| Titel: | Beschreibung eines Streckrahmens für Wollenweber. | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XLII., S. 420 | 
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                        XLII.
                        Beschreibung eines Streckrahmens für Wollenweber.
                        Von der Wittwe des sel. S. Brierly.
                        Mit Abbildungen Tab. 10.
                        Aus den Transactions of the Society for Encouragement of arts, Manufactures u. Commerce. Aus dem Repertory
                                       of Arts, Manufactures et Agriculture. Second Series No. CCXI.
                                    III. Decemb. 1819. p. 15 im Auszuge uͤbersezt. Da diese
                                 Beschreibung in 3 Briefen enthalten ist, so finden wir es nicht noͤthig,
                                 die breiten englischen Komplimente unsern Lesern in einer deutschen Uebersezung
                                 mitzutheilen, und heben nur dasjenige aus, was zur Sache gehoͤrt. (Anm. d. Uebers.) 
                        Brierly's Streckrahmen für Wollenweber.
                        
                     
                        
                           Zehn Guineen wurden fuͤr diese Mittheilung der Wittwe
                                 Frau Brier votiert.
                           Auszug aus einem Schreiben des Herrn Josua
                                 Thom. Horton an Herrn Taylor, M. D. Sekretaͤr der Gesellschaft etc. dd. 11. Novemb. 1816.
                           
                           Eine arme Wittwe in duͤrftigen Umstaͤnden sagte mir, daß ihr seliger
                              Mann, obschon mehr ein gemeiner Weber oder Mechanikus, eine Maschine erfand, die
                              jezt von den Webern in ihrem Bezirke stark gebraucht wird. Vor der Erfindung dieser
                              Maschine mußte der Weber, nachdem er die Werfte zugerichtet hatte, dieselbe auf
                              einem uͤbel eingerichteten Streckrahmen ausdehnen, um dieselbe an der freien
                              Luft meistens auf der Straße oder an irgend einem ungelegenen Orte zu trocknen, und
                              wenn nicht eine Person dazugestellt ward, um darauf Acht zu haben, hatten nicht
                              selten Windstoͤße und weidendes Vieh dieselben ihre Nachlaͤßigkeit
                              bedauern lassen. Der Nachtheil hievon ward vorzuͤglich im Winter
                              fuͤhlbar, wo die Leute oft bis zur Erscheinung eines trockenen Tages mit
                              ihrer Arbeit aussezen mußten. Diese Erfindung besteht in einem Rahmen, welcher mit
                              beweglichen Rollstaͤben oder Walzen so eingerichtet ist, daß die Werfte
                              fuͤr den Stuhl in einem Zehntel der sonst noͤthigen Zeit gestreckt,
                              zubereitet, und mit Sicherheit an dem Ofen des Webers getrocknet werden kann.
                           Da ich selbst uͤber diese Sache nicht urtheilen konnte, so zog ich von allen
                              Seiten Erkundigung ein, und hoͤrte uͤberall den Nuzen dieser Erfindung
                              preisen, und dieselbe allgemein dem Samuel Brier, dem
                              Gatten dieser armen Frau, zuschreiben. Ich empfehle demnach diese arme Wittwe, als
                              Repraͤsentantin des Erfinders, zur verdienten und andere ermunternden
                              Belohnung.
                           Auszug aus einem Schreiben des Herrn J. T. Horton, an Herrn A. Aikin, Esqu., Sekretaͤr der
                              Gesellschaft etc. dd. Rochdale, 29. Mai 1817.
                           Dankend fuͤr die Aufmerksamkeit auf mein voriges Schreiben uͤbersende
                              ich dem Verlangen des Comittees der Manufakturen gemaͤß zwei Zeichnungen von
                              der Maschine. Sie sind nicht besonders gut, da wir keinen guten
                              Werkstuͤcke-Zeichner hier besizen. Vielleicht genuͤgen sie indessen
                              doch, um eine Idee von dem Instrumente zu geben: wenn nicht, so will ich mich
                              anderswo um eine bessere Beschreibung umsehen.
                           Ich schließe hier ein Certificat, wie es das Comittee verlangte, von 22 der
                              aͤltesten Weber in der Grafschaft, bey. Ich kann von meiner Seite versichern,
                              daß diese Erfindung dem Handel unendlichen Vortheil brachte, und fuͤr das
                              ganze Land von allgemeinem Nuzen ist. Die Laͤnge und Breite dieser
                              Vorrichtung ist von der Art, daß sie in jeder Stube gebraucht werden kann. Ehemals
                              waren die Straßen voll mit Webern, die ihre Werften trockneten, zum großen
                              Nachtheile der Reisenden und der Landwirthe. Da ehevor Weber gar nicht in einer
                              Stadt wohnen konnten, so verdanken wir jezt die Zunahme an Gebaͤuden in der
                              unsrigen lediglich dieser Erfindung. Der zweite Streckrahmen, den Brierly machte, ist noch vorhanden, und wird als
                              Schaustuͤck von Abraham Healey aufbewahrt.
                           
                           Certificat
                           unterschrieben von 21Oben hieß es 22. (Anm. d. Uebers.)Webern zu Rochdale den 28sten April 1817; daß Sam. Brierly im J. 1797 diesen
                              Streckrahmen (Stretis) erfand; daß er in wirklichem und
                              beinahe allgemeinen Gebrauche steht und von allen Webern in der Nachbarschaft gut
                              befunden wird; daß er ungefaͤhr zwei Pfunde kostet; daß er vom Tage seiner
                              Erfindung an bis auf den heutigen Tag sich zum großen Vortheile des Handels und der
                              Weber immer mehr und mehr verbreitet, welche leztere bei dem Trocknen ihrer Werften
                              lediglich von der Witterung und dem guten Willen der Landwirthe abhiengen; daß die
                              Werften sowohl durch Vieh, als durch andere unter freiem Himmel unvermeidliche
                              Nachtheile oͤfters litten.
                           
                        
                           
                           Erklaͤrung der Abbildungen.
                           Fig. 5 zeigt
                              die Werfte von der Seite, wie sie in Zigzag uͤber die Walzen hingespannt ist
                              von unten bis oben. Unten sind die vier Kurbeln, durch welche sie aufgezogen
                              wird.
                           Fig. 6 zeigt
                              die Walzen von der Endseite des Rahmens. Sie passen an den Pfosten zur rechten Hand
                              in die Loͤcher KKKK, Fig. 7. und laufen in
                              Einschnitte des Postens zur Linken UU
                              Fig
                                 6-8.
                           Maßstab, ein Zoll auf einen Grad oder drei engl. Fuß.
                           Der Uebersezer erinnert sich vor mehr denn 30 Jahren eine aͤhnliche
                              Vorrichtung bei einem armen Leinweber in Wien zu Jumpendorf gesehen zu haben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
