| Titel: | Ueber eine nüzliche Vorrichtung bei Stellschüzen an Bächen und Entwässerungs-Gräben, und über sogenannte Schlammfänge. | 
| Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XIV., S. 161 | 
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                        XIV.
                        Ueber eine nüzliche Vorrichtung bei Stellschüzen an Bächen und Entwässerungs-Gräben, und über sogenannte Schlammfänge.
                         Von dem Koͤnigl. Baierschen Kreis-Bauinspektor Voit .
                        Mit Abbildungen. Tab. V und VI.
                        Voit über Stellschüzen und Schlammfänge.
                        
                     
                        
                           Um einen tief liegenden Boden zu entwaͤssern oder
                              trocken zu legen, werden Graͤben gezogen, welche das stehen bleibende
                              Regenwasser, so wie die Quellen, die keinen natuͤrlichen Abfall haben,
                              auffassen und abfuͤhren. Dadurch werden versumpfte, oft zu Viehweiden nicht
                              wohl taugliche, ausgedehnte Strecken in Wiesgruͤnde verwandelt, die mit der
                              Zeit nicht nur futterreicher werden, sondern auch eine verbesserte und veredelte
                              Grasart erhalten. Je betraͤchtlicher der Flaͤcheninhalt so tief
                              liegender nasser Gruͤnde ist, desto groͤßern Vortheil bringt eine
                              vollkommene Entwaͤsserung, welche man nur durch zweckmaͤßig gezogene
                              Graͤben bewirken kann. Hat man zu einem Hauptabziehungs-Graben kein
                              natuͤrliches Gefaͤll, so entsteht die Nothwendigkeit, entweder den
                              erhoͤhten Boden zu durchschneiden, bis man auf die Stelle kommt, wo ein
                              freier Ablauf des Wassers statt findet, oder man muß das stehende Gewaͤsser
                              mittelst Maschinen auf diejenige Hoͤhe zu heben suchen, von welcher ein
                              Graben so viel Gefaͤll erhaͤlt, als er noͤthig hat. –
                              Davon aber ist gegenwaͤrtig die Rede nicht; ich behalte mir jedoch es vor,
                              diesen Gegenstand bei einer andern Gelegenheit abzuhandeln.
                           
                           Faßt ein durch eine lange Strecke gezogener Abzugsgraben mehreren Quelle auf, welche
                              auch im trockensten Sommer nicht versiegen, so wird ein kleiner Bach daraus.
                              Gewoͤhnlich leitet man in den Hauptgraben viele Seitengraͤben von
                              erforderlicher Breite und Tiefe, und so kann es geschehen, daß eine versumpfte,
                              mehrere Tagwerke große, Strecke vollkommen trocken gelegt, und in Hinsicht der
                              Vegetation veredelt wird.
                           Im Fruͤhjahr und Herbst, aber auch bei starken, heftigen Regenguͤssen,
                              sind dergleichen Graͤben mit Wasser angefuͤllt; im trocknen Sommer
                              hingegen fuͤhren sie nur die bestaͤndig fließenden Quellen ab. Daher
                              koͤnnen sie auch bei anhaltend trockener Witterung zur Waͤsserung der
                              Wiesen benuzt werden, wenn man an geeigneten Stellen Stauschuͤzen anlegt. Bei
                              schnell einfallenden Regenguͤssen aber koͤnnen dergleichen kleine
                              Schleusen Ueberschwemmungen verursachen, die dann nachtheilig werden, wenn hohes
                              Gras auf der Wiese steht, oder Heu und Omat auf derselben liegt.
                           Oft sind dergleichen Schuͤzen sehr weit von den Wohnungen der Besizer
                              entfernt, und oft kommen auch Regenguͤsse so schnell, daß an keine Hebung der
                              Schuͤze mehr zu denken ist; dann entsteht Streit unter den
                              Wieseneigenthuͤmern, deren Grundstuͤcke dadurch beschaͤdiget
                              worden sind.
                           Das Angenehme großer Gaͤrten wird durch fließendes Wasser sehr erhoͤht,
                              und nicht minder das Nuͤzliche derselben, wenn das Wasser eines nahen Baches
                              zum Begießen der Pflanzen und dergleichen verwendet wird. Wem es moͤglich
                              ist, der wird sich diesen doppelten Gewinn zu verschaffen suchen. Aber in den
                              meisten Faͤllen ist damit ein großer Nachtheil verbunden. Gewoͤhnlich
                              fließen dergleichen Baͤche durch Thaͤler, und es sind gegen sie die
                              Abdachungen der Berge, oder auch nur eine weite Strecke der Ebene, durch die sie
                              fließen, geneigt. Sie muͤssen nun alles, von Regenguͤssen ihnen zustroͤmende Wasser
                              abfuͤhren. Bei heftigen Regenguͤssen und Wolkenbruͤchen, welche
                              nicht selten zu der Zeit, wenn die Gaͤrten in voller Bluͤthe und
                              Zierde stehen, erfolgen, wachsen sie zu einer ungewoͤhnlichen Hoͤhe,
                              richten Verwuͤstungen an, und die von den Anhoͤhen und Feldern oft in
                              Menge zusammengeschwemmte Erde sezen sie an seichten Stellen ab. Ist ein solcher
                              Graben bestimmt, in einem Garten einen kleinen Teich zu bilden, so wird dieser mit
                              Schlamm angefuͤllt, gerade dann, wenn dem Besizer die Reinigung unangenehm
                              seyn muß. Der Techniker, dem aufgegeben wird, einem solchen Uebel abzuhelfen, oder
                              wenigstens dasselbe zu vermindern, wird nun die Lage des Baches gegen den
                              uͤbrigen Raum außerhalb des Gartens genau untersuchen. Er hat es dann
                              entweder in seiner Gewalt, den Bach bei eintretender Ueberschwemmung zu theilen, und
                              dem groͤßten Theile des wilden Wassers einen andern Lauf zu geben, oder er
                              muß einen sogenannten Schlammfang anlegen, um die zusammengefloͤßte Erde so
                              viel moͤglich von dem Garten abzuhalten. Im ersten Falle wird er sich einer
                              Stellschuͤze bedienen, im zweiten aber eine Art von Teich außer dem Garten
                              graben lassen.
                           Um einer Muͤhle das erforderliche Gefaͤlle zu geben, wird der
                              Muͤhlbach entweder aufgedaͤmmt, oder auf eine hoͤher gelegene
                              Stelle geleitet. Ich seze dabei natuͤrlich noch immer voraus, daß durch eine
                              solche Aufdaͤmmung oder Leitung keine Ueberschwemmung der oberhalb gelegenen
                              Grundstuͤcke, selbst bei den meisten großen Wasserstaͤnden, entsteht.
                              Um großen Ueberschwemmungen vorzubeugen, wird allenfalls ein Ueberfallwehr angelegt
                              werden; aber es ist dabei wohl zu uͤberlegen, ob zu einem Ueberfallwehr noch
                              ein Grundfallwehr, oder eine Schleuse, welche bei dringenden Faͤllen gezogen
                              werden kann, noͤthig sey. Soll aber, wovon weiter unten die Rede seyn wird,
                              bei einer Muͤhle noch ein etwas niedriger fließendes Wasser benuzt, und bei geringem
                              Wasserstande in den Muͤhlbach gefuͤhrt werden, so kann dieses nur
                              durch eine Stellschleuse geschehen. Damit aber bei einer Ueberschwemmung den
                              anliegenden Grundstuͤcken und dem Wiesgrunde oberhalb der Schleuse kein
                              Nachtheil zuwachse, so hat man dann die Stellschleuse zu ziehen, um dem Wasser
                              seinen natuͤrlichen Lauf zu lassen.
                           Es betrifft hier nicht große Stromseparationen, wo ein Theil des Wassers zum Betrieb
                              sogenannter gehender Werke aufgestaut, und ein anderer Theil zur Schiff- und
                              Floßfahrt benuzt wird, durch dabei anzubringende Ueber- und Grundfallwehren
                              oder Schleusen, sondern es ist blos von kleinen Fluͤssen und
                              Muͤhlbaͤchen, und von den dabei noͤthigen Schuͤzen die
                              Rede, welche nach Erforderniß der eintretenden Umstaͤnde entweder gezogen
                              oder niedergelassen werden.
                           Ich will jezt aus meiner Praxis drei besondere Faͤlle ausheben, wo ich
                              Stellschleusen oder Schuͤzen mit vielem Vortheil angebracht hatte, indem ich
                              dazu eine Vorrichtung anlegte, durch welche sich dieselben von selbst hoben oder
                              niederließen, das heißt, den Bach nach Erforderniß schlossen oder
                              oͤffneten.
                           Im ersten Falle ist es ein Entwaͤsserungsgraben, durch welchen eine große
                              Strecke Moorgrund mit der Zeit in futterreiche Wiesen umgewandelt wurde. Der Boden
                              war bereits fruͤher trocken gelegt; die Abzugsgraͤben nahmen nur die
                              verschiedenen, im Wiesgrunde entspringenden, Quellen auf. Diese Quellen wollte man
                              in der trocknen Jahreszeit zur Waͤsserung der Wiesen benuzen, daher die
                              Besizer der leztern den Hauptgraben an verschiedenen Stellen aufdaͤmmten, so
                              daß das Wasser in Seitenrinnen zuruͤckstaute, und somit die Wiesen
                              waͤsserte. Traten nun ploͤzliche Regenstroͤme ein, so hatte das
                              Wasser, der eingelegten Daͤmme wegen, keinen schnellen Abfluß mehr, und auf den Wiesen
                              wurde Schaden angerichtet.
                           Unter diesen Umstaͤnden war kein anderes Mittel uͤbrig, als
                              Schuͤzen anzubringen, welche sich von selbst heben, sobald das Wasser in dem
                              Abzugsgraben eine gewisse Hoͤhe erreicht.
                           Nun kam es hauptsaͤchlich darauf an, eine Vorrichtung anzugeben, welche an
                              sich einfach und wenig kostbar, dabei dem Zweck entsprechend, und von gemeinen
                              Werkleuten leicht ausfuͤhrbar waͤre. Eine solche Vorrichtung hatte
                              aber viele Schwierigkeiten, und es fanden manche Abaͤnderungen statt, ehe sie
                              voͤllig gelang. Da jedoch die hier anzubringende Schuͤze nicht groß
                              seyn durfte, so ließ sich die Aufgabe leichter loͤsen. Der Abzugsgraben hatte
                              naͤmlich in seiner Normalbreite nicht mehr als vier Fuß, daher auch die
                              Schuͤze nicht groͤßer seyn mußte. Die Tiefe des Grabens betrug
                              ebenfalls 4 Fuß, und im trockenen Sommer hatte er 1 1/2 Fuß Wasser. Um den Graben
                              zur Waͤsserung benuzen zu koͤnnen, mußte er zu einer Hoͤhe von
                              3 Fuß aufgestaut werden, und dann zog Wasser in die Seitengraͤben.
                              Fuͤllte sich der Hauptgraben mehr, so war es dem Wiesgrunde alsdann
                              schaͤdlich, wenn Heu oder Omat lag. Ueberhaupt muß bemerkt werden, daß der
                              gedachte Graben wenig Gefaͤll hat, vorzuͤglich am Ende, ehe er in den
                              Muͤhlbach eintritt. Daher war jede Stemmung in dem Bache, welche nicht bei
                              schnell einfallenden Regen ploͤzlich weggeschafft werden konnte,
                              gefaͤhrlich. Man suchte also die zu Stellschuͤzen wirksamsten
                              Plaͤze aus, und diese waren immer da zu finden, wo sich die
                              Seitengraͤben am staͤrksten fuͤllten, und das meiste Wasser in
                              dem Wiesgrunde verbreitete.
                           Bei einer solchen Stelle wurden nun beide Seiten des Grabens sowohl, als auch der
                              Boden desselben, in einer Laͤnge von 16 bis 18 Fuß mit zweizoͤlligen Dielen ausgewandet und
                              mit Pfaͤhlen befestiget.
                           Bei lit. A. und B. Tab. I. ist der Grundriß
                              und der Aufriß einer solchen Wandung zu sehen. Drei Fuß vom Ende derselben befindet
                              sich das Fallen- oder Schuͤzengeruͤst, und dieses bestehet aus
                              den beiden Pfaͤhlen a und b im Grundrisse, und lit. c. im Aufrisse. Beide Pfaͤhle sind an der innern
                              Seite gefaͤlzt, und auf den Falz ist eine Leiste d genagelt, wodurch die Vertiefung entstehet, in welcher das Fallbrett auf
                              und nieder geht.
                           Diese beiden Pfaͤhle a und b sind mit einem Querholze f verbunden, und an
                              demselben mit eisernen Schrauben oder auch nur mit Klammern befestiget, wie lit. C. zeigt. In manchen
                              Stellen des Grabens darf die hoͤchste Aufstauung des Wassers 3 Fuß, in andern
                              wieder etwas mehr betragen, und es kommt dabei auf die Tiefe des Grabens an, wie er
                              ausgehoben ist.
                           Die Bedielung des Bodens wird auf die in das Erdreich eingegrabenen
                              Ripphoͤlzer hh etc. der Laͤnge nach
                              gelegt, und derselben eine Neigung gegen die Schuͤze von ohngefaͤhr 2
                              Zoll gegeben. Ist die Eindielung und Auswandung des Baches hergestellt, so kann man
                              genau bestimmen, welche Hoͤhe die Schuͤze haben muͤßte, um
                              gerade so viel Wasser in den Seitengraben zu stemmen, als verlangt wird. Im
                              vorliegenden Falle wurde diese Hoͤhe zu 3 Fuß angenommen. Bei derselben fiel
                              nebst dem Wasser, welches die Schuͤze an den Seiten fallen ließ, noch eine
                              Wassermasse von etwa 1/2 Zoll uͤber das Schuzbrett, oder durch einen in
                              dasselbe gemachten Einschnitt, wie Fig. C
                                 . lit. 1. zu sehen ist. Dabei war der Zweck der
                              Wiesenwaͤsserung erreicht, das heißt, es zog sich so viel Wasser in die
                              Seitengraͤben, als verlangt wurde.
                           Fuͤllt sich durch einen Regenguß der Graben so sehr, daß das Wasser 6 Zoll
                              uͤber das Schuzbrett faͤllt, so ist der rechte Zeitpunkt vorhanden,
                              die Schuͤze zu heben. Das Schuzbrett aber muß sich 2 1/2 Fuß uͤber den
                              gewoͤhnlichen Wasserspiegel erheben, und deswegen erreicht das Fallbrett eine
                              Hoͤhe von 5 1/2 Fuß, vom gewoͤhnlichen Wasserspiegel bis an das Ende
                              derselben gemessen. Nach dieser Hoͤhe muß sich das
                              Schuͤzengeruͤste mit seinen Pfaͤhlen richten. Es ist aber
                              besser, dem Geruͤste etwas mehr Hoͤhe zu geben, um auf alle
                              Faͤlle Plaz genug uͤber dem Brette zu haben.
                           Die beiden Saͤulen ab, Fig. A
                                  und C, Fig. B
                                  werden in den Boden eingegraben; sie bleiben so weit, als sie in den Boden zu
                              stehen kommen, unbezimmert; man sezt sie aber um so tiefer, je sumpfiger der Boden
                              ist. Um sie gegen fruͤhe Faͤulniß zu sichern, werden sie unten etwas
                              verkohlt; und damit sie nicht wanken und sich verschieben, legt man die kurze
                              Schwelle k, und giebt dieser den Schubbieg l. Aber auch zu beiden Seiten sind solche Schwellen und
                              Biege nothwendig. Sie erscheinen in der Zeichnung Fig. C
                                 . lit. m und n. Ist dieses Geruͤst hergestellt, so kann in
                              demselben das Fallbrett oder die Schuͤze lit. e senkrecht auf und nieder bewegt werden. Um die
                              gesenkte Schuͤze zu heben, bringt man den Hebel Fig. B.
                                 
                              lit. o an, welcher sich um einen eisernen Nagel Fig. B
                                 . und D. bei pp
                              bewegt. Dabei ist folgendes zu beobachten. Man muß auf die Hoͤhe
                              Ruͤcksicht nehmen, um welche die Schuͤze gehoben werden soll. Diese
                              Hoͤhe bestimmt dann allenfalls die Laͤnge des kleinen Hebelarmes bis
                              zum Ruhepunkte, und die Hoͤhe des Ruhepunktes selbst. Es ist aber genau
                              darauf zu sehen, daß man die Hubhoͤhe nicht zu gering annehme, und derselben
                              lieber etwas mehr gebe, als noͤthig ist.
                           Nach obiger Angabe muß das Schuzbrett von I bis II gehoben werden. Diese
                              Hubhoͤhe wird dann von II bis III getragen, und bei IV in zwei Theile
                              getheilt. Durch diesen Punkt zieht man die wagrechte Linie IV V, und diese bestimmt die Hoͤhe des
                              Ruhepunktes p. Wenn man die Entfernung des Ruhepunktes
                              von II bis y gleich der Hubhoͤhe macht, so
                              erhaͤlt der kleine Hebelarm das rechte Maas. Ein zu langer Hebel ist nicht
                              rathsam, weil er sich leicht biegt, und dann brechen kann. Da die Hebelarme selbst
                              eine Schwere haben, und das Gewicht der Schleuse, so wie der Druck des Wassers auf
                              dieselbe nicht ohne große Schwierigkeiten zu finden ist, so bemerke ich hier, daß
                              bei den oben angegebenen Maaßen die Schuͤze gehoben wurde, wenn sich der
                              kleine Hebelarm zum großen wie 2 zu 5 verhielt. Kann man nach diesem
                              Verhaͤltnisse den großen Hebelarm nicht lang genug machen, so muß man ein
                              Gegengewicht anbringen, oder jenen brechen, wie aus der Zeichnung lit. B. wahrzunehmen ist.
                              Das Holz, welches dem gebrochenen Hebelarme zur Befestigung dient, vermehrt die
                              Schwere, und daher ist kein Gewicht noͤthig.
                           Der Hebel selbst wird auf folgende Art angebracht. Zu beiden Seiten der Wandung
                              stehen die Saͤulen Fig. B
                                 . und D. lit. q durch ein
                              Querholz lit. r mit einander
                              verbunden, auf welchem die Aufsattlung s mit dem daran
                              befestigten und zum Ruhepunkte dienenden Nagel p
                              angebracht ist. Damit aber der Hebel nicht tiefer sinken konnte, als es seyn soll,
                              so hat das Querholz r einen Ansaz t erhalten.
                           Die Fallschuͤze wird vermittelst einer Kette an den kleinen Hebelarm
                              angehaͤngt und so durch die Kraft des Hebels aus dem Wasser in die
                              Hoͤhe gezogen, wenn man sie nicht auf irgend eine Art in der Tiefe fest
                              haͤlt.
                           Das Fallbrett hat, wie Fig. E
                                 . zeigt, zwei Arme oder Schenkel, durch welche oberhalb Loͤcher gebohrt
                              sind. Haͤngt es an dem Hebel, so ist die Kraft eines Mannes hinreichend, es
                              niederzudruͤcken, und sizt es nun auf dem Boden des Gerinnes, so passen die
                              Loͤcher u auf die Loͤcher v, welche in das Querholz f eingebohrt
                              sind; vermittelst eiserner Naͤgel aber, welche man durch beide Loͤcher
                              steckt, wird der Hebel gehindert, das Fallbrett wieder in die Hoͤhe zu
                              heben.
                           Nun ist noch eine Vorrichtung noͤthig, damit die Schuͤze sich von
                              selbst hebe, sobald das Wasser die verlangte Hoͤhe erreicht. Hiezu wird
                              zwischen den Saͤulen q ein Brett lit. w angebracht, das
                              eiserne Zapfen hat, und zwischen jenen beiden Saͤulen leicht beweglich ist.
                              Um aber dasselbe bestaͤndig senkrecht haͤngend zu erhalten, giebt man
                              dem eisernen Zapfen etwas uͤber dem Mittel von der Hoͤhe seine Stelle.
                              An der obern kleinern Haͤlfte ist bei lit. x eine Kette befestiget, welche von x bis v reicht, und mit
                              einem Hacken versehen ist. Der eiserne Nagel, welchen man zum Festhalten des
                              Schuzbrettes bei lit. v
                              eingeschoben hat, hat einen Ring, in den man den Hacken der Kette einhaͤngt.
                              Bei Fig. F
                                 . ist dieses in groͤßerm Maaßstabe gezeichnet. Schwillt nun das Wasser
                              an, so wird das Brett w von y nach z getrieben, der obere Theil des
                              Brettes bekommt sodann die Richtung von x nach α, die eisernen Naͤgel v werden dadurch heraus gerissen, und das Schuzbrett
                              hebt sich.
                           Nach der bisherigen Beschreibung und der damit verbundenen Zeichnung koͤnnte
                              man glauben, daß die Anrichtung einer solchen Waͤsserungsschuͤze eine
                              sehr weitlaͤuftige Sache sey, und daß die darauf zu verwendenden Kosten von
                              dem Nuzen derselben nicht ersezt wuͤrden; allein die Ausfuͤhrung ist
                              nicht so umstaͤndlich, als sie scheint, und die Kosten nicht viel
                              groͤßer, als bei einer gewoͤhnlichen Stellschuͤze; denn den
                              Mehraufwand verursacht blos die Anrichtung des Hebels, und bei genauer Anweisung ist
                              jeder gemeine Zimmermann im Stande, das Ganze herzustellen; auch ist dabei zu
                              bemerken, daß die Auswandung des Baches nur im Moorgrunde nothwendig wird, bei einem
                              festen Boden hingegen unterlassen werden kann.
                           
                           Eine solche Stellschuͤze dient nicht nur zur Waͤsserung der Wiesen,
                              sondern auch noch zu vielem andern Gebrauche.
                           Der zweite Fall, bei welchem ich eine Stellschuͤze anbrachte, verlangte, daß
                              das Schuzbrett bei anwachsendem Gewaͤsser eines Baches niedersaͤnke.
                              Es kam naͤmlich darauf an, einen durch einen Garten fließenden Bach bei
                              Ueberschwemmungen von jenem zum Theil abzuhalten. Die Richtung dieses Baches und die
                              Lage des Gartens ist folgende:
                           In einen Wiesgrund, gegen den sich zu beiden Seiten angebaute Huͤgel
                              abdachten, zieht sich ein Muͤhlbach herab. Ungefaͤhr 800 Fuß vom
                              Garten entfernt verlaͤßt der Bach den niedrigsten Punkt des Grundes, und
                              lenkt sich bei noch ziemlich lebhaftem Gefaͤlle gegen den Garten. Diese
                              Richtung des Grabens scheint ein Werk von Menschenhaͤnden zu seyn, und es war
                              derselbe wahrscheinlich schon vor langer Zeit ausgehoben worden, um dem Garten
                              fließendes Wasser zu geben. Das rechte Ufer des Baches ist aufgedaͤmmt, und
                              nur bei großen Ueberschwemmungen uͤberschreitet das Wasser diesen Damm. Aus
                              den angebauten Feldern wird vieles Erdreich in den Bach geschwemmt, und dieser
                              fuͤhrt es dem Garten zu. Hier, naͤmlich im Garten selbst, theilt sich
                              der Bach in zwei Arme, welche erst am Ende desselben sich wieder vereinigen, wo
                              wenig Gefaͤlle ist, daher auch auf dieser Stelle der meiste Schlamm
                              angehaͤuft wird. Der sich trennende Bach bildet demnach bis zu seiner
                              Wiedervereinigung eine Insel, und auf dieser erhebt sich mitten im Garten das
                              Wohngebaͤude. Da die schoͤnsten Gartenpartien an den Ufern dieser
                              Baͤche liegen, so ist das Ausheben und Aufraͤumen des
                              eingefloͤßten Schlammes beschwerlich und unangenehm. Inzwischen
                              gewaͤhrt das Wasser des Baches dem Garten zu viele Annehmlichkeit und
                              Bequemlichkeit, um es ganz aus demselben zu entfernen. Auch kann dies darum nicht geschehen, weil
                              sich auf einer Seite Brunnenabfaͤlle aus den Gebaͤuden in den Bach
                              ergießen, welchen kein anderer Abfall zu geben ist. Man mußte also auf Mittel
                              bedacht seyn, die groͤßten, den meisten Schlamm dem Garten
                              zufuͤhrenden Ueberschwemmungen von diesem abzuhalten.
                           An der andern Seite des Gartens zieht sich ein Graben hin, welcher die Graͤnze
                              sichert, und das jenseits kommende Wasser aufnimmt. Dieser Bach liegt 4 Fuß tiefer,
                              als der, welcher durch den Garten fließt, welchen man in jenen haͤtte leiten
                              koͤnnen, wenn nicht obige Umstaͤnde zu beruͤcksichtigen gewesen
                              waͤren; ich machte daher die Einrichtung, daß bei einer einzutretenden
                              Ueberschwemmung, durch die der meiste Schlamm in den Garten gefuͤhrt wird,
                              der Muͤhlbach mittelst einer Schuͤze geschlossen werden konnte. Den
                              Muͤhlbach sezte ich durch einen neu ausgehobenen Graben mit jenem niederer
                              liegenden in Verbindung, welcher, wie ich bereits anfuͤhrte, an der
                              Graͤnze des Gartens hinfließt.
                           Diesen Graben legte ich ohngefaͤhr 400 Fuß außer der Graͤnze des
                              Gartens an, und hier erbaute ich eine Stellschuͤze, welche sich bei
                              wachsendem Wasser selbst schließt. Der Muͤhlbach hatte, so weit er schon vor
                              langer Zeit kuͤnstlich hergestellt war, eine Breite von 6 und eine Tiefe von
                              3 Fuß. Dem neuen Graben, den ich vom Muͤhlbache in den tiefer liegenden
                              fuͤhren ließ, gab ich eine solche Richtung, daß er unter einem spizigen
                              Winkel in den untern einmuͤndete, der bei einer Tiefe von 3 Fuß eine Breite
                              hat, welche am obern Rande 8, und am untern 4 Fuß betraͤgt. Auf diese Art
                              erhielten die Seiten des neuen Grabens eine schraͤge Richtung, worauf ich um
                              so mehr zu sehen hatte, weil dem neuen Graben ein großes Gefaͤll zukam.
                           Wenn der Muͤhlgraben 2 Fuß Wasser fuͤhrt, so ist fuͤr den Garten
                              hinlaͤnglich gesorgt. In dieser Hoͤhe legte ich vor dem neuen Graben,
                              mit den Muͤhlbachufern parallel, ein kleines Ueberfallwehr 12 Fuß lang an. Fuͤhrt
                              nun der Muͤhlbach mehr Wasser als zwei Fuß in der Dicke, so theilt sich hier
                              die Wassermenge, und ein Theil faͤllt in den neuen Graben. Waͤchst es
                              aber so stark an, daß es allenfalls 6 Zoll uͤber das Wehr faͤllt, so
                              ist die im Muͤhlbache befindliche Schuͤze so eingerichtet, daß sie von
                              selbst niederfaͤllt. Man ist daher auch dann außer Sorge, daß der Garten
                              nicht verwuͤstet wird, wenn bei Nacht ein starker Regen faͤllt.
                           Diese Fallschuͤze hat folgende Construction.
                           Die Zeichnung Fig.
                                 G
                                  und H. Tab. V.enthaͤlt einen Durchschnitt
                              nach der schmalen und langen Seite. Die Breite des Baches betraͤgt 6 und die
                              Tiefe 3 Fuß. Auch hier wurde das Ufer auf eine Laͤnge von 12 Fuß mit
                              bezimmerten Hoͤlzern ausgewandet, und mit Erdreich befestiget. Lit. a. Fig. G
                                  und H. sind die in der Erde befestigten Saͤulen, an welchen die Schleuse
                              auf- und nieder geht. Diese Saͤulen haben einen Falz, auf welchen
                              starke Leisten b genagelt, wodurch fuͤr das
                              Schuzbrett eine Nuth lit. c
                              entstehet. Beide Saͤulen sind mit dem Kronholz d
                              verbunden, und bei lit. e
                              ist eine Welle zum Aufziehen der Schuͤze angebracht. Das Schuzbrett
                              haͤngt an den beiden Ketten lit. f, und diese sind an der obigen Walze befestiget und um
                              dieselbe gewunden. In die Walze aber sind an beiden Enden auf der Peripherie herum
                              vier Loͤcher g eingestemmt, und in diese werden
                              die kleinen Hebel h gesteckt, womit die Walze herum
                              gedreht und die Schuͤze gehoben wird. Bleibt einer von diesen kleinen Hebeln
                              stecken, und spreizt oder druͤckt sich an das Kronholz, so bleibt die Falle
                              in der Hoͤhe. Nun muß ein Brett mit zwei Armen Fig. I. gemacht werden, und dieses wird, wie Fig. H
                                 . im Profil zeigt, eingesezt, so daß das Brett 6 Zoll hoͤher steht, als
                              der gewoͤhnliche Wasserstand im Muͤhlbach ist. Bei dem Punkte i kommen durch die Arme eiserne Naͤgel, welche in
                              die Saͤulen befestiget sind. Auf diese Art sind die beiden Arme mit dem unten befindlichen
                              Brett beweglich, und zwar bewegen sie sich um die in den Saͤulen befestigten
                              Naͤgel. Oben in den beiden Armen sind wieder starke eiserne Naͤgel lit. k angebracht, und diese greifen in Loͤcher
                              der Welle, wenn die Schuͤze gehoͤrig aufgezogen ist. Dieses ist
                              vorzuͤglich bei Fig. H.
                              lit. k zu sehen. Dadurch
                              wird an der Welle das Fallbrett oder die Schuͤze in der Hoͤhe
                              gehalten. Die kleinen Hebel h, welche nur zum Aufziehen
                              und Umdrehen der Welle dienen, werden nun ganz bei Seite gelegt. Schwillt nun das
                              Wasser an, und stoͤßt an das Brett, welches an den Armen befestiget ist, so
                              wird es vorwaͤrts gedruͤckt, und die obern Naͤgel in den Armen
                              lit. k aus der Welle
                              heraus gezogen. Dann faͤllt das Schuzbrett, und der Bach ist geschlossen. Die
                              Loͤcher in der Welle, in welche die Naͤgel lit. k greifen, kann man mit Eisenblech
                              ausfuͤttern lassen, weil sich dann die Naͤgel um so leichter heraus
                              ziehen. Außerdem druͤcken sich die eisernen Naͤgel in das Holz, und
                              erweitern die Loͤcher zu sehr. Diese Fallschuͤze ist sehr einfach;
                              weil sie nicht mehr Raum einnimmt, als eine gewoͤhnliche, kann sie
                              uͤberall gewendet, und von jedem Zimmermann leicht hergestellt werden. Die
                              Wirkung dieser Fallschuͤze war unter den dabei beschriebenen
                              Umstaͤnden diejenige, welche man sich davon versprochen hat. Die
                              Ueberschwemmungen haben bei weitem nicht mehr so viel Schlamm in den Garten
                              gefuͤhrt, wie vormals; aber das ruͤckwaͤrts heraufstauende
                              Wasser erreichte noch eine betraͤchtliche Hoͤhe. Wenn man nach der
                              Errichtung der Fallschuͤze eine Ueberschwemmung im Garten betrachtete, so war
                              das zuruͤckgestaute Wasser im Garten ruhig; aber der Graben an der
                              Graͤnze hatte dagegen mehr Geschwindigkeit. Man gewann nun dabei so viel, daß
                              weniger Schlamm in den Garten gefuͤhrt wurde, und daß der reißende
                              Muͤhlbach keine Verwuͤstungen daselbst mehr anrichtete.
                           
                           Um aber dem Muͤhlgraben außer dem Garten mehr Gefaͤlle zu geben, soll
                              derselbe gereiniget, und die zusammengesunkenen Ufer abgestochen, und
                              uͤberhaupt mehr erweitert werden. Ich bin uͤberzeugt, daß, wenn einmal
                              dies geschehen seyn wird, auch das Wasser keine solche Hoͤhe im Garten mehr
                              erreicht.
                           Ein dritter, mir vorgekommener Fall, welcher mich bestimmte, eine Schuͤze
                              anzubringen, war von weit groͤßerer Wichtigkeit, als die bisher
                              beschriebenen, weil der davon zu erwartende Nuzen auf der einen, und der Schaden auf
                              der andern Seite viel groͤßer war.
                           Der Austrocknung großer Moorgruͤnde, und der Auswaͤsserung der darin
                              gezogenen Kanaͤle und Graͤben koͤnnen in der Naͤhe
                              angelegte Muͤhlen schaͤdlich seyn. Dagegen leidet auch oft ein großer
                              Distrikt von Doͤrfern und einzelnen Hoͤfen durch Mangel an nahen
                              Muͤhlen. Zwei Uebel, denen schwer auf einmal zu begegnen ist. Nicht nur das
                              Privat-, sondern auch das allgemeine Interesse tritt hier ins Spiel, und es
                              ist nicht leicht auszumitteln, welches die meiste Beruͤcksichtigung
                              verdiene.
                           Einen speciellen Fall, welcher diese Motive umfaßt, kann ich hier aus gewissen
                              Ursachen nur im Allgemeinen vortragen; jedoch wird diese Allgemeinheit der
                              technischen Anordnung und der wissenschaftlichen Behandlung, welche dabei beobachtet
                              wurde, nichts schaden. Zeit und Ort tragen ohnehin wenig zur richtigen Ansicht und
                              Erlaͤuterung der nun folgenden Beschreibung bei.
                           Die Entwaͤsserung einer großen versumpften Gegend ist, wie gesagt, mit vielen
                              Schwierigkeiten verbunden, und erfordert nicht nur einen erfahrnen, sondern auch
                              einen mit allen theoretischen Kenntnissen ausgeruͤsteten, und mit allen dazu
                              gehoͤrigen Huͤlfswissenschaften vertrauten Mann. Eine geometrische
                              Aufnahme des Bodens, und ein genaues Nivellement verschaft ihm die allgemeine
                              Uebersicht, und dann treten erst die wichtigsten Arbeiten ein, welche Fleiß,
                              Anstrengung und Beharrlichkeit erfordern.
                           Wenn man zur Trockenlegung eines Moorgrundes freie Hand hat, so ist die erste
                              Behandlung desselben vielleicht nicht mit so vielen Schwierigkeiten verbunden, als
                              wenn der Boden schon durch ein fehlerhaftes Verfahren, durch unschicklich gezogene
                              Graͤben u.s.w. verdorben ist. Dergleichen Fehler sind schwer zu verbessern,
                              und bei ungeschickten Maaßregeln wirkt die geringste Vernachlaͤßigung der
                              gezogenen Graͤben, welche sich, weil sie fehlerhaft sind, leicht
                              verschlammen, nachtheilig aufs Ganze. Es sind viele Beispiele vorhanden, daß schon
                              so ziemlich trocken gelegte Moorgruͤnde durch einige Vernachlaͤßigung
                              wieder versumpften, blos deswegen, weil die ersten getroffenen Maaßregeln nicht
                              fehlerfrei waren. Von dieser Wahrheit uͤberzeugte ich mich, als ich den
                              Auftrag erhielt, eine versumpfte Gegend zu untersuchen, und Mittel zu ihrer
                              Wiederaustrocknung anzugeben.
                           Damit der Leser von dieser Untersuchung und von den vorgeschlagenen Mitteln zur
                              Verbesserung des Bodens eins Uebersicht erhalte, fuͤge ich auf der Tab. V. einen Situations-Plan bei, den ich nun
                              vorlaͤufig erklaͤre.
                           Lit. abcd und e ist ein Bach, welcher der Muͤhlbach heißt, weil
                              er die bei lit. m befindliche Muͤhle treibt.
                              Dabei muß ich kuͤrzlich bemerken, daß diese Muͤhle in der ganzen
                              Gegend die einzige und fuͤr viele Doͤrfer und einzelne Hoͤfe
                              Beduͤrfniß ist. Der gedachte Muͤhlbach hat oberhalb Quellen, und einen
                              großen Zufluß erhaͤlt er durch einige Seitengraͤben aus dem
                              Moorgrunde, dann nimmt er auch zur Regenzeit das von den Anhoͤhen
                              zusammenfließende Wasser auf. Auf der rechten Seite des Baches faͤngt ein
                              großer, mehrere hundert Tagwerke haltender, versumpfter Boden an. Diesen, kaum zu
                              einer Viehweide nuzbaren Grund auszutrocknen; hat man schon vor langer Zeit die Graͤben oder
                              Kanaͤle fg, hi, kig gezogen. Der Graben kigd ist einer der bedeutendsten, und
                              fuͤhrt der Muͤhle lit. m das meiste Wasser
                              zu. Bei lit. g war die Eiche oder das Muͤhlwehr,
                              uͤber welches das fuͤr die Muͤhle uͤberfluͤssige
                              Wasser fiel, und in den Graben glne weiter lief.
                              Die Graͤben opq und qr entwaͤsserten den Grund auf der andern
                              Seite. Durch den Moorgrund zog sich ein gemachter Weg stuv, welcher zu beiden Seiten gewoͤhnliche Graͤben hat, und
                              wenn bei starken Regenguͤssen der Kanal kig
                              das Wasser nicht mehr fassen kann, oder wenn er verwachsen ist, wie ich bei der
                              Untersuchung fand, so zieht sich das Wasser in den Weggraͤben nach der
                              Richtung stub fort, und faͤllt in den Bach
                              lne.
                           Das bloße Anschauen der Zeichnung wird die fehlerhafte Richtung der
                              saͤmmtlichen Graͤben deutlich zeigen. Der Graben kig geht quer uͤber den Grund, und liegt
                              ziemlich hoch, um der Muͤhle Wasser zufuͤhren zu koͤnnen. Auf
                              diesen stoͤßt der Wassergraben hi
                              senkrecht, und eben so der Kanal fg. Die Richtung
                              gh war ebenfalls senkrecht auf dem
                              Muͤhlbach, und wurde erst abgerundet, um dem Graben eine bessere
                              Einmuͤndung zu geben.
                           Durch den hochgefuͤhrten Graben kg entstand
                              fuͤr den obern Distrikt ein eigentlicher Damm, welcher sich der
                              Entwaͤsserung entgegen stellte. Daher war auch bei lit. A. eine ganz versumpfte Strecke, welche nicht einmal mehr zu einer
                              Viehweide dienen wollte.
                           Um den obern Distrikt auszutrocknen, haͤtte man nach der Richtung wx einen Graben ziehen sollen, und auf diesen
                              waͤren dann die Graͤben hi und fg in einem spizigen Winkel gefallen, wodurch ein
                              besserer Abzug entstanden waͤre. Aber dann haͤtte auch die
                              Muͤhle weit weniger Wasser gehabt. Unter diesen Umstaͤnden war die
                              Austrocknung des obern Distrikts unmoͤglich, so lange die Muͤhle in der Art
                              besteht. Nun entstand die Frage: finden sich Mittel vor, wodurch die Trockenlegung
                              des Grundes moͤglich gemacht, und die Muͤhle fuͤr die Gegend
                              doch erhalten werden kann? Die Folge wird diese Frage beantworten. – Der
                              Graben hi fuͤhrt zwar Wasser, aber er hat
                              bei weitem nicht so viel genuͤzt, als er sollte. Um die versumpfte Strecke
                              A auszutrocknen, sollte ein neuer Graben gezogen
                              werden, und zwar nach der Richtung yz, die
                              spizwinklicht auf den Graben fg stoͤßt.
                              Nach einem angenommenen Nivellement hat sich ergeben, daß der Graben fg von oben bis zum Punkte n 6 Fuß Gefaͤll hatte, und dieses war so ungleich vertheilt, daß
                              von f bis g zwei, und von
                              g bis n 4 Fuß waren.
                           Wird nun dieses Gefaͤll gleichmaͤßig vertheilt, so wird es
                              moͤglich, den obern Distrikt auszutrocknen. Man hat nun ferner gefunden, daß
                              der Muͤhlbach abcd und der Graben kigd der Muͤhle Wasser genug
                              zufuͤhren. Nun wurde folgendes vorgeschlagen:
                           Der Graben kigd soll geraͤumt und erweitert
                              werden, so daß er mehr Wasser fasse. Dann soll man die Einmuͤndung des
                              Grabens hi nach der punktirten Linie αβ verbessern, und eben so die
                              Richtung gdm abrunden. Der Graben fgln aber soll so vertieft werden, daß sich das
                              saͤmmtliche Gefaͤll gleichmaͤßig vertheile, und dieser Graben
                              soll bei g unter dem Kanal oder unter einem daselbst
                              anzulegenden Gerinne durchgehen. Dieses geht um so eher an, da unter dem Bett der
                              Wasserleitung eine Vertiefung von 4 Fuß anzubringen ist. So weit die Wasserleitung
                              uͤber den Bach gehen soll, ist, wie gesagt, ein Gerinne von eichenen Dielen
                              auf Pfaͤhlen und Zwingen herzustellen, und unter diesem zieht sich der Graben
                              fl hindurch. Die rechte Seite des Gerinnes
                              wird auf eine gewisse Laͤnge nur so hoch gemacht, als es der Eichpfahl der
                              Muͤhle verlangt, und dann bildet sich hier eine Wehr oder der
                              Muͤhlabfall.
                           Durch diese Vorkehrung ist fuͤr den obern auszutrocknenden Distrikt schon sehr
                              viel, ja ich moͤchte sagen, alles gewonnen, was hier zu gewinnen ist, denn
                              bei lit. g liegt der von oben herunter kommende
                              Entwaͤsserungs-Graben 4 Fuß tiefer als sonst. Der neu zu ziehende
                              Graben yz entwaͤssert den Sumpf A vollkommen, weil der Graben bei z eine Tiefe von 2 1/2 bis 3 Fuß erhielt. Zu diesem kommt noch, daß der
                              neue Graben yz oben sich sehr nahe an den Graben
                              hαβ hinzieht, und mithin alles
                              Wasser dieser Gegend aufnimmt und in den vertieften Graben fuͤhrt. Unter
                              solchen Umstaͤnden wird der Graben oder die Wasserleitung lit. kg
                                  fuͤr den obern Distrikt unschaͤdlich.
                           Wenn der Graben bei lit. z auf eine Vertiefung von 3 Fuß
                              bekommt, so ist es unter gewissen Umstaͤnden doch noch moͤglich, das
                              hier zusammenfließende Wasser fuͤr die Muͤhle zu benuzen, wenn man
                              einen neuen Graben zc fuͤhrt. Wollte man
                              jedoch den Hauptgraben hier wieder aufdaͤmmen, um alles Wasser auf die
                              Muͤhle zu gewinnen, so wuͤrde die ganze, bisher vorgeschlagene,
                              Verbesserung zernichtet und aufgehoben, weil dann wieder jede Ueberschwemmung
                              zuruͤcktreten, und den obern Boden versumpfen wuͤrde.
                           Bei gewoͤhnlichem Wasserstande kann der Graben ohne allen Nachtheil so hoch
                              gestemmt werden, daß das Wasser auf die Muͤhle fließt. Wenn man daher bei lit. B. eine Schleuse in dem
                              Kanal fg anbringt, so kann bei geringem
                              Wasserstand das Wasser auf der Muͤhle benuzt werden. Aber diese Schleuse muß
                              sich oͤffnen, sobald das Wasser anschwillt. Um aber das Ziehen der
                              Schuͤze nicht Menschen zu uͤberlassen, welche es leicht
                              versaͤumen koͤnnen, habe ich folgende Vorrichtung angerathen: eine
                              Schleuse naͤmlich, welche sich von selbst oͤffnet, sobald das Wasser
                              groß wird.
                           
                           Die Breite des Baches ist 12 Fuß, und auf diese Breite wuͤrde eine
                              Aufziehschuͤze zu schwer werden, weshalb man auf eine andre Art denken
                              mußte.
                           Lit. C. ist der Grundriß und lit.
                                 D. der Aufriß einer hier anzuwendenden Schleuse. Lit. a und b sind die Saͤulen an den
                              beiden Ufern des Baches, und diese koͤnnen mit Strebebiegen gegen das
                              Schieben nach der Seite verwahrt werden. In der Mitte des Baches ist das Holz c angebracht, und mit der Bedielung des Bodens
                              befestiget. Nun werden zwei Thuͤren, wovon lit.
                                 E. eine ist, gemacht. Unten haben sie starke eiserne Zapfen dd, welche in die eichene Fallthuͤr
                              eingelassen und mit Schrauben befestiget sind. Diese eisernen Zapfen stecken in den
                              Angeln der Saͤulen ab und des Pfostens c
                              Fig. E
                                 . Um diese Angeln beschreiben sie nun einen Viertels-Zirkel xy, und koͤnnen zugemacht und
                              niedergelassen werden. Wenn die Schleusenthuͤren auf dem Boden liegen, gehen
                              sie buͤndig mit der Bedielung oder Ausbettung des Baches, und das Wasser
                              streicht ungehindert daruͤber hin. Bei lit. e
                              stehen zwei starke Saͤulen, welche oben eine Welle f haben, durch welche die Thuͤren mittelst der Ketten gh aufgewunden werden. Nun aber liegt quer
                              uͤber den Bach der Riegel ik, welcher in
                              der Mitte durch einen starken Bieg l unterstuͤzt
                              wird. Jede Thuͤre hat in der Mitte einen Schenkel Fig. E.
                                 
                              m. n, und C und D. lit. n. Ueber den
                              Schenkel und die Thuͤre geht die eiserne Schiene no. Fig.
                                 E
                                 . Oben bei n ist ein Scharnier, an dem sich die
                              andere eiserne Schiene p bewegt, und diese ist bei q unterwaͤrts mit einem Zapfen versehen. Sind die
                              Thuͤren mittelst der Welle f aufgezogen, so wird
                              die eiserne Schiene p nieder und auf den Riegel k gedruͤckt, wo dann der Zapfen q eingreift und die Thuͤre so fest haͤlt,
                              daß sie dem Druck des Wassers rs widerstehen kann.
                              Ferner ist zwischen den beiden Saͤulen e eine
                              bewegliche Welle t angebracht, und an diese ist durch
                              die ganze Breite des
                              Baches ein Brett u befestiget, welches 6 Zoll
                              hoͤher steht, als der gewoͤhnliche Wasserstand im Kanal. Bei v ist ein eiserner Hebezapfen. Waͤchst nun der
                              Bach an, so stoͤßt das Wasser an das Brett u,
                              bewegt es vorwaͤrts, und die Welle t mit dem
                              Hebezapfen q druͤckt die Schiene p in die Hoͤhe. Nun wird die Thuͤre
                              niedergeworfen, und das Wasser faͤllt daruͤber hin, so daß der Bach
                              seine vollkommene Tiefe erhaͤlt.
                           Eine solche Schuͤze ist vermoͤge ihrer einfachen Struktur sehr
                              dauerhaft; sie laͤßt sich leicht richten, und verfehlt ihre Wirkung nie. Die
                              bisher beschriebenen Stauschuͤzen koͤnnen in verschiedenen
                              Faͤllen angewendet werden; vorzuͤglich eignet sich die lezte zu großen
                              Materialfaͤngen, um diese ganz wasserleer zu machen.
                           Schließlich habe ich mir vorgenommen, noch einige Worte uͤber kleine
                              Material- oder Schlammfaͤnge vorzutragen, weil diese fuͤr
                              Oekonomen und Gutsbesizer nicht ohne Interesse seyn werden.
                           Baͤche, welche viel Gefaͤll haben und durch Thaͤler fließen, die
                              zu beiden Seiten mit Bergen eingefaßt sind, von denen bei Regenguͤssen viel
                              Wasser zusammen stroͤmt, solche Baͤche fuͤhren viel Schlamm,
                              Erde und Kies mit sich. Dieses Material wird dann in dem Bache, vorzuͤglich
                              da, wo er weniger Geschwindigkeit hat, abgesezt, oder es werden wohl gar die
                              Wiesgruͤnde damit angefuͤllt. Beides ist schaͤdlich; denn wird
                              der Bach mit Schlamm und Erde angefuͤllt, so faßt er die gehoͤrige
                              Wassermenge nicht mehr, so daß die kuͤnftigen Ueberschwemmungen um so
                              gefaͤhrlicher sind, und werden die Wiesen und Felder mit Schlamm
                              uͤberdeckt, so wird das Futter schlechter, oder wohl gar unbrauchbar. Wenn
                              dergleichen Baͤche blos Sand und Kies fuͤhren, so ist eine
                              Ueberschwemmung unter allen Umstaͤnden und zu jeder Jahreszeit
                              schaͤdlich. Fuͤhren sie aber Schlamm und Erde so koͤnnen solche als ein
                              Duͤngungs-Mittel benuzt werden; nur sollten dann die Ueberschwemmungen
                              nicht zur Unzeit eintreten.
                           Einer Ueberschwemmung ist nicht wohl vorzubeugen; aber durch die Anlegung eines
                              sogenannten Schlammfanges kann man das meiste Materiale von den Wiesen und Feldern
                              abhalten. Ein solcher Schlamm- oder Material-Fang wird da angelegt, wo
                              der Bach am meisten Materiale absezt und auf die Wiesen fuͤhrt, oder wo es
                              sonst hie Umstaͤnde raͤthlich machen.
                           Kommen Baͤche von Anhoͤhen, die zur Regenzeit viel Wasser haben, und in
                              einen Hauptgraben fallen, so sollen sie, ehe sie einmuͤnden, dergleichen
                              Faͤnge haben, damit der Hauptbach weniger angefuͤllt wird.
                           Ein Schlammfang ist nichts als ein kleiner Teich von einigen Quadratruthen. Auf der
                              einen Seite fließt der Bach in denselben und auf der andern wieder ab. Jedoch hat
                              man dahin zu sehen, daß der Einfluß und Abfall nicht einander gegenuͤber
                              stehen. Ist der Schlammfang ein langes Viereck, so mag der Einfluß auf der einen
                              schmalen Seite seyn, und allenfalls in der Mitte von der langen ist der Abfall
                              angebracht. Der Schlammfang wird 2-3 Fuß tiefer gegraben, als das Bett des
                              Baches, und er soll so verwahrt werden, daß das Wasser nichts ausreißen kann.
                           Vor dem Ausfluß liegt ein kleines Ueberfallwehr, so hoch als es die Umstaͤnde
                              erlauben, und so lang als es angeht. Hat man festes Erdreich, so ist es nicht
                              noͤthig, die Seiten des Schlammfangs auszuwanden, sondern nur
                              abzuflaͤchen; legt man ihn aber in ein sumpfiges Erdreich, so wird eine
                              Auswandung nothwendig werden.
                           In einer solchen Vertiefung sezt sich nun viel Schlamm ab, und nach voruͤber
                              gegangenem Regen kann man ihn ausheben. Daher soll man einen solchen Schlammfang an
                              einen solchen Plaz legen, wozu man bestaͤndig kommen kann, um den
                              eingefloͤßten Schlamm abzufuͤhren.
                           Ist der Schlamm nicht mit Sand und Steinen zu sehr vermischt, so giebt er ein
                              treffliches Duͤngungsmittel. Mit Sand gemischte Erde ist starker Feldung
                              zutraͤglich; fetter Schlamm aber, wenn er uͤber Winter auf einen
                              Haufen zusammengeschlagen wird, taugt auf Wiesen und magere Felder.
                           
                        
                     
                  
               
