| Titel: | Ueber die Bestandtheile des Bodens und die Einwirkung der Erdarten auf die Vegetation. Aus der Wissenschaft der Garten-Cultur etc. | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XX., S. 200 | 
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                        XX.
                        Ueber die Bestandtheile des Bodens und die Einwirkung der Erdarten auf die Vegetation. Aus der Wissenschaft der Garten-Cultur
                           etc.
                        Von Joseph Hayward, GentAus dem Repertory
                                       of Arts Manufactures et Agriculture. Second Series. N. CC. Jan.
                                    1819. p. 93. From the Science of Horticulture etc. Eine sehr
                                 umfassende Abhandlung uͤber denselben wichtigen Gegenstand verdanken wir
                                 dem Herrn Professor Schuͤbler in Hofwyl, welche wir in
                                 der Folge, mit Anmerkungen begleitet, in diesem Journale mittheilen werden..
                        Mit Anmerkungen des Uebersezers.
                        Hayward über die Bestandtheile und Einwirkung der Erdarten auf die Vegetation.
                        
                     
                        
                           Obschon die Erde allerdings ein mannigfaltiges Compositum in
                              Bezug auf Vegetation ist, so ist es doch nicht noͤthig, dieselbe weiter als
                              bis auf folgende einfache Zerlegung zu verfolgen, naͤmlich in Kalkerde, oder
                              in ihren kalkartigen Bestandtheil, in Kieselerde oder den kieselerdigen, Thon oder
                              den thonartigen, Bittererde oder den bittererdigen, und Kohlenstoff oder den
                              kohlenstoffhaltigen Bestandtheil, gewoͤhnlich Humus (Dammerde, Moder, (Mould) genannt.
                           Die vier ersten Bestandtheile sind das, was Miller
                              Einer der ersten und bis auf den heutigen Tag noch immer
                                    unuͤbertroffenen Gartenmeister, dessen unsterbliches Werk, Garten-Lexikon, 19 Auflagen erlebte.
                                    Vergl. Schultes Grundriß einer Geschichte und
                                       Literatur der Botanik, 8. Wien 1817. S. 377. 378. Anmerk. d.
                                       Uebers. eigentlich den enthaltenden Theil, den Koͤrper, das Bett, das Lager nennt; den
                              fuͤnften oder Humus (Moder
                              Wir werden uns kuͤnftig dieses Ausdruckes statt des lateinischen Humus bedienen, weil er erstens bezeichnender,
                                    ganz die Eigenheit der Sache ausdruͤckend, und endlich auch zweitens
                                    nicht gelehrt und deutlich ist. Anmerk.
                                    d. Uebers.), das Resultat verwitterter thierischer und Pflanzenstoffe) nennt er den
                              enthaltenen Theil.
                           Es ist klar erwiesen, daß keiner der vier Bestandtheile, weder Kalk- noch
                              Thon-, weder Bitter- noch Kieselerde in reinem Zustande, sowohl jeder
                              einzeln fuͤr sich, als mit anderen gemengt, eine Pflanze erhalten kann, und
                              daß hie Vegetationskraft eines jeden Bestandtheiles des Bodens durch die Menge des
                              Moders, oder des thierischen und Pflanzenstoffes bestimmt wird, welche derselbe
                              enthaͤlt.
                           Erde ist allerdings, wie man erwiesen hat, ein wesentlicher Bestandtheil der
                              Pflanzen, allein die Menge dieser in den Pflanzen entdeckten Erde ist so gering und
                              von solcher Art, daß sie in dem Wasser enthalten und von demselben zu- und
                              abgefuͤhrt werden kann.
                           Eine zu große Anhaͤufung oder Vereinigung thierischer und Pflanzenstoffe auf
                              einem Punkte macht den Boden untauglich zur Fortpflanzung und Erhaltung der meisten
                              Gewaͤchse: wir finden jene auch in der Natur selbst immer zertheilt und
                              verduͤnnt durch die Dazwischenkunft und Beimischung anderer Urstoffe, und in
                              diesem Zustande oder in dieser Verbindung bilden sie das, was man eigentlich Grund (loam) nennt.
                           Jeder Theil der Oberflaͤche unseres Erdballes, welcher Pflanzen traͤgt,
                              besteht aus einer Mischung oder Decke von Grund, in mehr oder minder
                              maͤchtiger Tiefe, und diese Maͤchtigkeit seiner Tiefe, das
                              Verhaͤltniß der Mischungen desselben, der Grad, in welchem er der Sonne und der Luft
                              ausgesezt ist, und die Beschaffenheit seiner Unterlage bestimmen den Ertrag des
                              Bodens oder der Erde im Allgemeinen.
                           Es ist eine ziemlich allgemein angenommene Meinung, daß kohlensaures Gas oder fixe
                              Luft die Hauptnahrung der Pflanzen bildet, allein dies ist nicht erwiesen.
                              Kohlensaures Gas, welches aus Kohlenstoff besteht, der in einer großen Menge von
                              Sauerstoff aufgeloͤset erhalten ist, besteht allerdings aus den zwei großen
                              Grundstoffen der Vegetation; es scheint mir aber weder wahrscheinlich noch
                              nothwendig, daß dasselbe in einem zusammengesezten oder gasfoͤrmigen Zustande
                              als Nahrung fuͤr die Pflanze anwendbar seyn sollte: wenn es aber durch die
                              kalkartigen Erden zersezt, seine Saͤure neutralisirt, oder der
                              uͤberfluͤßige Sauerstoff, indem er eine andere Verbindung eingeht,
                              demselben entzogen ist, und der Kohlenstoff sich mit Wasser verbindet, dann kann es
                              in Nahrungsstoff fuͤr die Pflanze verwandelt werden.
                           Es kann vielleicht noͤthig seyn, daß der Kohlenstoff auf denselben Zustand
                              zuruͤckgefuͤhrt werden muß, in welchem sich derselbe befindet, wenn er
                              mit Sauerstoff vereint, kohlensaures Gas bildet, ehe er von dem Wasser
                              aufgeloͤset und von den Pflanzen aufgenommen, verzehret, und denselben
                              angeeignet werden kann.
                           Alle Beobachtungen stimmen darin uͤberein, daß ein Uebermaß von Sauerstoff den
                              Pflanzen nachtheilig ist; es ist auch gewiß, daß die Fruchtbarkeit einer Pflanze
                              durch die Bildung oder durch das Weglassen des kohlensauren Gases sowohl von Seiten
                              des Bodens, als von Seiten der Pflanze vermindert wird.
                           Die befruchtendsten Duͤngerarten sind diejenigen, welche durch Zersezung von
                              thierischen oder Pflanzenstoffen durch solche Prozesse entstehen, welche die Bildung
                              des kohlensauren Gases hindern oder unmoͤglich machen.
                           
                           Ohne einen Ueberschuß von Wasser in fortdauerndem Zustande wird der Kohlenstoff
                              unfaͤhig zu jenem Grade von Saͤuerung, welcher noͤthig ist, um
                              denselben in eine Saͤure umzubilden, und wird dann nur, wie man sagt, in ein
                              kohlensaures Oxyd verwandelt, welches, wie es mir scheint, jener Zustand ist, in
                              welchem er sich am leichtesten in Pflanzen-Nahrung verwandeln laͤßt;
                              daher finden wir auch, daß stehendes Wasser den Pflanzen nachtheilig ist.
                           Wenn der Boden schon vorlaͤufig mit einer hinlaͤnglichen Menge von Kali
                              oder Saͤure versehen ist, um beide in einem neutralen Zustande darbieten zu
                              koͤnnen, wenn er durch die Dazwischenkunft von kiesel- und
                              kalkhaltigen Erden so zertheilt ist, daß jede Vereinigung auf einem Punkte gehindert
                              wird; so wird jeder Zusaz von einem oder von dem anderen der hier bemerkten Dinge
                              denselben unfruchtbar und fuͤr die Vegetation nachtheilig machen.
                           Gegohrene Fluͤssigkeiten, welche eine große Menge kohlensauren Gases oder
                              fixer Luft enthalten, wie Bier, verspaͤten oder hindern den Wachsthum, wenn
                              sie in gewoͤhnlichem Boden an die Wurzeln der Pflanzen gebracht werden;
                              staͤrkere Saͤuren, wie Essig oder Essigsaͤure,
                              zerstoͤren, wenn sie mit den Wurzeln in unmittelbare Beruͤhrung
                              gerathen, das Leben der Pflanze.
                           Man hat beobachtet, daß Pflanzen, wenn sie im Schatten wachsen, kohlensaures Gas
                              entwickeln; Sauerstoffgas hingegen allein, wenn sie den Strahlen der Sonne ausgesezt
                              werden; wir duͤrfen hieraus nicht schließen, daß kohlensaures Gas, als
                              solches, schon vollkommen ausgebildet, von den Blaͤttern und Wurzeln als
                              Nahrung aufgenommen, und in demselben Zustande wieder ausgeschieden wird, sondern es
                              scheint, daß eine Aufloͤsung des Kohlenstoffes in Wasser als Nahrung
                              aufgenommen wird, und daß die Sonne die Pflanze in den Stand sezt, diese Nahrung,
                              welche aus Wasser
                              besteht, worin Erde und Kohlenstoff aufgeloͤset sind, zu verdauen, und zu
                              ihrem verschiedenen Bedarf anzuwenden; daß die Sonne, waͤhrend sie die
                              Entweichung des Sauerstoffgases erleichtert, der Bildung des kohlensauren Gases, und
                              dem dadurch nothwendig entstehenden Verluste des Kohlenstoffes, dieses fuͤr
                              die Pflanze so wichtigen Stoffes, vorbeugt; daß, wenn die Sonne auf die Pflanze
                              nicht einwirkt, diese Zersezung oder Verdauung nur unvollkommen geschieht, und die
                              Nahrung dann unverdaut, als kohlensaures Gas, ausgeschieden, die Pflanze selbst aber
                              schwach, ungesund und kraͤnkelnd wird.
                           Ohne Anwendung einer außerordentlichen Hize, die jener des freien Feuers nahe kommt,
                              kann die Kunst den Kohlenstoff in reinem Zustande nicht erzeugen, und es scheinen
                              triftige Gruͤnde uns zur Annahme zu berechtigen, daß, ohne Huͤlfe der
                              Sonnenstrahlen oder der Verdauung in den Eingeweiden der Thiere, eines Grades von
                              Hize, der nach jenem der Gaͤhrung und des Feuers zu stehen kommt, der
                              Kohlenstoff der noͤthigen Aufloͤsung im Wasser, in welchem Zustande er
                              allein als Nahrung fuͤr die Pflanzen dient, nicht faͤhig werden kann;
                              denn wir finden, daß thierische oder vegetabilische Substanzen, wenn sie in einem
                              organischen Zustande unter die Erde gebracht und dort zersezt werden, den Pflanzen
                              nur wenig heilsame Nahrung darbieten, so lange sie von der Einwirkung der Sonne und
                              des Feuers etc. ausgeschlossen sind, waͤhrend, wenn sie spaͤter in was
                              immer fuͤr einer Periode der Einwirkung der Sonne und der Luft ausgesezt,
                              oder in Beruͤhrung mit einer aͤhnlichen Waͤrme, mit kalkartigen
                              Erden oder mit absorbierenden und durch das Feuer kaustisch gewordenen Substanzen
                              gebracht werden, sie dadurch in einen Zustand gelangen, in welchem sie die Erde
                              fruchtbar machen, und Nahrung fuͤr die Pflanzen werden koͤnnen.
                           
                           Durch den Harn und durch die thierischen Excremente, durch die Einwirkung des Feuers
                              auf thierische und vegetabilische Stoffe, durch das Aussezen derselben an die Sonne
                              und durch einen Ueberschuß von Wasser werden alkalische Salze erzeugt,
                              waͤhrend durch die natuͤrliche Zersezung von Thieren und Pflanzen
                              mittelst der Gaͤhrung Saͤuren gebildet werden, kohlensaures Gas,
                              gekohlstofftes Wasserstoffgas, Ammoniakgas u. d. gl. Daher glauben auch Einige, daß
                              diese das Hauptprincip der Nahrung und des Unterhaltes der Pflanzen waͤren:
                              allein es ist erwiesen, daß weder alkalische oder andere Salze, noch Saͤuren
                              fuͤr sich allein eine Pflanze erhalten, oder einen Wachsthum in derselben
                              hervorbringen koͤnnen.
                           Man sieht zuweilen uͤppig und geil Gewaͤchse an solchen Orten
                              aufschießen, wo diese verschiedenen Gasarten in großer Menge entwickelt werden; sie
                              scheinen die Aufloͤsungen der sich zersezenden Substanzen in dem unreinsten
                              Zustande zu verschlingen. Dies laͤßt sich am deutlichsten an der Familie der
                              Kohlgewaͤchse beweisen, und besonders am See-Kohle, wenn er
                              fuͤr die Tafel gezogen wird; wenn dieser auf frisch und reichlich
                              geduͤngtem Grunde gebaut wird, so bekommt er einen so starken und
                              uͤblen Geschmack, daß er kaum genießbar ist; ist er aber in reinem Grunde,
                              oder in einem solchen gewachsen, der bereits vor einigen Jahren geduͤngt
                              wurde, so schmeckt er suͤß und kostbarMoͤchten sich dies doch unsere Erdaͤpfel-Fabrikanten in
                                    Baiern gesagt seyn lassen, die, um ja nur recht viele Knollen zu fabriciren,
                                    das Feld, auf welchem sie Kartoffeln bauen, wenige Tage vorher recht
                                    tuͤchtig duͤngen, und so aus den feinsten und schmackhaftesten
                                    englischen und hollaͤndischen Zucker-Erdaͤpfeln immer
                                    nur Schweins-Kartoffeln, die im Halse krazen und brennen, zu Markte
                                    bringen. Anmerk. d.
                                       Uebers..
                           
                           Pflanzen, die zu schnell und zu uͤppig wachsen, sind gewoͤhnlich
                              kraͤnkelnd, und tragen selten Fruͤchte. Die Ursache hiervon ist
                              offenbar. Die Stoffe, welche das Gas liefern, sind mit einer Menge Wasser in
                              Verbindung, und liefern dadurch einen großen Vorrath von Nahrung fuͤr die
                              Pflanzen: allein diese ist in einem solchen Zustande oder Mißverhaͤltnisse,
                              so verduͤnnt, waͤsserig und unrein, daß eine weit groͤßere
                              Oberflaͤche am Staͤngel wie am Laube der Einwirkung der Sonne und der
                              Luft ausgesezt werden muß, wenn sie fruchtbringend werden soll, als eine
                              einjaͤhrige Pflanze fuͤglich zu ertragen vermag; sie muß also
                              nothwendig zu Boden fallen.
                           Wenn Baͤume und Straͤucher einander beschatten, die Strahlen der Sonne
                              ausschließen, und ein großer Theil des Kohlenstoffes in Verbindung mit Sauerstoff
                              als kohlensaures Gas entwickelt wird, so bleiben die beschatteten in einem Zustande
                              von Schwaͤche, der nothwendigen Erhaltungsmittel beraubt, und Krankheit,
                              Faͤulniß und Tod ist nicht selten hiervon die Folge.
                           Ein Boden, der durch seine Lage gegen Sonne und Luft, oder durch Einwirkung des
                              Feuers, oder durch seine gehoͤrige Mischung aus Kalk, Kiesel und Thonerde so
                              beschaffen ist, daß er die Zersezung thierischer und vegetabilischer Produkte durch
                              Ablassung des uͤberfluͤssigen Wassers und Hinderung der Bildung des
                              kohlensauren Gases und gekohlstofften Wasserstoffgases und der dadurch nothwendigen
                              Entweichung des Kohlenstoffes gehoͤrig leitet, bringt und erhaͤlt die
                              gesundesten Pflanzen, und macht diese hoͤchst fruchtbar an Samen und
                              Fruͤchten.
                           Als Zusaz zu obigen Behauptungen wollen wir bemerken, daß Jethro Tull in seiner Abhandlung uͤber das
                              Roß-Harken (Treatise on Horse-Horing) vom
                              Jahr 1733 die Meinung aufstellte, daß sehr kleine Erdtheilchen die Nahrung der ganzen
                              vegetabilischen Welt bilden; daß Luft und Wasser zur Erhaltung dieser Theilchen aus
                              dem Boden vorzuͤglich nuͤzlich sind, und daß der Duͤnger auf
                              keine andere Weise, als dadurch wirkt, daß er das Gefuͤge des Bodens
                              verbessert.
                           Van Helmont glaubte im Jahr 1610 durch entscheidende
                              Versuche bewiesen zu haben, daß alle vegetabilische Produkte im Wasser erzeugt
                              werden koͤnnenThales hat eben dasselbe schon einige halb Duzend
                                    Jahrhunderte vor Van Helmont behauptet. Wenn
                                    diese beiden – Philosophen eben dies von unseren heutigen
                                    mystikvollen Poeten behauptet haͤtten, wuͤrde ihnen kein
                                    Mensch widersprochen haben..
                           Es laͤßt sich erweisen, daß eine unendliche Menge Wassers von unserer Erde
                              durch Ausduͤnstung aufsteigt. Einstimmig hiermit und mit der Meinung, daß die
                              Blaͤtter die Nahrung der Pflanze einsaugen und zufuͤhren, und diese
                              durch das ganze Gebaͤude derselben geleitet wird, bemerkte ein
                              ausgezeichneter Ackerbauer und Schriftsteller unserer Zeit, J. C. Curwen, Esqu., daß Pfluͤgen und Aufruͤhren
                              des Bodens diese Verduͤnstung erleichtert und vermehrt, und daß, wenn diese
                              Arbeit statt hat, der Wachsthum der Pflanzen durch den Dunst, der dann aufsteigt,
                              und von den Blaͤttern verzehrt wird, sich neu belebt und vermehrt. Obschon
                              keine dieser Behauptungen durch Demonstration erwiesen werden kann, so sind doch die
                              Beobachtungen dieser ausgezeichneten Maͤnner keineswegs grundlos, sondern
                              verdienen alle Aufmerksamkeit; denn wenn auch ihre Theorien und Meinungen
                              uͤber die große wirkende Ursache Sophisterei sind, so bleiben doch die
                              wohlthaͤtigen Wirkungen, welche von der praktischen Anwendung ihrer
                              Lieblings-Prozesse fuͤr den Landbau uͤberhaupt entstehen,
                              unbezweifelt.
                           
                           Van Helmont's Ideen, daß alle vegetabilischen Produkte aus dem Wasser allein erzeugt
                              werden koͤnnen, sind, strenge genommen, nicht richtig; es ist aber gewiß, daß
                              die Pflanzen ohne Wasser nicht wachsen koͤnnen, und daß ihr Wachsthum
                              wirklich ganz und gar von dem Wasser abhaͤngt, welches ihre Wurzeln
                              erhaltenEs ist aber eben so wahr, daß die allersaftigsten Pflanzen, die Crassulen,
                                    Mesembryanthemen, Cactus, Euphorbien, Aloën etc. auf dem
                                    allerduͤrresten Boden der heißen afrikanischen Wuͤsten, so wie
                                    unser Mauerpfeffer und unsere Hauswurzen auf unseren trockenen Mauern, am
                                    besten gedeihen, und daß alle diese Pflanzen, wenn man ihren Wurzeln
                                    reichlich Wasser giebt, in wenigen Tagen zu Grunde gehen. Anmerk. d. Uebers..
                           Jethro Tull's Meinung, daß der urspruͤngliche Boden alles in sich
                              enthaͤlt, was zur Erhaltung der Pflanzen noͤthig ist, ist durch die
                              jaͤhrliche Erfahrung aller Gaͤrtner und Landwirthe hinlaͤnglich
                              widerlegt; allein seine Methode und sein Grundsaz, nach welchem der Landbau
                              getrieben werden soll, wird immer die Fruchtbarkeit des Bodens vermehren. Herrn
                              Curwen's Schluß, daß die aus dem Boden, wenn dieser umgekehrt wird, aufsteigenden
                              Daͤmpfe den Pflanzen einen Zuschuß an Nahrung gewaͤhren, indem sie von
                              den Blaͤttern verschlungen und in das Gebaͤude der Pflanze aufgenommen
                              werden, ist eben so truͤgerisch; denn wenn dies wirklich der Fall
                              waͤre, so muͤßten, da diese aus der Erde aufsteigenden Daͤmpfe
                              so leicht sind, daß sie durch das leiseste Luͤftchen verwehet werden
                              koͤnnen, auch jene Pflanzen, welche neben dem Lande, das aufgeharkt wurde,
                              stehen, davon Vortheil ziehen, was aber nicht der Fall ist. Indessen ist das Harken
                              selbst doch unbezweifelt nuͤzlichWo es zur rechten Zeit geschieht. Anmerk. d.
                                       Uebers..
                           
                           Die wahren Grundsaͤze, auf welchen das Ganze beruht, scheinen folgende:
                           Wasser, welches gewisse Substanzen aufgeloͤset enthaͤlt, liefert die
                              einzige Nahrung der Pflanzen.
                           Nachdem die Wurzeln denjenigen Theil des Wassers, welchen sie fuͤr sich
                              tauglich fanden, ausgezogen und verzehret haben, wird das noch Uebrige fuͤr
                              sie unnuͤz und schaͤdlich, und erzeugt, wenn es nicht entfernt wird,
                              Krankheit.
                           Um also einen bestaͤndigen und regelmaͤßigen Vorrath von Nahrung und
                              die Pflanzen zugleich gesund zu erhalten, wird fuͤr diese ein Wechsel und
                              Umlauf des Wassers eben so noͤthig, als Wechsel und Umlauf der Luft
                              fuͤr die Thiere noͤthig ist.
                           Der Grund und Boden (als dem Einflusse der Cultur unterworfen) ist fuͤr die
                              Erhaltung der Pflanzen in keiner anderen Ruͤcksicht, denn als Laboratorium,
                              Lager oder Bett nothwendig, in welchem die Nahrung bereitet wird, und die Wurzeln
                              sich ausbreiten, naͤhren und ruhen koͤnnen.
                           Jede Art von Erde kann durch die Anziehungskraft der Haarroͤhrchen eine
                              gewisse Menge Wassers in sich fassen, und, nach ihrem verschiedenen Gefuͤge,
                              demselben einen schnelleren oder langsameren Durchgang gewaͤhren.
                           Die Schwere des Wassers, welches als Regen, oder wie immer auf die Oberflaͤche
                              der Erde auffaͤllt, veranlaßt die absteigende Bewegung oder das Eindringen
                              desselben in die Erde, und wenn diese durch die Sonne an ihrer Oberflaͤche
                              erhizt wird, wird das Wasser an derselben verduͤnnt, steigt auf, und geht in
                              Dampfgestalt davon; und da die Anziehungskraft dadurch vermehrt wird, so entsteht
                              eine aufsteigende Bewegung.
                           Da nun das Wasser waͤhrend seines Auf- und Niedersteigens in der Erde
                              mit dem in derselben enthaltenen Kohlenstoffe in Beruͤhrung kommt, so
                              loͤst es einen Theil desselben auf, und wird dadurch mit der fuͤr die Erhaltung
                              der Pflanzen noͤthigen Nahrung versehen, welche, waͤhrend sie durch
                              die Wurzeln durchgeht, gehoͤrig in denselben vertheilt wird.
                           Es ist durch Analyse erwiesen, daß diejenigen Gruͤnde die fruchtbarsten sind,
                              welche so beschaffen sind, daß in ihnen die groͤßte, unmittelbarste und bis
                              in das Kleinste gehende Zertheilung, Ausdehnung und Verbreitung des Wassers
                              waͤhrend seines Durchganges durch dieselben moͤglich wird, und die
                              zugleich eine hinlaͤngliche Menge aufloͤslichen Kohlenstoffes und
                              kalkartiger Erde zur Verbesserung der Saͤure und Faͤulniß
                              enthalten.
                           Die wirksamste Weise, jeden Boden fruchtbar zu machen, muß daher diejenige seyn,
                              durch welche diese wesentlichen Eigenschaften an demselben hervorgebracht und
                              unterhalten werdenHoc opus, hic labor est! Es muß daher ewig Boden
                                    geben, die zur ewigen Unfruchtbarkeit verdammt bleiben muͤssen, weil
                                    der Aufwand mehr kosten wird, als der Ertrag. Non
                                       omnis fert omnia tellus.
                                    Anmerk. d. Uebers..
                           Dies ist die wahre Ursache der Vortheile, welche durch Tull's und Hn. Curwen's
                              Methode entstehen.
                           Je mehr der Boden gehoͤrig und vollkommen zertheilt wird, desto vollkommener
                              und gleichfoͤrmiger wird auch das Auf- und Niedersteigen der
                              Feuchtigkeit geschehen koͤnnen, und je kleiner das kohlenstoffhaltige oder
                              große Princip aller Fruchtbarkeit zertheilt, je gleichfoͤrmiger dasselbe
                              uͤberall in der Erde verbreitet wird, desto leichter wird es sich von dem
                              Wasser aufloͤsen lassen, und mit demselben verkoͤrpern, desto
                              vollkommener wird es zubereitet, und in den Bereich der Wurzeln der Pflanzen
                              gebracht.
                           Man muß ferner noch bemerken, daß es diese Grundsaͤze sind, auf welchen die
                              wohlthaͤtigen Resultate der Ackerbau-Verrichtungen, des Trockenlegens
                              und Waͤsserns, des Kalkgebens, des Reinigens der Oberflaͤche vom
                              Unkraute, und des gehoͤrigen Ausstellens derselben gegen Sonne und Luft etc.
                              beruhen.
                           Wir muͤssen ferner aus den vorhergehenden Beobachtungen schließen, daß nicht
                              blos die Bildung des Lagers oder Bettes unsere besondere Aufmerksamkeit verdient,
                              sondern daß auch die Beschaffenheit der Unterlage, worauf dasselbe ruht, von sehr
                              wesentlicher Wichtigkeit ist. Wenn diese so beschaffen und gebildet ist, daß sie das
                              uͤberfluͤßige Wasser zuruͤck haͤlt, und um die Wurzeln
                              her still stehen laͤßt, so wird sie Unfruchtbarkeit, Krankheit und den Tod
                              herbeifuͤhren; wenn sie aber zu offen und trocken ist, so wird sie, indem sie
                              das Wasser zu schnell durchlaufen laͤßt, bei ihrer Unfaͤhigkeit,
                              dasselbe zuruͤckzuhalten, den Grund seines Kohlenstoffes berauben und
                              denselben unfruchtbar machen.
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daß bei Pflanzen wie bei Thieren die Menge und
                              Beschaffenheit der Nahrung, der Schuz und die Wartung, die man ihnen angedeihen
                              laͤßt, ihre Staͤrke und ihren Ertrag bestimmen; es muͤssen
                              daher in dem ganzen Verlaufe ihrer Cultur alle Vorrichtungen so getroffen werden,
                              daß sie mit dem beabsichtigten Zwecke im Einklange stehen, und unsere Forderungen
                              duͤrfen nie unsere Mittel uͤbersteigen. Es wird verderbliche Thorheit
                              seyn, ein Bett oder Lager und hinlaͤngliche Nahrung fuͤr einen großen
                              starken Baum herzurichten, wenn wir nur fuͤr den Stamm oder fuͤr die
                              Aeste eines kleinen Strauches Raum genug besizen, und umgekehrtDie gewoͤhnliche Geschichte der Cultur tropischer Baͤume in
                                    unseren Vogelbauern von Glashaͤusern. Anmerk. d. Uebers..