| Titel: | Ueber bequeme und schikliche Anordnung des Innern der Wohngebäude durch vortheilhafte Benuzung und Eintheilung des Raumes, und durch die zweckmässigste Situation der Vorkamine und Abtritte; zulezt auch einige Worte über Feuersicherheit der Gebäude in Beziehung auf Kamine und Kochheerde, und über Abtritte insbesondere. | 
| Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] | 
| Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XXXVII., S. 306 | 
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                        XXXVII.
                        Ueber bequeme und schikliche Anordnung des Innern der Wohngebäude durch vortheilhafte Benuzung und Eintheilung des Raumes,
                           und durch die zweckmässigste Situation der Vorkamine und Abtritte; zulezt auch einige Worte über Feuersicherheit der Gebäude
                           in Beziehung auf Kamine und Kochheerde, und über Abtritte insbesondere.
                        Von dem Koͤnigl. Kreis-Bauinspektor Voit. 
                        Mit AbbildungenTab. XV.
                        Voit über bequeme und schickliche Anordnung des Innern der Wohngebäude.
                        
                     
                        
                           Soll ein Gebaͤude den Namen eines bequemen und
                              zweckmaͤssig aufgefuͤhrten Gebaͤudes verdienen, so muß
                              es dem Beduͤrfnisse des Besizers entsprechen, das heißt, es muß
                              der Lebensweise desselben angemessen seyn. Jeder Stand und jedes Gewerbe hat in
                              dieser Hinsicht sein besonderes Beduͤrfniß, worauf also zur
                              Befriedigung desselben bei Errichtung der Wohnungen vorzuͤglich Bedacht zu
                              nehmen ist. Allgemeines Beduͤrfniß hingegen ist es, daß der
                              Ort, wo wir den groͤßten Theil unsers Lebens zubringen, gesund und
                              angenehm sey. Welchen maͤchtigen Reiz hat eine freundliche Wohnung! wie sehr
                              befoͤrdert sie die Heiterkeit unsers Geistes! wie gluͤcklich
                              fuͤhlen wir uns zu Hause, wenn uns da Ordnung und Bequemlichkeit umgiebt!
                              –
                           Besuchen wir die noch uͤbrig gebliebenen alten Gebaͤude, die ehedem
                              sehr angesehenen Familien gehoͤrten, so finden wir sin Paar große
                              Zimmer, einen großen Saal, einen weiten gepflasterten Vorplaz, der uns heut zu Tag ganz
                              unnuͤz zu seyn scheint, ferner eine Kuͤche, Gewoͤlber, und
                              unbequeme Treppen. Diese Einrichtung paßte fuͤr die damalige einfache
                              Lebensweise, als noch die ganze Familie ein gemeinschaftliches Zimmer bewohnte, zu
                              welchem auch das Gesinde Zutritt hatte.
                           Mit der Vermehrung der Beduͤrfnisse durch hoͤhere aͤußere
                              Kultur mußten auch die Wohnungen eine ganz andere Gestalt und Einrichtung
                              erhalten. Es entstanden mehrere Zimmer zu verschiedenem Gebrauche, und in den
                              Pallaͤsten der Großen gab es besondere Abtheilungen oder Apartements;
                              die innere Anordnung der Gebaͤude richtete sich nach der neuen feinern
                              Lebensart.
                           Mit Recht bewundern Reisende die gute innere Einrichtung vieler Haͤuser in
                              Paris, welche durch schicklich angebrachte Kabinete, durch zweckmaͤssig
                              angelegte Schlafzimmer, durch Nebentreppen, u.s.w. sehr viele Bequemlichkeit
                              gewaͤhren. Wir koͤnnen dieß nachahmen; nur hat dabei der
                              Baumeister mit mehr Schwierigkeiten zu kaͤmpfen, weil unsere Zimmer durch
                              Oefen geheizt werden; es lassen sich jedoch diese Schwierigkeiten
                              uͤberwinden.
                           Der Bauherr verlangt von dem aufzufuͤhrenden Gebaͤude
                              gewoͤhnlich nur Bequemlichkeit, und der Baumeister soll ihm diese geben; aber
                              dabei hat lezterer die Pflicht, auch fuͤr Dauer und Festigkeit des
                              Gebaͤudes zu sorgen, auf Feuersicherheit Ruͤcksicht zu nehmen. Besizt
                              nun der Baumeister nicht Einsicht und Geschicklichkeit genug, so opfert er der
                              Forderung des Bauherrn, die auf Bequemlichkeit dringt, die beiden andern wichtigen
                              Ruͤcksichten auf, wovon natuͤrlich die Folge ist, daß dem neuen
                              Baue nur zu bald Gefahren drohen und daß es einen fruͤhzeitigen
                              Untergang findet.
                           Bei der inneren Einrichtung eines Gebaͤudes hat der Baumeister auf folgenden
                              zusehen:
                           
                           1) auf die Lebensweise und das Beduͤrfniß des Bewohners;
                           2) auf die Form und Groͤße der einzelnen Gemaͤcher, (wozu auch
                              die Haupt- und Nebentreppen gehoͤren), so wie auf die Lage derselben
                              gegeneinander;
                           3) auf die Kamine und Kuͤchen, sowohl in Hinsicht der Bequemlichkeit als der
                              Feuersicherheit, und
                           4) auf die Situation und Einrichtung der Abtritte.
                           Vor der Entwerfung des Bauplans muß der Bauplaz und die Lage desselben
                              untersucht werden. Stehet es in der Willkuͤhr des Baumeisters, so wird er
                              keinen ungesunden Plaz, sondern einen guten Baugrund und eine angenehme Lage
                              waͤhlen. Davon ist aber hier die Rede nicht, sondern von dem
                              gewoͤhnlichen Fall in Staͤdten, wo die Grundflaͤche des
                              kuͤnftigen Gebaͤudes bestimmt ist.
                           Da ist denn zu untersuchen, ob der Bau auf dem gegebenen Raume wirklich
                              aufgefuͤhrt werden koͤnne, und ob, wenn es auf ein
                              weitlaͤufiges Gebaͤude angesehen ist, ein Hof von der erforderlichen
                              Groͤße uͤbrig bleibe. Daß ein sehr beschraͤnkter
                              Bauplaz nicht geringe Schwierigkeiten verursache, versteht sich von selbst. Es
                              werden aber die Schwierigkeiten noch groͤßer, wenn das Gebaͤude
                              nicht von allen Seiten frei stehen kann, sondern sich an benachbarte Haͤuser
                              anschliessen muß. Unter solchen Umstaͤnden erhalten die
                              Fluͤgel- und Hintergebaͤude nur durch Hoͤfe ihr Licht,
                              und daher kommt es auf die Groͤße und schickliche Lage der lezten sehr
                              viel an. – Je unuͤberwindlicher indessen die hiebei sich erhebenden
                              Hindernisse zu sehn scheinen, desto mehr kann der Baumeister seine Geschicklichkeit
                              zeigen.
                           Ist die Beschaffenheit, Situation und Begraͤnzung eines Bauplazes genau
                              untersucht, so findet alsdenn die Entwerfung des Plans statt. Der Architekt hat nun
                              nach Erforderniß der Lebensweise und Beschaͤftigung des
                              kuͤnftigen Bewohners den bestimmten Raum zu vertheilen und anzuwenden.
                           
                           Das Haus eines vornehmen Mannes unterscheidet sich von dem eines Geringern nicht nur
                              durch seinen Umfang und die groͤßere Anzahl der Zimmer, sondern
                              vornehmlich durch die Anordnung der Zimmer nach ihrer Bestimmung. Es muß
                              daher ein Baumeister die Lebensart der Großen studirt haben, ehe er
                              Palaͤste fuͤr sie aufzufuͤhren unternehmen kann; er muß
                              sich mit der ganzen innern Haushaltung derselben bekannt gemacht haben, um zu wissen
                              in welchen Verhaͤltnissen die Glieder einer vornehmen Familie beisammen
                              leben, wie sie sich zusammen finden und wieder trennen; wie man in einem solchen
                              Hause speißt und schlaͤft, wie die Besuche empfangen und
                              Gesellschaften und Feste gegeben werden, wie man Fremde beherberget, u.s.w. Dabei
                              ist noch zu beruͤcksichtigen, daß die Bedienung der Herrschaft leicht
                              und ohne Stoͤrung und Weitlaͤufigkeit muß geschehen
                              koͤnnen.
                           Jezt erst ist der Architekt im Stande, seine Disposition zu machen und jeder Etage
                              das Ihrige zuzutheilen. Die Hauptetage verdient das erste Augenmerk; es fragt sich,
                              wie viele Zimmer hier nothwendig sind; ob die Familie nur ein Schlafzimmer bedarf,
                              oder ob zwei dergleichen angelegt werden sollen. Aus der Beantwortung dieser Frage
                              ergiebt sich, ob zwei Apartements erfordert werden. Ist dieß der Fall, so ist
                              die eine Zimmerabtheilung der Dame vom Hause, die andere dem Herrn bestimmt. Jede
                              dieser Abtheilung muß Gemaͤcher fuͤr Dienerschaft und die
                              Garderoben in der Naͤhe haben, ohne dadurch eine Zimmerreihe zu unterbrechen.
                              Gewoͤhnlich liegen die beiden Apartements in der Hauptetage, und nur bei sehr
                              beschraͤnktem Raume, vertheilt man sie in zwei Stockwerke; alsdann aber
                              muͤssen sie durch Nebentreppen mit einander verbunden werden.
                           Die Zimmer fuͤr Fremde finden entweder ihren Plaz in den
                              Fluͤgel- und Hintergebaͤuden, wenn hier noch Raum fuͤr
                              sie ist, oder sie werden uͤber der Hauptetage, angelegt. Von der Einrichtung derselben
                              soll weiter unten etwas gesagt werden.
                           Zur ebenen Erde gehoͤren die Zimmer fuͤr die Dienenden, die
                              Pfoͤrtnerswohnung, die Haushofmeisterei und Beschliesserei, die
                              Kuͤchen und Vorrathsgewoͤlbe, die Stallungen und Remisen. Stallungen
                              und Kuͤchen sollen wo moͤglich in den Fluͤgelgebaͤuden
                              angebracht werden; am besten aber ist es, wenn man denselben ganz außer dem
                              Wohngebaͤude ihre Stelle anweisen kann.
                           Hat der Baumeister alle Beduͤrfnisse des Bauenden reiflich erwogen, so geht er
                              nun an die Berechnung der Groͤße der einzelnen Gemaͤcher und
                              nimmt dabei Ruͤcksicht auf ihre Form und ihre Lage gegeneinander.
                           Ist die Aufgabe, zwei Schlafzimmer und mithin zwei Hauptabtheilungen herzustellen, so
                              kommt es zugleich darauf an, ob diese nahe beisammen, oder von einander getrennt
                              seyn sollen. Im lezteren Fall liegen dann in der Naͤhe der Haupttreppe das
                              Empfangzimmer, der Speisesaal, das Billard- und die andern Spielzimmer.
                           Meiner Meinung nach kommt das Schlafzimmer zuerst in Betrachtung. Die Lage desselben
                              gegen andere Gemaͤcher soll so seyn, daß es willkuͤhrlich ganz
                              außer aller Beruͤhrung mit den uͤbrigen Zimmern gesezt werden
                              kann; es muß demnach neben den Thuͤren, die es mit andern Zimmern in
                              Verbindung sezen, noch einen besondern Ein- und Ausgang haben; hiezu ist aber
                              eine bloße Tapetenthuͤr hinreichend. Es waͤre aͤuserst
                              unbequem, wenn man vom Empfangzimmer durch ein Schlafzimmer in den Speisesaal gehen
                              muͤßte. Ich fuͤhre diesen Fehler deswegen hier an, weil ich
                              solchen schon oft bei uͤbrigens guten Einrichtungen gefunden habe. Jedes gut
                              angelegte Schlafzimmer soll einen Alkofen haben, in dem ein Bett und ein Nachttisch
                              Plaz findet. Diesem Alkofen gebe man daher 3 Fuß Laͤnge und 5
                              Fuß Tiefe. Er wird gewoͤhnlich den Fenstern gegen uͤber in der Mitte angebracht.
                              Hat das Schlafzimmer eine Laͤnge von 28 Fuß, so bleiben auf beiden
                              Seiten noch 10 Fuß zu kleinen Kabinetten uͤbrig; diese dienen zu
                              Garderoben, fuͤr den Leibstuhl, zu Vorkaminen, manchmal auch zu kleinen
                              Treppen, um entweder zwei Hauptetagen, oder ein Halbgeschoß, in dem die
                              Wohnung fuͤr die Dienerschaft ist, mit der Hauptetage zu verbinden. Der
                              Eingang in die Kabinette aus dem Schlafzimmer kann eine Tapetenthuͤre haben.
                              Wird in einem derselben der Leibstuhl angebracht, so muß von da auch eine
                              Thuͤr auf einen Gang oder Vorplaz fuͤhren. Bei dem Leibstuhl kann man
                              die Einrichtung treffen, daß durch eine Oefnung in der Wand, welche mittelst
                              einer Thuͤr oder eines Schiebers zu verschließen ist, der Topf zum
                              Ausleren herausgenommen werden kann, ohne daß deswegen das Kabinet betreten
                              werden muͤßte. Ist man im Stande einem dieser Kabinette noch mehr
                              Groͤße, und ein Fenster von aussen zu geben, so entsteht ein sehr
                              bequemes Ankleidzimmer, das mehrere Wandschraͤnke, Spiegel, Waschtisch und
                              alles was zur Toilette gehoͤrt, bekommt. Sehr oft wird neben dem Schlafzimmer
                              ein besonderes Ankleidzimmer durchaus verlangt.
                           Mit einem Ankleidzimmer verbinde man, wo es seyn kann, eine Garderobe und ein Zimmer
                              fuͤr die Kammerjungfer. An das Schlafzimmer mag ein Kabinet stoßen,
                              welches zur Aufnahme einer kleinen Bibliothek oder Gemaͤldesammlung dient.
                              Hierauf folgt das Wohnzimmer mit einem besondern Ausgang, und auf dieses das
                              Empfangzimmer, welches eines der groͤßern in der Enfilade seyn soll.
                              Gewoͤhnlich fuͤhrt die Haupttreppe durch ein Vorzimmer in das
                              Empfangzimmer. Die bisher beschriebenen Zimmer des Apartements fuͤr die Frau
                              vom Hause liegen zur rechten Seite der Treppe beim Hinaufgehen; ihre Anzahl ist
                              fuͤr den taͤglichen Gebrauch hinreichend; da aber Feierlichkeiten noch
                              einige Zimmer erfordern, so finden diese ihre Stelle zwischen dem Empfangzimmer und dem Speisesaal. Das
                              Apartement fuͤr den Herrn des Hauses besteht in einem Schlafzimmer mit den
                              noͤthigen Garderoben, Kabinetten u.s.w.; in einem Ankleidzimmer, einem
                              Arbeitszimmer, einer kleinen Bibliothek, in Wohn- und Empfangzimmern.
                              Ruͤckwaͤrts an den leztern liegen Vorzimmer zum Aufenthalt der
                              Dienerschaft und auch vom Speisezimmer kann man in eine hier angebrachte Piege
                              kommen, welche zum Buͤffet dient. Zwischen dem Speisesaal und dem
                              Empfangzimmer befinden sich einige groͤßere Zimmer und Kabinette; zu
                              den ersten gehoͤrt das Billardzimmer. Alle diese bisher beschriebenen Piegen
                              sollen durch Gaͤnge, Vorplaͤze und Treppen miteinander in Verbindung
                              stehen, so daß alle Zimmer und Saͤle von aussen geheizt werden
                              koͤnnen. Wenn es der Raum erlaubt, so koͤnnen auch in der Hauptetage die Zimmer
                                    fuͤr die Soͤhne und Toͤchter vom Hause angebracht
                                    werden. Ausserdem kommen sie in das hoͤhere Stockwerk. Im
                                    vorliegenden Fall koͤnnen diese Zimmer einen Theil des rechten
                                    Fluͤgels einnehmen.
                           In vielen großen Gebaͤuden bemerkt man in den Einfahrten und
                              Gaͤngen starke Zugluft, welche dann am empfindlichsten ist, wenn die Zimmer
                              geheizt werden. Diesem Uebel soll ein Baumeister entgegen arbeiten, und dieß
                              geschieht am besten dadurch, wenn man die Einrichtung macht, daß alle
                              Gaͤnge, durch besonders angebrachte Oefen geheizt werden koͤnnen.
                           Bei der bisher beschriebenen Einrichtung eines Wohnhauses fuͤr einen
                              großen Herrn hatte ich ein wirklich ausgefuͤhrtes Gebaͤude im
                              Auge. In diesem ist das zweite Stockwerk fuͤr große Feierlichkeiten
                              bestimmt und mit einem zum Ganzen passenden Saale versehen. Das dritte Stockwerk ist
                              fuͤr Fremde eingerichtet. Die Hauptfronte dieses Palais betraͤgt 160 Fuß in der
                              Laͤnge, 60 in der Breite, und hat noch zwei kurze
                              Fluͤgelgebaͤude, jedes 45' lang und 40' breit. Der Saal, welcher in
                              der Mitte des Hauptgebaͤudes liegt, geht durch zwei Stockwerke.Der Hr. Verfasser dieses Aufsazes gedenkt ein groͤßers Werk
                                    uͤber die schoͤne Baukunst herauszugeben, und in dieses sollen
                                    auch Zeichnungen von dem hier beschriebenen Gebaͤude aufgenommen
                                    werden. Dingler.
                           Das dritte fuͤr Fremde eingerichtete Stockwerk hat Zimmerabtheilungen, in
                              welchen ganze Familien mit der Dienerschaft, und einzelne Personen mit ihren Dienern
                              wohnen koͤnnen. Fuͤr eine Familie ist ein großes, und zwei
                              kleine Zimmer mit Alkofen hinreichend. Dabei ist fuͤr alles, was zu einem gut
                              eingerichteten Schlafzimmer gehoͤrt, gesorgt, und auch darauf
                              Ruͤcksicht genommen, daß ein Kammerdiener und eine Kammerjungfer nahe
                              bei den Herrschaften ihre Schlafstaͤtte haben. Fuͤr eine einzelne
                              Person bedarf es ein einziges Zimmer mit einem Alkofen.
                           Durch eine solche Eintheilung und Benuͤzung des Raumes entsteht viel
                              Bequemlichkeit, und man erhaͤlt aͤuserst niedliche Zimmer und
                              Kabinette.
                           Das bisher Gesagte soll keineswegs als Grundregel zur Entwerfung eines Bauplans
                              angesehen werden; ich weiß aus Erfahrung, daß ein Baumeister durch
                              oͤrtliche Verhaͤltnisse und andere Umstaͤnde zu einer ganz
                              andern Eintheilung hingeleitet werden kann. Wenn z.B. verlangt wird, daß die
                              beiden Apartements unmittelbar aneinander liegen, so veraͤndert sich das
                              Ganze und der Speisesaal, das Billardzimmer und dgl. kommen weiter hin auf die
                              andere Seite des Gebaͤudes. Ich wollte hier nur einige Hauptideen angeben,
                              von welcher ein Architekt auszugehen hat, um eine schickliche Eintheilung zu
                              treffen.
                           
                           Da jedes Stockwerk eines solchen Gebaͤudes zu einem andern Zweck eingerichtet
                              seyn muß, so weichen sie hinsichtlich der innern Waͤnde- und
                              Mauerneintheilung von einander ab, und dieser Umstand verursacht verschiedene
                              Schwierigkeiten. Bei einem nach richtigen Grundsaͤzen entworfenen Plane
                              muß nicht nur fuͤr Bequemlichkeit, sondern auch fuͤr die
                              Haltbarkeit und Feuersicherheit des Gebaͤudes gesorgt werden. Schon im
                              Kellergeschoß beruͤcksichtiget ein sorgfaͤltiger Architekt die
                              saͤmtlichen Kamine, Mittelmauern und Waͤnde, und laͤßt
                              keine Last ohne hinreichende Unterstuͤzung. Da, wie schon erinnert wurde,
                              jedes Stockwerk eine eigenthuͤmliche Einrichtung hat, so kann der Grundsaz:
                              immer Wand auf Wand stellen, nicht durchaus beobachtet werden. Aber demohngeachtet
                              darf der Architekt der Haltbarkeit des Gebaͤudes nichts vorgeben, und es
                              stehen ihm noch andere Hilfsmittel zu Geboth, seinen Plan mit Sicherheit
                              auszufuͤhren. Er darf es durchaus nicht an Stuͤzpunkten fehlen lassen,
                              damit er noͤthigen Falls durch Haͤngwerke, Gurtboͤgen u. dgl.
                              sein Bauwerk sichere.
                           Die Lage und Anordnung der Kamine ist ein Haupttheil der ganzen innern Einrichtung;
                              aber es laͤßt sich hieruͤber schriftlich wenig Belehrung geben.
                              Im Allgemeinen hat man darauf zu sehen, daß kein Kamin ohne hinreichende
                              Unterstuͤzung angeweht werde; daß keiner auf dem blosen
                              Gebaͤlke stehe; daß keiner ein Zimmer verunstalte und daß jeder
                              an einem Gange und Vorplaze liege, zu dem man am besten durch Nebentreppen gelangen
                              kann. Die Kamine verdienen die groͤßte Aufmerksamkeit.Hoffentlich werden die großen Schwierigkeiten, welche sich oft dem
                                    Architekten bei der Anlage der Kamine entgegenstellen, und nicht selten eine
                                    Abaͤnderung des durchdachtesten Entwurfes gebiethen, bald durch
                                    allgemeinere Einfuͤhrung der Aparate, welche die Heizung der Zimmer
                                    mittelst der Wasserdaͤmpfe oder warmen Luft bewirken,
                                    gaͤnzlich beseitigt, und zugleich die Gebaͤude gegen
                                    Feuersgefahr moͤglichst sicher gestellt werden. Dingler. Ihre fehlerhafte Bauart macht nicht nur sehr oft, daß das Gebaͤude
                              durch sie zu sehr belastet wird, sondern auch daß sie Rauch im Hause
                              verbreiten und daß sie feuergefaͤhrlich sind. Das Rauchen der Kamine
                              ist fuͤr die Wohnungen eine große Beschwerde und Unannehmlichkeit, und
                              man muß sich manchmal lange Zeit vergebliche Muͤhe geben, ehe man das
                              rechte Mittel zur Hebung des Uebels entdeckt. Es giebt sehr viele Vorschriften zur
                              Verbesserung rauchender Kamine; ich will aber hier nur das Wenige anfuͤhren,
                              was ich aus eigener Erfahrung empfehlen kann.
                           Wo es moͤglich ist, lasse ich jede Kaminroͤhre wenigstens bis auf das
                              Hauptgebaͤlke, gerade auffuͤhren, und ich
                              habe bemerkt, daß diejenigen gut ziehen, welche sich in einer gewissen
                              Hoͤhe um etwas erweitern. Die Roͤhre eines Kuͤchenkamins halte
                              z.B. da, wo sich die Kutte oder der Mantel anschließt, 17 Zoll ins Quadrat,
                              im Licht. Mit diesem Maaße steige sie nur 2 Fuß in die Hoͤhe
                              und erweitere sich sodann auf 19 Zoll ins Gevierte, bis zum Dach hinaus.
                           Ist ein Vorkamin vorhanden, so mag sich die Roͤhre uͤber der
                              Kaminthuͤr auf 17 Zoll zusammen ziehen, und wenn sie eine Hoͤhe von 6
                              Fuß erreicht hat, auf das vorbeschriebene, Maaß erweitern.
                           Wenn ein Feuerungsort in einem Gange liegt, welcher verschlossen ist, oder wohl gar
                              mit geheizt werden kann, so hat der Kamin keinen Luftzug. In einem solchen Fall
                              lasse ich, von einer Aussenseite eine blecherne Roͤhre von etwa 2 Zoll im
                              Durchmesser, horizontal laufen unter dem Fußboden, aufwaͤrtsgehend
                              aber im Innern der Kaminmauer, anbringen; sie hat ihren Ausgang da, wo sich der Kamin erweitert. Die
                              einstroͤmende Luft hebt nun den Rauch und fuͤhrt ihn weiter, Uebrigens
                              beobachte ich die alte Regel: keine Kaminroͤhre in eine andere ausgehen zu
                              lassen, sondern jede fuͤr sich, in der Mitte des Fuͤrsts zum Dach
                              hinaus zu fuͤhren. Bei gewissen Windstrichen zieht der Rauch nicht gut durch
                              den Kamin, zumal wenn mehrere Kamine neben einander oder auf einem Klumpen stehen.
                              Stroͤmt ein starker Wind uͤber den Ausgang der Kaminroͤhre, so
                              wird der Rauch stofweise in das Haus zuruͤckgedruͤckt. Viele
                              angestellte Versuche haben mich belehrt, daß durch eine
                              zweckmaͤßig angelegte Bedachung her Roͤhre, oͤfters
                              geholfen werden kann. Die Bedachung, welche mich bisher am meisten befriedigte, ist
                              aus beiliegender Zeichnung zu ersehen.
                           Lit. A ist der Grundriß von der Kaminroͤhre
                              mit der Bedachung, Lit. B der Durchschnitt davon. Der
                              Rauch zieht durch die Roͤhre a herauf und geht
                              durch die Oefnungen b in die freie Luft. Die Wangen Lit. G halten den Wind ab, daß er den Rauch nicht
                              in die Roͤhre zuruͤckdruͤcken kann. Bei einer einzelnen
                              Kaminroͤhre sind 4 Oefnungen moͤglich; liegen aber drei und mehrere
                              Kamine neben einander, wie im Grundriß Lit. C zu
                              sehen ist, so erhalten die aͤussern a, jeder drei
                              Seitenoͤfnungen Lit. F, der mittlere b aber nur 2 Lit. d.
                           Gewoͤhnlich werden die Schlothroͤhren auf jedem Gebaͤlke mit
                              einer sogenannten Ruhe versehen. Dieß ist falsch, denn wenn sich das
                              Gemaͤuer um etwas sezt, so entstehen zwischen dem Gebaͤlke
                              Spruͤnge und diese sind gefaͤhrlich. Wo eine Kaminroͤhre
                              zwischen Balken durchgeht, soll eine Ziegelschichte mit Lehm angemauert werden. Auch
                              ist es gefaͤhrlich wenn die Kaminroͤhren auf Holz geschleift
                              werden.
                           Feuergefaͤhrlich wird ein Kamin, wenn Holzwerk in der Naͤhe ist,
                              welches sich mit der Zeit entzuͤnden kann. Man muß daher alle
                              Schwellen, Pfosten und Balken auf gehoͤrige Weite zu entfernen suchen. Viele
                              Kamine haben den Fehler, daß sich in ihrer Naͤhe verborgenes Holzwerk
                              befindet; und ich habe uͤberhaupt bemerkt, daß bei uns die Feuerungen
                              mit vielen Leichtsinn behandelt werden. Man sollte diesem wichtigen Gegenstande mehr
                              Achtsamkeit und Sorgfalt widmen.
                           Wenn sich in einem Kamine viel Glanzruß ansezt, so kann er sich leicht
                              entzuͤnden und gefaͤhrlich werden, wenn die Kaminroͤhre nicht
                              gut gebaut ist. Um den Glanzruß abzuhalten, habe ich folgende Vorkehrung mit
                              Nuzen angewendet. Fig. D
                                  ist der Grundriß eines Vorkamins, und Fig. E
                                  Aufriß dazu. Lit. a ist das Einheizloch
                              und b das Rauchloch. Zieht sich der Rauch unmittelbar an
                              der Kaminmauer hinauf, so sezt sich Glanzruß an.
                           Dieses zu verhindern habe ich ein krum gebogenes Blech c,
                              welches bei Fig.
                                 F
                                  ins Große gezeichnet ist, angebracht. Dieses ist allenfals
                              15–18 Zoll lang, 8–10 breit, und unten sind zwei eiserne Stifte Lit. d befestiget. In die
                              Mauer sezte ich zwei Hacken e ein, in welche das Blech
                              eingehaͤngt werden kann. Damit kein Rauch zwischen dem Blech und der
                              Feuermauer aufsteigen kann, wird hinten etwas Lehm angestrichen. An diesem Blech
                              zieht sich nun der Rauch herauf und kommt beinahe in die Mitte des Kamins, wodurch
                              bewirkt wird, daß sich kein Glanzruß an die Mauer haͤngt. Das
                              Blech kann abgehoben, von Ruß gereiniget, wieder eingesteckt und mit Lehm
                              verstrichen werden.
                           Da der Fall oͤfters eintritt, daß man obere Waͤnde so versezen
                              muß, daß sie nicht von den untern getragen werden, so entstehen
                              verschiedene Schwierigkeiten bei Anlegung der Feuerungen. Sezt man die Kamine blos
                              auf das Gebaͤlke, so wird dieses zu sehr belastet und es kann auch
                              Feuergefahr entstehen. Ich will hievon einige Faͤlle anfuͤhren, die
                              sich hier in einem der angesehensten Haͤuser zugetragen haben. Es werden
                              diese Faͤlle um so interessanter seyn, da ich zugleich die Mittel zur Verbesserung
                              solcher Fehler angeben kann. Die innere Einrichtung des Gebaͤudes ist von der
                              Art, daß nicht Wand auf Wand stehet, und schon darin liegt ein großer
                              Fehler. Bei Fig.
                                 G
                                  zeigt sich ein Theil der innern Einrichtung dieses Hauses vom ersten, und
                              Fig. H
                                  vom zweiten Stockwerk. Man sieht aus dieser Zeichnung, daß die untere
                              Wand ab weiter zuruͤcksteht, als die obere
                              cd. Demohngeachtet sollte ein
                              franzoͤsischer Kamin angelegt werden. Daß die Last desselben das
                              Gebaͤlke einschlagen koͤnne, befuͤrchtete man wahrscheinlich
                              nicht, und durch eine 3 Zoll dicke Lehmschichte glaubte man das Holzwerk gegen
                              Entzuͤndung zu sichern.
                           Im vorigen Winter wurde der Kamin stark gefeuert, und das Gebaͤlk
                              entzuͤndete sich. Der Balken, welcher mitten unter dem Kamine war, wurde am
                              meisten angegriffen, so wie ein Theil der Schwellen und der Riegelwaͤnde cd und ef. Das
                              Feuer kam nicht zum voͤlligen Ausbruch, und es wurde nach Abtragung des
                              Kamins und Aufreissung des Bodens bald geloͤscht.
                           Um den Kamin wieder aufsezen zu koͤnnen, und einer fernern Gefahr vorzubeugen,
                              habe ich folgende Vorkehrung getroffen. Da der schadhaft gewordene Balken ohnehin
                              heraus genommen werden mußte, ließ ich das uͤbrige
                              Gebaͤlk unterstuͤzen und den Fußboden noch weiter aufbrechen.
                              Der Balken gh war unbeschaͤdiget; zur
                              Verstaͤrkung desselben ließ ich neben ihm einen zweiten ik legen, und mit ihm verbolzen. Bei Lit. l war ein
                              Stuͤzpunkt durch die untere Wand, und ich legte nun von m nach n, und eben so von
                              o nach p einen starken
                              Wechsel. In diese Wechsel wurden die neuen Balkenstuͤcke qr und st
                              eingezapft und durch starke Klammern und Trageisen zusammen befestiget. Die Schwelle
                              der Wand cd so wie die Schwelle eo wurde, so weit es noͤthig war, heraus
                              geschnitten und von e bis o
                              untermauert.
                           
                           Nun war alles Holzwerk vom Kamine entfernt; der hoͤlzernen Saͤule der
                              Riegelwand gab ich bei Lit. x ein Trageisen und
                              befestigte an solche die beiden Balken. Hierauf ließ ich den Raum enop, mit dem Gebaͤlke unten
                              buͤndig, mit eisernen etwas in die Hoͤhe gebogenen Schienen versehen
                              und auf diese mit Backsteinen in Lehm gelegt woͤlben. Der beigelegte Balken
                              kl und das bei x
                              angebrachte Trageisen beschuͤzten die Decke, welche den ganzen Kamin zu
                              tragen hat, so gut, daß nach weggenommener Unterstuͤzung nicht das
                              Geringste nachsank.
                           In demselben Zimmer befindet sich, auf der andern Seite, ein eben so construirter
                              Kamin, bei welchem jedoch das Gebaͤlk noch nicht entzuͤndet war. Um
                              kuͤnftiger Gefahr vorzubeugen, ließ ich denselben auf gleiche Art
                              verbessern.
                           Ein zweiter aͤhnlicher Fall ereignete sich in der Kuͤche desselben
                              Hauses. Fig. I
                              ist der Grundriß dieser Kuͤche und Fig. K der Aufriß
                              dazu. Unter der Kuͤche befindet sich ein gewoͤlbter Stall, welcher
                              aber nur die Breite von a bis b hat. Ueber dem Gewoͤlbe des Stalles sind Balken eingezogen und
                              auf diesen ruhet der Heerd Lit. C. Ein auf
                              gewoͤhnliche Weise eingerichteter und gewoͤlbter Heerd waͤre
                              hier nicht im Geringsten nachtheilig geworden; aber dieser bekam oben eine eiserne
                              Platte fuͤr das Kochen, und unter dieser ward ein Einheizloch mit einem
                              Aschenfall angebracht. Der Rost zwischen dem Schierloch und dem Aschenfall mochte
                              schadhaft geworden seyn; es hatte sich daher eine große Menge Gluth in dem
                              Aschenloch gehaͤuft, und die Hize den unter dem Aschenloche liegenden Balken
                              entzuͤndet. Der Heerd mußte abgetragen werden, um das Feuer zu
                              loͤschen.
                           Den Plaz, worauf nachher der neue Heerd zu stehen kam, habe ich auf folgende Art
                              verbessert. Auf der untern hinlaͤnglich starken Mauer de hatte ich eine, feste Basis, und konnte daher
                              ein neues starkes Balkenstuͤck ab
                              einziehen. Hierauf
                              brachte ich den Wechsel ef an; die unter dem Heerd
                              durchgehenden zwei Balken wurden herausgenommen. Den Wechsel des Grundrisses ef sehe man im Aufriß bei Lit. h. Nun fuͤhrte ich von der untern Mauer
                              gegen den Wechsel h den Bogen hi, verband aber vorher Balken und Wechsel mit
                              eisernen Klammern zusammen. Der Raum cdfb wurde zu
                              einer groͤßern Befestigung mit eisernen Schienen xy versehen und auf dieser konnte ein Pflaster
                              gelegt werden, auf dem jezt der neue Heerd so feuersicher, als zur ebenen Erde
                              steht.
                           Aus diesen Beispielen sieht man, welche Vorsicht bei Anlegung der Kamine
                              noͤthig ist, wie leicht Gefahr entstehen kann, wenn auch nur Kleinigkeiten
                              uͤbersehen, oder Nebenumstaͤnde gering geachtet werden. – Ein
                              guter Baumeister wird uͤberlegen, ob das, was er gegenwaͤrtig
                              konstruirt, in Zukunft nicht nachtheilig wirken koͤnne, wenn es durch Zeit
                              und Gebrauch abgenuzt und wandelbar wird.
                           So sind alle Stubenoͤfen, welche einen offenen Raum unter sich haben, an sich
                              nicht gefaͤhrlich; aber sie werden es, so bald man ihnen einen Rost und einen
                              Aschenfall giebt.
                           Bei dieser Gelegenheit will ich eines eisernen Kaminosens erwaͤhnen, welcher
                              in unserer Gegend noch nicht so bekannt ist, als er es seiner Nuͤzlichkeit
                              und Bequemlichkeit wegen verdient. Fig. L
                                  stellt denselben im Aufriß und Fig. M
                                  im Durchschnitt dar. Er stehet in einem nach allen Regeln vorzuͤglich
                              gut, bequem und geschmackvoll eingerichteten Schlafzimmer und leistet bei einem
                              schoͤnen gefaͤlligen Aeussern treffliche Dienste. Sr. Exzellenz der Herr Regierungs-Praͤsident Freiherr von
                                    Gravenreuth, welcher Kunstsinn mit Liebe zum Nuͤzlichen vereinigt,
                                    und dem die Polytechnik schon viel Gemelnnuͤziges zu verdanken hat,
                                    brachte, nebst mehreren anderen fuͤr die vaterlaͤndische
                                    Industrie zur Nachahmung nuͤzlichen Gegenstaͤnden, auch diesen
                                    Kamin von seiner lezten Reise aus Frankreich mit. Er wurde in
                                    unserer Naͤhe im Schloße zu Affing aufgestellt, wo sich seine
                                    Nuͤzlichkeit hinlaͤnglich erprobte. Jedem Kuͤnstler und
                                    Handwerker ist es gestattet, dieses nuͤzliche und schoͤne
                                    Moͤbel daselbst anzusehen und sich zur Nachahmung genauere Risse
                                    davon zu nehmen. Dingler.
                           
                           Der ganze Kamin ist von starkem polirten Eisenblech und ruhet auf Fuͤssen, 6
                              Zoll vom Boden erhoͤht. Er wird im Zimmer geheizt, und auf der untern Platte
                              a von starkem Gußeisen stehen zwei Feuerboͤcke, ebenfalls von
                              gegossenem Eisen, welche Sphinxe vorstellen. Das Ganze ist wie ein
                              franzoͤsischer Kamin gestaltet. Zu beiden Seiten sind Saͤulen bc; der Sturz d ist
                              mit erhabenen polirten Perlen und in der Mitte mit einem antiken Kopf von
                              getriebener Arbeit verziert. Um dem Zimmer eine große erwaͤrmte Flache
                              zu geben, stehet oben auf der Kaminplatte eine dorische Saͤule e, ebenfalls von polirtem Eisenblech. Wird das Feuer auf
                              dem Heerd angezuͤndet, so wird der ganze Kamin und die Saͤule
                              erwaͤrmt. Von dieser Saͤule gehet eine gewoͤhnliche
                              Roͤhre von Eisenblech in einen dazu erbauten Kamin. Diese Rauchroͤhre
                              hat an der Biegung Klappen, welche geoͤfnet werden koͤnnen, um sie vom
                              Ruß zu reinigen. Im vorliegenden Falle ist diese Roͤhre in ein an das
                              Schlafzimmer stossendes Ankleidkabinet geleitet, wodurch auch dieses erwaͤrmt
                              wird.
                           An der Seite des Kamins ist bei Lit. f eine Kurbe, welche
                              herum gedreht wird, um die beiden an Kettchen haͤngenden Blechtafeln gh auf und nieder zu lassen. Ist das Feuer im
                              Kamin abgebrannt und viel Gluth auf dem Heerde, so werden beide Tafeln
                              heruntergelassen, und die in der Saͤule befindliche Klappe i wird geschlossen, wodurch man die Hize wie in einem
                              Ofen zusammen halten kann. An den beiden Hacken KK
                              wird der Feuerhacken, die Schaufel und der Blasbalg aufgehaͤngt.
                           
                           Ein solcher Kamin kann uͤberall angebracht werden, nimt wenig Raum ein,
                              waͤrmt wie ein Ofen und vertritt die Stelle eines franzoͤsischen
                              Kamins, indem er die Zimmerluft reiniget.
                           Ohngeachtet der beschriebene Kamin nur 6 Zoll vom Boden erhoͤht steht, so
                              bedarf es doch dabei keiner steinernen Unterlage, sondern bloß eines
                              Bretterbodens; denn dieser wird kaum erwaͤrmt, wie stark auch geheizt werde.
                              Die blecherne Roͤhre, welche den Rauch abfuͤhrt, soll in einen eigenen
                              Kamin ausgehen, weil sonst der Rauch in das Zimmer zuruͤck gedruͤckt
                              werden koͤnnte. Diese Kaminroͤhre muß dann eine besondere
                              blecherne Thuͤr haben, damit sie der Kaminkehrer reinigen kann.
                           Dieser Kamin kommt aus einer Fabrik in Nancy, wo dergleichen Kaminoͤfen von
                              verschiedenen Formen und Groͤßen gemacht werden. Die Arbeit daran ist
                              fleißig und lobenswerth. Da wir in Augsburg geschickte Schlosser und andere
                              Blecharbeiter haben, so waͤre zu wuͤnschen, daß diese Kamine
                              nachgeahmt wuͤrden.
                           Abtritte in den Haͤusern sind sehr bequem; aber sie koͤnnen auch die
                              groͤßte Unannehmlichkeit verursachen.
                           In Frankreich und Italien findet man sie selten in den Gebaͤuden, am wenigsten
                              in Stockwerken, auf welche großer Werth gelegt wird.
                           Diese Gewohnheit ist nicht schwer nachzuahmen; denn der Architekt ist dadurch vieler
                              Muͤhe bei Entwerfung seiner Grundrisse und Plane uͤberhoben. Es ist
                              gewiß nicht leicht, in einem Gebaͤude den Abtritt so anzubringen, wie
                              er seyn soll, und ohne demselben einen groͤßern Theil der innern
                              Einrichtung, oder andern Bequemlichkeiten aufzuopfern.
                           In Deutschland ist es gewoͤhnlich, Abtritte in den Haͤusern zu haben,
                              und Hausbesizer, welche den Gebrauch derselben nicht im Auslande verlernt haben,
                              wuͤrden ungerne diese Bequemlichkeit vermissen.
                           
                           Abtritte werden durch Leibstuͤhle ersezt, und ich will gar nicht in Abrede
                              stellen, daß diese, neben den Schlafzimmern angebracht, so bequem als jene
                              sind, vorzuͤglich, wenn die Einrichtung getroffen ist, daß die
                              Toͤpfe von Gaͤngen aus, geleert werden koͤnnen.
                           Eine solche Einrichtung findet in dem Gebaͤude eines großen Herrn, und
                              zwar in der Hauptetage gar wohl statt; aber fuͤr die Dienerschaft, und sonst
                              in einem stark bewohnten Hause, muͤssen Abtritte angebracht werden.
                           Sind demnach Abtritte nicht ganz zu entbehren und aus den Haͤusern zu
                              verbannen, so hat der Baumeister Sorge zu tragen, daß sie mit Bedacht
                              angelegt werden.
                           Wenn es den Baumeistern gefallen haͤtte, sorgfaͤltig aufzuzeichnen, wie
                              und unter welchen guͤnstigen oder unguͤnstigen Umstaͤnden sie
                              fehlerfreie Abtritte gebauet haben; wie und auf welche Art sie andere, mit Fehlern
                              behaftete verbesserten; mit welchen Hindernissen sie dabei kaͤmpfen
                              mußten, oder was ihnen zur Erreichung ihres Zweckes zu Hilfe kam; so
                              wuͤrden wir uͤber diesen wichtigen Gegenstand eine interessante
                              Belehrung uns verschaffen, und vielleicht sichere Regeln davon abziehen
                              koͤnnen, welche bei Anlegung der Abtritte zu befolgen waͤren.
                           Meine Erfahrungen, welche ich in Ansehung dieses Gegenstandes gemacht, und die
                              Versuche, welche ich daruͤber angestellt habe, will ich hier zusammen tragen;
                              moͤgen sie als Materialien zur Begruͤndung sicherer Regeln angesehen
                              werden.
                           Die groͤßte Unannehmlichkeit, welche Abtritte in den Haͤusern zu
                              verursachen pflegen, ist die Feuchtigkeit und ein uͤbler Geruch. Dazu traͤgt mehr oder
                              weniger bei: ihre Situation im Innern der Gebaͤude, die Einwirkung der
                              aͤußern Luft, das Behaͤltniß, in welches die Excremente
                              fallen, der Boden, in dem die Senkgrube angebracht wird, das Gemaͤuer und die
                              Steine, worin die Schlaͤuche befindlich sind, und endlich die Beschaffenheit,
                              Richtung, Form und Materie der Schlaͤuche selbst und der
                              Abzugsroͤhren, welche die Haupttheile des Abtrittes ausmachen. Bei einer
                              genauen Beobachtung mehrerer Abtritte habe ich gefunden, daß diejenigen
                              Feuchtigkeit und Geruch in den Haͤusern verbreiteten welche gegen die
                              Wetterseite, naͤmlich nordwestlich, angelegt waren. Von Westen kommen die
                              haͤufigsten feuchten Winde, der meiste Regen, und von Norden ist die Luft
                              kalt. Ich habe Mauern gesehen, welche von dieser Seite selten trocken werden, wozu
                              dann auch freilich die Steine, woraus sie bestehen, beitragen. Bei solchen Mauern
                              zieht sich die Feuchtigkeit in die Steine, und theilt sich durch diese den
                              Abtrittroͤhren und Senkgruben mit, wodurch uͤbler Geruch entstehet. In
                              diesem Falle wirkt die Feuchtigkeit von aussen auf den Abtritt. Ist die
                              aͤußere Luft kalt, so dampft die Abtrittroͤhre, es entsteht
                              Feuchtigkeit von innen, und es steigt ein uͤbler Geruch auf, der sich in's
                              Haus zieht.
                           Ferner habe ich beobachtet, daß Abtritte, welche keine Aussenseite des
                              Gebaͤudes beruͤhren, sondern ganz im Innern, z.B. unter Treppen
                              versteckt sind, einen uͤbeln Geruch verbreiten, vorzuͤglich dann, wenn
                              man nicht im Stande ist, ihnen eine Abzugsroͤhre von unten bis uͤber
                              das Dach hinaus zu verschaffen.
                           Koͤnnte man einen Abtritt anlegen, zu welchem der aͤussern Luft der
                              Zutritt ganz verwehrt waͤre, so wuͤrde derselbe gewiß von jenem
                              Fehler frei seyn. Da es aber nicht moͤglich ist, den Schlauch, oder die
                              Roͤhre, durch den Sizdeckel ganz luftdicht zu verschliessen, und da auf
                              feuchte Luft immer auf die Senkgrube wirken kann, so ist der Geruch nicht
                              abzuhalten. Hiezu kommt noch die große Unannehmlichkeit, welche mit einem im
                              Hause eingeschlossenen Abtritt unzertrennlich verbunden ist, daß er schwer
                              ausgeraͤumt werden kann; man ist daher gezwungen, so große Senkgruben zu machen,
                              daß die Reinigung vielleicht nur alle zehn Jahre vorgenommen werden
                              muß. Dergleichen große Senkgruben koͤnnen aber da nicht
                              angelegt werden, wo man nicht in die Tiefe darf, sondern bald auf Wasser
                              stoͤßt.
                           Eine Senkgrube, welche von außen gereiniget werden kann, ist derjenigen
                              vorzuziehen, bei der es im Innern geschehen muß.
                           Abtritte mit Senkgruben, welche Dohlen haben, die das Wasser abziehen, sind zwar sehr
                              gut; allein sie erregen dann einen uͤbeln Geruch, wenn Dachrinnen oder
                              Bronnenabfaͤlle und Ausguͤsse voll Kuͤchen etc. in solche
                              gehen. Vorzuͤglich zur Regenzeit verursachen sie viele Unannehmlichkeiten.
                              Auch solche Senkgruben sind schaͤdlich, in welche bei anhaltendem Regen, oder
                              bei einer Ueberschwemmung, Wassen entweder von unten oder von der Seite
                              fließt; denn dadurch werden die Excremente erweicht, und ein großer
                              Gestank hervorgebracht.
                           Sind in einem Gebaͤude Keller vorhanden, so muß die Senkgrube tiefer
                              gelegt werden, als die Keller; denn ausserdem kann sich die Feuchtigkeit in diese
                              ziehen.
                           Die Schlaͤuche oder Abtrittroͤhren werden gewoͤhnlich von eichenen Dielen
                              zusammengefuͤgt. Man sezt sie so in das Gemaͤuer, daß zwischen
                              ihnen und dem Gemaͤuer noch ein kleiner Zwischenraum bleibt. Dieser
                              Zwischenraum gewaͤhrt den Vortheil, daß sich dem Gemaͤuer nicht
                              leicht Feuchtigkeit mittheilen kann. Ich habe aber auch beobachtet, daß, wenn
                              die Roͤhren schadhaft geworden waren, sich alsdann der Dunst und Gestank in
                              den Zwischenraum zog, und wenn das Mauerwerk zwischen dem Gebaͤlke nicht ganz
                              gut verwahrt war, sich auch der Geruch unter den Fußboͤden in die
                              Zimmer verbreitete. Der uͤble Geruch wird um so heftiger, wenn die Senkgrube
                              einen der beschriebenen Fehler hat.
                           Ein solcher Abtritt verursachte mir erst vor Kurzem sehr viele Muͤhe und
                              Arbeit, weil die Schadhaftigkeit der Schlaͤuche verborgen lag. Die Senkgrube
                              befand sich ausser dem Hause im Garten unter einem Gange, so daß das
                              hoͤlzerne Geschaͤl von Kies bedekt wurde. Von der Senkgrube aus war
                              ein Dohl angebracht, welcher das Wasser abfuͤhrte. Aber nun ging eine
                              Dachrinne in die Grube, und so oft es regnete, verbreitete sich ein unausstehlicher
                              Geruch. Dieß war derjenige Fehler, welchen ich zuerst entdeckte und dadurch
                              abstellte, daß ich fuͤr den Ausgang der Dachrinne einen eigenen Dohl
                              anlegte. Der uͤble Geruch ließ nun etwas nach, aber er hoͤrte
                              nicht auf. Nun brachte ich in jedem Sockwerke Schlizloͤcher durch die Mauer
                              nach aussen an, welche den Geruch abfuͤhren sollten. Dadurch wurde zwar
                              wieder etwas verbessert, doch das Uebel nicht vollkommen gehoben. Jezt erst gerieth
                              ich auf den Gedanken, daß die Roͤhren schadhaft seyn koͤnnten.
                              Bei der Herausnahme bestaͤttigte sich dieß, und dem Uebel wurde ganz
                              abgeholfen.
                           Ein aͤhnlicher Fall, wobei jedoch die Roͤhren noch gut waren, ist
                              folgender. Die Schlaͤuche hatten auf drei Seiten zwischen dem Holze der
                              Roͤhre und dem Gemaͤuer, einen Raum von drei Zoll, und dieser gieng
                              bis in die Senkgrube. Die Abtrittsize waren sorgfaͤltig mit Deckeln verwahrt;
                              aber in dem Zwischenraume zog sich der Geruch empor, und theilte sich unter den
                              Fußboͤden den Zimmern mit. Dieser Gestank ließ jedoch nach, so
                              bald man unten, wo die Schlaͤuche in die Senkgrube sich verlohren, die
                              Zwischenraͤume ausfuͤllte, so daß zwischen dem Gemaͤuer
                              und der Roͤhre kein Dampf wehr aufsteigen konnte.
                           Die mannigfaltigen Fehler, welche ich zu entdecken Gelegenheit hatte, werde ich bei
                              Anlegung eines neuen Abtrittes sorgfaͤltig zu vermeiden suchen; und wenn ich mir
                              gleich nicht anmassen darf und will, bereits eine ganz befriedigende
                              Aufloͤsung dieser sehr schwierigen Aufgabe gefunden zu haben, so kann ich
                              doch mit Wahrheit behaupten, daß von mir schon mehrere neue Abtritte
                              angelegt, und andere verbessert worden sind, wodurch ich den Eigenthuͤmern,
                              so wie mir selbst Genuͤge that.
                           Es ist ein großer Unterschied, ob es ein Gebaͤude in einer Stadt, oder
                              ein Landhaus mit Feldwirthschaft ist, das mit Abtritten versehen werden soll. Im
                              ersten Fall will man gewoͤhnlich die Cloake moͤglichst verbergen, und
                              zugleich allen uͤblen Geruch derselben abhalten. Im zweiten Fall soll
                              ebenfalls solchem Geruch vorgebeugt werden, aber der Abtritt soll auch ein
                              Dungermagazin seye. Doch hat man auf dem Lande den Vortheil, daß man in
                              Ansehung des Raums weniger beschraͤnkt ist, und freier den Plaz
                              waͤhlen kann. Ich will jezt die vorzuͤglichsten Regeln mittheilen,
                              welche ich mir auf den Grund der obigen Bemerkungen, zur Anlegung neuer, und zur
                              Verbesserung aͤlterer, aber fehlerhafter Abtritte festgesezt habe.
                           Ein Abtritt hat folgende wesentliche Theile:
                           
                              1.Eine Senkgrube, entweder im Innern
                                 des Gebaͤudes oder außerhalb desselben. Sie kann allenfalls mit
                                 einem Dohl zur Abziehung der Feuchtigkeit versehen seyn. Daß
                                 Abtritte welche in fliessendes Wasser gehen, keine Senkgrube noͤthig
                                 haben, versteht sich von selbst. Solche Abtritte koͤnnen in
                                 Staͤdten mit vielem Vortheil angebracht werden, wenn bedeckte
                                 Kanaͤle an den Haͤusern vorbeilaufen.
                              2. Eine Roͤhre, oder einen Schlauch, der von den obern
                                 Stockwerken in die Senkgruben hinabreicht, oder in fließendes Wasser sich
                                 endiget.
                              
                              3. Abzugsroͤhren, oder Dampfschloͤthe, zur
                                 Abziehung des Geruchs; und
                              4. einen Siz, welcher mit einem passenden Deckel verwahrt
                                 werden soll.
                              
                           Die Senkgrube ist ein sehr wesentlicher Theil des Abtrittes. In Staͤdten, wo
                              die Excremente nicht immer als Duͤnger benuzt werden, muß man die
                              Senkgrube so groß als moͤglich machen. Man hat sorgfaͤltig zu
                              untersuchen, welche Tiefe man ihr geben kann, ohne auf Wasser zu kommen; denn tritt
                              dieses zu gewissen Zeiten ein, so wird es hoͤchst nachtheilig und verursacht
                              bei jeder Wetterveraͤnderung einen unausstehlichen Geruch. Sind Keller
                              vorhanden, so muß man die Senkgrube tiefer, als jene liegen, anbringen.
                              Verhindert dieses die Naͤhe von Wasser, so hat man die Senkgrube auf allen
                              Seiten so zu verwahren, daß keine Feuchtigkeit in die Keller dringen kann. Zu
                              diesem Zwecke muß man derselben doppelte Mauern von gehoͤriger
                              Staͤrke geben, und zwischen beiden Mauern eine Lage von wasserdichtem Letten
                              eindaͤmmen.
                           Eine Hauptsache bei Senkgruben ist, daß alle Feuchtigkeit daraus abgezogen
                              werde; denn je trockner sie sind, desto weniger Geruch geht von ihnen aus. Man
                              bringe also einen Abzugsdohl an, wenn es das Gefaͤlle erlaubt, und man sehe
                              auch sorgfaͤltig darauf, daß keine Dachrinne oder ein anderer
                              Ausguß in den Kanal falle. Hat man einen trocknen, sandigen Boden, in welchem
                              sich das Wasser und die Feuchtigkeit versezt, so ist es desto besser. Eine Senkgrube
                              dieser Art darf man nicht auspflastern. Hingegen bringe man da, wo man zu
                              befuͤrchten hat, daß Wasser vom Boden aufsteige, eine Lettenlage an,
                              und auf diese ein gutes Pflaster.
                           Die Cloak muß, sie befinde sich in oder ausser dem Gebaͤude allemal
                              uͤberwoͤlbt seyn. Ist der Flaͤchenraum, den man
                              einschließt, groß, so bedarf das Gewoͤlbe, der Dauerhaftigkeit
                              wegen,
                              Gurtboͤgen, oder wohl gar Pfeiler. Zu dem Gewoͤlbe waͤhle man
                              die besten Materialien aus.
                           Das Gewoͤlbe der Senkgrube soll keine groͤßere Oeffnung haben,
                              als die dahin gehenden Schlaͤuche noͤthig machen. Ist eine solche
                              Grube so groß, daß sie nur selten geraͤumt werden muß,
                              so wird die dazu bestimmte Oeffnung mit Steinen zugewoͤlbt, wenn die
                              Raͤumung vorbei ist.
                           Hat der Schlauch eines Abtrittes keine solche Einrichtung, wie er haben soll, und
                              will man allein durch den Sizdeckel den widrigen Geruch aus der Cloak abhalten, so
                              kann sich leicht uͤble Ausduͤnstung ins Haus ziehen. Wollte man aber
                              der Senkgrube von aussen eine Oeffnung geben, so wuͤrde dadurch der Zug der
                              Duͤnste in den Schlauch vermehrt, und das Uebel, welches man zu
                              verhuͤten gedachte, befoͤrdert.
                           Man wird einsehen, daß ich hier von Senkgruben spreche, welche ganz im Innern
                              der Gebaͤude liegen, und daß ich bei diesen jede Oeffnung nach aussen
                              durch Roͤhren, oder durch einen Kanal, der an der Aussenseite sich in freier
                              Luft endiget, widerrathe. Was uͤbrigens bei Abzugsroͤhren zu
                              beobachten ist, wird weiter unten gesagt werden.
                           Senkgruben fuͤr laͤndliche Gebaͤude, aus denen der
                              Duͤnger benuzt werden soll, muͤssen nothwendig ausser dem
                              Gebaͤude sich befinden und ein hoͤlzernes Geschal mit einem Deckel
                              haben. Dieser Deckel wird geoͤffnet, so oft man den Duͤnger austragen
                              will.
                           Um in eine Senkgrube die erforderliche Streu zu bringen, hat man nicht
                              noͤthig, sie von aussen zu oͤffnen, sondern man kann Stroh u. dgl. von
                              dem Abtritt zur ebenen Erde dahin schaffen, und es da gehoͤrig verbreiten.
                              Hierdurch wird der aufsteigende Geruch von den Schlaͤuchen abgehalten und das
                              eingebrachte Stroh von selbst zuruͤckgeschoben.
                           Wenn die Senkgrube ausser dem Gebaͤude, und die Abtritte innen an der Mauer
                              angebracht sind, so maure man von jedem Schlauch in die Grube eine schiefe
                              Flaͤche heraus und belege sie mit Dielen, auf welchen die Excremente in die
                              Grube gleiten.
                           Die Roͤhre oder der Schlauch sollte so dauerhaft als moͤglich gemacht
                              werden; denn ich habe die Erfahrung oben angefuͤhrt, daß sich bei
                              schadhaft gewordenen Roͤhren ein uͤbler Geruch dem Gebaͤude
                              mittheilte; wobei jedoch der Umstand zu beruͤcksichtigen ist, daß sie
                              frei im Gemaͤuer standen, und daß dieses zwischen dem Gebaͤlke
                              nicht gehoͤrig verwahrt war. Gewoͤhnlich sezt man solche
                              Schlaͤuche aus Dielen von Eichenholz mit starken eisernen Naͤgeln
                              zusammen. Sie werden auf den innern Seiten gehobelt und, besonders an den Fugen, mit
                              Pech ausgegossen, um sie dicht und dauerhaft zu machen. Eine solche Diele sollte
                              2–2 1/2 Zoll dick, und die Roͤhre ungefaͤhr 12 Zoll im Quadrat
                              weit seyn.
                           Abtrittroͤhren aus gebranntem Thon, von der Art des Koblenzer Steinguts, sind
                              viel besser und dauerhafter als hoͤlzerne. Man macht solche Roͤhren
                              von 10–12 Zoll im Durchmesser, und sie passen mittelst eines Falzes
                              dergestalt in einander, daß eine obere in die untere geschoben werden kann.
                              Zur Befestigung der Fugen bedient man sich eines Kitts, der bald
                              erhaͤrtet.
                           Unter allen aber behalten Roͤhren von Zink den Vorzug nicht nur wegen ihrer
                              großen Dauerhaftigkeit sondern auch weil sie weniger Raum einnehmen.
                           Moͤgen nun diese Schlaͤuche von Holz, oder von Steingut, oder von
                              Metallblech gemacht seyn, so sind es doch immer nur die innere Ausfuͤtterung
                              eines gemauerten Schlothes, welcher von dem Abtrittsiz bis in die Cloak geht. Zur
                              Auffuͤhrung des Schlothes selbst muͤssen sehr gute Steine, und guter
                              Moͤrtel genommen werden. Die Staͤrke des Gemaͤuers sollte
                              wenigstens einen halben, besser noch einen ganzen Stein betragen. Gewoͤhnlich
                              aber haben die aͤussern Mauern der Haͤuser keine so betraͤchtliche Dicke,
                              daß die Roͤhren ganz in denselben verborgen werden koͤnnten; es
                              muß daher das Gemaͤuer verstaͤrkt werden, damit die innere
                              Fuͤtterung ganz von demselben in der oben angegebenen Dicke umfaßt
                              werden kann. Wenn zwischen der Roͤhre und dem Gemaͤuer noch ein
                              kleiner Zwischenraum bleibt, so kann dieser dazu beitragen, daß sich die
                              Feuchtigkeit dem Gemaͤuer nicht so leicht mittheilt; es geht aber dadurch
                              viel Raum verlohren. Ist nur die Ausfuͤtterung gut beschaffen, so hat man
                              nichts von Feuchtigkeit zu befuͤrchten.
                           In mehreren Haͤusern stecken die hoͤlzernen oder metallenen
                              Schlaͤuche in keiner Mauer; dieß finde sich nicht gut. Es wird immer
                              so viel Plaz in einem Abtritte vorhanden seyn, um einen gemauerten Schloth
                              herstellen zu koͤnnen.
                           Abtrittroͤhren sollten allezeit senkrecht durch das Gemaͤuer herab
                              gehen; und auch der Trichter unter dem Siz darf keine schraͤge Richtung
                              haben. Er muß gut in die Roͤhre angepaßt und eingemauert
                              werden, so daß der Geruch keinen Ausweg in den Abtritt selbst finden kann.
                              Kommen Faͤlle vor, daß der Trichter nicht senkrecht uͤber dem
                              Schlauch stehen kann, so muß dessen Richtung vom Siz gegen den Schlauch sehr
                              schraͤg seyn, und die Oeffnung, mit der er in den Schlauch geht, darf, bei
                              einer Breite, die sich nach dem Schlauche richtet, nur eine Hoͤhe von
                              allenfalls 9 Zoll haben, damit die aufsteigenden Duͤnste um so weniger heraus
                              dringen koͤnnen. Dabei ist es sehr gut, wenn man die Oeffnung in den Schlauch
                              durch einen senkrecht herabgehenden Schieber verschließt. Man kann dabei die
                              Einrichtung treffen, daß der Schieber zugleich mit dem Abtrittdeckel gehoben,
                              und mit ihm wieder niedergedruͤckt wird. Auf diese Art bekommt der Abtritt
                              durch den Schieber und Sizdekel einen doppelten Verschluß. Eine solche
                              Vorrichtung ist an sich nicht schwer herzustellen, und man kann sie beinahe bei
                              jedem Abtritte anbringen. Nach dem Rathe eines erfahrnen Baumeisters sollten die Trichter in
                              Abtrittroͤhren von Porzellain oder sonst von einer festen glatten Masse, wie
                              z.B. von Steingut gemacht werden, und zwar nach der Zeichnung Lit. N. Der Trichter a soll senkrecht in den
                              Schlauch b gehen, damit keine Excremente an dem
                              Waͤnden desselben haͤngen bleiben. Diese Trichter sollten den
                              wenigsten Geruch zulassen.
                           Dampfloͤcher oder Abzugsroͤhren werden zur
                              Abfuͤhrung der Duͤnste aus den Senkgruben angebracht.
                              Gewoͤhnlich kommen sie hinter die Schlaͤuche, oder uͤberhaupt
                              in das Gemaͤuer zu liegen. Sie gehen aus dem Gewoͤlbe der Senkgrube
                              bis zum Dach hinaus, oder sie endigen sich im lezten Geschoß, an der
                              Aussenseite, durch die Hauptmauer des Gebaͤudes; uͤberhaupt aber in
                              einer solchen Hoͤhe, daß der Geruch keiner Wohnung mehr beschwerlich
                              falle. Dergleichen Abzuͤge werden von Brettern zusammengenagelt und
                              eingemauert; denn wenn diese Roͤhren kein Mauerwerk umgiebt, so zieht sich
                              der Geruch in das Gebaͤude, und der Zweck wird verfehlt. Roͤhren von
                              Metallblech haben hier den Vorzug.
                           Gehen dergleichen Abzuͤge in Form eines Kamins durch das Dach, so ist es gut,
                              wenn sie sich aussen nach der Breite erweitern. Oben wird dann die Roͤhre,
                              des Regens wegen, zugedeckt, und an den Seiten sind Oefnungen, durch welche die Luft
                              streichen kann, um die uͤbeln Duͤnste zu zerstreuen. Eine
                              allmaͤhliche Erweiterung einer Abzugsroͤhre, von unten bis oben ist
                              auf jeden Fall zu empfehlen, hat die Roͤhre unten 6 Zoll im Quadrat, so kann
                              sie oben bei ihrem Ausgange 12 Zoll ins Gevierte halten.
                           Der Deckel des Abtritts muß gut schliessen und der
                              Siz soll bequem seyn; man muß ihm daher
                              gehoͤrige Breite und Hoͤhe geben; die Hoͤhe darf nicht
                              uͤber 18 und die Breite nicht unter 20 Zoll betragen.
                           
                           Damit der Dekel fest aufliege, kann er mit Blei beschwert werden. Den Siz zu
                              uͤberziehen werde ich niemals rathen; man kann aber einen schmalen
                              elastischen Wulst von Leder, mit Haaren ausgestopft, anbringen.
                           Das geringste Maaß, welches ein Abtritt haben soll, ist 3 Fuß in der
                              Breite und 4 dergleichen in der Laͤnge. Gewoͤhnlich fuͤhrt ein
                              schmaler, 3–4 Fuß breiter Gang zum Abtritt, welcher nach Aussen durch
                              ein kleines Fenster erhellt wird. Dieser Gang muß mit einer Thuͤr
                              versehen seyn; auch sollte der Abtritt eine eigene Thuͤr haben, welche von
                              selbst zufaͤllt.
                           Wenn man in einem Gebaͤude keinen Abtritt anbringen kann, oder will, so
                              muͤssen Leibstuͤhle seine Stelle ersezen.
                           In dem obern Stockwerken ist die Ausleerung derselben unangenehm und beschwerlich.
                              Bringt man aber von dem heimlichen Gang, wo der Leibstuhl steht, eine Oeffnung wie
                              einen Abtrittschlauch in der Mauer an, so kann man durch diese Oeffnung einen
                              blechernen Topf, der im Leibstuhl ist, an einem Saile, mittelst einer Flasche,
                              herunter lassen. Zur ebenen Erde wird dann dieser Topf in Empfang genommen und
                              ausgeleert.
                           Vor einiger Zeit hat auch ein erfahrner Landwirth versucht, einen Abtritt anzugeben,
                              aus welchen man die Elemente so trocken als moͤglich erhalten koͤnnte,
                              indem eine gewisse Art Duͤngung mit getrockneten Menschenexcrementen dem
                              Tobakbau sehr zutraͤglich seyn soll. Ich dachte der Sache nach, und glaubte
                              nun die Aufgabe auf solche Art geloͤßt zu haben.
                           Da es hauptsaͤchlich darauf ankam, daß das in die Senkgrube fallende
                              Wasser und alle Fluͤssigkeit von den zaͤhern Bestandtheilen abgeleitet
                              wuͤrde, so dachte ich mir zu diesem Zweck einen Kasten von der Form, wie Fig. O
                                 Lit. a zeigt. Der Boden des Kastens
                              muͤßte geneigt und, so wie die schraͤg stehende Wand b mit vielen Loͤchern versehen seyn, um der
                              Feuchtigkeit einen
                              Ausweg in den tiefer unten angebrachten Kasten Lit. C zu
                              geben. In der Hauptmauer waͤre eine Thuͤr bei Lit. d anzubringen damit man in das Gewoͤlbe, worin beide Kasten
                              sich befaͤnden, kommen und diese ausleeren koͤnnte; auch haͤtte
                              man des lezteren Umstandes wegen jeden Kasten, dem obern bei Lit. e und dem untern bei Lit. f, einen Deckel
                              zu geben, welcher genau geschlossen werden, koͤnnte, damit sich kein Geruch
                              verbreite.
                           Im Februar-Stuͤck der Biblioteca italiana
                              1820 Seite 299 steht eine Beschreibung der neuen Abtritte, welche die Benennung
                              „bewegliche geruchlose Abtritte erhalten haben, von Merat etc. welche
                                 mit einer Abbildung begleitet ist.“
                              
                           Da diese Erfindung obige Aufgabe, die Fluͤssigkeit von den festern Excrementen
                              zu sondern, besser befriedigen duͤrfte, als meine oben mitgetheilte Idee, so
                              gebe ich hier die Beschreibung davon im Auszuge nebst der dazu gehoͤrigen
                              Zeichnung.
                           Die Herrn Cazeneuve et Compagnie haben einen Apparat
                              erfunden, welchen sie einen beweglichen geruchlosen Abtritt nennen, wodurch alle
                              Unannehmlichkeiten gewoͤhnlicher Abtritte beseitigt werden sollen. Die
                              Haupttheile dieses Apparats sind folgende: An das Ende eines gewoͤhnlichen
                              Abtrittschlauchs wird ein bewegliches Rohr Fig. P
                                 Lit. b angebracht. Dieses ist oben an den
                              Schluß mittelst eines Gurtes Lit. a befestiget
                              und geht mit einer zureichend großen Oeffnung gossenfoͤrmig in ein
                              aufrecht stehendes Faß Lit. C.
                           Die Oeffnung im Faß, welche die Roͤhre aufnimmt, ist mit Blei verwahrt.
                              In dem auf einem bankartigen Geruͤste g stehenden
                              Faße sind drei, um und um mit vielen Loͤchern versehene Cylinder dd senkrecht stehend angebracht, und diese
                              Cylinder treten durch den Boden des Fasses heraus. Alle Fluͤssigkeit, welche
                              mit den Excrementen in das Faß kommt, sickert durch die Loͤcher der
                              Cylinder und fließt unten bei fff heraus,
                              wo sie von einem Trichter Lit. e aufgefangen und in das
                              zweite horizontal
                              liegende Faß Lit. h geleitet werden. Der Trichter
                              e hat eine verlaͤngerte Roͤhre, welche
                              tief in das horizontal liegende Faß hinein reicht, und dieß darum,
                              damit sich aus der Fluͤssigkeit nur wenig Gas entwickeln kann. Dab bewegliche
                              Rohr leitet die Excremente in das erste Faß, der fluͤssige Theil
                              derselben aber geht durch die Cylinder, wird vom Trichter aufgenommen und in das
                              untere Faß gefuͤhrt. Der fluͤssige Theil ist immer der
                              groͤßere; wenn nun das untere Faß damit angefuͤllt ist,
                              was sich beim Klopfen an dasselbe und dem Schall erkennen laͤßt, so
                              nimmt man den Trichter davon hinweg, verspundet es und laͤßt es wie
                              ein anderes gefuͤlltes Faß rollen. So bringt man es zum Ausleeren und
                              Reinigen, womit man in einer Stunde fertig seyn kann, und sezt es dann wieder auf
                              seinen Plaz. Die Groͤße des Fasses und die Zeit, wie lange dasselbe,
                              ohne geleeret zu werden stehen bleiben kann, richtet sich natuͤrlich nach der
                              Anzahl der Personen, die Gebrauch davon machen und nach der Wassermenge, welche in
                              den Schlauch kommt.
                           Ist das obere Faß mit Excrementen angefuͤllt, so schließt man
                              die bewegliche Roͤhre und laͤßt das Faß zur Leerung und
                              Reinigung aus dem Hause bringen. Waͤhrend der Reinigung sammeln sich die
                              Excremente in der geschlossnen Roͤhre; aber dadurch wird keine
                              Beschwerlichkeit verursacht. Besser ist es indessen, wenn man doppelte Geschirre
                              hat, so daß wenn man das gefuͤllte Faß wegnimmt, sogleich ein
                              leeres angepaßt werden kann. Dieser ganze Apparat ist hoͤchst einfach
                              und gruͤndet sich auf zwei Zwecke, naͤmlich auf Sonderung der
                              fluͤssigen und der festen Excremente in bewegliche Geschirre, und auf
                              leichtes Fortschaffen derselben.
                           Vielbedeutend sind die Vortheile, welche diese Abtritte gewaͤhren.
                           
                           A. Ersparnisse.
                           1. Durch sie wird der Bau und die Unterhaltung großer kostbarer Cisternen
                              (Senkgruben) erspart. In Verhaͤltniß zu den Kosten einer Cisterne ist
                              ein solcher Apparat aͤußerst wohlfeil.
                           2. Es wird dem Uebel der Senkgruben, daß durch das Sickern der
                              Fluͤssigkeit den Grundmauern und Brunnen Nachtheil entsteht, so wie der
                              schaͤdlichen Ausduͤnstung, welche manche Haͤuser beinahe
                              unbewohnbar macht, vorgebeugt.
                           3. Die kostbaren und beschwerlichen Reinigungen der Senkgruben fallen weg, die Kosten
                              aber, welche auf die Reinigung der Faͤsser verwendet werden muͤssen,
                              sind aͤusserst unbedeutend.
                           4. Die Ungemaͤchlichkeit und der Gestank, welcher waͤhrend der
                              Raͤumung einer Cloak im Hause entsteht, finden hier gar nicht statt.
                           5. Die von einander gesonderten Excremente geben in ihrer Verwendung große
                              Vortheile. Der fluͤssige Theil liefert Phosphor, Amoniak und dient auch dem
                              Landmaun zur Duͤngung der Felder. Die Verbesserung der Abtritte, das trockenlegen der Excremente, durch
                                    Absonderung der Fluͤssigkeit von den festern Theilen, und die
                                    Resorbtion der schlechten Luft machen jezt in allen Hauptstaͤdten
                                    einen eigenthuͤmlichen Gegenstand der Industrie aus, wie bereits
                                    unsere Leser aus den in diesem Journale gegebenen Verzeichnissen der in
                                    Frankreich und England ertheilten Patente ersehen haben. Wie wichtig dieser
                                    Gegenstand sey, gehet aus dem Berichte der koͤnigl.
                                    franzoͤsischen Ackerbau-Gesellschaft uͤber die Unrate, einer ekeligen Substanz hervor, welche
                                    sich in Paris zu einem neuen Gewerbszweige, beinahe zu einer
                                    Fabrikanstalt erhoben hat. Hr. Hericourt de Thuͤry sagt in seinem
                                    Berichte unter anderm: Aller Unflath der ungeheuern Hauptstadt Frankreichs
                                    wird in einiger Entfernung von derselben zu Montfaucon, zwischen den
                                    Huͤgeln Montmartre und Belleville, aufgehaͤllft. Welchen
                                    Vortheil man aus dieser widerlichen Niederlage ziehen kann, erhellt schon
                                    aus dem Umstande, daß Monfaucon von der Stadt Paris zu 75,000 Franken
                                    jaͤhrlich verpachtet wird. Jedoch wußte man bisher von dem
                                    Urin, der sich von der fluͤssigen Masse ausschied, keinen Gebrauch zu
                                    machen; man mußte ihn in großen Teichen und Graͤben
                                    zusammenfliessen lassen, wo er bann uͤber den noͤrdlichen
                                    Theil der Stadt ungesunde Duͤnste verbreitete, und fuͤr die
                                    Arbeiter zu Montfaucon oft toͤdtlich wurde. Man suchte ihn zwar in
                                    die Stadtkloaken abzuleiten, aber damit gieng es schlecht. Einmal hatte
                                    Jemand vorgeschlagen, man solle diese Urinteiche sich in das lockere
                                    Erdreich um Belleville hineinziehen lassen; dieß wurde ins Werk
                                    gesezt; der Urin verschwand nun zwar in den Teichen; allein zum
                                    großen Schrecken der Bewohner des Bodens am Fusse des Huͤgels,
                                    verbreitete er sich in die Brunnen und Gruben. Man mußte also schnell
                                    diesem Abzuge durch das Erdreich Einhalt thun, und seitdem wußte man
                                    nicht mehr, was man mit jenen Teichen anfangen solle. Zum Gluͤck
                                    haben sich einige erfahrne Landwirthe aus den Schriften Columellas, Cato's,
                                    Plinius u.a. erinnert, daß der Urin einer der wirksamsten
                                    Duͤnger ist, die man kennt, ja, daß er so sehr wirksam ist,
                                    daß man ihn mit andern Substanzen vermengen muß, damit er die
                                    Gewaͤchse nicht verzehre; sie haben sich auch erinnert, daß
                                    schon in den Jahren 1769 und 1771 Tschiffeli und
                                    Engel in der Schweiz merkwuͤrdige
                                    Versuche damit angestellt haben, daß in den noͤrdlichen
                                    Departementen Frankreichs, in Holland und andern Laͤndern der
                                    Urin bereits zum Duͤngen gebraucht wird; und demnach sind sie auf den
                                    Einfall gerathen, auch zu Montfaucon den Urin so zuzubereiten, daß er
                                    zum Duͤnger dienen koͤnne, wodurch er also nicht allein nicht
                                    mehr schaͤdlich, sondern sogar sehr nuͤzlich seyn
                                    wuͤrde. Es wurde also versucht, ihn mit allerlei Auswuͤrfen,
                                    Abfaͤllen und andern Materien zu vermengen, und man beobachtete die
                                    Wirkung der verschiedenen Gemenge als Duͤnger auf den Feldern. Nach
                                    vielen Versuchen fand man dann, daß die Vermengung des Urins mit dem,
                                    in den Huͤgeln neben Paris so haͤufig vorhandenen Gypse einen
                                    vortrefflichen Duͤnger gebe, wodurch noch der große Vortheil
                                    gewonnen wird, daß der Urin zu Montfaucon in Zeit von 24 Stunden
                                    absorbirt werden kann, und also keine schaͤdlichen
                                    Ausduͤnstungen mehr erzeugt. Das Ammonium des Urins verbindet sich
                                    bei dem Mengen mit Gyps mit dem einen Bestandtheil desselben,
                                    naͤmlich mit der Schwefelsaͤure zu schwefelsaurem Ammonium
                                    (aus dem in unseren Salmiakfabriken, wie z.B. in Nußdorf bei Wien,
                                    durch Zersezung mittelst Kochsalz, Salmiak erzeugt wird). Der andere
                                    Bestandtheil des Gypses der Kalk, wird als kohlensaurer Kalk ausgeschieden
                                    und macht mit den uͤbrigen Bestandtheilen des Urins das sehr wirksame
                                    Duͤngungssalz aus, dem man in Paris den Namen Urate gegeben hat.Eine Gesellschaft, an deren Spize ein gewisser Hr. Donat steht, hat die
                                    Verfertigung dieses Duͤngers unternommen und liefert denselben
                                    bereits an Landeigenthuͤmer und Paͤchter in der Umgegend von
                                    Paris, nachdem sie ein Erfindungspatent fuͤr 15 Jahre erhalten hat.
                                    Die Schwefelsaͤure, welche man jezt sehr billig kauft, ist ein
                                    schaͤzbares Mittel, um den stechenden Ammoniakgeruch in den Rinnen
                                    und Abtrittroͤhren augenblicklich wegzuschaffen. Zu diesem Behuf
                                    verduͤnnt man nach Verhaͤltniß der Menge des
                                    Ammoniums 1 bis 1 1/2 Pfund konzentrirte Schwefelsaͤure in einem
                                    Gefaͤße mit 15 bis 25 Pf. Wasser. Mit diesem sauern Wasser
                                    waͤscht man das riechende Holzwerk ab, und laͤßt es an
                                    den Seiten des Rohres langsam hinunterlaufen, wodurch sich das
                                    fluͤchtige Ammonium mit der Schwefelsaͤure zu einem
                                    geruchlosen Salze, dem schwefelsaurem Ammonium, verbindet. Dingler. Der festere Theil verwandelt sich leicht in ein befeuchtendes Mittel,
                              welches bisher nur mit Muͤhe erhalten werden konnte.
                           
                           B. Einfluß auf die Gesundheit. Diese Vortheile sind
                              so wichtig, als jene; denn
                           1. wird die Luft nicht mehr durch so viele 1000 Abtritte verpestet, und
                           2. ist die Arbeit des Reinigens nicht so ungesund.
                           
                            
                           Es werden nun auch die moͤglichen Einwendungen gewuͤrdiget;
                           1. daß diese Abtritte als geruchlos bezeichnet werden, da doch der Natur der
                              Sache nach, immer einiger Geruch vorhanden seyn muß.
                           
                            
                           Dieses zu beseitigen koͤnnte der Apparat in ein geschlossenes Gewoͤlb
                              gebracht, und solches mit einer Abzugsroͤhre versehen werden.
                           2. Das Verstopfen der durchloͤcherten Cylinder betreffend; dieses zu
                              verhindern, moͤchte es gut seyn, die Linse weiter zu machen. Die Erfahrung
                              wird diesen als Zweifel vorgetragenen Umstand berichtigen. Auch waͤre es sehr
                              gut, wenn der Trichter e in eine Roͤhre und von
                              da in einen Kanal der Stadt auslaufen wuͤrde. etc. So weit Hr. Moret in
                              seiner Beschreibung.
                           Die Erfindung der beweglichen Abtritte ist aͤusserst interessant und wichtig,
                              und sie verdient die groͤßte Aufmerksamkeit. Ich habe indessen
                              folgende Bedenklichkeiten dabei. Nach der vor mir liegenden Zeichnung ist das
                              trichterfoͤrmige Rohr b unten so enge, daß
                              es sich verstopfen kann. Tritt dieser Fall ein, so haͤufen sich die
                              Excremente im Schlauch. Da man aber die erste Verstopfung nicht leicht wahrnehmen
                              kann, so wird die Nachhilfe bei einer angehaͤuften Masse beschwerlich. Aber
                              warum soll man denn dieser Roͤhre nicht eine große Weite geben
                              koͤnnen? Ich glaube daß sich eine weite Roͤhre eben so leicht
                              verschliessen laͤßt, als eine enge, wenn das Faß geleert
                              wird.
                           Im Winter wuͤrden die Roͤhre b und die
                              Ausgaͤnge der Cylinder fff einfrieren, wenn
                              nicht der ganze Apparat in einem frostfreien Keller gestellt wird. Fuͤr ein
                              solches Gewoͤlbe muͤßte bei uns auf alle Faͤlle gesorgt
                              werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
