| Titel: | Wirkung des Berlinerblau's auf Stärkmehl. | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. X., S. 110 | 
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                        X.
                        Wirkung des Berlinerblau's auf Stärkmehl.Journal de
                                       Pharmac. 1818. Juny. Pag. 325. 
                        Mit einer Anmerkung von Dr. J. A. Buchner.
                        [Wirkung des Berlinerblau's auf Stärkmehl.]
                        
                     
                        
                           Dr. Vincent, ein Apotheker in
                              Frankreich, hat folgende interessante Thatsache bekannt gemacht. Wenn man 4 Theile
                              Staͤrke und 1 Theil Berlinerblau in einem Moͤrser zusammen reibt, und
                              das Gemisch in einer betraͤchtlichen Menge Wasser kocht, so bekommt die Fluͤssigkeit,
                              noch ehe sie den Siedepunkt des Wassers erreicht, eine gruͤne Farbe; hernach
                              wird sie braun, und es bleibt ein Niederschlag zuruͤck, welcher seine blaue
                              Farbe nicht wieder erlangt, selbst wenn man ihn mit einer Saͤure behandelt.
                              Die Fluͤssigkeit aber hat die Eigenschaft, ein sehr schoͤnes
                              Berlinerblau zu bilden, wenn sie mit einer Aufloͤsung von schwefelsaurem
                              Eisen, die mit einem gleichen Volum einer Chlorin-Aufloͤsung vermischt
                              ist, behandelt wird. Beim Abdampfen der Fluͤssigkeit bleibt keine
                              kleisterartige Substanz zuruͤck; wird sie aber auf ein kleines Volum
                              koncentrirt, so gibt sie nach dem Erkalten eine klebrige Substanz, welche an der
                              freien Luft austrocknet, und im Wasser leicht aufloͤslich ist. Das
                              Staͤrkmehl ist also gaͤnzlich veraͤndert, und in eine
                              gummiartige Substanz umgebildet worden.Wenn das Berlinerblau mit einer verhaͤltnißmaͤßig geringern
                                    Menge Staͤrkmehl behandelt wird, so ist die Veraͤnderung nicht
                                    so auffallend. Die Berlinerblau-Fabrikanten pflegen bekanntlich die
                                    gewoͤhnliche Sorte Berlinerblau mit Staͤrkkleister zu
                                    versezen, und die Masse hierauf zu trocknen. Hierbei scheint weder das
                                    Berlinerblau, noch das Staͤrkmehl eine auffallende
                                    Veraͤnderung zu erleiden. Der Staͤrkkleister, wenn er
                                    fuͤr sich eingetrocknet wird, hinterlaͤßt eine durchscheinende
                                    tragantartige Substanz, welche im Wasser zwar aufquillt, aber nicht mehr
                                    vollstaͤndig aufloͤslich ist. Das naͤmliche ist auch
                                    der Fall mit dem Staͤrkmehl, welches sich im gewoͤhnlichen
                                    Berlinerblau befindet; man kann diesen eingetrockneten Kleister weder durch
                                    kochendes Wasser, noch durch verduͤnnte Saͤuren wegbringen.
                                    Mit Kalien darf man die Masse nicht behandeln, weil diese zersezend auf das
                                    Berlinerblau selbst einwirken. Buͤchner.