| Titel: | Ueber Vergiftung an sich gesunder Nahrungsmittel durch kupferne Kessel. | 
| Fundstelle: | Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XLIX., S. 480 | 
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                        XLIX.
                        Ueber Vergiftung an sich gesunder Nahrungsmittel durch kupferne Kessel.
                        Ueber Vergiftung der Nahrungsmittel durch Kupfer.
                        
                     
                        
                           Hr. Accum sagt in seiner Schrift uͤber Faͤlschung der
                              Lebensmittel S. 352. »Viele Speisen werden mit Kupfer verunreinigt, weil
                                 sie in Geschirren aus diesem Metalle bereitet werden. Der Gebrauch solcher
                                 Kochgeschirre sezt uns taͤglich in die Gefahr, vergiftet zu werden, da
                                 fast alle saure (oder in saure Gaͤhrung uͤbergehende)
                                 Vegetabilien, alle salzigen oder fetten Substanzen, die man in der Kuͤche
                                 gebraucht, auf Kupfer einwirken, und einen Theil desselben aufloͤsen. Nur
                                 zu viele traurige Beispiele lehren, welche unangenehme Folgen vom Genuße
                                 der in kupfernen Gefaͤßen bereiteten Speisen entstanden sind, wenn
                                 diese Gefaͤße nicht auf das sorgfaͤltigste vom Kupferoxyde,
                                 welches sich durch Einwirkung der Luft oder der Feuchtigkeit in denselben
                                 gebildet hat, gereiniget worden sind.
                           Die nicht zu entschuldigende Nachlaͤßigkeit der Leute, welche
                              Kupfergeschirre gebrauchen, war nur zu oft schon eine furchtbare Quelle des Todes,
                              und ist in dem Maaße fuͤrchterlicher, als sie ihre Einwirkung
                              gewoͤhnlich zugleich uͤber eine große Anzahl von Personen
                              verbreitete. Hr. Thiery sagt
                              in seiner trefflichen Abhandlung uͤber die verderblichen Eigenschaften des
                              Kupfers: »Unsere Nahrung erhaͤlt in der Kuͤche durch den
                                 Gebrauch kupferner Pfannen und Schuͤsseln ihre tuͤchtige Portion
                                 Gifte. Der Brauer mischt Gift in das Bier, indem er in kupfernen Geschirren
                                 braut. Der Zuckerbaͤcker gebraucht kupferne Pfannen; der
                                 Pastetetenbaͤcker baͤckt unsere Pasteten in kupfernen
                                 Moͤdeln; der Confiturior braucht kupferne Geschirre, in Geschirren von
                                 Kupfer oder Messing siedet der Oehlmann den Poͤkel, und Gruͤnspan
                                 wird durch das Einwirken des Essigs auf dieses Metall uͤberall nur zu
                                 haͤufig erzeugt.«
                              »Wenn auch Eine Dosts dieses Giftes nicht sogleich den Tod bringt, so wird
                                 doch eine, wenn gleich kleine, mit jedem neuen Male neuerdings gegessene Dosis
                                 Giftes, weit traurigere Folgen haben muͤssen, als man gewoͤhnlich
                                 davon zu fuͤrchten pflegt. Ueberdieß ist die Einwirkung
                                 verschieden, nach Verschiedenheit der Constitution, so daß selbst kleine
                                 Quantitaͤten dieses Giftes den Koͤrper heftig angreifen
                                 koͤnnen.«
                              
                           
                           Der Verfasser der Abhandlung: Serious Reflectionson the Dangersattendingthe Use of Cooper Vessels (ernste Betrachtungen
                              uͤber die Gefahren bei dem Gebrauche kupferner Geschirre) versichert,
                              daß ein ungeheueres und schreckliches Heer von Krankheiten lediglich durch
                              die giftige Wirkung dieser verderblichen Materien, welche unmerklich mit den Speisen
                              in unseren Magen gelangen, herbeigefuͤhrt wird.
                           Dr. JohnstonEssay on Poison. p. 102. erzaͤhlt den traurigen und peinvollen Tod dreier Menschen, welche auf
                              eine schreckliche Weise nach dem Genusse von Speisen, die in unreinen kupfernen
                              Geschirren gekocht wurden, am Borde des Cyclops gestorben sind: 33 andere wurden von
                              derselben Mahlzeit schwer krank.
                           Dr. G. BakerMedical Transactions. vol. 1 p. 213. erzaͤhlt: Man fand einen zu Hause bereiteten Cyder zu sauer, kochte
                              ihn daher mit Honig in einem Braukessel, dessen Rand mit Blei bekleidet war. Wer
                              davon trank, wurde von Kolik befallen. Ein Diener starb bald unter Convulsionen,
                              andere litten lange Zeit fuͤrchterlich: der Herr des Hauses konnte aller
                              Kunsthuͤlfe ungehindert seine Gesundheit nie wieder erlangen; er starb,
                              nachdem er drei Jahre hindurch unter den Qualen einer furchtbaren Krankheit
                              gaͤnzlich erschoͤpft wurde.
                           Man kann bei allen Kuͤchengeraͤthen aus Kupfer nicht Sorge und
                              Aufmerksamkeit genug tragen, um sie bei ihrer Bestimmung unschaͤdlich zu
                              erhalten. Sie sollen oft verzinnt, und durchaus rein gehalten seyn; auch soll keine
                              Speise laͤnger, als durchaus nothwendig ist, darin gelassen werden. Das
                              sicherste Mittel ist, kupferne Geraͤthe gaͤnzlich aus der
                              Kuͤche zu verbannen.
                           Folgende heilsame Lehre moͤgen die Koͤche beachten.
                           
                           
                              »Schmoͤrpfannen und Suppenkessel sollen immer vor dem Gebrauche
                                 untersucht werden; diese wie die Deckel muͤssen vollkommen rein und wohl
                                 verzinnt seyn, nicht bloß an der inneren Seite, sondern auch noch ein
                                 paar Zoll von außen; eine Menge von Ungluͤcksfaͤllen
                                 ruͤhrte davon her, daß hier nicht gehoͤrig nachgesehen, und
                                 das Geschirr nicht im gehoͤrigen Zustande erhalten wird; wenn nicht rein
                                 verzinnt wird, so ist all euer Thun vergebens; Bruͤhen und Suppen werden
                                 gruͤn und schmuzig aussehen, bitter schmecken, vergiften, vom Auge und
                                 vom Gaumen verbannt werden; euer Credit wird verloren seyn; und da Gesundheit,
                                 ja sogar das Leben der Familie hievon abhaͤngt, so moͤge doch der
                                 Koch uͤberzeugt seyn, daß sein Herr lieber die Rechnung des
                                 Verzinners als des ArztesOder vielmehr des Leichenbitters oder Todengraͤbers. bezahle.«
                              
                           Der schwedische Senat hat im Jahre 1753 hoͤchst weise die kupfernen Geschirre
                              gerade zu verbothen, und angeordnet, daß auf der Flotte und bei den Heeren
                              nur Geschirre von Eisen gedultet werden sollen.