| Titel: | Ueber die Lankenspergersche und Ackermannsche bewegliche Patent-Achsen. | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XXVII., S. 296 | 
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                        XXVII.
                        Ueber die Lankenspergersche und Ackermannsche bewegliche Patent-Achsen.
                        Mit Abbildungen der beweglichen Achsen und Wagengestelle nebst einer illuminirten englischen Baroutsche. Tab. VII.
                        Ueber die Lankenspergersche u. Ackermannsche bewegliche Patent-Achsen.
                        
                     
                        
                           Der Erfinder der beweglichen Achsen und anderer Verbesserungen
                              an Wagengestellen ist der Koͤnigl. Baiersche Hofwagner Herr Georg Lankensperger in
                              Muͤnchen, welcher sich vor zwei Jahren mit Herrn
                              Ackermann in
                              London associrte, worauf lezterer auf diese Erfindung zu
                              beiderseitigem Vortheil ein Patent fuͤr die drei Großbrittanische
                              Koͤnigreiche nahm.
                           Durch Mittheilung der Beschreibung dieser beweglichen Achsen, mit Abbildungen
                              derselben, so wie der neuesten englischen Baroutsche, glaubt der Herausgeber dieses
                              Journals den Lesern um so mehr einen Dienst zu erweisen, als gegenwaͤrtig
                              diese bewegliche Achsen das Interesse aller Fahrlustigen in Anspruch nehmen.
                           Ehe wir aber diese Beschreibung geben, mag folgende Stelle aus dem BerichtAllgemeine
                                          Zeitung. Beilage Nro. 3. 8. Januar 1820. uͤber den thaͤtigen Kunsthaͤndler Rudolph Ackermann in London
                              vorangehen, welche die Guͤte dieser beweglichen Achsen am besten beurkunden
                              soll.
                           „Wahrend seiner lezten Reise aufs feste Land und in seine fruͤhere
                                 Heimath im Jahr 1818 errichtete er unter andern mit dem erfindungsreichen
                                 Wagenbauer Lankensperger in Muͤnchen eine enge Verbindung,
                                 vermoͤge welcher er dessen Erfindung der beweglichen Achsen an
                                 Kutschwagen auf sich uͤbertrug, und in England daruͤber ein Patent
                                 nahm. Als ein wahrer Apostel dieser zur Bequemlichkeit und Sicherheit unendlich
                                 wichtigen Verbesserung aller Fuhrwerke reiste er mit einer nach diesem Grundsaze
                                 in Muͤnchen erbaueten Barouche von Muͤnchen bis Hamburg, und
                                 trozte allen Gefahren deutscher Landstraßen, und wo er hinkam, versammelten sich
                                 die Wagner und Gewerker um diesen Wunderwagen, von welchem deutsche Postillone
                                 geradezu versicherten, der Teufel muͤsse darin sizen. Man muß ihn dies
                                 selbst in einer sachreichen, durch Kupfer erlaͤuterten Schrift
                                 erzaͤhlen hoͤren, worin er seine moveable
                                    axle trees, seine bewegliche Wagenachsen, gegen den Schlendrian und
                                 Eigennuz der englischen Wagenbauer ins Licht sezt: Observations on Ackermann's Patent moveable Axles, for fine wheeled
                                    carriages, containing elevation, plans and sections, and conveying accurate
                                    Ideas of this Improvement. 60 S. in gr. 8. In England selbst haben sich
                                 bereits die einsichtsvollsten Maͤnner und selbst die Conchmaker des
                                 ersten Ranges dafuͤr erklaͤrt, und Ackermann kann mit Recht in
                                 dieser Schrift ausrufen: diese Patent-Achsen werden allgemein in Gebrauch
                                 kommen. So ist eine deutsche Erfindung in England, dem Lande der vollendetsten
                                 Sorgfalt fuͤr Reisebequemlichkeit, von einem Deutschen zur vollen
                                 Anerkennung gebracht worden. Man muß uͤbrigens die neuesten 13 Hefte der
                                 bei Ackermann herauskommenden Drawings of fashionable
                                    carriages vergleichen, die am 1. August in London ausgegeben wurden, und
                                 sieben colorirte Kupfertafeln von verschiedenen Wagen, Barutschen, Phaetons,
                                 alle mit dieser Erfindung darstellte. Wie viele Bein- und
                                 Armbruͤche, blutige Nasen und Gliedmaaßen, Unfaͤlle, Schrecknisse
                                 wird es fuͤr Reisende kuͤnftig weniger geben, wenn diese stets
                                 lenksamen und gehorsamen, willig sich verkuͤrzenden und in jeder Richtung
                                 unterkriechenden Wagen-Achsen erst bei Postwagen wie bei Reisewagen
                                 uͤberall in Gebrauch gekommen sind.“ –
                           Das Repertory of Arts Manufactures et Agriculture N. CC.
                                 Second Series. Jan. 1819. p. 70. theilt
                              nachstehende Erklaͤrung, welche Herr Ackermann bei der Patentbewerbung
                              niederlegte, uͤber die bewegliche Achsen mit. Sie folgt hier in einer
                              getreuen woͤrtlichen Uebersezung.
                           
                        
                           Erklaͤrung des dem Rudolph Ackermann, Herausgebers und Buchdruckers, auf dem Strande, in der Grafschaft Middlesex, ertheilten
                                 Patentes auf gewisse Verbesserungen an den Achsen vierraͤderiger Wagen. Dd. 27. Jaͤnner 1818.
                           Ich Rudolph Ackermann erklaͤre hiemit, daß diese Verbesserungen der Achsen auf
                              die Achsen vierraͤdriger Wagen anwendbar sind, und auf folgende Weise
                              bewerkstelliget werden. Jeder der beiden Arme der Achse, an welchen die vorderen
                              Raͤder laufen, ist mit einem Stuͤcke, welches ich die senkrechte Achse
                              nenne, vereinigt, oder vielmehr, was besser ist, aus einem Stuͤcke
                              gearbeitet.
                           Diese senkrechte Achse ist eine runde Achse von irgend einer beliebigen Form, in
                              welcher sie in eine hohle Buͤchse oder in einen Einsaz so paßt, daß sie sich
                              darin frei herumdrehen kann.
                           Die senkrechte Achse und der Arm der Achse sind unter einem rechten Winkel, oder
                              wenigstens beilaͤufig unter einem solchen mit einander fest vereinigt. Diese
                              senkrechten Achsen werden von senkrechten Loͤchern, Buͤchsen oder
                              Einsaͤzen, welche durch das Stuͤck Holz gehen, das man das
                              Vordergestell (Fore transom) des Wagens nennt, an oder
                              nahe an den beiden Enden dieses Gestelles aufgenommen und in dieselben
                              eingepaßt.
                           Anmerkung. An einem Wagen, an welchem die vorderen Achsen nach dieser Verbesserung
                              eingerichtet sind, ist kein vorderes Achsenlager noͤthig, indem durch die
                              Anwendung dieser senkrechten Achsen das Vordergestell die Stelle desselben vertritt,
                              und diese, wenn sie in ihre Einsaͤze an den beiden Enden des Vordergestelles
                              eingelassen sind, zwei abgesonderte Mittelpunkte der Bewegung bilden, um welche die
                              Arme der Achsen in horizontaler Kreisbewegung sich so drehen koͤnnen, daß die
                              vorderen Raͤder, wenn der Wagen umkehren soll, eine schiefe Stellung
                              erhalten.
                           Um diese Bewegung beiden Armen der Achsen und ihren Raͤdern in einem und
                              demselben Augenblicke mitzutheilen, ist ein Hebel, den ich den Steller (a stay) nenne, mit jedem Durchschnitte oder Elbogen, wo
                              naͤmlich die senkrechten Achsen und die Arme derselben zusammenstoßen, fest
                              vereinigt. Diese Hebel oder Steller verlaͤngern sich nach
                              ruͤckwaͤrts, kruͤmmen sich aufwaͤrts, und vereinigen
                              oder verbinden sich an ihren Enden mittelst einer Stange, welche ich die
                              Control-Stange (controling bar) nenne. In der
                              Mitte dieser Control-Stange ist das hintere Ende der Fitschel (futchel)Das Wort Futchel kommt weder in Johnson's großem
                                    Woͤrterbuche, noch in Ebers vor. Unsere
                                    Schmiede nennen diesen Theil an einem Wagen, der nicht auf einer Scheibe
                                    lauft, Deichsel-Arme; da aber hier ohnedieß so viele Arme in der
                                    Beschreibung vorkommen, so waͤhlten wir fuͤr das englische
                                    Wort Futchel das gleichlautende und gleichbedeutende deutsche Fitschel, ein
                                    Ding, das hin und her geht. Anmerk. d.
                                       Uebers. befestigt, so daß die Control-Stange zugleich die Stelle einer Kehr-Stange
                              (sway-bar) vertritt. Da die Fitschel mit dem
                              Vordergestelle durch den Reibnagel verbunden, und die Deichsel mit der Fitschel auf
                              die gewoͤhnliche Weise vereinigt ist, so koͤnnen Fitschel und Deichsel
                              sich um den Reibnagel als um den Mittelpunkt drehen, und dann wird das hintere Ende
                              der Fitschel auf die Control-Stange wie ein Hebel wirken, und diese Wirkung
                              dieser Stange wird sich den Hebeln oder Stellern der Achsen mittheilen, und dadurch
                              die vertikalen Achsen in ihren Einsaͤzen drehen und zugleich die Arme der
                              Achsen und die vorderen Raͤder in eine schiefe Stellung bringen.
                           Fig. 1. auf
                              der beigefuͤgten Zeichnung stellt die erwaͤhnten Verbesserungen dar,
                              und die Weise, wie sie an den vorderen Raͤdern einer vierraͤdrigen
                              Kutsche angebracht sind.
                           Fig. 2. zeigt
                              den Plan dieser Kutsche in dem Augenblicke des Umkehrens, und Fig. 3. giebt den Aufriß
                              derselbenStatt der Fig. 3. haben wir hie illuminirte Baroutsche abbilden lassen. Dingler..
                           Das Vordergestell Fig. 1. muß oben und unten mit dem Eisenbeschlage DD fest bekleidet, und dieser durch Bolzen, die
                              durch das Kloz laufen, an oder nahe an den Enden des Beschlages wohl befestigt
                              werden.
                           DD sind LoͤcherHier ist die Bezeichnung mit den Buchstaben DD im Originale offenbar falsch; es finden sich aber auch keine
                                    anderen in der Bezeichnung. Indessen ist die Sache fuͤr sich klar.
                                    Diese Loͤcher sind bei EE. Anm. d. Uebers. (Man beliebe hiemit die
                                    nachfolgende Beschreibung des Hrn. Lankensperger zu vergleichen. Dingler.), welche, da sie durch Holz und
                           
                           Eisen zugleich laufen, die Einsaͤze bilden, in welchen die senkrechten Achsen
                              eingefuͤgt sind. Sie sind durch Kerben oder auf irgend eine andere bei den
                              Luͤnsen (oder Lohnnaͤgeln) gewoͤhnlicher Weise so gesichert und
                              befestigt, daß die senkrechten Achsen EE in ihren
                              Einsaͤzen sich bewegen, und so die Mittelpunkte bilden koͤnnen, um
                              welche die Arme der Achse ihre freie horizontale Kreisbewegung spielen, um auf diese
                              Weise, wenn die Kutsche umkehrt oder im Kreise umher faͤhrt, die vorderen
                              Raͤder in eine schiefe Stellung zu bringen.
                           FF sind die Hebel oder Steller, welche von dem
                              Elbogen oder Buge, an welchem die senkrechten Achsen und die Arme der Achsen sich
                              vereinen, nach ruͤckwaͤrts laufen; sie koͤnnen aus einem und
                              demselben Stuͤcke mit den senkrechten Achsen und mit den Armen der Achse
                              verfertigt werden. Beide Steller sind durch die Control-Stange B vereinigt, welche mit den Enden beider durch ein Knie
                              (Kunckle-joint) verbunden ist, HH
                              Fig. 2.
                              Schon FF und B
                                    waren nur in Fig. 2. zu sehen.
                                    Anm. d. Uebers., und folglich, wenn eine senkrechte Achse und ihr Arm eine gewisse Bewegung
                              erhaͤlt, der anderen nothwendig dieselbe gleichfalls mittheilen muß.
                           Die Fitschel A lauft unter einem Bogen oder Bande unter
                              dem Vorgestelle hin, mit welchem sie mittelst des Reibnagels S verbunden ist, und den Mittelpunkt der Bewegung fuͤr die Deichsel
                              bildet.
                           Da die Fitschel sich ruͤckwaͤrts hinter das Vordergestell
                              verlaͤngert, wie Fig. 1. und 2. weisetBei Fig.
                                       1. nicht. Anm. d. Uebers.. so bildet sie einen Hebel R, dessen Mittelpunkt
                              der Bewegung S ist.
                           Die Control-Stange verbindet sich mit dem Ende R
                              der Fitschel mittelst eines Stiftes oder Bolzens in besagter Stange, welcher von den beiden
                              Enden derselben gleich weit entfernt ist.
                           Das Trittel (splinter-bar), an welchem die Pferde
                              ziehen, ist mittelst Bolzen auf die gewoͤhnliche Weise an der Fitschel
                              befestigt, und mit einem Streber von Eisen umfaßt; es muß in einer solchen
                              Entfernung von dem Reibnagel angebracht seyn, daß die vorderen Raͤder bei
                              ihrer schiefsten Stellung vollkommen freien Spielraum haben.
                           Wenn die Pferde seitwaͤrts gelenkt werden, um die Kutsche umzukehren, so dreht
                              sich die Fitschel um den Reibnagel S wie ein Hebel um
                              seinen Mittelpunkt, und stellt die Control-Stange HBH
                              Fig. 2.
                              seitwaͤrts. Diese theilt beiden Stellern FF
                              ihre Bewegung mit, und folglich auch beiden Armen der Achse und ihren vorderen
                              Raͤdern, so daß diese dadurch in Hinsicht auf die Hinteren Raͤder eine
                              schiefe Stellung erhalten, Fig. 2., und die Kutsche dadurch zum Umkehren vorbereitet wird.
                           Wenn der Abstand zwischen den beiden senkrechten Achsen EE
                              Fig. 2. um
                              einige Zolle groͤßer angelegt wird, als der Abstand zwischen den beiden
                              Knieen HH an den Enden der Control-Stange,
                              so erlaubt dies dem vorderen Rade an derjenigen Seite, nach welcher hin der Wagen
                              umkehrt, eine mehr schiefe Richtung als dem gegenuͤberstehenden Rade. Dies
                              nuͤzt sehr viel bei schnellem Umkehren, weil dann die Achsen aller vier
                              Raͤder nach einen Punkt O hingekehrt sind, wie
                              die punktirten Linien anzeigen; wenn aber die Laͤnge der
                              Control-Stange gleich ist dem Abstande zwischen beiden vertikalen Achsen,
                              dann werden die beiden vorderen Raͤder immer mit einander parallel
                              stehen.
                           Wenn die Control-Stange gekruͤmmt ist, so daß ihre Verbindung mit der
                              Fitschel in der Mitte um einen oder um ein paar Zolle mehr nach
                              ruͤckwaͤrts zu stehen kommt, so wirkt leztere auf jene als ein laͤngerer Hebel, und
                              macht daher die schiefe Stellung der Raͤder groͤßer, als ihre eigene,
                              und jene der Deichsel; dadurch wird es nun moͤglich, daß man die Fitschel
                              nach Belieben kuͤrzer machen kann, als hier im Plane angegeben ist.
                           Der Stift, welcher das Ende R der Fitschel mit dem
                              Mittelpunkte der Control-Stange verbindet, muß in dieser Stange befestigt
                              seyn, in dem Ende der Fitschel aber von einem laͤnglichen Loche oder
                              Einschnitte aufgenommen werden, welches demselben einigen Spielraum nach der
                              Laͤngenrichtung der lezteren gestattet.
                           Statt der senkrechten Achsen koͤnnen die Arme der Achse mit den Enden des
                              Vordergestelles auch mittelst eines starken Angel-Gebindes K. Fig. 4. verbunden werden,
                              von welchem ein Theil in das Holz des Vordergestelles eingebolzt, der andere aber
                              aus demselben Stuͤcke Metall mit dem Anne der Achse, als zweites
                              Stuͤck des Angel-Gebindes, verfertigt ist. Nachdem diese beiden
                              Stuͤcke gehoͤrig in einander eingepaßt wurden, werden sie mittelst
                              eines senkrechten Stiftes oder Bolzens L verbunden, der
                              durch alle Gelenke des besagten Angel-Gebindes durch laͤuft.
                           Die Hebel oder Steller, die Control-Stange sind hier uͤbrigens
                              dieselben, wie sie bereits bei den senkrechten Achsen beschrieben wurden.
                           Eine Kutsche, an welcher die Achsen der vorderen Raͤder nach dieser
                              Verbesserung gebaut sind, wird auf einem sehr kleinen Raume mit aller Sicherheit
                              umkehren koͤnnen, indem die Raͤder, auch wenn sie im hoͤchsten
                              Grade schief stehen, nicht bedeutend von der Erde gehoben werden. Die Groͤße
                              und die Verhaͤltnisse der Theile koͤnnen aus den Zeichnungen nach dem
                              beiliegenden Maaßstabe entnommen werden; beide koͤnnen nach Belieben
                              veraͤndert werden, ohne die Wesenheit dieser Erfindung zu aͤndern, oder von
                              derselben abzuweichenDer Uebersezer kennt diese gebrochenen Achsen, wie
                                    unsere gemeinen Schmide sie nennen, schon seit einiger Zeit. Er will nicht
                                    laͤugnen, daß sie bei Parade-Kutschen in gut gepflasterten
                                    Staͤdten, bei sogenannten Wuͤrsten, mit welchen man in Parks
                                    spazieren faͤhrt, zumal denjenigen, die nicht gut fahren
                                    koͤnnen, gute Dienste leisten; fuͤr Reisekutschen hingegen,
                                    oder fuͤr schwerere Kutschen, und uͤberhaupt fuͤr stark
                                    gebrauchte Wagen taugt diese Vorrichtung, mag sie auch noch so laut
                                    gepriesen werden, nicht. Die stehenden Achsen und ihre Huͤlsen oder
                                    Einsaͤze nuͤzen sich fruͤher ab, als die
                                    gewoͤhnlichen Reibnaͤgel, die Gewinde an der Controlstange
                                    werden gleichfalls zu fruͤhe abgenuͤzt; man hat haͤufig
                                    Reparatur noͤthig, die nicht jeder Land-Schmid gehoͤrig
                                    vornehmen kann. Endlich kommt noch der Umstand zu
                                    beachten, daß diese Kutschen an ihren vorderen Raͤdern nicht gut das
                                    Gleise halten, durch Steine in demselben leicht schief gestellt, und bei
                                    starkem Schnellfahren diese Raͤder daher sogar oft leicht gebrochen
                                    werden. Anm. d. Uebers..
                           Vom Erfinder der beweglichen Achsen, dem Herrn Lankensperger in Muͤnchen,
                              haben wir eine kleine Schrift mit deutschem und franzoͤsischem Text; der
                              deutsche Titel ist:
                           
                              „Bewegliche Achsen und andere
                                 Verbesserungen an Wagengestellen, erfunden von Georg Lankensperger,
                                 Koͤnigl. Baierscher Hofwagner, hier von ihm selbst beschrieben, und in
                                 drei lithographirten Tafeln fuͤr jeden Liebhaber, insbesondere aber
                                 fuͤr Wagen-Fabrikanten und Arbeiter anschaulich dargestellt.
                                 (Muͤnchen, in Commission bei J. G. Zeller. Preis 1 fl. 12
                                 kr.)“
                              
                           Da sich auf diesen Tafeln die Fig. 1.
                              2 und 4. befinden,
                              so entlehnen wir aus dieser Schrift zu mehrerer Verdeutlichung die kurze Beschreibung, welche
                              Herr Lankensperger Seite 11. giebt.
                           
                        
                           Erklaͤrung der zwei Tafeln, auf welchen die vordere, obere und Seiten-Ansicht, ingleichen der Grundriß meines neu erfundenen,
                              im Koͤnigreiche Baiern privilegirten, und in England patentisirten Wagengestelles genau dargestellt ist.
                           Tafel 1. beschreibt die mit Nro. 1. und 4.
                              bezeichneten Figuren.
                           Darauf ist erstens die Ansicht von vorne mit den vordern
                              zwei Raͤdern sammt dem vordern Achsstocke; zweitens das bloße Eisenwerk desselben ohne Zwischenholz, gleichfalls von
                              vorne gesehen; drittens der Reib- und Wendungsarm
                              mit dem Achsstocke von oben betrachtet, sammt den beiden Achsen und der doppelt
                              gezeichneten Querstange von oben und unten abgebildet.
                           Lit. C ist der vordere Achsstock von HolzMan bittet den Leser, beim Betrachten dieser Figur das Blatt so zu wenden,
                                    daß die Worte „Ansicht von vorne“ gerade vor ihm
                                    stehen.. Dieser Achsstock ist oben und unten mit eisernen Spangen DD beschlagen, welche an beiden Enden etwas
                              dicker, und mit weiten runden Oeffnungen versehen sind; durch dieselben geht der auf
                              der beweglichen Achse vertikal stehende Kegel E.
                           Die bewegliche eiserne Achse besteht aus drei Theilen; ein jeder Theil ist mit E bezeichnet; ein Theil derselben geht in das Rad, ein
                              Theil geht ruͤckwaͤrts, und ist mit der eisernen Querstange B mittelst eines Schrauben-Nagels verbunden, und
                              der dritte aufrechts stehende Theil gehet kegelfoͤrmig durch die oben genannten zwei
                              Spangen DD aufwaͤrts.
                           Der Wendungsarm unter dem Buchstaben A ist oben, unten,
                              und an den beiden Seiten wohl mit Eisen befestiget; an dem Ende desselben ist ein
                              zwei Zoll langes Loch angebracht, durch welches ein Schrauben-Nagel geht, der
                              mit dem Mittelpunkte der Haupt-Querstange B in
                              Verbindung ist.
                           Auf diesem Wendungsarm A und der Haupt-Querstange
                              B, welche an beiden Enden durch
                              Schrauben-Naͤgel mit den ruͤckgehenden Achstheilen E zusammen haͤngen, beruhet die kurze Wendung des
                              Gestelles.
                           Ferner ist auf dem Wendungsarm A eine eiserne
                              Stuͤze I angebracht, welche mit zwei
                              Schrauben-Naͤgeln auf dem genannten Arm A
                              mit dem andern Ende aber auf dem Achsstocke DD mit
                              einer Mutter an den Reibnagel so angeschraubt ist, daß sie sich mit dem Wendungsarm
                              A leicht um den Reibnagel bewegen kann.
                           Anmerkung. Es ist zwar nicht wohl moͤglich, daß
                              der Reibnagel bricht; sollte es aber demungeachtet geschehen, so ist doch keine
                              Gefahr zu befuͤrchten, indem der Wagen dennoch sich fortbewegen
                              wuͤrde, weil das Vordergestell mit dem hintern verbunden ist, und sich von
                              demselben nicht trennen kann. Bei den Waͤgen von gewoͤhnlicher Bauart
                              hingegen, wo das Vorder- und Hintergestell nur durch den Reibnagel allein
                              verbunden sind, ist mit dem Bruche dieses Nagels die ganze Verbindung
                              aufgeloͤst, und der Wagen in zwei Theile getrennt.
                           Tafel 2 beschreibe die mit Fig. 2. bezeichnete
                              Abbildung.
                           Hier ist der Grundriß des Gestelles, woraus man sich von den Vortheilen der kurzen
                              Wendung bei meinen beweglichen Achsen uͤberzeugen kann.
                           
                           Lit. F sind vier eiserne Stuͤzen; ein Ende
                              derselben ist mit vier Schraub-Naͤgeln an den Langbaum G befestiget; das andere Ende am hintern und vordem
                              Achsstock ist gleichfalls mit vier Schraub-Naͤgeln angeschraubt. Auf
                              diese vier Stuͤzen sind die vier Schwungfedern, jede mit zwei Schrauben,
                              durch das zweite und dritte Blatt befestigt. Nach dieser einfachen Bauart sind diese
                              Schwungfedern nicht nur zierlicher und dauerhafter, als gewoͤhnlich, sondern
                              es werden auch dadurch viele Stuͤcke Holz, mehrere eiserne Spangen nebst
                              Schrauben-Naͤgeln erspart.
                           Diese Art, die Federn anzubringen und zu befestigen, vermehrt die Elastizitaͤt
                              und Staͤrke, und vermindert das Gewicht, welches wohl zu beobachten ist.
                           Nebstdem, daß diese Erfindung bei allen vierraͤdrigen Waͤgen mit großem
                              Nuzen angewendet werden kann, leistet sie nach Herrn Lankenspergers Angabe noch
                              folgende große Vortheile:
                           1) Ein Wagen mit beweglichen Achsen kann auf jedem noch so beschraͤnkten Raume
                              sicher umwenden, auf dem es einem, nach gewoͤhnlicher Methode gefertigten
                              Wagen unmoͤglich ist.
                           2) Mit beweglichen Achsen kann man einen Wagen 15 bis 18 Zoll kuͤrzer, als auf
                              gewoͤhnliche Art bauen, wodurch also der Wagen nicht so schwer, wie andere,
                              und das Ziehen desselben erleichtert wird.
                           3) Die beweglichen Achsen gewaͤhren vollkommene Sicherheit gegen das Umwerfen,
                              wie Fig. 2.
                              zu sehen ist.
                           Da bei dem Umwenden die vordem Raͤder niemals ihren Standpunkt, sondern nur
                              ihre Richtung veraͤndern, so sind sie ein sicheres Verwahrungsmittel gegen
                              das Umfallen bei dem Umwenden; da hingegen bei Waͤgen mit steifen
                              unbeweglichen Achsen die Gefahr des Umsturzes bei dem Umkehren vergroͤßert
                              wird; denn es ist durch
                              die Erfahrung erwiesen, daß die gewoͤhnlichen Waͤgen bei dem schnellen
                              und kurzen Umwenden auch am leichtesten umstuͤrzen.
                           4) Mit beweglichen Achsen koͤnnen die vorderen Raͤder viel
                              hoͤher gemacht werden, ohne daß der Kasten hoͤher gehaͤngt
                              werden darf, was bei steifen Achsen nicht anwendbar ist, es waͤre denn, daß
                              der Wagen ungemein verlaͤngert wuͤrde, welches ihn aber wieder viel
                              schwerer machen wuͤrde, als es uͤblich ist.
                           Hier ist auch zu merken, daß die Vorderraͤder und Achsen an den Waͤgen
                              von gewoͤhnlicher Bauart, weil die vorderen Raͤder viel kleiner sind
                              als die hinteren, und oͤfter umlaufen muͤssen, fruͤher
                              abgenuͤzt werden, und also auch oͤfteren Reparaturen unterliegen,
                              welches bei Waͤgen nach meiner Art nicht Statt hat.
                           Hohe Vorderraͤder tragen ferner Vieles zur Zierde eines Wagens bei,
                              waͤhrend sie zugleich das Ziehen desselben erleichtern, und folglich alle
                              jene Hindernisse beseitigen, welche sich so haͤufig auf schlechten Wegen mit
                              gewoͤhnlichen Fuhrwerken ereignen.
                           5) Eine bewegliche Achse ist weit dauerhafter, als eine unbewegliche, ihre
                              groͤßte Staͤrke ist hinter der Buͤchse des Rades an jener
                              Stelle, wo die gewoͤhnlichen Achsen am gebrechlichsten sind, denn die
                              Beweglichkeit macht, daß sie jedem Hindernisse, das ihr aufstoͤßt, ausweichen
                              kann, welches eine steife Achse nicht vermag.
                           6) Eine steife Achse giebt mit der Deichsel bei jedem Widerstande der vordern
                              Raͤder dem Pferde einen harten Stoß, welches bei beweglichen Achsen nicht
                              geschieht, weil die Wendung hinter dem vordern Achsstocke angebracht ist; folglich
                              wirkt jeder Stoß gegen das Rad nur halb so stark auf die Deichsel, als bei steifen
                              Achsen, wo die Deichsel mit dem vordern Achsstocke fest verbunden ist.
                           
                           7) Ist zu erinnern, daß zu den gewoͤhnlichen Wagengestellen mehr als 20
                              Stuͤcke Holz zur Construktion, und eben so viel eiserne Spangen,
                              Stuͤzen und Schrauben-Naͤgel erforderlich sind, wodurch sie
                              nicht nur schwerfaͤllig, sondern auch dem Einfluß der Witterung, und folglich
                              auch haͤufigern Reparaturen unterworfen werden, waͤhrend meine
                              Wagengestelle fast die Haͤlfte weniger an Holz und Eisen, eigentlich nur
                              sechs Stuͤcke vom erstem erfordern, naͤmlich die Deichsel, die Wage,
                              den Deichselarm, den Langbaum, und den hintern und vordem Achsstock, welche
                              Vereinfachung dem Wagen eine außerordentliche Leichtigkeit und Zierde giebt, und
                              zugleich das Klappern desselben vermindert. Die hiedurch gewonnene bedeutende
                              Ersparniß an hartem Werkholz ist auch um so mehr zu beruͤcksichtigen, als
                              dasselbe in den meisten Laͤndern im Preise immer steigt.
                           8) Kann der Wendungsarm nach Willkuͤhr vorderhalb des Achsstockes
                              aufwaͤrts gebogen werden, damit die Wage hoch vom Boden zu stehen komme,
                              welches nicht allein dem ganzen Fuhrwesen ein sehr gefaͤlliges Ansehen giebt,
                              wenn die Zugstraͤnge von der Brust des Pferdes bis zur Wage ganz horizontal
                              fortlaufen, sondern die Pferde ziehen auch um Vieles leichter, – eine
                              Verbesserung, die bei den gewoͤhnlichen alten Waͤgen nicht anwendbar
                              ist.
                           Ein wichtiger Vorzug dieser Wagengestelle ist, daß, nachdem hdr Wendungsarm
                              vorderhalb des Achsstockes bereits die hohe schoͤne Deichselform
                              enthaͤlt, die Deichselstange an diesen Gestellen keine Kruͤmmung mehr
                              erfordert, sondern gerade gewachsene Deichseln hiezu brauchbar sind, von denen es
                              durch Erfahrung bewiesen ist, daß zehen gekruͤmmte brechen, bis eine einzige
                              gerade Deichsel bricht.
                           9) Das Hauptaugenwerk fuͤr den Mann von Geschmack bei Bauung eines Wagens war
                              von jeher ein leichtes und gefaͤlliges Ansehen desselben zu bewirken, ingleichen schoͤne
                              und dauerhafte Wagengestelle zu erhalten, also Leichtigkeit mit Dauer zu verbinden,
                              um einen schnell, mit keiner unnoͤthigen Beschwerde und Kosten
                              verknuͤpften Transport damit zu erzwecken. – Alle diese Eigenschaften
                              finden sich in meiner erwaͤhnten Verbesserung des Vordergestelles durch
                              bewegliche Achsen vereint.
                           Damit man auch an andern Orten von dieser Erfindung auf eine leichte Art Anwendung
                              machen kann, so macht Herr Lankensperger das Anerbieten, daß man bei ihm zu den
                              Vordergestellen das ganze Eisenwerk bestens bearbeitet, und um den billigsten Preis
                              haben koͤnne; naͤmlich die beweglichen Achsen, das Eisenwerk zum
                              Wendungsarm, die obern und untern Spangen vom Achsstocke, dann den Reibnagel mit
                              Stuͤzen und die hintere eiserne Querstange nebst den noͤthigen
                              Schraubnaͤgeln.
                           
                        
                           Eine moderne Baroutsche mit Ackermanns beweglichen Patent-AchsenEntnommen aus Ackermanns Repository of Arts,
                                       Literature, Fashions, Manufactures, etc. The Second Series. Januar
                                    1820..
                           Die illuminirte Abbildung Tab. VII. stellt eine
                              moderne Baroutsche mit Ackermanns beweglichen Patent-Achsen dar, welche von
                              M. Dodd, in der Crawfordstraße, fuͤr den gewesenen Obristen Harvey gebaut
                              wurde. Sie war das zweite nach diesem Prinzip von Dodd fuͤr denselben gebaute
                              Fuhrwerk. Das erste, ein Wagen, hatte in Ansehung der beweglichen Achsen der
                              Erwartung so ganz entsprochen, daß der Obrist Harvey erklaͤrte, in Zukunft
                              kein anderes Fuhrwerk gebrauchen zu wollen; und er gab durch Bestellung der
                              fraglichen Baroutsche einen ausgezeichneten Beweis von seiner vollen Ueberzeugung.
                              Solche Thatsachen muͤssen die kurzsichtigen Wagenbauer, welche noch fortwaͤhrend einen
                              heftigen Widerwillen gegen diese wichtige Verbesserung in der Struktur der
                              Waͤgen aͤußern, uͤberfuͤhren, daß ihr Entgegenstreben am
                              Ende doch fruchtlos sey. Troz ihrer Widersezlichkeit sind gegen vierzig
                              vierraͤdrige Waͤgen auf diese neue Art in Großbrittanien gebaut
                              worden; und es ist nicht zu zweifeln, daß die Vortrefflichkeit derselben in Kurzem
                              bei uns eben so werde anerkannt seyn, wie auf dem Festlande, wo ihr Gebrauch
                              taͤglich allgemeiner wird. Die meisten Souveraine haben sich durch deren
                              Annahme guͤnstig daruͤber ausgesprochen; und wirklich ist ein solcher
                              Wagen fuͤr Se. Majestaͤt den Koͤnig von Preußen in Arbeit. Se.
                              Majestaͤt der Kaiser von Rußland hat sich als ein Befoͤrderer dieser
                              Wagen durch Einfuͤhrung an seinem Hofe bewiesen, und lezthin sogar Se.
                              Koͤnigl. Hoheit den Prinz-Regenten mit einer so gebauten Droschki beschenkt. Dieses entscheidet vollkommen
                              fuͤr die neue Bauart, gegen welche Mißverstand, Eigennuz und Ungunst nichts
                              vermoͤgen werden.
                           Sicherheit, Dauerhaftigkeit, Oekonomie und Bequemlichkeit zeichnen diese Erfindung
                              vorteilhaft aus; wir verweisen deswegen unsere Leser wiederholt auf die
                              fruͤhern Blaͤtter, wo wir diese Vorzuͤge umstaͤndlicher
                              eroͤrtert haben.
                           Seit wir dieses Vorstehende schrieben, haben wir mit außerordentlichem
                              Vergnuͤgen erfahren, daß der Großherzog von Baden die beweglichen
                              Patent-Achsen beim Artillerie-Train angeordnet habe, und daß auf diese
                              Art von sechs sonst dabei nothwendigen Pferden zwei erspart werden.
                           Der Ackermannschen Aeußerung zufolge haben die beweglichen Achsen auch in England
                              großen Widerstand gefunden; dadurch sahen wir uns veranlaßt, die Anmerkung des
                              Uebersezers zu der Ackermannschen Erklaͤrung beidrucken zu lassen, da dem audiatur et altera pars in diesem Journal niemals sein
                              Recht verweigert werden soll, um dadurch das Wahre zu entdecken.
                           
                        
                     
                  
               
