 2 – 2 1/2 Pf. wiegt.
                           Das Eisenblech ist entweder schwarz oder verzinnt. Da es
                              in Ansehung der Dicke sehr ungleich ist, so werden die damit bedeckten
                              Daͤcher an den duͤnnen Stellen vor der Zeit schadhaft. Man muß das
                              schwarze Blech mit Oelfarbe anstreichen, um den Rost daran abzuhalten. Der
                              Quadratfuß kostet ohne Anstrich 24 kr. (Das gewalzte Eisenblech ist von gleicher
                              Staͤrke.) Das weiße oder verzinnte Blech ist zu Daͤchern besser als
                              das schwarze, und man erspart dabei den Anstrich mit Oelfarbe. Ein Quadratfuß kostet
                              28 bis 30 kr. Wird das alte Blech auf einem Dache unbrauchbar, so hat es keinen
                              Werth mehr.
                           
                           Das Zinkblech wurde schon fruͤher in Frankreich und
                              in Norddeutschland, in neuern Zeiten aber auch in Suͤddeutschland, zu
                              Dachungen verwendet.
                           Der hiesige eben so geschickte als thaͤtige Hofstuͤckgießer, Herr
                              Reiser, hat auf seinem neueingerichteten Blechwalzwerk mehrere gut gelungene Proben
                              dieses Fabrikats geliefert, womit bereits einige Daͤcher in Muͤnchen
                              von Zink und Blei, und in Augsburg mit Messing gedeckt wurden.
                           Außer diesem Blechwalzwerke in Augsburg, welches vorzuͤgliches Messing-
                              Zink- und Bleiblech liefert, und jezt auch zum Walzen der Kupferbleche
                              eingerichtet wird, findet sich im Koͤnigreiche Baiern nur noch ein einziges
                              aͤhnliches Werk, im Fichtelgebirge zu Unterlind, das aber blos auf
                              Eisenbleche angelegt seyn soll.
                           Die geschlagenen Kupferbleche, welche bisher zu Daͤchern verwendet wurden,
                              sind von ungleicher Dicke, weswegen man gezwungen war, staͤrkere Bleche
                              auszuwaͤhlen, wodurch der Aufwand noch groͤßer wurde. Waren die Bleche
                              nicht besonders stark, so rechnete man vergeblich auf die gewuͤnschte
                              Dauerhaftigkeit, weil die schwachen Stellen sehr leicht zerspringen, ein Uebel, dem
                              keine Vorsicht abhelfen konnte. Nur durch Walzwerke bekommt man ein vollkommen
                              gleich dickes Blech, von dem man duͤnnere Tafeln anzuwenden wagen darf, und
                              das folglich eine wohlfeilere Dachung giebt.
                           Wenn der Quadratfuß Zinkblech 3/4 Pfund wiegt, so darf man sich bei einer guten
                              Bretterverschalung ein dauerhaftes Dach auf ein gewoͤhnliches Gebaͤude
                              versprechen. Ein Pfund von diesem Blech kostet 30 kr., wozu noch die Arbeit des
                              Kupferschmids oder des Spenglers beim Auflegen kommt, die gewoͤhnlich mit 8
                              oder 9 kr. fuͤr das Pfund bezahlt wird. Ehe die Zinkbleche aufgelegt werden,
                              erwaͤrmt man sie durch Kohlenfeuer, oder mit erhizten Eisenstaͤben und Kolben, weil sie sich
                              dann besser biegen und auffaͤlzen lassen. Ihre groͤßte Geschmeidigkeit
                              zum Faͤlzen erhalten sie bei einer Temperatur zwischen 200 und 300°
                              Fahrenheit.
                           Die Kosten eines Quadratfußes Zinkbedachung berechnen sich demnach
                              folgendermaßen:
                           
                              
                                 24 Loth Blech auf 1 Quadratfuß =
                                 22 1/2 kr.
                                 
                              
                                 Der Erfahrung zufolge muß man den sechsten
                                 
                                 
                              
                                 Theil des Werths vom Blech auf die Falze
                                 
                                 
                              
                                 rechnen, also
                                 3 2/3 kr.
                                 
                              
                                 Das Aufdecken fuͤr 1 Pfund 8 1/2 kr. und fuͤr den Quadratfuß
                                 6 kr.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 32 1/6 kr.
                                 
                              
                                 oder in runder Zahl fuͤr einen Quadratfuß
                                 33 kr.
                                 
                              
                           Hat man ein Gebaͤude von einer großen Dachflaͤche zu bedecken, so kann
                              man staͤrkeres Zinkblech waͤhlen, allenfalls den Quadratfuß ein Pfund
                              schwer.
                           Kupferblech behaͤlt unter den bisher beschriebenen
                              Dachungsmaterialien den Vorzug, weil es das dauerhafteste ist. Zwar ist es auch das
                              theuerste; aber es schuͤzt ein Gebaͤude lange Zeit, ohne die geringste
                              Reparatur, vollkommen gegen Regen und Schnee.
                           Ein Quadratfuß Kupferblech wiegt gewoͤhnlich 1 1/4 Pf.; nur bei Hohlkehlen
                              nimmt man es etwas staͤrker. Dabei ist zu bemerken, daß wir bisher nur
                              geschlagenes Kupfer anwenden konnten; dieses muß, wegen seiner ungleichen Dicke, die
                              eben angegebene Staͤrke haben. Wird aber das Kupferblech auf einem Walzwerk
                              bereitet, so kann es fuͤglich so duͤnne genommen werden, daß der
                              Quadratfuß nur ein Pf. wiegt. Auch bei diesem Bedeckungsmateriale ist der bekannte
                              Umstand zu beruͤcksichtigen, daß das alte, als schadhaft abgehobene, Kupfer
                              noch einen Werth hat.
                           Der große Vortheil der Blechwalzwerke faͤllt auch hier in die Augen; denn es
                              macht einen bedeutenden Kostenunterschied, wenn bei gleicher Haltbarkeit der Quadratfuß Bedeckung 1/4
                              Pfund leichter seyn darf. Diesen Unterschied recht deutlich zu machen, stehe hier
                              eine zweifache Berechnung.
                           1) Ein Quadratfuß Kupfereindeckung von geschlagenem Blech, wenn derselbe 1 1/4 Pfund
                              wiegt, kostet:
                           
                              
                                 1 1/4 Pfund Kupfer à 1 fl.
                                 1 fl. 15 kr.
                                 
                              
                                 Vom Pfund aufzudecken 9 kr.
                                 - 11 1/4 
                                 
                              
                                 Auf Faͤlze
                                 - 12 1/2 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 1 fl. 38 3/4 
                                 
                              
                           2) Die Kosten eines Quadratfußes Kupfereindeckung von gewalztem Blech, welcher 1
                              Pfund wiegt, sind:
                           
                              
                                 1 Pfund Kupfer auf 1 Quadratfuß
                                 1 fl. –
                                 
                              
                                 Auf die Faͤlze 1/6 
                                 – 10 kr.
                                 
                              
                                 Dieses aufzudecken vom Pfund
                                 – 9 kr.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 1 fl. 19 kr.
                                 
                              
                           Demnach kommt der Quadratfuß Entdeckung von gewalztem Blech um 19 3/4 kr. wohlfeiler
                              als von geschlagenem, ein Unterschied, welcher bei einer großen Dachflaͤche
                              keine kleine Summe ausmacht.
                           Bei obigen Berechnungen ist jedoch zu erinnern, daß dabei die noͤthige
                              Bretterverschalung nicht beruͤcksichtiget worden ist.
                           Messing, welches aus einer Mischung von Kupfer und Zink
                              besteht, wurde, so viel mir bekannt ist, bisher noch zu keiner Dachbedeckung
                              gebraucht. In Ansehung des Werths nach dem Gewichte, und in Hinsicht der Dauer, wird
                              es dem Kupfer gleich seyn.
                           Auf dem neuerrichteten Walzwerke des Hrn. Reiser wird Messingblech von
                              vorzuͤglicher Guͤte und durchaus gleicher Dicke geliefert, so daß ein
                              Quadratfuß, welcher 24 Loth wiegt, eine vollkommen dauerhafte Eindeckung verspricht.
                              Der erste Versuch mit einer solchen Eindeckung eines Gebaͤudes wurde mit dem
                              besten Erfolg angestellt. Die beiliegende Zeichnung theilt den Grund- und Aufriß, so wie den
                              Durchschnitt dieses kleinen tempelartigen Gebaͤudes mit, welches in dem
                              Garten des Hrn. Banquier Suͤßkind vor dem rothen Thore, von dem hiesigen
                              geschickten Maurermeister Hrn. Gelb mit vieler Reinheit der architektonischen
                              Glieder und Verzierungen aufgefuͤhrt worden ist.
                           Die Bedeckung einer Kuppel ist immer mit mehr Schwierigkeiten, als die eines
                              gewoͤhnlichen Daches, verbunden; sie erfordert weit mehr
                              Puͤnktlichkeit in der Arbeit, und die Kosten erhoͤhen sich dadurch
                              etwas. Um aber dadurch, daß die einzeln aufzudeckenden Blechtafeln zugespizt seyn
                              muͤssen, keinen großen Abfall an Blech zu bekommen, wurden die Blechtafeln
                              auf dem Walzenwerke, nach der verlangten Form bearbeitet. Durch dieses geschickte
                              Verfahren haben sich die Kosten wieder etwas vermindert.
                           Damit der Leser im Stande sey, eine Messingblech-Bedeckung mit einer von
                              Kupferblech zu vergleichen, so gebe ich folgende Berechnung:
                           1 Quadratfuß Messingblech wiegt
                           
                              
                                 24 Loth; das Pfund 1 fl.
                                 45 kr.
                                 
                              
                                 Aufzudecken fuͤr 1 Pfund 9 kr.
                                 6 3/4 kr.
                                 
                              
                                 Auf die Falze 1/6 
                                 7 1/2 kr.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Auf einen Quadratfuß
                                 59 1/4 kr.
                                 
                              
                                 Oder in gerader Zahl 1 Gulden.
                                 
                                 
                              
                           Dabei ist noch zu bemerken, daß der Arbeitslohn des Aufdeckens im vorliegenden Falle
                              etwas groͤßer, als in obiger Berechnung war, weil in dem obern Theil des
                              Kugel-Abschnitts, mehr Faͤlze vorkamen, als bei einem geraden Dache.
                              Da ich aber die Berechnung der Kupferbedachung auf eine gerade Flaͤche
                              herstellte, so mußte ich es auch hier beim Messingblech thun, um beide mit einander
                              vergleichen zu koͤnnen.
                           
                           Die zu bedeckende Flaͤche des Kuppeldaches auf dem genannten
                              Gartengebaͤude hat folgenden Inhalt:
                           Die Kuppel ist ein Abschnitt von einer Kugel, deren Diameter cm
                              Fig.A. 17 Fuß betraͤgt; die Hoͤhe des Abschnitts he ist 7 Fuß. Nun aber wird der Flacheninhalt
                              dieses Abschnittes erhalten, wenn man die Peripherie des groͤßten Zirkels der
                              Kugel mit der Hoͤhe des Abschnitts multiplicirt.
                           Das Verhaͤltniß des Diameters zum Umkreis sey dπ, mithin
                           
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 1, S. 101
                                 
                              
                           Dieses in Zahlen ausgedruͤckt:
                           100 : 314 = 17 = 53 19/50 × 7 = 375 32/50,
                           Aus der angestellten Berechnung gehet hervor, daß 1 Quadratfuß Messingbedachung 59
                              1/4 kr., oder in einer runden Zahl 1 fl. koste; mithin kaͤme obiges
                              Kuppeldach auf 375 fl.
                           Von Kupfer haͤtte es nach der Berechnung Nro. 1. gekostet, 617 fl. 18 kr.;
                              mithin 242 fl. 2 kr. mehr.
                           Nach der Berechnung Nro. 2. 493 fl. 45 kr. oder 113 fl. 45 kr. mehr.
                           Hieraus ist offenbar, daß man mit solchem Messingbleche bei einer großen
                              Flaͤche eine wesentliche Ersparung erziele, wobei man zugleich eine eben so
                              dauerhafte Bedeckung, wie von Kupferblech, erhaͤlt, auch an dem als
                              unbrauchbar abgenommenen Messingblech nicht alles verliert, weil es noch einigen
                              Werth hat.
                           Das Kupfer besizt eine groͤßere spezifische Schwere, als das Messing; nach
                              Muschenbroek findet folgendes Verhaͤltnis dieser beiden Metalle zu einander
                              statt:
                           
                              
                                 Kupfer (japanisches)
                                 9,000
                                 
                              
                                 Kupfer schwedisches
                                 8,784
                                 
                              
                              
                                 Messing, gegossenes
                                 8,000
                                 
                              
                                 Messing, geschlagenes
                                 3,349
                                 
                              
                           Daher hat man bei gleich dicken und schweren Blechen dieser beiden Metalle einen
                              etwas groͤßern Flaͤcheninhalt beim Messing.
                           Dagegen aber haben die Theile des Messings einen staͤrkern Zusammenhang durch
                              einander, als die des Kupfers.
                           Nach Muschenbroͤck wurden cylindrische Faͤden von Messing und Kupfer,
                              deren Durchmesser 0,1 rheinlaͤndischer Zolle betrug, von nachstehendem
                              Gewichte zerrissen:
                           Drath aus Messing von 360,00 Pfund.
                           Drath aus Kupfer von 299,25 Pfund.
                           Man kann sich also von dem als Deckungsmaterial hier angewendeten Messing ein
                              moͤglichst gutes Dach versprechen, und im Verhaͤltniß zum Kupfer um so
                              gewisser davon seyn, da die Einwirkung der Witterung auf beide gleich, das heißt,
                              auf beide von geringem Einfluß ist.
                           Ein mit Messingblech belegtes Dach macht auf einem, in schoͤnem Styl
                              aufgefuͤhrten, Gebaͤude eine herrliche Wirkung, und der
                              aͤsthetische Baumeister wird es bei allen Bauwerken anzubringen
                              wuͤnschen, auf die er einen artistischen Werth legt.
                           Nimmt man nun alle die Vortheile zusammen, welche das Messing als Deckungsmateriale
                              hat, so wird man gestehen muͤssen, daß die Anwendung desselben ein wahrer
                              Gewinn fuͤr die schoͤne Baukunst seyn wuͤrde. Ich hoffe daher,
                              es werde nicht bei dem ersten, hier gemachten und so vollkommen gelungenen Versuche
                              bleiben, sondern dieses Metall noch oͤfter zur Bedachung vorzuͤglicher
                              Gebaͤude angewendet werden, zumal da die Eindeckung eines geraden Daches bei
                              weitem nicht soviel Schwierigkeiten verursacht, als die in unserer Zeichnung
                              vorliegende Kuppelform.
                           
                           Wenn auch die Kosten der Anlegung eines solchen Daches groß sind, so hat man doch
                              nicht nur einen bleibenden Werth an demselben, sondern man erspart auch sehr viel
                              sowohl an Reparaturen, als dadurch, daß man keinen so schweren, kostbaren Dachstuhl
                              aufzustellen noͤthig hat.
                           Zu einem Ziegeldache muͤßte der Dachstuhl unter dem Winkel bac
                              Fig.B. aufgefuͤhrt werden. Soll aber ein Dach auf dieselbe
                              Balkenlaͤnge mit Kupfer- oder Messingblech belegt werden, so
                              genuͤgt der Winkel bad, wodurch man eine
                              schoͤnere, rein architektonische Form erhaͤlt. Dabei ist leicht
                              begreiflich, daß man viel Holzwerk erspare, welches das Mauerwerk belastet, daß man
                              dadurch viel brennbaren Stoff aus dem Gebaͤude entferne, und sich in dieser,
                              wie in aͤsthetischer, Hinsicht immer mehr dem Vollkommenen naͤhern
                              koͤnne.
                           
                        
                           Zusaz des Herausgebers.
                           Nach den Resultaten, welche die vielen Versuche des Hrn. Reiser in Augsburg darboten,
                              duͤrfte nun die Bedeckung der Daͤcher mit Zinkplatten leichter als
                              bisher zu bewerkstelligen seyn, wenn, seinen Erfahrungen zufolge, der Zink mit etwas
                              Zinn und Blei legirt wird. Die Platten von legirtem Zink werden etwas biegsamer
                              bleiben aber noch immer kompakt genug, um allen Forderungen einer Metallbedachung zu
                              entsprechen. Durch diese Biegungsfaͤhigkeit lassen sich die legirten
                              Zinkplatten ohne Erhizung falzen, wodurch bei der Bedachung die Feuersgefahr, welche
                              durch das Erhizen der Metallplatten herbeigefuͤhrt werden koͤnnte,
                              vermieden wird.
                           Von besonderm Interesse sind auch die Versuche, welche Hr. Reiser angestellt hat, um
                              gewalzte Eisenbleche dauerhaft zu verkupfern. Eine mit verkupfertem Eisenblech belegte
                              Bedachung wird sich, gleich dem Kupfer, sowohl gegen die atmosphaͤrischen
                              Einfluͤsse als auch gegen Feuersgefahr dauerhaft verhalten. Auch kann man die
                              Bedachung leicht und durch jeden Feuerarbeiter zu Stande bringen, und der Preis
                              duͤrfte kaum die Haͤlfte gegen das Kupfer betragen.
                           Ueber diesen hoͤchst wichtigen Gegenstand hoffe ich den Lesern bald etwas
                              Ausfuͤhrlicheres mittheilen zu koͤnnen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
