| Titel: | Geschichtliche Darstellung der neuen Brenneinrichtungen, mit und ohne Zutritt der Atmosphärischen Luft. | 
| Autor: | Prof. Peter Ludwig Marechaux [GND] | 
| Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XLIII., S. 377 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XLIII.
                        Geschichtliche Darstellung der neuen Brenneinrichtungen, mit und ohne Zutritt der Atmosphärischen Luft.
                        Von Professor Marechaux in Muͤnchen.
                        Mit Abbildungen aufTab. XII. XIV. XV. und XVI.
                        Marechaux über die neuen Brenneinrichtungen mit und ohne Zutritt der atmosphärischen Luft.
                        
                     
                        
                           1. Aelteste Grundsaͤze welche die Form der Destillirwerkzeuge bestimmten.
                           So einfach auch die Grundsaͤze sind, auf welchen die Kunst zu destilliren
                              beruht, so waren doch Jahrhunderte noͤthig, ehe sie deutlich eingesehn, und
                              in Anwendung gebracht wurden. Vorgefaßte grundlose Ansichten hemmten alle
                              Fortschritte zu besseren Einrichtungen.
                           Man war der Meinung, daß die Produkte der Destillation, desto feiner, reiner
                              und geistiger wuͤrden, je hoͤher man die Daͤmpfe, in schmalen
                              Roͤhren steigen ließ, und verfertigte nach diesen Ansichten Kessel mit
                              langen schmalen Halse, aus deren halbkugelfoͤrmigen Haube eine schmale
                              Roͤhre in das Kuͤhlfaß geleitet war.
                           Arnauld de Villeneuve scheint der erste gewesen zu seyn,
                              der solche Destillirapparate beschrieben hat. Wenn auch einige die deutliche Ansicht
                              gewonnen hatten, daß die Guͤte der Produkte nicht von dieser Form der
                              Gefaͤsse, sondern von der schicklichen Leitung des Feuers abhieng, so blieb
                              die einmal uͤbliche Form doch, bis in die neueren Zeiten vorherrschend.
                           
                        
                           
                           2. Erste Veranlassung zu besseren Vorkehrungen.
                           Die schottlaͤndischen Branntweinbrenner waren die ersten, die von der alten
                              Bahn abgiengen. Schon im Jahre 1770 fieng man an wahrzunehmen, daß sie nicht
                              nach den bekannten Grundsaͤzen arbeiteten: allein man errieth nicht ihre
                              Verfahrungsart. Es war den Branntweinbrennern in London nicht moͤglich mit
                              ihnen die Concurrenz auszuhalten, und viele giengen dabei zu Grunde. Die Regierung,
                              an welche sie sich in dieser Noth wendeten, unterstuͤzte sie dadurch,
                              daß sie, im Jahre 1786, die Brenntare fuͤr die Schottlaͤnder so
                              erhoͤhete, daß sie eine dem hoͤchsten Produkte der
                              taͤglichen Destillation gleichkommende Summe zahlen mußten, bei
                              welcher Bestimmung aber, man von der Voraussezung ausgieng, daß ihre Blase
                              innerhalb 24 Stunden nur einmal gefuͤllt wuͤrde, und folglich nur
                              einmal ablief. Nie hatten die Londner Destillateure mehr leisten koͤnnen, und
                              die meisten konnten nicht einmal dieses Ziel erreichen.
                           Wie die Taxe sich vermehrte, veraͤnderten sie die Form ihrer
                              Destillirgefaͤsse. Nun gelang es Ihnen, innerhalb 24 Stunden, fuͤnf
                              bis sechsmal, und 5 Jahr spaͤter, ihren Kessel zwanzig Mal leeren zu
                              koͤnnen. Im Jahre 1797 brachten sie es sogar dahin, ihre Blase in derselben
                              Zeit 72 Mal zu fuͤllen und zu leeren: so blieb die Concurrenz fortdauernd zu
                              ihrem Vortheil, eine Blase von einem bestimmten Inhalt, fuͤr welche im Jahre
                              1786 anderthalb Pfund Sterling gezahlt wurden, wurde 10 Jahre spaͤter, im
                              Jahre 1796 mit einer Abgabe von 54 Pfund Sterling beschwert.
                           Da indessen die Reklamationen immer lauter wurden, erhielt der Doktor Jeffrey von den
                              Lords der Schazkammer den Auftrag, die Sache an Ort und Stelle zu untersuchen. Auf
                              diese Untersuchung wurde im Jahre 1799 im Unterhause ein weitlaͤuftiger
                              Bericht erstattet, durch welchen nun das ganze Verfahren der schottischen
                              Branntweinbrenner aufgedekt wurde. Bei dieser Gelegenheit erfuhr man daß ein
                              gewisser Millar schon seit zwei Jahren einen Destillirapparat in Thaͤtigkeit
                              gesezt halte, den er in einem Tage 480 Mal fuͤllen und ablaufen lassen
                              konnte.
                           Dieser Apparat, der uͤbrigens zur Verhinderung des Anbrennens sehr
                              kuͤnstlich eingerichtet war, faßte im Ganzen nur 128 Baierische
                              Maaß, und die ganze Tiefe desselben, vom Mittelpunkt aus gerechnet, betrug
                              nur 2 1/2 Zoll. Die Destillation des ersten rohen Stoffes war innerhalb 3 Minuten
                              vollendet, und in dieser Zeit war die Blase auch schon zur neuen Destillation
                              geladen. Herr Jeffrey der eine volle Stunde dieser Arbeit bewohnte, sahe diesen
                              Apparat innerhalb dieser Zeit 21 Mal leeren und wieder fuͤllen. 30 Sekunden
                              dienten zur Fuͤllung. Die verschiedenen Arbeiter, zur groͤßten
                              Puͤnktlichkeit abgerichtet, standen auf jeden Wink des Vorstehers der
                              Brennerei bereit. Eine Beschreibung und Zeichnung dieser Apparate findet man in den
                              Annalesdes Arts et
                                 manufactures. Band 3 und 4.
                           Jezt erst erkannte man, daß sie die Vortheite ihrer Destillationen der
                              Anwendung des Grundsazes verdankten, daß die Produkte
                                 der Verduͤnstung mit den erwaͤrmten Flaͤchen der
                                 Fluͤssigkeiten, wachsen, und daß bei gleichen fluͤssigen
                                 Massen, diese sich um so schneller erwaͤrmen, je niedriger sie im Kessel
                                 stehen. In diesen laͤngst anerkannten Wahrheiten hatte jedoch kein
                              Londner Brenner das Geheimniß der Schottlaͤnder vermuthet.
                           
                        
                           3. Gleichzeitige Verdienste der Franzosen um die Destillirapparate.
                           Indessen waren die fruͤheren Reklamationen der Londner Brenner mit den
                              Verhandlungen der Kammern in Paris angekommen, und mußten nothwendig den Geist dieser, fuͤr
                              alles gemeinnuͤzige so empfaͤnglichen, Nation regen; und schon ehe die
                              Noth die Londner Brenner zu lauten Reklamationen bewog, konnten die Fortschritte der
                              Schottlaͤnder in der Destillirkunst einem Volke, das mit England so viele
                              Beruͤhrungspunkte hat, nicht unbekannt geblieben seyn, und mußten
                              Maͤnner die schon mit den aͤlteren Destillirapparaten unzufrieden zu
                              werden anfiengen, zum Nachdenken maͤchtig reizen. Im Jahre 1777 wurde von der
                              damaligen Aufmunterungs-Gesellschaft, (Societé
                                 libre d'emulation pourl'encouragement des arts,
                                 mètiers, et inventions utiles) in Paris, ein Preis, fuͤr die
                              beste Bauart der Oefen, und die beste Form der Destillirapparate ausgesezt. Der
                              geschickte Pharmaceutiker Beaumè errang den ersten, und der Abt Moline den
                              Zweiten. Beide Schriftsteller drehten sich indessen nur um das obige Princip.
                              – Bessere Anwendung und Benuzung der Waͤrme, – minder hohe,
                              aber breitere Breunkessel. – Auch Chaptal, der sich spaͤter mit diesem
                              Gegenstande besonders beschaͤftigte, drang nicht weiter. Eine neue Form des
                              Helms, der Mohrenkopf, von dem man sich
                              anfaͤnglich viel gutes versprach, wurde hinterher wieder verworfen, und
                              findet sich nur noch, ob mit Grund oder Ungrund, in einigen Pharmacien, und
                              Liqueurfabriken, als unentbehrlich zu gewissen Destillationen.
                           Ungefaͤhr von 1777 bis 1801, war man in allen Brennereien Englands,
                              Frankreichs und Deutschlands beschaͤftigt, die alten Formen der
                              Destillirgefaͤsse nach den neuen richtigen Grundsaͤzen umzuwandeln:
                              besonders als im 10. Jahre der Republick die Schottischen Brennapparate in den
                              Annalen der Kuͤnste und Manufakturen zur Kenntniß aller gebracht
                              worden waren. Indessen erkannte man bald, daß es nur ein gewisses
                              Verhaͤltniß der Breite zur Hoͤhe giebt, bei welchem Oekonomie
                              des Brennmaterials, Zeit und Guͤte der Produkte vereinbar sind, und man hatte kaum in den meisten
                              Brennereien in Frankreich, diese erste an sich schon sehr wichtige Revolution
                              vollendet, als eine neue Epoche fuͤr die Destillirkunst begann.
                           
                        
                           4. Merkwuͤrdige aber unbenuzt gebliebene Erfahrung eines Deutschen.
                           In dem Werke eines geschickten Brenners, uͤber die Branntweinbrennerei, Neuenhahn, aus Nordhausen, findet sich eine Wahrnehmung
                              aufgezeichnet, die wenn sie damals mit naturwissenschaftlichem Scharfsinn
                              aufgefaßt worden waͤre, uns Deutschen die Ehre diese Revolution
                              bewirkt zu haben, leicht verschaffen konnte.
                           Dieser geschickte Mann spriche in jenem Werke von vielen Versuchen die er, um die
                              Brennereien zu verbessern, anstellte, die ihm leider! viel Geld kosteten, und keinen
                              Nuzen brachten.
                           Damals wurde von den sogenannten Mohrenkoͤpfen viel
                              Wesen gemacht. Man versprach sich von dem unmittelbar uͤber dem Helm
                              angebrachten Condensator in Bezug auf die Beschleunigung der Destillation einen
                              großen Vortheil. Auch unser thaͤtige Mann wollte in seiner Brennerei
                              die Vortheile dieser gepriesenen Einrichtung einerndten. Es muͤßte
                              allerdings einen Nuzen gewaͤhren, so dachte er, wenn man die vielen
                              Daͤmpfe die kondensirt laͤngst den inneren Waͤnden des
                              großen Helms unnuͤz in den Kessel zuruͤckfließen,
                              auffangen, und in die Ableitungsroͤhre vereinigen koͤnnte! Er
                              ließ sich also einen Mohrenkopf zu seiner Blase die auf 9 bis 10
                              Schaͤffel eingerichtet war, verfertigen. Wie groß aber war sein
                              Erstaunen, als er sah, daß anstatt der geistigen Fluͤssigkeit die er
                              sonst, mit Anfang der Destillation, von seiner Maische erhielt, er 3 bis 4 Maaß Wasser
                              bekam; und daß nach dieser Menge Wasser sich erst eine geistigere Fluͤssigkeit zeigte.
                              Diese Sprache der Natur verstand unser sonst geistreiche Mann nicht, eben so wenig
                              als seine Zeitgenossen, denen er seine Erfahrung mittheilte. Gewiß viele
                              Destillateure, die mit Mohrenkoͤpfen arbeiteten, haben bei ihren kleinen
                              Apparaten, obgleich im kleinen, dieselbe Erscheinung gehabt, ohne daß sie
                              solche sich zu erklaͤren wußten: so nahe geht der Mensch an den ihm zu
                              wichtigen Entdeckungen gegebenen Momenten voruͤber ohne die Bedeutung
                              derselben zu ahnen: und doch liegt in dieser Thatsache der Grundsaz auf welchem die
                              neue Destillirkunst beruht. Sie beruht naͤmlich auf dem Mittel von den sich
                              erhebenden Daͤmpfen die waͤssrigen Theile, so viel wie
                              moͤglich, abzusondern, um die geistigeren in groͤßerer Menge zu
                              erhalten: unser Brenner hatte die Aufgabe umgekehrt; dem Kessel hatte er die
                              geistigen zuruͤckgegeben, und das Wasser zur Ausbeute erhalten: Wie wenig
                              Nachdenken war noͤthig, um die Umkehrung dieses Prozesses zu bewirken, um das
                              Wasser dem Kessel, die geistigen Produkte dem Kuͤhlfaß
                              zuzufuͤhren, und den noͤthigen Mechanismus dazu auszudenken! Die
                              Loͤsung der Aufgabe, durch eine einzige Destillation
                                 Produkte von beliebiger Staͤrke zu bekommen, blieb also einem
                              andren, und zwar einem Franzosen vorbehalten. Ein Zufall fuͤhrte dahin.
                           
                        
                           5. Veranlassung zu Edouard Adam's Destillir-Apparat.
                           Im Jahre 1799 wohnte Edouard Adam, zu Montpellier einer
                              chemischen Vorlesung bei. Hier wurde der Woulfische Apparat vorgelegt, und seine
                              fuͤr die Chemie wichtigen Resultate entwickelt. Dieser Apparat besteht aus
                              einer beliebigen Reihe von Gefaͤssen, die mit dem Halse der Retorte in
                              Verbindung stehn, und die Produkte der Destillation empfangen: Diese Gefaͤsse
                              werden durch zweischenklich gebogene Communikationsroͤhren mit einander so verbunden,
                              daß der eine laͤngere Schenkel jeder Roͤhre bis auf den Boden
                              der naͤchstfolgenden Flasche reicht.
                           Dieser Apparat gewaͤhrt einen doppelten Nuzen: Wir koͤnnen einerseits
                              durch ihn, gleichzeitig, saure Fluͤssigkeiten in verschiedenen Concentrations
                              Graden erzeugen, anderseits die waͤßrigen Produkte, und die
                              condensirbaren Daͤmpfe von den Gasen oder den nicht condensirbaren
                              Daͤmpfen scheiden, und beide Produkte besonders erhalten.
                           Diese Entwikelung weckte augenblicklich in Edouard Adam einen Gedanken, der ihn
                              seither nicht mehr verließ. Es schien ihm, daß er, vermittelst eines
                              solchen Apparats die Produkte der Weindestillation ebenfalls in gesteigertem
                              geistigen Zustande erhalten muͤsse. Diese dunkle Ansicht eines
                              moͤglichen Erfolges, die er auf keine klare Begriffe der Prozesse die hier
                              vor sich gehn wuͤrden, zuruͤckfuͤhren konnte, verwickelte ihn,
                              zwei Jahr hindurch, in eine Reihe kostspieliger Versuche, die seine Erwartungen
                              lange taͤuschten, ehe sie ihn zu erwuͤnschten Resultaten
                              fuͤhrten. Als er nun, vermittelst seines großen Apparats, wirklich,
                              aus einer ersten Destillation, sogleich Branntwein, und sogar Alkohol erhalten
                              konnte, suchte er sich den Erfolg dieser Entdeckung zu sichern, und erhielt unter
                              dem 1. Junius 1801, auf 14 Jahre, ein Erfindungs-Patent. Bis dahin hatte er
                              seine Arbeiten so geheim wie moͤglich betrieben; jezt, da er sich gesichert
                              glaubte, gestattete er die Ansicht seines prachtvollen Apparats, der damals die
                              Neugierigen in Menge anzog, und allgemeine Bewunderung erregte.
                           
                        
                            6. Beschreibung des Adam'schen Destillier-Apparats.
                           Durch die Entdeckung, daß der woulsische Apparat mit Erfolg auf die
                              Destillation der geistigen Produkte angewendet werden kann, machte die Destillir-Kunst einen neuen
                              großen Schritt vorwaͤrts.
                           Deshalb verdient auch, diese an sich noch sehr unvollkommne Einrichtung, die aber zu
                              mannigfaltigen Modifikationen, welche der Scharfsinn denkender Koͤpfe nunmehr
                              daraus ableitete, nicht nur eine ehrenvolle Erwaͤhnung in polytechnischen
                              Zeitschriften, sondern zugleich auch eine umstaͤndliche Abzeichnung
                              derselben, in ihrer Urform.
                           Diese Abzeichnung findet sich Tab. XIV. Fig. 1.
                           A Ofen, mit dem Brennkessel B, dessen gewoͤlbter Obertheil allein, uͤber das Mauerwerk
                              hervorragt. Die punktirten Linien bezeichnen seine Gestalt. Die Roͤhre C mit ihrem Hahn versehn, dient zur Ausleerung des
                              Kessels, und der Eierfoͤrmigen Koͤrper, die wir mit Adam die Eyer nennen werden. Die kleine Roͤhre D, mit ihrem Hahne, giebt das Zeichen, daß der
                              Kessel bis zu zwei Drittel gefuͤllt ist. Unmittelbar uͤber der
                              Woͤlbung des Kessels B ist an der Roͤhre
                              I eine kleine Roͤhre E, mit einem Hahne, angebracht, die sich in die lange Roͤhre xxxx oͤffnet, welche das lezte Ei, und die
                              dazwischenliegenden, mit dem Brennkessel B in Verbindung
                              sezen kann, und mit der kleinen in dem Faße F
                              befindlichen Schlange in Verbindung steht, und dazu dient, nach Belieben den
                              jedesmaligen Zustand der Daͤmpfe in dem einen oder dem andren Ei zu
                              pruͤfen. Man empfaͤngt das Produkt derselben aus der mit ihrem Hahne
                              versehenen Roͤhre G.
                           HHH eierfoͤrmige Gefaͤsse, die neben
                              einander auf einem festen Zimmerwerke PQ ruhen.
                              Jedes Ei steht aufrecht in einer, in diesem Zimmerwerke angebrachten runden
                              Oeffnung. Das Zimmerwerk selbst stuͤzt sich mit dem einen Ende auf das
                              Mauerwerk des Brennkessels, und mit dem andren auf das Mauerwerk, auf welchem das
                              Faß U steht.
                           I Roͤhre, die den Brennkessel mit dem ersten Ei in Verbindung sezt. Sie reicht
                              bis gegen das unterste Ende desselben. Hier erweitert sie sich, und bildet einen mit
                              unzaͤhligen Loͤchern (von 3 Milimetres jedes) durchbohrten Seiger.
                              Dieses Rohr ist an das Ei luftdicht angeloͤthet. Das erste Ei ist mit dem
                              zweiten, das zweite mit dem dritten, u.s.w. durch die Roͤhre M, in Verbindung gesezt, welche wie die Roͤhre
                              I gestaltet, und an die Eier luftdicht
                              angeloͤthet ist. Auch reichet sie, so wie diese, bis gegen das unterste Ende
                              des Eies.
                           Das lezte Ei ist bis gegen seine Mitte mit einem Kuͤhlfaß umgeben, um
                              einen Theil der Daͤmpfe, die man nach Belieben in dieses Ei leiten kann, zu
                              verdichten. Der Hahn O dient, das zu warm gewordene Wasser abzulassen.
                           Die Roͤhre R oͤffnet eine Verbindung
                              zwischen den zweiten Ei und der Schlange; und vermittelst dieser Vorkehrung
                              erhaͤlt man aus der Destillation des Weins, durch eine einzige Operation,
                              Branntwein zu 18 Grad. Zwei Eier reichen dazu hin. Alsdann aber muß der Hahn
                              M die Verbindung des zweiten Eies mit dem dritten
                              unterbrechen.
                           Die Roͤhre S sezt das dritte Ei mit der Schlange
                              in Verbindung. Sollen alle 3 Eier thaͤtig werden, so oͤffnet man die
                              Haͤhne M und S, und
                              schließt den Hahn R.
                           Das 3. Ei H, mit seinem Mantel N versehn, kann mit Branntwein zu 18 Grad gefuͤllt werden, wenn man
                              Alkohol zu 29 Grad haben will: wollte man staͤrkeren, so
                              muͤßten die Daͤmpfe noch durch ein zweites aͤhnliches,
                              mit Branntwein gefuͤlltes, Ei streichen, ehe sie die Schlange erreichen.
                           U ein hermetisch geschlossenes mit einer Schlange
                              versehenes Faß; es wird mit Wein angefuͤllt, welchen die aus den Eiern
                              sich entwikelnden Daͤmpfe, bei ihrem Durchzuge erwaͤrmen. Von dem
                              gewoͤlbten Deckel a erhebt sich die Roͤhre
                              b, welche die sich in diesem Fasse bildenden
                              Daͤmpfe, entweder in das Gefaͤß T,
                              oder, nach Belieben, in eines von den Eyern, oder auch in den Brennkessel leitet, um
                              sie so mit den
                              uͤbrigen Daͤmpfen vereiniget, der Schlange des Kuͤhlfasses
                              zuzufuͤhren. Die lezte Verbindungsroͤhre, naͤmlich mit dem
                              Kessel, die man sich leicht denken kann, ist hier nicht abgezeichnet worden.
                           V großes Kuͤhlfaß, mit der
                              Hauptschlange. Das Wasser wird durch die Roͤhre c
                              zugeleitet, welche bis auf den Boden des Fasses reichet, und von unten auf das obere
                              warme Wasser abtreibt: Drei eiserne Klammern ddd
                              heften die Ableitungsroͤhre an das Faß.
                           fff ist die Roͤhre, durch welche der Wein,
                              aus einem großen gemauerten Behaͤlter, in das Faß V gepumpt wird, und die ebenfalls bis auf den Boden
                              dieses Fasses reicht. ggg Verbindungsroͤhre
                              des Fasses U mit dem Brennkessel B und den Eiern.
                           hik Haͤhne, welche die Verbindung der Eier
                              mit der Roͤhre ggg zulassen oder hemmen,
                              llmn Haͤhne, welche jedes Ei mit dem
                              Kessel B, wenn es geleert, und mit dem Fasse U wenn es gefuͤllt werden soll, in Verbindung
                              sezt.
                           ooo Roͤhre mit trichterfoͤrmiger
                              Oeffnung P, durch welche man die lezten, zu schwachen
                              Produkte der Destillation, und schwache Branntweine uͤberhaupt, in den Kessel
                              giessen kann. L kurze Roͤhre gegen die Mitte
                              eines jeden Eies: sie zeigt an, daß die Eier bis dahin mit Wein
                              gefuͤllt sind. Man verstopft die Oeffnung mit einem kleinen korkenen
                              Stoͤpsel.
                           
                        
                           7. Verfahrungsart mit diesem Apparate.
                           Um diesen Apparat in Thaͤtigkeit zu sezen, werden der Kessel, und die Eier auf
                              folgende Art mit Wein gefuͤllt. Man schließt zuerst die Haͤhne
                              kih welche die Verbindungsroͤhre ggg mit den Eiern verbinden; und oͤffnet
                              die an dieser Roͤhre befindlichen Haͤhne llmn. Nun fließt der in dem Fasse U
                              enthaltene Wein in den Kessel B. Unterdessen pumpt ein
                              Arbeiter frischen Wein in das Faß, und hoͤrt mit dem Pumpen auf, wenn der kleine Hahn D am Kessel B zeigt,
                              daß dieser seine Ladung hat. Nun wird dieser Hahn geschlossen, und zugleich
                              auch der Hahn n, der dem Kessel am naͤchsten
                              liegt. –
                           Jezt erst werden die Eier gefuͤllt, und zuerst das erste Ei, durch Oeffnung
                              des Hahns k, und man weiß daß es seine
                              Ladung hat, wenn der Wein aus der kleinen Oeffnung L
                              sich ergießt, die man alsdann, so wie den Hahn k
                              schließt: so verfaͤhrt man mit jedem Ey, ausgenommen mit denen, die
                              mit einem Mantel versehen sind, und die in diesem Apparat die Condensatoren genannt werden.
                           Sobald der Wein im Kessel erwaͤrmt genug ist, streichen die Daͤmpfe,
                              durch den, in den Eiern befindlichen Wein, begeben sich in die Schlangen und von
                              dort condensirt in das unterstehende Faͤßchen. Zwei Eier sind
                              noͤthig um Branntwein von 18 Grad zu bekommen; mit mehreren wuͤrde er
                              staͤrker werden, es ist aber leichter sich dazu der Condensatoren zu bedienen.
                           
                        
                           8. Theoretische Ansicht des hier angewendeten Verfahrens.
                           Es ist klar, daß die mechanische Einrichtung dieses Apparats mit der des
                              Woulfischen vollkommen uͤbereinstimmt: allein dieser Umstand ist auch das
                              einzige, worin eine Uebereinstimmung gefunden werden kann. Wenn auch der Woulfische
                              Apparat die erste Idee zu der neuen Destillirmethode weckte, so hat man doch unrecht
                              gehabt, sie eine blosse Copie desselben, wie sich le
                              Normand „Essai sur la distilation, Paris 1811,
                                 S. 118“ ausdruͤckt. Es kommt hier nicht auf die Form der
                              Gefaͤsse, sondern auf die inneren, in diesen Gefaͤssen vor sich
                              gehenden chemische Prozessen an. Sobald diese lezten deutlich erkannt sind, ist es
                              ein leichtes, die aͤusseren Formen, und die Nebenumstaͤnde des
                              Apparats, unmittelbar
                              nach den Forderungen des vorwaltenden Princips einzurichten.
                           Es ist gewiß, daß Edouard Adam, als er seine Versuche anstellte, von
                              den chemischen Prozessen, welche die Resultate seiner Versuche
                              herbeifuͤhrten, nicht einmal eine dunkle Idee hatte, und sehr wahrscheinlich,
                              daß er die geistigen Stoffe mit den Gasen verglich, die nach
                              Zuruͤcklassung der groͤberen oder der waͤsserigten Theile, sich
                              in den aͤussersten Flaschen sammeln.
                           Le Normand, der das Verdienst hat, die neuen Apparate beschrieben, und zur
                              allgemeinen Kenntniß gebracht zu haben, war in Errathung des vorherrschenden
                              Princips in Bezug auf den Adamschen Apparat nicht gluͤcklicher; er sagt
                              naͤmlich in dem eben angefuͤhrten Werke, Seite 135. „Adam
                                 leitet die Daͤmpfe durch Fluͤssigkeiten, die, weil sie eine groͤßere Verwandtschaft zu dem in jenen
                                    Daͤmpfen enthaltenen Wasser haben, dieses lezte
                                 zuruͤckhalten, und dadurch immer waͤsserigter werden.“
                              
                           Diese dunkele Ansicht, des hier obwaltenden chemischen Prozesses, muß
                              besonders erwaͤhnt werden; weit sie von dort aus, in deutsche Schriften, die
                              nach le Normand den Adamschen Apparat beschrieben und erklaͤrt haben,
                              uͤbergegangen ist.
                           Die wahre Ursache der Rectification der Alkoholdaͤmpfe, wenn sie durch ein
                              erwaͤrmtes fluͤssiges Mittel streichen, liegt im folgenden, und
                              laͤßt sich sowohl auf den Adamschen als auf alle folgende
                              Destillirapparate anwenden.
                           Wenn zwei Fluͤssigkeiten von verschiedener Waͤrmekapacitaͤt, wie
                              hier Wasser und Alkohol, der Wirkung der Waͤrme ausgesezt werden, so
                              vertheilt sich diese, zwischen beiden, nach dem
                              Capacitaͤts-Verhaͤltniß, bis fuͤr beide, die
                              Veraͤnderung des Aggregats-Zustandes eintreten kann. Das Wasser bedarf
                              dazu 80 Grad, der Alkohol ungefaͤhr 62 Grad; woraus folgt, daß eine
                              Mischung aus Wasser und Alkohol den Siedpunkt um so eher erreicht, je mehr Alkohol darin
                              enthalten ist.
                           Streichen nun die Daͤmpfe beider, gemischt, durch ein fluͤssiges
                              Mittel, dessen Temperatur unter 80 Grad steht, so kann sich der Wasserdampf darin,
                              als solcher, nicht erhalten, er wird um so schneller condensirt, je niedriger die
                              Temperatur ist.
                           Der Alkohol-Dampf wuͤrde sich eben so wenig in diesem Mittel als Dampf
                              erhalten koͤnnen, wenn nicht die schnell erfolgende Verdichtung des ihn
                              begleitenden Wassers, auf seinem Wege, durch die Fluͤssigkeit, zur
                              Erhoͤhung der Temperatur des Mittels eine große Menge freie
                              Waͤrme entwikelte, die bei der schnellen Bewegung, das Erkalten verhindert.
                              Ohne diese, und bei laͤngerem Verweilen wuͤrde sich die Temperatur des
                              Alkoholdampfes mit der des fluͤssigen Mittels ins Gleichgewicht sezen, und
                              die Dampfform verschwinden.
                           Es ist, bei dieser Ansicht, klar, daß es ein Grad der Temperatur des
                              fluͤssigen Mittels geben muß, der so niedrig ist, daß die durch
                              die Verdichtung des Wassers freigewordene Waͤrme nicht mehr hinreicht die
                              Erkaltung des Alkoholdampfes zu verhindern, und bei welchem er sich gar nicht als
                              Dampf aus dem fluͤssigen Mittel erheben wuͤrde. Die Beobachtung hat
                              bis jezt diesen Punkt noch nicht aufgesucht, wenigstes nicht bestimmt: es scheint
                              aber, daß er bei einer Temperatur von nahe an 36 bis 40 Grad eintreffen wird.
                              Ueber diese Normaltemperatur hinaus bis nahe an 80 Grad hin, ist eine Breite,
                              innerhalb welcher die Wasserdaͤmpfe sich verdichten, und die
                              Alkoholdaͤmpfe durchstreichen werden, ohne wesentlicher Verminderung ihres
                              Alkoholgehalts.
                           
                        
                           
                           9. Anwendung dieser theoretischen Saͤze auf die beiden ersten Mittelgefaͤsse dieses Apparates.
                           Wenn man nun von diesen Saͤzen ausgeht, so wird es leicht seyn, die Wirkungen
                              derselben an dem Adam'schen Apparat zu verfolgen, und zugleich die durch Mangel an
                              deutlicher Einsicht in die Natur der Sache beigefuͤgten stoͤrenden
                              Kraͤfte aufzudecken.
                           Adam laͤßt die Daͤmpfe in zwei sehr grosse, halb mit Wein
                              gefuͤllte, eierfoͤrmige Koͤrper, und zwar vertheilt aus
                              seigerfoͤrmigen Oeffnungen, eindringen.
                           Der Widerstand der hohen Saͤule der Fluͤssigkeit die sie
                              zuruͤckdraͤngen muͤssen, vermehrt ihre Spannung, und
                              koͤnnte, wenn nicht darauf besondere Ruͤcksicht genommen waͤre,
                              das Zersprengen der Gefaͤsse nach sich ziehen. Da jene sehr zertheilt in die
                              kalte Fluͤssigkeit kommen und folglich derselben viel Oberflaͤche
                              darbieten, so werden sie anfangs beide, die Wasser- und die
                              Alkoholdaͤmpfe, verdichtet, bis endlich der Wein eine Temperatur erlangt, die
                              das Durchstreichen der Alkoholdaͤmpfe gestattet. Dann hoͤrt man in den
                              Gefaͤssen das Geraͤusch der zerplazenden Daͤmpfe, die Le
                              Normand sehr mit Unrecht das Sieden der Fluͤssigkeit nennt: allein in diesem
                              ersten Ei, ungeachtet der kupfernen Huͤlle, die ein guter Waͤrmeleiter
                              ist, muß sich, zumal bei der großen Waͤrme, welche die
                              Daͤmpfe, wegen der Spannung die sie im ersten Kessel erfahren, der Wein nach
                              und nach bis zum wirklichen Siedepunkt erwaͤrmen, der hier weit eher, als im
                              Kessel selbst eintreten wird, weil sich eine geraume Zeit lang die ganze Masse der
                              an Alkohol reichhaltigeren Daͤmpfe der ersten Destillations-Periode in
                              diesem ersten Ei verdichteten. Es entstehen also von dem Zeitpunkte an, wo der Wein
                              im ersten Ei zu sieden anfaͤngt, zwei von einander sehr verschiedene Prozesse; vermittelst
                              des ersten erfolgt eine Verminderung der Wasserdaͤmpfe, weil die Temperatur
                              des Weins in dem Ei doch immer unter der des siedenden Wassers selbst bleibt, durch
                              den andren erfolgt eine foͤrmliche Destillation, der des ersten Kessels
                              vollkommen gleich. Diese lezte erhebt mit den Alkoholdaͤmpfen eine
                              große Menge Wasserdaͤmpfe; und da bei der hohen Temperatur des
                              fluͤssigen Mittels nur wenige von diesen bei ihrem Durchzuge verdichtet
                              werden koͤnnen, so giebt die Destillation des ersten Eies ein Produkt, das
                              dem anfaͤnglichen des ersten Kessels nicht selten an Alkoholgehalt
                              nachsteht.
                           Nun haͤufen sich, unter der Woͤlbung des ersten Eies, die
                              Daͤmpfe so lange zusammen bis sie durch Zuruͤckdraͤngung der
                              zweiten Wassersaͤule des andren Eies, in den darin enthaltenen Wein dringen.
                              Mittlerweile aber verlieren die Wasserdaͤmpfe, durch den Unterschied der
                              Temperatur der warmen kupfernen Waͤnde an welche sie durch ihre große
                              Spannung stark angedruͤckt werden, einen Theil ihres Wassers, und so kommen
                              sie, durch diese erste Laͤuterung, reicher an Alkohol, zum zweiten Ei
                              hin.
                           Das zweite Ei muß indessen auch zuerst bis zu dem Punkt erwaͤrmt
                              werden, wo das Durchstreichen der Alkoholdaͤmpfe moͤglich wird. Da
                              aber diese die Wasserdaͤmpfe in kleinerer Menge und minder erwaͤrmt
                              mit sich fuͤhren, so bleibt in diesem Ei die Fluͤssigkeit unter dem
                              Siedepunkt, und da sich, bei einem groͤßeren Unterschied in der
                              Temperatur mehr Wasserdaͤmpfe verdichten, und das fluͤssige Mittel
                              uͤberdieses nicht den Siedepunkt erreicht, so erheben sich nur wenige
                              Wasserdaͤmpfe von der Oberflaͤche. Solcher Gestalt wird die
                              eigentliche Destillation unbedeutender, die Scheidung der Wasserdaͤmpfe aber
                              betraͤchtlicher, und das Produkt kann bis zu 18 Grad gesteigert werden; ein
                              an sich niedriger Grad, der weit hoͤher ausgefallen waͤre, wenn die
                              stoͤrende Wirkung einer wirklichen unvermeidlichen Destillation im ersten Ei, nicht dazwischen
                              getreten waͤre.
                           Die Erwaͤrmung des Weins, vermittelst der ersten Schlange, ist daher,
                              fuͤr diesen Apparat, ein wesentliches Erforderniß, ohne welches
                              wahrscheinlich an Zeit und Holz was der Fabrikant an innerem Alkoholgehalt gewonnen
                              haͤtte, verloren gegangen waͤre.
                           
                        
                           10. Verhalten der eierfoͤrmigen Gefaͤsse, welche Adam Condensatoren nannte.
                           Wenn sich auch wirklich begreifen ließ; wie die verwickelten, sich
                              durchkreuzenden chemischen Wirkungen in den beiden ersten Eiern, dem Erfinder dieser
                              wesentlich verbesserten Destillation, die wahre Bewandtniß der Sache aus dem
                              Gesichtspunkte verruͤckten, so bleibt es unerklaͤrbar, daß die,
                              durch die Condensatoren erzielten, Phaͤnomene, ihn nicht unmittelbar auf die
                              Natur der Sache fuͤhrten, und ihn zur Umaͤnderung mehrerer Theile
                              seines Apparats bewogen.
                           Seine mit Wasser umringten leeren Eier gaben ihm zum zum Resultat, der darin
                              erfolgten Condensation, ein waͤsserigtes Produkt, das er zur wiederholten
                              Destillation in das lezte Ei goß.
                           Dieses Pflegma war die Wirkung der Verdichtung der Wasserdaͤmpfe an den
                              Waͤnden des kupfernen Gefaͤsses; eine Verdichtung die weit
                              betraͤchtlicher gewesen waͤre, wenn die Erkaͤltung sich tiefer
                              in die Masse der Daͤmpfe haͤtte verbreiten koͤnnen.
                           Der Durchmesser des Eies wirkte also wiederum hier stoͤrend, indem er der
                              erkaltenden Wirkung der Seitenwaͤnde des Eies zu viel Daͤmpfe
                              entzog.
                           Da nun Adam aus der Verdichtung der waͤsserigten Daͤmpfe in seinen
                              Condensatoren, das Raͤthsel seiner eigenen Erfindung nicht aufzuloͤsen
                              wußte, so fanden sich andre, bis durch ihren Scharfsinn, ihm sogar die Ehre der Erfindung
                              raubten, indem sie auf die Entdeckung und die richtige Anwendung des hier
                              vorherrschenden Princips gerechte Anspruͤche machen konnten, und Adam wurde
                              bei jeder Klage auf seinen Woulfischen Apparat zuruͤck gewiesen.
                           
                        
                           11. Einige Hauptmomente.
                           Wenn man das bisher gesagte zusammenfaßt, so ergeben sich daraus folgende
                              Hauptmomente, die bei der Einrichtung der Destillirapparate zu beachten sind, wenn
                              man vermittelst derselben Alkohol von beliebigen Graden erhalten will.
                           1. Hauptmoment. Es giebt zwei Mittel die mit dem Alkohol sich erhebenden
                              Wasserdaͤmpfe zu verdichten: man kann sie entweder durch ein
                              fluͤssiges Mittel, oder durch einen, von einem festen Koͤrper
                              gebildeten Huͤlle eingeschlossenen Raum durchfuͤhren.
                           Fuͤhrt man sie durch ein fluͤssiges Mittel, so kann dieses entweder aus
                              Wasser, oder aus Alkohol,
                              oder aus dem zu destillirenden Stoffe, oder aus dem, sich durch Condensation in einem
                                 Mittelgefaͤsse sammelnden Pflegma, bestehen.
                           Das Wasser ist nicht rathsam: wozu neues Wasser, wo
                              bereits Wasser entzogen werden soll? Alkohol! aber die
                              Aufgabe soll so aufgeloͤset werden, daß aus den rohen Stoffen Alkohol
                              nach beliebigen Graden erzeugt werden das ist eben ein Fehler des Adam'schen
                              Apparats, daß um staͤrkeren Weingeist zu erzeugen, Branntwein
                              wenigstens zu 18 Graden noͤthig ist, wenn die Eier nicht zu sehr
                              vervielfaͤltigt werden sollen. – Die zu
                                 destillirende Stoffe. Aber sie bewirken eine zweite Destillation in dem
                              ersten Ei, und heben durch die Wasserdaͤmpfe die sie darunter mischen, die
                              Fruͤchte der ersten Rectification. Will man die Waͤrme der sich aus
                              dem Kessel entwickelnden Daͤmpfe mit Vortheil benuzen, so ist es weit
                              vortheilhafter, daß man sie unmittelbar, vermittels einer Schlange, in ein
                              mit dem zu erwaͤrmenden rohen Stoffe, gefuͤlltes Faß steigen
                              lasse. Hier werden sie schon einen Theil ihres Wassers absezen, und noch viel mehr
                              wenn man die Schlange so einrichtet, daß jene Daͤmpfe schon darin
                              einige Rectification erfahren, ehe sie sich durch die
                              eigentlichen Rectificatoren nach dem
                              Kuͤhlfaß hin begeben. – Es bleibt also nur noch das durch Condensation der Daͤmpfe gesammelte Pflegma. So
                              bekommt man freilich nur anfaͤnglich die geistige Fluͤssigkeit, wie
                              der erste Kessel sie unmittelbar giebt, aber wie die Mittelgefaͤsse sich
                              durch die Daͤmpfe erwaͤrmen, sammelt sich darin das Pflegma, das sich
                              laͤngst den Waͤnden des Gefaͤsses condensirt, und sobald das
                              Ende der Roͤhre dadurch geschlossen wird, geht die Rectification vor sich.
                              Breite metallene Gefaͤsse, welche die Waͤrme schnell ableiten thun
                              dazu die besten Dienste. Das Pflegma sammelt sich hoͤchstens einige Zolle
                              hoch, die waͤsserigten Daͤmpfe condensiren sich schnell, die geistigen
                              verlassen schnell das erkaltende Mittel, und es erfolgen erwuͤnschte, durch
                              keine Destillation geschwaͤchte, Produkte. – Die
                              seiherfoͤrmigen Oeffnungen, mit ihren vielen kleinen Loͤchern sind
                              nicht zu rathen; sie zerstaͤuben zu sehr die Daͤmpfe, vermehren zu
                              sehr die Oberflaͤchen, und befoͤrdern die Verdichtung des Alkohols
                              selbst. Bei großen Massen besser weitere Roͤhren, die von einem
                              Mittelpunkt aus, die Daͤmpfe in mehreren von einander entfernten Punkten in
                              die erkaltende Fluͤssigkeit fuͤhren! Sollte sich, bei gar
                              großen Kesseln, die Temperatur im Mittelgefaͤß so sehr
                              erhoͤhen, daß einiger Nachtheil daraus erwuͤchse, zu
                              laͤßt sich leicht, durch zweckmaͤssige Anwendung des Wassers
                              das Uebel heben.
                           Was das zweite Mittel anbetrift, so folgen aus dem Princip selbst von welchem die
                              Verdichtung der Wasserdaͤmpfe hier abhaͤngt, die Bedingungen, unter welchen sie
                              moͤglich werden wird.
                           Erste Bedingung. Die Seitenwaͤnde muͤssen eine hoͤhere
                              Temperatur haben; ist sie zu niedrig, so verwandeln sich in der Roͤhre selbst
                              die Wasserdaͤmpfe in leichte Nebel, die mit dem Alkoholdampfe fortgerissen
                              werden. Sie verdichten sich ehe sie die Seitenwaͤnde beruͤhren, und
                              schlagen sich an denselben nicht als Tropfen zusammen: dis Produkte ziehen davon
                              keinen Nuzen.
                           Zweite Bedingung. Die Masse der Daͤmpfe die durch diese Huͤllen
                              durchziehn, muß wenig Tiefe haben. Sind die Seitenwaͤnde zu sehr von
                              einander entfernt, so wirkt ihre Temperatur nicht tief genug in die durchziehende
                              Daͤmpfe, und die Meisten entziehn sich ihrem Einfluß. Das ist der Fall
                              mit den Adam'schen Eiern. Breite Kanaͤle, mit geringer Tiefe, werden die
                              besten Dienste leisten.
                           Dritte Bedingung. So wie eine zu niedrige Temperatur hier schadet, so schadet auch
                              eine zu hohe. Dieselbe hohe Temperatur an metallenen Waͤnden, und in einem
                              fluͤssigen Mittel muß nothwendig auf die durchziehenden Daͤmpfe
                              sehr verschiedene Wirkungen aͤussern. In dem fluͤssigen Mittel ist die
                              kleine Dampfblase von der erkaltenden Fluͤssigkeit ganz umringt, sie wird
                              kleiner in dem Verhaͤltnisse, wie sie mehr waͤsserigte Daͤmpfe
                              verliert, wie sie sich weiter hinaufwaͤlzt, wird sie von frischen
                              Wassertheilchen umhuͤllt; nicht so wenn sie sich in erwaͤrmten
                              metallenen Kanaͤlen fortwaͤlzen, ist ihre Temperatur sehr hoch so
                              verdichtet sie nur einen sehr kleinen Theil der durchziehenden Daͤmpfe, so
                              daß die Wirkung dieser Verdichtung fast unmerklich bleibt. Hieraus folgt
                              als
                           vierte Bedingung, die Nothwendigkeit einer Vorkehrung die dahin wirke, die
                              Waͤrme des Kanals, in welchem sich die Wasserdaͤmpfe niederschlagen
                              sollen, bei der dazu schicklichsten Temperatur zu unterhalten. Dazu ist Wasser das
                              brauchbarste Mittel; um so mehr da sich leichte Einrichtungen erfinden lassen, durch
                              welche es bei der noͤthigen Temperatur erhalten werden kann. Endlich, als
                           fuͤnfte und lezte Bedingung wird es nuͤzlich seyn, den zu schnellen
                              Lauf der Daͤmpfe in solchen Rectificatoren etwas aufzuhalten, damit die
                              erkaltenden Waͤnde auf sie zu wirken, die noͤthige Zeit bekommen; ein
                              Aufenthalt den man am fuͤglichsten durch winkelfoͤrmige Beugungen
                              erzielen wird. Der sich sehr schnell fortwaͤlzende Dampf an diesen Beugungen
                              zuruͤckgestossen, und dadurch in seinem Flug aufgehalten, wird um so
                              laͤnger der verdichtenden Wirkung des Apparats ausgesezt bleiben, und desto
                              mehr Wasser zuruͤcklassen.
                           Da nun kein drittes Condensationsmittel der waͤsserichten Stoffe bei der
                              Destillation der geistigen Fluͤssigkeiten moͤglich ist, sehen wir jezt
                              welchen Nuzen das Genie verschiedener Erfinder aus solchen Betrachtungen gezogen
                              hat.
                           
                        
                           12. Solimani, erraͤth das Princip des Adam'schen Verfahrens.
                           So geheim auch Adam seine Einrichtungen zu verfertigen bemuͤhet gewesen war,
                              so geheim blieben doch nicht seine Hoffnungen, und die Resultate seiner
                              Arbeiten.
                           Es war schon genug, daß man wußte, daß es ihm gelungen war,
                              durch eine einzige Operation Kaufmannsgut zu erzeugen, um Nacheiferung, und ernstes
                              Nachdenken uͤber die dazu schicklichen Mittel zu wecken. Oft darf man nur
                              wissen, daß eine Sache moͤglich ist, um zur Erfindung derselben
                              schnell zu gelangen.
                           Edouard Adam fand einen gefaͤhrlichen Nebenbuhler in Laurent Solimani, Professor der Chemie an der Centralschule, im
                              Gard-Departement. Es sey nun daß dieser Mann einige Kunde von Adam's
                              Vorkehrungen erhalten, oder daß er bloß Kenntniß von den erzielten
                              Resultaten bekommen hatte, genug; es gelang ihm das reine, in jenen Prozessen
                              vorwaltende Princip zu entdecken, und nach den Forderungen desselben einen
                              Destillirapparat zusammen zu sezen, der mit Leichtigkeit Resultate lieferte, die nur
                              mit Muͤhe und durch complicirte Prozesse durch die Adam'sche Combinationen
                              erreicht werden konnten.
                           Sein Erfindungspatent ist vom 6. Juni 1801. Er erhielt es also acht Tage
                              spaͤter als Adam das Seinige.
                           Wenn man in dem Adam'schen bloß die Wiege der neuen Destillirkunst erblickt,
                              so blicken aus dem Solimani'schen die mannigfaltigen Kenntnisse eines mit den
                              Naturkraͤften, und den Wirkungen derselben vertrauten Mannes. Von dem Baue
                              des Ofens an, bis zu dem lezten Ziel der Destillation hin, beruhen
                              saͤmmtliche Einrichtungen auf den richtigsten Grundsaͤzen der
                              Wissenschaft, und auf den erprobtesten Erfahrungen.
                           
                        
                           13. Beschreibung des Solimani'schen Apparats.
                           Solimani ließ diesen Apparat zu Calvisson im Gard-Departement
                              aufrichten.
                           Fig. 14.
                              Tab. XV. zeigt den Apparat in Thaͤtigkeit.
                           Fig. 15. Ein
                              Durchschnitt desselben, um das innere des Ofens desto deutlicher darzuthun.
                           Der Apparat in dieser Brennerei ist doppelt, auf der rechten Seite dieser beiden
                              Figuren steht man an der Zeichnung die Linie die den Bruch andeutet, es waͤre
                              uͤberfluͤssig gewesen den Apparat zweimal zu zeichnen. Sie stehen
                              gegen einander umgekehrt, so daß die beiden Faͤßchen S in welchen der Alkohol sich sammlet, neben einander
                              stehen.
                           AA Roͤhre die den Wein, nach Oeffnung des
                              Hahnes B, durch die Roͤhre CC in den Kessel leitet.
                           
                           DD zwei nebeneinander mittelst der Roͤhre
                              E in Verbindung gesezte Kessel: sie sind doppelt
                              genommen, zur Vermehrung der Oberflaͤchen; beide viereckig, oben
                              gewoͤlbt, mit rundem Halse, und gewoͤlbter Haube. Aus jeder Haube geht
                              seitwaͤrts eine conisch gebildete Roͤhre gg, hervor; und beide oͤffnen sich in die Roͤhre EE, welche die Daͤmpfe in das Faß F, das zur Laͤuterung derselben dienet,
                              fuͤhrt, von wo aus sie durch die Roͤhre G,
                              in den Rectificator, (der Erfinder nennt diesen Theil des
                              Apparats, der Alkogen) H
                              gefuͤhrt werden, in welchen sie steigen, und rectificirt, durch die
                              Roͤhre I zu dem Kuͤhlapparat im Fasse V gelangen, und sich von hier aus, condensirt, in das
                              Faͤßchen S ergiessen.
                           LL Roͤhre, die das kalte Wasser in das
                              Abkuͤhlungsgefaͤß des Rectificators fuͤhrt.
                           M Heberfoͤrmige Ableitungsroͤhre, welche
                              die im luftdicht verschlossenen Fasse F abgeschiedenen
                              waͤsserigten Theile zu der Pumpe N fuͤhrt,
                              von wo aus sie alsdann, vermittelst des Pumpenarmes O in
                              die Roͤhre VVV, zu dem Kessel hin, hinauf
                              getrieben werden.
                           P kleine Thuͤre, die zu noͤthigen
                              Reparaturen den Eingang in den Ofen gestattet.
                           Q Ofenthuͤre, fuͤrs Brennmaterial.
                           R Thuͤre des Aschenbehaͤlters.
                           h Roͤhre, welche das Wasser zum Dampfkessel aa fuͤhrt.
                           d glaͤserne Roͤhre, die mit dem Dampfkessel
                              aa in Verbindung steht, um den Wasserstand
                              desselben anzuzeigen.
                           S Faͤßchen, fuͤr die Produkte der
                              Destillation.
                           T Rauchfang.
                           XX Wasserleitungsroͤhre fuͤr das
                              Kuͤhlfaß, und das Abkuͤhlungsgefaͤß des
                              Rectificators.
                           Y Wasserbehaͤlter fuͤr den
                              Verdichtungsapparat, der hier die Stelle der gewoͤhnlichen Schlange vertritt,
                              und fuͤr die beiden Brennapparate die hier zusammenstossen geraͤumig genug seyn
                              muß. Er ist aus Quadersteinen aufgefuͤhrt.
                           aa große kupferne Pfanne, unter welcher
                              gefeuert wird. Vermittelst dieser werden die Kessel durch Daͤmpfe
                              erwaͤrmt.
                           bb Gestalt des Mauerwerks. Der Ofen ist nach
                              Servau's Principien, um die Wirkung des Feuers zu verstaͤrken, gebauet. Die
                              Flamme, gezwungen, sich unter der kupfernen Pfanne, in mehreren
                              kreisfoͤrmigen Bewegungen fortzuwaͤlzen, findet, wie sie
                              fortschreitet, Hindernisse, gegen welche sie anstoͤßt, und die
                              dadurch, ihre Lebhaftigkeit vermehren. Die Wirkung ist dermaassen groß,
                              daß, obgleich der Heerd fuͤr die Steinkohlen kaum 3 Decimetres intz
                              gevierte haͤlt, und die Steinkohle wenig Flamme giebt, die Flamme dennoch in
                              einem ununterbrochenen 11 Metres langen Strich, nach Verzehrung alles Rauches den
                              Rauchfang erreicht. Die Breite des Kanals in welchen sich die Flamme fortbewegt, ist
                              ungefaͤhr von 2 Dec. an seinem Ursprunge, und wird von dort an immer
                              schmaͤler.
                           cccccc eiserne Stangen, auf welchen der Dampfkessel
                              ruht.
                           fff Gewoͤlbe aus Quadersteinen, um dem
                              Drucke der Daͤmpfe zu widerstehn.
                           ZFig. 1.
                              Sicherheitsventil, welches man mehr oder weniger belastet, wie man mehr oder weniger
                              Waͤrme noͤthig hat.
                           Fig. 16.
                              zeigt einen Durchschnitt des Kuͤhlapparats. Der Condensator ist aus zwei
                              verzinnten Kupferblechen gemacht, die dazwischen einen Raum von 2 Linien lassen, und
                              die 6 Beugungen, jede unter einem Winkel von 45 Grad bekommen, wie man es an der
                              Zeichnung sieht.
                           a Eingangsroͤhre fuͤr die
                              Daͤmpfe.
                           k Roͤhre, die den fertigen Alkohol in daß
                              Faͤßchen S fuͤhrt.
                           
                           abc Raum, mit kaltem Wasser angefuͤllt, und
                              vermittelst der Roͤhre XX voll
                              gehalten.
                           Fig. 17.
                              Durchschnitt des Gefaͤsses worin der Rectificator (Alkogen) sich befindet.
                              Der Rectificator ist gerade wie der Condensator verfertigt, nur daß er eine
                              Beugung weniger hat, und daß er in einem hoͤlzernen Faße steht.
                              Die Daͤmpfe begeben sich darin, durch die Roͤhre b, verbreiten sich zwischen den beiden metallenen
                              Waͤnden, und gehn von hier in den Condensator. Dieses Gefaͤß
                              wird vermittelst des Regulators e immer voll Wasser
                              erhalten.
                           Fig. 5.
                              stellt diesen Regulator nach einem groͤßeren Maaßstabe vor.
                           AAAA senkrechter Durchschnitt des Gefaͤsses,
                              worin der Rectificator.
                           B Besondere Abtheilung dieses Gefaͤsses, die mit
                              demselben, durch die conische Oeffnung CC, und nach
                              Aussen hin, durch die Oeffnung Z in Verbindung ist.
                           DDD senkrechter Kanal, durch welchen das Wasser aus
                              einem Behaͤlter fließt, der etwas hoͤher als der Rectificator
                              steht, in den hohlen Raum B fließt.
                           EE Oberflaͤche des Wassers im
                              Behaͤlter.
                           F Seitenoͤffnung zum Abfluß des
                              uͤberfluͤssigen Wassers.
                           GH eine Art Araͤometer, oben mit einer
                              kleinen Schaale G zur Aufnahme von Gewichten
                              eingerichtet, unten mit einem kleinen Ring.
                           MN horizontal liegende und in dieser Richtung
                              verschiebbare Register. Es endiget sich nach Aussen hin mit einer kleinen Kugel N, nach innen zu mit einer Platte M, durch deren Mitte der obere Stiel IH
                              des Araͤometers geht.
                           OP feste Unterlage, auf welcher das Register MN sich bewegt.
                           ST kleine Stange, die in S befestigt ist, und oben in einen Ring ausgeht.
                           
                           XY kleine Horizontalstange, mit einem Ende in Y befestigt, am andren mit einem kleinen Ringe X versehn.
                           QR kleine horizontale Stange, die mit ihrem kleinen
                              Hacken in R eingreift, durch den Ring T geht, und an ihrem andren Ende eine kleine Kugel
                              traͤgt.
                           UV senkrechtes Staͤngchen; das obere Ende
                              desselben haͤngt in den Hacken R, das untere ist,
                              an dem konischen Koͤrper V befestigt, der die
                              Stelle einer Klappe vertritt, und die Oeffnung ce
                              vollkommen verschliessen kann. Dieser kleine Koͤrper V, muß wenigstens so schwer seyn, daß er dem Andrang des
                              kalten Wassers widerstehen kann, welches durch die Oeffnung cc in das Behaͤltniß des
                              Rectificators dringen will.
                           Das Araͤometer muß so beschwert werden, daß, bei dem Grade der
                              Temperatur die man verlangt, die Oeffnung cc,
                              durch den conischen Koͤrper V vollkommen
                              verschlossen sey.
                           Sobald sich die Temperatur erhoͤht, so sinkt das Araͤometer; und
                              druͤckt auf den horizontalen Arm QR, der in
                              T unterstuͤzt, als Hebel wirkt, das Ventil
                              V hebt, und dem kalten Wasser den Zutritt
                              gestattet.
                           Ist die Normaltemperatur wieder hergestellt, so erhebt sich das Araͤometer
                              wieder zu seinem vorigen Standpunkt, und beharrt in demselben, bis die
                              erhoͤhete Temperatur des Wassers ein neues sinken veranlaßt.
                           Merkt man daß die Bewegung des Araͤometers zu viel Waͤrme
                              erfodert, so darf nur das Register NM etwas
                              vorgeschoben werden: dadurch wird der Arm des Hebels verlaͤngert, und die
                              Empfindlichkeit des kleinen Instrumentes vermehrt.
                           
                        
                           14. Einige Bemerkungen uͤber diesen Apparat.
                           Man wird sich einen Begriff der Vorzuͤge dieses Apparats und der neuen
                              Destillirmethode uͤberhaupt machen, wenn man, dem Berichte der Commission der
                              Akademie des Gard-Departements zufolge, erwaͤgt, daß eine nach
                              den Chaptal'schen, folglich nach den aͤlteren Principien, sehr vortheilhaft
                              eingerichtete Brennerei der Gebruͤder Argand, von 6 Zentnern Wein, innerhalb
                              9 Stunden, 1/5 bis 1/3 des Gewichtes an Branntwein lieferte, und daß dagegen,
                              der Solimani'sche Apparat in derselben Zeit, naͤmlich in 9 Stunden 105
                              Zentner Wein destillirt, und daß man aus diesem Weine 1/6 seines Gewichtes an
                              Alkohol zu 33 Grad erhaͤlt. Hierzu werden 3 Centner Kohlen verbraucht.
                           Vielleicht waͤre dieser Apparat dadurch vereinfacht worden, daß man
                              durch hoͤhere Stellung des Laͤuterungsgefaͤsses F vermittelst der heberfoͤrmigen Roͤhre,
                              ohne Huͤlfe der Pumpe das uͤberfluͤssige Pflegma in die
                              Destillirgefaͤsse, von selbst haͤtte ablaufen lassen.
                           Man sieht daß Solimani beide Rectificationsmittel auf die Daͤmpfe, die
                              sich vom Kessel erheben angewendet hat. Er fuͤhrt wie Adam die Daͤmpfe
                              durch ein fluͤssiges Mittel, aber diese Fluͤssigkeit, bildet sich aus
                              den sich nach und nach verdichtenden Wasserdaͤmpfen, und sein sinnreicher
                              Rectificator (Alkogen) ist zur Erreichung des Zweckes ganz anders geeignet als die
                              Adamschen eierfoͤrmigen Condensatoren.
                           Die eben so sinnreiche Einrichtung des Aerometers, um die Temperatur
                              gleichfoͤrmig zu erhalten, war hier um so zweckmaͤssiger angebracht,
                              da man solchergestalt die Temperatur finden, und festhalten konnte, die sich zum
                              Zwecke am besten paßte, und aus der Theorie nicht herzuleiten war.
                           Der 2 Linien breite Raum den die Daͤmpfe zwischen den Seitenblechen des
                              Rectificators durchwandern, ist durch die Erfahrung streng bedingt: im kleinen
                              Apparat war eine Schlange an der Stelle, und that gute Wirkung, im Großen
                              aber leistete sie gar nichts. Zu viele Daͤmpfe waren, bei dieser Form, dem
                              kuͤhlenden Einfluß der Seitenwaͤnde entzogen. Diese Bemerkung ist fuͤr
                              diejenigen besonders belehrend, die nach den neuen Destillirgrundsaͤzen,
                              Apparate einrichten wollen, und sie muß sie auf die taͤuschenden
                              Wirkungen blosser arbeitender Modelle aufmerksam machen.
                           
                        
                           15. Thaͤtigkeit der Franzosen, um neue Modificationen zu finden, die zu Erfindungspatenten einige Hoffnung geben konnten.
                           Die grossen Vortheile, welche diese neuen Apparate den Destillateuren verschaften,
                              regten von allen Seiten den Erfindungsgeist.
                           Vom 6. Juni 1801 an, bis zum 20. September 1807, folglich innerhalb 7 Jahren, hatten
                              die Adam'schen Fortschritte in der Destillirkunst 16 Concurrenten geweckt, die alle
                              Erfindungspatente erhielten. Die Einrichtungen die sie waͤhlten, und die ihr
                              Eigenthum wurden, sind groͤßtentheils nicht zur Kenntniß des
                              Publikums gekommen, vielleicht deßhalb weil sie nicht so wesentliche
                              Vortheile darbieten. Unter diesen kam der Isaac Berard'sche Apparat zu seiner Zeit
                              viel zur Sprache, weil er deßhalb mit Adam in einen Prozeß gerieht,
                              welcher aber fuͤr diesen lezten verloren gieng. Von dem Berard'schen Apparat
                              hat man eine Zeichnung, die zur Belehrung uͤber Constructionen
                              aͤhnlicher Einrichtungen nuͤzlich seyn kann, und daher hier ihren Plaz
                              verdient. Ein Erfindungs-Patent wurde ihm unter dem 16. August 1805 also 4
                              Jahr spaͤter als das Adam'sche, ausgefertigt.
                           
                        
                           16. Beschreibung des Isaac Berard'schen Apparats.
                           Fig. 11.
                              Tab. XV. zeigt den Apparat in voller Thaͤtigkeit.
                           A der Ofen nach Rumfordschen Principien.
                           B der Kessel.
                           
                           C die Haube. Die punktirten Linien in derselben, so wie
                              im Kessel, zeigen die Lage mehrerer Querbleche an, an welchen die
                              Sicherheitsroͤhre Fig. 2., und mehrere
                              kleine Roͤhren, die hier als Rectificatore wirken,
                              angebracht sind.
                           DD Schnabel des Helms, der die Daͤmpfe zum
                              Rectificator leitet.
                           E Seitenroͤhre, welche die Daͤmpfe in den
                              unteren Theil des Rectificators fuͤhrt.
                           F andre Seitenroͤhre, die von der Roͤhre
                              des Helms ausgeht, und sich in dem hoͤchsten Theil V des Rectificators oͤffnet.
                           H Hahn mit 3 Oeffnungen, der die Daͤmpfe nach
                              Belieben, entweder in die Seitenroͤhren (E oder
                              F) durchlaͤßt, oder sie in der
                              Roͤhre D weiter leitet, um sie nach H oder nach G zu
                              fuͤhren, je nachdem die Staͤrke des Weingeists seyn soll.
                           I Hahn mit 3 Oeffnungen dem vorigen gleich.
                           LL Leitungsroͤhre fuͤr die
                              Daͤmpfe die aus dem Rectificator kommen, und sich durch diese Roͤhre
                              in die, in einem mit Wein angefuͤllten Fasse O
                              befindliche Schlange, begeben.
                           MN Verbindungsroͤhre zwischen dieser
                              Schlange und der im Kuͤhlfasse.
                           O mit Wein angefuͤlltes Faß, worin die
                              erste Schlange, in welcher sich ein Theil der Daͤmpfe bereits condensirt; aus
                              ihrem gewoͤlbten Deckel erhebt sich eine Roͤhre, welche die
                              Daͤmpfe nach Belieben in den einen oder den andern Theil des Apparats leitet.
                              Man hat sie nicht abgezeichnet um die Verwirrung zu vermeiden.
                           P Faß voll Wasser, worin die zweite Schlange. Es
                              ruht auf einem Mauerwerk, und traͤgt selbst das Gefaͤß worin
                              der Rectificator sich befindet.
                           
                           Q Faͤßchen, zum Empfang des Alkohols.
                           R unteres Ende der Schlange.
                           S Ofen-Thuͤre.
                           T Thuͤre des Aschenbehaͤlters.
                           UU Roͤhre welche das Pflegma von dem
                              Rectificator in den Kessel leitet.
                           V Oberster Theil des Rectificators.
                           X andrer Theil des Rectificators, der nach dem Kessel zu
                              geneigt ist, um das Ablaufen des Pflegmas zu erleichtern. Der mittlere Theil kann in
                              dieser Stellung nicht gesehn werden.
                           Y Roͤhre, die vermittelst ihres Hahnes eine
                              Verbindung zwischen dem mit Wein angefuͤllten Fasse O und dem Kessel herstellt, damit dieser sobald es noͤthig ist, mit
                              erwaͤrmten Weine, gefuͤllt werden kann. Das Faß O wird vermittelst einer Pumpe gefuͤllt, die hier
                              nicht gezeichnet worden ist, eben so wenig als der große
                              Weinbehaͤlter.
                           A' Roͤhre mit ihrem Hahne, um das Pflegma aus dem
                              Helm in den oberen Theil des Kessels zu fuͤhren.
                           B' aͤhnliche Roͤhre, um das Pflegma in den
                              unteren Theil des Kessels zu leiten.
                           C' Hahn mit drei Oeffnungen, der zu erkennen giebt ob der
                              Kessel hinlaͤnglich gefuͤllt ist.
                           D' Hahn um den Kessel zu leeren.
                           Fig. 12.
                              stellt einen Durchschnitt der Querwand in dem Helm vor. Dieser Schnitt geht Mitten
                              durch die Sicherheitsroͤhre, und die Roͤhre, welche die Daͤmpfe
                              rectificirt. Er ist nach einem groͤßeren Maaßstabe gezeichnet,
                              als Fig. 11.
                              damit man desto deutlicher beide Roͤhren sehn koͤnne.
                           A Roͤhre die an der Querwand angeloͤthet,
                              und an beiden Enden offen ist. Sie wird mit einer cylindrischen, oder verschlossenen
                              Huͤlse BBB bedeckt; und so an die Querwand
                              befestiget, daß sie, in allen ihren Theilen, von der Roͤhre A, um einen Centimetre entfernt ist.
                           
                           DD Sicherheitsroͤhre: sie ist an der
                              Querwand angeloͤthet, und ragt von beiden Seiten um gleich viel hervor. An
                              ihrem oberen Ende sind zwei Reihen Loͤcher E
                              angebracht, durch welche das Ueberfluͤssige ablaufen kann. Der untere Theil
                              dieser Roͤhre ist wie in A, mit einer
                              Huͤlse bedeckt, und eben so an der Querwand befestigt.
                           Fig. 13.
                              zeigt den Condensator von oben gesehn. Hier, wie in Fig. 11. bezeichnen
                              dieselben Buchstaben, dieselben Stuͤcke. Man sieht hier, wie die 3 Cylinder
                              zusammenhaͤngen und wie sie durch zwoͤlf Querwaͤnde, in
                              dreizehn Faͤcher getheilt sind. Diese 3 Cylinder liegen nicht in einer und
                              derselben Ebene: der Theil F liegt hoͤher, als
                              das Ende G des ersten Cylinders. Der Theil G des zweiten Cylinders liegt hoͤher als der
                              Theil H, und dieser Theil H,
                              hoͤher als der Theil E, um das Ablaufen der
                              Pflegmas durch die Roͤhre U in den Kessel zu
                              befoͤrdern.
                           
                        
                           17. Einige Bemerkungen uͤber diesen Apparat.
                           Auch Berard hat in diesem Apparat beide
                              Rectificationsmethoden angewendet. Die Querwaͤnde in der Blase selbst, und in
                              dem Helm, lassen die aus dem Kessel sich erhebenden Daͤmpfe durch mehrere
                              kleine Roͤhren durch; diese Daͤmpfe erfahren eine erste Rectification,
                              in dem Pflegma, welches sich, bis zu einer gewissen Hoͤhe auf den
                              Querwaͤnden sammelt: allein die hohe Temperatur, zu welcher sich sowohl die
                              Querwaͤnde selbst als die condensirten Fluͤssigkeiten in diesem Theil
                              des Apparats erheben, macht die daraus entspringende Vortheile sehr unbedeutend, und
                              der Erfinder hat wahrscheinlich nur dazu seine Zuflucht genommen, um den Vorwurf zu
                              vermeiden, daß er die patentirten Apparats nachgemacht habe.
                           Dagegen hat er die Zeit sehr geschickt zu benuzen gewußt, welche die
                              Daͤmpfe in Roͤhren die mit warmen Wasser umgeben sind, zubringen, um
                              solchergestalt geistige Produkte von verschiedener Staͤrke zu erzielen. Je
                              nachdem die Daͤmpfe durch eine oder durch mehrere Roͤhren seines
                              Rectificators durchgehn, wird das Erzeugniß schwaͤcher oder
                              staͤrker. Der Zig-Zag des Solimani'schen Apparats liefert diese
                              Bequemlichkeit nicht; dessen winkelfoͤrmige Beugungen werden aber hier durch
                              die Querbleche der Zellen ersezt, und um die Daͤmpfe noch mehr darin
                              aufzuhalten, sind die oberen Oeffnungen, die den Durchgang der Daͤmpfe von
                              einer Zelle zur Andern gestatten, nicht einander gegenuͤber angebracht. Die
                              waͤsserigte Fluͤssigkeit die sich in diesem Condensator
                              niederschlaͤgt wird durch kleine unten an den Querwaͤnden angebrachte
                              Oeffnungen, in die Blase zuruͤckgefuͤhrt.
                           Durch alle drei, bisher beschriebene Apparate herrscht folglich dasselbe
                              Rectificationsprincip; nur wußte Berard durch die groͤßere oder
                              geringere Dauer des Einflusses der niedrigeren Temperatur auf die, durch den
                              Rectificator durchziehenden Daͤmpfe, Produkte von verschiedenem Alkoholgehalt
                              zu erzielen. Alle drei lassen ihre Daͤmpfe sowohl durch, mit Wasser umgebene
                              Gefaͤsse, als auch mittelst ihres Durchzuges durch ein fluͤssiges
                              Mittel von niedrigerer Temperatur, rectificiren: aber keiner von den dreien hatte
                              Wasser von verschiedener Temperatur benuzt, um Alkohol von verschiedener
                              Staͤrke zu bekommen. Auf dieser lezten Modifikation beruht das
                              eigenthuͤmliche eines Apparats, den Augustin
                                 Menard, ein Pharmaceutiker zu Lunel, im Herault-Departement, ersann,
                              und ohne sich darauf patentiren zu lassen in einer kleinen Schrift bekannt
                              machte.
                           
                        
                           18. Beschreibung des Apparats von Augustin Menard.
                           AFig. 1. Tab.
                              XVI. der Kessel.
                           B breite Roͤhre, die sich gegen c verjuͤngt, und mit ihrer Verlaͤngerung
                              ccc, deren Ende gebogen ist, in den
                              Rectificator D bis nahe an den Boden desselben, hinunter geht. Sie
                              ist in D angeloͤthet.
                           E Seitenroͤhre die von C ausgeht, und bis gegen den Boden der ersten Zelle reicht sie ist bei F an den Rectifikator angeloͤthet.
                           G trichterfoͤrmige Roͤhre durch welche man
                              Fluͤssigkeiten in die erste Zelle giessen kann.
                           H eben solche Roͤhre, an der lezten Zelle, zu
                              demselben Zwecke.
                           Man gießt vermittelst dieser Roͤhren Branntwein oder Alkohol in diese
                              Zellen, wenn man staͤrkere Produkte verlangt.
                           II Die beiden aͤussersten Zellen des
                              Rectificators, die um das doppelte groͤßer sind als die
                              uͤbrigen.
                           K Die sechs mittleren Zellen.
                           LL Roͤhren, welche die Daͤmpfe von
                              einer Zelle in die andre leiten. Sie oͤffnen sich am obersten Theile einer
                              jeden Querwand, und reichen bis gegen den Boden des Apparats.
                           MM Roͤhren, welche den Boden einer jeden
                              Zelle mit der Roͤhre N in Verbindung sezen. Durch
                              diese Roͤhre wird nach Oeffnung der Haͤhne, das Pflegma in den Kessel
                              gefuͤhrt.
                           NNN Roͤhre durch welche sich das Pflegma in
                              den Kessel ergießt.
                           O Roͤhre die an den obersten Theil der lezten
                              Zelle des Rectificators angeloͤthet ist. Sie fuͤhrt die Daͤmpfe
                              zum Kuͤhlfasse hin.
                           PPPP Abkuͤhlungsgefaͤß, in
                              welchem der Rectificator liegt. Man hat hier die vordere Seite desselben
                              weggelassen, damit man den darin liegenden Rectificator sehn konnte.
                           Q Kuͤhlfaß, in welchem die Schlange.
                           R aͤusserstes Ende der Schlange, von welchem das
                              Destillat in das Faͤßchen fließt.
                           
                           S Hahn mit drei Oeffnungen. Er laͤßt nach
                              Belieben die Daͤmpfe entweder in die Roͤhre E, oder in die Verlaͤngerung der Roͤhre C.
                           TU Rectificator.
                           VV Fuͤsse des Rectificators. Man sieht
                              bloß die beiden Vorderfuͤsse.
                           X Roͤhre um die Fluͤssigkeit in die Blase
                              einzugiessen.
                           Y Ausleerungsroͤhre.
                           Z Hahn den man oͤffnet, wenn man den Kessel
                              fuͤllt, und der anzeigt, wenn er seine Ladung hat.
                           a Ofen.
                           b Ofenthuͤre.
                           c Thuͤre des Aschenbehaͤlters.
                           
                        
                           19. Einige Bemerkungen uͤber diesen Apparat.
                           Vermittelst dieses Apparats kann man das Destillat nach allen beliebigen Graden
                              erhalten, von 18 Grad an bis 35 oder 36 Grad.
                           Will man ordinaͤren Branntwein zu 18 Grad bis 19 Grad so oͤffnet man
                              den Hahn S so, daß die Daͤmpfe durch die
                              Roͤhre CCC unmittelbar in die lezte Zelle
                              gelangen, aus welcher sie alsdann hinreichend rectificirt in das
                              Kuͤhlfaß kommen. Hier sammelt sich das Pflegma, und erhebt sich
                              uͤber die Oeffnung der Roͤhre C immer
                              hoͤher, wie die Destillation fortruͤckt; die Daͤmpfe, die mit
                              der fortgesezten Destillation immer aͤrmer an Alkohol werden, bleiben
                              solchergestalt laͤnger der Wirkung der niedrigen Temperatur ausgesezt, und
                              lassen daher auch mehr Wasser zuruͤck.
                           Will man Branntwein zu 22 Grad, so verfaͤhrt man auf die naͤmliche Art,
                              mit dem Unterschied, daß man gleich anfangs in die achte Zelle
                              ungefaͤhr 14 Maaß Branntwein von eben dieser Staͤrke, durch die
                              Roͤhre H gießt.
                           
                           Sollte der Geist genau zwischen 22 1/2 und 22 3/4 Grad stehen muͤssen, so
                              sorgt man bloß daß das Wasser, worin der Rectificator liegt, etwas
                              kaͤlter gehalten werde, und folglich in groͤßerer Menge
                              vorhanden sey.
                           Von 22 3/4 Grad an bis 23 Grad muß schon die Roͤhre C geschlossen, und die Daͤmpfe durch die
                              Roͤhre E geleitet werden. Nun ziehen sie durch
                              alle Zellen durch, zum Kuͤhlfasse hin. Zu diesem niedrigeren Grade muß
                              das Wasser um den Rectificator waͤrmer und folglich nicht in so großer
                              Menge vorhanden seyn.
                           Alle Mittelgrade zwischen 23 und 33 werden durch niedrigere Temperaturen des Wassers
                              erzielt.
                           Verlangt man aber Alkohol zu 35 Grad so muß man in die erste Zelle gleich
                              anfangs ungefaͤhr 14 Maaß Branntwein zu 22 Grad giessen, und die
                              Temperatur des Wassers dazu einrichten.
                           Wollte man Alkohol zu 38 Grad, so muͤßte man entweder in den Kessel
                              Branntwein anstatt Wein giessen, oder wenn man den Kessel mit Wein fuͤllt,
                              ungefaͤhr 14 Maaß Alkohol zu 33 Grad in die erste Zelle giessen, und
                              die Temperatur des Wassers darnach reguliren.
                           Man sieht hieraus, wie sorgfaͤltig der Erfinder dieses Apparats die Wirkungen
                              der hoͤheren oder niedrigeren Temperatur studiret hat, und daß hierin
                              das Eigenthuͤmliche seiner Vorkehrung liegt.
                           
                        
                           20. Die Beschreibung andrer nach denselben Principien zusammengesezten Apparate ist uͤberfluͤssig.
                           Aus der Auswahl der Apparate, deren Beschreibung man sich hier angelegen seyn
                              ließ, wird der Leser eingesehn haben, daß man dabei nicht
                              willkuͤhrlich verfuhr; man hat mit noͤthiger Klarheit das Princip
                              aufgestellt, von welchem die neue Destillirmethode ganz allein abhaͤngt, und die Anwendungen
                              desselben verfolgt.
                           Man findet noch in den Annalezdes
                                 Arts und andren Schriften aͤhnliche Apparate beschrieben, allein sie
                              unterscheiden sich nur von den bereits beschriebenen, durch die Form, oder die
                              Zusammenstellung der Gefaͤsse durch welche die Daͤmpfe ziehn, und
                              bieten keine neue Anwendung des Princips an. Ob man die Gefaͤsse die zur
                              Rectification dienen rund oder viereckig, etwas hoͤher oder etwas flacher
                              macht, ob der Apparat aus einem einzigen, in mehr oder weniger Zellen getheilten
                              Gefaͤsse besteht, oder ob die Gefaͤsse, getrennt, neben einander
                              gestellt werden, das alles traͤgt zur Erzielung des Hauptzweckes gar nichts
                              bei: jede Brennerei wird sich, bei Einrichtung ihres Apparats hauptsaͤchlich
                              nach der Geschicklichkeit ihres Kupferschmieds richten, und von dieser die Form
                              ihres Brennzeuges abhaͤngen lassen muͤssen.
                           Die in vielen Zellen getheilten Apparate, sind nicht nur nicht leicht herzustellen,
                              sondern auch, was wohl zu beachten ist nicht leicht zu reinigen, und zu repariren;
                              getrennte Rectificatore, die leicht zusammengestellt, und leicht auseinander
                              genommen werden koͤnnen, werden immer am meisten zu empfehlen sey.
                           
                        
                           21. Apparat des Professors Marechaux.
                           So z.B., bin ich von der Koͤnigl. Baier. Regierung fuͤr einen
                              Destillirapparat patentirt, der vielleicht unter die allereinfachsten
                              gehoͤrt.
                           Ich habe indessen noch nichts daruͤber bekannt gemacht, weil ich keinen
                              Schluß vom Kleinen aufs Große machen, und Niemand bis jezt, in meiner
                              Umgebung, bei dem hoͤchst niedrigen Stande der Branntweine, die Kosten der
                              Mittelapparate, und einer Helmveraͤnderung, daran wagen wollte. Erst in diesen Winter wird mir
                              ein guͤnstigeres Lokal die Verfertigung eines groͤßeren
                              Apparats gestatten.
                           Meine jezige Blase haͤlt nur 35 Maaß; es sind nur zwei
                              Mittelgefaͤsse, zwischen dem Kessel und dem Kuͤhlfasse. Diese sind
                              getrennt, und werden, wenn der Apparat vierzehn Tage oder 3 Wochen hindurch
                              gearbeitet hat, auseinander genommen und gereinigt. Ein sehr einfacher Kitt, aus
                              Mehl und Eiweiß haͤlt allen Alkohol zuruͤck, und dauert die
                              ganze Zeit durch, ohne erneuert werden zu muͤssen.
                           Diese Blase ist also nur ein arbeitendes Model: ich brauche gar keinen
                              Kuͤhlapparat fuͤr die Rectificatoren; das Pflegma, welches sich in
                              denselben sammelt, rectificirt zu meinem Zwecke hinreichend, denn 35 Maaß
                              Branntwein zu 20 Grad geben mir mit einer einzigen Destillation 12 Maaß
                              Alkohol zu 38 Grad Beaume, und ungefaͤhr 6 Maaß zu 26 bis 28 Grad. Er
                              leistet also alles was der lezt beschriebene, der Menard'sche leistet, wenn die
                              Blase mit Branntwein angefuͤllt wird, und die Daͤmpfe durch alle seine
                              acht Zellen durchziehn. 35 Maaß von einer alkoholhaltigen Fluͤssigkeit
                              von 11 Grad, giebt mit einer einzigen Destillation, 6 Maaß Alkohol von 26 bis
                              27 Grad, und einige Maaß eines Branntweins von 18 bis 20 Grad. Es scheint
                              also bloß, daß man der Blase zugleich den Durchmesser der
                              Mittelgefaͤsse vergroͤßere, damit die Ableitung der
                              Waͤrme in dem Verhaͤltnisse der zunehmenden Maasse der Daͤmpfe,
                              vermehrt werde: und dieses duͤrfte alsdann eine neue Anwendung des hier
                              obwaltenden Princips seyn, welche bei den obenbeschriebenen Vorkehrungen ausser Acht
                              gelassen wurde.
                           
                        
                           22. Entfernung der atmosphaͤrischen Luft beim Destilliren.
                           Die neue Form der Apparate, bringt den Umstand mit sich, daß der ganze innere
                              leere Raum des Kessels Luftleer, und bloß mit den Wasser- und
                              Alkoholdaͤmpfen gefuͤllt ist: es ist klar, daß alle
                              atmosphaͤrische Luft ebenfalls aus den mittleren, zur Rectification
                              bestimmten Gefaͤssen getriehen wird, sobald die Destillation vor sich geht,
                              und daß die aͤußere Luft auf die eigentliche Bildung der
                              Daͤmpfe gar keinen unmittelbaren Einfluß hat. Die aͤussere Luft
                              wirkt also bloß nur noch, durch die unterste Oeffnung der Schlange, auf die
                              lezte Zelle, oder auf das lezte Gefaͤß des Rectificators. Es ist nicht
                              nur wahrscheinlich, sondern, man darf es sagen, gewiß, daß es ein
                              nicht schwer zu ersinnendes Mittel geben wird, auch ohne Anwendung irgend eines
                              kuͤnstlichen Mittels die Luft aus dem Zwischenraume, von dem lezten
                              Mittelgefaͤsse zum Fasse hin, worin die Produkte der Destillation sich
                              sammlen, zu entfernen.
                           
                        
                           23. Besonderer Nuzen der Entfernung der Luft bei Destillationen.
                           Der Nuzen der Entfernung der Luft, bei Verdampfungsprozessen ist in neueren Zeiten
                              allgemein anerkannt. Die sonst zur Verdampfung noͤthige Waͤrme, wird
                              dadurch um ein betraͤchtliches vermindert. Bei vielen Stoffen ist dieses sehr
                              wichtig, weil eine hoͤhere Temperatur die Qualitaͤt der
                              Mischungsverhaͤltnisse modificirt; bei der Erzeugung unserer Branntweine ist
                              die Verminderung der Waͤrme deßhalb wichtig, weil die dicken,
                              schleimigen, zur Destillation gebrachten Stoffe, nicht sobald zu der Temperatur
                              gelangen, die den empyreumatischen Geschmack hervor bringt, und uͤberdieses
                              eine große Holzersparniß dabei erzielt werden kann. Im luftleeren
                              Raume geht die Destillation schon bei 80 Grad Fahrenheit, oder 20°, 5 Reaumur
                              vor sich.
                           Dieses neue Princip ist indeß noch zu wenig auf die Destillation der
                              Branntweine, angewendet worden, als daß man mit Bestimmtheit angeben
                              koͤnnte, ob sich auch wirklich hier der beabsichtigte Nuzen daraus ergeben
                              wird. Die sich entwickelnden Daͤmpfe werden immer auf die Oberflaͤche der zu
                              verdampfenden Fluͤssigkeit einen Druck ausuͤben; bei Anwendung von
                              Rectificatoren, wird dieser Druck in jedem Falle durch den Widerstand gemessen
                              werden koͤnnen, den die Saͤule der Fluͤssigkeit durch welche
                              sie sich weiter fortwaͤlzen, ihnen entgegensezen wird. Gesezt sie ziehen
                              durch zehn Zellen durch, und jede Zelle stellt ihnen den Widerstand einer
                              dreizoͤlligen Saͤule entgegen, so haͤtten sie freilich nur den
                              Druck von einer dreißigzoͤlligen Saͤule zu uͤberwinden,
                              was allerdings weit geringer ist als wenn sie das Gewicht von einer 32
                              fuͤssigen Wassersaͤule zu tragen haͤtten; allein es
                              koͤnnen noch hier Modifikationen erfolgen, die sich nicht so gerade zu aus
                              der Theorie herleiten lassen, und wozu die Erfahrung erst das Naͤhere an die
                              Hand geben muß.
                           
                        
                           24. Lenormandischer Apparat in Paris.
                           Wir erfahren, daß in Paris ein patentirter Apparat existirt, der
                              Lenormandischer, der von dem Augenblicke an, wo die Destillation vor sich geht, in
                              allen Theilen des Apparats, eine Luftleere herstellt, die so groß ist, als
                              sie nur in jenen seyn kann, bei welchen man eine Luftpumpe anwendet.
                           Wir lesen naͤmlich, im Bulletin de la Societe d'encouragement, fuͤr das Jahr 1817
                              folgendes.
                           
                              „Wir sahen beim Herrn Lenormand, Verfasser des Werkes uͤber die
                                 Destillirkunst, einen Destillirapparat, der uns sehr sinnreich, und die
                                 Vortheile der Schottischen Apparate, ohne die Fehler derselben zu besizen
                                 schien. Der Erfinder hat die Gefaͤlligkeit gehabt, uns alle Theile
                                 desselben zu zeigen, da er sich aber, durch ein Erfindungs-Patent dessen
                                 Eigenthum vorbehalten hat, so koͤnnen wir denselben bloß nur sehr
                                 im allgemeinen bekannt machen.“
                              
                           
                              „Der Apparat, der aus drei Theilen, dem Kessel, dem Rectificator, und dem
                                 Kuͤhlapparate, besteht, ist einfach und elegant. Der Kessel haͤlt 5 Fuß im
                                 Durchmesser, und faßt acht Hectoliter Maische, (ungefaͤhr 12 3/4
                                 Eimer Baierisches Maas.) Die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit,
                                 betraͤgt 25 Quadratfuß. Obgleich keine mechanische Vorkehrung
                                 angebracht ist, um die Maische umzuruͤhren, so kommt sie doch in
                                 Bewegung, sobald die Fluͤssigkeit sich erwaͤrmt, so daß die
                                 festen und schleimichten Stoffe, nie anbrennen koͤnnen, und die
                                 Daͤmpfe keinen empyreumatischen Geschmack bekommen.“
                              
                           
                              „Sobald die Destillation anfaͤngt, so wird die
                                 atmosphaͤrische Luft aus dem Apparat getrieben, und kann nicht wieder
                                 hineindringen. Herr Lenormand wendet indeß keine Luftpumpe an, wie dieses bei
                                 einem englischen patentirten Apparat der Fall ist; er destillirt in dem
                                 luftleeren Raume eben so gut, als Herr Tritton, der Erfinder jenes Apparats es
                                 nur immer thun kann, aber ohne alle Muͤhe, ohne alle Schwierigkeit. Ehe
                                 die Destillation vollendet ist, braucht er keinen Hahn anzuruͤhren, und
                                 dann nur bloß diejenigen, die zur Ausleerung der Gefaͤsse dienen.
                                 Er hat alles vorhergesehn, und so lange die Destillation vor sich geht, kann
                                 kein Ungluͤck geschehn.“
                              
                           
                              „Herr Lenormand kann seinem Alkohol die Staͤrke geben, die er
                                 verlangt, und dieser Grad erhaͤlt sich, so lange die Destillation dauert.
                                 Anfaͤnglich fließt aus dem Kuͤhlapparat ein starker Strahl,
                                 der indessen immer schwaͤcher wird, bis er sich in Tropfen
                                 aufloͤset. Ihm bleibt kein Pflegma zur wiederhohlten Destillation
                                 uͤbrig. Das zuruͤckgebliebene zeigte Null am Araͤometer;
                                 der erzeugte Branntwein war 39 Grad stark. Dieser Apparat ist in Paris in voller
                                 Thaͤtigkeit.“
                              
                           
                        
                           
                           25. Einige Bemerkungen bei Gelegenheit dieses Apparats.
                           Diese raͤthselhafte Beschreibung, diese so wichtigen Resultate, spornen zum
                              Nachdenken. Weilen wir daher etwas bei dieser merkwuͤrdigen Erfindung.
                           Die obige Notiz spricht nur von drei Theilen; von dem Kessel, von dem Rectificator,
                              und vom Kuͤhlapparate.
                           Erwaͤgen wir zuerst, was uns vom Kessel selbst gesagt wird. Er enthaͤlt
                              naͤmlich acht Hectolitres, und seine Grundflaͤche 25 Pariser
                              Quadratfuß, oder 3600 Pariser Quadratzolle: da nun ein Hectoliter 5041, 5
                              Pariser Cubiczolle haͤlt, so betragen acht Hectoliters 40332 Par. Cubiczolle,
                              und hieraus laͤßt sich die Hoͤhe der Fluͤssigkeit im
                              Kessel finden: Nennt man diese Hoͤhe x, so ist
                              3600 x = 40332 und x =
                              40332/3600 = 12,5 Pariser Zoll.
                           Ein Baier'scher Eimer zu 60 Maaß, enthaͤlt 3001,4 Pariser Cubiczolle,
                              folglich faßt dieser Kessel ungefaͤhr 12 3/4 Eimer.
                           Es laͤßt sich aus jener Notiz nicht auf die Beschaffenheit des
                              Rectificators schliessen, der zu diesem Apparat gewaͤhlt worden ist. Es giebt
                              nur zwei Arten: entweder ziehen die Daͤmpfe durch eine Fluͤssigkeit,
                              oder durch Roͤhren die in erwaͤrmtem Wasser bei einer bestimmten
                              Temperatur erhalten werden. Es ist wahrscheinlich, daß die erste Art
                              gewaͤhlt worden ist, und zwar nach der Menard'schen Angabe, weil Branntwein
                              und Alkohol nach beliebiger Staͤrke erfolgen.
                           Eben so wenig kann man, aus obiger Angabe einen Schluß auf die Beschaffenheit
                              des angewendeten Refrigerators machen. Aus Lenormand's Vorliebe fuͤr den
                              schwedischen kegelfoͤrmigen Apparat, koͤnnte man vielleicht
                              schliessen, daß er diesen gewaͤhlt hat, und um so mehr da er zur
                              Abkuͤhlung mehr Flaͤche als die Schlange darbietet, und weniger Raum
                              einnimmt.
                           
                           Da Lenormand aber in einem Luftleeren Raum destillirt, so muͤssen nothwendig
                              dieser Refrigerator und das Gefaͤß, worin der Alkohol gesammelt wird,
                              in Luftdichter Verbindung mit einander stehn, und da ich vor zwei Jahren, mit meinem
                              kleinen Apparat uͤber eben diesen Gegenstand Versuche anstellte, will ich
                              hier diejenige Vorkehrung mittheilen, die mir zum Zweck zu fuͤhren schien,
                              und die ich damals nicht fortsezen konnte, weil mein zu schwacher Apparat dem Druck
                              der Daͤmpfe nicht widerstehn konnte, und schon mit Gefahr gedroht hatte.
                              Wahrscheinlich verfaͤhrt Lenormand auf eine aͤhnliche Art.
                           Die Schlange und die Vorlage, so wie alle uͤbrigen Theile des Apparats waren
                              Luftdicht verschlossen. Aus der Vorlage gieng eine gebogene Roͤhre heraus,
                              die in ein etwas tiefes, mit Wasser gefuͤlltes Gefaͤß, beinahe
                              bis auf den Grund desselben reichte; da die Roͤhre nicht mit einem Hahn
                              versehen war, mußte das mit Wasser gefuͤllte Gefaͤß, so
                              weit seyn, daß man mit der Hand hinein reichen, und die Roͤhre mit
                              einem Stoͤpsel verschliessen konnte. So bald der Siedepunkt des in der Blase
                              enthaltenen Branntweins eintrat, drangen mir Gewalt die Daͤmpfe durch den
                              ganzen Apparat, und trieben durch die kleine ins Wasser gesenkte Roͤhre die
                              darin enthaltene Luft, mit Ungestuͤmm, heraus: sobald man glaubte, daß
                              die Luft hinreichend verduͤnnt war, wurde Wasser ins Kuͤhlfaß
                              gegossen, und die Oeffuung der kleinen Roͤhre unter Wasser mit dem
                              Stoͤpsel verstopft, und die Destillation gieng nun gut und ruhig vor sich.
                              Die Daͤmpfe erhoben sich sehr schnell, beim geringen Zuwachs des Feuers, und
                              nachdem ich einige Tage so gearbeitet, und mich von der Moͤglichkeit dieser
                              Vorkehrung uͤberzeugt hatte, mußte ich aus oben angefuͤhrten
                              Gruͤnden, von dieser Verfahrungsart abstehn.
                           Zu dieser kleinen Blast ist ein so duͤnnes Kupferblech genommen worden,
                              daß es, bei der fast gaͤnzlichen Luftleere, die dann herrscht, den Druck der
                              aͤusseren Luft nicht aushalten konnte, wenn das Kupferblech etwas stark
                              erwaͤrmt, und die Destillation geendigt war. Ich haͤtte mir die Sache
                              gar nicht als moͤglich gedacht, aber den Kessel fand ich einst ganz
                              zusammendruͤckt, und die eine Seitenwand tief hinein gebogen und eben dieser
                              Umstand ereignete sich zum Zweitenmale, als man nach geendigter Destillation
                              versaͤumt hatte, die Luft wieder hineinzulassen.
                           Mein jeziges Local erlaubt mir noch nicht einen andren groͤßeren
                              Apparat verfertigen zu lassen. Diesen Winter aber, denke ich jene Versuche zu
                              wiederhohlen, und die Einrichtung so zu treffen, daß sie auf große
                              Apparate anzuwenden sey.
                           Aus der merkwuͤrdigen Lenormand'schen Angabe, daß
                                 die festen Stoffe in seinem Apparate, ohne kuͤnstliches Umruͤhren,
                                 sogleich mit der ersten Waͤrmemittheilung in Bewegung gerathen, ein
                              Umstand der fuͤr unsere Branntweinbrenner aͤusserst wichtig ist,
                              scheint zu folgen, daß diese leichte Beweglichkeit der schwereren Stoffe, von
                              dem sehr geringen Drucke herruͤhrt, den die Fluͤssigkeit im Kessel
                              erfaͤhrt, und daß der angefuͤhrte Umfang der Blase, bei der
                              oben angegebenen Hoͤhe der Maische, diese guͤnstigsten Resultate
                              herbeifuͤhrt.
                           
                        
                           26. Beschreibung des Tritton'schen Apparats.
                           Indessen wir etwas naͤheres uͤber die Einrichtungen des Lenormand'schen
                              Apparats erfahren, und die Fortsezung meiner Versuche uns etwas bestimmtes und
                              belehrendes verschaft, theile ich hier (aus dem Bulletin de
                                 la Soc. d'encouragement, 17. Jahrg. Seite 221) die kurze Beschreibung eines
                              Apparats mit, aus welchem die Luft vermittelst einer Luftpumpe ausgepumpt wird, und
                              fuͤr welchen der Erfinder, Herr Tritton, den 15. Juli 1817 poͤttentirt
                              worden ist.
                           
                           Schon vor einigen 20 Jahren, hatte der General Mennier zu Cherbourg Apparate
                              einrichten lassen, vermittelst welcher die Destillation im Luftleeren Raume vor sich
                              gehn sollte, allein es sind keine Zeichnungen davon ins Publikum gekommen. Lebon,
                              Montgolfier und spaͤter Smithson Tennant haben sich mit demselben Gegenstande
                              beschaͤftiget. Das Bulletin der Société
                                 d'encouragement, Nro. 135, 14. Jahrgang, Seite
                              224, spricht von dieser lezten Erfindung; da ich aber diesen Jahrgang, nicht in
                              Haͤnden habe, begnuͤge ist mich bloß mit der Anzeige,
                              daß auch hier die Luft durch die Daͤmpfe selbst vertrieben wurde.
                           Herr Tritton destillirt im Wasserbade. Seinen Apparat siehet man Fig. 2. Tab. XVI.
                           A ist die Blase.
                           B der Condensator.
                           C der Refrigerator, oder der Kuͤhlapparat mit
                              seiner Luftpumpe D und eine mit einem Hahne versehenen
                              Roͤhre E
                              
                           F Kessel, in welchem die Blase sich befindet, er ruhet
                              auf dem Ofen G.
                              
                           H Roͤhre, vermittelst welcherer ausgeleert
                              wird.
                           I Roͤhre, die Blase zu leeren.
                           K Oeffnung, die mit einer Schraube verschlossen ist. Man
                              fuͤllt durch diese die Blase.
                           L der Hals der Blase.
                           M Gefaͤß fuͤr den Condensator.
                           N die Roͤhre, zum Ausleeren desselben.
                           O Verbindungsroͤhre zwischen dem Condensator und
                              dem Refrigerator.
                           P Hahn an dieser Roͤhre.
                           Q Roͤhre, den Refrigerator abzulassen.
                           R Spund, und Oeffnung, um das innere desselben zu reinigen.
                           S Gefaͤß worin dieser Refrigerator
                              steht.
                           
                           T Hahn an diesem Gefaͤsse.
                           VVV Unterlage der Apparate in ihren respectiven
                              Gefaͤssen.
                           Man kann zu jeder Zeit, ohne die Destillation aufzuhalten, die Produkte der
                              Destillation untersuchen. Man schließt zuerst den Hahn P, um die Verbindung mit dem Condensator zu hemmen: alsdann oͤffnet
                              man den Hahn Q, um die Fluͤssigkeit abzulassen,
                              und den Hahn E, um Luft einzulassen. Dieser lezte Hahn
                              muß immer unter Wasser seyn.
                           Der Erfinder zeigt an, daß dieser Apparat zahlreiche, und wichtige Vortheile
                              darbietet. Da die aͤußere Luft auf die Oberflaͤche der
                              Fluͤssigkeit nicht wirkt, so erfordert die Destillation eine sehr
                              maͤssige Hize, und das Kuͤhlfaß nur wenig Wasser. Dieser
                              Apparat ist in London, und die Commissarien, die ihn untersucht haben, sprechen von
                              demselben sehr guͤnstig.
                           
                        
                           27. Umstaͤnde, unter welchen die neuen Apparate einen wesentlichen Nuzen verschaften.
                           Die Apparate, welche zugleich destilliren und rectificiren, hatten fuͤr
                              Frankreich, zur Zeit als sie erfunden wurden, einen wesentlichen Nuzen. Den
                              Fabrikanten der franzoͤsischen Branntweine war die See zum Absaze ihrer
                              Erzeugnisse verschlossen; die Landfrachten vertheuerten die Waare, und verminderten
                              den Debit. Die Branntweine mußten daher, zur Erleichterung der
                              Transportkosten, in Alkohol umgewandelt werden, und das noͤthige Wasser, um
                              sie in trinkbare Getraͤnke zu verwandeln, wurde alsdann an Ort und Stelle
                              zugegossen. Bei solcher Bewandtniß der Dinge, wurde das
                              Beduͤrfniß, die Operationen zu vereinfachen, und die wiederholten
                              Destillationen zu vermeiden sehr lebhaft empfunden, und diese Noth wurde hier die
                              fruchtbare Mutter neuer Erfindungen.
                           
                        
                           
                           28. Bleibender Nuzen der neuen Erfindungen, nach veraͤnderten Umstaͤnden.
                           So lange der Krieg dauerte, und die See gesperrt blieb, konnten daher die
                              franzoͤsischen Branntweine auf dem Continent, bei maͤssigeren Preisen
                              gehalten werden. Indeß bei der großen Vervielfaͤltigung der
                              neuen Apparate, und der Concurrenz, die dadurch unter den Fabrikanten eintrat, gieng
                              fuͤr diese der Vortheil der neuen Erfindung sehr bald verloren, und der Nuzen
                              derselben blieb allein fuͤr die Consumenten, die nunmehr ihre Branntweine
                              etwas wohlfeiler einkaufen konnten. Dle Preise sezten sich bald mit dem geringeren
                              Aufwande an Zeit und Kosten in Verhaͤltniß, so daß diejenigen
                              Fabrikanten, die in Frankreich den aͤlteren Methoden treu bleiben wollten,
                              nicht mehr Preis halten konnten.
                           
                        
                           29. Einfluß der gesunkenen Preise der franzoͤsischen Branntweine auf die Preise der uͤbrigen Sorten.
                           Da indeß die franzoͤsischen Branntweine, abgesehen von allen
                              uͤbrigen Umstaͤnden, welche die Preise herabsezen, schon durch die
                              Fabrikationsmethode allein wohlfeiler geworden sind, so ist dadurch das
                              Verhaͤltniß der Preise der verschiedenen Gattungen von geistigen
                              Getraͤnken gegen einander verruͤckt worden. Dieses
                              Verhaͤltniß ist nicht willkuͤhrlich; ausser den andren
                              Umstaͤnden, die es bedingen, haͤngt es hauptsaͤchlich mit von
                              der Qualitaͤt der Produkte ab. Der Consument, der bei einem
                              groͤßeren Unterschiede im Preise, sich fuͤr die minder gute
                              Waare entschließt, zieht die bessere vor, sobald die Differenz im Preise nur
                              gering ausfaͤllt: dadurch wird der Absaz der schlechteren vermindert. Man
                              kauft nicht mehr nachgemachte franzoͤsische Branntweine, wenn man sich die
                              aͤchten um dasselbe Geld verschaffen kann, und in eben diesem Verhaͤltnisse wird der
                              Absaz des vaterlaͤndischen rohen Materials, welches auf die Fabrikation
                              derselben verwendet wurde, vermindert. Denselben Ausfall erfahren jezt die
                              vaterlaͤndischen Alkohole, die vollkommen gereiniget, zu vielen Zwecken
                              verwendet wurden, zu welchen die franzoͤsischen nicht bessere Dienste
                              leisten, die aber zuruͤckgesezt werden, weil die vollkommen gereinigten nicht
                              zu dem Preise gegeben werden koͤnnen, um welchen man die gemeine Waare
                              einkaͤuft, und der Abstand der Preise nicht mehr so groß ist als
                              sonst.
                           
                        
                           30. Eine Reform ist in den deutschen Branntweinbrennereien nothwendig.
                           Wenn wir daher zur Erzeugung unserer Branntweine die aͤlteren
                              Fabrikationsmethoden beibehalten wollten, so muͤßten wir auf die
                              Verfeinerung derselben verzichten, weil diese mit Kosten verbunden ist, welche die
                              Preise der veredelten Waare erhoͤhen, und bei niedrigen Preisen der
                              auslaͤndischen guten Branntweine, den Absaz derselben erschweren, oder
                              unmoͤglich machen koͤnnten: Es wird in dieser Hinsicht schon vieles
                              gewonnen werden, wenn der zweite Fabrikant, der die Verfeinerung des rohen Guts
                              besorgt, dem ersten, die Kosten der zweiten Destillation, oder der sogenannten Weinung, nicht mehr zu zahlen hat: diese Verminderung
                              wird dadurch erzielt, daß man das Princip der neuen Destillirapparate, auf
                              Apparate anzuwenden sucht, die fuͤr unsere gemeine Brennereien geeignet
                              sind.
                           Man sage nicht, daß diese schlechte Waare den Kostenaufwand nicht verdient,
                              den die Umschaffung der bestehenden Apparate nach sich zieht, und daß dieses
                              Getraͤnk, seiner Natur nach, nur fuͤr die niedrigen Klassen brauchbar,
                              nie fuͤr die hoͤheren wird genießbar gemacht werden
                              koͤnnen. Selbst die niedrigeren wollen unsere Branntweine nicht mehr in ihrem
                              rohen Zustande. Die Zeit ist voruͤber, wo der gemeine Mann an dem Fusel einen Wohlgefallen fand, und den ungereinigten Korn dem veredelten Branntwein vorzog. Viele Landbrennereien, um sich
                              ihren unmittelbaren Absaz in den Landschenken, und in den gemeinen Bier- und
                              Branntweinschenken unserer Staͤdte zu erhalten, aromatisiren selbst ihre
                              rohen Produkte. Sie mischen den Lutter unmittelbar mit
                              den aromatisirenden Stoffen, und weinen ihn; wodurch sie ihn freilich wohlfeiler
                              geben koͤnnen, als der staͤdtische Fabrikant, der den rohen Branntwein
                              von ihnen abkaufen, und von Neuem bearbeiten muß: um dieses Getraͤnk
                              einigermaassen genießbar zu machen, sind aber sehr starke Arome
                              noͤthig – Wachholder, Anis, Kuͤmmel – diese Arome
                              indeß, so durchdringend sie auch sind, koͤnnen doch nicht das
                              hervorstechende Fuseloel uͤberwinden; beide Arome modificiren sich einander,
                              bilden ein unreines Produkt, und das minderfluͤchtige, der Fusel, bleibt
                              immer am Ende auf der Zunge zuruͤck: wie sich der Geschmack im Volke immer
                              mehr und mehr verfeinern wird, werden auch diese schlechten Erzeugnisse, so wie
                              fruͤher der rohe Kornbranntwein, nach und nach aus den gemeinen Schenken
                              verbannt, und reiner schmeckende Branntweine gefordert werden; alsdann kehrt aber
                              die Fabrikation derselben wieder von den Landbrennereien zur staͤdtischen
                              Industrie zuruͤck; denn die Reinigung unserer Branntweine erfordert Sorgfalt,
                              und besondere Kunstgriffe.
                           
                           Indeß sind diese stark aromatisirenden Stoffe nicht geeignet, den Geschmack
                              der gebildeten Klassen zu befriedigen; diese lezten erhohlen sich an
                              Obstbranntweinen verschiedener Art, und an den guten auslaͤndischen geistigen
                              Getraͤnken, wodurch der Verbrauch dieser lezteren ausserordentlich
                              groß ist, und der Abgang unserer inlaͤndischen Fabrikate sehr
                              vermindert wird: daher bleibt noch immer die Aufloͤsung folgender Aufgabe
                              fuͤr die vaterlaͤndische Industrie hoͤchst wichtig; Den
                                 vaterlaͤndischen Branntwein so zu behandeln, und zu veredeln, daß
                                 er sich, wie die auslaͤndischen, durch einen
                                 feinen, angenehmen Geschmack auszeichne, und zu allen Zwecken gebraucht werden
                                 koͤnne, zu welchen jene dienen.
                           Um diese Aufgabe zu loͤsen, muß man zuerst unserem Korn- oder
                              Erdaͤpfel-Branntwein, das Getreide-Oel, (den Fusel) nehmen, der
                              ihn begleitet; denn dieses Oel ist die Ursache seines widrigen Geschmacks; und diese
                              Reinigung muß so sorgfaͤltig vorgenommen werden, daß kein Atom
                              zuruͤckbleibe. Jedes feinere Arom wird von demselben sogleich
                              verunreinigt.
                           Ist diese erste Umarbeitung vor sich gegangen, dann kann man darauf bedacht seyn, ihn
                              in ein lieblichschmeckendes Getraͤnk zu verwandeln.
                           Der Geist der Spekulation hat bisher den Erfindungsgeist auf einen Weg geleitet, den
                              hoͤhere Industrie nicht haͤtte betreten sollen. Man hat sich
                              bemuͤht, die beliebten auslaͤndischen geistigen Getraͤnke
                              nachzumachen. So lange diese sehr hoch im Preise standen, wurde damit viel gewonnen.
                              Der Fabrikant lieferte seine Waare sehr wohlfeil, denn sie kostete ihm wenig, und
                              der Kaufmann, der das Unaͤchte fuͤr das Aechte ausgab, gewann von
                              derselben hohe Procente. Der Cousument allein war der Betrogene; denn alle diese
                              Nachahmungen stehn so tief unter den Originalen, daß man die lezten nicht
                              kennen muß, wenn man sich wirklich durch die ersten taͤuschen
                              laͤßt. Jezt, da die auslaͤndischen Branntweine von dem
                              Handelsstande sehr wohlfeil eingekauft werden, hat diese Spekulation viel von ihrer
                              Eintraͤglichkeit verloren; indeß verfuͤhrt noch immer der
                              kleine Vortheil mehrere Kraͤmer, mit solchen Nachahmungen auf Kosten der
                              Consumenten, Unfug zu treiben. So werden fortdauernd, besonders im Norden, aus gemeinen
                              Branntweinen sogenannte Franzbranntweine fabricirt, und vor kurzem noch wurden
                              inlaͤndische Arakfabriken angekuͤndigt, und Vorschriften dieses
                              Getraͤnk zu verfertigen, feilgebothen.
                           Mir scheint indeß dieser Weg nicht geeignet zu seyn unsere
                              inlaͤndischen Branntweine in Aufnahme zu bringen. Man vermindert freilich auf
                              diese Weise die Einfuhr des auslaͤndischen Guts, und das ist Etwas; es
                              befriediget wenigstens diejenigen wird mir entgegnet, die das Bessere nicht kennen,
                              auch das mag fuͤr Etwas gelten, aber man giebt dadurch unseren
                              vaterlaͤndischen Erzeugnissen keinen eigenen Werth. Sollen sie einen eigenen
                              Werth haben, so muß man sie so modificiren, daß aus ihnen etwas
                              eigenthuͤmliches werde, und daß man sie, dieser
                              Eigenthuͤmlichkeit wegen, suche.
                           
                        
                           31. Der Monaco.
                           Von dieser Ansicht bin ich ausgegangen, um eine Veredlung unserer
                              vaterlaͤndischen Branntweine zu versuchen, und so ist ein neuer Branntwein
                              entstanden, der unter dem Namen Monaco, (Muͤnchen, wo er erfunden worden
                              ist,) im deutschen Vaterlande Buͤrgerrecht und freundliche Aufnahme zu
                              erlangen sucht; der Bericht, den eine polytechnische Commission, ernannt um ihn zu
                              pruͤfen, uͤber denselben abgefaßt hat, ist im Kunst- und
                              Gewerbs-Blatt des polytechnischen Vereines fuͤr Baiern (Jahrgang 1820
                              No. 34) abgedruckt worden.In Berichterstattern wurden ernannt die HH. Dr. Vogel, v. Yelin, Vorherr, und
                                    J. Utzschneider. In dem Gutachten heißt es: „Die zu
                                       untersuchende Probe hatte mit dem Arrack, wie er in den
                                       Handel kommt, gleiche Staͤrke, und zeigte an dem Baume'schen
                                       Araͤometer 25°. Die Farbe ist hoch goldgelb; ein Umstand,
                                       den wir hier blos erwaͤhnen, weil sie diesem Getraͤnke
                                       eigenthuͤmlich zu seyn, folglich von den Bestandtheilen der
                                       Composition, und nicht von einer absichtlichen Faͤrbung mit
                                       gebranntem Zucker oder andern faͤrbenden Stoffen
                                       herzuruͤhren scheint. Sein Geruch ist nicht stark aber fein,
                                       aromatisch, angenehm. Sein Geschmack ist lieblich und mild, von eigner
                                       Art, doch erinnert er, obgleich entfernt, an den der Pomeranze. Er giebt
                                       dem Thee ohne Milch und mit Milch einen sehr angenehmen und mit keinem
                                       bekannten Arom zu vergleichenden Geschmack. Mit siedendem Wasser,
                                       Citronensaft und Zucker bildet er ein lieblich schmeckendes
                                       Getraͤnk, wiederum von einem eigenthuͤmlichen von dem im
                                       Thee ganz verschieden Geschmacke, der sich eben so wenig mit etwas
                                       bekannten vergleichen laͤßt. – Aus diesen
                                       Resultaten ergiebt sich: Daß der Monaco nicht als ein Surrogat
                                       fuͤr den Arrack und Rhum gehalten, sondern als ein
                                       eigenthuͤmliches Getraͤnk betrachtet werden muß:
                                       denn er ist nicht nur von diesen beiden durch seinen Geschmack, sondern
                                       auch hauptsaͤchlich dadurch verschieden, daß er, je
                                       nachdem er in Thee oder als Punsch getrunken wird, seinen eigentlichen
                                       Geschmack verliert, und einen von diesem ganz verschiedenen, obgleich
                                       nicht minder angenehmen annimmt, wogegen der Arrack und der Rhum sowohl
                                       im Thee als im Punsch unveraͤndert bleiben. Die Berichtserstatter
                                       glauben daher das vorgelegte Erzeugniß als einen neuen Gewinn
                                       fuͤr die vaterlaͤndische Industrie betrachten zu
                                       koͤnnen, und nehmen keinen Anstand, es als unmittelbares
                                       Getraͤnk, zum Thee, und als punschartiges Getraͤnk zu
                                       empfehlen“, welchem wir den angestellten Versuchen zufolge
                                    ganz beipflichten. Dingler. Ich darf hier als Erfinder, zu seiner Empfehlung nichts zusezen, werde aber
                              nach und nach dafuͤr sorgen, daß er auf dem Wege des Handels in
                              Deutschlands Staͤdten Eingang finde.
                           
                        
                           
                           32. Vorlaͤufige Betrachtungen uͤber die Qualitaͤt der Stoffe, die in unsern Rohbrennereien erzeugt werden.
                           Unsere Roh- oder Raubrennereien liefern uns also nur die Stoffe, aus welchen
                              Branntweine verfertigt werden sollen, – ein erstes Erzeugniß, welches
                              der Veredlung bedarf, um
                              Handelsgut zu werden. So wie der franzoͤsische Destillateur aus den bereits
                              verfertigten Weinen das geistige Wesen absondert, welches sie enthalten, eben so
                              sondert aus den ersten rohen Produkten unserer Brennereien der deutsche Destillateur
                              den darin enthaltenen geistigen Stoff ab, um ihn von allen fremden Stoffen zu
                              trennen, die ihn begleiten. Da der deutsche Destillateur in dieser Hinsicht auf
                              derselben Stufe mit dem franzoͤsischen steht, so kann er zur Behandlung der
                              Branntweine, die er von ihren Nebensioffen reiniget, sich unbedingt der neuen
                              franzoͤsischen Apparate bedienen, und diejenigen, die dort
                              vorzuͤgliche Dienste leisten, werden fuͤr ihn gleich brauchbar
                              seyn.
                           
                           Da aber der erste rohe Stoff nicht, wie die franzoͤsischen Weine, durch
                              bloße Gaͤhrung und Abklaͤrung der gegohrenen Masse entsteht,
                              und er bloß des geistigen Prinzips wegen erzeugt wird, – das einzige
                              darin als Handelsgut enthaltene brauchbare Wesen, – so sieht sich der Brenner
                              genoͤthigt, diesen Stoff davon abzusondern, und je leichter und schneller
                              diese Absonderung bewirkt werden kann, desto groͤßer wird der Nuzen;
                              oder wenn es um Absaz der rohen Waare zu thun ist, desto wohlfeiler kann sie gegeben
                              werden.
                           Nun sind aber die franzoͤsischen Apparate ersonnen worden, um vermittelst
                              einer einzigen Operation, aus einer gegebenen, der Gaͤhrung bereits schon
                              unterworfenen Masse, die groͤßtmoͤglichste Menge Geist von den
                              darin enthaltenen waͤßrigen und schleimigen Theilen zu trennen, und da
                              unsere Rohbrennereien eben diese Absicht haben, so wuͤrden sie offenbar ihren
                              Vortheil verkennen, wenn sie nicht auf dasselbe Ziel hinarbeiten wollten. Die nach
                              den neuen Prinzipien eingerichteten Brennereien wuͤrden, zur
                              Befoͤrderung ihres Absazes, Preise machen und eine Concurrenz bilden, die
                              fuͤr die uͤbrigen sehr nachtheilig ausfallen muͤßte.
                           
                           Es ist ferner hier zu bemerken, daß wenn die deutsche Industrie sich einmal
                              mit Ernst mit der Veredlung unserer rohen Branntweine beschaͤftigt, die
                              Arbeit der Veredler dieser rohen Produkte um vieles erleichtert seyn wird, wenn
                              ihnen starke Branntweine geliefert werden; je staͤrker sie gleich anfangs
                              erzeugt werden, desto weniger schleimige Stoffe fuͤhren sie mit sich, und da
                              die Kosten ihrer Erzeugung nicht groͤßer sind, als zu den gemeinen
                              Branntweinen, und der Apparat, nach Belieben, die Staͤrke derselben bestimmt,
                              so gewinnt offenbar der hoͤhere Zweig dieser schaͤzbaren Industrie,
                              durch die Einfuͤhrung der neuen Apparate in unsere Rohbrennereien.
                           Nicht minder wichtig ist fuͤr den Brenner selbst die Ersparung des bedeutenden
                              Kapitals, das er auf Faͤßer verwenden muß, wenn er bloß
                              gemeine Branntweine erzeugt. Sind seine Apparate so eingerichtet, daß er nach
                              Belieben Alkohol und Branntwein verfertigen kann, so haͤngt es von ihm ab,
                              feine Destillation nach seinem Verschleiße einzurichten, und alles, was
                              laͤngere Zeit auf dem Lager bleiben muß, als Weingeist zu verarbeiten,
                              wodurch mehr als die Haͤlfte der Faͤsser erspart wird.
                           
                        
                           33. Die Qualitaͤt unserer rohen Stoffe muß, bei Anwendung des neuen Prinzips auf die Destillation derselben, besonders beachtet
                                 werden.
                           Aus dem bisherigen folgt schon, daß unsere Rohbrennereien, mit den Anstalten,
                              die bloß Weine destilliren, nicht verglichen werden koͤnnen. Die
                              Stoffe, die in beiden der Destillation ausgesezt werden, unterscheiden sich
                              wesentlich von einander.
                           In den franzoͤsischen Anstalten ist das zu destillirende Gut
                              fluͤßig, es enthaͤlt keine schwere Theile, die zu Boden fallen,
                              sehr wenig Schleimstoff: grade das Gegentheil findet bei uns statt; eine große
                              Menge unaufgeloͤßter Stoffe, die sich auf den Boden der Blase sezen,
                              viele in der Fluͤßigkeit aufgeloͤßte Schleimtheile, die
                              sehr leicht anbrennen, erschweren hier die Arbeit.
                           Diese Umstaͤnde muͤßen erwogen werden, und es erfolgt aus den
                              Betrachtungen, zu welchen sie veranlassen,
                           1) daß keine Einrichtung fuͤr uns taugt, bei welcher das Anbrennen der
                              schweren und schleimigen Theile zu besorgen ist, oder nicht verhuͤtet werden
                              kann;
                           2. daß wir keine Apparate waͤhlen duͤrfen, deren Theile nicht
                              leicht auseinander zu nehmen und zu reinigen sind;
                           3. daß verschiedene zur Erleichterung der Manipulationen, und zur Ersparung
                              des Holzes angebrachte Vorkehrungen, nicht leicht bei uns anzuwenden seyn
                              werden.
                           
                        
                           34. Erster Umstand: Verhuͤtung des Anbrennens.
                           In großen Brennereien muß der ungeheure Helm wenigstens einmal
                              abgenommen, und die Maische umgeruͤhrt werden. Alle Brennereien, welche
                              dieser Methode treu bleiben wollen, muͤßen auf die neue Einrichtungen
                              verzichten. Es wuͤrde zu umstaͤndlich seyn, Helm, Rectificatore und
                              Schlange waͤhrend der Destillation auseinander zu nehmen, und dann wieder in
                              einander zu fuͤgen, und zuweilen diese Operation in 24 Stunden Zeit
                              oͤfters vorzunehmen.
                           Wer sich daher zu der neuen Destillir-Methode entschließen will,
                              muß eine von den vier folgenden Einrichtungen waͤhlen.
                           1. Er muß eine mit Fluͤgeln versehene Stange durch den Helm in den
                              Kessel einlassen, die der Brennknecht von Zeit zu Zeit, um das Anbrennen des Sazes
                              zu verhuͤten, in Bewegung sezt: allein wie leicht verfehlt der Knecht den
                              wahren Zeitpunkt, und ruͤhrt die Maische um, wenn das Uebel bereits geschehn ist. In
                              einer zwekmaͤßig angeordneten Brennerei muß dieses Mittel
                              verworfen werden. Da indeß Rectificatore mit einem so eingerichteten Kessel,
                              die ganze Brennzeit hindurch, in Verbindung bleiben koͤnnen, so ließe
                              sich allenfalls eine solche Brennerei nach den neuen Grundsaͤzen einrichten
                              und benuͤzen.
                           2. Oder er stellt den Brennkessel in ein Dampfbad. Eine solche Einrichtung zu
                              großen Brennereien ist in der Solimannischen
                              Brennerei meisterhaft durchgefuͤhrt. – Es ist indeß zu
                              bemerken, daß die erste Anlage kostspielig ist, daß sie eine starke
                              Feuerung erfordert, daß man nicht, wie an der Solimannischen, den Vortheil
                              hat, die Maische so erwaͤrmen zu koͤnnen, daß ein geringerer
                              Zuwachs von Hize die Fluͤssigkeit zur Destillation befoͤrdert, und
                              daß die Destillation in unseren Rohbrennereien, nicht wie in jenen
                              franzoͤsischen Tag und Nacht ununterbrochen fortgefuͤhrt werden kann.
                              Mit jeder neuen Ladung des Kessels faͤngt die Operation immer wieder von
                              Neuem an. Es scheint daher nicht, daß es unsern Rohbrennern zu rathen sey,
                              ihre Kessel im Dampfbade zu erwaͤrmen.
                           3. Die Lenormandische Methode, im luftverduͤnnten Raume zu destilliren, ist
                              noch zu unbekannt und folglich zu unsicher, um Einrichtungen dieser Art zu
                              provociren. Noch muͤßen Versuche vorangehn. Es ist indeß
                              wahrscheinlich, daß, wenn der Druck der Luft nicht mehr auf die
                              Oberflaͤche der Fluͤssigkeit wirken kann, die darin enthaltenen Stoffe
                              sich leichter bewegen werden, und die Destillation bei einem Waͤrmegrad vor
                              sich gehn wird, bei welchem das Anbrennen nicht zu besorgen ist. Ich wiederhole es:
                              es ist sehr wichtig fuͤr unsere Brennereien, daß die Wahrheit dieser
                              Muthmaassungen durch entscheidende Versuche gepruͤft werde: denn der Zweck
                              wuͤrde ohne Complication der Apparate, und mit großer
                              Holzersparniß erreicht werden.
                           
                           4. Bis dahin verdient das vierte Mittel, das Anbrennen zu verhuͤten, um so
                              mehr erwogen zu werden, da der Erfolg bereits die Erfahrung fuͤr sich hat. Es
                              besteht darin, die Daͤmpfe des siedenden Wassers, durch Roͤhren, in
                              die Maische selbst zu fuͤhren, um diese solchergestalt zu
                              erwaͤrmen.
                           Vor ungefaͤhr acht oder zehn Jahren legte ein franzoͤsischer Fabrikant,
                              Herr Reboul zu Pèzènas eine Brennerei aus Trebern, nach diesem lezten
                              Systeme an. Die Destillation gieng sehr gut von statten. Mitten in seiner Brennerei
                              steht eine große, mit Wasser angefuͤllte Blase: um diese herum sind
                              große, mit eisernen Reifen versehene, hermetisch geschlossene, mit
                              Weintrebern angefuͤllte, Kufen geordnet, welche aus jener Blase, den Dampf,
                              der sie erhizt, empfangen. Jede Kufe hat ihr Kuͤhlfaß mit seiner
                              Schlange.
                           Schon im Jahre 1816 machte ich im Kunst- und Gewerbsblatte des polytechnischen
                              Vereins fuͤr Baiern, (Jahrgang 1816 Nro. 24. Seite 390) unsere
                              Branntweinbrenner auf diese Methode aufmerksam, die mir fuͤr unsere
                              Brennereien so ganz geeignet schien, und fuͤhrte, zur besseren
                              Begruͤndung jener Ansicht, Herrn Reboul's Beispiel an. Mir ist nicht bekannt
                              geworden, daß in meinem Vaterlande irgend eine Brennerei darauf
                              Ruͤcksicht genommen hat.
                           Der Graf Dmitri Subow, in Rußland, scheint der erste zu seyn, der diese Idee
                              auf Korn-Brennereien anwendete. Er hat sie in einer kleinen, sehr
                              schaͤzbaren Schrift, nach seinen Tagebuͤchern, durch die beiden Herrn
                              Nikolai Vsewoloschski, und Sobolewski sehr umstaͤndlich, theoretisch und
                              praktisch durchfuͤhren lassen. Das Werk ist erst im Jahre 1819 erschienen;
                              die Vorrede dazu, die vom Jahre 1816 datirt ist, ist von der Hand des Herrn Grafen
                              selbst. Das Werkchen fuͤhrt folgenden Titel: Beschreibung der
                              Branntwein-Destillation, und Maische-Bereitung, vermittelst der
                              Wasserdaͤmpfe. Nach den Erfahrungen des Grafen Dmitri von Subow entworfen. Mit 4 Kupfern,
                              St. Petersburg, gedruckt bei M. E. Iverson. 1819.
                           
                        
                           35. Erster Vorzug dieser Methode, Kostenersparniß an Brennapparaten.
                           Ein erster nicht unbedeutender Vortheil dieser Methode besteht darin, daß man
                              die starken Auslagen fuͤr die kupfernen Brennkessel nicht zu machen
                              noͤthig hat: der Dampfkessel wird von geschlagenem, nach gewoͤhnlicher
                              Art zusammen gefuͤgten und genieteten Eisenbleche, so wie die Dampfkessel zu
                              den Dampfmaschinen, verfertigt.
                           Die Kufen, in welchen die Destillation vor sich geht, koͤnnen von Holz seyn,
                              und sind sogar den Kupfernen vorzuziehn, weil das Holz ein schlechter Leiter ist.
                              Die Leitungs-Roͤhren allein, mit ihrem Zubehoͤr, sind von
                              Kupfer.
                           Man befestigt alle Roͤhren und Haͤhne, welche an den Dampfkessel, und
                              den Destillirkufen angebracht werden muͤssen, durch Schrauben, auf einen
                              Kitt, der unter dem Namen Eisenkitt bekannt ist.
                           Man verfertigt ihn aus 16 Theilen unverrosteter Eisenfeilspaͤne, 3 Theilen
                              gestossenen Salmiak, und 2 Theilen Schwefelblumen, und hebt diese Mischung an einem
                              trocknen Orte auf.
                           Wenn man diesen Kitt gehrauchen will, so nimmt man einen Theil dieser Mischung und
                              sezt 12 Theile reiner Eisenfeilspaͤne hinzu. Ist dieses gehoͤrig
                              gemischt, so feuchtet man es mit Wasser an, und beim Gebrauche selbst,
                              troͤpfelt man 5 oder 6 Tropfen Vitrioloͤl hinzu. Wenn die zu
                              verschmierenden Fugen viel Kitt erfordern, so kann man zur Ersparniß
                              desselben etwas gereinigten Flußsand hinzusezen, jedoch nicht mehr als ein
                              Drittel der ganzen Mischung.
                           
                        
                           
                           36. Zweiter Vortheil dieser Methode. Die Einmaischung wird dadurch erleichtert.
                           Als der Herr Graf diese Methode in seine Brennerei einfuͤhren wollte,
                              uͤberzeugte er sich bald, daß die gewoͤhnliche Art
                              einzumaischen, hier nicht angewendet werden konnte.
                           Eine solche Maische, mit Daͤmpfen behandelt, wurde freilich bis zum
                              Destilliren gehoͤrig erwaͤrmt, aber sie gab einen so waͤssrigen
                              Branntwein, daß jeder andre, dadurch abgeschreckt, die Methode ohne weiters,
                              als unbrauchbar, verworfen haͤtte.
                           Herr von Subow sahe bald die Ursache dieser Erscheinung ein. Nach der allgemein
                              eingefuͤhrten Methode, wird die anfangs duͤnnere Maische, wie die
                              Destillation weiter vorruͤckt, durch die Verduͤnstung eines Theiles
                              der Fluͤssigkeit, immer dicker: man ist hier genoͤthigt sie anfangs
                              duͤnner zu machen, weil spaͤter hin das Anbrennen derselben
                              unvermeidlich seyn wuͤrde: dagegen wird, in dem neuen Systeme, die Maische
                              beim Fortschreiten der Destillation immer duͤnner; es verdichten sich
                              naͤmlich in derselben mehr Daͤmpfe, als sich durch die
                              Verduͤnstung aus derselben wieder erheben, so daß sie dadurch
                              fortdauernd an Waͤsserigkeit zunimmt.
                           Diese Betrachtung veranlaßte eine Reihe neuer Versuche uͤber die Menge
                              des Wassers, die schlechterdings zum Gaͤhrungsprozesse noͤthig ist,
                              wenn er am vortheilhaftesten gelingen soll, und es ergab sich aus denselben,
                              daß er noch vollkommen gelingt, wenn man auch weniger als die Haͤlfte
                              des dazu gewoͤhnlich genommenen Wassers anwendet; naͤmlich auf 29 1/4
                              Pfund Mehl 57,72 Maaß Wasser, (Baier. Gewicht und Maaß.)
                           Hieraus entsprang nicht nur eine Ersparniß an Einmaischungsgefaͤssen,
                              die kleiner oder in geringerer Zahl seyn koͤnnen, sondern es wurde dadurch
                              auch moͤglich, die Daͤmpfe mit Erfolg zu benuzen. Die Maische enthielt bei gleichem
                              Volumen weit mehr Alkohol, sie konnte ohne Nachtheil durch die Verdichtung der
                              Daͤmpfe verduͤnnt werden, und ließ sich weit schneller
                              erwaͤrmen.
                           Der Herr Graf gieng noch weiter; er schafte in seiner Brennerei die Einmaischung mit
                              siedendem Wasser ganz ab. Es fand sich, daß bei seiner Art einzumaischen, und
                              dann die Maische mit Dampf zu behandeln, das kalte Wasser dieselben Dienste
                              leistete, und uͤberdieses die Arbeit besonders verkuͤrzte.
                           In der Graf Subow'schen Brennerei wurde freilich nur Getreide auf Branntwein
                              verarbeitet; und man wuͤrde Gefahr laufen, irre zu gehn, wenn man von dem
                              einen Pflanzenstoff unbedingt auf den andren schliessen wollte; es ist indeß
                              doch sehr wahrscheinlich, daß unsere aus Erdaͤpfeln bereitete Maische
                              sich, unter denselben Umstaͤnden, eben so verhalten werde.
                           
                        
                           37. Dritter Vortheil dieser Methode. Holzersparniß.
                           Endlich empfiehlt sich noch diese Methode, durch ansehnliche Holzersparniß.
                              Beinahe in allen Brennereien, gehn zur Bereitung von 193 Eimern Kornbranntweins 35
                              bis 37 Faden dreischeitiges Holz auf; der Apparat des Grafen Subow erfordert in
                              gleichem Falle nur 8 Faden.
                           Der Grund dieser Ersparniß liegt darin, daß man hier nur die
                              Haͤlfte der Maische zu erwaͤrmen hat, und daß diese fast um die
                              Haͤlfte an Alkohol reichhaltiger ist, als die gewoͤhnliche. Daher
                              braucht man weniger Waͤrme um die Masse zu erhizen, und die Operation ist um
                              vieles fruͤher geendigt.
                           Um nach der alten Art 193 Eimer (Baier. Maaß) Kornbranntwein zu erzielen,
                              muß man in verschiedenen Aufguͤssen mehr als 5195 Eimer
                              Fluͤssigkeit zum kochen bringen, und sie in diesem Waͤrmegrad
                              erhalten, bis mehr als 1536 Eimer Fluͤssigkeit davon abgezogen sind. Nach der
                              neuen Art hingegen erhielt man 384 Eimer Branntwein aus 1498 Eimern Maische, welche
                              man hoͤchstens nur so lange kochen laͤßt, bis 299 Eimer
                              Fluͤssigkeit daraus abgezogen sind. Man muß daher nach der
                              gewoͤhnlichen Methode fast viermal so viel Fluͤssigkeit zum kochen
                              bringen, und sie fuͤnfmal so lange darin erhalten.
                           
                        
                           38. Verhaͤltniß der Menge des Dampfes, die in einer gegebenen Zeit zur Destillirung einer gegebenen Menge Maische erforderlich
                                 ist.
                           Da die Destillation der Maische, nach diesem Systeme, vermittelst des, in der Maische
                              selbst verdichteten Wasserdampfes bewerkstelligt wird, so ist es wichtig, die Menge
                              des Dampfes zu kennen, die zur Abdestillirung einer gegebenen Quantitaͤt
                              Maische erforderlich ist, um darnach die Groͤße der Oberflaͤche
                              des Kessels einzurichten, welche die unmittelbare Wirkung des Feuers erfahren
                              muß.
                           Nach den Versuchen des Herrn Grafen Subow wird auf 5,9487 Baier. Quadratfuß
                              (eine Quadratarschine) der Oberflaͤche, die der unmittelbaren Wirkung des
                              Feuers ausgesezt ist, 33,0642 Baier. Pfund Wasser (1 1/2 Ruß. Eimer) in einer
                              Stunde verduͤnstet. Dieses stimmt mit dem Verhaͤltnisse
                              uͤberein, welches die Herrn Watt und Bolton bei Verfertigung der
                              Dampfmaschinen, beobachten, und nach welchem, um in einer Stunde einen
                              Cubikfuß Wasser zu verdampfen, das Feuer wenigstens auf 8 Quadratfuß
                              des Dampfkessels unmittelbar wirken muß.
                           Es muß ferner, zu einem Branntwein von 20 oder 21 Graden, aus der Maischkufe
                              1/6 bis 1/5 der ganzen Masse uͤberzogen werden. Dazu sind auf jede 0,496
                              Baierische Cubikfuß (1 Ruß. Eimer) destillirter Fluͤssigkeit, im
                              Durchschnitt 1. 243 Baiersche Cubikfuß (2 1/2 Ruß. Eimer) Wasser, in
                              Dampf verwandelt, noͤthig. Ein Verhaͤltniß, welches nicht
                              befremden wird, wenn man erwaͤgt, daß der aus siedendem Wasser
                              erzeugte Wasserdampf, obgleich er einerlei Waͤrmegrad mit dem Wasser zeugt,
                              doch beinahe sechsmal so viel Waͤrmestoff als das siedende Wasser
                              enthaͤlt: daher kann ein Gewichtstheil Dampf ungefaͤhr sechs
                              Gewichtstheile Wasser vom Frostpunkt bis zu 100 Grad (100 Theil. Scal.)
                              erwaͤrmen, jedoch nicht in Dampf verwandeln.
                           Aus obigen Angaben laͤßt sich nun leicht die Groͤße des
                              Dampfkessels bestimmen, der zur Destillation einer gegebenen Quantitaͤt
                              Maische, in einer bestimmten Zeit noͤthig ist.
                           Wenn man die Eimerzahl der Maische n nennt, so wird die
                              Quantitaͤt der abgezogenes Fluͤssigkeit 1/5 n, und die Menge des zu verdampfenden Wassers 1/5 n × 2 1/2 seyn = n/2.
                           Da nun in einer Stunde auf 5, 9487 Quadratfuß Oberflaͤche 0, 288 Baier.
                              Eimer Wasser verduͤnsten, so folgt aus diesen Angaben, daß zur
                              Destillation von n Eimern Maische das Feuer eine
                              Oberflaͤche von 10, 327 × n
                              Quadratfuß umfassen muß.
                           Hat man die Oberflaͤche eines Kessels gefunden, auf welcher in einer Stunde
                              eine gegebene Quantitaͤt Wasser verdampft, so findet man sehr leicht
                              diejenige Oberflaͤche, auf welcher dieselbe Quantitaͤt Wasser in
                              einigen Stunden verdampfen kann. Man darf nur obige Zahl, naͤmlich 10,327
                              × n durch die Zahl der Stunden dividiren.
                           Hieraus sieht man, daß die Oberflaͤche des Dampfkessels wachsen
                              muß, wenn die zur Destillation bestimmte Zeit verkuͤrzt werden soll.
                              Ein wichtiger Umstand bei der Dampfdestillation, denn um die erforderliche
                              Oberflaͤche zu bekommen, darf man sie nur auf mehrere Kessel vortheilen. Will
                              mag daher eine Brennerei auf den doppelten Ertrag, in derselben Zeit bringen, so
                              braucht man bloß einen zweiten Dampfkessel von der Groͤße des
                              ersten, und eine verhaͤltnißmaͤssige Menge Faͤsser, zur
                              Bereitung der Maische, die Zahl der Destillirkufen, und der ganze uͤbrige
                              Apparat bleiben unveraͤndert.
                           
                        
                           39. Zweite Bedingung. Die neuen Apparate koͤnnen in unseren Brennereien Anwendung finden, wenn sie leicht zu reinigen, und folglich
                                 leicht auseinander zu nehmen und wieder zusammenzusezen sind.
                           Es ist schon oft erinnert worden, daß unsere Maische, durch die Menge der
                              Schleimtheile, die sie enthaͤlt, schon in dieser Hinsicht mit den
                              franzoͤsischen Weinen, nicht verglichen werden kann. Diese Schleimtheile
                              verdichten sich durch die Waͤrme an den Seitenwaͤnden unserer
                              Gefaͤße, und haͤufen sich immer mehr und mehr an,
                              weßwegen es noͤthig wird, die Destillir-Apparate oft zu
                              reinigen.
                           Schon deshalb sind alle Rectificationen nicht anwendbar, die aus vielen
                              kuͤnstlich zusammengesezten Zellen bestehen, die sauren Theile der Maische
                              wuͤrden bald die inneren Theile angreifen, die Verzinnung wegfreßen,
                              und die Waͤnde mit Kupferoxyd belegen. Auch hier wuͤrden die
                              schleimigen Theile der Fluͤßigkeit sich an den inneren Waͤnden
                              ansezen, und wenn man auch wirklich alle diese Zellen mit Wasser anfuͤllen
                              wollte, so wuͤrde diese Reinigungs-Art nicht hinreichen, jenen Schleim
                              zu loͤsen; sie sezen sich so feste an, daß mein kleiner
                              Destillirapparat, ungeachtet er nur zur Destillation des schon fertigen Branntweins
                              dient, nicht zur Wasserdestillation verwendet werden konnte, selbst nicht, nachdem
                              er mit siedendem Wasser ausgebruͤht, und 3 Tage hindurch Wasser
                              uͤberdestillirt worden war: am vierten Tage schmekte das
                              uͤbergegangene Wasser noch sehr widrig: Da der fertige Branntwein dergleichen Resultate
                              nach sich zieht, was hat man nicht von dem ersten Uebergang der Maische zu
                              erwarten.
                           Dieses Hinderniß ist indessen nicht das einzige. Unsere wenigsten
                              Kupferschmiede wuͤrden, besonders in den kleinern Landstaͤdten, die
                              Fertigkeit besizen, die noͤthig ist, um so zusammengesezte Apparate, wie die
                              franzoͤsischen, zu verfertigen, und sie wuͤrden sich dafuͤr
                              Summen zahlen lassen, die fuͤr die Rohbrennereien viel zu groß
                              ausfallen wuͤrden.
                           Unsere Brenner fordern daher mit Recht einfache Vorkehrungen, die dem Zwek ihrer
                              Brennereien anpassen, die Kraͤfte der Kupferschmiede, die ihnen zu Gebote
                              stehen, nicht uͤbersteigen, und leicht gereinigt und reparirt werden
                              koͤnnen: deßhalb muß man sie leicht in einander sezen, und
                              leicht auseinander nehmen, und ins Innere derselben leicht gelangen
                              koͤnnen.
                           Dritter Unterschied. Die franzoͤsischen Apparate koͤnnen so
                              eingerichtet werden, daß mehrere Nebenkosten vermindert werden.
                           Die franzoͤsischen Destillateure koͤnnen sich endlich große
                              Vortheile durch Einrichtungen verschaffen, die auf Holz-Ersparniß und
                              Verminderung der Arbeit hinzweken, indem sie in ihren Brennereien große mit
                              Steinen ausgemauerte Behaͤlter fuͤr ihre Weine haben, aus welchen sie
                              diese, auf leichte Weise, vermittelst Pumpen, in hermetisch geschlossene
                              Faͤsser bringen, in welchen dieser Wein schon, ohne neuen Kostenaufwand
                              betraͤchtlich erwaͤrmt, und so zur Destillation, die ununterbrochen
                              vor sich geht, bereitet wird. Diese Vorzuͤge ihrer Brennereien sind sehr
                              groß; sie koͤnnen aber in den unserigen nicht gut angebracht werden,
                              erstlich weil unsere Maische, wie die Weingaͤhrung sich zeigte,
                              uͤbergezogen, und also nicht in großen Behaͤltern vorraͤthig gehalten werden
                              kann; und dann weil sich die groͤberen Theile derselben nicht leicht durch
                              Pumpenwerke in die Kessel bringen lassen, und die Absondrung dieser Theile, durch
                              Filtrirung und Auspressen, einen Zeit- und Kosten-Aufwand verursachen
                              duͤrfte, den die Preise unserer Roh-Branntweine nicht leicht gut
                              machen werden. Wir muͤssen also selbst in unseren großen Brennereien,
                              die Maische aus den Gaͤhrungsfaͤßern in unsere Kessel tragen
                              lassen.
                           Ich sage, nicht leicht! denn ich halte es noch nicht
                              fuͤr ausgemacht, daß diese Methode, die ich schon in einigen
                              Brennereien vorgeschlagen habe, unanwendbar sey, wie man es mir jedesmal, aber ohne
                              sich auf Versuche zu stuͤzen, entgegnete. Aus den fluͤßigen
                              Theilen der Maische entwikelt sich allein der geistige Stoff, den wir erzielen
                              wollen; aus den Trebern erzeugt das Sieden keinen Weingeist mehr. Sie fuͤllen
                              daher vergebens den Kessel, der einen bedeutenden Theil Maische mehr faßen
                              koͤnnte. Ein dazu zwekmaͤßig eingerichteter Apparat
                              wuͤrde die Arbeit sehr erleichtern, der zuruͤk gebliebene dike Stoff,
                              mit wenigem warmem Wasser verduͤnnt und ausgepreßt, wuͤrde
                              keine geistigen Theile zuruͤkbehalten, und unser Vieh wuͤrde es, mit
                              der Schlampe vermengt, eben so gern roh als gesotten, genießen. Wenn irgend
                              eine Brennerei den Kostenaufwand fuͤr diese Versuche in Großen, daran
                              wagen wollte, so duͤrfte sie es durch den Erfolg nicht bereuen. Ich habe den
                              Versuch nur ein Jahr hindurch, und zwar sehr im kleinen gemacht: denn meine Blase
                              hielt nur einen Eimer, am Destillat aber habe ich keinen Verlust bemerkt: Ich
                              versuchte diese Methode, um mich vor dem Anbrennen der Treber der geraspelten
                              Runkelruͤben, aus welchen ich damals Branntwein bereitete, zu
                              schuͤzen.
                           
                        
                           
                           40. Folgerungen, in Bezug auf die bestehenden franzoͤsischen Apparate.
                           Aus den bisherigen Bemerkungen wird der Leser schon den Schluß gezogen haben,
                              daß kein einziger von den, in diesem Aufsaze beschriebenen Apparaten, so wie
                              sie zusammengesezt sind, fuͤr unsere Brennerei anwendbar seyn kann. –
                              Der Adamsche schon gar nicht, weil seine mit Maische anstatt mit Wein
                              gefuͤllten Eier, unter der Blase, zur hinlaͤnglichen Erwaͤrmung
                              derselben, ein solches Feuer erfordern wuͤrden, daß selbst ein
                              Umruͤhrer nicht zureichen wuͤrde das Ansezen der schweren Stoffe, und
                              das branstig werden derselben zu verhindern. Der Solimannische, dessen Rectificatoren zwar einfach sind, denn sie bestehen
                              aus einer hoͤlzernen Kufe, und aus einem, von duͤnnem Bleche
                              verfertigten, und im erwaͤrmren Wasser gehaltenen Zig-Zag, den unsere
                              Kupferschmiede allenfalls noch zusammenbringen wuͤrden, ist in seiner ganzen
                              Anordnung zu kostspielig fuͤr uns, und koͤnnte uͤberdieß
                              nur in sehr großen Brennereien seine Anwendung finden. Der Bérardsche,
                              mit seinen Qeeerwaͤnden, in der Blase selbst, in dem Helm, in den drei
                              horizontal in Wasser liegenden Roͤhren, ist in keine unserer Brennereien zu
                              empfehlen, weil die Queerwaͤnde in der Blase, mit ihren vielen kleinen
                              Roͤhren, unter der rohen Hand unserer Brennknechte, haͤufig
                              beschaͤdigt werden, und die vielen Zellen des Hauptrectificators sich nicht
                              reinigen lassen wuͤrden; es bleibt noch der Menardsche, der aber mit seinen vielen inneren zusammenhaͤngenden
                              Zellen, in deren Innern nicht zu kommen ist, dieselben Hindernisse darbietet; so
                              daß von dem Allen uns nichts uͤbrig bleibt als das Prinzip selbst, auf
                              welchem jene Apparate sich gruͤnden, und welches wir dem Beduͤrfnisse
                              unserer Brennereien anpassen muͤssen, so wie die Franzosen es in Bezug auf
                              die ihrigen thaten. – Sehn wir also jezt, was in dieser Hinsicht in Deutschland geschehn, so
                              weit es zu unserer Kenntniß gekommen ist.
                           
                        
                           41. Apparat des Oberamtmanns Reitz, zu Waltersdorf bei Berlin.
                           Eine zu sklavische Nachahmung jener Apparate scheint uͤber ihren Werth
                              unguͤnstige Vorurtheile geweckt und die Fortpflanzung derselben gehindert zu
                              haben.
                           Eine unrichtige Ansicht ihres eigentlichen Zwecks hat ihrerseits auch dazu
                              beigetragen. Der Oberamtmann Reitz sagt in einer kleinen, 1820 in Berlin, in der
                              Schuͤppelschen Buchhandlung erschienenen Schrift, die den Titel
                              fuͤhrt: Abbildung und Beschreibung eines neu
                                 erfundenen, einfachen und wenig kostspieligen Brenn- und
                                 Destillirapparats, daß vermittelst der neuen Apparate in der Vielheit und reinen Ausbeute, eben so wenig als in der
                                 Feinheit und dem Wohlgeschmacke des Fabrikats etwas gewonnen worden
                                 ist.
                           Wenn man auf die Vereinfachung der Operationen keinen Werth sezt, Zeit und Holz nicht
                              in Anschlag bringt, und vermittelst der neuen Apparate eine Veredlung und
                              Verfeinerung des rohen Produkts zu erzielen hofft, so muß man sich freilich
                              in seinen Erwartungen gewaltig getaͤuscht finden.
                           Noch abschreckender sind fuͤr unsere Brenner, die keine Chemiker sind, noch
                              seyn koͤnnen, Urtheile, wie die folgenden: Da ich oft genug Gelegenheit
                              hatte, (sagt Herr Reitz Seite 4) faßt alle neu erfundene Brennapparate kennen
                              zu lernen, und ihre Produkte zu pruͤfen, so habe ich die sichere Ueberzeugung
                              erhalten: daß der Spiritus, sey es aus Getreide oder aus Fruͤchten,
                                 nie so rein und vollstaͤndig entwickelt werden kann, als wenn er zuvor
                                 den ersten Prozeß des Lutters uͤberstanden hat, und dieser Lutter
                                 durch eine neue Aufloͤsung in reinen Spiritus uͤbergehn kann; daß
                                 ferner ein zu weitlaͤuftiger Gang durch warme kupferne Roͤhren,
                                 dem Branntwein einen brandigen Geschmack giebt; daß aber auch der Lutter,
                                 wenn er sich durch freie atmosphaͤrische Luft ziehen muß, durch
                                 Einmischung der Luftsaͤure, einen uͤbeln Geruch und Geschmack
                                 annimmt, welcher nur durch mehrere Destillationen hinweggeschaft werden kann;
                                 wie man dieß in den Destillateurwerkstaͤtten haͤufig sieht,
                                 wo die staͤrksten Branntweine, wenigstens noch zweimal gereinigt werden
                                 muͤssen, ehe man den sogenannten Fusel herausbringen kann.“
                              Unser Verfasser scheint nicht zu wissen, daß der sogenannte Fusel ein
                              fluͤchtiges Oel ist, welches sich waͤhrend des
                              Gaͤhrungsprozesses entwickelt, mehr oder weniger empireumatisch werden kann,
                              je nach dem die angewendete Hize groͤßer oder geringer ist, und von
                              dem Spiritus wirklich abgesondert werden muß, wenn dieser rein genannt werden
                              soll. Da dieses Oel einen geringen Grad von Fluͤchtigkeit besizt, so bleibt
                              vieles davon, bei langsamer Destillation, zuruͤck, und schwimmt in grossen
                              Tropfen auf dem Pflegma. Dieses Oel ist es, was die gemeinen
                              Frucht-Branntweine so widrig macht, nicht die Luftsaͤure. Es kann wie
                              die Schleimtheile die den Spiritus begleiten in langen zu stark erwaͤrmten
                              Roͤhren brandig, und daher noch widriger werden, und es ist wohl
                              moͤglich, sogar wahrscheinlich, daß die Produkte, welche der Verfasser
                              zu pruͤfen Gelegenheit bekam, in Apparaten erzeugt worden sind, die so
                              angeordnet waren, daß eine groͤßere Hize, um die Destillation
                              zu bewirken angewendet werden mußte: welches der Fall wirklich bei allen
                              neuen Apparaten ist, deren Rectificatoren aus Roͤhren bestehn, welche aus
                              Blasen, die der Einwirkung des Feuers unmittelbar ausgesezt sind, die Daͤmpfe
                              durch eine Fluͤssigkeit leiten, die sie durch ihren Druck, elastischer
                              machte. Unter diesen Umstaͤnden trift der Vorwurf bloß die Art der
                              Vorkehrung, nicht das Princip selbst auf welchem sie sich gruͤndet. Bei Anlegung
                              jener Apparate nahm man auf die Natur des zu destillirenden Stoffes nicht genug
                              Ruͤcksicht, und wenn man mit solchen Brennapparaten nicht so viel Branntwein
                              erhalten konnte, als mit den gewoͤhnlichen, so lag sehr wahrscheinlich die
                              Schuld an eben diesem groͤßeren Druck, auf welchen die Behandlungsart
                              der Maische nicht gehoͤrig berechnet, und die Brennknechte nicht
                              gefaßt waren. Es gieng wahrscheinlich durch die Fugen und die schlechte
                              Lutirung mehr Geist verloren, als aus den gemeinen Kesseln, in welchen der Dampf
                              sich freier bewegen kann: und so lassen sich die, gewiß richtigen
                              Beobachtungen des Verfassers leicht und befriedigend erklaͤren. Denn die
                              Annahme, daß eine zu große Erhizung unserer Maische, eine Zersezung
                              des darin enthaltenen Alkohols nach sich ziehn koͤnnte, scheint gewagt,
                              obgleich sie nicht gerade zu widersprochen werden duͤrfte, weil von mehreren
                              Seiten her, besonders bei Benuzung des Adam'schen Apparats, man eine Verminderung im
                              Alkoholgehalt bemerkt haben will. Die naͤhere Pruͤfung dieses
                              Gegenstandes hat selbst fuͤr die Wissenschaft Interesse.
                           Indeß verdanken wir jenen irrigen Ansichten einen neuen sinnreich ausgedachten
                              Apparat, bei welchem der Zweck der neuen Apparate erreicht, das Princip derselben
                              aber nicht angewendet worden ist.
                           Herr Oberamtmann Reitz leitet aus einer gewoͤhnlichen Blase den Lutter in
                              einen ersten Kuͤhlapparat, wo er sich condensirt, und aus welchem er nach und
                              nach, in eine kleine Blase fließt, die in einem Dampfbade erwaͤrmt,
                              die Weinung dieses Lutters bewirkt; so daß der fertige Branntwein so zu
                              sagen, durch eine einzige Operation erzeugt wird. – Der erste Refrigerator
                              thut hier die Dienste eines Maischwaͤrmers, und besteht aus drei
                              Faͤssern die ineinander stehn. Zwischen dem aͤussersten und dem
                              zweiten ist ein leerer Raum der mit Wasser angefuͤllt wird. Zwischen dem zweiten und
                              dem innersten ist wieder ein leerer Raum, worein die Daͤmpfe aus der
                              Maischblase treten; das innerste Faß enthaͤlt die zu waͤrmende
                              Maische, welche aus diesem in die Blase gefuͤhrt wird, sobald die
                              Destillation vollendet, und die Schlempe abgelassen worden ist.
                           
                        
                           42. Beschreibung dieses Apparats.
                           Den Branntweinbrenner, der diesen Apparat einfuͤhren will, muß ich auf
                              die oben angefuͤhrte Schrift hinweisen. Fuͤr die Leser dieser
                              Blaͤtter wird folgende Beschreibung und die Zeichnung genuͤgen.
                           aFig. 3. Tab.
                              XVI. der Helm der Maischblase.
                           b die Oeffnung und das Rohr wodurch die Maische aus dem
                              Maischwaͤrmer in die Maischblase gelassen wird.
                           c der Maischwaͤrmer.
                           d das Rohr, mit seinem Hahne, wodurch der Lutter in die
                              Weinblase geleitet wird.
                           e das Kuͤhlfaß, welches den
                              Maischwaͤrmer umgiebt.
                           f ein Hahn, um warmes Wasser abnehmen zu
                              koͤnnen.
                           g Wasserblase, in welcher die Weinblase
                              haͤngt.
                           Die Maischblase und die Wasserblase, werden durch dieselbe Feuerung zum sieden
                              gebracht und stehn folglich nebeneinander uͤber demselben Feuerkanal.
                           h die Oeffnung der Wasserblase, woraus der Dampf durch
                              die blecherne Roͤhre i, durch den Boden, zur
                              Erwaͤrmung einiger Zimmer, oder aus dem Gebaͤude geleitet werden
                              kann.
                           k eine andre Oeffnung der Wasserblase, durch welche
                              mittelst des Wasserrohrs l, aus dem großen
                              Kuͤhlfaß m durch den Wasserhahn n, von Zeit zu Zeit Wasser in die Blase gelassen werden
                              kann.
                           o der Wolf im Kuͤhlfasse.
                           p das Vorlegfaͤßchen.
                           
                           q der Wasserhahn, um zu jeder Zeit heisses Wasser
                              ablassen zu koͤnnen.
                           r der Hahn aus der Weinblase, den Nachlauf
                              abzulassen.
                           a die Wasserrinnen, und t die
                              Treppe zum Maischwaͤrmer.
                           
                        
                           43. Einige Bemerkungen uͤber den Reitzischen Apparat.
                           Beurtheilt man diesen Apparat in Bezug auf die Guͤte der Produkte, die er
                              liefert, so sieht man, daß er ungeachtet des angebrachten Ruͤhrers,
                              schlechte und brandige Branntweine liefern kann, wenn der Brennknecht, die darin
                              enthaltene Maische nicht zur rechten Zeit in Bewegung sezt, oder wenn ein zu starkes
                              Feuer, eine anfaͤngliche Zersezung der schleimigen Theile nach sich
                              zieht.
                           Beurtheilt man ihn in Bezug auf Holzersparniß, so wird man von dieser Seite
                              nichts zu hoffen haben. Da der Dampfkessel, in welchem die Weinblase haͤngt,
                              die ganze Brennzeit hindurch, im starken Sieden erhalten werden muß; und man
                              hier annehmen kann, daß die Zeit, die zur Ueberdestillirung zweier Massen
                              Fluͤssigkeit noͤthig ist, selbst bei verschiedenem Alkoholgehalte,
                              ungefaͤhr in geradem Verhaͤltnisse zu jenen Massen steht, so
                              wuͤrde man in einer sechsmal kuͤrzeren Zeit die Weinung des Lutters
                              erzielen, der aus der Maischblase in einer verhaͤltnißmaͤssig
                              laͤngeren Zeit gewonnen wird, und folglich in eben diesem
                              Verhaͤltnisse weniger Holz verbrennen: sollte nun die Richtigkeit dieser
                              lezten Bemerkung nicht in Zweifel gezogen werden koͤnnen, so folgt,
                              daß man zu dem Reitzischen Apparat weit mehr Brennmaterial bedarf, als in
                              gewoͤhnlichen Brennereien, und daß die scheinbare Ersparniß
                              nicht in der gleichzeitigen Verbindung beider Operationen, sondern in einer
                              vorzuͤglich guten Anordnung des Heerdes und der Feuerkanaͤle, gesucht
                              werden muß, die in unseren gewoͤhnlichen Brennereien sehr mangelhaft
                              ist, und die man
                              dort um so mehr zu erwarten berechtigt seyn muß, weil der Herr Oberamtmann,
                              als ehemaliger Architekt, sich auf Feuerungsanlagen versteht.
                           Der Vortheil, daß man zu jeder Zeit siedendes Wasser haben, und im Winter die
                              abzuleitenden Daͤmpfe zum Heizen einiger Zimmer anwenden kann, ersezt diesen
                              Schaden nicht.
                           Wollte man diesen Apparat in Bezug auf Zeit und Arbeitslohn beurtheilen, so
                              wuͤrde hier ein kleiner Nuzen zu finden seyn, der doch in geringen Anschlag
                              zu bringen ist, weil er durch den Aufwand an Brennmaterial bei weitem
                              uͤberwogen wird.
                           Auf Einfachheit kann dieser Apparat keinen Anspruch machen, und er steht hierin den
                              franzoͤsischen nach. Es ist allerdings verdienstvoll die Maischwaͤrmer
                              in unsere Brennereien einzufuͤhren, allein die gegenwaͤrtige
                              Einrichtung scheint dem Zwecke noch nicht zu entsprechen. Da die Haͤlfte der
                              Waͤrme an das umliegende Wasser verloren geht, kann nur die andre
                              Haͤlfte die Maische erwaͤrmen, und wenn man ohne directe Erfahrung
                              hieruͤber zu haben, eine Meinung aͤussern duͤrfte, so
                              koͤnnte man aus andren Erfahrungen dazu berechtigt behaupten, daß in
                              dem mittleren Gefaͤß, die Maische nicht uͤber 40 Grad
                              erwaͤrmet wird, was nicht bedeutend ist. Die Franzosen, welche einen
                              Rectificator in ihrem Weinfasse anbringen, sind darin gluͤcklicher. Die ganze
                              Waͤrme, welche sich aus den verdichteten Wasserdaͤmpfen entbindet,
                              geht doch in den zu erwaͤrmenden Wein hinein, und uͤberdieses wird der
                              Branntwein zugleich rectificirt.
                           Die Idee des Verfassers, zugleich zu Luttern, und zu Weinen koͤnnte indeß fuͤr diejenigen
                              Brennereien, die sich auf Branntweine von gewoͤhnlicher Staͤrke
                              beschraͤnken wollen, willkommen seyn, und ich wage es hier, ihn zu ersuchen,
                              den Vorschlag zu uͤberlegen, die Weinblase mit der Maischblase in einen
                              Koͤrper zu vereinigen, und folglich diese Lezte durch die in der Maische selbst
                              erzeugte Waͤrme zur Destillation zu bringen. Da die Maischblase
                              hoͤchstens zwischen einem Sechstel und einem Fuͤnftel Lutter
                              producirt, so braucht die Weinblase, die den Branntwein den sie zu erzeugen hat,
                              nach und nach absondert, die Groͤße nicht, die sie in diesem Apparate
                              hat. Ich bin uͤberzeugt, daß es dem Erfinder dieser Einrichtung keine
                              Schwierigkeit machen wird, diese Idee zu verwirklichen, und wenn er alsdann in dem
                              Maischwaͤrmer, anstatt des Geddaischen Refrigerators, das Solimanische
                              Zig-Zag, mit einer zweckmaͤssigen Ableitung nach der Maischblase hin,
                              deren Moͤglichkeit ich mir sehr gut denke, anbringet so wird er nur zum
                              Maischwaͤrmer ein einziges Faß brauchen, und sein Branntwein wird an
                              Stoͤrke gewinnen.
                           Diese Einrichtung bringt eine Vereinfachung mit sich, die der Aufmerksamkeit und des
                              Nachdenkens eines sinnreichen Mannes gewiß werth ist, und den Nuzen dieses
                              Apparats nicht wenig erhoͤhen wird; erst dann wird Brennmaterial erspart, und
                              staͤrkeres Gut uͤbergehn.
                           Da, durch die Erwaͤrmung der Maische, vermittelst der langsamen
                              Verduͤnstung, Alkohol nothwendig verloren geht, so erlaube ich mir den
                              wuͤrdigen Verfasser dieses Apparats zu ersuchen, nach dem Beispiele der
                              Franzosen, dahin zu sehn, daß der aufsteigende Alkoholhaltige Dunst nicht
                              verloren gehe, sondern sich zu der Weinblase begebe, was den Apparat freilich etwas
                              complicirter, aber desto ergiebiger machen wird, uͤberhaupt bitte ich ihn
                              diese Bemerkungen nicht als einen Tadel, sondern als ein Mittel zu betrachten, den
                              Nuzen seiner sinnreichen Idee zu erhoͤhen.
                           
                        
                           44. Schrift des Herrn Ferdinand Ernst.
                           Wenn theoretische irrige Ansichten den Herrn Oberamtmann Reiz bewogen, von der
                              Straffe abzugehn, auf welcher die Franzosen so eben ihr Gluͤck gemacht
                              hatten, so versuchte Herr Ferdinand Ernst, Gutsbesizer zu Almstedt im Fuͤrstenthum Hildesheim,
                              die Erfindungen der lezteren, auf unsere Brennereien anzuwenden, und ließ
                              sich darauf patentiren. Die Schrift, worin er seine angebliche Erfindung bekannt
                              macht, fuͤhrt den Titel: „Beschreibung eines neu erfundenen
                                 Destillirapparats fuͤr Branntweinbrenner, Destillateurs, Apotheker, etc.
                                 als Manuscript mit Handzeichnungen. Von Ferdinand Ernst, Gutsbesizer zu Almstedt
                                 im Fuͤrstenthum Hildesheim. 1819 bei J. D. Gerstenberg in
                                 Commission.“
                              
                           
                        
                           45. Beschreibung dieses Apparats.
                           aa Tab. XIV. Fig. 2. Rand des Kessels,
                              auf welchem der Bort des Helms mit Schrauben befestigt ist.
                           hh Deckel des Helms, in welchem das Rohr CC befestigt ist. Auch dieser wird abgeschroben um die
                              Abtheilungen bbbb hineinzusezen.
                           bbbb wasserdichte Gefaͤsse, die in o und p genau an die
                              Waͤnde des Helmes anschliessen, cccc, ccccc 8 gebogene, auf dem Boden dieser
                              Gefaͤsse befestigte Roͤhren, die mit ihren offenen Enden 1 1/2 Zoll
                              vom Boden reichen. Unter ihrer Muͤndung u ist im
                              Boden eine kleine Vertiefung angebracht.
                           def drei messingene Einsaͤze, die
                              verjuͤngt zulaufen.
                           DDDD der Maischwaͤrmer. E ein in dem Maischwaͤrmer tyer freistehender
                              kugelfoͤrmiger Kessel, der oben angeloͤthet ist.
                           CCK Rohr durch welches die Daͤmpfe in diesen
                              Kessel zugefuͤhrt werden. In v ist dieses, Rohr an dem Maischwaͤrmer,
                              und in ww an dem Kessel befestigt.
                           K ein Knie, das der Reinigung wegen abgenommen werden
                              kann. Zwei Hacken befestigen es am Rohr.
                           I Rohr, durch welches das, sich in dem Kessel E sammlende Pflegma abgelassen werden kann.
                           ll Hahn an diesem Rohr.
                           
                           G Kasten, um durch den Hahn x
                              die Maische einzulassen.
                           H Rohr, welches mit dem Helm der Blase in Verbindung ist,
                              und durch welchen die erwaͤrmte Maische in die Blase gelassen wird.
                           kn Ruͤhrstange unten mit 4 Fluͤgeln,
                              um den Saz der Maische im Maischwaͤrmer umzuruͤhren, wenn die Blase
                              gefuͤllt wird. Bei T ist ein messingener Einsaz
                              in welchem sich die Stange bewegt, und bei n
                              laͤuft sie in einem messingenen Pfaͤnnchen.
                           N Roͤhre und Hahn, zum ablassen des Spieligs, (der
                              Schlempe).
                           Sobald die Schlempe abgelassen wird, luͤftet man die Stange gfed, um alles Pflegma aus den Einsaͤzen
                              op, ph
                              abzulassen. Alsdann oͤffnet man den Hahn H und
                              laͤßt aus dem Maischwaͤrmer die Maische in die Blase herein,
                              wenn einige Eimer in derselben sind, wird die Stange gfed wieder in ihre Oeffnungen hineingelassen, sie wird alsdann
                              gefuͤllt bis auf 3 oder 4 Zoll, unter die erste Abtheilung.
                           tcu Oeffnungen, durch welche die Daͤmpfe
                              hinaufsteigen, und durch die in den Einsaͤzen gebliebene Maische
                              durchstroͤmen. Von hier steigen sie durch CCK in den Kessel E. In diesem Kessel werden
                              sie durch die kalte Maische, die sie umgiebt, zum Theil verdichtet, sie sammeln sich
                              auf dem Boden des Kessels, verstopfen bald die Muͤndung der Roͤhre CCK, und lassen in diesem Pflegma ihre
                              waͤsserigten Theile zuruͤck, von hier aus erheben sie sich rectificirt
                              durch die Siebe SSSS in den leeren Raum F, und aus demselben begeben sie sich in das
                              Kuͤhlfaß. Die Siebe sind mit Kohlenpulver angefuͤllt.
                           Haͤuft sich im Kessel E zu viel Pflegma an, so
                              kann es in die Blase durch den Hahn l abgelassen
                              werden.
                           Bei H und l sind an dem Helm
                              kleine Roͤhren angebracht, worin die aus dem Maischwaͤrmer kommenden
                              Roͤhren eingepaßt, und gehoͤrig verkittet werden, wenn der Apparat zum
                              Gebrauche zusammengesezt wird.
                           
                        
                           46. Einige Bemerkungen uͤber diesen Apparat.
                           Zu diesem Apparate sind die Einsaͤze in den Helm eine ungluͤckliche
                              Nachahmung der Isaac Berard'schen Idee, den Daͤmpfen, bei ihrem Aufsteigen,
                              Hindernisse in den Weg zu legen, in der Absicht sie, durch den Widerstand, den sie
                              bei ihrem Durchgange finden, zu noͤthigen, das sie begleitende Pflegma
                              zuruͤckzulassen. Da das Metal dieser Einsaͤze, mit der darauf sich
                              sammelnden Fluͤssigkeit, sich mitten in den aufsteigenden Daͤmpfen
                              befindet, so nehmen beide bald eine Temperatur an, die nicht sehr von der der
                              Daͤmpfe selbst verschieden ist, und die Rektification wird dadurch von
                              geringer Bedeutung: der Verfasser scheint selbst diesen Theil seines Apparats wenig
                              nuͤzlich gefunden zu haben, denn er giebt eine zweite Zeichnung desselben,
                              Fig. 3.
                              in welcher derselbe weggelassen ist, mit der Bemerkung, (Seite 49) daß die
                              dadurchbewirkte Vereinfachung, die Vortheile der obigen Vorrichtung
                              hinlaͤnglich aufwiegt. – Haͤtte er die Natur des hier
                              obwaltenden Rectificationsprozesses deutlicher begriffen, so wuͤrde er auf
                              eine weit zweckmaͤssigere Art einen weit groͤßeren Effekt
                              bewirkt haben.
                           
                           Die Erwaͤrmung der Maische wird hier besser bewirkt als in dem Reitzischen
                              Apparate, die Blase aber, die weder Ruͤhrer noch
                              andre Schuͤzungsmittel vor dem Anbrennen hat, wuͤrde oft ein sehr
                              brandiges Produkt liefern, wenn der Verfasser, in seinen 5 mit Kohlenstaub
                              gefuͤllten Sieben nicht ein Gegenmittel sehr sinnreich angebracht
                              haͤtte. In einem jeden andren Apparat, wo der Branntwein nicht brandig wird,
                              duͤrfte eine solche Vorkehrung zur Entfuselung des Destilats,
                              vorzuͤgliche Dienste leisten. Er wird freilich dadurch nicht ganz fuselfrei
                              werden, aber vieles wuͤrde schon, zur vollstaͤndigen Reinigung desselben, auf diesem
                              einfachen Wege, vorbereitet seyn.
                           Der eigentliche Rectificator E hat den wesentlichen
                              Fehler, daß er in einem fluͤssigen Mittel steht, der lange Zeit kalt
                              bleibt, und daher viel zu lange als Condensator wirkt: das vier bis fuͤnf
                              Schuh lange, und fast sechs Zoll breite Rohr, welches die Daͤmpfe des Kessels
                              durch die Maische leitet, verrichtet zum Theil die Dienste eines Helms, und
                              condensirt mehr als es rectificirt; es sammelt sich daher zu viel Pflegma in dem
                              Kessel E, an welchem keine Vorkehrung angebracht ist,
                              die Hoͤhe desselben darin zu reguliren: und da die Maische in dem
                              Maischewaͤrmer hoͤchstens nach dem beigefuͤgten
                              Maaßstabe, 1 1/2 Fuß hoch sein kann, so wird sie am Ende hier so stark
                              erwaͤrmt, daß das Pflegma selbst in dem Kessel zu destilliren anfangen
                              muß, so daß die sich erhebenden waͤssrigen Daͤmpfe die
                              Vortheile der nur eine Zeit lang statt findenden Rectification wieder heben. Dieser
                              Apparat ist uͤbrigens seiner Complication wegen, nicht zu empfehlen.
                           
                        
                           47. Apparat des Herrn Strauß in Ulm.
                           Herr Strauß, in Ulm brennt mit folgendem Tab. XVI. Fig. 4. abgebildeten weit
                              einfachern und zweckmaͤssig eingerichteten Apparat.
                           A die Blase, aus welcher die Daͤmpfe durch ein aus
                              ihrem Helm sich erhebenden heberfoͤrmig gebogenen, und bis gegen den Boden
                              der ersten Zelle reichenden Roͤhre, sich in die erste Zelle begeben. Aus der
                              vorliegenden Zeichnung kann ich nicht ersehn, ob sie im Dampfbade arbeitet, oder
                              nicht. Das erste waͤre allerdings besser.
                           BBBB vier metallene Abtheilungen, sie
                              koͤnnen aus einem Stuͤcke seyn, und dann sind die 4 leeren
                              Raͤume von einander durch Querbleche getrennt, oder aus vier besondren
                              Behaͤltern zusammengesezt werden. In diesem lezten Falle, kann man nach Belieben mehr oder
                              weniger solcher Gefaͤsse an einander reihen, und die Rectification
                              solchergestalt so weit treiben als man will.
                           C hoͤlzerner Trog oder Kasten in welchem diese
                              Gefaͤsse stehen.
                           ddd punktirte Linien, welche die aus Kupfer
                              bestehende innere Belegung dieses Kastens anzeigt.
                           So hoch diese kupferne Belegung geht, wird dieser hoͤlzerner wasserdichter
                              Kasten oder Trog mit Wasser gefuͤllt.
                           DD Schrauben von Zinn, zur Reinigung dieser
                              Zellen.
                           EEE heberfoͤrmig gebogene Roͤhren;
                              sie leiten die Daͤmpfe, die durch das Pflegma rectificirt werden, von einer
                              Zelle zur andren. Das eine Ende derselben reicht bis nahe an den Boden jeder Zelle.
                              Diese Roͤhren sind seigerfoͤrmig an ihrem laͤngeren Ende
                              durchbort, und diese Loͤcher, die wie große Erbsen sind, sind noch
                              einige Linien hoch, um die Muͤndung angebracht.
                           F Roͤhre welche die rectificirten Daͤmpfe
                              aus der lezten Zelle des Rectificators in die mit punktirten Linien bezeichnete
                              Schlange GG fuͤhrt.
                           H hoͤlzernes Gefaͤß, das zur
                              Erwaͤrmung der Maische dient; sie wird darin vermittelst der Schlange GG erwaͤrmt, die nur zwei Gewinde hat.
                           I Refrigerator, die darin befindliche Schlange hat drei
                              Gewinde.
                           H Aeusserstes Ende der Schlange, L das Vorlagefaͤßchen.
                           MMMM Haͤhne, durch welche die in den Zellen
                              gesammelte Fluͤssigkeit, abgezapft werden kann. Die Bemerkung des Besizers
                              dieses Apparats, daß diese Haͤhne zweckmaͤssiger am Boden
                              desselben angebracht waͤren, ist sehr richtig.
                           
                        
                           48. Einige Bemerkungen zu diesem Apparat.
                           Dieser Apparat ist, wie der Leser es von selbst sehen wird, der Menard'sche, der
                              dadurch vereinfacht ist, daß er nur auf Branntwein, von eben derselben Staͤrke,
                              berechnet ist.
                           Der Maischwaͤrmer ist hier vollkommen zweckmaͤssig angebracht. Er
                              stoͤrt nicht, wie in dem vorigen, den Rectificator in seiner Wirksamkeit; er
                              befoͤrdert vielmehr die Erkaltung der Daͤmpfe, die im eigentlichen
                              Kuͤhlapparat vollendet wird.
                           Raͤthselhaft bleibt mir die Bemerkung des aufmerksamen Besizers dieses
                              Apparats, daß die Erdaͤpfel vermittelst desselben mehr Branntwein
                              geben, als das Getreide, wenn man die erhaltenen Produkte mit denen vergleicht,
                              welche man durch die gewoͤhnliche Methode erhaͤlt. Ich kann diese
                              Beobachtung mit keiner bis jezt bekannten Erscheinung verbinden; und wenn es wahr
                              seyn sollte, daß der in der Getreidemaische gebildete Alkohol bei einer etwas
                              groͤßeren Hize, als die gewoͤhnliche zersezt werden sollte, so
                              muͤßte ein so unerwartetes Ereigniß naͤher
                              gepruͤft werden, und ich ersuche den wuͤrdigen Verfasser der Briefe,
                              die ich hieruͤber unter Augen habe, diesen Umstand sorgfaͤltiger noch
                              zu erforschen, bis man uͤberzeugt seyn kann, daß er nicht in
                              Nebenumstaͤnden liegt, die von der Wirksamkeit des Apparats
                              unabhaͤngig sind.
                           Dieser Apparat ist meinem patentirten sehr aͤhnlich. An dem Meinigen sind die
                              kupfernen Rectificatoren getrennt; sie unterscheiden sich von dem Menardischen
                              dadurch, daß sie nicht im Wasser arbeiten. Sie sezen ihre
                              uͤberfluͤssige Waͤrme bloß an die atmosphaͤrische
                              Luft ab. Die Bemerkung des Herrn I. Gg. Strauß, daß frisch
                              zugegossenes Wasser den Gang des Apparats stoͤrt, rechtfertigt vollkommen
                              meine auf bestimmte Versuche sich gruͤndende Einrichtung. Desto einfacher
                              unsere Destillirapparate werden, desto eher koͤnnen sie auf guͤnstige
                              Aufnahme rechnen.
                           An dem Apparate des Herrn Strauß wuͤnscht ich den kleinen Helm des
                              vorigen Apparats mit seinen, zu Kohlen bestimmten Sieben angebracht. Ein besseres Produkt
                              waͤre die unausbleibliche Folge. Dieser Apparat koͤnnte aus einer
                              fuͤnften Zelle bestehn, worin die Siebe angebracht waͤren. Das Ganze
                              wuͤrde dadurch nicht complicirt, und gewiß sehr nuͤzlich
                              werden.
                           
                        
                           49. Elglund'scher Apparat in Stockholm.
                           Es existiren in Deutschland mehr Apparate, aus welchen durch eine einzige Operation
                              fertiger Branntwein erzeugt wird. Sie sind aber nicht zu meiner Kenntniß
                              gekommen, und schwerlich wird irgend ein andrer den eben beschriebenen, nach
                              angebrachten vorgeschlagenen Verbesserungen, an Einfachheit und Brauchbarkeit
                              uͤbertreffen.
                           In Stockholm gab Herr Elglund im Jahre 1817 eine mit einer deutlichen Abbildung
                              versehene Beschreibung eines nach den neuen Grundsaͤzen verfertigten Apparats
                              heraus.
                           Man sieht in Fig.
                                 5. Tab. XVI. diesen Apparat im Profil, und Fig. 6. im
                              Grundriß. In Fig. 7. zeigt sich der Rectificator, und in Fig. 8. der
                              Refrigerator.
                           Dieser Apparat besteht in Folgendem:
                           aa Mauer des Blasenkessels.
                           b oberer Theil der Blase; ihren unteren Theil deutet die
                              punktirte Linie an.
                           c Oeffnung an der Brust der Blase, durch welche die
                              Maische eingefuͤhrt wird.
                           d Metallener Hahn zum Abtreiben der Schlempe.
                           e Helm der Blase. Er wird auf der Blase mit Mehlkleister,
                              auf Leinwand gestrichen, aufgekittet, und mit Bindfaden umgewickelt.
                           f Rohr am Helme, um die Treber abzulassen, die sich dort
                              anhaͤufen koͤnnten. Bei großen Blasen wird es mit einem
                              Metalpfropf, bei kleinen mit, einem Korkstoͤpsel verschlossen.
                           
                           g Verbindungsrohr des Helms mit dem Rectificatorh.
                           h Rectificator: man sieht ihn in Fig. 3. Er ruht auf einem
                              Gestell x.
                           iiiiii Roͤhren um das Pflegma abzulassen, welches
                              sich darin sammlet.
                           k Kuͤhlgeraͤthe womit der Refrigerator zum
                              Theil umgeben ist.
                           I Abkuͤhler, der den oberen Theil der Blase
                              umringt. Er wird mit Wasser gefuͤllt, wenn die Maische zu kochen
                              anfaͤngt, und das Wasser wird nicht erneuert.
                           tv Roͤhren, durch welche das warme Wasser
                              ablaͤuft.
                           su Roͤhren, um alles Wasser aus den
                              Refrigeratoren k und l
                              abzulassen.
                           Erst wenn aus dem lezten Rohre des Apparats Branntwein abzulaufen anfaͤngt,
                              ist es noͤthig, das Abkuͤhlungswasser in dem Gefaͤsse k des Rectificators zu erneuern, dann aber muß
                              immerfort kaltes Wasser hineingeleitet werden, waͤhrend das heisse durch die
                              Roͤhre t ablaͤuft, und je schneller dieses
                              geschieht, desto staͤrker wird der Branntwein.
                           n Condensator, man sieht ihn Fig. 4.
                           m Roͤhre die den Condensator mit dem Rectificator
                              verbindet.
                           P Rohr durch welches der Branntwein, in den Trichter r, und dann ins Faͤßchen q fließt.
                           
                        
                           50. Einige Bemerkungen uͤber diesen Apparat.
                           Die Zeichnung dieses Apparats ist aus dem Jahrgange 1820 der Annalen der Physik des
                              Herrn Prof. Gilbert entlehnt.
                           Der Rectificator, der ein cylinderfoͤrmiger, halb in Wasser eingelassener
                              Koͤrper ist, ist der vereinfachte Isaac Berard'sche, aus dem die Zellen
                              weggelassen sind, welche Berard bloß deßhalb angebracht hatte, weil
                              seiner Idee gemaͤß, man den Daͤmpfen, wenn sie sich laͤutern
                              sollen, Hindernisse in den Weg legen muͤsse.
                           Herr Elglund entschied sich fuͤr eine einzige Roͤhre, weil er nicht,
                              wie Berard, Branntweine von verschiedener Staͤrke nach Belieben erzeugen
                              wollte. Er begnuͤgte sich mit einem reinen starken wohlschmeckenden
                              Branntwein.
                           Da ein Rectificator dieser Art, den Daͤmpfen freien Lauf gestattet, so braucht
                              die zur Entbindung desselben noͤthige Hize, nicht groͤßer als
                              zu den gewoͤhnlichen Kesseln zu seyn, und die Gefahr ein brandiges Produkt zu
                              bekommen, wird nicht so groß. Das Umruͤhren der Maische kann
                              noͤthigenfalls durch die, an dem Bruch der Blase angebrachte Oeffnung c geschehen.
                           Noch nuͤzlicher wuͤrde an diesem Apparate der Solimani'sche in Zig-Zag gebildete Rectificator angebracht werden,
                              indem er zugleich als Maischwaͤrmer sehr vortheilhaft dienen koͤnnte;
                              er wuͤrde ohne andere Rectifications-Mittel sehr wahrscheinlich
                              Branntwein von gewoͤhnlicher Staͤrke liefern.
                           
                        
                           51. Der Subowische Apparat.
                           Unter allen Apparaten, die in neueren Zeiten erfunden worden sind, bietet, meiner
                              Ansicht nach, kein einziger die Vortheile des Subowschen dar, und das polytechnische
                              Journal wird sich um unsere Brennereien durch die Bekanntmachung desselben in
                              Deutschland Verdienste erwerben.
                           In den Zeichnungen Tab. XII. Fig. 11. 12. 13. und 14; sind die Buchstaben
                              des Originals beibehalten worden.
                           aa der Ofen aus gewoͤhnlichen Ziegel, mit
                              seinem Feuerkanal, seinen Aschenbehalter, seinen Rauchfang, der mit einem Schiefer
                              versehen ist, um den Luftzug zu reguliren. Der Eleganz wegen, ist er mit einer
                              eisernen Belegungumfaßt, und mit ausgeschraubten Pilastern geziert.
                           
                           b der Dampfkessel aus dickem Eisenbleche. Er wird bis zum
                              Drittel mit Wasser angefuͤllt.
                           c Hoͤlzerne Maischkufen. In der Brennerei des
                              Herrn Grafen v. Subow sind zwei solche, an jeder Seite des Dampfkessels eine. Die
                              Zweite, so wie sie hier gezeichnet ist, ist ohne Rectificator, und die Destillation
                              wuͤrde hier nach der gewoͤhnlichen Art vor sich gehn.
                           d Ziegelbelegung um diese hoͤlzernen Maischkufen.
                              Zwischen dieser Belegung und der Kufe bleibt ein leerer Raum, der mit Asche oder
                              Kohlenstaub gefuͤllt wird, um die Waͤrme, in der Kufe
                              zuruͤckzuhalten.
                           nn Roͤhre, welche die Wsserdaͤmpfe
                              aus dem Dampfkessel in die Maischkufen cc
                              fuͤhrt.
                           oo Haͤhne, welche im Nothfall, den Durchzug
                              der Daͤmpfe nach der einen oder nach der andren Maischkufe hin,
                              aufhalten.
                           mmm Oeffnungen im Dampfkessel, wodurch man in
                              denselben steigen kann, wenn das Innere besichtigt werden muß, und an den
                              Maischkufen, zur Eingiessung der Maische.
                           Bei aller Sorgsam auf die Verfertigung des Kessels kann man nicht kleine
                              Zwischenraͤume vermeiden, durch welche etwas Dampf durchdringt.
                              Deßhalb muͤssen alle Fugen an demselben, sobald er an Ort und Stelle
                              ist, mit dem oben erwaͤhnten Eisenkitte bestrichen werden. Auch auf diesen
                              Kitt werden durch Schrauben alle Roͤhre und Haͤhne befestigt, welche
                              an dem Kessel und an den Maischkufen angebracht sind. Er wird nach einigen Stunden
                              so hart, daß er an Festigkeit dem Eisen gleich kommt.
                           qFig. 11.
                              (g soll heissen q
                              Fig. 12.)
                              Roͤhre welche die in der Maischkufe c
                              entwickelten Daͤmpfe in die Beikufe e
                              fuͤhrt. Fig. 12. zeigt Kruͤmmung und die Lage derselben.
                           e hoͤlzernes Gefaͤß. Der
                              Rectificator. Dieser bleibt leer. Nach und nach haͤufen sich die
                              Daͤmpfe darin an, verdichten sich, und verstopfen bald die Oeffnung des Rohrs
                              q,
                              (g
                              Fig. 12.)
                              weil dieses Rohr bis auf den Boden dieses Gefaͤsses reicht. Eine Beikufe kann
                              zu mehr als einer Maischkufe dienen. Gewoͤhnlich sammelt sich in ihr, durch
                              die Verdichtung der Daͤmpfe, ungefaͤhr 1/8 oder 1/7 der ganzen in der
                              Maischkufe befindlichen Fluͤssigkeit, daher sie wenigstens dreimal so viel
                              fassen muß, als die sich darin sammelnde Fluͤssigkeit betraͤgt,
                              ein Spielraum den der Verfasser zur Scheidung der spirituoͤsen Theile von den
                              waͤsserigen noͤthig erachtet.
                           f Ziegelbelegung um den hoͤlzernen Rectificator
                              e.
                           vFig. 12.
                              Helm des Rectificators (Beikufe): kupfernes Gefaͤß, in welchem das
                              Rohr r sich oͤffnet. Es ist mit warmen Wasser
                              angefuͤllt.
                           Man kann mit einer kleinen Beikufe Branntwein bekommen, wenn man durch die
                              Verminderung des Druckes in der Maischkufe, die Elasticitaͤt der
                              Daͤmpfe im Kessel vermindert, und oft das Wasser veraͤndert, welches
                              in v gegossen wird. In diesem Falle geht die
                              Destillation dem Anscheine nach langsamer, sie wird aber schneller beendigt.
                           Der kupferne Helm ist luftdicht mit der Beikufe verbunden.
                           g Kuͤhlapparat. Er wird aus duͤnnen
                              Blechplatten verfertiget, die einen Zig-Zag bilden. Dieser Refrigerator
                              scheint eine Nachahmung des Solimanischen zu seyn: er ist leichter zu bearbeiten als
                              die Schlange, und da er mit Zinn zusammengeloͤthet ist, so kann er zuweilen
                              auseinander genommen werden, um ihn von neuem zu verzinnen.
                           l Kuͤhlfaß, zu diesem Apparat: er ist mit
                              Brettern belegt.
                           t ein eiserner oben bedekter Wasserbehaͤlter, der
                              so in den Schornstein gemauert wird, daß der darin aufsteigende Rauch, der
                              noch ziemlich warm ist, den Kessel umziehn, und das darin enthaltene Wasser
                              erwaͤrmen kann.
                           
                           2. kleine trichterfoͤrmige Roͤhre, um diesen Kessel t mit Wasser zu fuͤllen.
                           p Roͤhre die fast bis auf den Boden des
                              Dampfkessels geht. Sie muß eine hinlaͤngliche Laͤnge haben,
                              weil das Wasser, durch den Druck der Daͤmpfe, darin erhoben wird.
                           3. kurze Roͤhre, die den Wasserkessel t, mit der
                              Roͤhre p verbindet.
                           4. ein metallener Stoͤpsel, der etwas niedriger steht, als die Roͤhre
                              4. Er ist kegelfoͤrmig gebildet, damit er desto besser die Roͤhre p verschliessen koͤnne.
                           7. 8. Hebel mit welchem das obere Ende der an diesem Stoͤpsel befestigten
                              Stange vermittelst eines Scharniers verbunden ist.
                           7. Punkt um welchen sich der Hebel 7. 8. dreht.
                           6. Ein Stein, oder ein Stuͤck Eisen, der zum Theil ins Wasser taucht.
                           5. Ein eiserner Drath, an welchem dieser Stein haͤngt. Das oberste Ende dieses
                              Draths ist am Hebel 7. 8. befestigt.
                           8. Ein Gegengewicht zu dem Stein 6, der im Wasser des Dampfkessels zum Theil
                              haͤngt. Wenn das Wasser im Kessel verdampft, so sinkt der Stein, indem er
                              alsdann schwerer wird. Die Hebelstange dreht sich um ihre Axe 7; der metallene
                              Stoͤpsel 4. wird hinauf gezogen, das Wasser des Kessels t kann in das Rohr p
                              fliessen, und durch dasselbe in den Dampfkessel, bis das Gleichgewicht zwischen 6.
                              und 8. wieder hergestellt ist.
                           Damit man sicher sey, daß dieser Prozeß auch immer richtig vor sich
                              gehe, sind am Dampfkessel selbst zwei kleine Roͤhrchen angebracht. Die eine
                              geht ins Wasser, bis zu der Tiefe, unter welcher es nie stehn muß, die andre
                              aber wird in der Entfernung von der Oberflaͤche des Wassers angebracht,
                              welche dasselbe nie erreichen soll: sie sind beide mit Haͤhnen versehn. Wenn
                              man beide oͤffnet, und es stroͤmt aus jeder entweder Dampf oder Wasser, so
                              ist dieses ein Zeichen, daß im ersten Falle zu wenig, im lezten aber zu viel
                              Wasser im Dampfkessel ist.
                           9. 10. 11. 12. Sicherheitsventil.
                           uu Haͤhne, um das Wasser aus dem Kessel und
                              den Maischfaͤssern zu lassen.
                           
                        
                           52. Einige Bemerkungen uͤber diesen Apparat.
                           Aus dieser Beschreibung sieht man, daß dieser Apparat zwar zusammengesezt,
                              daß aber der Mechanismus desselben nicht complicirt ist.
                           Von allen bisher beschriebenen, und mir bekannten eignet sich kein einziger, so wie
                              dieser zur Fabrikation unserer Branntweine, und es ist kaum zu zweifeln, daß
                              so bald nur einige große Gutsbesizer, oder wohlhabende Brenner einen
                              aͤhnlichen werden aufgestellt, und die Vortheile desselben anschaulich
                              gemacht haben, die groͤßere Anzahl, die nur auf gute und belehrende
                              Beispiele wartet, keinen Anstand nehmen wird, ihn einzufuͤhren.
                           Die Vortheile der Subow'schen Methode, sind groß.
                           Man erspart das betraͤchtliche Capital, das man auf die Anschaffung, und auf
                              die Erneuerung der kupfernen Kessel verwenden muß, deren Boden
                              vorzuͤglich von der anhaltenden starken Feuerung leidet. Alles Kupfer,
                              welches an diesem Apparate ist, leidet Nichts von der Wirkung des Feuers, und kann
                              sehr lange dauern.
                           Die Verkittung der verschiedenen Theile der Roͤhren, und ihre Verbindung
                              vermittelst Schrauben, sezet Anfangs freilich etwas mehr voraus, als man von unseren
                              gemeinen Brennknechten erwarten darf, allein der dazu noͤthige Mechanismus
                              ist so leicht, daß sie sich bald darein finden werden.
                           Es ist keine geringe Ersparniß, daß die Destillation aus
                              hoͤlzernen Kufen betrieben werden kann, weit besser als in Metal
                              laͤßt sich darin die Waͤrme concentriren, und Herr Graf von Subow hat
                              uͤberdieses die dazu schicklichsten Mittel gewaͤhlt. In kleinen
                              Brennereien koͤnnte bei einer aus starken Bohlen zusammengesezten Maischkufe
                              die steinerne Belegung wegfallen. Wer indessen schon kupferne Brennkessel besizt,
                              kann sie in die Stelle dieser Maischkufen brauchen, und darf nur mit Wegwerfung des
                              Helms, sie zum neuen Gebrauche einrichten lassen; er hat alsdann keine andre
                              Hauptausgabe als die des eisernen Dampfkessels.
                           Besonders wichtig ist die neue Art der Einmaischung, die auf diesen Apparat berechnet
                              ist; die jedoch auch auf Destillationen im luftverduͤnnten Raume anzuwenden
                              seyn duͤrfte, weil die Destillation in diesem bereits durch eine
                              Waͤrme von 45 bis 50 Grad bestimmt wird. Rathsam ist es indeß, sich,
                              wie schon oben gesagt an der erprobten Methode zu halten, bis die neue durch
                              zweckmaͤssige Versuche, ihren Nuzen bewaͤhrt haben wird: alsdann wird
                              man nach Belieben entweder den Dampfkessel ersparen, oder wenn man diesen schon hat,
                              mit der Haͤlfte des Dampfes, dasselbe leisten.
                           Die Wichtigkeit dieses Vortheils sieht man besonders ein, wenn man erwaͤgt,
                              daß dadurch die hier anwendbare Methode der Einmaischung, das zu derselben
                              noͤthige Wasser in dem Verhaͤltnis von 2,5 zu 1 vermindert ist, die Zeit die auf die Einmaischung verwendet werden
                              muß, ferner die Zeit zur Abduͤnstung der
                                 respectiven Wassermengen, und endlich, das zu dieser
                                 Verduͤnstung noͤthige Holz in demselben Verhaͤltnisse
                              stehn. Koͤmmt hiezu noch die Vereinfachung der Operation durch Rectificatore,
                              so wird man einsehn, daß wenn man, nach der gewoͤhnlichen Methode mit
                              8 bis 10 Klafter auskommt, man hier mit einer Klafter fertig werden muß.
                           Was den Rectificator betrift, so besteht der untere Theil aus einer hoͤlzernen
                              Kufe, und der obere aus Metal. Der obere wird mit Wasser angefuͤllt, und
                              durch dieses Wasser geht
                              die Roͤhre, welche die Daͤmpfe, die sich aus dem Rectificator erheben,
                              ins Kuͤhlfaß leiten.
                           Wenn wir hier verschiedene Beobachtungen zusammenstellen, zu welchen die
                              Rectificatoren verschiedener hier beschriebener Apparate die Veranlassung geben, so
                              duͤrfte diese Vergleichung fuͤr manchen belehrend ausfallen.
                           Herr Strauß hat bemerkt, daß wenn er in den Trog seines Rectificators
                              kaltes Wasser hinzugießt, die Bildung und das Aufsteigen der Daͤmpfe
                              wenigstens eine viertel Stunde ganz aufhoͤrt: – Herr Elglund bemerkt,
                              daß je kaͤlter das Wasser ist, welches die Haͤlfte seines
                              Rectificators umringt, desto staͤrker wird der Branntwein; – Herr von
                              Subow hat gefunden, daß wenn das Wasser uͤber dem Rectificator sich
                              auf 50 bis 60 Grad erwaͤrmt, dann erst stroͤmen die Daͤmpfe ins
                              Kuͤhlfaß aber: er bemerkt ferner, daß sich durch die
                              Verdichtung der Daͤmpfe in dieser Kufe 1/8 oder 1/7 der ganzen
                              anfaͤnglich in der Maischkufe befindlichen Fluͤssigkeit sammlet.
                              Endlich macht er noch die Bemerkung, daß wenn man durch Verminderung des
                              Drucks in der Maischkufe, die Elasticitaͤt der Daͤmpfe im Kessel
                              vermindert, und oft das Wasser im oberen Theile des Rectificators veraͤndert,
                              man staͤrkeren Branntwein bekommen kann.
                           Alle diese Beobachtungen zusammengenommen, muͤssen in der Theorie der
                              Dampfbildung und der Dampfverdichtung uͤberhaupt ihren Grund haben, und sich
                              folglich daraus erklaͤren lassen.
                           Da der Rectificator des Herrn Strauß nicht ganz mit Wasser umgeben ist, so
                              wird derselbe bloß so weit oder ungefaͤhr so weit mit Wasser umringt,
                              als sich darin das Pflegma sammelt. Bringt man ploͤzlich kaltes Wasser hinzu,
                              so wird dieses Pflegma so abgekuͤhlt, daß die Daͤmpfe, sowohl
                              des Wassers als des Alkohols, sich darin verdichten, bis die Waͤrme des
                              Pflegmas wiederum die Absonderung beider moͤglich macht: sollte dieser
                              Rectificator ganz im Wasser stehn, so wuͤrde sich der Branntwein, nach den
                              Graden der Temperatur des Wassers, und nach der Menge desselben bald etwas
                              schwaͤcher, bald etwas staͤrker zeigen.
                           Nur der obere Theil des Elglund'schen Rectificators ist im Wasser. Je kaͤlter
                              dieses Wasser ist, desto staͤrker wird der Branntwein; aber es muß
                              wohl bemerkt werden, daß die Daͤmpfe sich unmittelbar in denselben,
                              und nicht durch eine sich darin sammelnde Schichte waͤsseriger
                              Fluͤssigkeit, begeben. Ihr Pflegma wird bloß durch die Kaͤlte
                              der oberen Theile des Rectificators verdichtet, und von den geistigen, elastisch
                              gebliebenen Theilen, geschieden, da dieser Rectificator einen großen inneren
                              Raum hat, so erstreckt sich diese Rectification desto tiefer in die Masse der
                              Daͤmpfe, desto groͤßer die Kaͤlte der Abkuͤhlung
                              ist, und folglich je mehr sich rectificirte Daͤmpfe in den Refrigerator
                              begeben, um so staͤrker wird der Branntwein seyn.
                           Herr Graf von Subow dagegen, hat an seinem Rectificator die beiden
                              Rectificationsmittel angewendet: je groͤßer der Druck ist, unter
                              welchem die Daͤmpfe sich erzeugen, desto mehr Waͤrme ist mit denselben
                              verbunden, desto geringer wird die Rectification in dem gesammelten Pflegma seyn,
                              durch welches sie ziehn. Ist nun, unter diesen Umstaͤnden, der Durchmesser
                              der Kufe und folglich ihres metallenen Rectificators, groß, so bietet dieser,
                              den sich erhebenden Daͤmpfen, eine breite Flaͤche dar, und kann daher,
                              indem er viele waͤsserige Daͤmpfe mit einem Mal condensirt, den
                              Nachtheil des groͤßeren Druckes einigermassen wieder gut machen; und
                              man bekommt guten starken Branntwein. Ist aber die Kufe kleiner, und sind zugleich
                              die Daͤmpfe sehr elastisch, so lassen sie bei ihrem Durchzuge durchs Wasser,
                              so wie im vorigem Falle zu wenig Wasser zuruͤck. Eine weit kleinere Wasse
                              Daͤmpfe kann indessen, in derselben Zeit, die Einwirkung des metallenen Abkuͤhlers
                              erfahren, und in demselben Verhaͤltnisse gehn mehr waͤssrige
                              Daͤmpfe uͤber: man bekommt also mit einer kleineren Kufe einen
                              staͤrkeren Branntwein, wenn die Daͤmpfe minder elastisch sind, das
                              heißt, wenn sie unter einem minder grossen Drucke erzeugt werden, und man das
                              Wasser des Abkuͤhlers am Rectificator kaͤlter haͤlt, folglich
                              oͤfters erneuert.
                           Auf jeden Fall wuͤrde der Rectificator am Subow'schen Apparat bei einer
                              kleineren Kufe einen staͤrkeren Branntwein geben, wenn der Solimanische
                              Zig-Zag in dem metallenen Wasserbehaͤlter, der den oberen Theil dieser
                              Kufe ausmacht, angebracht worden waͤre. Indeß wenn man bloß
                              einen starken Branntwein weil er einfacher ist, hinreichen.
                           Herr von Subow bemerkt, daß sich in diesem Rectificator 1/8 oder 1/7 der
                              ganzen in die Maischkufe befindlichen Fluͤssigkeit sammelt. Dieses
                              Verhaͤltniß scheint mir bei der dickeren Maische, die zu diesem
                              Apparate erfordert wird, etwas groß; und kaͤnnte vielleicht zu breiten
                              Roͤhren zugeschrieben werden muͤssen; da die Erfahrung mich gelehrt
                              hat, daß sie eine wahre Destillation bewirken, die den Rectificator mit
                              unnuͤzen Wasser fuͤllt.
                           Es ist kaum zu bemerken noͤthig, daß man vermittelst dieses Apparats,
                              Alkohol nach beliebiger Staͤrke bilden kann, wenn man die Zahl der
                              Rectificatoren zwischen der Maischkufe und dem Kuͤhlfasse vermehrt, in
                              welchem Falle aber die folgenden Rectificatoren betraͤchtlich kleiner seyn,
                              und nach demselben Systeme eingerichtet werden koͤnnen.
                           Die Subow'sche Destillirmethode wuͤrde alle bis jezt bekannte und
                              bewaͤhrte Vorzuͤge eines Destillirapparates vereinigen, wenn zur
                              Reinigung des Branntweines, die Ernst'sche Kohlensiebe, oder irgend, ein andres
                              Laͤuterungsmittel angebracht waͤren, was nicht schwer ist: auch
                              vermißt man an der Kufe, die zum Rectificator dienet, einen Hahn, der an einer gewissen
                              Hoͤhe befestigt, das uͤberfluͤssige Pflegma ablassen
                              koͤnnte.
                           Schließlich theile ich noch dem Leser eine Tabelle mit, welche die
                              Hauptvortheile jenes Apparats zusammenstellt, und habe nur zur besseren Uebersicht
                              derselben, die Rußischen Maasse auf Baierische
                              zuruͤckgefuͤhrt.
                           
                           
                              Vergleichungs-Tabelle
                              
                           der drei unten genannten Methoden, Branntwein zu brennen, in der
                              Voraussezung, daß nach einer jeden derselben in 7 Monaten, waͤhrend
                              welcher ununterbrochen gebrannt wird, 6732,55 Baierische Eimer (35,000 Russische)
                              Kornbranntwein geliefert werden sollte, angenommen, daß, nach allen drei
                              Methoden, bei gleicher Quantitaͤt Roggen, der Ertrag an Branntwein gleich
                              sey.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 2, zu Seite 465
                              Gefäße; Mehl; Wasser; Destillation; Branntwei, Arbeiter
                              
                           * Nach der gewoͤhnlichen Methode muß man im Kochen erhalten, bis man,
                              als leztes Produkt, den Branntwein erhaͤlt: 5229,16 E.
                              Fluͤßigk. Nach der Subowschen nur 157,63 E.
                           
                           
                        
                     
                  
               


