| Titel: | Ueber eiserne und steinerne Wasserleitungs-Röhren, so wie über Wasserleitungs-Röhren überhaupt. | 
| Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XXVI., S. 266 | 
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                        XXVI.
                        Ueber eiserne und steinerne Wasserleitungs-Röhren, so wie über Wasserleitungs-Röhren überhaupt.
                        Von dem K. B. Kreisbauinspektor Voit.
                        Mit Abbildungen Tab. VII.Tab. VIII.
                        Voit über eiserne und steinerne Wasserleitungs-Röhren.
                        
                     
                        
                           Daß es in mancher Hinsicht sehr wichtig ist, einen Ort mit
                              gesundem, frischem Quellwasser zu versehen, und daß dieser Gegenstand
                              vorzuͤglich die Aufmerksamkeit des Technikers verdiene, wird Niemand in
                              Abrede stellen.
                           In aͤltern Zeiten wurden, vorzuͤglich bei den Roͤmern,
                              praͤchtige Bauwerke zu diesem Zwecke aufgefuͤhrt, welche wir jezt noch
                              in ihren Truͤmmern bewundern. Sie verwendeten die groͤßte Sorgfalt und
                              ungeheure Kosten auf massive Aquaͤdukte (Wasserleitungen), um der großen
                              Hauptstadt Wasser zuzufuͤhren. Doch hatten die Roͤmer auch, wie Vitruv berichtet, bleierne und thoͤnerne
                              Roͤhrenleitungen.
                           Unsere gewoͤhnlichen Wasserleitungen sind keine solche Werke, wie die
                              Roͤmer anlegten. Diese faßten das Wasser in steinerne, wohlverwahrte
                              Kanaͤle, gaben demselben das erforderliche Gefalle, und fuͤhrten die
                              Kanaͤle, wenn sie durch Thaͤler hinstrichen, auf einen massiven
                              Unterbau, oder errichteten Arkaden; waren Gebirge im Wege, so wurden Stollen
                              angebracht. Nur unter gewissen Umstaͤnden und bei einem sehr großen
                              Wasserbedarf werden auch in neuern Zeiten dergleichen kostbare Aquaͤdukte
                              aufgefuͤhrt; aber von solchen ist hier die Rede nicht.
                           
                           In den meisten Fallen ist auch nur noͤthig, die Quelle auf dem Plaze, wo sie
                              entspringt, zu fassen, und in Roͤhren an den Ort ihrer Bestimmung –
                              welcher jedoch niedriger liegen muß, als der Ursprung der Quelle – zu leiten;
                              oder man faßt die Quelle in einen von Holz oder Stein hergestellten Kanal, der so
                              weit als moͤglich, das heißt, so weit natuͤrliches Gefaͤlle
                              vorhanden ist, geleitet wird; wo man denn das Wasser, wenn es noch zu tief steht,
                              durch ein hydraulisches Werk hebt. Hat aber der Kanal selbst nicht so viel Wasser,
                              als zur Betreibung der Maschine erfordert wird, so ist das Wasser eines Baches, oder
                              eines Flusses dazu anzuwenden. Fehlt es ganz an solcher Huͤlfe, so muß man
                              fuͤr die Maschine zu andern Kraͤften, z.B. Wind oder Daͤmpfen,
                              seine Zuflucht nehmen. Indessen ist hier nur in so ferne von Wasserleitungen die
                              Rede, als das Wasser in Roͤhren fortgeleitet wird.
                           Nach meiner Einsicht ist bei einer Wasser- oder Roͤhrenleitung zu
                              sehen:
                           1) auf das Terrain, durch welches die Leitung gefuͤhrt werden, und
                           2) auf das Materiale, woraus sie hergestellt werden soll. Bei dem leztern hat man
                              wieder besonders zu beruͤcksichtigen:
                           a) Daß es dauerhaft,
                           b) daß es der Gesundheit nicht nachtheilig sey.
                           Hat man eine gesunde, ergiebige Quelle, welche einem Ort zugefuͤhrt werden
                              soll, so ist vor allem ein genaues Nivellement vorzunehmen; ergiebt sich dann
                              hieraus, daß zu einer anzulegenden Roͤhrenleitung hinlaͤngliches
                              Gefaͤll vorhanden ist; so muß auch der Boden, in den sie zu liegen kommen
                              soll, untersucht werden. Das Steigen und Fallen des Bodens macht einige Vorsicht,
                              eine Auswahl der Roͤhren nothwendig; auch ist Sand und Moorgrund den
                              Roͤhren, von
                              welchem Materiale sie auch seyn moͤgen, nicht so zutraͤglich, als Lehm
                              und Thon. Bei einem schlechten Boden sollte man, wo moͤglich, fuͤr
                              eine Thonschichte um die Roͤhre sorgen, weil der Thon den Zutritt der
                              aͤußern Luft mehr als jede andere Erdart abhaͤlt.
                           Das Wichtigste aber, worauf man nun bei den Roͤhren zu sehen hat, ist ihre
                              Dauerhaftigkeit.
                           Hoͤlzerne Roͤhren sind in dieser Hinsicht die schlechtesten; auch in
                              Betracht der Gesundheit nicht die vorzuͤglichsten, in so fern sie dann, wenn
                              sie in Faͤulniß gerathen, dem durch sie fließenden Wasser einen faulen
                              Geschmack mittheilen.
                           Die Dauerhaftigkeit betreffend, kommt nicht nur der Ankauf der Roͤhren und die
                              Kosten, welche auf das Einlegen derselben verwendet werden, in Anschlag; sondern man
                              muß auch die oͤfteren Reparaturen, welche dabei vorzunehmen sind, in Rechnung
                              bringen; man muß bedenken, daß dergleichen Leitungen oͤfters unter einem
                              Boden liegen, welcher sehr theuer ist, wie z.B. in Gaͤrten, in angebauten
                              Feldern und Wiesen; oder die Roͤhrenfahrt geht durch gepflasterte Straßen in
                              Staͤdten, wo das Aufreißen des Pflasters und das Wiederherstellen desselben
                              viele Kosten verursacht. Ferner ist zu erwaͤgen, daß eine Unterbrechung der
                              Wasserleitung an sich schon sehr unangenehm ist, und unter gewissen
                              zusammentreffenden Umstaͤnden sogar nachtheilig und gefaͤhrlich werden
                              kann. Endlich hat man auch wohl zu uͤberlegen, daß eine hoͤlzerne
                              Roͤhrenleitung, troz aller Aufsicht, die man auf dieselbe haben mag, doch in
                              vielen Faͤllen der Willkuͤhr der Arbeitsleute uͤberlassen
                              bleiben muß, daß diese aus Absicht und aus Nachlaͤssigkeit viel
                              versaͤumen koͤnnen, und daß man dabei des Wassers zu keiner Zeit recht
                              versichert ist.
                           Alle diese Umstaͤnde zusammen genommen, werden die Ueberzeugung hervorbringen,
                              daß hoͤlzerne Wasserleitungs-Roͤhren nicht die wohlfeilsten sind, und
                              es muß der Wunsch entstehen, daß, wenigstens bei großen Wasserwerken, Roͤhren
                              von einem bessern, der Wichtigkeit des Zweckes mehr entsprechenden, Materials
                              gewaͤhlt werden moͤchten.
                           Zwar habe ich selbst die Erfahrung gemacht, daß Brunnenroͤhren von Forlholz,
                              welches sehr viel Harz hatte, in einem guten Boden, oder mit Thon eingeschlagen,
                              uͤber 30 Jahre ausdauerten; ich muß aber dabei bemerken, daß das Wasser keine
                              sogenannte Spannung hatte, und daß die Roͤhren, als sie ausgegraben wurden,
                              von außen und von innen angegriffen waren. Haͤtte das Wasser den geringsten
                              Druck ausgeuͤbt, so wuͤrden die Rohren viel fruͤher
                              zerstoͤrt worden seyn.
                           Ferner sind Brunnenroͤhren von Lerchenbaumholz aͤußerst dauerhaft, und
                              es ist zu bedauern, daß dieser in mancher Hinsicht so nuzbare und schnell
                              wuͤchsige Baum in unsern Forsten so selten angetroffen wird. Wenn das Wasser
                              ohne Druck fließt, so kann es auch in Hohlziegeln oder in ausgehoͤhlten
                              steinernen Rinnen, mit Ziegeln bedeckt, geleitet werden, und in manchen Ziegeleien
                              macht man hiezu besondere Rinnsteine; aber auf eine solche Art ist selten eine ganze
                              Roͤhrenleitung zu construiren.
                           Man hat daher Ursache, bei großen Wasserleitungen, vorzuͤglich unter einem
                              kostbaren Boden, und wo man sich des Wassers versichern will, hoͤlzerne
                              Roͤhren zu vermeiden. Es waͤre mir ein Leichtes, aus meiner Praxis
                              Beispiele anzufuͤhren und Berechnungen vorzulegen, woraus arithmetisch hervor
                              gienge, daß im Laufe der Zeit hoͤlzerne Brunnenroͤhren theurer als
                              eiserne zu stehen kommen; indessen glaube ich, durch das bisher Gesagte, den Leser
                              davon vollkommen uͤberzeugt zu haben.
                           Bei solchen Erfahrungen war man schon lange auf dauerhaftere Wasserleitungs-Roͤhren bedacht,
                              und man brachte bleierne, eiserne und steinerne in Anwendung.
                           Bleierne Roͤhren hat man schon lange haͤufig gebraucht, weil sie
                              dauerhaft und dabei leicht zu verfertigen sind; allein man ist nun daruͤber
                              allgemein einverstanden, daß sie der Gesundheit schaden; gewiß ein hinreichender
                              Grund, sie zu verwerfen.
                           Roͤhren von Gußeisen sind nicht weniger seit langer Zeit im Gebrauch, und mit
                              Recht; denn sie sind bei großer Dauerhaftigkeit der Gesundheit nicht nachtheilig.
                              Der Vorwurf, den man ihnen macht, daß sie bald vom Roste gefressen wuͤrden,
                              ist nach meiner Erfahrung nicht gegruͤndet. Vor ohngefaͤhr 18 Jahren
                              ließ ich eine entbehrlich gewordene Wasserleitung von gegossenen eisernen
                              Roͤhren, welche uͤber 60 Jahre in einem lehmartigen Boden gelegen
                              hatten, heraus nehmen, und fand, daß die aͤußere Seite derselben nur an wenig
                              Stellen vom Rost angegriffen, an der innern Seite aber nichts davon zu bemerken
                              war.
                           Bisher hatte der hohe Preis der Roͤhren von Gußeisen von ihrer allgemeinen
                              Einfuͤhrung abgeschreckt; da sie aber in unsern Zeiten leichter, und mithin
                              wohlfeiler, gedacht werden koͤnnen, so verdienen sie auch, dringend empfohlen
                              zu werden.
                           In reifer Erwaͤgung dieser Umstaͤnde hat der hiesige Magistrat
                              beschlossen, die Hauptaͤste der Augsburgischen Wasserleitung, nach Angabe des
                              beruͤhmten Koͤnigl. Baierschen Oberbergraths Ritter von Reichenbach,
                              von gegossenen eisernen Roͤhren herstellen zu lassen. Man erwartet
                              taͤglich Probe-Roͤhren von der Herzoglichen Leuchtenbergischen
                              Eisenschmelz in Obereichstaͤtt. Nach der Anordnung des gedachten Herrn von
                              Reichenbach soll jede einzelne Roͤhre, ehe sie in den Boden kommt, eine Probe
                              bestehen, ob sie den verlangten Druck des Wassers aushalten kann. Unter solchen
                              Voraussezungen wird sich Augsburg bald einer zweckentsprechenden Wasserleitung
                              ruͤhmen koͤnnen.
                           Nach den eisernen Roͤhren werden wohl die steinernen den Vorzug behalten,
                              wegen ihrer Dauerhaftigkeit, Reinlichkeit und Unschaͤdlichkeit fuͤr
                              die Gesundheit. Fester Sandstein, Marmor und feiner Granit geben
                              Brunnenroͤhren. Diese Steine werden mit Handwerkszeugen oder auf
                              Bohrmuͤhlen durchloͤchert. Es sind mir auch verschiedene Fabriken
                              bekannt, welche dauerhafte Roͤhren aus Thon formen und brennen.
                           Bei der Wichtigkeit der Sache, von der hier die Rede ist, naͤmlich dauerhafte,
                              gesunde und dabei verhaͤltnißmaͤßig wohlfeile Brunnenroͤhren zu
                              erlangen, waͤre es gewiß sehr erwuͤnscht, wenn ein mit diesem Zweige
                              der Technologie vertrauter Mann die Muͤhe uͤbernehmen wollte, alle
                              bisher erschienenen Bekanntmachungen uͤber Versuche, Proben und gelungene
                              Ausfuͤhrungen von Roͤhrenleitungen, aus welchem Materiale sie auch
                              bestehen moͤgen, zusammen zu stellen, damit man eine Uebersicht uͤber
                              die Fabrikatur derselben und uͤber die damit vorzunehmende Manipulation
                              erhalte. Ich glaube hiezu einen Beitrag zu liefern, wenn ich alles, was mir von
                              diesem Gegenstande bekannt wurde, zu einer kuͤnftigen weitern Bearbeitung
                              hier niederlege.
                           
                        
                           I. Wasserleitungs-Roͤhren von Gußeisen.
                           Unter allen Wasserleitungs-Roͤhren werden die von gegossenem Eisen den ersten Rang einnehmen, und dem Techniker ist daran
                              gelegen, zu wissen, von welcher Laͤnge und von welchem
                                 Gewicht sie auf den Eisenschmelzen gegossen werden, und wie hoch die Preise
                              derselben sind.
                           
                           
                              a) Roͤhren aus Gußeisen von der Altgraͤflich-Salmischen Eisengießerei zu Blansko in MaͤhrenAus dem Hesperus Nro. 68. December 1819..
                              Bei meinem Aufenthalt in Blansko, wo ich im Laufs
                                 dieses Sommers einige Wochen zubrachte, die mir nicht allein im Genuß der
                                 mannigfachen Naturschoͤnheiten, welche diesen Ort reichlich umgeben,
                                 sondern auch in Bewunderung mehrerer gluͤcklich ausgefuͤhrter
                                 mechanischer, technischer und landwirtschaftlicher Vollkommenheiten zu Blansko und Raiz so
                                 schnell und angenehm dahin schwanden, ward ich in den Stand gesezt, uͤber
                                 einen besonders wichtigen Zweig der Blanskoer Eisengießerei Bemerkungen zu
                                 machen, die ich hiemit zur gemeinnuͤzigen oͤffentlichen Kenntniß
                                 zu bringen fuͤr Pflicht halte, da dieser Gegenstand von großer
                                 Wichtigkeit ist.
                              Ich meine naͤmlich, die diesem Werke eigenthuͤmliche neue Art Roͤhren aus Gußeisen, die man daselbst auf
                                 einem ganz andern, als bisher gewoͤhnlichen Wege sehr vollkommen
                                 herstellt; sie zeichnen sich vor allen anderen eisernen Rohren, hinsichtlich
                                 ihres geringen Gewichts, aͤußeren Ansehens, vollkommener Dichtigkeit des
                                 Gusses ruͤhmlich aus, und werden von einem kaum glaublichen Durchmesser
                                 zu 1/2 Zoll bis zu den groͤßten Durchmessern ihrer innern Oeffnung in
                                 Stuͤcken zu 3 Fuß Laͤnge angefertigt.
                              Der dortige Herr Huͤttenverwalter Teubner, der
                                 sich um diese neue Formmethode dieser Roͤhren wesentliche Verdienste
                                 gesammelt, und der durch Nachdenken und Versuche seit 2 Jahren sie endlich zur
                                 jezigen Vollkommenheit gebracht hat, sagte mir unter andern, daß man auf diese
                                 neue Anfertigungsweise der Roͤhren um ein
                                 Privilegium
                                 exclusivum auf mehrere Jahre bei Sr.
                                 Majestaͤt nachgesucht habe, und ich zweifle gar nicht, daß solches erlangt
                                 werden wirdIst bereits auf 8 Jahre erfolgt; man sehe Wiener Zeitung Nro. 241 im
                                       Amtsblatte Nro. 84 vom Jahre 1819. A.d.H.d.
                                          Hesp.; da die neue Art, wie man diesen Gegenstand bei der Formerei behandelt,
                                 von den bisher bekannten Formmethoden, Roͤhren in Lehm oder Sand
                                 anzufertigen, bedeutend abweicht, und was das Wesentlichste dabei ist, an Zeit
                                 und Kosten viel erspart wird; daß selbst die groͤßten Bestellungen mit
                                 weniger Foͤrmerpersonal in kurzer Zeit unter billigen Bedingungen
                                 hergestellt werden koͤnnen. – Bei meiner Anwesenheit wurden z.B.
                                 500 Klafter oder 1000 Stuͤck 5zoͤllige
                                 Wasserleitungs-Roͤhren nach Triest mit
                                 Scheiben und Ansaͤzen zum Zusammenschrauben in nur 3 dazu eingerichteten
                                 Formkaͤsten gegossen, und man glaubte, mit der ganzen Bestellung in 3 bis
                                 4 Monaten fertig zu seyn. – Welches, wie ich jezt in Erfahrung gebracht
                                 habe, auch gluͤcklich bewerkstelligt worden ist. Von Roͤhren
                                 hingegen von 1, 2 und 3 Zoll im Durchmesser koͤnnen woͤchentlich
                                 in einem Formkasten wenigstens 25 Klafter oder 50 Stuͤck erzeugt werden.
                              Ueber die eigenthuͤmliche Art dieser neuen Formmethode ist
                                 uͤbrigens mir nicht erlaubt, mehr zu sagen, aber uͤber das, wodurch sich eigentlich diese neuen eisernen
                                 Roͤhren vor andern auszeichnen, und uͤber die mannigfaltige
                                 Anwendung derselben erlaube ich mir noch, ausfuͤhrlicher werden zu
                                 duͤrfen, wodurch ich insbesondere alle Stadtmagistrate, Baumeister,
                                 Technologen, Gutsbesizer und Landwirthe auffordere, von diesen neuen
                                 Erzeugnissen der Blanskoer Eisengießerei zu ihrem
                                 Vortheil nuͤzlichen Gebrauch zu machen.
                              Die in Blansko auf die neue Art angefertigten
                                 Roͤhren zeichnen sich vor den gewoͤhnlichen Roͤhren aus
                                 Gußeisen besonders aus:
                              
                              a) durch ihr geringes Gewicht;
                              b) durch ihre Guͤte und Reinheit des
                                 Gusses;
                              c) durch ihre schnellere Anfertigung, die mit
                                 wenigen Kosien verbunden ist.
                              Diese Vorzuͤge tragen dazu bei:
                              ad a) Daß zu einer Roͤhrenleitung dieser
                                 neuen Gattung in Bezug ihrer Laͤnge und des erforderlichen Durchmessers
                                 viel weniger Gußeisen verwendet werden darf,
                                 daher viel wohlfeiler geliefert werden kann, als man dieses bisher nach
                                 gewoͤhnlicher Art im Stande war. Denn z.B.
                              1 Klafter 1/2 zoͤllige Roͤhren oder 2 St. Fig. 1. wiegen nur 6
                                 ℔.
                              1 Klafter 1 zoͤllige Roͤhren oder 3 St. Fig. 2. wiegen nur 16
                                 ℔.
                              1 Klafter 2 zoͤllige Roͤhren oder 2 St. Fig. 2. wiegen nur 32
                                 ℔.
                              1 Klafter 3 zoͤllige Roͤhren oder 2 St. Fig. 4. wiegen nur 50
                                 ℔.
                              1 Klafter 5 zoͤllige Roͤhren oder 2 St. Fig. 5. wiegen nur 86
                                 ℔.
                              (Ein Pfund dieser fertigen Roͤhren kostet jezt mit Ausnahme der 1/2
                                 zoͤlligen 8 – 12 kr. WW. Indessen aͤndert sich dieser Preis
                                 stets nach dem steigenden und fallenden Werth des Gußeisens und nach den
                                 Zeitverhaͤltnissen. Auch versteht sich von selbst, wenn die
                                 Roͤhren andere Einrichtungen bekommen, als z.B. Scheiben statt Muffen,
                                 Scheiben und Muffen zugleich, daß ebenfalls der Preis etwas erhoͤht
                                 werden muß, weil sie mehr Arbeit, auch zuweilen neue Modelle erfordern.
                                 Uebrigens bekommt man zu jeder Gattung auch die noͤthigen Knieroͤhren
                                 Fig. 6.,
                                 Spund- oder Wechselroͤhren
                                 Fig. 7.,
                                 Theilungsroͤhren
                                 Fig. 8.,
                                 Absperrpipen
                                 Fig. 9.,
                                 Theilungs- oder
                                    Wechselpipen
                                 Fig.
                                    10.).
                              Ad b) Daß diese neue Art Roͤhren ganz
                                 wasser-, luft- und dampfdicht herzustellen sind, daher ihre
                                 Anwendbarkeit bedeutend erhoͤht wird, was bei den fruͤhern
                                 Methoden, aus Gußeisen Roͤhren anzufertigen, nicht immer auf einem so
                                 schnellen und leichten Wege erreicht werden konnte.
                              
                              Es wurden, um mich von der Wahrheit dieses Gegenstandes zu uͤberzeugen,
                                 bei meiner Anwesenheit mehrere Roͤhren, die theils ganz in Lehm geformt,
                                 theils in Sand mit Lehmkern gegossen worden waren, unter dem Druck einer
                                 Wassersaͤule von bestimmter Hoͤhe probirt, und es zeigte sich, daß
                                 die nach der neuen Art geformten Roͤhren stets, wenn sie keinen
                                 bedeutenden Gußfehler hatten, sich vollkommen wasserdicht verhielten; indessen
                                 die andern Roͤhren, die in Lehm und mit Lehmkern in Sand gegossen waren,
                                 bei zwei- bis dreimal staͤrkerer Eisendicke groͤßtentheils
                                 nicht vollkommen Wasser halten wollten, sondern dieses durch das Eisen
                                 durchschwizte; obgleich alle Gattungen Roͤhren von einerlei Eisen zu
                                 gleicher Zeit aus dem Hochofen gegossen worden waren.
                              Diese Thatsache ist Beweis genug, daß die neue Art Roͤhren die besten
                                 sind, die aus Gußeisen zu Gas-, Dampf- und Wasserleitungen
                                 angewendet werden koͤnnen. Auch befinden sich auf der Herrschaft Raiz und Blansko bereits
                                 Beispiele ihrer nuͤzlichen und zweckmaͤßigen Anwendung.
                              (So z.B. werden sie zur Windleitung aus dem Geblaͤse zum Hochofen und bei
                                 den Frischfeuern zur Leitung des Windes in 4 Feuer mit Vortheil benuzt.)
                              Ferner zur Wasserleitung in Roͤhren von 18 Zoll Durchmesser bei
                                 erwaͤhntem Hochofen zum Betrieb des Geblaͤs- und
                                 Pochhammerrades, um den Bau und die Erhaltung eines kostspieligen Wasserfluthers
                                 von mehr als 29 Klafter Laͤnge zu ersparen und fuͤr immer zu
                                 beseitigen.
                              Desgleichen zu einer anzulegenden Wasserleitung von Scheschufka bis nach Ostrof in den
                                 herrschaftlichen Mayerhof, welche uͤber 1500 Klafter lang in
                                 1zoͤlligen Roͤhren gefuͤhrt werden soll.
                              Zur Wasserleitung in das Raizer obrigkeitliche
                                 Schloßgebaͤude und Schloßgarten zu einer Fontaine, zu Brunnen und in das Waschhaus in
                                 zwei- und 1zoͤlligen Roͤhren.
                              Zu einer Dampf- und Wasserleitung bei der wichtigsten technischen Anstalt
                                 in Raiz, naͤmlich zu einer großen,
                                 zweckmaͤßig eingerichteten, durch Dampf betriebenen
                                 Erdaͤpfelbranntweinbrennerei; in 8-, 4-, 2-,
                                 1- und 1/2zoͤlligen Roͤhren.
                              Endlich zur Gasbeleuchtung bei Herrn Rath Andre in Bruͤnn in 1- und 1/2zoͤlligen
                                 Roͤhren.)
                              Ad e) Da die Eisengießerei zu Blansko durch die neue Anfertigungsmethode dieser Roͤhren in
                                 Stand gesezt worden ist, jede Bestellung in der kuͤrzesten Zeit abliefern
                                 und befriedigen zu koͤnnen, so wird jeder Besteller hier bald billig und
                                 gut bedient werden. Ja man waͤre im Stande, daselbst in einem Jahre
                                 15-20,000 Klafter Roͤhren anzufertigen, wenn sich dazu die
                                 Abnehmer finden sollten. – Auf welcher Eisengießerei des In- und
                                 Auslandes wuͤrde man mit so wenig Vorbereitungen, als hier erforderlich
                                 seyn moͤchten, eine solche Anzahl eiserner Roͤhren in der
                                 gegebenen Zeit zu Stande bringen?
                              So weit hat es hier Industrie und beharrlicher Gewerbsfleiß gebracht; an uns aber
                                 liegt es nun, auch das Ganze gehoͤrig zu wuͤrdigen, und den
                                 zweckmaͤßigen Gebrauch dieser Roͤhren als eine nuͤzliche
                                 und vortheilhafte Sache anzuerkennen und uͤberall in Anwendung zu
                                 bringen, wozu der aͤußerst billige Preis derselben hilfreich die Hand
                                 bietet.
                              Aber ich sehe gleich ein Heer von Gegnern auftreten, die viele und mannigfaltige
                                 Einwendungen gegen den Gebrauch dieser Roͤhren, besonders bei den
                                 allgemeinern zu Wasserleitungen haben. Diese sind:
                              1) Was nuͤzen uns eiserne Roͤhren zu
                                 Wasserleitungen, wenn sie nicht so wohlfeil sind, als hoͤlzerne?
                              2) Eiserne Roͤhren, wenn sie so schwach wie die
                                 
                                 Blanskoer in Eisen gegossen sind, werden bald von
                                 Rost zerstoͤrt, und haben keine lange Dauer.
                              3) Wasser in eisernen Roͤhren geleitet, hat einen tintenartigen Geschmack,
                                 ist zum Genuß der Gesundheit schaͤdlich und der darin gewaschenen
                                 Waͤsche nachtheilig.
                              4) Wuͤrde auch ihre Dauerhaftigkeit und ihr Nuzen zu gestanden, so fehlt
                                 es uns doch noch an einem allgemein bekannten Mittel, den wasserdichten
                                 Verschluß, ohne viel Muͤhe und Umstaͤnde bei
                                 Roͤhrenleitungen aus Gußeisen zu bewerkstelligen. Oder wenn dieser auch
                                 zu Stande gebracht ist, wie viel Muͤhe und Arbeit giebt es dann damit,
                                 wenn eine Verstopfung in der Wasserleitung oder eine schadhaft gewordene
                                 Roͤhre Veranlassung zu einer noͤthigen Reparatur giebt?
                              5) Wird endlich eingewendet, daß das in eisernen Roͤhren geleitete Wasser
                                 viel leichter einfrieren und der Frost diese Roͤhren zersprengen
                                 koͤnne.
                              Gemach, gemach meine Herren! Sind das alle Ihre
                                 Einwendungen gegen eiserne Wasserleitungen: so soll
                                 Ihnen bald aus dem Traume geholfen werden. Alle Ihre Anstaͤnde sind so
                                 wenig von Belang, daß, wenn Sie mich anhoͤren wollen, Sie sich bald von
                                 der nuͤzlichen Anwendbarkeit eiserner
                                    Wasserleitungs-Roͤhren genugsam uͤberzeugen, und
                                 Ihre Vorurtheile dagegen aufgeben sollen. –
                              Ad 1) Es ist allerdings wahr und
                                 gegruͤndetNicht unbedingt, denn in Wien kommt eine 2zoͤllige
                                       Wasserroͤhre von Holz sammt Legen und Spundbuͤchsen
                                       dermalen auf 13 fl. A.d.H.d. Hesp., daß eiserne
                                    Wasserleitungs-Roͤhren(selbst die Blanskoer nicht
                                 ausgenommen, welche um einen sehr billigen Preis erhalten werden koͤnnen)
                                 immer mehr Anlagskosten verursachen, als die Roͤhren zu
                                 einer hoͤlzernen Wasserleitung; aber es wird wenig Faͤlle geben,
                                 wo sich nicht eine eiserne Wasserleitung gegen eine
                                 hoͤlzerne in 30 Jahren bezahlt machen
                                 sollte, wenn nicht allein Anlagskapital und Interessen, sondern auch Interessen
                                 von Interessen gerechnet werden. Hiezu kommt noch, daß die baldige
                                 Zerstoͤrbarkeit des Holzes bei Wasserleitungs-Roͤhren nicht allein zu beruͤcksichtigen ist, sondern
                                 in den meisten Fallen die Ausgrabungs- und
                                    Wiederzumachungskosten gewoͤhnlich mehr betragen, als die
                                    einzulegenden neuen hoͤlzernen Roͤhren, und daß diese
                                 Nebenkosten um so bedeutender werden, als die Roͤhren mehr oder weniger
                                 tief unter Gaͤrten, Feldern, Gebaͤuden, oder, was auch
                                 oͤfters der Fall in Staͤdten ist, unter dem Straßenpflaster
                                 weggefuͤhrt werden, und lezteres bei jeder Roͤhrenreparatur
                                 aufgerissen, und dann wieder neu gemacht werden muß. Auch tritt oft der Fall bei
                                 hoͤlzernen Roͤhrenleitungen ein,
                                 daß sie, um Felder, Wiesen und Garten zu verschonen, in großen Umwegen
                                 gefuͤhrt werden muͤssen, welches man bei eisernen, solid hergestellten Roͤhrenleitungen, nicht
                                 noͤthig hat; diese koͤnnen immer in der geradesten, kuͤrzesten Linie bis an
                                 den Punkt ihrer Bestimmung gefuͤhrt werden, welches
                                    auf die zu unterhaltende Laͤnge einer Roͤhrenleitung von
                                    großem Einfluß ist. Ferner sind hoͤlzerne Roͤhren, wo ein
                                 großer Wasserdruck statt findet, entweder gar nicht zu gebrauchen, oder
                                 muͤssen mit starken Ringen von geschmiedetem Eisen umgeben seyn, welche
                                 Vorrichtung dann oft mehr Kosten verursacht als ganz gußeiserne
                                 Roͤhren.
                              Ad 2) Wird ohne Grund den eisernen Roͤhren,
                                 besonders denjenigen, die nicht uͤbermaͤßig stark in Eisen
                                 gegossen waͤren, ihre lange Dauer und Haltbarkeit abgesprochen. Denn wer
                                 diesen Saz behaupten will, hat uͤber diesen Gegenstand noch gar keine Erfahrung. Es
                                 ist ja schon laͤngst erwiesen, daß auf Gußeisen der Rost nicht tief
                                 eingreift, und nur dann erst die Oxidation auf die Zerstoͤrung dieses
                                 Eisens tiefer einwirkt, wenn es dem Luftzutritt, besonders unter verschiedenen
                                 Temperaturen ausgesezt ist. Auch weiß man aus Erfahrung mehrere Beispiele
                                 anzufuͤhren; so erzaͤhlt unter andern Blumhof
                                 Blumhofs Encyclopaͤdie, 3. Band 1819 Seite 558. A.d.V.
                                       : „daß eiserne Roͤhren, welche
                                    uͤber 50 Jahre in einer Wasserleitung bei Cassel gelegen hatten, und dann ausgegraben wurden, inwendig spiegelblank und auswendig nur an sehr wenig
                                       Punkten von Rost unmerklich angefressen waren. Sie hatten diese
                                    geraume Zeit in Thon eingefuͤttert gelegen.“
                                 
                              Diese Erfahrung beweist, daß eiserne Roͤhren,
                                 wenn darin bestaͤndig Wasser fließt, und sie von außen vor dem Zutritt
                                 der Luft geschuͤzt werden, unendlich lang vor Rost bewahrt werden, und
                                 lang zum Gebrauch dienen koͤnnen. Man stampfe daher eine gelegte
                                 Roͤhrenleitung in Thon ein, oder umgebe sie nach neuern Erfahrungen fest mit Kohlengestoͤbe.
                              Ad 3) Die Einwendung, daß das Wasser, in eisernen
                                 Roͤhren geleitet, der Gesundheit nachtheilig werden koͤnnte, ist
                                 ganz grundlos; im Gegentheile, ich moͤchte eher das Wasser aus einer
                                 alten, stockigen und fauligen hoͤlzernen
                                 Roͤhrenleitung zum Genuß fuͤr die menschliche und thierische
                                 Gesundheit nachtheilig halten, auch Wasserroͤhren aus Blei in dieser
                                 Hinsicht ganz verwerfen. Allein bei eisernen Roͤhren wußten wir schon aus
                                 Erfahrung, daß sich das Gußeisen ohne Luftzutritt im Wasser nicht stark oxidiren
                                 kann, daher die innere Flache einer Roͤhre, in der bestaͤndig
                                 Wasser fließt, immer
                                 blank bleibt, und wenig oder gar kein Eisenoxyd mit Wasser fortgefuͤhrt
                                 und darin aufgeloͤst werden kann, so daß es demselben einen herben
                                 tintenartigen Geschmack ertheilt, welches uͤbrigens der menschlichen
                                 Gesundheit eben so wenig als der Genuß eines Sauerbrunnens schaͤdlich
                                 waͤre.
                              Auch hat man eben so wenig zu befuͤrchten, daß weiße Waͤsche durch
                                 Wasser aus diesen Roͤhren im geringsten leide, denn sonst muͤßte
                                 im Waschhause des Raizer Schlosses seit laͤnger als Jahr und Tag eine
                                 Erfahrung vom Gegentheil gemacht worden seyn, da dieses ganze Waschhaus mit
                                 Wasser aus einer eisernen Roͤhrenleitung versorgt wird.
                              Nur versteht sich von selbst, daß uͤberhaupt kein vitriolisches und
                                 anderes salzhaltiges Wasser in eisernen Roͤhren geleitet werden darf.
                              Ad 4) Es ist freilich nicht so leicht, eiserne
                                 Roͤhren wie hoͤlzerne zusammen zu fuͤgen und wasserdicht zu
                                 verschließen, indessen hat die Arbeit auch nur einmal
                                 zu geschehen, und es kommt dabei nur auf eine solide Unterlage und auf die Art
                                 der Zusammenfuͤgung der Roͤhren und den dabei in Anwendung
                                 Kommenden Kitt, so wie auf die zu beobachtenden Vorsichtsmaaßregeln zur
                                 Auswechselung, von Distanz zu Distanz an, um diese Arbeit dauerhaft und zweckmaͤßig fuͤr immer zu vollenden.
                              Dann ist noch im Allgemeinen zu beruͤcksichtigen, zu welchem Zweck eine
                                 Roͤhrenleitung verwendet werden soll; darnach richtet sich die Wahl der
                                 Vorrichtung zur Verbindung der Roͤhrentheile.
                              A. Zu Wasserleitungen,
                                 bei maͤßigem Druck, wird immer eine Verbindung der Roͤhren mit
                                 angegossenen Muffen, nach Fig. 1 – 5. und Fig. 14. hinreichend
                                 seyn: nur kommt es dabei auf gewisse Vorrichtungen zur Auswechselung an, wenn in
                                 der Roͤhrenleitung eine VerstopfungDas Verstopfen der Roͤhren kann sehr
                                       leicht vermieden werden, wenn an den Fassungspunkt, wo das Wasser in die
                                       Leitung hineinstroͤmt, ein siebartiges
                                          Gitter vorgesezt wird, das das Hineindringen solcher im Wasser
                                       schwimmenden Theile verhindert, die ein Verstopfen in der
                                       Roͤhrenleitung veranlassen koͤnnen. A.d.V.
                                       
                                 oder eine sehr
                                 selten vorkommende Reparatur vorfaͤllt. Zu diesem Behuf muͤssen
                                 naͤmlich alle 10 Klafter in der Strecke der ganzen Roͤhrenleitung
                                 Wechselroͤhren
                                 Fig. 7.,
                                 die zugleich auch Spundroͤhren sind, eingelegt werden; diese
                                 Wechselroͤhren allein, wie man aus Fig. 7. sieht, haben
                                 keine angegossenen, sondern abgesonderte Muffen Fig. 11. und 12.; diese
                                 Muffen werden, wenn die Wechselroͤhren mit den andern Roͤhren der
                                 Leitung verbunden sind, entweder daruͤber geschoben und nach der unten
                                 beschriebenen Art verkittet, oder man giebt uͤber die Stellen, wo sie an
                                 die anderen Rohren anstoßen, zweitheilige Muffen
                                 Fig. 12.,
                                 die mit Schrauben zusammengehalten werden, und die im Fall einer Herausnahme des
                                 Wechselrohres dann, ohne die Roͤhrenleitung zu erschuͤttern,
                                 leicht geoͤffnet und vom darunter angebrachten Kitt geloͤst werden
                                 koͤnnen. Auf diese Art ist man dann im Stande, ohne die ganze
                                 Roͤhrenleitung aufzureißen, in einer Distanz von 10 Klaftern den Fehler
                                 aufzufinden und zu repariren. Fig. 13. stellt die
                                 Verbindung eines Wechselrohres mit abgesonderten Muffen in einer
                                 Roͤhrenleitung dar, um das Ebengesagte durch sinnliche Darstellung noch
                                 deutlicher zu machen.
                              Außer diesen Vorsichtsmaaßregeln kommt es bei Zusammenfuͤgung der
                                 Roͤhrenstuͤcke mit Muffen noch auf den Kitt an, den man dazu
                                 verwendet. Folgende Kitte sind hiezu vorzuͤglich zu empfehlen:
                              a) Gleiche Theile frischgebrannter,
                                 ungeloͤschter, fein gestoßener und gesiebter Kalk und frischer Kaͤse vermengt,
                                 bis dieses Gemenge eine zaͤhe breiartige Masse bildet, welche bald
                                 entsteht, wenn man diese beiden Bestandtheile fleißig mit einem Spathel zusammen
                                 knetet. Dieser Kitt muß aber gleich verbraucht werden, sonst wird er zu
                                 zaͤhe und haͤlt dann nicht gut auf dem Eisen. Um uͤbrigens
                                 waͤhrend des Verkittens (was in dem Bestreichen der innern Flaͤche
                                 der Muffe des einen Rohres und der aͤußern Flaͤche des andern
                                 Rohrendes, das dann in die Muffe hinein gesteckt wird, besteht) den
                                 Roͤhren eine gleiche feste Lage zu geben, sezt man zwischen den Kitt in
                                 die Fugen drei kleine hoͤlzerne Keile in gleicher Entfernung, und klopft
                                 sie fest hinein. Auch bedient man sich zur gleichmaͤßigen Richtung der
                                 Roͤhren einer runden hoͤlzernen Stange, die immer in 2
                                 Roͤhren, die zusammengekittet werden, gesteckt wird, bis sie verkittet
                                 und mit Keilen an einander befestigt sind, damit eine
                                 Roͤhrenmuͤndung genau auf die andere zu liegen kommt, und das
                                 darin zu leitende Wasser gehoͤrigen Raum findet.
                              d) Der zweite Kitt besteht dem Gewicht nach aus gleichen Theilen Pech, Inselt und Ziegelmehl. Ersteres wird auf dem Feuer in einem
                                 eisernen Kessel zerlassen; dann das Inselt und zulezt das feingesiebte
                                 Ziegelmehl hineingeruͤhrt. Dieser Kitt muß warm, ehe er fest wird, verbraucht werden, auch muͤssen die
                                 damit zu verkittenden Roͤhren stets etwas erwaͤrmt werden, daß sie
                                 ganz von daran befindlicher Feuchtigkeit befreit sind, sonst haͤlt der
                                 Kitt nicht fest auf dem Eisen.
                              B. Zu Windleitungen und
                                 auch bei bedeutenderem Wasserdruck zu Wasserleitungen
                                 bedient man sich gewoͤhnlich der Roͤhren mit Scheiben und
                                 Schrauben Fig. 15.
                                 Dazwischen gelegte, wohl gefirnißte Bleiplatten,
                                 damit nicht ein galvanischer Zerstoͤrungsprozeß mit der Zeit zwischen dem
                                 Eisen und Blei statt finde, thun dabei die besten Dienste.
                              C. Zu Dampfleitung oder
                                 bei sehr großem Wasserdruck wird man am besten
                                 thun, Roͤhren mit Muffen und Scheiben zugleich Fig. 16. anzuwenden;
                                 man verwende als Kitt dazu das bekannte Eisencement aus Salmiak, Schwefelblumen und Eisenfeile. Naͤmlich 2 Theile Salmiak, dem
                                 Gewichte nach, mit 1 Theil Schwefelblumen und 16 Theile Eisenfeile mischt man in
                                 einem Moͤrser zusammen, und haͤlt das Pulver trocken.
                              Soll der Kitt verbraucht werden, so nimmt man 1 Theil Pulver und 20 Theile blanke
                                 Eisenfeile, mischt beides genau in einem Moͤrser, dann wird das Gemenge
                                 mit Wasser zur noͤthigen Consistenz gebracht, und mit einem
                                 hoͤlzernen Spathel in die Fugen gestampft; in einigen Wochen wird der
                                 Kitt dann so fest, wie das Eisen selbst seyn.
                              Ad 5) Fuͤr diejenigen endlich, welche eiserne
                                 Wasserleitungs-Roͤhren nur allein deshalb verwerfen, weil sie
                                 befuͤrchten, daß das Wasser leichter darin einfrieren und der Frost das
                                 Eisen wohl gar zersprengen koͤnnte, habe ich weiter keine Antwort, als diese, daß man sich im Winter mit einem warmen
                                 Anzug bekanntlich gegen die Kaͤlte schuͤzen kann; daher
                                 muͤssen auch eiserne Roͤhrenleitungen gehoͤrig tief gelegt
                                 werden, daß der Frost nicht bis zu ihnen niederbringen koͤnne, und,
                                 allenfalls sind vor Eintritt der Winterkaͤlte alle jene Stellen, wo sie
                                 zu seicht liegen sollten, mit Duͤnger zu bedecken, welche Vorsicht man
                                 auch bei hoͤlzernen Roͤhren im Winter noͤthig hat, wenn sie
                                 vollkommen gegen Frost geschuͤzt bleiben sollen.
                              
                           
                              b) Roͤhren der Herzoglich Leuchtenbergischen Gießerei in Obereichstaͤtt.
                              Die Herzoglich Leuchtenbergische Eisenschmelz in Obereichstaͤtt liefert
                                 vorzuͤglich gute Wasserleitungs-Roͤhren, deren Dauerhaftigkeit sich schon
                                 durch viele Erfahrungen bewaͤhrt hat.
                              Die Roͤhren, wie sie dort gewoͤhnlich und ohne besondere Bestellung
                                 gegossen werden, haben folgendes Maaß und Gewicht:
                              1 Roͤhre von 11/2 Zoll Oeffnung, 5 Fuß lang wiegt
                                 40 Pfund
                              1 Roͤhre von 3 Zoll Oeffnung, 6 Fuß lang wiegt 82
                                 Pfund
                              1 Roͤhre von 4 Zoll Oeffnung, 6 Fuß lang wiegt 128
                                 Pfund
                              1 Roͤhre von 41/2 Zoll Oeffnung, 6 Fuß lang wiegt
                                 135 Pfund
                              1 Roͤhre von 5 Zoll Oeffnung, 6 Fuß lang wiegt 150
                                 Pfund
                              1 Roͤhre von 83/4 Zoll Oeffnung, 5',4'' Fuß lang
                                 wiegt 310 Pfund
                              An Plaͤzen, wo die Wasserleitung wenig Druck auszustehen hat, werden die
                                 Roͤhren stumpf zusammen gestoßen. Jede derselben hat unten und oben eine
                                 angegossene Scheibe, durch welche zwei Schrauben kommen. Zwischen die Scheiben
                                 wird etwas Kitt gebracht, und nachdem die Schrauben angezogen sind, liegen die
                                 Roͤhren wasserdicht. Diese Art gewaͤhrt den Vortheil, daß man ohne
                                 große Umstaͤnde eine neue Roͤhre einsezen kann.
                              Hat die Wasserleitung einen starken Druck zu erleiden, so werden an die
                                 Roͤhren auch Buͤchsen oder Muffen angegossen, und dann schiebt man
                                 das duͤnnere Ende in die Buͤchse. Dabei haben sie noch Scheiben,
                                 welche durch Schrauben zusammen gezogen werden. Es versteht sich von selbst, daß
                                 zwischen die Roͤhre und Buͤchse, so wie zwischen die Scheibe Kitt
                                 kommen muß. So wird eine Roͤhrenleitung vollkommen wasserdicht.
                              Außer den gewoͤhnlichen Roͤhren werden auch Kniestuͤcke und
                                 Theilungsroͤhren gegossen. Das Pfund dieser gegossenen Roͤhren
                                 kostet gewoͤhnlich 61/2 kr. Bei großen Bestellungen aber wird das Pfund
                                 um 6 kr. abgegeben. Demnach kommen die Roͤhren in Obereichstaͤtt
                                 nicht theurer als die in Blansko, und an ihrer Dauerhaftigkeit ist nicht zu
                                 zweifeln, zumal da man annehmen darf, daß das Eisen in Obereichstaͤtt von
                                 vorzuͤglicher Guͤte ist. Jede eiserne Roͤhre wird in
                                 Obereichstaͤtt vor der Abgabe probirt.
                              Wenn man die Roͤhre an einem Orte zuschließt, und sie senkrecht gestellt
                                 mit Wasser fuͤllt, so sieht man, ob sie Wasser durchlasse oder nicht;
                                 jede im Guß mißrathene Roͤhre wird dann verworfen. Bringt man in die gut
                                 befundenen Roͤhren nachher einen fluͤssigen Kitt, so
                                 fuͤllen sich die etwa vorhandenen Zwischenraͤumchen aus, und die
                                 Roͤhre wird im Innern wie lackirt, wodurch ihre Dauerhaftigkeit
                                 befoͤrdert wird.
                              Bleierne Roͤhren glaube ich aus oben angefuͤhrten Gruͤnden,
                                 naͤmlich weil sie der Gesundheit nachtheilig sind, ganz uͤbergehen
                                 zu duͤrfen.
                              
                           
                        
                           II. Wasserleitungs-Roͤhren von Stein.
                           
                              a) Aus Thon gebrannte Roͤhren.
                              Wer jemals Gelegenheit hatte, große, aus hoͤlzernen Roͤhren
                                 bestehende Wasserleitungen anzulegen, oder deren Unterhaltung in technischer
                                 Hinsicht zu besorgen, der wird wissen, welcher Kostenaufwand dazu noͤthig
                                 ist, und wie holzfressend dergleichen Anlagen sind. Hiezu kommt noch, daß sie
                                 sehr oft durch Reparaturen unterbrochen werden.
                              Gehen solche Leitungen durch gepflasterte Straßen, so wird der Kostenaufwand noch
                                 groͤßer, indem das Pflaster oft aufgebrochen und wieder hergestellt
                                 werden muß. Moͤgen also immer die hoͤlzernen
                                 Roͤhrenleitungen bei ihrer ersten Einrichtung die wohlfeilsten seyn: in
                                 der Folge werden sie offenbar durch diese angefuͤhrten Umstaͤnde
                                 die theuersten.
                              Der Magistrats-Baurath Herr von
                                    Hoͤßlin besizt in Luisensruh bei Augsburg eine Steingut-Fabrik,
                                 welche Wasserleitungs-Roͤhren von vorzuͤglicher
                                 Guͤte liefert.
                              Ihre Masse besteht aus feuerbestaͤndigem Thone, der, wenn er gebrannt ist,
                                 mit dem Stahl geschlagen, Funken giebt, den Einwirkungen der Witterung
                                 vollkommen widersteht, und in jedem Boden unzerstoͤrbar liegt. Die daraus
                                 verfertigten Roͤhren halten, wie versichert wird, ohne zu zerspringen,
                                 den Druck einer Wassersaͤule von 80 Fuß Hoͤhe aus.
                              Dies zeugt von der Guͤte der Masse; auch mag zu der Dauerhaftigkeit dieser
                                 Roͤhren der Umstand beitragen, daß jede einzelne Roͤhre nicht aus
                                 zwei Haͤlften zusammengesezt, sondern als ein Ganzes geformt wird. Dabei
                                 giebt man der Wand derselben eine verhaͤltnißmaͤßige Dicke, z.B.
                                 eine Roͤhre von zwei Zoll Oeffnung im Durchmesser hat eine Wanddicke von
                                 einem halben Zoll, und so nimmt die Staͤrke der Wand nach dem innern
                                 Durchmesser der Roͤhre zu. Bei jedem Grad der Staͤrke aber kann
                                 die Masse gut ausgebrannt werden.
                              Die Laͤnge einer einzelnen Roͤhre betraͤgt ohne den Falz,
                                 der 3 Zoll ausmacht, 2 Fuß. Der innere Durchmesser waͤchst, je nachdem es
                                 die Wassermenge noͤthig macht, von einem bis auf 5 Zoll, wobei, wie
                                 gesagt, auch die Dicke der Wand verhaͤltnißmaͤßig zunimmt.
                              Die Roͤhren passen in einander, weswegen das eine Ende eine
                                 Verstaͤrkung Fig. A. Tab. VIII. hat, welche gleichsam einen 3 Zoll breiten
                                 Reif bildet, das andere Ende aber mit einem eben so langen Einsaze oder Falze
                                 versehen ist. So weit sie in einander greife, sind sie schraubenfoͤrmig
                                 gerifft, wodurch die Haltbarkeit der Zusammensezung vermehrt wird.
                              Um eine Wasserleitung in Aeste zu theilen, werden besondere gabelfoͤrmige
                                 Roͤhren, wie Fig. B. Tab. VIII. zeigt, gemacht; eben so auch Roͤhren zu Hahnen und
                                 Anstichen. Damit aber eine schon bestehende hoͤlzerne
                                 Roͤhrenleitung noch eine Zeitlang beibehalten, und an solche steinerne
                                 Roͤhren angeschlossen werden koͤnnen, formt man dazu besondere
                                 Kolben, welche in die hoͤlzernen Roͤhren paffen. Sollte es bei
                                 Quellen, welche stark inkrustiren, noͤthig seyn, die Leitung von Zeit zu
                                 Zeit zu reinigen, so liefert diese Fabrik Rohren, welche Oeffnungen haben, um
                                 auf eine gewisse Lange mit einem Reise durchfahren zu koͤnnen. Zum
                                 Ausflicken werden kuͤrzere Roͤhren von verschiedenen Kalibern
                                 verfertiget.
                              Die bisher beschriebenen Roͤhren hat man auf folgende Art zusammen zu
                                 sezen und einzulegen. Der Boden, worauf sie zu liegen kommen, muß eine gleiche
                                 Compression erhalten; denn wenn eine Roͤhre in der Mitte hohl
                                 laͤge, oder an beiden Enden keine Unterlage haͤtte, so
                                 koͤnnte sie durch den Druck des auf ihr liegenden Erdreiches abgesprengt
                                 werden. Beim Zusammensezen muß das duͤnne Ende der Rohre mit Werg oder
                                 Flachs, die zuvor in gekochtes Leinoͤl getaucht werden, umwickelt, und
                                 mit so viel Kitt uͤberzogen werden, als noͤthig ist, um die
                                 Zwischenraͤume der beiden in einander greifenden Theile
                                 auszufuͤllen. Beim Zusammendruͤcken der Roͤhren muß sich
                                 noch etwas Kitt herauspressen, zum Zeichen, daß der Zwischenraum ganz
                                 ausgefuͤllt ist. Zwischen Falz und Reif wird der Kitt mit den Fingern
                                 angedruͤckt. Die Manipulation des Zusammensezens ist mit keiner weitern
                                 Schwierigkeit verbunden, und wenn der Kitt gut ist, so wird er nach drei Tagen
                                 hart seyn, worauf man das Wasser in die Leitung einlassen kann. Sollte irgendwo
                                 die Zusammensezung rinnen, so tauche man Bindfaden in gesottenes Leinoͤl
                                 und umwickle damit den rinnenden Theil dicht und fest. Hierauf uͤberziehe
                                 man das Gewinde mit etwas Kitt, und das Rinnen wird aufhoͤren. Es
                                 duͤrfen nach dem Einlegen keine großen Steine unmittelbar auf die Roͤhren fallen,
                                 damit sie nicht Schaden dadurch nehmen.
                              Die Roͤhren der Steingut-Fabrik in Luisensruh haben in Augsburg
                                 folgende Preise:
                              Ein Stuͤck 2 Fuß lang, ohne den Falz, welcher 3 Zoll betraͤgt, mit
                                 einer Oeffnung
                              von 1 Zoll im Diameter kostet 20 kr.
                              von 2 Zoll im Diameter kostet 24 kr.
                              von 3 Zoll im Diameter kostet 30 kr.
                              von 4 Zoll im Diameter kostet 40 kr.
                              von 5 Zoll im Diameter kostet 50 kr.
                              Eine Laͤnge von 12 Fuß kostet mit aller uͤbrigen Zubehoͤr,
                                 bei den am haͤufigsten vorkommenden Roͤhren, naͤmlich mit
                                 einer Oeffnung von 2 Zoll im Diameter laut nachstehender Berechnung 6 fl. 54
                                 kr.
                              
                                 
                                    6 Stuͤck Roͤhren, á 24 kr.
                                    2 fl. 24 kr.
                                    
                                 
                                    Fuhrlohn wird nicht gerechnet, weil die Arbeiter die erforderlichen Roͤhren leicht auf den gehoͤrigen Plaz tragen koͤnnen,
                                       und es wurde hierauf bei der Berechnung des uͤbrigen Arbeitslohnes Ruͤcksicht genommen. Die alten hoͤlzernen Roͤhren auszugraben,
                                       und die neuen steinernen einzulegen und einzufuͤllen
                                    1 – 50 –
                                    
                                 
                                    Fuͤr Kitt und Flachs
                                    1 –
                                    
                                 
                                    Das Pflaster wieder herzustellen
                                    2 – – –
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––
                                    
                                 
                                    Summa
                                    6 fl. 54 kr.
                                    
                                 
                              Um eine steinerne Roͤhrenleitung mit einer hoͤlzernen,
                                 ruͤcksichtlich der darauf zu verwendenden Kosten vergleichen zu
                                 koͤnnen, stehe hier folgende Berechnung von dieser, ebenfalls auf eine
                                 Laͤnge von 2 Fuß, und mit einer Oeffnung von 2 Zoll im Diameter.
                              
                              
                                 
                                    Eine Roͤhre von 12 Fuß kostet
                                    1 fl. 24 kr.
                                    
                                 
                                    Diese zu bohren
                                    - – 20 –
                                    
                                 
                                    Solche abzuschneiden und zu richten
                                    - – 6 –
                                    
                                 
                                    Fuhrlohn auf den Plaz, wo sie verlegt wird
                                    - – 27 –
                                    
                                 
                                    Die eiserne Buͤchse
                                    - – 36 –
                                    
                                 
                                    Das Einlegen und Richten
                                    1 – 30 –
                                    
                                 
                                    Das Pflaster wieder herzustellen
                                    2 – – –
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––
                                    
                                 
                                    Summa
                                    6 fl. 23 kr.
                                    
                                 
                              Demnach kostet eine steinerne Wasserleitung in der Laͤnge von 12 Fuß 31
                                 kr. mehr, als eine eben so lange hoͤlzerne. Jene verspricht unfehlbar
                                 eine Dauer von 150 Jahren; diese aber muß in dem naͤmlichen Zeitraume,
                                 wenn sonst alles gut geht, und keine besonderen nachteiligen Umstaͤnde
                                 eintreten, 3mal erneuert werden. In diesem Zeitraum zeigt sich bei steinernen
                                 Roͤhren, nach genannter Laͤnge, ein Gewinnst von 51 fl. 4 kr.;
                                 welche Ersparniß muß also bei einer großen einige 1000 Fuß fortlaufenden
                                 Wasserleitung statt finden, wobei noch der Vortheil zu erwaͤgen ist, daß
                                 die Roͤhrenfahrt in einer so langen Reihe von Jahren nicht unterbrochen
                                 wird. Was bisher von diesen steinernen Wasserleitungs-Roͤhren hier
                                 gesagt wurde, beruht nicht auf oberflaͤchlich angestellten Versuchen,
                                 sondern auf einer mehrjaͤhrigen Erfahrung.
                              Schon vor 10 Jahren wurden in einer Strecke von einigen 100 Fuß solche
                                 Roͤhren eingelegt, und sie erhielten sich bis jezt im besten Zustande,
                                 mit Ausdauer der Kaͤlte und des Frostes und eines starken Druckes vom
                                 Wasser, ohngeachtet diese Roͤhren bei weitem nicht von der guten
                                 Beschaffenheit sind, wie sie jezt die Fabrik liefert.
                              Vorraͤthe an Roͤhren hat gegenwaͤrtig die Fabrik nicht; denn
                                 es wurde bisher nur auf Bestellung gearbeitet; aber jede Bestellung kann
                                 befriedigt werden.
                              
                              Die Masse, aus welcher die beschriebenen Brunnenroͤhren geformt werden,
                                 kann, wie ich glaube, noch zu andern Gegenstaͤnden des Bauwesens
                                 verwendet werden; ich will jezt am Schlusse dieses Aufsazes nur einen derselben
                                 anfuͤhren.
                              Bereits vor vielen Jahren sah ich ein altes Gebaͤude niederreißen, in dem
                                 sich sehr gut erhaltene Abtritts-Roͤhren von gebranntem Thone
                                 fanden. Der innere Durchmesser betrug nicht mehr als 8 Zoll, und die Wand des
                                 Cylinders mag allenfalls 1 Zoll stark gewesen seyn. Die Masse war eine Art
                                 Steingut, aber nicht so glatt und glaͤnzend, wie das von Coblenz und
                                 Luisensruhe.
                              Man weiß, daß hoͤlzerne Abtritts-Roͤhren sehr unvollkommen
                                 sind, bald schadhaft werden, und dann dem Gemaͤuer Feuchtigkeit
                                 mittheilen. Die Schaͤrfe des Urins frißt das Mauerwerk, und Unreinigkeit
                                 und uͤbler Geruch entsteht in den Haͤusern. Roͤhren von
                                 Steingut koͤnnen diese Fehler und unangenehme Folgen nicht in solchem
                                 Grade haben; allemal aber versprechen sie eine groͤßere Dauerhaftigkeit
                                 als die hoͤlzernen. Sie werden auch hiezu um so eher in Anwendung zu
                                 bringen seyn, da man Roͤhren von 10 bis 12 Zoll im Diameter, und noch
                                 weiter formen kann. In wie ferne dieser Vorschlag ausgefuͤhrt werden
                                 koͤnne, beruht freilich noch auf Versuchen; indeß bin ich eines
                                 gluͤcklichen Erfolges zum Voraus gewiß.
                              Bei dem oben gedachten alten Gebaͤude hat man beim Abbrechen desselben
                                 bemerkt, daß die steinernen Abtritts-Roͤhren in keiner Verbindung
                                 mit dem Gemaͤuer waren, sondern ganz frei standen, und einen starken
                                 eisernen Ring, der in dem Mauerwerk auflag, zur Unterstuͤzung hatten.
                                 Diese Vorsicht ist auf jeden Fall bei hoͤlzernen
                                 Abtritts-Roͤhren nothwendig; denn wenn diese am Gemaͤuer
                                 anliegen und nur etwas schadhaft werden, so dringt Feuchtigkeit durch, und theilt sich den
                                 Steinen mit, was nicht geschehen kann, wenn sie um und um frei sind. Aber bei
                                 steinernen Roͤhren wird diese Vorsicht unnoͤthig seyn.
                              Wenn auch die Steingutmasse bei feuchter Witterung schwizt, weil die mit
                                 Duͤnsten angefuͤllte waͤrmere Luft sich an den kalten Stein
                                 in Tropfen ansezt, so dringt die Feuchtigkeit doch nicht ins Innere der Masse,
                                 die nur wenig poroͤs ist, ein; und der Frost schadet derselben weniger,
                                 als selbst dem Marmor.
                              Es ist daher an ihrer Dauerhaftigkeit zu dem eben angegebenen Zweck nicht im
                                 Geringsten zu zweifeln; und wer fuͤr mehr als eine Generation bauen will,
                                 sollte sich eines einheimischen Fabrikats bedienen, welches Aufnahme und
                                 Ausbreitung verdient.
                              Im Kunst- und Gewerbsblatt des polytechnischen Vereins in Baiern, vom 20.
                                 Febr. 1819 Nro. 8. wird von dem Verwaltungs-Ausschuß dieses Vereins auf
                                 die steinernen Wasserleitungs-Roͤhren des Herrn Leers zu St. Georgien bei
                                 Baireuth aufmerksam gemacht. Aus dieser Anzeige glaube ich folgendes mittheilen
                                 zu muͤssen.
                              
                                 „Die steinernen Wasserleitungs-Roͤhren wurden
                                    fruͤher in meiner Fabrik in Gyps-Formen gefertiget. Durch
                                    diese Formung entstanden aber auf zwei Seiten Nathen, welche sich
                                    oͤfters, besonders bei schnellem Trocknen und Brennen, theilweis
                                    auseinander gaben, wodurch mir immer viel Schaden wurde.
                                 
                              
                                 Um diesem Uebel abzuhelfen, und den Wasserroͤhren mehr Haltbarkeit zu
                                    geben, war mein Wunsch eine Preß-Maschine zu haben, durch welche das
                                    Rohr im Ganzen hervorgebracht, werden koͤnnte.
                                 
                              
                              
                                 Da wir hier aber an mechanischen Kuͤnstlern sehr arm sind, denen ich
                                    meine Idee zu einer dergleichen Preß-Maschine haͤtte
                                    mittheilen koͤnnen, so war die Hervorbringung derselben sehr
                                    schwierig und zog sich in die Laͤnge, weil nur durch ununterbrochene
                                    Versuche im Kleinen ein Modell hervorgebracht wurde, nach welchem ich eine
                                    große Presse bauen ließ, die aber noch vielen kostspieligen Aenderungen
                                    gegen das kleine Modell unterworfen war.
                                 
                              
                                 Nun steht aber zu meiner Freude in einem eigenen Gebaͤude die große
                                    Presse da, durch welche ein einziger Mann, ohne Beihuͤlfe, das ganze
                                    31/2 Fuß lange Rohr, welches nach dem Brennen 3 Fuß hat, fertig, bis auf den
                                    Buͤchsen-Absaz, welcher auch gepreßt wird, wegnimmt. Die
                                    Roͤhren sind wie gegossen und abgedreht, dabei nun ganz dauerhaft,
                                    weil das Rohr ganz rund ohne Zusammensaz, mit den egalsten Schieben
                                    hervorkommt.
                                 
                              
                                 Die Wasserroͤhren sind nun da, schoͤn und dauerhaft, so daß sie
                                    gewiß mit den Auslaͤndischen die schaͤrfste Untersuchung
                                    bestehen werden, allein der Absaz fehlt, ich habe einen Vorrath von 4000
                                    Stuͤck Roͤhren, von welchen man keinen Gebrauch macht, man
                                    legt die hoͤlzernen Roͤhren fort, weil man damit durch viele
                                    Abfaͤlle, durch Ausgrabung von halbverfaulten Roͤhren, durch
                                    die immerwaͤhrenden große Legungs-Kosten, ein wollenreiches
                                    Schaf hat, das noch oft von den Jeztlebenden geschoren werden kann.
                                 
                              
                                 Durch viele Kosten wurden die so nuͤzlichen Roͤhren
                                    hervorgebracht.
                                 
                              
                                 Die Wasserroͤhren-Fabrik in dem Herzogthume Gotha Elgersberg
                                    ist nicht vermoͤgend die Bestellungen gleich auszufuͤhren, und
                                    bittet sich immer eine Lieferungs-Zeit von 1 bis 2 Jahren aus, und
                                    meine Fabrik hat keine Bestellung, vielmehr 4000 Stuͤck
                                    Roͤhren auf dem Lager.
                                 
                              
                              
                                 Ich lasse, um die abgerichteten Menschen fort zu beschaͤftigen, noch
                                    ein Jahr an den gepreßten Roͤhren fortarbeiten, hoffentlich wird
                                    unter der Zeit von obenher den Baubehoͤrden aufgegeben werden, von
                                    der allgemein als nuͤzlich anerkannten Erfindung Gebrauch zu
                                    machen.“
                                 
                              Herr Stadtrath Leers klagt
                                 uͤber Mangel an Absaz seines Fabrikats, und aͤußert den Wunsch,
                                 daß von obenher den Baubehoͤrden aufgegeben werden moͤchte, von
                                 der als allgemein nuͤzlich anerkannten Erfindung Gebrauch zu machen.
                              Jeder patriotische Baumeister, welcher Sinn fuͤr das Gute hat, wird eine
                                 solche Erfindung benuzen, und bei jeder Gelegenheit empfehlen. Wo aber dieser
                                 Sinn fehlt, da sollten Geseze nachhelfen, und es waͤre wirklich zu
                                 wuͤnschen, daß unsere Bauordnungen einen Paragraphen enthielten, welcher
                                 auf nuͤzliche Neuerungen aufmerksam, und gruͤndliche Versuche
                                 damit zur Pflicht machte. In solchen Faͤllen kann ein thaͤtiger,
                                 verstaͤndiger Baumeister, der alles pruͤft, und das Gute in
                                 Anwendung bringt, zum allgemeinen Wohl sehr viel beitragen. Warum aber hat Herr
                                 Stadtrath Leers nicht den
                                 Preis seines Fabrikats angegeben? Ohne diesen zu wissen, kann man ja keinen
                                 Anschlag zu einer Wasserleitung machen, und keine Vergleichung anstellen, wie
                                 sich ruͤcksichtlich die Kosten seiner steinernen Roͤhren zu
                                 hoͤlzernen verhalten. Vielleicht hat Herr Leers dieses in andern Blaͤttern
                                 gethan, wovon mir jedoch nichts zu Gesicht gekommen ist.
                              Im Herzoglich Leuchtenbergischen Orte Schoͤnbrunn, Landgerichts Kupferberg
                                 im Regenkreise, wurde vor einigen Jahren eine Fabrik errichtet, welche eine Art
                                 Geschirr, wie das Coblenzer ist, liefert. Ob daselbst auch Brunnenroͤhren
                                 verfertiget werden, weiß ich nicht, wohl aber kann ich aus Erfahrung bezeugen, daß die
                                 nicht weit vom Fabrikorte gegrabene, und in diesem verarbeitete Erde von
                                 vorzuͤglicher Guͤte ist, und die besten Roͤhren geben
                                 koͤnnte.
                              
                           
                              b) Brunnenroͤhren von natuͤrlichen Steinen.
                              Man hat schon oͤfters Versuche gemacht, Marmor und marmorartige Steine,
                                 harten Sandstein und Granit zu Brunnenroͤhren zu bearbeiten. Es
                                 gehoͤren dazu Steine von besonderer Laͤnge, ohne Lagerspalten.
                                 Dergleichen Steine aber, zuviel Marmor und Granit, sind schwer zu brechen, und
                                 die daraus verfertigten Brunnenroͤhren werden, weil sie viele Arbeit
                                 kosten, theuer zu stehen kommen.
                              Im Hesperus Nro. 23. vom Mai 1810 wird die Fabrikation solcher Roͤhren in
                                 der Schweiz erwaͤhnt. Der Reisende, welcher von diesen
                                 Wasserleitungs-Roͤhren in dem angefuͤhrten Blatt Nachricht
                                 giebt, machte von Ballstatt aus, einem Flecken, der auf dem Wege von Basel nach
                                 Solothurn liegt, mit seinem Wirth einen kleinen Seitenausflug, und sagt davon
                                 Seite 183: „Unter andern kamen wir bei einer kleinen
                                    Werkstaͤtte vorbei, wo ein Radwerk von einem Waͤsserchen
                                    getrieben wird, und wo uns Mentor referirte, daß hier auch etwas zu sehen
                                    waͤre, wenn der Besizer nicht ein Geheimniß aus seinem Mechanismus
                                    gegen Jedermann machte, naͤmlich: Wie feste Kalk- und feine
                                    Granitsteine zu Wasserleitungs-Roͤhren auf eine
                                    einfachschnelle Weise ausgebohrt wuͤrden. Da wir nicht in das Innere
                                    der Werkstaͤtte dringen konnten, so mußten wir uns begnuͤgen,
                                    das Hervorgebrachte aus derselben zu besehen. Die Steine waren rund,
                                    abgearbeitet, hatten den Durchmesser gewoͤhnlicher hoͤlzerner
                                    Roͤhren, und die halbe Laͤnge derselben. Die Hoͤhlung
                                    war eben so groß, und wie geglaͤttet, rein gebohrt etc.“
                                 Am Schlusse seines Aufsazes druͤckt sich der Verfasser also aus:
                                 „Haben wir nicht ganze Gebirge von marmorfestem Kalk
                                    oder auch von festem Sandsteine? und wuͤrden unsere Mechaniker nicht
                                    leicht Mittel finden, diese Steine mit Wasserwerken
                                    auszuarbeiten?“
                                 
                              In Gegenden, wo dergleichen Steine brechen, moͤchte wohl eine Fabrik zur
                                 Bereitung steinerner Wasserleitungs-Roͤhren anzulegen seyn, und
                                 ich bin uͤberzeugt, daß es nicht schwer halten sollte, eine vom Wasser
                                 getriebene Bohrmuͤhle einzurichten. Indessen muß ich bemerken, daß der
                                 Transport fertiger Roͤhren sehr hoch zu stehen kaͤme; auch
                                 duͤrfte manche auf einem weiten Wege zu Grunde gehen.
                              Die Zusammenfuͤgung dergleichen Roͤhren wird immer durch eiserne
                                 Ringe geschehen muͤssen, oder das eine Ende der Roͤhre
                                 muͤßte conisch zugearbeitet, und die Muͤndung der andern erweitert
                                 werden, damit man sie einander stecken und mit Kitt versehen koͤnnte. Der
                                 Verfasser jenes Schreibens giebt die Laͤnge der Roͤhren, welche er
                                 in her Schweiz gesehen hatte, etwas unbestimmt an, indem er sagt, sie waren rund
                                 zugearbeitet, hatten den Durchmesser gewoͤhnlicher hoͤlzerner
                                 Roͤhren, eine eben so große Hoͤhlung und die halbe Laͤnge
                                 derselben. Da nun die hoͤlzernen Roͤhren gewoͤhnlich sehr
                                 lang gemacht werden, damit man nicht viele Anstoͤße bekomme, und da die
                                 kuͤrzeste hoͤlzerne Roͤhre wohl nicht weniger als 12 Fuß in
                                 der Laͤnge hat, so muͤßten jene steinernen Roͤhren
                                 wenigstens 6 Fuß lang seyn; gewiß eine betraͤchtliche Laͤnge
                                 fuͤr eine steinerne Roͤhre. Aber gesezt auch, daß nicht Steine von
                                 einer solchen Laͤnge zu haben und die Roͤhren nur 3 Fuß lang
                                 waͤren, so koͤnnte dies doch keine Hinderniß seyn, aus derselben
                                 eine Roͤhrenleitung zusammen zu sezen.
                              Es sind bereits einige Jahre, daß ich eine kleine Abhandlung mit Zeichnungen
                                 uͤber eine Maschine, womit Sandsteine zu Brunnenroͤhren
                                 ausgehoͤhlt werden, zu lesen bekam. Diese Maschine wurde jedoch nur von
                                 der Hand bewegt, und
                                 sie war mehr zum Stoßen, als zum Bohren eingerichtet.
                              Es waͤre zu wuͤnschen, daß uͤber diesen wichtigen Gegenstand
                                 weitere Versuche angestellt wuͤrden; auch muͤßte dem Techniker die
                                 Mittheilung alles dessen, was hierin schon geleistet worden ist, hoͤchst
                                 willkommen seyn.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
