| Titel: | Auszug aus dem, in der allgemeinen Versammlung der Aufmunterungs-Gesellschaft für die National-Industrie (Société d'encouragement pour l'industrie nationale) den 20. September 1819 abgestatteten Berichte, die Preisvertheilungen betreffend. | 
| Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XXVII., S. 215 | 
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                        XXVII.
                        Auszug aus dem, in der allgemeinen Versammlung der Aufmunterungs-Gesellschaft für die National-Industrie (Société d'encouragement pour l'industrie nationale) den 20. September 1819 abgestatteten Berichte, die Preisvertheilungen betreffend.Bulletin de la
                                       Société d'encouragement pour l'industrie
                                       nationale. Dix huitième année.
                        Bericht der Aufmunterungs-Gesellschaft für die National-Industrie.
                        
                     
                        
                           Montag den 20. September 1819 vereinigte sich die Gesellschaft
                              in ihrem neuen Lokale, (rue du Bac Nro. 42.) und diese
                              Versammlung wurde diesesmal um so zahlreicher, da die Vertheilung der
                              koͤniglichen Preise eine große Anzahl Mitglieder der Gesellschaft und
                              Fabrikanten aus den Departements nach Paris gezogen hatte, die dahin gereiset waren,
                              um aus den Haͤnden des Souverains, edle Belohnungen zu empfangen.
                           Unter die Augen der Gesellschaft konnten diesesmal nur wenige
                              Kunstgegenstaͤnde gebracht werden; die große
                              National-Anstellung hatte alles an sich gelockt. Man sahe indessen doch mit
                              Vergnuͤgen Chenavard's Fußteppiche, wovon einige mit geschmackvollen
                              Zeichnungen geziert waren, und die sich besonders durch ihren elastischen und
                              geruchlosen Firniß auszeichneten; dann die großen und blendendweißen Cocons
                              des Herrn Rocheblave aus
                              Alais, und Poidebard aus Lyon, und die Strasse und
                              colorirten Steine, der Herrn Douault und Lançon, welche die aͤchten so nachahmen, daß
                              ein geuͤbtes Auge sie nicht unterscheidet.
                           Graf Chaptal
                              praͤsidirte: Baron von Gerando, Sekretair der
                              Gesellschaft stattete den Bericht uͤber die fuͤr 1819 bestimmten
                              Preise ab.
                           Nach einigen, auf die feierliche, von den Gliedern der Gesellschaft so sehnlich
                              erwuͤnschte, und endlich erfolgte Ausstellung der Produkte der
                              franzoͤsischen Industrie gerichteten Blicken, geht er zu seinem Gegenstande
                              uͤber.
                           Die Preisaufgaben fuͤr 1819 waren folgende:
                           1. Verfertigung einer neuen Art wohlfeiler
                                 Fußteppiche.
                           Ein besonderer Bericht uͤber diese Aufgabe wird folgen;
                           2. Anwendung der Dampfmaschine auf die
                              Buchdrucker-Pressen.
                           Mit Verwunderung sahe die Commission, daß sich fuͤr diesen Preis kein
                              Bewerber vorfand.
                           3. Eine Maschine, vermittelst welcher, die
                                 von den Hutmachern verarbeiteten Haare, von den Haͤuten abgenommen werden
                                 koͤnnen.
                           Herr Mathieu, ein Schlosser zu
                              Paris, hat eine solche Maschine vorgelegt. Sie schien die Arbeit eben so genau zu
                              verrichten, als es mit der Hand moͤglich ist. Sie spannet die Haut,
                              fuͤhrt das Messer zweckmaͤßig, und hebt sogar alle Haare davon
                              weg, ohne die verschiedenen Arten zusammen zumischen. Man hat sie an
                              Kaninchen- und Hasenhaͤuten versucht. Sie verrichtet die Arbeit von
                              zwei sogar von drei Arbeitern; da indessen noch einige Zweifel uͤber die
                              Vollkommenheit dieses Werkzeuges erhoben wurden, und sie nicht, der Bedingung nach, in einer
                              Hutfabrike, zur Arbeit im Großen, ihre volle Wirksamkeit zeigte, so wurde auf
                              Vorschlag der Commission die Vertagung dieses Preises beschlossen.
                           4. Fabrikation eines zu Naͤhnadeln
                                 brauchbaren Stahldrahtes.
                           Da sich kein Preiswerber gemeldet hat, wird der Concurs noch offen bleiben.
                           5. Bereitung eines unveraͤnderlich
                                 bleibenden, dem Schelschen vorzuziehenden Gruͤns.
                           Man hat zwar in der Ausstellung gruͤne Tapeten gesehen, deren Gruͤn
                              vielleicht der Pruͤfung haͤtte unterworfen werden koͤnnen; es
                              hat sich indessen niemand gemeldet, und der Concurs wird noch offen gelassen
                              werden.
                           6. Bestes Mittel die Wasser- und
                                 Oelfarben so fein zu zerreiben, als es zum Behuf der Kuͤnste erforderlich
                                 ist.
                           Ein Model zu einer solchen Farbmuͤhle ist zwar eingereicht, aber von keiner
                              Probe, und keinen vergleichenden Resultaten begleitet worden. Eine wesentliche
                              Bedingung der Preisaufgabe. Sie ist zuruͤckgenommen worden, weil die
                              Gesellschaft sich uͤberzeugt hat, daß der erwuͤnschte Zweck
                              durch mehrere bekannte Mittel und Vorkehrungen schon erreicht wird. So sieht man
                              z.B., Straße Mouffetard, nahe an den Gobelius, einen
                              zweckmaͤßigen Muͤhlenapparat, der aus zehn bis zwoͤlf,
                              durch das Wasser in Bewegung gesezten Muͤhlen, besteht, und im Großen
                              mit aller moͤglichen Oekonomie arbeitet.
                           Spaͤter hat Herr Auger der Gesellschaft, in einem Briefe an dieselbe, die
                              Mittel angezeigt die er zum Zerreiben der Farbestoffe anwendet. Die Commission
                              glaubt, daß dieser sinnreiche Apparat zum Behuf der Pharmacie nuͤzlich
                              seyn kann, und wird ihn in der Winterversammlung wieder zur Sprache bringen.
                           
                            
                           7. Fabrikation der thierischen Kohle, unter
                                 der Bedingung, daß sie nicht aus Knochen, auch durch andere Processe als
                                 die zur Fabrikation des Berlinerblaus gebraͤuchlichen, bereitet
                                 wird.
                           Die eingesandten Proben hatten nicht die verlangten Eigenschaften. Ihr Kalkgehalt,
                              den der blosse Geschmack schon entdeckte, faͤrbte die braunen
                              Zuckeraufloͤsungen dunkler, anstatt sie zu entfaͤrben. Der Concurs
                              bleibt offen, weil dieser Gegenstand fuͤr mehrere Zweige der Industrie von
                              großer Wichtigkeit ist, und die Knochen nicht mehr zureichen.
                           8. Fabrikation des Fischleimes.
                           Da sich Niemand fuͤr diesen Preis gemeldet hat, und die Gesellschaft glaubt,
                              daß sich ein geschickter Chemiker mit diesem Gegenstande wirklich
                              beschaͤftigt, so bleibt der Concurs offen.
                           9. Ueber die beste Art den Straß zu
                                 fabriciren.
                           Dieser Preis ist errungen: Der Bericht hieruͤber wird folgen.
                           10. Preis fuͤr die Cultur der Seide,
                                 aus chinesischen Saamen.
                           Auch dieser Zweck ist erfuͤllt worden. Es wird der Gesellschaft vorgeschlagen,
                              diesen Preis von 2000 Franks, zwischen dem Herrn Rocheblave aus Alais, und Poidebard
                              aus Lyon zu theilen. Beide haben reichlich die vorgeschriebenen Bedingungen
                              erfuͤllt. Herrn Rocheblave verdankt man die Erhaltung dieses Saamens in
                              seiner Reinheit. Man versicherte sogar, daß diese Gattung
                              Seidenwuͤrmer in Frankreich veredelt worden ist. Man hat bemerkt, daß
                              die Meisten, von denen, welche seidene Zeuge zur Ausstellung geschickt haben,
                              Seidenwuͤrmer aus chinesischem Saamen ziehen. Da dieser Industriezweig
                              naturalisirt scheint, wird die auf dieselbe ausgesezte Premie nunmehr
                              zuruͤckgenommen.
                           11. Bereitung eines gesunden, wohlfeilen und
                                 angenehmen Getraͤnks, fuͤr die geringsten Haushaltungen der
                                 Landbewohner, und der Landarbeiter.
                           Es fanden sich hier viele Bewerber.
                           Der Verfasser der mit Nro. 1. bezeichneten Probe hat zwar Zeugnisse eingereicht,
                              daß sein Getraͤnk suͤßlich, und ungefaͤhr wie
                              Lakritzensaft schmeckt, aber keine Probe eingesendet, was doch Bedingung war. Sein
                              Proceß beruht auf die Verwandlung der Weinblaͤtter in einen
                              zuckerartigen Stoff, was Aufmerksamkeit verdient.
                           Der Verfasser von Nro. 2. hat fuͤnf verschiedene Proben eingeschickt. Von der
                              ersten wuͤrde das Litre 30 Centimes kosten, und folglich zu theuer seyn: die
                              vier andern waren schon verdorben; wahrscheinlich schmeckten sie wie jene
                              Getraͤnke die man in Paris aus gebackenem Obste bereitet, und bothen daher
                              nichts Neues dar.
                           Der Verfasser, Nro. 3., hat 6 Bouteillen eines gut scheinenden Getraͤnkes
                              geschickt, dessen Erhaltung er durch Hopfen sicherte, aber 7 Centimes schien noch
                              ein zu hoher Preis. Dieses Produkt hatte uͤbrigens viel Aehnlichkeit mit
                              einem, aus Staͤrkezucker und Hopfen bereiteten Getraͤnke,
                              woruͤber vor Eroͤffnung des Concurses der Versammlung eine Schrift
                              zugesendet worden war.
                           Nro. 4. haͤtte in Bezug auf die Wohlfeilheit vollkommen befriedigt, 200 Litres
                              hatten 1 Frank 25 Cent. gekostet. Die Stoffe zu diesem Getraͤnke sind gemein,
                              und gesund, aber es kam schon verdorben an. Die Hize waͤhrend dem Transport
                              scheint daran Schuld gewesen zu seyn. Die Versammlung wird, sobald die Jahreszeit es
                              zulaͤßt den Versuch selbst anstellen.
                           
                           Nro. 5. kam ebenfalls verdorben an. Die dazu angewendeten Ingredienzien lassen nicht
                              viel Gutes erwarten.
                           Die 3 Muster, Nro. 6., kamen auch verdorben an, und die Natur der dazu benuzten
                              Stoffe ist von der Art, daß sich dieses Getraͤnke nicht gut halten
                              kann.
                           Der Preis ist also noch zu erringen.
                           12. Entdeckung einer vegetabilischen
                                 Substanz, die als Nahrungsmittel fuͤr die Seidenwuͤrmer, die
                                 Maulbeerblaͤtter vollkommen ersezen koͤnnte.
                           Ein einziger Preiswerber hat sich gemeldet. Er schlaͤgt die Lucerne, und die
                              gesottenen Erdaͤpfel vor; allein er stuͤzet sich nur auf entfernte
                              Analogien.
                           13. Austrocknung des Fleisches.
                           Hierzu meldeten sich drei Concurenten.
                           Der erste aus dem Departement Maine et Loire. Das Fleisch war ziemlich gut erhalten, und
                              verhielt sich auch, ziemlich gut im Sieden; allein er zeigte weder sein Verfahren,
                              noch das Datum der Operation an.
                           Der zweite, ein Pariser Chemiker, hat sein Verfahren beschrieben. Das Fleisch gab
                              eine vortreffliche Bouillon, ließ sich aber selbst fast nicht erweichen.
                           Der dritte, ein geschickter Pharmaceutiker im Departement Seine et Marne, lieferte ein Fleisch, welches
                              in allen Hinsichten dem vorigen nachstand. Er meldete sich uͤberdieses zu
                              spaͤt.
                           Alle drei haben die Hauptbedingung des Programmes unerfuͤllt gelassen,
                              naͤmlich die Einschiffung und eine Ueberfahrt von vielen Monaten.
                           Der Preis wurde daher nicht ertheilt, und weiter ausgesezt.
                           Herr Pommier, Arzt zu Fontainebleau hatte ein Stuͤck Fleisch, zu zwei Drittel
                              eingetrocknet, vorgelegt; die Austrocknung vollendete, ohne Verderbung des Fleisches; die
                              Bruͤhe wurde sehr gut, das Rindfleisch schmeckte angenehm, und war ziemlich
                              zart; diese Behandlung des Fleisches wuͤrde der Einpoͤckelung weit
                              vorzuziehen seyn: man bedauerte daß der Einsender nicht mitkoncuriert
                              hatte.
                           14. Entdeckung eines Steinbruches, zur
                                 Lithographie.
                           Herr Duroche, Ingenieur desponts et
                                 cheaussées, hat, von Soissons aus, zwei weiche Kalksteine geschickt,
                              die aber das Wasser an ihrer Oberflaͤche, und die zarten Striche der Kreide
                              nicht gehoͤrig festhalten.
                           Ein andrer thonhaltiger, leicht zerreiblicher Kalkstein hatte noch, neben jenen
                              Fehlern, den wesentlichen, daß die Schwaͤrze daran haftete, und
                              daß, beim Abdrucke, die Kreidestriche verschwanden.
                           Es wird also vorgeschlagen, den Concurs noch offen zu lassen.
                           15. Kultur der Pflanzen, aus welchen sich
                                 Pottasche gewinnen laͤßt.
                           Ein besonderer Bericht des Herrn Dartigues wird folgen.
                           16. Vergleichende Kultur der
                                 Oelpflanzen.
                           Eine einzige Schrift ist eingelaufen. Acht Pflanzen sind versucht, und die Resultate
                              ganz im Geiste des Programms gegen einander gestellt. Da aber weder Muster von
                              diesen Pflanzen, noch Oelproben, noch Atteste von den Behoͤrden mitgeschickt
                              worden sind, so konnte, bei Ermangelung dieser wesentlichen Bedingungen, keine
                              Belohnung, fuͤr eine sonst verdienstvolle und mit großer Sorgfalt
                              gemachte Arbeit vorgeschlagen werden.
                           17. Eine Mahl- und
                                 Schrootmuͤhle, die an jeder Wohnung des Landmannes angebracht werden
                                 kann.
                           
                            
                           Diejenigen die sich vergangenes Jahr gemeldet haben, sind dieses Jahr nicht wieder
                              erschienen: aber drei neue Bewerber haben sich gemeldet. Der eine hat das Modell
                              einer Muͤhle eingesandt, die ein Mann, in einem Rade in Bewegung sezt; da
                              aber die Muͤhle durch den Wind bewegt werden sollte, konnte er nicht
                              mitconcuriren.
                           Der andere hat sich zuruͤckgezogen, weil sich einige Zweifel uͤber die
                              Kraft des Windes erhoben, die noͤthig seyn wuͤrden, die Muͤhle
                              zu bewegen, und man noch von ihm eine Reihe Versuche und Beobachtungen forderte.
                           Der dritte hat zwar ein Modell mit einer Beschreibung eingereicht, aber ohne Attest,
                              daß seine Muͤhle auch wirklich 400 Kilogrammen Getreide, in 24
                              Stunden, mit einem Winde von 6 Metres Geschwindigkeit in der Secunde,
                              verarbeitet.
                           Dieser Preis wird zuruͤck genommen, und an dessen Stelle eine Praͤmie
                              von 4000 Franks fuͤr denjenigen ausgesezt, der zwei Jahre hindurch eine
                              solche Muͤhle in Thaͤtigkeit gehabt haben wird.
                           18. und 19. Pflanzung der noͤrdlichen
                                 oder Corsikanischen, unter dem Namen Laricio bekannten Fichte, und der
                                 schottischen Fichte, (pinus rubra) beide aus Saamen gezogen.
                           Beide Preise sind vor 5 oder 6 Jahren ausgesezt gewesen, aber die schlechte
                              Saamenaͤrndte hatte die Bewerbung nicht zugelassen.
                           Herr Pousson, aus Holland, hat vor dreißig Jahren betraͤchtliche
                              Pflanzungen aus dem Saamen der Riga'schen Fichte gezogen. – Herr. Trochu,
                              Gutsbesizer zu Belle-Ile-en-Mer,
                              hat auf dieser Insel, wo bis dahin kein Baum wuchs, jene drei Arten Fichten, auf 3
                              Hektares, 15 Ares, angebauet. Da diese Aussagt im Jahre 1810 gemacht worden ist, so
                              konnte der Preis nicht fuͤr Versuche gegeben werden, die schon statt fanden, ehe er
                              ausgesezt wurde. Die Gesellschaft erfuhr daher mit Vergnuͤgen, daß die
                              Regierung schon den ersten belohnt, und die koͤnigl.
                              Central-Gesellschaft fuͤr den Ackerbau dem Zweiten eine goldene
                              Medaille ertheilt hatte.
                           Nachdem die Vorschlaͤge des Berichterstatters von der Versammlung angenommen
                              worden waren, nahm Herr Jomard das Wort uͤber die
                                 wohlfeilen Fußteppiche.
                           Die Gesellschaft, sagte er, hat einen Preis von 1200 Fr. fuͤr wohlfeile und
                              dauerhafte Fußteppiche ausgesezt, welche weniger kosten sollen, als
                              diejenigen, die bis jezt in den Handel gekommen sind: sie wuͤnschte bis in
                              die niedrigsten Klassen den Geschmack fuͤr die Reinlichkeit
                              einzufuͤhren, und diesen einen Genuß zu verschaffen, der bis jezt dem
                              Reichen vorbehalten ist. In einem benachbarten Lande ist diese Sitte schon
                              eingefuͤhrt; man hoffte unsere Kuͤnstler wuͤrden wetteifern,
                              sie auch bei uns einheimisch zu machen, aber, vielleicht weil die Zeit zu kurz war,
                              vielleicht auch weil dieser Industriezweig mehr Nuzen als Glanz verspricht, haben
                              sich nur zwei Concurenten eingefunden.
                           Das Programm schloß keine Art von Material zu dieser Fabrikatur aus. Der erste
                              hat die, auf eine besondere Art in einander geflochtenen, Tuchleisten angewendet. Zu
                              solchen Teppichen aber reicht dieses Material nicht hin, sie sind uͤberdieses
                              der Reinlichkeit hinderlich, und an feuchten Oertern wuͤrden sie
                              hoͤchstens 6 bis 9 Monate dauern.
                           Die gegenwaͤrtigen Preise der wohlfeilen Fußteppiche in Paris sind
                              folgende:
                           
                              
                                 Der Quadratfuß der Strohteppiche
                                 20 Cent.
                                 
                              
                                 Der Quadratfuß der Schilfteppiche
                                 35 Cent.
                                 
                              
                                 Der Quadratfuß der sogenannten Sparterie, aus spanischem Schilf, natuͤrliche Farbe
                                 90 Cent.
                                 
                              
                              
                                 Der Quadratfuß des Hollaͤndischen Schilfs
                                 75 Cent.
                                 
                              
                           Sollten die Tuchabfaͤlle zu Teppichen verwendet werden, so wuͤrden sie
                              hoch im Preise steigen, und die angefuͤhrten weit uͤbersteigen.
                           In London sind die Teppiche aus gefaͤrbtem und gefirnißtem Papiere
                              stark im Gebrauche, der Quadratfuß kostet dort ungefaͤhr 3 Pences (30
                              Centimes) sie sind dauerhaft, man reinigt sie leicht mit einem nassem Schwamme. Man
                              belegt damit die Vorzimmer, die Corridore, die Treppen, sogar die Stufen vor den
                              Hausthuͤren. Sie widerstehn der Feuchtigkeit und der Reibung mehrerer Jahre
                              hindurch, und mehrere sind mit sehr verschiedenen und dauerhaften Zeichnungen
                              geziert, und dieses hat nicht wenig beigetragen sie unter den niedrigen Klassen
                              beliebt zu machen. Diese sollte man nachmachen, noch besser machen; und solches hat
                              ein zweiter Concurrent, Herr Ehenavard versucht. Seine Teppiche sind eine Art von Filz, den er
                              aus Wolle und andren faden-artigen Stoffen zu jeder Groͤße,
                              verfertigt, und dessen Theilchen mit Leim an einander gebunden sind. Sie werden wie
                              Papier gefaͤrbt, gemahlt und mit Firniß uͤberzogen, und lassen
                              sich mit großer Leichtigkeit reinigen.
                           Der Quadratfuß der wohlfeilsten Art kostet 10 Centimes, und die Preise der
                              verschiedenen vorgelegten Muster steigen wie die Arbeit dauerhafter und
                              geschmakvoller wird. Herr Chenavard versichert, daß seine Teppiche jede Probe
                              aushalten; sollten sie sich durch solche Dauer empfehlen, so wuͤrden sie die
                              Bedingungen des Programms erfuͤllen. Die Commission schlaͤgt vor, ihm
                              den Preis zuzuerkennen, unter der Bedingung, daß mehrere seiner Teppiche, von
                              verschiedenen Preisen, in einer von der Versammlung angegebenen Wohnung wenigstens
                              fuͤnfzehn Monate dem fortdaurenden Gebrauche widerstehen, und daß der
                              Firniß an denselben nicht bruͤchig sey: bis dahin solle ihm
                              bloß eine silberne Medaille, zur Aufmunterung gereicht, und der Preis noch fuͤrs
                              folgende Jahr ausgesezt bleiben.
                           Es wird hier bemerkt, daß Herr Chenavard sich nicht auf diese wohlfeile Waare
                              beschraͤnkt hat, er verfertigt von dem naͤmlichen Stoffe Tapeten, mit
                              den schoͤnsten Farben und den reichsten Zeichnungen geschmuͤckt, deren
                              Preis kaum hoͤher als der der papierenen Tapeten ist. Auch fabricirt er
                              solche Stoffe fuͤr Meubles, fuͤr Tischdecken etc. und diese Arbeiten
                              fangen schon an im Handel gesucht zu werden.
                           Herrn Chenavard ist also, diesem Vorschlage gemaͤß, eine silberne
                              Medaille gereicht worden.
                           Herr Cadet de Gassicourt
                              stattete, im Namen des chemischen Ausschusses, einen Bericht uͤber den Straß und die kuͤnstlichen
                              gefaͤrbten Steine ab.
                           Es wurden naͤmlich 1200 Franks fuͤr einen in Frankreich verfertigten
                              Straß bestimmt, der dem auslaͤndischen am naͤchsten kommen, die
                              natuͤrlichen Steine am besten nachahmen, und von welchem die
                              Verfertigungsprozesse mitgetheilt werden wuͤrden.
                           Es meldeten sich Herr Douault-Wieland, Juwelier, und Herr Lançon,
                              Steinschneider, beide zu Paris.
                           Die Versuche sind von beiden in Gegenwart der Commission gemacht worden.
                           Herr Lançon arbeitet schon seit 55 Jahren. Sein Ofen ist ohne besondere Kunst
                              gebauet, ohne Aschenbehaͤlter, haͤlt 4 Fuß im Durchmesser, ist
                              Cylindrisch, und schließt sich mit einem runden Gewoͤlbe. An der Seite
                              sind einige Oeffnungen, zu Luftzuͤgen, angebracht, und er heizt ihn mit
                              kleinen Scheiteln von trocknem Holze, 1 Fuß lang.
                           Herr Douault bedient sich zu seinen Schmelzungen eines Toͤpferofens, oder
                              eines Porcelanofens, die ihm beide zu Gebote stehn; obgleich dieses sehr
                              vortheilhaft waͤre, so wird er doch bald in einem besonders dazu verfertigten Ofen
                              seine Stoffe behandeln.
                           Die von beiden Kuͤnstlern verfertigten Straße, uͤbertreffen nach
                              dem Urtheile der Parisischen Steinschneider, alles was dahin aus Deutschland und der
                              Schweiz kommt.
                           Man erkennt in der Schrift des Herrn Lançon einen geschickten Praktiker, seine
                              Verhaͤltnisse sind gut; er braucht den Arsenik gar nicht, und haͤlt
                              ihn sogar fuͤr nachtheilig, er benuzet die Stoffe, wie der Handel sie
                              liefert, er faͤrbt sehr gut seine weiße Masse gruͤn, blau und
                              violet, und ahmet vollkommen den Schmaragd, den Saphier, und den Amethyst nach, sein
                              angeblicher Proceß, den Topaz zu verfertigen kann schwerlich gelingen, und er
                              hat ihn nicht in Gegenwart der Commission wiederhohlt, auch hat er nicht vom Rubin
                              gesprochen, ein Edelstein der nicht leicht nachzuahmen ist.
                           Dagegen giebt Herr Douault Vorschriften zu allen Schattirungen. Er wendet sehr reine
                              Stoffe an, und kennt ganz genau die Natur derselben; der Topaz und der Rubin
                              gelingen ihm sehr gut, und er findet sogleich und ohne fehlzugreifen, die verlangte
                              Schattirung der ersten Edelsteine.
                           Die Commission ist daher der Meinung, daß Herr Douault-Wieland die Bedingungen des
                              Programms erfuͤllt hat, und den Preis verdient.
                           Da aber Herr Lançon der erste war, der hierin mit dem Auslande wetteiferte,
                              wird fuͤr ihn die goldene Medaille vorgeschlagen, – und die Meinung
                              der Commission von der Gesellschaft bestuͤzt.
                           Herr Lasteyrie berichtete
                              folgendes uͤber die Preisfrage, in Bezug auf die weißen Cocons aus
                              chinesischen Saamen.
                           Eine Summe von 2000 Franks sollte unter diejenigen vertheilt werden, welche die
                              groͤßte Erndte solcher Cocons gewonnen haben wuͤrden. Vor mehr
                              als 40 Jahren hatten die
                              Staͤnde des Languedoc's schon versucht diese Art Seidenwuͤrmer in
                              Frankreich einheimisch zu machen, da diese Seide den franzoͤsischen Fabricken
                              unentbehrlich ist, und man sie bis dahin durch den Handel beziehen mußte;
                              Vorurtheile vereitelten diese ersten Bemuͤhungen; vor einigen Jahren lenkte
                              das Ministerium von neuem die Aufmerksamkeit auf diesen Kultur-Zweig, und
                              ließ Saamen vertheilen, den Herr Rocheblave sorgfaͤltig hergezogen
                              hatte. Zur naͤmlichen Zeit schrieb Herr Bardel (Bulletin N. 128 Seite 34)
                              uͤber die Ursachen und die Vorurtheile die sich der Fortpflanzung dieses
                              Seidenwurms in Frankreich entgegensezen, und entwickelte darin alles, was
                              uͤber die Erziehung dieser Wuͤrmer, und uͤber die Behandlung
                              ihrer Seide zu wißen noͤthig ist. Die vorgeschriebene Zeit war zu
                              kurz, und die Menge der verlangten Cocons zu groß, als daß man viele
                              Mitbewerber haͤtte erwarten koͤnnen. Es meldeten sich nur Herr
                              Rocheblave, im Gard-Departement, und Herr Poidebard aus Lyon. Die Gesellschaft hatte 250
                              Kilogrammen Cocons verlangt, Herr Rocheblave hat 2460 Kilogrammen eingeerndtet. Die Cocons sind sehr
                              groß, und von einem sehr schoͤnen Weiß. Herr Poidebard hat 900 Kilogrammen
                              gesammelt, die etwas kleiner, aber noch weißer zu seyn scheinen. Sie sind
                              aber nicht von so schoͤner Ruͤndung. Das Beispiel und der Eifer dieser
                              beiden Landwirthe haben schon mehrere Nachbarn zu dieser Kultur veranlaßt.
                              Auf Vorschlag der Commissaire erhielt daher, Herr Rocheblave eine Praͤmie von 1200 Franks
                              und Herr Poidebard ein von 800
                              Franks.
                           Herr Dartiques nahm jezt das Wort uͤber die Pflanzen,
                                 welche Pottasche liefern.
                           Es war naͤmlich im Jahre 1818 ein Preis von 1500 Franks, fuͤr
                              denjenigen, ausgesezt worden, der, vor dem 1. Mai 1819, durch authentische Atteste,
                              beweisen wuͤrde, daß er ein, oder mehrere Jahre hindurch die, im
                              Programm bezeichneten,
                              Pflanzen oder aͤhnliche, wenigstens auf einem halben Hectare, angebauet habe.
                              Er mußte ferner die Pottasche, die sie liefern, gewonnen und diese gereiniget
                              haben. Man verlangte uͤber dieses von ihm eine genaue Bezeichnung der Natur
                              des Bodens, der Art der Behandlung, des Zeitpunkts der Erndte, und des Zustandes der
                              Atmosphaͤre den diese Pflanzen fordern, und endlich die Anzeige der zur
                              Pottaschengewinnung angewendeten Processe; und der Menge der Pottasche, die jede
                              Erndte gegeben hatte.
                           Die Gesellschaft wollte sich durch diese Vorarbeit Kenntnisse uͤber die Kultur
                              der Pflanzen verschaffen, die am meisten Pottasche liefern, um dadurch denjenigen,
                              die sich mit dem Anbau dieser Pflanzen wuͤrden beschaͤftigen wollen
                              einen Leitfaden an die Hand zu geben. Die mit Sorgfalt angestellten Versuche sollten
                              die Resultate der, in verschiedenen Zeitpunkten abgeschnittenen Pflanzen, geben,
                              weil man noch nicht ganz uͤber die beste Erndtezeit zum Erwerb der Pottasche,
                              einverstanden ist; endlich aber machte der Programm diese Bedingung nicht, man
                              mußte mehrere Jahre hindurch diese Arbeit fortsezen, um die Produkte von
                              frisch, oder fruͤher geduͤngten, oder auch von ungeduͤngten
                              Aeckern zu vergleichen, denn viele sind der Meinung, daß die Menge der in den
                              Pflanzen befindlichen Pottasche mit der Menge des Humus
                              oder der vegetabilischen Erde im Verhaͤltniß steht.
                           Nur eine einzige Schrift wurde von Herrn Boichoz, Gutsbesizer zu Braus, bei
                              Dôle, Gera-Departement, eingesandt. Diese Schrift ist gut
                              abgefaßt; der Verfasser hat alle Pflanzen angebauet, deren Saamen er sich
                              verschaffen konnte; es fehlten aber viele von dem im Programm angezeigten. In
                              Ansehung dieser Pflanzen, hat er fast alle Bedingungen des Programms
                              erfuͤllt, und mehrere wollten ihm den Preis zuerkennen, andre indessen waren
                              andrer Meinung, weil Herr Boichoz von einigen 30 verschiedenen Pflanzengattungen bloß sieben
                              angebauet hat. Ueberdieses hat er die Bedingungen in Bezug auf die Erndtezeit nicht
                              erfuͤllt, denn er hat von jeder dieser 8 Pflanzenarten nur eine Erndte
                              gemacht, so daß die Mehrheit entschied, daß Herr Boichoz auf den Preis
                              keine Anspruͤche machen kann.Einen sehr nuͤzlichen Vorschlag Pottasche aus verschiedenen Pflanzen
                                    zu gewinnen enthaͤlt der Schluß der Abhandlung uͤber
                                    diejenigen die rußische Soda gewonnen wird Seite 61 dieses Journals.
                                    Erst kuͤrzlich theilte ein Korrespondent aus Oesterreich folgendes
                                    Resultat von einem mit Wermuth auf Pottasche unternommenen Versuche mit.
                                    „Viertausend Quadratschuhe Land, wurden im Herbst oder
                                       vielmehr im Dezember 1818, mit 2 Wagen Duͤnger bester Art, wovon
                                       jeder etwa 16 bis 20 Centner wog, und 2 fl. WW. kostete,
                                       sorgfaͤltig geduͤngt, und gut untereinander gearbeitet. In
                                       diese wurden 25 Pfund Wermuthsaamen, der aus dem Thuͤring'schen
                                       um 10 fl. W.W. bezogen wurde, gesaͤt, leicht geegt, gewalzt und
                                       so uͤber Winter stehen gelaßen. Im Fruͤhjahr 1819
                                       gieng die Saat sehr dichte und schoͤn auf. Als das Kraut nicht
                                       mehr wuchs, ward es gemaͤht und getrocknet. Im November wurde
                                       noch eine Erndte erhalten. Der von beiden Erndten erhaltene Wermuth wog
                                       getrocknet 30 Centner. Dieser wurde dieses Jahr unter einem
                                       Abdampfgefaͤß, wie ein anderes Feuermaterial
                                       allmaͤhlich verbrannt. Das Resultat gab 240 Pfund Asche, welche
                                       sich zu unserer Verwunderung fast ganz im Wasser aufloͤsten, und
                                       nach dem Abdampfen und Calciniren, 201 Pfund gute Pottasche gaben. Sie
                                       enthielt zwar etwas schwefelsaures Kali, doch nicht mehr als jede andere
                                       gute Pottasche. An Unkosten kommen in Anschlag
                                    Mist, Zins, Arbeit des
                                          Feldesfl. 10Saamenfl. 10Auslaugung, Abdampfung und
                                          Calcinirungfl. 10–––––fl. 30Ertrag fuͤr 2 Centner
                                          Pottasche à 40 fl.fl. 80ab an Unkostenfl. 30–––––bleiben Gewinnfl. 50Nach dieser Berechnung wuͤrde ein Jauchert von 40,000 Quadratschuh,
                                    500 fl. W.W. oder 200 fl. Conv. Mz. Nuzen abwerfen. Dieses Beispiel gibt uns
                                    einen neuen Beitrag zu sovielen anderen nuͤzlichen
                                    Gegenstaͤnden, welche von dem Land, wirthen alle Beachtung verdienen.
                                    Dingler. Da er indessen manches geleistet hat, so wurde fuͤr ihn eine Summe von 500 Franks oder
                              eine Medaille von demselben Werthe vorgeschlagen, ein Vorschlag den die Gesellschaft
                              genehmigte.
                           Indessen hat die Commission bei dieser Gelegenheit eingesehn, wie wichtig diese
                              Aufgabe und zugleich wie schwer die Aufloͤsung derselben ist. Sie glaubt aber
                              auch sich uͤberzeugt zu haben, daß die bloße Gewinnsucht nicht
                              geeignet ist, eine solche Aufgabe zu loͤsen, sie erfordert die
                              muͤhsame Arbeit von Maͤnnern, die ununterbrochen die Sache selbst vor
                              Augen, und zugleich die Gedult haben, sich mehrere Jahre hindurch mit dieser Arbeit
                              zu beschaͤftigen; dazu haben sich nun die Herrn d'Arcet, Bosc, Silvester und
                              d'Artiques angeboten, und die Gesellschaft selbst wird die Kosten dazu
                              herschiessen.
                           Hierauf wurden zwei neue Preise ausgesezt, fuͤr 1822, der eine von 1500 Franks
                              fuͤr die Vervollkommnung der Kunst des Darmbearbeiters (Boyaudier), der andere von 300 Franks fuͤr die
                              Bestimmung der Vortheile oder der Nachtheile die aus der Zucht der Merinos oder
                              ihren Bastartarten entspringen, je nachdem die Localitaͤten beschaffen sind.
                              Den ersten Preis gibt der Herr Anglès, Herr Ternaux den zweiten.