| Titel: | Literatur. | 
| Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. L., S. 499 | 
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                        L.
                        Literatur.
                        Literatur.
                        
                     
                        
                           Chemie.
                           Handbuch der allgemeinen und technischen Chemie. Von P. T. Meißner, Magister der Pharmacie, ordentl. und oͤffentl. Professor
                              der technischen Chemie am k. k. polytechnischen Institute in Wien, und ordentl. Mitglied der Gesellschaft zu Befoͤrd. der
                              gesammten Naturwissenschaft in Marburg. Erster Band. System der Chemie. Beschreibung der chemikalischen Apparate. Tabellarische
                              Uebersicht der chemischen Zusammensezungen. Mit vier Kupfertafeln. Wien 1819. Gedruckt und im Verlage bei Carl Gerold.
                           
                           
                              Auch unter dem Titel: 
                                  Anfangsgruͤnde des chemischen Theiles der Naturwissenschaft.
                                  (XX. u. 491 S. in gr. 8.)
                              
                           Es ist schwer vor Vollendung des Werkes ein richtiges Urtheil uͤber dasselbe
                              zu faͤllen; wir wollen uns daher vorlaͤufig mit einer kurzen Anzeige
                              des Inhaltes begnuͤgen, und unser Urtheil uͤber die Vorzuͤge
                              oder Maͤngel des Werkes bis zur vollendeten Erscheinung des Ganzen
                              vorbehalten. Nur einige kurze Bemerkungen wollen wir uns am Schlusse der
                              gegenwaͤrtigen Anzeige erlauben. Der vorliegende erste Band besteht aus einer
                              Einleitung, sechs Abschnitten, und einem Anhange. Die Einleitung handelt von der Naturwissenschaft im allgemeinen, und von dem
                              Standpunkte und Inhalte der Chemie ins Besondere. Der erste
                                 Abschnitt
                              von den
                              Naturkraͤften; der zweite Abschnitt von dem
                              chemischen Prozesse; der dritte Abschnitt von den
                              chemischen Operationen; der vierte Abschnitt von dem
                              chemikalischen Apparate; der fuͤnfte Abschnitt
                              enthaͤlt eine Uebersicht der bekannten unzerlegten Stoffe und tabellarische
                              Aufstellung ihrer Verbindungen. Der sechste Abschnitt
                              giebt einige kurze und allgemeine Betrachtungen uͤber die Stoffe und ihre
                              Verhaͤltnisse und Beziehungen, vorzuͤglich uͤber die
                              organischen und unorganischen Gebilde. Der Anhang endlich
                              enthaͤlt 1) eine Vergleichung der bekanntesten Araͤometer; 2)
                              Verwandschaftstafeln; 3) Uebersicht der Unterabtheilungen einiger der bekanntesten
                              Gewichte; 4) Vergleichung der Gewichte verschiedener Laͤnder; 5) Vergleichung
                              der Fluͤßigkeitsmaße; 6) der Getreidmaße, endlich 7) der Laͤngenmaße.
                              Soweit der Inhalt des vorliegenden ersten Bandes. Die ersten vier Abschnitte finden
                              wir im Ganzen recht gut, und zum Unterrichte vollkommen geeignet; der Vortrag ist
                              klar und fließend, und die Reihe der Gedanken natuͤrlich und ungezwungen.
                              Eigentuͤmlich sind dem Verfasser die Schemate, wodurch er die chemischen
                              Prozesse zu versinnlichen sucht. Die einzelnen Agentien werden naͤmlich
                              nicht, wie es in andern chemischen Lehrbuͤchern angetroffen wird,
                              zusammengeklammert, sondern unter einander gesezt, und ihre gegenseitige Einwirkung
                              auf einander, ihre Verbindung und Scheidung, durch Punkte die von der linken zur
                              rechten Seite zusammen und auseinander laufen, ausgedruͤckt. Gesezt es kommen
                              salzsaure Thonerde und kohlensaures Kali mit einander in Conflict, so bezeichnet der
                              Verfasser den Prozeß auf folgende Weise:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 1, S. 501
                              Salz; Kohl; Thonerde; Salzsäure; Kali, Kohlensäure
                              
                           wodurch angedeutet wich, daß die Salzsaͤure mit dem
                              Kali sich verbindet, waͤhrend Kohlensaͤure und Thonerde ausgeschieden
                              werden. Bei verwickeltern Prozessen werden freilich, diese Schemate so sehr
                              verwickelt, daß sie immer einer eigenen Auslegung beduͤrfen, und wenig oder
                              gar keinen Nuzen mehr gewaͤhren, wie man sich Seite 92 – 94 im Werke
                              selber uͤberzeugen kann. Noch mehr vergroͤßert und erschwert werden
                              diese Schemate dadurch, daß der Verfaßer jeden unzerlegten waͤgbaren Stoff
                              als eine Verbindung des Waͤrmestoffs (Araͤoticon nach des Hrn. M.
                              Nomenklatur) mit einer unbekannten Grundlage nicht blos ansieht, sondern auch in
                              seinen Schematen und Tabellen durchfuͤhrt. Wir wollen nach Seite 64 nur das
                              Glaubersalz anfuͤhren, welches man gewoͤhnlich fuͤr eine
                              Verbindung der Schwefelsaͤure mit Natron und Krystallwasser ansieht, hier
                              aber als eine 16fache Verbindung demonstrirt wird. Naͤmlich:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 1, S. 502
                              Araͤoticon; Oxygen; Araͤotic; Hydrogen; Sodium; Schwefel; Schwefelsäure; Wasser; Sodiumoxydhydrat; Schwefelsäurehydrat; Sodiumoxydhydrat
                              
                           Das U voraus bedeutet immer Unbekannt, weil das Araͤoticon und die
                              waͤgbaren Grundlagen des Sauerstoffes, Wasserstoffes, Schwefels, Natrons
                              u.s.w. fuͤr sich nicht dargestellt werden koͤnnen. Hier geht nun
                              freilich die chemische Gelehrsamkeit so sehr ins Superfeine, daß uns zu ihrer Bewunderung die Worte
                              fehlen. Die Namen schwefelsaures Sodiumoxydhydrat, statt schwefelsaures Natron,
                              Azot-Suboxydhydrat statt atmosphaͤrische Luft etc. etc. etc. stehen
                              nicht, wie man etwa glauben koͤnnte, bloß hier in den Schematen, sondern fast
                              durch das ganze Werk, und fallen haͤufig der Zunge eben so schwer wie dem
                              Ohre. Die bestaͤndigen Neuerungen in der chemischen Nomenklatur, und das
                              fortwaͤhrende Umtaufen laͤngst bekannter Stoffe und Verbindungen
                              gereicht der Chemie weder zur Ehre, noch zum Vortheile. Der vierte Abschnitt,
                              welcher die vorzuͤglichsten chemikalischen Apparate beschreibt, und auf 4
                              sauber gestochenen Kupfertafeln abbildet, ist sehr brauchbar. Unbegreiflich ist es
                              uns aber, wie der Verfasser nun mit einem Mahle von den Geraͤthschaften und
                              Oefen weg durch einen gewaltigen Sprung uͤber alle Lehren von den chemischen
                              Eigenschaften der Koͤrper, ihrer Zerlegung und Zusammensezung u.s.w., auf die
                              Tabellen des fuͤnften Abschnitts gelangt. Hier erscheinen auf ein Mahl wie
                              durch einen Zauber alle unzerlegten Stoffe und chemischen Verbindungen, welche
                              bisher dargestellt, oder zerlegt worden sind, nach ihren Namen, Bestandtheilen,
                              Aggregatzustaͤnden, Farben, specifischen Gewichte, nach ihren
                              Mischungs-Verhaͤltnissen und stoͤchyometrischen Zahlen sowohl
                              wie sie von Doͤbereiner als auch von Berzelius berechnet worden sind, ohne daß vorher gelehrt
                              worden waͤre, wie und wo diese Koͤrper alle vorkommen oder
                              dargestellt, gepruͤft und erkannt werden, wie man die einfachen Stoffe aus
                              den zusammengesezten scheidet, wie man sie wieder zu neuen Koͤrpern
                              verbindet, welche Eigenschaften diesen zukommen, wie die zusammengesezten
                              Koͤrper analysirt, wie aus den Analysen die chemischen Aequivalente berechnet
                              werden u.s.w. Wir wollen mit dieser Bemerkung dem Fleiße und den Einsichten des
                              Verfassers nicht zu nahe treten, und geben recht gerne zu, daß diese Tabellen, fuͤr
                              bereits gebildete Chemiker ihren großen Werth haben moͤgen, besonders zum
                              Nachschlagen der Mischungsverhaͤltnisse der Koͤrper und der daraus
                              berechneten Aequivalente, nur haͤtten wir sie sammt dem Anhange am Schluß des
                              ganzen Werkes, nachdem das Ganze der Chemie zuerst didaktisch entwickelt worden
                              waͤre, erwartet, weil sie daselbst ganz an ihrer rechten Stelle gewesen
                              waͤren. Denn in dieser Ordnung sind die Tabellen, welche doch den
                              groͤßten Theil des vorliegenden ersten Bandes ausmachen, fuͤr den
                              Anfaͤnger gaͤnzlich unverstaͤndlich und unbrauchbar. Was
                              uͤbrigens die Tabellen selbst betrifft, so muͤßen wir gestehen, daß
                              sie auf einem maͤßigen Raume eine große Reichhaltigkeit darbieten; man muß
                              beim Anblick derselben staunen uͤber die große Menge von Koͤrpern, die
                              bereits analysirt, und stoͤchyometrisch berechnet worden sind. Nur
                              haͤtten wir den Tabellen eine etwas vorteilhaftere Einrichtung
                              gewuͤnscht, die Benennungen der Koͤrper haͤtten leicht, anstatt
                              in zwei, in eine Columne gebracht werden koͤnnen, der Aggregatzustand, die
                              Farbe, das specifische Gewicht nebst noch andern Eigenschaften der Koͤrper
                              waͤren bequemer und vorteilhafter in einer besondern Tabelle zusammen zu
                              stellen gewesen, so zwar, daß die Breite der Tabellen fuͤr die
                              stoͤchyometrischen Zahlen, und die Resultate der chemischen Analysen, welche
                              in den vorliegenden doch die Hauptsache ausmachen, auf eine Octavseite
                              beschraͤnkt worden waͤre, waͤhrend sie, so wie sie vorliegen,
                              sehr unbequem und manchmahl sehr Raum verschwenderisch zwei Octavseiten breit sind.
                              Schluͤßlich muͤßen wir noch die Bemerkung beifuͤgen, daß das
                              Werk von Seiten des Verlegers vortrefflich ausgestattet worden ist; was Papier und
                              Druck anbelangt, so kann es fuͤglich den bessern Londner und Pariser
                              Verlags-Artikeln an die Seite gesezt werden. Wir wuͤnschen dem Werke
                              recht viele Leser, und eine baldige Vollendung. B.
                           
                        
                           
                           Geschichte der Salzsaͤure, oder zusammenhaͤngende Uebersicht aller Verbindungen derselben, und der verschiedenen Ansichten,
                              uͤber ihre Bestandtheile; von Alois Wehrle, Doktor der Chemie, und Assistent bei dem Lehrfache der allgemeinen technischen Chemie an dem k. k. polytechnischen Institute
                              in Wien. Wien, gedruckt und im Verlage bei Karl Gerold. 1819. (7 Bogen 8.)
                           Das chemische Publikum, wird dem Verfasser gewiß seinen Beifall und Dank, den diese
                              Arbeit verdient nicht entziehen; denn haͤtten wir uͤber alle
                              Koͤrper der Art, eine so bearbeitete Geschichte, so wuͤrde diese
                              Wissenschaft auf einer noch hoͤhern Stuffe der Vollkommenheit gefunden
                              werden, und leicht wuͤrde es seyn, das wahrhaft Neue und entdeckte, von den
                              Bekannten zu sichten. Mit vielem Rechte beruͤhrt der Herr Verfasser abermals
                              die Wahrheit, daß unter den Chemikern (Deutschlands) diejenigen das mehreste, oder
                              vielmehr brauchbarste geliefert und der Wissenschaft wie der Kunst haben, welche
                              ihre primitive Bildung in einer pharmazeutischen Anstalt erhielten, oder mit einem
                              Worte, die in ihrer Jugend Apotheker waren. Wer kann sich auch ruͤhmen, und
                              wenn er noch so lange auf den Universitaͤten herumzieht, Gelegenheit gehabt
                              zu haben, eine solche Menge einschlagenden Stoff, und Materialien unter die
                              Haͤnde und Augen bekommen zu haben, als der Apotheker; daß aber die besondere
                              Lebensart des Apothekers, besonders die fruͤher geuͤbte Bildung in der
                              Lehr- und Dienstzeit, bei manchem einen solchen Eindruck auf seine
                              Unternehmungen hervorbrachten, daß sich einige derselben, in dem weiten Kreise in
                              welchem sie leben, sich selbst zu sehr beengen, sind keine Betrachtungen welche
                              hieher gehoͤren. In Frankreich ist die Chemie schon mehr in den
                              groͤßern Kreis des Buͤrgerlebens uͤbergegangen, und selbst der
                              gemeine Mann nennt einen Pillendreher oder Elixirfabrikanten gewiß keinen Chemiker,
                              ihr ist schon der hoͤhere Stand angewiesen, Minister und erste Raͤthe
                              des Reichs
                              beschaͤftigen sich mit dieser Wissenschaft, und sie ist aus dem Gewande der
                              Gemeinheit gezogen.
                           Dieses sind die Ideen welche uns der Verfasser bei dieser Gelegenheit mittheilt, und
                              wobei er Veranlassung nimmt, die wohlerrungenen Verdienste des Rittes von Stifft zu wuͤrdigen.
                           Was nun die Bearbeitung des Stoffes selbst betrift, so ist diese umfassend
                              fuͤr den Gegenstand, und man findet nicht weniger als was der Titel
                              ausspricht.
                           Im ersten Abschnitte zeigt der Verfasser das Vorkommen und die
                                 Gewinnungsart der Salzsaͤure, ihre Verbindung und Eigenschaften.
                              Manche Erfahrung von dem Vorkommen der Salzsaͤure wird vielen hier bekannt
                              werden, die chemische Bemerkungen, oder eigentlich physiologisch chemische
                              Wahrnehmungen nicht in andern Werken, als in unsern sogenannten
                              vollstaͤndigen chemischen Handbuͤchern suchen. So wird freie
                              Salzsaͤure gemeiniglich da gefunden wo große Salzlagen sind, Schultes fand sie zu Wieliczka, und Humbold in Suͤdamerika, und interessant, werden vielen die hier
                              aufgezeichneten Verbindungen salzsaurer Salze verschiedener Art, mit dem Wasser
                              seyn. Der Verfasser handelt auch von einer vierfach oxydirten Salzsaͤure in
                              diesem Abschnitte, welche vom Grafen Stadion im Jahre
                              1816 entdekt wurde.
                           Der zweite Abschnitt enthaͤlt die aufgestellten
                                 Theorien, uͤber die Bestandtheile der Salzsaͤure, und deren
                                 Verbindungen.
                           Der Verfasser geht hier die ersten Meinungen uͤber die Saͤuren und ihre
                              Bildung uͤberhaupt durch, worauf er denn auf die neuesten Thatsachen
                              uͤber diesen fuͤr die Chemie wichtigen Gegenstand koͤmmt, und
                              den eigenthuͤmlichen Stoff der Salzsaͤure als Chlorine
                              eroͤrtert. Man findet hier die wichtigen Versuche des Humpfry Davy, und deren Erfolge ebenfalls klar und
                              deutlich dargestellt, wie sich Rec. nicht erinnert sie dargestellt gefunden zu
                              haben. Theorien, welche wichtig genug sind, geht der Verf. mit vielem Scharfsinn
                              durch, und sagt seine Meinung ohne Ruͤckhalt, mit der einen Gelehrten
                              zierenden Bescheidenheit.
                           Im dritten Abschnitte handelt der Verf. von der Anwendung der
                                 Salzsaͤure und ihrer Verbindungen. Es ist hier nur von der
                              medizinischen Anwendung der Salzsaͤure und ihrer Verbindungen, keinesweges
                              von der technischen die Rede, welche zwar auch in eine Geschichte der
                              Salzsaͤure gehoͤrt, vielleicht aber zu weit gefuͤhrt haben
                              wuͤrde.
                           Was wir bei dieser in daß Gebiet des gelehrten Wißens gehoͤrenden Schrift
                              vermissen, ist die Angabe der Literatur, welche der Verf. benuͤzte; es
                              waͤre zu wuͤnschen, daß es dem Verfasser gefallen haͤtte,
                              seiner Schrift einen Konspekt der gebrauchten Huͤlfsmittel
                              anzuhaͤngen. Uebrigens hat er ein Werk geliefert, das in keiner chemischen
                              Bibliothek fehlen sollte. J***
                           
                        
                           Kurze Anleitung zur Eisenhuͤttenkunde in mineralogischer, chemischer und huͤttenmaͤnnischer Hinsicht. Ein Handbuch fuͤr Hammergewerken,
                              (?) Offizianten (Hammerwerkoffizianten?) und unstudirte Huͤttenmaͤnner. Sondershausen und Leipzig bei Bernhard Friedrich Voigt 1819. (Es liegt auch ein Holzschnitt bey.) Bog. 13. kl. Octav ohne Vorrede.
                           Dieses Werkchen haͤtte, unbeschadet der physiographischen,
                              huͤttenmaͤnnischen und chemischen Wissenschaften, ungeschrieben,
                              wenigstens ungedruckt bleiben koͤnnen. Der Verfasser entschuldiget sich auch
                              in einem Vorwort selbst, daß er es nicht besser gemacht habe, wir muͤssen
                              daher glauben, er habe es nicht besser machen koͤnnen, und darum haͤtte er es lieber gar nicht machen
                              sollen.
                           
                           Der erste Abschnitt zaͤhlt eine Menge Eisenminen aufmit einer Beschreibung
                              derselben, wie man sie in jeden Handbuche der Mineralogie findet.
                           Der zweite Abschnitt handelt vom Eisen in chemischer Hinsicht; auch hier sucht man
                              vergebens etwas Besonderes; was der Verfasser mittheilt, das haben alle chemische
                              Hand-Buͤcher bereits deutlicher und kuͤrzer. Es ist wie zu
                              erwarten, die Rede vom Verhalten des Eisens zu andern Koͤrpern; von der
                              Scheidung des Eisens, von seinen Verbindungen; von den verschiedenen Arten des
                              Eisens; von Methoden, um beigemengtes Eisen zu entdecken. Sodann koͤmmt eine
                              Abhandlung, welche gar nicht hieher zu gehoͤren scheint; sie heißt: Versuch
                              uͤber hie Bereitung des Berlinerblau.
                           Der dritte Abschnitt beschaͤftiget sich mit dem Eisen und dessen Behandlung
                              durch den Huͤttenarbeiter, was der Verf. Huͤttenmann'sche Einsicht
                              nennt; vorangehen einige allgemeine chemische Kenntnisse, naͤmlich chemische
                              Operationslehre; den Beschluß machen: Materialien zu den Schmelzoͤfen, Feuer
                              und Brennmaterial, und die Stahlbereitung. J***
                           
                        
                           Mathematik.
                           Architektonisches Lehrbuch von Friedrich Weinbrenner, Großherzogl. Badischen Oberbaudirektor. Zweiter Theil. Perspektivische
                              Zeichnungslehre. Erstes und zweites Heft, mit Kupfern (lithographirten Zeichnungen) Tab. I. – IX. Tuͤbingen, in der Joh. Georg Cotta'schen Buchhandlung 1819.
                           Jedem bildenden Kuͤnstler, vorzuͤglich aber dem Maler und dem
                              Architekten, ist die Wissenschaft, einen Gegenstand richtig, und nach mathematischen
                              Gesezen ins Perspektiv zu zeichnen, unumgaͤnglich nothwendig.
                           
                           Bei historischen Gemaͤlden, bei Landschaften und Theaterdekorationen wird man
                              es mit Schmerzen gewahr, wenn dem Kuͤnstler die noͤthigen Kenntnisse
                              in dieser Wissenschaft fehlen.
                           Der geometrische Aufriß eines Gebaͤudes zeigt die Verhaͤltnisse ganz
                              anders, als sie in der Ausfuͤhrung erscheinen, und derjenige Baumeister, der
                              die Lehre der Perspektive nicht vollkommen inne hat, darf keine Anspruͤche
                              auf den Namen eines bildenden Kuͤnstlers wachen.
                           Der Eindruck der einfachen Architektur wird durch den Zauber der Perspektive
                              erhoͤht, und nur durch sie der uͤberraschende Effekt des
                              architektonischen Kunstwerkes hervorgebracht. Nur nach optischen Gesezen wird der
                              wahre Architekt seine Formen bestimmen und mit Sicherheit anordnen, nichts aber dem
                              Zufall verdanken wollen. –
                           Die große Wirkung dieser einfachen Wissenschaft, Gegenstaͤnde, wie sie in der
                              Wirklichkeit vorkommen, zu zeichnen, verbreitet sich uͤber die ganze
                              Kunstwelt, und durch sie werden die Ideen des Kuͤnstlers gestaltet.
                           Bei diesen Vorzuͤgen sollte man glauben, daß eine solche Wissenschaft allen
                              bildenden Kuͤnstlern eigen sey, so wie sie fuͤr alle Beduͤrfniß
                              ist. Aber man darf sich nicht lange in den Werkstaͤtten der Kuͤnstler,
                              und auf Bauplaͤzen umsehen, um das Gegentheil zu finden.
                           Woher diese Erscheinung, welche um so auffallender ist, je mehr wir uns aus der Natur
                              der Sache uͤberzeugen, daß sie gar nicht vorkommen sollte? –
                              Wahrscheinlich ist die Ursache im Mangel an Lehrern zu suchen; denn an
                              Lehrbuͤchern fehlt es nicht. Oder ist der Lehrvortrag nicht so wie er seyn
                              sollte?
                           Um die Lehre der Perspektive verstehen zu koͤnnen, sind Vorkenntnisse in der
                              Geometrie nothwendig. Kuͤnstlern, welche mit diesen ersten
                              Grundsaͤtzen nicht bekannt sind, muͤssen aber deßwegen die ersten Wege
                              dunkel seyn; der erste Vortrag erscheint ihnen zu trocken, zu abstrackt, und die ersten allgemeinen
                              Grund- und Lehrsaͤze bleiben ihnen ohne Aufklaͤrung.
                           Daher waͤre recht sehr zu wuͤnschen, daß sich Lehrer und
                              Schuͤler befleißigen moͤchten, bei ihrem Unterrichte und Lernen
                              Geometrie zu uͤben; denn Lust und Neigung zu einer Wissenschaft
                              waͤchst bei dem Schuͤler nur dann, wenn ihm der Lehrvortrag hell und
                              klar ist, wenn er alle einzelne Saͤze begreifen und auffassen kann.
                           Was ein Lehrbuch uͤber Perspektivzeichnungskunst nicht ganz zu
                              erfuͤllen vermag, das soll der Lehrer ersezen; wo das Wort nicht hinreicht,
                              da soll die Zeichnung die Begriffe entwikeln.
                           Die Perspektiv-Zeichnungslehre ist eine Wissenschaft, welche in mathematischer
                              Hinsicht als geschlossen angesehen werden kann, und wenn uͤber diese ein Werk
                              erscheint, so soll sich dasselbe durch Deutlichkeit und systematische Ordnung
                              auszeichnen.
                           Der Verfasser der vorliegenden Hefte hatte diesen Gesichtspunkt im Auge, und
                              vorzuͤglich wird das erste Heft von Seite 19 – 28 und die dazu
                              gehoͤrigen drei lithographirte Zeichnungen zum Selbstunterricht in der
                              Perspektiv-Zeichnungskunst sehr viel beitragen. Wahrscheinlich werden die
                              nachfolgenden Hefte zusammengesezte Gegenstuͤcke und groͤßere
                              architektonische Partieen enthalten.
                           Mancher Lehrer, dem ein sicherer Leitfaden in dieser Wissenschaft nothwendig ist,
                              wird der Erscheinung dieser Hefte mit Verlangen entgegen sehen. Und wie viele
                              Kuͤnstler gibt es, welche sich selbst in der ihnen unentbehrlichen
                              Wissenschaft unterrichten wollen, damit sie es bei ihren Entwuͤrfen und
                              Umrissen, nicht blos auf Uebung ankommen lassen muͤssen, sondern sich
                              beruhigende Gewißheit verschaffen koͤnnen.
                           Zur Erleichterung des Selbstunterrichts vermißt Rezensent fuͤr die allgemeinen
                              Erklaͤrungen, Geseze und Lehrsaͤze der Perspektiv, bei manchen
                              Saͤzen, eine erlaͤuternde Zeichnung z.B. §. 20. „fuͤr die perspektivische Zeichnung nimmt man zwei
                                 Grundlinien an; eine fuͤr die Gegenstaͤnde, die andere fuͤr
                                 die Bildflaͤche“ etc.
                           Dergleichen an sich richtige Saͤze, wuͤrden dem Schuͤler durch
                              einige Linien auf dem Papier gleich anfangs deutlich werden. Indessen erhaͤlt
                              der Leser in der Folge von dergleichen Saͤze Erlaͤuterung, und es hat
                              daher dieses Werk immer den Werth eines gruͤndlichen und
                              erschoͤpfenden Unterrichts.V***