| Titel: | Bemerkungen eines Lesers über einen in dem Repertory of Arts etc. a. a. O. S. 52. aus den Transactions of the London Horticulture Society mitgetheilten Aufsaz des hochwürdigen Hrn. Wilh. Williamson von Westbere bei Canterbury, über die Weise, Champignons auf ausgetragenen Melonen- und Gurkenbetten zu ziehen. | 
| Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XLVIII., S. 478 | 
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                        XLVIII.
                        Bemerkungen eines Lesers über einen in dem Repertory of Arts etc. a. a. O. S. 52. aus den Transactions of the London Horticulture Society mitgetheilten Aufsaz des hochwürdigen Hrn. Wilh. Williamson von Westbere bei Canterbury, über die Weise, Champignons auf ausgetragenen Melonen- und Gurkenbetten zu ziehen.
                        Williamson's Verfahrungsart Champignons zu ziehen.
                        
                     
                        
                           Hr. Williamson legt in seine Melonenbetten, wenn die erste Hize
                              voruͤber ist, und Erde aufgetragen werden soll, Champignon-Brut in die
                              Seiten und auf die Oberflaͤche des Bettes, laͤßt dann alles mit
                              Erde decken, und behandelt seine Melonen wie gewoͤhnlich. Wenn im September
                              und Oktober die Betten abgeraͤumt werden, laͤßt er sie
                              sorgfaͤltig reinigen, Fenster auftragen, und oͤfters, jedoch nicht zu
                              viel, begießen. Durch die Feuchtigkeit kommt nun eine Menge Champignons auf
                              die Oberflaͤche des Bettes, so daß er oͤfters von einem 10
                              Fuß langen und 6 Fuß breiten Bette zwei Bushel (= 0,5734
                              Wiener-Mezen; ein Wiener-Mezen haͤlt aber 1,9471
                              Wiener-Kubikfuß) Champignons erndtete, und unter diesen
                              Stuͤcke, die fast zwei Pfunde wogen. Die Champignons-Erndte erneuert
                              sich unter den Fenstern bei gehoͤriger Waͤsserung bis zum Eintritte
                              des Frostes. Im Fruͤhjahre laͤßt er die Fenster, wo er
                              derselben nicht anderswohin bedarf, wieder auftragen, oder bloß Stroh
                              aufstreuen, wo sodann das Mistbett bis zum Eintritte des Sommers ununterbrochen
                              Champignons traͤgt. Die Champignons schaden den Melonen durchaus nicht; denn
                              Hr. Williamson zog in seinem Champignon-Melonenbette 8 3/4 Pfund schwere Melonen in der ersten,
                              und 6 1/2 Pfund schwere Melonen in zweiter Erndte. Die Champignons sind eben so
                              koͤstlich, als die auf die gewoͤhnliche Weise erzogenen.
                           Dieß ist alles sehr wahr und sehr richtig, wie wir aus eigener Erfahrung
                              versichern koͤnnen: nur kommt hier der Umstand zu bemerken, daß bei
                              dieser Methode unter den koͤstlichen Champignons auch nur zu leicht und zu
                              oft Mist – und Tinten-Pilze (Agaricus
                                 fimentarius und atramentarius) in Menge
                              empor kommen, und daß auf diese Weise die Pilz-Erndte desto
                              gefaͤhrlicher wird, je groͤßer sie ist. Man muß, will
                              man sich vor Vergiftung hier vollkommen sicher stellen, bei dem Einsammeln der
                              Champignons selbst zugegen seyn, jeden Pilz in die Hand nehmen und, die
                              juͤngeren besonders, genau untersuchen, damit keine Verwechslung statt habe,
                              die in den Haͤnden derjenigen Leute, denen jeder weiße Pilz ein
                              Champignon ist, leider nur zu oft geschieht. Man vergesse nie, daß jeder Pilz
                              auf dem Tische, den man nicht selbst als Kenner pfluͤckte, ein wahres Memento mori ist.