| Titel: | Die Wassersäulen-Maschine. | 
| Autor: | Georg Haevel | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XXXVIII., S. 385 | 
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                        XXXVIII.
                        Die Wassersäulen-MaschineDer Herausgeber theilte diese Abhandlung vor dem Abdruck einem in der Hydraulik
                                 erfahrnen Techniker mit, welcher die Guͤte hatte, sie mit den die
                                 Abhandlung begleitenden Anmerkungen zu versehen..
                        Von Georg Haͤvel, prov. Brunnenmeister und Lehrer der Architektur in Augsburg.
                        Mit Abbildungen. Tab. IX.
                        Georg Hävels Wassersäulen-Maschine.
                        
                     
                        
                           Die Wassersaͤulen-Maschine ist keineswegs eine
                              neue ErfindungOhne mich hier mit der Geschichte dieser laͤngst gemachten Erfindung
                                    zu befassen, will ich nur einige wesentliche Verbesserungen derselben
                                    anfuͤhren. Der Braunschweigsche Ingenieur Winterschmidt hat eine
                                    Wassersaͤulen-Maschine angegeben, welche im Jahre 1748 auf dem
                                    Harze ausgefuͤhrt und zur Wasser- und Erzfoͤrderung mit
                                    vielem Vortheile benuzt wurde. Durch den Oberkunstmeister Hoͤll wurde 1749 zu Schemniz in Ungarn die
                                    Steuerung der Wassersaͤulen-Maschine wesentlich verbessert,
                                    und sie diente hernach verschiedenen andern zum Muster. Geschrieben
                                    uͤber die Wassersaͤulen-Maschine haben mehrere, z.B.H.
                                    Calvoͤr, N.
                                    Poda, C.T. Delius,
                                    F.L. Lancrinus, J.J. Ferber, K. Chr. Langsdorf, F.G. Buͤsse etc...., sondern schon lange in der Hydraulik bekannt. Sie zeigt sich am
                              zweckmaͤßigsten da, wo man ein sehr hohes Gefaͤlle hat, und also im
                              Stande ist, durch sie eine große Gewalt hervor zu bringenBei einem hohen Gefaͤll des Aufschlagwassers leistet die
                                    Wassersaͤulen-Maschine den groͤßten Nuzen, und ihr
                                    Vorzug ist da entschieden, wo wenig Aufschlagwasser zum Betrieb einer
                                    Maschine vorhanden ist. Dazu kommt noch, daß sie wenig Raum einnimmt, daher
                                    sie in Bergwerken zuerst Anwendung fanden. Auch sind solche Maschinen
                                    wenigeren Reparaturen als die großen Kunstraͤder unterworfen. ...
                                    t.. Die Verbesserungen, welche dieselbe vor Kurzem erhalten hat, riefen sie aus
                              der Vergessenheit wieder hervor, und der Ruhm der großen
                              Wassersaͤulen-Maschine in Berchtoldsgaden verbreitete sich durch den
                              groͤßten Theil Deutschlands, obgleich von deren Mechanismus nichts bekannt
                              wurde:
                           Dieses veranlaßt mich uͤber die in der Hydraulik so wichtige Maschine
                              nachzudenken; und ob ich gleich nie Gelegenheit hatte, die erwaͤhnte Maschine
                              weder ausgefuͤhrt, noch in Modell oder in der Zeichnung zu sehen, so ist es
                              mir dennoch gelungen, solche auf eine sehr einfache Art zu Stande zu bringenDem Verfasser sind wohl die bisher ausgefuͤhrten
                                    Wassersaͤulen-Maschinen unbekannt geblieben, ohngeachtet er
                                    weiß, daß diese Erfindung nicht neu ist. Er hat sich, wie es scheint, seine
                                    Maschine ganz neu erfunden, und um so eher verdient sie Aufmerksamkeit; auch
                                    hat wenigstens die Steuerung derselben keine Aehnlichkeit mit der
                                    Hoͤllschen und mit der Langsdorfschen Einrichtung zur Ablassung des
                                    in der Zeit eines Kolbenspieles verwendeten Wassers. ... t. Mein Hauptaugenmerk gieng dahin, die Maschine so einfach wie moͤglich
                              herzustellen, weil die Erfahrung mich lehrte, daß ein zusammengesezter Mechanismus
                              am wenigsten bei hydraulischen Maschinen zweckmaͤßig ist.
                           Die aͤußerst wenigen Huͤlfsmittel, welche mir zu Gebote standen,
                              gestatteten mir nicht, Versuche mit dieser Maschine im Großen zu machen; ich mußte mich blos auf ein
                              Modell, nach meinen Entwuͤrfen und Berechnungen verfertiget,
                              einschraͤnken, wozu ich als Maaßstab einen Baierschen Schuh, in 13 Theile
                              getheilt, waͤhlte.
                           Es ist aber jedem praktischen Mechaniker bekannt, daß man wohl eine Maschine nach
                              verkleinertem Maaßstabe machen kann, daß jedoch die bewegende Kraft sich keineswegs
                              ins Modell bringen laͤßt; denn so wie sich das Modell geometrisch
                              verkleinert, so verringert sich die Kraft mit dem Quadrat, und kommt außer allem
                              Verhaͤltniß, so daß bei den Modellen von Maschinen, besonders solchen, welche
                              von Wind oder Wasser getrieben werden, der Fall gewoͤhnlich eintritt, daß sie
                              von diesen Elementen nicht in Bewegung zu sezen sind, um so weniger, wenn der
                              angenommene Maaßstab klein ist, und die Verhaͤltnisse der großen Maschine
                              genau beobachtet werden. Man muß sich daher allein auf die Berechnung, als der
                              einzigen Richtschnur, verlassen.
                           Ich habe mich aber mit dieser Berechnung nicht begnuͤgt, sondern auch das
                              Modell in Bewegung zu bringen gesucht, und es ist mir damit soweit gelungen, daß ich
                              mit moͤglichster Beibehaltung der Verhaͤltnisse das Wasser zu einer
                              vierfachen Hoͤhe des Gefaͤlles brachte;
                              gewiß fuͤr ein Modell nach so kleinem Maaßstabe genug, zumal da ich das
                              Gefaͤll nur zu 16 Fuß annahm. Ich haͤtte es vielleicht noch
                              hoͤher gebracht, wenn ich das Modell mit der gehoͤrigen Feinheit in
                              Betreff der Kolben und Ventile haͤtte ausarbeiten koͤnnen, wozu mir
                              aber die Zeit mangelte.
                           Die Grundsaͤze, worauf ich meine Maschine berechnete, sind die in der
                              Hydraulik allgemein anerkannten, naͤmlich, daß eins kleine
                              Wassersaͤule von einer gewissen Hoͤhe, auf eine groͤßere
                              Flaͤche mit derselben Gewalt druͤckte, als wenn sie die
                              groͤßere Flaͤche zum Durchmesser haͤtte. Z.B. die kleine
                              Wassersaͤule, 20 Fuß lang und 2 Zoll im Durchmesser druͤckt auf eine
                              Flaͤche, welche 8 Zoll im Durchmesser hat, so wird sie an dieser
                              Flaͤche dieselbe Kraft ausuͤben, als wenn diese 8 Zoll durch die ganze
                              Hoͤhe von 20 Fuß hinauf giengenEs wird wohl nicht ohne Nuzen seyn, diesen in der ausuͤbenden Mechanik
                                    so wichtigen Saz hier mehr zu entwickeln. Ein jedes in einer
                                    fluͤssigen Materie befindliches Theilchen wird, wenn die
                                    fluͤssige Masse in Ruhe ist, nach allen moͤglichen Richtungen
                                    gedruͤckt, immer gleich stark aber nach zwei gerade entgegengesehen
                                    Richtungen. In einem gleichfoͤrmigen Gefaͤße wird der
                                    wagrechte Boden desselben von dem darin enthaltenen Wasser mit einem
                                    Gewichte gedruͤckt, welches der Last des im Gefaͤße
                                    enthaltenen Wassers gleich ist, denn jedes einzelne Theilchen preßt den
                                    wagrechten Boden mit seinem gesammten Gewichte nieder. Der Inhalt eines
                                    gleichfoͤrmigen Gefaͤßes aber wird erhalten, wenn man seine
                                    Grundflaͤche mit der Hoͤhe desselben multiplicirt; z.B. hat
                                    der Boden 4 Quadratfuß und die Hoͤhe betraͤgt 3 dergleichen,
                                    so ist der cubische Inhalt des Gefaͤßes = 12 Cubikfuß. Folglich wird
                                    der Boden mit dem Gewicht einer Wassersaͤule gedruͤckt, deren
                                    Inhalt = 12 Cubikfuß betraͤgt. Das Gewicht dieser Wassersaͤule
                                    zu finden, braucht man nur den gefundenen Cubikinhalt mit dem Gewicht eines
                                    Cubikfuß Wassers zu multipliciren. Wenn ein Gefaͤß ABCDEFG,
                                    Fig.
                                       6., dessen oberer Theil ABG viel
                                    enger ist, als der untere BCDFG, mit
                                    Wasser angefuͤllt wird, so druͤckt das im Gefaͤß
                                    enthaltene Wasser den wagrechten Boden DE
                                    so stark nieder, als er niedergedruͤckt werden wuͤrde, wenn
                                    man die Waͤnde DC und EF bis an die wagrecht gezogene Linie ab verlaͤngerte, und dann das
                                    regelmaͤßige Gefaͤß DaEb
                                    voll Wasser waͤre. Der Druck des Wassers gegen den Boden ist in
                                    beiden Faͤllen dem Gewicht einer Wassersaͤule gleich, deren
                                    Inhalt man erfaͤhrt, wenn man die Quadratflaͤche des Bodens
                                    DE mit der senkrechten Hoͤhe
                                    Am multiplicirt. Der Beweis davon steht zwar
                                    in vielen mathematischen Lehrbuͤchern; allein der
                                    Vollstaͤndigkeit wegen will ich denselben hier beifuͤgen. „Ein mit Wasser angefuͤlltes Gefaͤß
                                       ABMNDCA (Fig. 7.) von
                                       willkuͤhrlicher Gestalt, aber mit einer wagrechten
                                       Grundflaͤche MN, sey auf einer
                                       beliebigen Weise gegen den Horizont geneigt; es sey ferner Rv die naͤmliche wagrechte
                                       Ebene, woran sich die Oberflaͤche des ins Gefaͤß
                                       eingeschlossenen Wassers befindet, und SN sey dieses Wassers lothrechte Hoͤhe, oder eine
                                       zwischen der Ebene Rv und dem Boden
                                       MN lothrecht gezogene gerade
                                       Linie. Alsdann ist der ganze Druck, den das Wasser ABMNDCA gegen den Boden MN ausuͤbt, dem Gewichte
                                       desjenigen Wassers gleich, dessen Inhalt man findet, wenn man den ganzen
                                       Boden MN mit der lothrechten
                                       Hoͤhe SN multiplicirt. Ist der
                                       Boden MN 4 Quadratfuß groß, und
                                       betraͤgt die lothrechte Hoͤhe NS 2 Fuß, so ist der erwaͤhnte Druck dem Gewichte des
                                       Wasserkoͤrpers gleich, dessen Inhalt 4 × 2 oder 8 Cubikfuß
                                       betraͤgt, obgleich das in dem Gefaͤße ABMNDCA befindliche Wasser vielleicht
                                       nicht einmal 3 Cubikfuß hat. Der Beweis ist leicht zu geben. Man bilde
                                       sich naͤmlich ein, die gebogene Roͤhre MevtN sey mit dem Gefaͤße ABMNDCA so zusammen gefuͤgt,
                                       als wenn sie damit ein einziges Gefaͤß ABMevtNDC ausmachte; der
                                       gemeinschaftliche Boden MN aber sey
                                       ohne Gewicht, und zugleich sehr beweglich. Wenn nun dieses aus zwei
                                       Gefaͤßen zusammengesezte Gefaͤß mit Wasser
                                       angefuͤllt wird, so daß die Oberflaͤchen AC und tv des in beiden Schenkeln enthaltenen Wassers in einer und
                                       derselben wagrechten Ebene Rv sich
                                       befinden, so haͤlt das Wasser in dem einen Schenkel dem Wasser im
                                       andern das Gleichgewicht, und der Boden MN ist daher ruhig. Folglich ist auch der Druck, den der Boden
                                       MN vom Wasser
                                       ABMNDCA abwaͤrts
                                       aushaͤlt, demjenigen Druck gleich, den derselbe vom Wasser MevtNM aufwaͤrts leidet. Nun
                                       stelle man sich vor, es sey die gebogene Roͤhre MevtN statt des Gefaͤßes ABMNDCA mit einem andern
                                       Gefaͤße RMNS, welches
                                       regelmaͤßig und lothrecht ist, verbunden. Fuͤllt man
                                       dieses zusammengesezte Gefaͤß bis an RS und to mit Wasser, so ist
                                       das Wasser in dem einen Schenkel mit dem in dem andern, wie zuvor, im
                                       Gleichgewichte; demnach ist auch der Druck, den das Wasser RMNS gegen den beweglichen Boden MN abwaͤrts ausuͤbt, dem
                                       Drucke gleich, mit dem das Wasser MevtNM auf den Boden MN
                                       aufwaͤrts wirkt. Hieraus folgt, daß der Druck, den der Boden MN vom Wasser RMNS erfaͤhrt, dem Drucke
                                       gleich ist, den eben der Boden MN vom
                                       Wasser ABMNDCA auszuhalten hat, weil
                                       zwei Druͤckungen, die einer und eben derselben dritten
                                       Druͤckung gleich sind, auch unter sich gleich seyn
                                       muͤssen. Der Druck des Wassers RMNS aber gegen den Boden MN
                                       ist dem Gewichte desjenigen Wassers gleich, dessen Inhalt gefunden wird,
                                       wenn man den ganzen wagrechten Boden MN mit der lothrechten Hoͤhe SN multiplicirt. Es ist demnach auch
                                       der Druck des Wassers ABMNDCA gegen
                                       den Boden MN dem Gewichte des Wassers
                                       gleich, dessen Inhalt sich ergiebt, wenn man den wagrechten Boden MN mit der lothrechten Hoͤhe
                                       SN multiplicirt.“ Aus
                                    diesen Gruͤnden hat der Erfinder der vorliegenden
                                    Wassersaͤulen-Maschine dem Aufschlag-Cylinder einen so
                                    großen Durchmesser gegeben. Die Quadratflaͤche desselben haͤlt
                                    314 Quadratzoll. Wird diese Flaͤche mit der
                                    Gefaͤllhoͤhe des Aufschlagwassers, naͤmlich mit 50 Fuß
                                    multiplicirt, so erhaͤlt man 109 Cubikfuß 48 Zoll und eine bewegende
                                    Kraft von 7065 Pfund.....
                           
                           Nach diesem Grundsaz ist die Wirkung der Maschine sicher zu berechnen; nur muß man
                              das genaue Gewicht von einem Cubikfuß Wasser kennen. Dieses Gewicht ist nach den
                              neuesten in Berlin angestellten Versuchen fuͤr den Cubikzoll 288 Gran
                              Medicinal-Gewicht, wovon 240 auf ein Loth, also 7680 Gran auf ein Pfund
                              gehen.
                           Um nun diese Maschine berechnen zu koͤnnen, muß ich zuerst die einzelnen
                              Theile derselben angebenHier werden wohl die hydrostatischen Gruͤnde, auf welche sich die Erfindung
                                    der Wassersaͤulen-Maschine stuͤzt, nicht am unrechten
                                    Orte stehen. Ich hebe solche aus der Encyclopaͤdie des gesammten
                                    Maschinenwesens von Poppe aus. Wassersaͤulen-Maschine. Mit dieser nuͤzlichen
                                    Maschine hat es folgende Bewandniß. Eine Roͤhre BAD
                                    Fig.
                                       8. sey unten mir einem Kolben ef
                                    verschlossen. Wenn nun die ganze Roͤre BA bis an die untere Flaͤche des Kolbens ef mit Wasser gefuͤllt ist, so wird
                                    die Wassersaͤule BAF aus
                                    hydrostatischen Gruͤnden den Kolben ef mit einer Gewalt aufwaͤrts gedruͤckt, die dem
                                    Gewicht einer Wassersaͤule gleich kommt, deren Grundflaͤche so
                                    groß ist, als die Basis des Kolbens, und so hoch als die lothrechte
                                    Erhoͤhung der obersten Wasserflaͤche B uͤber der Grundflaͤche des Kolbens ef. Das sehr starke
                                    Aufwaͤrtspressen des Kolben ef
                                    durch die hohe Wassersaͤule AB hat
                                    eben zur Erfindung der Wassersaͤulen-Maschine Anlaß gegeben,
                                    Ist der Widerstand des Kolbens geringer, als das erwaͤhnte Gewicht
                                    der Wassersaͤule, so bekommt leztere die Ueberwucht, und dann muß der
                                    Kolben wirklich aufwaͤrts getrieben werden. Gedenkt man sich nun die
                                    Kolbenstange GH so mit Pumpenstangen
                                    verbunden, daß beim Aufsteigen des Treibkolbens
                                    ef andere Pumpenkolben die erforderliche
                                    Bewegung erhalten, so ist man dadurch offenbar sehr leicht im Stande, einen
                                    starken Pumpenhub hervorzubringen. Aber mehr Schwierigkeiten hat es, diese
                                    Bewegung auch fortzusezen. Hat naͤmlich der Treibkolben ef seinen ganzen Weg, z.B. cd durchlaufen, „so kann er bei der gedachten Einrichtung nicht wieder bis an
                                       seine erste Stelle F zuruͤcktreten,
                                       um sich alsdann aufs Neue durch die Wassersaͤule BAF bis an cd in die Hoͤhe treiben zu
                                       lassen, und auf diese Art die vorige Bewegung stets zu wiederholen. Denn
                                       das Wasser, welches dem aufsteigenden Kolben immer nachfolgt, verhindert
                                       offenbar den Ruͤckgang des Treibkolbens.Will man also
                                       im Stande seyn, die Wassersaͤule AB, welche ihren bestaͤndigen Zufluß aus dem
                                       Behaͤltniß M erhaͤlt, zur
                                       steten Betreibung des Treibkolbens ef
                                       benuzen, und die Verrichtung in eine wirkliche hydraulische Maschine zu
                                       verwandeln, so muß man noch besonders mechanische Mittel dazu anwenden.
                                       Man koͤnnte zum Beispiel unten bei ab einen Hahn anbringen, der so beschaffen waͤre, daß
                                       er bei seiner mittlern Stellung dem Wasser AB den freien Durchgang nach F
                                       ließe, bei seiner Umdrehung aber diesem Wasser den Zutritt nach F verschloͤße, und in der
                                       naͤmlichen Stellung dem Wasser unter dem Kolben Abfluß durch ab verstattete. So oft nun der
                                       Treibkolben bis cd hinaufgetrieben
                                       waͤre, so koͤnnte man den Hahn durch einen Arbeiter nach
                                       derjenigen Richtung hindrehen lassen, bei welcher das Wasser unter dem
                                       Kolben durch ab fließen muͤßte.
                                       Alsdann wuͤrde entweder das betraͤchtliche Gewicht der mit
                                       in die Hoͤhe gezogenen Pumpenstange, oder sonst ein angebrachtes
                                       Gewicht, den Kolben ef von selbst
                                       wieder niedertreiben.“
                                    „Es waͤre aber noch immer eine
                                       Unvollkommenheit der Maschine, daß man bei ihrer Betreibung zum Drehen
                                       des Hahns einen besondern Arbeiter noͤthig haͤtte. Es muß
                                       daher mit zur Haupteinrichtung der Maschine gehoͤren diesen
                                       Arbeiter zu sparen, und die Drehung des Hahns durch die Maschine selbst
                                       verrichten zu lassen. Die hierzu dienliche Verrichtung wird Steurung
                                       genannt.“ Die Steurung der hier vorliegenden Maschine hat das
                                    Eigene, daß das waͤhrend eines Kolbenspiels benuzte Wasser nicht
                                    durch einen Hahn abgelassen wird, sondern die Kolben 4 und 5 (Fig. 4.)
                                    verrichten diese Funktion, indem sie dem Wasser wechselsweise den Ausgang
                                    gestatten und verwehren....
                              
                           
                           Die ganze Maschine besteht aus drei Cylindern naͤmlich:
                           A. Den großen oder Aufschlag-Cylinder.
                           
                           B. Den kleinen oder Steuer-Cylinder,
                           und
                           C. Den unteren oder Druck-Cylinder.
                           Der Aufschlag – Cylinder ist derjenige, welcher das Aufschlagwasser empfaͤngt, und
                              die ganze Maschine in Bewegung sezt.
                           Der Steuer-Cylinder dirigirt die Wassersaͤule, so daß selbige bald
                              unter, bald uͤber den Kolben des großen Cylinders wirkt.
                           Der Druck-Cylinder treibt das Wasser zu der angewiesenen Hoͤhe
                              hinauf.
                           Jezt gehe ich zu der Berechnung der Maschine selbst uͤber.
                           Ich seze fuͤr diese das Gefaͤll des Aufschlagwassers = 50 Fuß, welches
                              der Maschine in Roͤhren zugefuͤhrt wird. Der Durchmesser derselben hat
                              auf die Kraft keinen Einfluß; aber bei einer groͤßern Menge des
                              Aufschlagwassers kann sich der Aufschlag-Cylinder schneller fuͤllen,
                              wodurch wohl die Geschwindigkeit der Maschine, keinesweges aber die Kraft derselben
                              zunimmt.
                           Der große oder Aufschlag-Cylinder hat 20 Zoll im Durchmesser. Der in diesen
                              Cylinder auf und abgehende Kolben empfaͤngt den Druck des Aufschlagwassers,
                              das heißt, er wird von diesem in die Hoͤhe getrieben, und sezt die Maschine
                              in Bewegung. Nach hydrostatischen Grundsaͤzen, waͤre also diese 20
                              Zoll habende Grundflaͤche des Cylinders mit der Hoͤhe des
                              Gefaͤlles, naͤmlich mit 50 Fuß, zu multipliciren, um die Kraft, welche
                              auf die Maschine wirkt, zu finden, als: 100 : 314 = 20 : 62 4/5" und diese
                              Peripherie mit 1/4 des Durchmessers zur Quadratflaͤche erhoben, giebt 314
                              Quadrat-Zoll fuͤr die Basis des großen Cylinders. Diese mit 50 Fuß als
                              der Gefaͤllhoͤhe multiplicirt, giebt 109 Cubikfuß, 48 Zoll.
                           Fragt man nun: wenn 1 Cubikzoll 288 Gran wiegt, was wiegen 109 Cubikfuß, 43 Zoll? so
                              ergeben sich 7065 Pfund als die Schwere der Wassersaͤule, die gegen den
                              Kolben wirkt.
                           
                           Wir wollen jezt auch untersuchen, ob die Kraft im Stande ist, die Maschine in
                              Bewegung zu sezen,
                           Die Hoͤhe, zu welcher das Wasser hinauf getrieben werden soll, sey = 600 Fuß,
                              und der Durchmesser des Aufsteigrohres 31/2 Zoll, so erhaͤlt man nach obigen
                              Ansaͤzen 9493/800 Quadratzoll fuͤr die Grundflaͤche des
                              Aufsteigrohres, welche man, um die Weitlaͤufigkeit im Rechnen zu vermeiden,
                              zu 95/8 Zoll sezen kann. Diese mit der Hoͤhe von 600 Fuß multiplicirt, giebt
                              40 Cubikfuß, 180 Zoll; an Gewicht 2598 Pfund 24 Loth als die Wasserschwere im
                              Aufsteigrohr, welche auf dem unteren Ventil ruht. Addirt man zu diesem Gewicht von
                              2598 Pfund 24 Loth noch die sich ergebende Frictionen, welche die Kolben und
                              Ventile, so wie das Reiben des Wassers, in den Roͤhren selbst verursachen, zu
                              1/6 der ganzen Last mit 433 Pfund 4 Loth, so bekommt man 3031 Pfund 28 Loth als die
                              ganze Schwere, welche die Maschine zu uͤberwaͤltigen hat.
                           Nach einem allgemein angenommenen Grundsaze soll sich fuͤr Maschinen die Kraft
                              zur Last wie 9 zu 4 verhalten.
                           Es gaͤbe hier also der Saz
                           4 : 9 = 3031 : 6541. 20 1/2.
                           als das Gewicht fuͤr die lebendige Kraft.
                           Da aber dieses Gewicht bereits zu 7065 Pfund angesezt ist, so bliebe noch ein
                              Ueberschuß an Kraft = 253 Pfund 11 1/2 Loth; ein Beweiß, daß mit einem
                              Gefaͤll von 50 Fuß die Maschine das Wasser auf eine Hoͤhe von 600 Fuß
                              zu treiben vermoͤge. Wenn es die Quantitaͤt des Aufschlagwassers
                              erlaubt, so kann man den Durchmesser des großen Cylinders statt 20 zu 24 Zoll
                              ansezen. Man erhaͤlt sodann bei gleicher Fallhoͤhe 10,173 Pfund 20
                              Loth 3 Gran als das Gewicht der Wassersaͤule, welche auf dem Kolben wirkt. Hievon die oben
                              angefuͤhrte 6311 Pfund 20 Loth 120 Gran, als das Gewicht der
                              Wassersaͤule, welche im Stande ist, die Maschine in Bewegung zu sezen,
                              abgezogen, bleibt ein Ueberschuß von 3361 Pfund 31 Loth 28 Gran. Durch diesen
                              Ueberschuß an Kraft kann man denn mittelst einer leicht anzubringenden
                              Kolbenverbindung, wieder einen Theil des verwendeten Aufschlagwassers zu einer
                              angemessenen Hoͤhe empor heben, und dasselbe zur Betreibung einer anderen
                              Maschine benuzen.
                           Nachdem ich nun die Berechnung der Maschine hinlaͤnglich erlaͤutert
                              habe, gehe ich zu der Beschreibung des eigentlichen Mechanismus derselbigen
                              uͤber.
                           Man sehe die Zeichnung Tab. IX.
                              Fig. 1.
                              2.
                              3.
                              4.
                              5.
                              6.
                              7.
                              8.
                              
                           Fig. 1. ist
                              der Grundriß der Brunnenstube und des Druck-Cylinders mit den Saug-
                              und Aufsteigroͤhren, sammt der uͤbrigen Zubehoͤrde.
                           Fig. 2. ist
                              der Grundriß des großen oder Aufschlag-Cylinders, mit den Aufschlag-
                              und Abfallroͤhren.
                           Fig. 3. giebt
                              die Ansicht der Maschine von a nach b. Der Druck-Cylinder erscheint hier
                              durchschnitten.
                           Fig. 4. zeigt
                              die Ansicht von c nach d, wo
                              der Aufschlag- und der Steuer-Cylinder im Durchschnitt sich
                              darstellen.
                           Ich will hier mit du Erklaͤrung des unteren Werkes den Anfang machen.
                           Es ist dieses ein gewoͤhnliches Druckwerk, nur mit dem Unterschied, daß es
                              sowohl beim Aufsteigen als beim Niedergehen des Kolbens arbeitet; e ist der Druck-Cylinder (Stiefel), 10 Zoll im
                              Durchmesser, an welchen unten das Kegelventil e
                              befestigt ist, und in welchen der Kolben f luft-
                              und wasserdicht auf und abgeht, G ist eine
                              Saugroͤhre, an welcher unten ebenfalls ein Kegelventil h sich befindet; i aber das Aufsteigrohr, in
                              welchem das Wasser in die Hoͤhe getrieben wird, und welches bei k und l mit 2
                              Klappen-Ventilen versehen ist. Beim Hinaufsteigen des Kolbens oͤffnet
                              sich das Ventil e, und fuͤllt den innern Raum des
                              Stiefels unter den Kolben mit Wasser. Wenn der Kolben jezt niedergedruͤckt
                              wird, so schließt sich dieses Ventil, und versperrt dem Wasser den Ruͤckweg,
                              welches dann durch das Ventil l in die
                              Aufsteigroͤhre zu treten genoͤthigt wird; zu gleicher Zeit
                              oͤffnet sich das Ventil h der Saugroͤhre
                              g, und fuͤllt den Cylinder oberhalb des
                              Kolbens mit Wasser; beim abermaligen Hinaufsteigen des Kolbens wird das Wasser durch
                              das Ventil k in die Aufsteigroͤhre
                              gedruͤckt, waͤhrend sich das untere Ventil aufs neue oͤffnet,
                              und den Cylinder unter dem Kolben mit Wasser fuͤllt. Die beiden Ventile k und l verwehren dem Wasser
                              im Aufsteigrohre den Ruͤckweg und oͤffnen sich nur, wenn durch den
                              Kolben Wasser in das Aufsteigrohr gedruͤckt wird, naͤmlich k beim; Aufsteigen und l
                              beim Niedersinken desselben.
                           Die Stange n, an welcher sich die Kolben des
                              Druck- und Aufschlag-Cylinders befinden, muß rein abgedreht, und in
                              die Platte o, welche den Druck-Cylinder oben
                              schließt, luft- und wasserdicht eingeschliffen werden. Diese Platte wird dann
                              noch mit einer Stopfbuͤchse versehen, um das Eindringen der Luft, so wie has
                              Austreten des in den Cylinder befindlichen Wassers zu verhindern. P ist ein Hahnen, welcher das Wasser in die Brunnenstube
                              leitet; q ein kleiner Hahnen (Lufthahnen) um beim
                              Stillstand der Maschine das in dem Aufsteigrohr befindliche Wasser ablassen zu
                              koͤnnen.
                           Ich komme nun zu der Erklaͤrung des oberen Werkes, als dem Haupttheile der
                              Maschine.
                           A zeigt den großen oder den Aufschlag-Cylinder,
                              welcher 20 Zoll im Durchmesser hat, und in dem sich der Kolben 1. auf und ab bewegt,
                              je nachdem er von der Wassersaͤule gedruͤckt wird. Bei 2 und 3 ist derselbe mit dem
                              Steuer-Cylinder B durch Roͤhren verbunden,
                              in welchen sich die zwei Kolben 4 und 5 bewegen. 6 bildet das Rohr ab, welches der
                              Maschine das Aufschlagwasser zufuͤhrt; 7 und 8 aber die Roͤhren,
                              welche dasselbe wieder abfuͤhren. Das ganze Spiel der Maschine besteht in
                              Folgendem:
                           So wie der Kolben Nro. 1. in der Zeichnung angemerkt ist, befindet er sich auf seinem
                              niedrigsten Punkte. Der Kolben 5 in den Steuer-Cylinder B ist ebenfalls unten, und verschließt die Oeffnung 9
                              des Rohres 8. Das Aufschlagwasser der Rohre 6 Fig. 3. tritt bei r
                              Fig. 4. in
                              den Steuer-Cylinder ein, und nimmt seinen Weg durch die Roͤhre 3 zu
                              dem großen Cylinder, wo es den Kolben 1 in die Hoͤhe druͤckt. Hat
                              dieser seinen hoͤchsten Punkt in 5 Fig. 4. erreicht, so
                              werden die zwei Kolben 4 und 5 durch die oben angebrachte Steurung, welche weiter
                              unten naͤher erklaͤrt werden wird, in die Hoͤhe gehoben. Der
                              Kolben 4 tritt in t, der Kolben 5 in u, und durch diese Bewegung ist dem Aufschlagwasser der
                              Gang durch die Roͤhre 3 verschlossen, es tritt daher durch die Roͤhre
                              2 in den Cylinder und druͤckt den Kolben 1 in demselben nieder. Das unter dem
                              Kolben befindliche Wasser geht jezt durch die Roͤhren 3 zuruͤck und
                              fließt durch die Oeffnung 9 mittelst des Rohres 8 ab. So bald aber der Kolben seinen
                              niedrigsten Standpunkt wieder erreicht hat, werden die zwei Kolben 4 und 5 durch die
                              Steuerung niedergedruͤckt, worauf dem Aufschlagwasser die Roͤhre 3
                              wieder geoͤffnet ist, so daß es den Kolben wieder in die Hoͤhe
                              druͤcken kann. Das ober dem Kolben stehende Wasser fließt nun durch die
                              Roͤhre 2 und 7 wieder ab, und die Bewegung faͤngt aufs Neue an.
                           Um die Bewegung der zwei im Steuer-Cylinder befindlichen Kolben 4 und 5 zu
                              bewirken, ist uͤber denselben ein einfacher Mechanismus (die Steuerung)
                              angebracht, welcher mit
                              der Kolbenstange des großen Cylinders in Verbindung gesezt ist. Da aber das
                              Auf- und Abgehen der zwei Kolben im Steuer-Cylinder mit der
                              moͤglichsten Geschwindigkeit geschehen muß, wenn die Wirkung nicht verfehlt
                              werden soll, so ist die Steurung auch darnach einzurichten.
                           Bei D ist ein Balancier, welcher mit seinem in der Mitte
                              hervorragenden Zapfen w auf einer festen Unterlage ruht,
                              so daß er sich auf und nieder bewegen kann. Unten ist ein Buͤgel x angeschraubt, dessen Steg glatt polirt seyn muß; an
                              dem Buͤgel selbst haͤngt ein Gewicht y,
                              welches mittelst einer Rolle auf dem Steg hin und her gleiten kann. Die Kolbenstange
                              des Steuer-Cylinders hat oben einen Schliz, wie man bei z
                              Fig. 3.
                              siehet, und durch diesen ist das eine Ende des Balanciers durchgesteckt, um dieser
                              Stange seine Bewegung mitzutheilen:
                           An die Kolbenstange des großen Cylinders sind bei tt und
                              tz
                              Fig. 4. Aerme
                              angebracht, welche so lang sind, daß sie das Ende des Balanciers erreichen
                              koͤnnen. Wenn nun der Kolben 1 im Cylinder A
                              anfaͤngt zu steigen, so geht der Arm tz auch in
                              die Hohe, und zwar anfangs leer, erreicht 1 aber endlich den Balancier bei 10 und
                              hebt denselben mit in die Hoͤhe. Bei diesen Bewegungen bleiben die Kolben im
                              Steuer-Cylinder immer noch in Ruhe, bis der Balancier seine horizontale Lage
                              gewonnen hat; nun noch ein kleiner Druck, der denselben hebt, und das Gewicht y rollt auf der glatten Stange von 11 in 12 und schnellt
                              den Balancier in die Hoͤhe, und mit ihm die zwei Kolben im
                              Steuer-Cylinder.
                           Durch die umgeaͤnderte Richtung des Aufschlagwassers geht der Kolben im großen
                              Cylinder jezt wieder hinunter, anfangs leer, dann wieder mit dem Balancier, bis er
                              denselben wieder in die horizontale Lage gebracht hat, und durch einen kleinen
                              Druck, indem das Gewicht y von 12 wieder in 11 rollt, die Kolben 4 und 5
                              niederdruͤckt, und so dem Aufschlagwasser wieder die vorige Richtung
                              mittheilt.
                           Da die große Kolbenstange in dem Aufschlag-Cylinder mit den zwei Kolben eine
                              ansehnliche Schwere hat, so koͤnnte dadurch Ungleichheit in dem Gange der
                              Maschine entstehen, indem sie beim Niedergehn durch ihre eigene Schwere mit
                              druͤcken hilft, hingegen beim Hinaussteigen von der Wassersaͤule mit
                              gehoben werden muß. Es wurde deshalb noch ein Balancier bei 13 angebracht, welcher
                              auf einer Seite eins Gabel 14 hat, von der die zwei Zapfen 15, die sich an der
                              großen Kolbenstange befinden, beruͤhrt werden. Auf der andern Seite ist der
                              Balancier mit einem Gewicht 1 16 versehen, welches genau so schwer seyn muß, als die
                              Kolbenstange mit dem Kolben 1, doch ist noch etwas fuͤr die Friktion des
                              Kolbens zuzugeben. Dieses Gewicht haͤlt nun der Kolbenstange das
                              Gleichgewicht, sie hat also keine Schwere mehr; denn der kleinste Druck ist im
                              Stande, sie aus ihrem Ruhepunkte zu bringen. Dadurch ist dann die Bewegung der
                              Maschine ganz gleichfoͤrmig eingeteilte
                           Wenn die Maschine eine gute Wirkung leisten soll, so erfordert solche einen
                              geuͤbten und fleißigen Verfertiger, besonders ist auf das Bohren und
                              Schleifen der Cylinder allen Fleiß zu verwenden, damit dieselben durchaus gleichen
                              Durchmesser bekommen, und die innern Seiten ganz rein und glatt polirt werden.
                           Was die Kolben betrifft, so sind die gelinderten, wie man sie bei den
                              gewoͤhnlichen Druckwerken anwendet, fuͤr diese Maschine am wenigsten
                              passend; denn im Anfang gehen sie gemeiniglich sehr hart, und verursachen eine
                              bedeutende Friktion, in der Folge aber nuzen sie sich zu bald ab, und lassen das
                              Wasser durch. Da nun jede neue Linderung bei dieser Maschine mit vieler Muͤhe
                              verbunden ist, so sind die eingeschliffenen Kolben, wie sie hier in Augsburg schon
                              seit langer Zeit
                              gemacht werden, am Vortheilhaftesten anzuwenden, wenn man eine kleine Verbesserung
                              damit vornimmtEingeschliffne Kolben werden hier von unsern geschickten Mechanikern schon
                                    seit etlichen 30 Jahren verfertiget, und ihre Guͤte hat sich in
                                    vielen Faͤllen erprobt. Dergleichen eingeschliffne Kolben, so wie
                                    Kolben, welche mit Federn gegen die Wand des Cylinders druͤcken, hat
                                    der geschickte Glockengießer Hubinger schon bei
                                    mehrern hydraulischen Werken angebracht.....
                           Die in Augsburg gewoͤhnlichen eingeschliffenen Kolben sind von Messing, und
                              gehen ohne alle Liederung in den Cylindern auf und ab. Wenn das Wasser keine
                              Unreinigkeiten mit sich fuͤhrt, so haben sie eine sehr lange Dauer; ist aber
                              jenes, wie es bei Baͤchen nach Regenguͤssen fast immer geschieht, mit
                              Sand vermischt, so beschaͤdigen diese Kolben den Cylinder, und machen in
                              dessen polirte Flaͤche Risse, so daß derselbe in kurzer Zeit ganz rauh, und
                              dadurch unbrauchbar wird.
                           Am besten ist es, wenn man den messingenen Kolben etwas kleiner, als der Durchmesser
                              des Cylinders ist, macht, und rings umher eine Hohlkehle in denselben eindreht.
                              Diese wird sodann mit gutem Zinn ausgefuͤllt, welches um so viel, als der
                              messingene Kolben kleiner denn der Cylinder ist, vorstehen muß. Er wird hierauf
                              sauber abgedreht und eingeschliffen. Diese Kolben mit der Zinnfuͤtterung
                              ziehen vortrefflich, und die vorige Unreinigkeit, die sich etwa im Wasser befindet,
                              druͤckt sich in das Zinn ein, ohne den Cylinder beschaͤdigen zu
                              koͤnnenKolben mit einer Zinnfuͤtterung moͤgen allerdings gut seyn, und
                                    bei großen hydraulischen Werken sollten weitere Versuche damit angestellt
                                    werden.... Obgleich die hier beschriebne
                                    Wassersaͤulen-Maschine keine neue Erscheinung im Gebiete der
                                    Mechanik ist, so liefert sie doch einen Beweis von dem Fleiß und der
                                    Aufmerksamkeit des Verfertigers. Die ganze Einrichtung der Maschine beruht
                                    auf richtigen Grundsaͤzen und ihre Ausfuͤhrung im Großen
                                    waͤre zu wuͤnschen.....
                           
                           Das Einschleifen der Kolben ist eine muͤhsame Arbeit, und erfordert die
                              groͤßte Genauigkeit; denn der kleinste Fehler macht sie unbrauchbar. Sehr
                              wohl thut man daher, wenn man, nachdem der Cylinder gehoͤrig gebohrt und
                              polirt worden, einen zinnernen Kolben, der etwas hoͤher als der rechte ist,
                              durchschleift, wodurch der Durchmesser des Cylinders ganz gleich wird; man kann
                              sodann den rechten Kolben ziemlich genau zudrehen, und laͤuft nicht so leicht
                              Gefahr, selbigen durch das Schleifen zu klein zu machen. Um die Schwere des Kolbens,
                              welcher eine ansehnliche Groͤße hat, nicht zu sehr zu vermehren, kann solcher
                              unten und oben hohl ausgedreht werden, wie Fig. 5 zeigt.
                           Es giebt noch eine Art Kolben, welche mittelst Federn gegen die Wand des Cylinders
                              druͤcken, und welche recht gute Dienste leisten, weil sie fast gar keine
                              Friktion verursachen; aber sie sind sehr wandelbar, weswegen sie bei dieser so große
                              Gewalt ausuͤbenden Maschine nicht wohl anzurathen sind.
                           Es versteht sich von selbst, daß je reiner das Wasser ist, welches die Maschine
                              treibt, desto laͤnger die Kolben sich halten. Es ist daher sehr gut, wenn man
                              da, wo das Aufschlagwasser in die Abfallroͤhre tritt, einen oder mehrere
                              Bassins (Reservoirs, Laͤuterkaͤsten)
                              anbringt, durch welche sich das Wasser filtrirt, so daß es ganz rein in den
                              Aufschlag-Cylinder kommt. Eine solche Vorrichtung muß fuͤr die
                              Maschine von den groͤßten Nuzen seyn.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
